Hallo zusammen,
ich würde gerne mal meinen Standpunkt zum Thema mitteilen und vielleicht so auch noch mal andere Aspekte in die Diskussion mit einbringen.
Grundsätzlich geht es im Fußball ja immer um die Aspekte wahrnehmen, entscheiden und ausführen. Vor der Ausführung (Technik) kommt also grundsätzlich immer eine Entscheidungskomponente, sprich das individuelle taktische Verhalten. Am Ball könnten das folgende Aspekte sein: Dribble ich, passe ich, schieße ich? Wenn ich mich für eines entschieden habe, muss ich noch entscheiden, wohin ich bpsw. passe, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Moment. Erst dann führe ich die Entscheidung aus. Bei einer Iso-Form fällt genau diese Komponente weg. Ich passe oder dribbele dahin, weil der Trainer es so will und nicht, weil ich es so entscheide. Aus der Selbstbestimmtheit wird somit eine Fremdbestimmtheit. Dies ist nunmal der große Nachteil einer Iso-Form. Im Gegensatz zu den Spielformen, gibt es in den Iso-Formen aber meist mehr Ballkontakte und Wiederholungen und man kann sich auf die vermeintliche Idealtechnik konzentrieren. Dass es die jedoch eigentlich nicht geben kann, da alle biomechanisch anders agieren und keine Situation die gleiche ist, lautet die These Schöllhorns. Ich denke aber dennoch, dass es gewisse "Algorithmen" gibt, die bei jedem Spieler in der Technik gleich sind. Bspw: Die Fußspitze beim Innenseitstoß anzuziehen, damit der Fuß fixiert ist. Letztendlich muss Technik aber eines sein: Funktionell. Im Prinzip ist's doch total egal, wie elegant der Ball von A nach B kommt, Ästhetik spielt keinerlei Rolle. Das wichtige ist, dass der Ball im richtigen Moment, mit der richtigen Geschwindigkeit an die richtige Position gelangt. Oder zählt ein Tor mit der Picke etwa weniger als eines mit dem Spann?
Mitnichten. Es wäre aber falsch daraus zu schließen, dass es keinerlei Techniktraining benötigt. Vielmehr müssen wir die individuelle Entwicklung der Spieler und technische Ausführung zulassen. Wenn jemand lieber mit dem Außenrist passt, lass es ihn machen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Die Diskussion wird's auch in 20 Jahren noch geben. Für mich haben Iso-Formen in zwei Teilen des Trainings durchaus ihre Daseinsberechtigung: 1. Im Regenerationstraining bei älteren Altersklassen und 2. in der Herz-Kreislauf-Aktivierung, sprich im Aufwärmteil.
In allen weiteren Teilen würde ich Spielformen vorziehen, da diese einfach effizienter sind. Wir haben nun einmal meist nur 2x90 Minuten. Da müssen wir Technik, Taktik und Koordination schulen.
Aus dem Grund habe ich mir für meine Einheiten das Modell von Bert van Lingen (Quelle: Coaching Youth Football) genommen und etwas adaptiert. Im Kern sieht das Modell folgendermaßen aus. Angenommen, das Thema heißt Spielaufbau. Technisch wären dabei die Inhalte Passen (inkl. 1. Kontakt) und Dribbling von Bedeutung.
Ich starte mit einer kurzen Erwärmung. Danach starte ich in den ersten Technischen Übungsteil, hier das Dribbling. Die Formen können verschiedene Übungsformen zum Dribbling sein. Bspw. wird in einem Feld gedribbelt (mit verschiedenen Aufgaben: Rechts, links, Richtungswechsel usw.). Irgendwann zeigst du als Trainer eine Farbe an und die Spieler müssen so schnell wie möglich durch das aufgestellte Hütchentor in der Farbe dribbeln. Im Anschluss spielst du auf Dribbeltore, bspw. 4v4. Dabei kannst du die Teams so wählen, wie du sie Samstags hast, bzw. anfänglich haben wirst, da ja hoffentlich die Positionen rotiert werden. Da kannst du dann auch schon auf kleine Aspekte im Spielaufbau eingehen, bspw. den Raum zu öffnen und in Breite und Tiefe zu besetzen.
Danach ist das Passen und der erste Kontakt dran. Dabei kannst du bspw. 2v1 aufs große Tor oder Minitore spielen, denn das Ausspielen einer Überzahl ist ein wichtiger Aspekt im Spielaufbau. Im Anschluss spielst du dann, bspw. 4v3 auf je zwei Minitore je Seite. So lernen die Spieler das Spiel im Spielaufbau geduldig zu verlagern. Implizit schulst du also Taktik und durch die Wahl der Tore damit auch noch mal die entsprechende Technik.
Ähnlich kann man für das Übergangsspiel oder das Spiel im letzten Drittel auch vorgehen. Sollen defensive Aspekte geschult werden, wie das defensive 1v1, wäre im technischen Bereich das Dribbling und fintieren zu trainieren, da eine Defensivaktion ja auch immer gleichzeitig eine Offensivaktion für den Gegner ist.