Beiträge von Cruyffiola

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung

    Beispielsweise das Prinzip: Mitspieler unter Druck helfen - Mitspieler ohne Druck = Wegbleiben. Das ist ein sehr allgemeines Prinzip, wodran sich jeder Spieler ein wenig orientieren kann (Kommt beim DFB meine ich auch vor). Sagen wir der linke Innenverteidiger ist unter Druck und wir trainieren das Prinzip. Bedeutet es für die ballnahen Spieler rechter Innenverteidiger, linker Verteidiger, Sechser die Passdistanz zu verkürzen und somit gleichzeitig Gegenspieler zu binden. Die Spieler auf der nächsten Ebene, linker Mittelfeldspieler und Zehner, Schnittstellen besetzen und Passdistanz verkürzen und die letzte Ebene können durch tiefe Laufwege unterstützen. Also vieles in einem Prinzip drin mit der simplen Frage, wie kann ich meinem Mitspieler in diesem Moment helfen. Ich denke solche Oberprinzipien sind im Kinderbereich gefragt und dann die Kreativität der Kinder gefragt, um die Prinzipien zu füllen.

    Allgemeine Prinzipien brauchen zwingend Unterprinzipien. Das obige Beispiel zeigt ja, wie komplex jede Situation ist. Wir müssen dann schon wieder weitergehen und fragen, welche Unterprinzipien gelten, damit wir dem Mitspieler unter Druck helfen können. [...] wie weit wird entgegengegangen und in welchem Winkel wird sich positioniert.

    Das ist für mich ein ganz zentrales Thema, das ich bisher mit jeder Mannschaft bis zum Erbrechen durchgehen musste. Die Spieler müssen verstehen, dass es nicht immer eine Hilfe ist entgegen zu kommen. Dadurch macht man den bespielbaren Raum für den Ballführenden schließlich kleiner, bringt noch mehr Gegenspieler mit und erhöht zusätzlich den Druck, anstatt ihn zu reduzieren. Hier zeigt sich für mich immer wieder, ob ein Spieler "spielintelligent" ist, oder die absoluten Oberprinzipien noch nicht verstanden hat. Es ist meiner Meinung nach zugleich aber auch eine der am schwierigsten zu vermittelnden "Ebenen" im Fußball. Spiel ohne Ball, die Verbindung zu den Gegenspielern verstehen und intelligent nutzen, wenngleich man nicht unmittelbar an der Situation beteiligt ist. Da arbeiten die eigentlich zielführenden Verhaltensweisen häufig gegen den "Ball-haben-wollen"-Instinkt, der die Spieler immer wieder dazu bringt, sich in ungünstigen Räumen anzubieten, weil sie denken, das würde helfen.

    Ich bin auch der Meinung, dass Spieler und Trainer im Fußball oft die Regeln nicht gut kennen.

    Mein absolutes Lieblingsbeispiel ist hier die Sache mit dem "Abschießen" von Spielern, die sich beim Freistoß vor den Ball stellen. Das hat so eine krasse Dynamik entwickelt, weil leider die meisten Schiedsrichter die Regel selber nicht kennen.

    Selbst in der Verbandsliga habe ich neulich noch erlebt, wie der Coach seine Spielerin dazu aufgefordert hat, unsere Spielerin abzuschießen, weil er der Meinung war sie müsste dafür gelb bekommen. Diese Meinung tat er dann auch direkt lautstark kund und wurde dafür von dem - glücklicherweise - sehr guten Schiedsrichter mit der gelben Karte bedacht.

    Ich bin ein wenig frustriert mit meiner B-Jugend. Wir sind toll mit 5 klaren Siegen in die Saison gestartet, da sah es richtig gut aus für die Kreismeisterschaft und einen eventuellen Aufstieg. Im 6. Saisonspiel hat sich einer unser "besseren" Spieler (war zwischenzeitlich 5 Jahre im NLZ) eine schwere Verletzung zugezogen und seitdem haben wir die letzten 4 Spiele verloren (alle nur mit einem Tor Unterschied). Man merkt, dass der eine Unterschiedspieler fehlt, der mit einer Einzelaktion ein knappes Spiel entscheiden kann.


    Jetzt geht es in die Winterpause und schlechter konnte das Gefühl dabei wirklich nicht sein. Ich glaube, dass ein neuer Impuls fehlt und einfach durch eine Änderung ein Ruck durch die Mannschaft gehen sollte, weil wir in so einen Abwärtsstrudel geraten sind. Was kann ich da tun? Neue Routinen oder Prinzipien einführen? Dass man einfach mal vom aktuellen Weg abkommt und den Kopf frei bekommt? Wir wollen jetzt weiterhin Freundschaftsspiele machen und auch 1-2 mal in der Woche in die Halle gehen (soweit möglich) und Futsal-Training machen.


    Nicht falsch verstehen, wir spielen nicht schlecht oder sind unterlegen. Auch die Beteiligung ist super (im Schnitt 17 von 22 Spielern bei zwei Langzeitverletzen). Nur - egal wie man es den Jungs verkauft - 4 Niederlagen am Stück sind dann doch blöd, auch wenn man sich noch so sehr auf Entwicklung und Spielweise versteift.

    Die Situation kenne ich ganz gut. Zunächst einmal finde ich es wichtig, als Trainer zwar stets eine Kompromissbereitschaft bezüglich des Systems und der Prinzipien etc. an den Tag zu legen, bin aber auch der Meinung, dass man stets voller Überzeugung hinter seinen Ideen stehen und nicht wegen einer Negativserie alles umschmeißen sollte. Eine Stagnation, oder gar ein Abwärtstrend, bedeutet für mich nicht zwangsläufig, dass etwas gescheitert ist und etwas neues her muss, sondern vielmehr dass die Mannschaft bereit für eine Weiterentwicklung ist. Ich zeige dann "Handlungsalternativen" auf, die nah verwandt mit unserem System sind bzw. auf unserem System basieren (banalstes Beispiel: Statt nach außen zu lenken nach innen lenken). Außerdem lohnt sich in solchen Phasen hin und wieder das Einüben von Abläufen in anderen Ordnungen, die ihr je nach Matchplan einnehmt (bei uns wäre das z.B. die Umstellung auf 3-5-2, wenn wir hinten liegen, oder 5-4-1, wenn wir gegen einen starken Gegner die Führung über die Zeit bringen müssen). So erweitert die Mannschaft ihr "taktisches Repertoire" und bekommt neue Impulse, ohne sich an gänzlich neue Dinge gewöhnen zu müssen.


    In deinem speziellen Fall würde ich außerdem versuchen der Mannschaft latent zu vermitteln, dass sie nicht von diesem einen Spieler abhängig ist. Sie müssen den Ausfall im Kollektiv auffangen und die Spieler, die bisher in seinem "Schatten" standen, haben jetzt die Chance zu glänzen. Das klingt zwar sehr "Kick it like Beckham"-mäßig, aber Fußballer sind doch eh immer "in ihrem Film".


    Du sagst ihr spielt nicht schlecht und seid nicht unterlegen, aber nach so einer Niederlagenserie ist das Team meist verunsichert. Wie äußert sich das bei euch konkret? Haltet ihr eure Verteidigungslinien nicht mehr konsequent und weicht früher zurück als gewöhnlich? Fehlt der Mut nach vorne zu verteidigen? Wird nicht mehr zielstrebig von hinten nachgeschoben? Oder ist die "einfache Fehler-Quote" höher als gewöhnlich? Das sind zumindest die Dinge, die ich in solchen Fällen bei meinen Teams beobachten konnte. Im Training habe ich dann versucht die Spielerinnen zu provozieren, den "harten Weg" zu nehmen: Spielformen im Sechs- oder Achteck mit Regeln, die das direkte Spiel in die Spitze und Duelle auf der inneren Linie belohnen. Dadurch entstehen viele Situationen, die Mut erfordern und das "Ausweichen" Richtung Safe-Zone an der Eckfahne verhindern.

    Die Frage bei der Kontersicherung ist ja, wo die Spieler geopfert werden. Wenn du dir die Konter hinter den offensiven AVs gefangen hast - sind dann deine 6er auf den Flügel rausgerückt oder gar die IVs? Dadurch macht man sich dann im Umkehrschluss natürlich in der Mitte wieder angreifbar.

    Ich finde die eingerückten Außen auch sehr interessant und wirkungsvoll, um im Angriffsaufbau den Flügel für die AVs frei zu machen und zu überladen. Wir spielen z.B. aus einer klassischen 4-3-3 Grundordnung mit einer 6 und zwei 8ern. In Ballbesitz bauen wir ab ca. 30m vor dem eigenen Tor aus einer dynamischen Dreierkette auf, indem sich die 6 zwischen die IVs fallen lässt, wodurch die AVs nach vorne außen verdrängt werden und die Flügelstürmer leicht einrücken, sodass ein 3-4-3 entsteht:


    -----RIV-----6-----LIV

    RV-----8----------8-----LV

    -----RF-----ST-----LF


    Vorteilhaft finde ich daran, dass die Dreierkette eine relativ gute Kontersicherung darstellt, da die 6 den direkten Weg zum Tor schließen kann und die breite Stellung der IVs ausgleicht.

    Außerdem bietet sich die Möglichkeit, die gegnerische Abwehrkette zu "stauchen" und den Flügel zu überladen. Essentiell sind dafür passsichere IVs und Flügelstürmer mit einem guten ersten Kontakt: Idealerweise erfolgt nämlich die Spieleröffnung vertikal z.B. von RIV auf RF, der dann auf RV nach außen, oder auf die 8 in den Halbraum klatschen lassen kann.

    In deiner Variante wäre für mich die Frage, wie gut der 10er alleine die Verbindung zum Angriff herstellen konnte, wenn du sagst dass beide 6er relativ tief standen.


    Grundsätzlich ähneln sich unsere Ansätze von der Idee schon ziemlich würde ich sagen, allerdings ist dein Spiel - wie du schon sagst - eher langgezogen und auf eine gute Tiefenstaffelung bedacht, während es bei uns eher um die Breite geht, weil wir dadurch noch Tiefe hinter der gegnerischen Kette generieren wollen. Laut deiner Darstellung baut ihr quasi über 5 Linien auf. Wenn ihr zwischen diesen Linien den entsprechenden Platz habt, ist das natürlich super, um sukzessive nach vorne zu spielen. Andererseits sind das für meinen Geschmack etwas zu viele Linien, die es zu überspielen gilt um nach vorne zu kommen.

    Ein weiteres mögliches Steuerungsmittel für Positionsspiele wären Zielbereiche oder Passtore im Spielfeld. Ich errichte gerne eine etwa 5x5m große Raute (nicht Quadrat) im Zentrum, in die diagonal eingepasst werden soll, so wie vier 5x5 m große Quadrate in die Halbräume, in die horizontal und vertikal eingepasst werden soll. Punkte gibt es nur, wenn der Ball im Zielraum kontrolliert angenommen und anschließend zu einem Mitspieler im Feld gebracht wurde. Danach muss der Spieler den Zielraum verlassen und darf den Ball dort kein zweites Mal in Folge annehmen. Dadurch fördert man zusätzlich die Spielverlagerung und Rotationen im Zentrum (Spielen und Gehen). Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass die verteidigende Mannschaft sich vergegenwärtigt, wie wichtig es ist, das Zentrum geschlossen zu halten und den Gegner daran zu hintern in diesen Bereichen aufzudrehen.


    Außerdem förderlich für das Laufverhalten und Nutzen freier Räume können etwaige Endzonenspiele, oder das Eishockeyabseits sein. Da muss man meiner Erfahrung nach aber ganz gezielt und präzise steuern, damit der eigentliche Sinn erhalten bleibt und zielstrebig in die Zielräume gespielt und gelaufen wird. Schlimmstenfalls nehmen die Spieler die Übung nicht an bzw. verstehen sie nicht und spielen im Grunde nur auf Ball halten zwischen den Linien. Dem könnte man wiederum mit einer Provokationsregel wie "Rückpässe sind nur als Klatschball erlaubt" entgegenwirken.

    Aber der allererste Fokus ist doch nunmal die Grätsche von Hummels. In Spielgeschwindigkeit beim ersten anschauen bin ich vor dem Fernseher sofort zusammengezuckt und habe gesagt: "Poa, das könnte Rot geben."


    Es war nunmal ein hartes und riskantes Einsteigen, das durch die Dynamik der Spielsituation mit Antonys Drehung in diese Grätsche hinein nochmal heftiger aussah. Von daher finde ich auch den Impuls des Schiedsrichters, im ersten Moment Rot zu zeigen, völlig nachvollziehbar.


    Dass nun im Nachhinein Schiri, VAR und Gegenspieler an den Pranger gestellt werden, ist wirklich bezeichnend für Fußball-Deutschland. Dass inzwischen auch nicht wenige von einer Schwalbe reden (Hummels macht ja in der Diskussion mit dem Schiri auch das Schwalbe-Handzeichen) setzt dem Ganzen die Krone auf. Ja Antony landet auf Hummels Bein, aber das ändert doch nichts daran, dass dieser ihm mit Vollgas und offener Sohle von schräg-hinten reinrutscht. Es ist offensichtlich ein regelwidriger Kontakt seitens Hummels vorhanden - sehe da 0,0 Grundlage für eine Schwalbendiskussion.


    Interessant ist auch, dass Hummels ein paar Minuten vorher schon eine ähnlich riskante Grätsche ausgepackt hat und dabei allerdings so spät war, dass er den Gegner nicht ansatzweise treffen konnte. Ein bisschen Ein- und Rücksicht täte Fußballfans (nicht nur in Deutschland) mal ganz gut. Hummels Einsteigen war unnötig riskant und erfüllte gewisse Kriterien, weshalb die Rote Karte im ersten Moment nachvollziehbar war und nicht korrigiert wurde. Auf den zweiten Blick hätte eine Korrektur auf Gelb stattfinden müssen. Antony kann froh sein, dass er während seines Tricks in der Luft war, sonst hätte er wohl wirklich die Schmerzen durchlebt, die er unnötiger Weise simuliert hat.

    Ich hätte auch gerne letztes Jahr noch die A-Lizenz gemacht zu den günstigeren Konditionen - gar keine Frage.

    Du musstest zwischen B- und A-Lizenz doch bislang erst die Elite Jugend-Lizenz machen. Und hast du dafür und für die A-Lizenz die bisherigen Zulassungsvoraussetzungen erfüllt?


    Erfüllst du sie mit den neuen Beschränkungen immernoch?

    Gut, dass du fragst - da kommen wir nämlich zum nächsten Punkt:


    Ich habe die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt, ja. Persönlich interessiere ich mich aber nicht für die Arbeit im Jugendbereich, weshalb ich nach den neuen Statuten den direkten Sprung von der B zur A-Lizenz ebenfalls als positive Entwicklung erachte. Die Teilnahme an der Elite-Jugend-Lizenz hat mir natürlich auch einige Werkzeuge für den Seniorenbereich an die Hand gegeben, aber aus heutiger Sicht weiß ich nicht, ob ich den Lehrgang überhaupt gemacht hätte, wenn die Struktur schon damals so gewesen wäre wie sie heute ist. Denn so viel kann ich für mich persönlich sagen: Elite-Jugend war für mich nur das nötige Mittel zum Zweck "A-Lizenz erreichen", um potenziell Zugang zu einer Frauen-Bundesligamannschaft zu haben.


    Mit den neuen Beschränkungen fehlen mir - auf mein konkretes Ziel und Beispiel bezogen - die zwei Jahre Cheftrainer-Erfahrung in der Frauen-Regionalliga und natürlich der finanzielle Background. So gesehen ist für mich das Thema A-Lizenz auch erstmal abgehakt, worüber ich vorerst aber auch nicht traurig bin. Für den Bereich in dem ich arbeite sehe ich mich mit der B-Lizenz ausreichend gerüstet und dürfte nach einem Aufstieg auch weiterhin Cheftrainer meiner Mannschaft bleiben. Sollte es dann nochmal hoch gehen, müsste ich mir wieder Gedanken über die A-Lizenz machen, oder mit dem Co-Trainer-Posten vorlieb nehmen.

    Ich möchte hier ungern als Neuling falsch verstanden werden, geschweige denn euch Trainerkolleg*innen auf den Schlips treten mit meiner doch recht rabiaten Meinung bzgl. der veränderten Lizenzstruktur.


    Ich glaube dir auch gerne, dass es in anderen Verbänden schon anders aussieht mit der Wertigkeit der B-Lizenz und auch bei uns in der Region ist es allein meine subjektive Wahrnehmung. Ich möchte damit aber keineswegs die Lizenzstufe an sich entwerten. Ich weiß, dass es eine Menge B-lizensierter Trainer gibt, die sehr gute Arbeit machen und gut qualifiziert sind. Ich bin grundsätzlich der Überzeugung, dass weder eine Lizenz, noch eine Reihe an Profivereinen in der Vita einen guten Trainer ausmachen. Ich kenne genügend Trainerkollegen, die ohne Lizenz einen herausragenden Job auf und neben dem Platz machen und quasi sich quasi alle Inhalte aus dem B-Lizenz-Lehrgang durch eigenes Feingefühl und Interesse am Fußball selbst angeeignet haben.


    Ich würde eine*n Trainerkolleg*in also niemals anhand der Lizenzstufe in seiner/ihrer Tauglichkeit bewerten - so viel sei klar gestellt.


    Zurück zu dem Punkt, den ich eigentlich seit dem ersten Beitrag machen wollte und der sich weiterhin nicht ändert: Willst du etwas aufwerten und "exklusiver" machen, erschwerst du den Zugang dazu - so wie es der DFB nun getan hat. Und auch der Stelle möchte ich nochmal darauf verweisen, dass der DFB sich an Regularien und Auflagen der UEFA zu halten und nicht zum Selbstzweck gehandelt hat. Es gab mehrere Punkte die auf dem Prüfstand waren und den Ansprüchen nicht genügten. Andere Nationalverbände sind uns einige Schritte voraus und das muss der DFB nun aufholen.

    Schau mal hier: A Lizenz


    Ich verstehe deinen Punkt mit der Hauptamtlichkeit beim Regionalligateam, aber das ist ein bisschen kurz gedacht. Der DFB sieht darüber hinaus in der A-Lizenz auch die Qualifikation für den Cheftrainerposten eines A- oder B-Junioren Bundesligisten, eines Frauen-Bundesligisten, oder eines Verbandssportlehrers. Da kommen wir der Hauptamtlichkeit dann schon wieder einen Schritt näher, zumal solche Vereine auch ein finanzieller Türöffner sein können.


    Man kann sich Qualität natürlich nicht kaufen. Für die Qualität sorgt neben dem Preis aber auch das neue Punktesystem für die Zulassung. Erfahrung auf dem angestrebten Fachgebiet wird vorausgesetzt und auch in einer entsprechenden Ligen- und Mannschaftsstärke gemessen.


    Betrachte es mal so: Die "alte" B-Lizenz hat man in einem "Crashkurs" bei einer Uni-Kooperation vom FLVW für <500€ bekommen. Konkret waren das 2 Wochen Theorie-Praxis-Verknüpfung + 2 Prüfungstage. Das ist eine verdammt niedrige Hürde - da kommt man auch ohne viel Qualität schon eher in Versuchung sie überhaupt zu nehmen, als wenn die Lizenz teurer und der Lehrgang länger ist. Da überlegst du dir dann vielleicht noch ein zweites oder drittes Mal, ob das wirklich was für dich ist und du das Geld und die Zeit dafür investieren solltest - zumal immer noch die Möglichkeit des Nicht-Bestehens besteht.


    Ich hätte auch gerne letztes Jahr noch die A-Lizenz gemacht zu den günstigeren Konditionen - gar keine Frage. Aber ich bin da optimistisch, dass das neue System die Qualifizierung der Trainer über alle Bereiche eben nicht senkt, sondern erhöht. Warum sollte sie auch sinken? Und das durch alle Bereiche? Wenn größere Ansprüche gestellt und die Zugangsmöglichkeiten verringert werden? Der Gedankengang erschließt sich mir leider nicht.

    Ich würde nicht sagen, dass ich mich von jemand Speziellen "coachen" lasse, finde es aber wichtig, regelmäßig im Austausch mit meinen Co's, Zuschauern und anderen Vertrauten zu sein, um nicht in meiner Blase gefangen zu sein. Ich merke schon, dass ich mich schnell in meine Art Fußball zu denken reinsteigere und habe daher ein wenig Angst vor den selbst angelegten Scheuklappen.


    Meistens schieben mein Co und ich uns zwischen dem Abschlusstraining am Freitag und dem Spiel am Sonntag auf der Tafel die Magnete hin und her und versuchen so auf mögliche Schlüsselszenarien und Probleme zu stoßen, die wir dann im Briefing vor dem Spiel ansprechen und uns für das Ingame-Coaching aufbewahren.


    Beim Training achte ich viel auf das "latente" Feedback der Spielerinnen. Haben sie Spaß/sehen sie glücklich aus? Körpersprache, "Quatsch"-Anteil, technisch-taktische Qualität bei der Übungsausführung. Anhand dieser Gesichtspunkte entscheide ich, ob ich an der Übung akut etwas verändern muss, ob wir verkürzen oder verlängern, vereinfachen oder erschweren etc. Nach dem Training gibt es dann eine kurze Reflexion unsererseits über die abgehaltene Einheit, in der wir auch offen über Erreichen/nicht Erreichen der Lernziele und die Gründe dafür sprechen.


    Deinen Fragenkatalog für eine Spielreflexion finde ich sehr gut. Es ist meiner Ansicht nach unerlässlich zuerst über sich selbst und dann über die Leistung der Mannschaft nachzudenken. Nur so kann man ein Vertrauensverhältnis aufbauen und dem Team in der Nachbesprechung das Gefühl geben, verstanden zu werden und dass der Coach die Weisheit nicht gepachtet hat und nicht immer nur auf Fehler der Mannschaft hinweist, sondern auch seine eigenen erkennt.

    Man will auch durch die diversen Fortbildungsmöglichkeiten auf den einzelnen Lizenzstufen erreichen, dass die Lizenzen an sich aufgewertet werden und nicht mehr jeder Hirni mit einer B-Lizenz zu einem Landes- oder Verbandsligisten rennt und meint er könne da jetzt trainieren.

    Naja, der -Hirni- mit der B Lizenz müßte ja erstmal den Job bekommen, und dafür ist ja immer noch der Verein zuständig, diesen auch zu vergeben.

    In Zukunft wird der -Hirni- dann nicht mehr auftauchen, sondern die hochqualifizierten, die sich der ambitionierte Landesligist gar nicht mehr leisten kann. Der Landesligist, der viel Geld in die Jugend steckt und eigene Spieler ausbildet, und deswegen finanziell eben nicht so doll ausgestattet ist.

    Und bestenfalls sich selbst die -Hirnis- im Jugendbereich als Trainer herangezogen hat. Und die waren eventuell sogar noch erfolgreich.

    Diese Hirnis gibts dann nicht mehr, da hast Du wohl recht.

    Ich habe das Wort bewusst provokant gewählt und bin froh, dass das auch so verstanden wurde. Ich selber bin auch "nur" B-lizensiert, habe aber in den letzten Jahren immer mehr das Gefühl gewonnen, dass diese Lizensierung nicht mehr das allermeiste Wert ist. Das ist der springende Punkt. Sowohl in meinem Lehrgang damals als auch auf diversen Fortbildungen bin ich nicht sonderlich positiv angetan gewesen vom vorherrschenden Niveau. Im FLVW hat man für mein Empfinden mit den B-Lizenzen nur so um sich geschmissen. Der Zugang über den Leistungstest war meiner Meinung nach auch zu leicht. Dazu kamen diverse Kooperationen mit Unis in der Umgebung, wo aber nicht nur Studierende von den Vergünstigungen profitiert haben.


    Insofern befürworte ich die allgemeine Aufwertung der Lizenzstufen und glaube, dass über das Fortbildungssystem eine gezielte und faire Möglichkeit geschaffen wird, auch Amateurtrainern ohne finanzstarken Background regelmäßig etwas zurück zu geben.


    Bedenkt bitte auch, dass der DFB in Sachen Ausbildung Standards von der UEFA einzuhalten hat.


    Dass die Umstrukturierung und die hohen Preise zur Finanzierung der Akademie genutzt werden sollen, halte ich auch für Quatsch. Es ist wahrscheinlich einfacher 10 Anwärter zu finden, die 1000€ ausgeben können, als einen der 10.000€ ausgibt.

    Ich halte das für eine Aufwertung der B- und C-Lizenzen, wenn die A-Lizenz derart unerreichbar und unbezahlbar wird. Welcher Verein kann sich schon einen A-Lizenz-Trainer noch leisten, wenn der so viel kostet.

    Genau darum geht es.

    Nach Aussagen von Lennart Claussen sollen die lizensierten Trainer wieder vermehrt in dem Bereich eingesetzt werden, für den sie die jeweilige Lizenz qualifiziert. Man soll nicht mehr innerhalb kürzester Zeit zur A-Lizenz gelangen, die einen befugen würde hauptberuflich als Trainer zu arbeiten. Verglichen wurde das mit einem Studium oder einer Berufsausbildung, die auch um die drei Jahre dauern. Daher kommen nun auch die langen Praxisphasen, in denen das gelernte angewendet werden soll. Man will auch durch die diversen Fortbildungsmöglichkeiten auf den einzelnen Lizenzstufen erreichen, dass die Lizenzen an sich aufgewertet werden und nicht mehr jeder Hirni mit einer B-Lizenz zu einem Landes- oder Verbandsligisten rennt und meint er könne da jetzt trainieren.

    Weiterhin geht es darum die Traineranwärter zu finden, die nicht nur qualifiziert, sondern auch maximal motiviert sind gute und nachhaltige Arbeit im Leistungsfußball zu leisten. Diese Grenze wird durch die höheren Preise geschaffen, die entweder von ambitionierten und gut aufgestellten Vereinen übernommen werden, oder eben von Trainern, die es "wirklich" wollen.