Beiträge von Jonas1966

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    @Fussballbaron: Ich habe die Befürchtung, dass du womöglich recht hat. Glücklich macht mich das aber nicht.


    Andre: Ich kann deinen Ausführungen soweit folgen, danke dafür.
    Dass der DFB kein Pass-Spiel in der F-Jugend einfordert, ist mir und auch meinen Jungs herzlich egal. Meine Jungs versuchen zunehmend Pässe und sind genervt, wenn egoistisch gespielt wird. Sie kennen halt die DFB-Richtlinien nicht. Sorry dafür.


    Die Mutter bat mich, das Kind nicht in Anwesenheit anderer zu kritisieren, um den anderen Kindern keinen Anlass zu geben, die Trainer-Kritik nachzuplappern. Der Junge kommt mit ruhig vorgetragener Kritik sehr gut zurecht, wird nur aggressiv, wenn seine Mitspieler ihn "anpissen" (Originalton Kind).

    Hallo zusammen,


    ich habe in meiner F-Jugend-Mannschaft ein ADS-Kind (zudem Einzelkind), das mir zunehmend durch Stören und Agressivität gegen eigene Manschaftskameraden auffällt und dadurch das Klima vergiftet.


    Vor einigen Wochen sprach ich die Mutter darauf an, dass Ihr Kind seit einiger Zeit unaufmerksam und agressiv ist. Sie sagte mir, dass Ihr Sohn ADS hätte und sich deshalb so verhält. Ich sicherte ihr zu, darauf im Rahmen meiner Möglichkeit Rücksicht zu nehmen.
    Seitdem kritisiere ich ihn nicht mehr vor den anderen Kindern sondern nur noch unter 4 Augen.
    Allerdings eskalieren seitdem die Konflikte zwischen ihm und den Mannschaftskameraden immer mehr, da er fast nie den Ball abgibt und zunehmend weniger angespielt wird.
    Die Mutter fordert von mir, ihn noch mehr vor seinen Mitspielern zu schützen. Allerdings finde ich, dass dieser Schutz auch Grenzen hat und ich berechtigte Kritik auch zulassen muss, auch wenn das Kind ADS hat.


    Die Mutter denkt über einen Vereinswechsel nach, ich befürchte, das würde das Problem nicht wirklich lösen.


    Andererseits muss ich die gesamte Mannschaft im Auge behalten und sehe die Mannschaft nicht als ADS-Selbsthilfegruppe für ein Kind
    .
    Was kann ich tun?

    Ich bin auch für kindgerechtes Fußballtraining, Fair Play und Freude am Fußball.


    Nur im Gegensatz zum Verband bin ich eben nicht der Meinung, dass das, was unter FPL beim DFB subsummiert wird, in der Realität weiterhilft.


    Weiterhelfen würden ausreichend Schiedsrichter, den Umgang mit Niederlagen lehren, Kinder nach Niederlagen aufbauen, Siege ohne Häme für die Verlierer feiern. Verschleiern der Realität hilft auch den Kindern nicht.

    Bitte erkläre doch deinen Lesern, was "Kuschelpädagogik" ist?

    Kuschelpädagogik ist ein Schlagwort, mit dem im gesellschaftlichen Bildungsdiskurs des deutschsprachigen Raumes eine schulische Erziehung bezeichnet wird, die durch geringe Leistungorientiertheit und übertrieben hohe Rücksichtnahme auf vermeintliche Bedürfnisse des Kindes gekennzeichnet sei. (lt. Wikipedia)

    Ich räume ein, Regel 3 war nicht umgesetzt. Aber das hatten die Veranstalter auch gar nicht vorgesehen, denn in der Mitte thronte der Zeitnehmertisch. Die Trainer hatten auf Ihren Bänken Platz zu nehmen.
    Und geeignet finde ich meinen Beitrag dennoch, weil er die Wirklichkeit widerspiegelt und keine DFB-Leitsätze.
    Den Ansatz, Ergebnisorientierung durch Nichtnennen eines Ergebnisses zu verhindern ist in etwa so, wie die Idee, durch Nichtmessen von Geschwindigkeiten im Strassenverkehr die Anzahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen zu reduzieren.
    Klappt auf dem Papier prima, mit der Realität hat das aber dann nichts zu tun.

    Schön, dass ich mit meinem Beitrag eine Diskussion angezettelt habe.
    Mir war bewußt, dass meine Meinung nicht nur auf Zustimmung stoßen wird.


    Ich will es noch mal auf 2 (vielleicht provokante) Thesen verkürzen:
    - es deckt sich nicht mit der Lebenswirklichkeit von (meinen) F-Jugendlichen, dass Ergebnisse unwichtig sind. Sie wollen gewinnen und wissen auch am Tag danach Ihre Turnierplatzierung.
    - Trainer sind ungeeignet, den Schiedrichtermangel im Kinderfussball aufzufangen.


    In meinem konkreten Fall war vielleicht die fehlende gemeinsame Coaching-Zone eine Ursache für die Schiedrichterball-Orgie. Der andere Trainer hatte eben 20 m Vorsprung, da die Fouls immer am und im Strafraum des Gegners passierten.


    Mir ist eben dann ein schlechter Schiedrichter lieber, der nur 3 von 6 Fouls sieht, als ein Kuschel-Pädagoge als Trainer des Gastgebers, der Fouls nicht wahrhaben will, weil es nicht in sein Weltbild vom friedlichen lieben Kinder-Fairplay passt. Hätte nur noch gefehlt, dass er die Kinder zum Bruderkuss aufgefordert hätte. ;)

    Es geht doch nicht um die Anzahl der Fouls.
    Zu einem Fußball-Spiel gehört ein Schiedsrichter (bei F-Jugend gern auch ein Spieler der C-Jugend). Ein Foul muss auch im Kinderfußball ein Foul bleiben und darf nicht im Rahmen einer Kuschel-Philosophie zu einem Schiedsrichterball werden. Ein 2-0 bleibt ein 2-0 und ist nun mal kein Spiel mit den Ergebnis "o.E.".


    Darum ging es mir.

    Da ist mir die Logik nicht ganz klar. Ein Trainer einer anderen Mannschaft verhält sich schlecht (eventuell weil er unbedingt gewinnen will) und deswegen ist der Kinderfußball schlecht?

    Der Kinderfußball ist nicht schlecht sondern die vom Verband (hier Südbaden) umgesetzte Regelung geht an der Lebenswirklichkeit vorbei. Fußball ist spielerischer Wettkampf mit Sieg, Niederlage oder Unentschieden, in jedem Alter.
    Der richtige Ansatz wäre, zu lernen bzw. zu lehren, mit Niederlagen sinnvoll umzugehen, anstatt zu verhindern, dass Niederlagen auch Niederlagen genannt werden dürfen.
    Dies zu vermitteln, ist schwieriger als Ergebnisse nicht zu veröffentlichen.

    Als F-Jugendtrainer in Südbaden bin ich mit dem Konzept des (scheinbar) ergebnislosen Kinderfußballs vertraut.


    Überzeugt hat mich der Ansatz bisher trotzdem nicht.


    Auch wenn man 10 x sagt, das Ergebnis ist unwichtig und wir spielen hier, um zu lernen: die Lebenswirklichkeit ist auch in der F-Jugend eine andere.
    Alle wissen nach dem Spiel das Ergebnis: die Eltern, die Trainer, die Spieler und warum soll das schlecht sein?
    Die Beiträge mit dem Tenor "Spaß haben und keinen Druck aufbauen" sind mir geläufig.
    Mir ist auch klar, dass jedes Kind seine Chancen und Einsatzzeiten bekommen muss und auch bekommt. Aber mit gleichen Einsatzzeiten für alle gegen einen starken Gegner führen zu Frustration bei allen Spielern: den guten, weil sie sich nicht mit den guten messen dürfen und bei den weniger talentierten, weil sie nur hinterherlaufen.
    Ich lasse gegen gute Mannschaften auch vorwiegend die guten Spieler spielen und gegen schwächere Mannschaften setze ich die schwächeren bevorzugt ein.
    Ein Schlüsselerlebnis in Sachen Kuschelpädagogik im F-Jugend-Fußball hatte ich heute: ein veranstaltender Verein stellte keine Person ab, die in kritischen Situationen eingreift, also sollten der Trainer der gastgebenden Mannschaft und ich kritische Situationen beurteilen. Die spielerisch unterlegenden Gastgeber liefen nur hinterher und selbst klarste Fouls wurden vom gastgebenden Trainer mit "Schiedsrichterball" geschlichtet und mit dem Hinweis auf die Kinderfußballregeln des Südbadischen Verbandes mit Handshake von Foulendem und Gefoulten beendet. Es gab tatsächlich keinen einzigen Freistoß im gesamten Spiel, jedoch reichlich blaue Flecken und frustrierte Kinder. Mein Hinweis, dass man klare Fouls durchaus auch ahnden darf, wurde mit dem Hinweis auf die Regeln des Kinderfussballs abgebügelt. Im übrigen könne ich mich gern beim Veranstalter beschweren, was natürlich sinnlos gewesen wäre.
    Ich hielt mich zurück, ließ das Ganze auf mich wirken. Zum Glück gewannen wir dennoch.
    Ein Freund des Spiels ohne Schiedsrichter werde ich in diesem Leben nicht mehr.