Beiträge von coach_23

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    Genau so sehe ich es auch. Verstehe nicht wie viele Trainer Ihre Jungs mit starken technischen Defiziten einfach in Übungsformen reinwerfen. Es muss zumindest mal eine gewisse Grobform der Technik erarbeitet werden, damit eine Spielform überhaupt Sinn macht.

    Wenn ein Kind absolut nicht mit dem Ball dribbeln kann (Was in frühem Alter ja meinetwegen in Ordnung ist), kann ich es doch schlecht in 1vs1 Situationen schicken und ihm Beibringen nach der Finte das Tempo explosionsartig zu steigern.

    Wieso kann ich ein Kind dann nicht ins 1v1 schicken im Training? Es bekommt, ohne dass du als Trainer nur ein Wort sagst, die Rückkopplung, dass das Dribbling nicht gut ist. Nun schlägt deine Stunde als Trainer: Begleite das Kind und hilf ihm, dass es dribbeln kann.

    Durch die direkte Rückkopplung des Spieles, bspw. in Form eines Ballverlustes, lernt das Kind es ja implizit. So, wie es früher auf den Bolzplätzen dieser Republik auch war. Danach sind wir nach Hause gegangen, haben unsere Idole im TV gesehen und deren Tricks kopiert. Ich muss als Trainer ja nicht alles korrigieren und vorkauen. Das Spiel ist nun mal der beste Lehrmeister.

    Vielen Dank für deine Sichtweise!

    Ob es für den Kinder- oder Jugendfußball aus deiner Sicht geeignet ist, oder nicht, ist ja erstmal zweitrangig. Letztendlich funktioniert der Fußballsport nun mal so. Was bringt dir die "korrekte" Ausführung, was auch immer "richtige Technik" sein soll, wenn der Pass zu früh, zu spät, zu lahm oder zum falschen Ort gespielt wird? Nichts. Der einzige Unterschied zwischen Kinder- und Jugendfußball, sowie dem Seniorenfußball ist doch der erhöhte Gegnerdruck und das höhere Tempo.


    "Technik ist auch nicht gleichbedeutend mit Ästhetik, sondern es geht um die korrekte Umsetzung um die Aktion in diesem Fall zu verbessern." Wann ist eine Aktion denn korrekt umgesetzt? Wenn der Ball zur richtigen Zeit mit der richtigen Geschwindigkeit am richtigen Ort ist oder wenn du das Idealbild der Technik benutzt, der Ball aber niemals den Mitspieler erreicht? Wohl ersteres, oder? Wir sind nicht beim Turnen, wo es immer gleiche Techniken gibt. Im Fußball muss die Technik funktionell sein. Letztendlich wird der Erfolg einer Aktion nun einmal daran gemessen, ob der Ball ankommt, oder nicht. Im Fußball haben wir ein Spielfeld von 105x68m, sprich 7.140 Quadratmeter. Wenn ein Spieler sich nun nur meterweise bewegen könnte, hätte er schon alleine in der Fläche 7.140 mögliche Positionen auf dem Spielfeld. Bei zwei Spielern wären es alleine in der Fläche schon über 50 Millionen Möglichkeiten, wie die Spieler sich auf dem Spielfeld aufstellen können. Wie wäre es erst bei 22 Spielern? Wir sehen, wir können die Situationen gar nicht kopieren, die im Spiel auftauchen. Und, dass technisch ein Meter einen deutlichen Unterschied machen kann, wissen wir alle. Spätestens, wenn die Spieler dann aufs Großfeld wechseln. Insofern kann Technik immer nur funktionell sein. Der Situation eben angepasst. Es geht ja auch gar nicht anders. Wir laufen niemals mit derselben Geschwindigkeit an, wir haben niemals dieselbe Körperhaltung. Also können wir ein und dieselbe Technik niemals kopieren.

    Allerdings jedoch gibt's "Algorithmen", die dir helfen, dass der Ball schärfer gespielt werden kann usw. Diese gilt es zu schulen. Eben bspw. Fuß fixieren, gerader Anlauf bei einem Flugball bspw. usw.

    Aus dem Grund muss, aus meiner Sicht, der Großteil, wenn nicht gar alles in einer Spielform oder spielnahen Form stattfinden. Ich als Trainer kann das Spiel ja so steuern, dass die Technik adäquat verbessert werden kann. Ich kann doch auch mit Anfängern schon bspw. Rondo spielen, um das Passspiel zu verbessern. Vielleicht nicht im 3v1, aber dafür im 6v1 oder so. In größeren Räumen bspw. auch.


    Sehr interessant dazu ist der folgende Beitrag: https://www.fcevolution.com/is…own-football-development/


    Dass darunter nicht die Beidfüßigkeit leiden sollte, versteht sich ja aus meiner Sicht von selbst.

    Hallo zusammen,

    ich würde gerne mal meinen Standpunkt zum Thema mitteilen und vielleicht so auch noch mal andere Aspekte in die Diskussion mit einbringen.

    Grundsätzlich geht es im Fußball ja immer um die Aspekte wahrnehmen, entscheiden und ausführen. Vor der Ausführung (Technik) kommt also grundsätzlich immer eine Entscheidungskomponente, sprich das individuelle taktische Verhalten. Am Ball könnten das folgende Aspekte sein: Dribble ich, passe ich, schieße ich? Wenn ich mich für eines entschieden habe, muss ich noch entscheiden, wohin ich bpsw. passe, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Moment. Erst dann führe ich die Entscheidung aus. Bei einer Iso-Form fällt genau diese Komponente weg. Ich passe oder dribbele dahin, weil der Trainer es so will und nicht, weil ich es so entscheide. Aus der Selbstbestimmtheit wird somit eine Fremdbestimmtheit. Dies ist nunmal der große Nachteil einer Iso-Form. Im Gegensatz zu den Spielformen, gibt es in den Iso-Formen aber meist mehr Ballkontakte und Wiederholungen und man kann sich auf die vermeintliche Idealtechnik konzentrieren. Dass es die jedoch eigentlich nicht geben kann, da alle biomechanisch anders agieren und keine Situation die gleiche ist, lautet die These Schöllhorns. Ich denke aber dennoch, dass es gewisse "Algorithmen" gibt, die bei jedem Spieler in der Technik gleich sind. Bspw: Die Fußspitze beim Innenseitstoß anzuziehen, damit der Fuß fixiert ist. Letztendlich muss Technik aber eines sein: Funktionell. Im Prinzip ist's doch total egal, wie elegant der Ball von A nach B kommt, Ästhetik spielt keinerlei Rolle. Das wichtige ist, dass der Ball im richtigen Moment, mit der richtigen Geschwindigkeit an die richtige Position gelangt. Oder zählt ein Tor mit der Picke etwa weniger als eines mit dem Spann?

    Mitnichten. Es wäre aber falsch daraus zu schließen, dass es keinerlei Techniktraining benötigt. Vielmehr müssen wir die individuelle Entwicklung der Spieler und technische Ausführung zulassen. Wenn jemand lieber mit dem Außenrist passt, lass es ihn machen.

    Der langen Rede kurzer Sinn: Die Diskussion wird's auch in 20 Jahren noch geben. Für mich haben Iso-Formen in zwei Teilen des Trainings durchaus ihre Daseinsberechtigung: 1. Im Regenerationstraining bei älteren Altersklassen und 2. in der Herz-Kreislauf-Aktivierung, sprich im Aufwärmteil.

    In allen weiteren Teilen würde ich Spielformen vorziehen, da diese einfach effizienter sind. Wir haben nun einmal meist nur 2x90 Minuten. Da müssen wir Technik, Taktik und Koordination schulen.


    Aus dem Grund habe ich mir für meine Einheiten das Modell von Bert van Lingen (Quelle: Coaching Youth Football) genommen und etwas adaptiert. Im Kern sieht das Modell folgendermaßen aus. Angenommen, das Thema heißt Spielaufbau. Technisch wären dabei die Inhalte Passen (inkl. 1. Kontakt) und Dribbling von Bedeutung.

    Ich starte mit einer kurzen Erwärmung. Danach starte ich in den ersten Technischen Übungsteil, hier das Dribbling. Die Formen können verschiedene Übungsformen zum Dribbling sein. Bspw. wird in einem Feld gedribbelt (mit verschiedenen Aufgaben: Rechts, links, Richtungswechsel usw.). Irgendwann zeigst du als Trainer eine Farbe an und die Spieler müssen so schnell wie möglich durch das aufgestellte Hütchentor in der Farbe dribbeln. Im Anschluss spielst du auf Dribbeltore, bspw. 4v4. Dabei kannst du die Teams so wählen, wie du sie Samstags hast, bzw. anfänglich haben wirst, da ja hoffentlich die Positionen rotiert werden. Da kannst du dann auch schon auf kleine Aspekte im Spielaufbau eingehen, bspw. den Raum zu öffnen und in Breite und Tiefe zu besetzen.

    Danach ist das Passen und der erste Kontakt dran. Dabei kannst du bspw. 2v1 aufs große Tor oder Minitore spielen, denn das Ausspielen einer Überzahl ist ein wichtiger Aspekt im Spielaufbau. Im Anschluss spielst du dann, bspw. 4v3 auf je zwei Minitore je Seite. So lernen die Spieler das Spiel im Spielaufbau geduldig zu verlagern. Implizit schulst du also Taktik und durch die Wahl der Tore damit auch noch mal die entsprechende Technik.

    Ähnlich kann man für das Übergangsspiel oder das Spiel im letzten Drittel auch vorgehen. Sollen defensive Aspekte geschult werden, wie das defensive 1v1, wäre im technischen Bereich das Dribbling und fintieren zu trainieren, da eine Defensivaktion ja auch immer gleichzeitig eine Offensivaktion für den Gegner ist.

    Raymond Verheijen gibt in seinem Buch „Football Periodisation“ selbst die Antwort auf das Thema.

    Dort heißt es in Kapitel 8.4. „Planning training week: youth academy“ (S.156 f.) in eigener freier deutscher Übersetzung:

    „Das Hormon Testosteron spielt eine entscheidende Rolle im Prozess des Körperwachstums. Vor dem Wachstumsschub ist das Testosteronlevel sehr niedrig im Körper eines Jugendspielers. Ab 13-14 Jahren findet eine Explusion des Testosteronlevels im Körper des Jugendspielers statt, der den Wachstumsschub auslöst. Nach dem Wachstumsschub ist der Testosteronspiegel im Körper des Jugendspielers signifikant höher, im Vergleich zu vorher, was für die Verbesserung des Fitnesslevels wichtig ist.


    Wie vorher erwähnt, wird der Körper während des Fußballkonditionstrainings über seine Belastungsgrenze geführt, weshalb es zu kleineren Muskelschäden kommt. Um diese Schäden zu reparieren und sich selbst zu stärken (Trainingseffekt) benötigt der Körper das Hormon Testosteron. In anderen Worten: Testosteron muss da sein, um Fußball Fitness zu entwickeln. Vor dem Wachstumsschub ist das Testosteronlevel sehr niedrig. Aus diesem Grund ist Fußballkonditionstraining (nach Verheijens Modell, das im Übrigen weit über die hier diskutierten Merkmale hinaus geht und das oben beschriebene Buch, auch wenn’s nur in englischer Sprache erhältlich ist, sehr lesenswert macht) bis zum Alter von 13 Jahren irrelevant. Bis zu diesem Alter sollte die Team Periodisierung lediglich aus technisch-taktischen Elementen und Aufgaben bestehen.“