Teil 3 Erwachsen werden.
Am Ende der C-Jugend überwog dann doch die Unzufriedenheit über die fußballerisch, taktische Entwicklung unter dem Trainer. Hinten kompakt stehen, nach vorne hoch und weit, macht über die Jahre auch nur begrenzt Spaß. Mein Sohn war auch wieder weiter gewachsen (damals schon fast 180cm) und hatte auch etwas von meiner Geschwindigkeit (ich war Leichtathlet, also eher Fußball fern) geerbt. Die hartnäckigsten Angebote für einen Vereinswechsel kamen von einem neu gegründeten JfV aus der Umgebung. 1. Herren RL, A-Jugend RL, B-Jugend VBL. Trainer mit A-Lizenzen (hatten wir das nicht schon mal?). Positiv aber: sehr umtriebiger Jugendkoordinator, gute Durchlässigkeit von einem Jahrgang zum nächsten (d.h. Übernahme praktisch aller Spieler in die nächst ältere Mannschaft).
Die nächsten 4 Jahre kann man recht kurz zusammenfassen:
Von Jahr zu Jahr verbesserte Taktikschulungen, auf Position und Spieler zugeschnittene Videos, Einzeltrainings und Gruppentraining. Athletiktrainer, regelmäßige Fortschrittsgespräche mit den Spielern (nicht den Eltern, die wurden am Anfang des Jahres einmal kurz über die Pläne für die Saison informiert, sonst waren immer die Spieler die Ansprechpartner der Verantwortlichen).
In der A-Jugend war er 2 Jahre Stammspieler in der RL und Kapitän. Ist inzwischen 196 cm und hat knapp 90 Kilo. Dabei flott unterwegs und mit guter Spielübersicht (sagt der Papa, manchmal auch der Trainer
Inzwischen Abitur gemacht und das Angebot des Vereins für die Übernahme in die RL-Mannschaft der 1.Herren abgelehnt. Warum?
Er hat sich in die USA aufgemacht und spielt dort in einem College mit einem Fussballstipendium.
Das ist auch der Grund für meine kurze (?) Chronologie der letzten Jahre. Gestern ist er abgeflogen, Habe in meiner “Verzweiflung” gleich noch eine Dauerkarte für den eigentlich nicht sehr geliebten lokalen BL Klub gekauft (ganz ohne Live Fußball gehts dann doch nicht).
An Euch Trainer:
Danke für Eure Zeit, Euer Engagement & Eure Liebe zum Fußball, die das Hobby für all die kickenden Jungs erst möglich macht. Meine 5 Cent: Versucht immer alle & wirklich alle in der Mannschaft mitzunehmen ohne jemanden auszugrenzen. Die glücklichste Zeit für die Jungs war in meiner Wahrnehmung nicht vom sportlichen Erfolg, sondern der Harmonie im Team und zwischen Team, Eltern und Betreuern bestimmt (besonders natürlich bei den Jüngeren).
An Euch Eltern:
Nein Euer Junge wird kein BL-Spieler werden (ist zwar wahrscheinlicher als im Lotto zu gewinnen aber nicht viel). Also entspannt Euch, genießt die Zeit mit den Kindern, die Spiele, die kleinen und auch manchmal größeren Dramen und Triumphe.
Wenn überhaupt (und Leistungs-orientierter Fußball, d.h. in meinen Augen RL ab U15 aufwärts, in Frage kommt), Vereinswechsel in der Regel erst ab U15 (von speziellen Situationen abgesehen). Seid klug in der Wahl des Klubs, nicht immer ist dabei die Höhe der Spielklasse die beste Entscheidungsgrundlage. Der 3., 4. oder gar 5. Klub ist nicht automatisch besser als der vorige.
An die Vereinsverantwortlichen:
Gibt den Trainern die bestmöglichen Bedingungen, schafft im Leistungs-orientierten Bereich ein Konzept mit möglichst enger Vernetzung der Trainer, holt Euch die jungen gut ausgebildeten Trainer (schaut auch mal in den Sport-Unis vorbei).
In diesem Sinne, weiter gutes Spiel.
PS Falls Interesse werde ich gelegentlich vom College Fußball in den USA berichten