Schlägereri Jugendfußball Hessen - C-Junioren

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  • Ich möchte nicht länger mit ansehen, dass sich so etwas permanent im Kinder- und Jugendfußball wiederholt. Solche Leute machen unsere Arbeit und unseren Sport kaputt. Ich bin jeder Journalie dankbar, die darüber offensiv berichtet und auch Roß und Reiter benennt. Es muß doch möglich sein, dass wir solche Deppen, A***löcher und Idioten endlich des Fußballplatzes verweisen. Ich habe eine scheiß Wut im Bauch und hoffen, dass alle hessischen Trainer in diesem Forum auch zu jeder besten Gelegenheit ihren Unmut kundtun, damit der dortige Verein begreift und aufwacht!


    Wenn Euch ähnliche Artikel bekannt sind, dann postet diese hier. Es muß endlich Schluß damit sein!



    Aus Spiegelonline vom 4.11.2013; 15:30 Uhr


    Prügelei im Jugendfußball: "Das nächste Mal brech ich ihm die Nase!"


    Von Oliver Becker, Frankfurt


    Kopfnussattacken, ein Trainer in Handschellen, ein bedrohter Schiedsrichter: In der Frankfurter C-Jugend eskalierte ein Spiel. Bei der Suche nach den Tätern kommt heraus, dass der Beschuldigte keinen gültigen Spielerpass besitzt. Der Fall offenbart die Wildwest-Zustände im deutschen Jugendfußball.
    Eklat im Jugendfußball: Chaos im Frankfurter Nordend Fotos
    Occasione Documentaries


    Sonntagsidylle im Frankfurter Nordend, hinter alten Kastanien und gepflegten Kieswegen liegt ein Fußballplatz in der Herbstsonne. Zwei C-Jugend-Teams, die Spieler nicht älter als 13, 14 Jahre, stehen sich auf der Bertramswiese gegenüber. Als Schiedsrichter G. das Top-Spiel des Tabellenzweiten TuS Makkabi gegen den Spitzenreiter der Kreisliga, Spielvereinigung Fechenheim 03, anpfeift, ist die Stimmung bei den Kindern, ihren Eltern und den wenigen Zuschauern gut.


    Wenig später ist aus der Idylle ein Kampfschauplatz geworden. In der Dämmerung führt die Polizei den Fechenheimer Trainer in Handschellen vom Gelände, kurz darauf geht bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen ihn ein. Das Kreissportgericht befasst sich mit dem Spiel. Wie kann ein solcher Nachmittag derart aus dem Ruder laufen?


    Fechenheim hat die zwei vorherigen Partien überlegen - 15:0 und 5:1 - gewonnen, die Spieler sind sich gewiss, den Gegner vom Platz fegen zu können, auch wegen dessen deutlicher körperlicher Unterlegenheit. Doch Makkabi schafft es, das Spiel offenzuhalten, der Frust beim Gegner steigt. Der Fechenheimer Trainer mahnt seine Spieler, "endlich mal richtig ranzugehen". Sie lassen sich nicht zweimal bitten.


    Beim Führungstreffer von Makkabi brechen alle Dämme


    Die Stimmung schlägt um, aufgebrachte Eltern fordern den Schiedsrichter auf, härter gegen die vielen Fouls der Fechenheimer durchzugreifen. Dieser belässt es bei Ermahnungen. "Der Schiedsrichter war überfordert, fühlte sich von Fechenheim und seinem Anhang bedroht. Einer der Spieler drohte, ihn mit dem Ball abzuschießen, als er einmal gegen ihn pfiff", sagt die Mutter eines Makkabi-Spielers hinterher.


    Als Mitte der zweiten Halbzeit die Führung für Makkabi fällt, brechen bei den Unterlegenen alle Dämme: Sie grätschen, foulen, ein Spieler verteilt einen Kopfstoß. Nach Abpfiff bringen sich die Makkabi-Spieler vor den heranstürmenden Gegnern in Sicherheit. Fechenheims Trainer packt den Makkabi-Coach am Hals und ohrfeigt ihn, dem Angreifer kann nur durch einen herbeigeeilten Vater Einhalt geboten werden, die Mutter des Kopfstoß-Opfers rennt in Sorge um ihren Sohn auf den Platz. Der Übeltäter sei einfach an ihr vorbeischlendert und habe gesagt: "Was guckst du so? Das nächste Mal brech ich ihm die Nase!", erzählt sie.


    Ein Arzt attestiert dem Sohn eine Jochbeinprellung und einen Schock. Der Junge hatte offenbar Glück, denn nur weil sein Gegenspieler wesentlich größer war, verfehlte er die Nase seines Opfers.


    So weit, so erschreckend. Doch es soll noch unfassbarer kommen.


    Das Kreissportgericht Frankfurt tagt am 19. Oktober, um "die besonderen Vorkommnisse während und nach dem Spiel zu verhandeln". Zwei der drei Fechenheimer Hauptbeschuldigten erscheinen erst gar nicht. "Der eine Spieler kann nicht kommen, der ist leider in Belgien", gibt der stellvertretende Jugendleiter Fechenheims zu Protokoll.


    Spielerpass ohne Foto


    Der anwesende Beschuldigte sitzt mit hängenden Schultern am Verhandlungstisch. Mit leiser Stimme gesteht er, dem Makkabi-Spieler am Ende der Partie einen Kopfstoß versetzt zu haben. Die Beisitzerin des Sportgerichts fragt: "Bist du wirklich der Spieler, der auf dem Spielberichtsbogen steht? Hast du ihm wirklich den Kopfstoß verpasst?" Der eingeschüchterte Junge sinkt im Stuhl nach unten, nickt und antwortet kaum hörbar: "Ja."


    Die Beteiligten schauen sich zweifelnd an. War der mutmaßliche Übeltäter nicht größer, breiter - und auch lauter? Der anwesende Junge ist zwar ebenfalls dunkelhäutig, doch seine Erscheinung entspricht nicht der des Angreifers. Das erkennt jetzt auch der Schiedsrichter, der zu Beginn der Verhandlung den stillen Jungen noch klar identifiziert hat.


    Allmählich wird dem stellvertretendem Kreisgerichtsvorsitzenden K. klar: Da nimmt gerade jemand eine Tätlichkeit auf sich, die er wohl gar nicht begangen hat. Der Vorsitzende beraumt eine weitere Verhandlung für den 26. Oktober an. Den Vereinen trägt er auf, dann die Spielerpässe vorzulegen.


    Dem kommt die Spielvereinigung Fechenheim zwar nach - doch der Pass des Spielers, der für den Kopfstoß verantwortlich sein soll (und auch der zweiten Verhandlung fern bleibt), enthält kein Bild. Und es gibt ein weiteres Problem mit dem Pass: Als Geburtsjahr ist 1997 eingetragen, damit wäre der Spieler zwei Jahre zu alt für die C-Jugend.


    Wochenlange Sperre für die komplette Mannschaft


    Der stellvertretende Jugendleiter Fechenheims hat eine erstaunliche Erklärung parat: "Der spielt seit Februar 2013 bei uns. Ich wusste nicht, dass auf seinem Pass das Bild fehlt. Er hat aber immer eine Ausweiskopie bei sich, die wir den Schiedsrichtern vor dem Spiel zusätzlich zeigen."


    Diese Kopie eines Ausweises von der Elfenbeinküste weist allerdings einen wenig überzeugenden Manipulationsversuch auf: Handschriftlich wurde aus der 7 von 1997 eine 9 gemacht. Merken wollte das offenbar niemand.


    Das Urteil des Kreissportgerichts zu den "besonderen Vorkommnissen" ist inzwischen ergangen: Fechenheims gesamte Mannschaft wurde für drei Wochen gesperrt, der Trainer mit einem Ausübungsverbot seiner Tätigkeit bis zum Februar 2014 belegt. Schiedsrichter G. darf zwei Wochen lang nicht pfeifen, der verschwundene Spieler bis April 2014 nicht mehr spielen. Fechenheim möchte das Urteil zunächst akzeptieren, äußern will sich dazu aber niemand.


    Doch damit ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Neben dem bereits erfolgten Urteil wegen der Tätlichkeit wird es ein weiteres Verfahren gegen Fechenheim wegen des Passvergehens geben. Der stellvertretende Kreissportgerichtsvorsitzende K. wird den Fall an einen Kollegen abgeben, um sich im zweiten Verfahren nicht der Befangenheit verdächtig zu machen.


    Strafrechtlich wird der Nachmittag im Frankfurter Nordend allerdings keine Konsequenzen haben: Der Makkabi-Trainer hat seine Anzeige zurückgezogen, die Staatsanwaltschaft das Verfahren daraufhin eingestellt. Laut dem Angegriffenen habe sich der 19-jährige Fechenheimer Coach bei ihm entschuldigt, er sei zudem durch seinen mehrstündigen Polizeiaufenthalt schon genug gestraft.


    Der stellvertretende Kreissportgerichtsvorsitzende kann trotzdem nur den Kopf über diesen Fall schütteln: "So etwas habe ich in fünf Jahren Verbandstätigkeit noch nicht erlebt", lautet sein Fazit.