Das ist auch wieder ein wenig zu monokausal gedacht. Das durchschnittlich deutlich unterschiedliche Niveau zwischen gleichaltrigen Jungen und Mädchen hat eine ganze Reihe von Ursachen. Nur zwei will ich hervorheben: a) Das Einstiegsalter bei den Mädchen ist weitaus höher; die meisten Mädchen fangen erst im alten E- bzw. im jungen D-Jahrgang an. Selbst der Einstieg im C- und B-Juniorinnenalter ist gar nicht selten. Mädchen, die in Jungsmannschaften spielen, haben meist ein niedriges Einstiegsalter, das eher dem der Jungs entspricht. b) Für Mädchenmannschaften gilt häufig, dass neue Spielerinnen über den Freundinnenkreis gewonnen werden - ein Mädchen das etwas früher angefangen hat, zieht im Laufe der Zeit zwei, drei oder vier Mädchen nach. Deshalb ist es in der Tat notwendig, im Mädchenbereich auch in der D noch Training im absoluten Grundlagenbereich zu machen, denn man hat es eben oft mit Mädchen zu tun, die über keinerlei fußballerische Vorerfahrungen verfügen.
"Starke Mädchenmannschaften" sind praktisch immer hochselektierte Mannschaften, in denen die beschriebenen Nachzieheffekte unterbunden werden und die sich mit zunehmendem Alter der Spielerinnen aus immer mehr Vereinswechslerinnen zusammensetzen. Durch diese Konzentration starker Spielerinnen in wenigen Mannschaften einerseits und die Integration der "Spitzenmädchen" in Jungsmannschaften andererseits leidet die Breite im Mädchenfußball enorm. Provokativ formuliert: Wäre es ab sofort verboten, als Mädchen in Jungsmannschaften zu spielen, würde sich das durchschnittliche Niveau der Mädchenmannschaften erheblich erhöhen.