Beiträge von scrum

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    @ Manndecker


    Wahrscheinlich ist bei mir der Begriff leistungsorientiert ganz anders besetzt als bei Dir - kein Problem.


    Da bei mir eine ganz andere Ausgangslage herrscht, als bei Dir, ist es auch schwierig über das Gleiche zu diskutieren.
    Mir geht es bei uns in erster Linie darum die Rahmenbedingungen für die Trainer und Kinder so zu verbessern, dass möglichst viele bleiben und noch ein paar dazu kommen. Dies sehe ich in einem JFV besser gegeben, als in einer Spielgemeinschaft.


    Ich finde es gelinde gesagt ärgerlich, dass man die Regelungen der SG bei Euch so resolut handhabt. Mir sagte letztens noch der Vorsitzende des Jugendausschusses bei uns im Fußballkreis: Jedes Kind soll spielen können. Macht doch mehr Spielgemeinschaften aus Euren Vereinen.
    Er meinte damit: Ihr habt SG A/B/C. Wenn Ihr mehr Mannschaften melden wollt macht eine weitere SG B/A/C oder SG C/B/A etc auf.
    Fand ich schon beeindruckend die Aussage, aber da verliert man dann nachher nur den Überblick :wacko:


    Zuerst einmal habe ich kein Problem mit Spielgemeinschaften, spiele mit meiner Truppe ja auch in einer. Ich finde die Lösung der SG gut, bis auf so unsinnige Einschränkungen, wie nur zwei Mannschaften pro Altersklasse zu melden. Gerade die Kinder, die es schwerer haben, als andere Kinder, brauchen mehr Spielpraxis, um sich verbessern zu können und auch mehr Spaß am Spiel zu haben. Generell sollte doch gelten, dass möglichst alle Kinder, die Fußball in einer Mannschaft spielen wollen, dies auch können sollten.
    Isoliert betrachtet bräuchte ich daher keinen JFV, wenn unsere speziellen Rahmenbedingungen vor Ort nicht dazu führen, dass man sich doch einmal Gedanken über den Jugendfußball vor Ort machen muss - nämlich das zukünftig auch jedes Kind, was Lust am Fußball hat, diesen auch zumindest in seiner Nähe spielen kann.


    Ich möchte jetzt gar nicht so sehr auf die Probleme bei uns vor Ort eingehen, da ja jeder sicherlich andere Probleme und das ja auch nicht hier unbedingt zur Diskussion stehen muss.


    So Sachen wie Zwangsauflösung finde ich völlig unnötig. Bei uns im Fußballkreis hätte man sicherlich gebilligt, dass auf dem Papier die überzähligen Mannschaften aus der Spielgemeinschaft austreten und die Pässe der Kinder auf die verbliebenen bzw. federführenden Vereine umgeschrieben werden. Dann hat die SG zwar einen anderen Namen , aber am Mannschaftsgefüge ändert sich nichts. Im Zweifelsfall können kleine Vereine zusammen einen neuen Verein gründen, was es bei uns in der Ecke auch schon gegeben hat. Die Altvereine behalten noch ihre Alten Herren und der neue Verein bekommt die Junioren und Senioren.


    Zum Begriff "leistungsorientiert": Es ist unbestritten, dass einen gute Kräfte - egal ob Spieler oder Trainer - irgendwann zu erfolgsorientierten Vereinen verlassen. Doch muss ich das gut finden? Ist es nicht legitim, dass ich mir mit anderen, die genauso denken, darüber Gedanken mache, dass ich daran etwas ändern möchte? Sollte ich es nicht wenigstens versuchen? Ich kann jedenfalls nicht damit zufrieden sein immer die verbliebenen Kinder, die sonst nirgendwo unterkommen und wo die Eltern froh sind, dass sie mal ein paar Stunden aus dem Haus sind, zu betreuen. Dann werfe ich zweimal die Woche im "Training" einen Ball in die Luft und mache anderthalb Stunden den Kindergärtner/Erzieher. Da kann ich meine Freizeit auch anderweitig verplanen. Doch mein kleiner Dorfverein ist mir wichtig, ebenso wie die Kinder, die dort spielen und die ich am liebsten alle behalten möchte. Also will ich auch zumindest versuchen die Situation zu verbessern.
    Das bedeutet nicht, dass wir von der Dorftruppe direkt die Bezirksliga anpeilen müssen, geschweige denn können. Doch meine Erfahrungen zeigen, dass die Eltern/Großeltern der - ich sage das möglichst neutral - talentierten Kinder mitunter ganz andere Ansprüche haben, als gemütliches kicken. Wenn dann Eltern kommen und sagen: Wenn mein Sohn nicht mit der Mannschaft in der Sonderliga spielt, sind wir weg! dann mag das noch halb so wild sein. Wenn aber auf diesem Weg die halbe Mannschaft ihre Sachen packt, hat man auch als Spielgemeinschaft ein Problem, weil einem dann schnell ein ganzer Jahrgang wegbricht. Selbst wenn man die verbliebenen Kinder bei befreundeten Vereinen "parkt", kommen die doch in den wenigsten Fällen zurück, wenn sie sich erst einmal in diese Mannschaft integriert haben.
    Also bin ich ein Stück weit gezwungen mich den derzeitigen Begebenheiten anzupassen und da ist "Leistung" leider ein viel zu oft gebrachter Begriff. Ich verstehe unter leistungsorientiert, dass der wesentliche Teil der regelmäßig spielenden Kinder meiner Mannschaft aus den spielstärksten Kindern besteht.


    Zum Thema Masterplan des DFB: Gib "Masterplan" und "DFB" in eine Suchmaschine ein und schau, was die jeweiligen Landesverbände in Zusammenarbeit mit dem DFB planen bzw. was schon in der Mache ist. Dabei geht es grob darum die Stellung der Amateure zu verbessern. Sicherlich alles aus Sicht des DFB und kann sich dabei denken, was man will. Ich habe den Eindruck, dass sich der ein oder andere dabei denkt "nice to have - braucht kein Mensch".
    Doch selbst in den Fußballkreisen wird das Thema hoch gehandelt und man versucht auch mit den kleinsten Vereinen ins Gespräch zu kommen -auch wenn die mitunter keine Lust haben, wie man an den Rückmeldungen sieht.


    Ich meine aber daraus erkennen zu können, dass der DFB sich bis in die Niederungen des Fußballs professionellere Strukturen wünscht - bloß damit kein Talent unerkannt bleibt und/oder dem Fußball den Rücken kehrt, weil das alles zu anstrengend ist oder zu viele Verpflichtungen mit sich bringt. Eine SG kann sich jede Saison neu bilden und muss kein dauerhaftes Gebilde sein. Muss ich dieses funktionärsgesteuerte Denken das gut finden? Beileibe nicht. Ich wollte nur damit darstellen, was sich die Herren da oben vielleicht dabei gedacht haben.

    Na, jetzt bin ich ja gespannt. Keine Angst, ich verfolge das Thema hier auch und bin ehrlich gespannt wie ein Flitzebogen, warum die Anzahl der Jugendmannschaften durch einen JFV gegenüber einer JSG einen positive Einfluss haben soll...


    Da das Thema durch meinen Einwurf des JFV vermischt wurde, sehe ich vielleicht nicht unbedingt als Nachteil an. Meiner Meinung nach kann man vom Grundsatz her den JFV als Fortentwicklung der JSG sehen.


    In der ländlichen Region bietet der JFV in erster Linie den vielen kleinen Vereinen vor Ort die Möglichkeit Kinder- und Jugendfußball in strukturierterer Form zu spielen. Der Leistungsgedanke ist sicherlich ein Aspekt, jedoch nicht in jedem Fall der wesentliche Grund aus einer JSG einen JFV zu machen. Das Problem ist doch in erster Linie, dass die kleinen Vereine zukünftig immer weniger Kinder haben werden, die Fußball spielen wollen. Gepaart mit dem zunehmenden Rückgang der Geburten heißt das, dass die Vereine in sehr absehbarer Zeit nicht mehr genug Kinder haben, um Mannschaften stellen zu können. Also beginnt man regionale JSG zu gründen.


    Doch die Interessenlage der einzelnen Vereine in der Spielgemeinschaft ist ja nicht immer deckungsgleich. Zudem hat nicht jeder Jugendleiter/Jugendgeschäftsführer die gleiche Zeit und den gleichen Elan, wie die Kollegen der andere Vereine der JSG. Also kommt es zwangsläufig zu Reibungsverlusten, weil man sich häufig abstimmen muss und man nicht immer alle Meinungen unter einen Hut bringen kann. Zudem sind die an der JSG beteiligten Vereine sicherlich nicht alle auf dem gleichen finanziellen Stand und ich bin mir sicher, dass man sich da auch nicht immer in die Karten schauen lassen möchte. Denn an dem Punkt sind dann auch die Vorstände mit im Boot, die mit Sicherheit gänzlich andere Interessen vertreten.


    Wenn man sich dann anschaut, was in der ländlichen Region möglich ist, dann muss man sich vor Augen halten, dass man in nicht allzu ferner Zukunft in Konkurrenz zu den größeren Vereinen und anderen JSGen steht, wenn es darum geht Kinder und Jugendliche für den eigenen Vereinsfußball zu finden. Wenn die Eltern ihre Sprösslinge schon fahren müssen, dann wollen sie in erster Linie, dass ihre Kinder gut untergebracht sind. Dazu gehören gute Trainer und eine gute Vereinsstruktur. Das ist aber nach meiner Erfahrung nur über großes ehrenamtliches Engagement möglich. Wie ich aber bei uns in der Region beobachten konnte, sind gerade die engagierten Trainer daran interessiert, dass sie geordnete Strukturen haben und Unterstützung des Vorstands erfahren. Ist dies nicht (mehr) gegeben, sucht man sich einen anderen Verein, der diese Struktur bietet. Dabei wechseln mitunter ganze Jugendmannschaften den Verein. So etwas wie Vereinstreue ist in der heutigen Zeit leider nicht mehr angesagt.
    Das macht dann auch nicht immer vor den JSGen halt. Da gibt es dann auch Vereine, die in den verschiedenen Altersklassen mit unterschiedlichsten Vereinen JSGen gründen, die die angenehmste Konstellation ermöglichen.


    Um also mehr Struktur in diese "Notgemeinschaft" der JSG zu bringen, ist der JFV der nächste Schritt. Man hat dann einen Jugendleiter, eine finanzielle Struktur und meist auch eine bessere Möglichkeit Sponsoren anzusprechen, da man ja mehr Mannschaften hat, die die Werbung tragen. Denn man darf nicht außer Acht lassen, dass Geld wichtig ist.


    Ab diesem Zeitpunkt kann man sich dann auch Gedanken über "leistungsorientierteren" Fußball machen. Das ist sicherlich auch nötig, da ansonsten die spielstarken Spieler und engagierten Trainer nicht im Verein gehalten werden können. Ich sehe dann sogar die Notwendigkeit sich über seine engen Grenzen hinaus zu erweitern und Spieler und Trainer anderer Vereine in der Region anzusprechen, um auch langfristig weiter (erfolgreich) spielen zu können.
    Das "erfolgreich" habe ich dabei bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Ich freue mich natürlich, wenn meine Jungs gewinnen, doch das muss nicht um jeden Preis sein. Bisher haben meine Trainerkollegen und ich immer versucht alle Kinder am Ball zu halten, auch die Spaßfußballer und die behinderten Kinder, was uns auch fast immer gelungen ist. Die Gründung eines JFV darf aus meiner Sicht daher nicht dazu führen, dass man nur noch ein Augenmerk auf die "fähigeren" Kinder und Jugendlichen legt - auch wenn das sicher nicht leicht werden wird.


    Nach dem großen Exkurs nun noch ein paar Worte zur ursprünglichen Frage.
    Ich kann mir vorstellen, dass der DFB möchte, dass es mehr professionelle Strukturen gibt, auch bis runter an die Basisvereine. Das flüchtige Gebilde einer Spielgemeinschaft kann daher kein zuverlässiger Ansprechpartner sein. Wenn ich mir die Ziele des DFB-Masterplans anschaue, dann ist eine JSG eher hinderlich und sollte daher sicherlich beschränkt werden.

    Wir sind auch in einer JSG aus zwei Vereinen, und wir haben durchaus ab und zu 3 Mannschaften. Mal ist der eine Verein, mal der andere Verein nicht oder nur schwer alleine lebensfähig, mal könnten beide allein melden, aber jedesmal die Truppen wieder auseinander dividieren? Warum? Was für ein Aufwand! Jedesmal anders abrechnen! Und ein Jahr später (spätestens ab 11'er Feld) sind wieder alle zusammen?


    Leider führt die Begrenzung aber manchmal dazu, dass man zu viel Kinder hat, die dann nicht oder nur unzureichend spielen können. So haben wir in unserer JSG im Bereich der E-Jugend genug Kinder, um drei Mannschaften bilden zu können, sind aber auf zwei Mannschaften begrenzt. Während unsere JSG zuerst aus zwei Vereinen bestand, sind es mittlerweile vier Vereine und die Spielgemeinschaft hat durch die Begrenzung auf drei Vereine je nach Spielklasse eine andere Vereinskonstellation. Was da jedes Jahr an Pässen umgeschrieben werden muss ist schon enorm. Doch in meinem ländlichen Bereich kommt man gar nicht mehr darum herum Spielgemeinschaften zu gründen. So befinden sich in meiner Mannschaft Kinder aus acht verschiedenen Dörfern. Selbst im Seniorenbereich kommen manche Dörfer nicht mehr um Spielgemeinschaften drum herum, doch viele scheuen sich noch diesen Schritt zu gehen, weil dann die Lokalderbys wegfallen oder man plötzlich mit Leuten zusammenspielen muss, die bis vor Kurzem noch der "Feind" waren. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Sache weiterentwickelt.


    Ende vom Lied: Wir versuchen einen Jugendförderverein auf Gemeindeebene zu gründen, nachdem die Jugendleiter sich beim Einwohnermeldeamt informiert haben, was in den nächsten Jahren zahlenmäßig an Kindern nachkommt. Das ist nicht die Welt und daher muss man zwangsweise seinen Einzugsbereich vergrößern, wenn weiter auf dem Dorf Kinderfußball im Verein gespielt werden soll.

    Ein sehr spannendes Thema und man hat das Gefühl als Trainer immer mit einem Bein im Knast zu stehen. Doch so wirklich damit beschäftigt habe ich mich noch nicht, bis die Tage mein Junior mit seinem Fahrrad gegen ein Auto gefahren ist und das Thema Aufsichtspflicht aufkam.


    Daher habe ich mal einen Blick ins Netz geworfen (Suchworte "Aufsichtspflicht" und "Ehrenamt") und war überrascht, dass es offenbar nur eine gesetzliche Regelung zur Verletzung der Aufsichtspflicht gibt beziehungsweise die Rechtsprechung dazu. Denn wann und wie man die Aufsichtspflicht verletzt ist gesetzlich wohl nicht geregelt und es gibt nur Empfehlungen. Diese reichen von schriftlichen Verträgen, über die Empfehlung der Anzahl der Betreuer pro Kinder bis zu Aufsätzen, bei denen die rechtliche Seite beleuchtet wird. Gerade die letzte Seite ist interessant, da sie vom Landessportbund Berlin stammt.


    Ich kann mich daher schon glücklich schätzen, dass meine Mannschaft (19 Kinder vom Jahrgang 2004) drei Trainer hat. Doch wie schwer haben es die Einzeltrainer, wenn sie sich vor Augen halten, dass sie - je nach Entscheidung eines Gerichtes - haftbar gemacht werden, wenn sie eine zu große Truppe betreuen? Und wie viele Vereinsvorstände haben sich jemals darüber Gedanken gemacht, ob einmal wegen so etwas der Verein und/oder die Trainer wegen der Verletzung der Aufsichtspflicht belangt werden kann, weil man fahrlässig gehandelt hat?


    Jedenfalls wundert es mich nicht, dass CokeFreak keine beziehungsweise eine unzureichende Antwort bekommen hat, da dort wohl ebenfalls eine große Ratlosigkeit herrscht und keiner auf die Schnelle eine brauchbare Lösung liefern kann. Da gilt wohl das rheinische Sprichwort (übersetzt) "es ist noch immer gut gegangen".