Da du ja gleich noch schriebst, dass du der FPL gegenüber skeptisch eingestellt bist, hoffe ich, dass du ihr eine Chance gibst und nicht gleich nach den ersten zwei, drei Spielen schon darauf schließt, dass das ja alles nix ist und du das ja schon immer wusstest.
Zum Teil, ja, es geht darum, die Erwachsenen ein Stück weit zu entfernen, damit sie nicht zu viel Einfluss auf das Spiel der Kinder nehmen. Ich denke da, dass selbst vernünftige Eltern feststellen werden, dass ein paar Meter Abstand zur Seitenlinie sich deutlich darauf auswirken, wie sehr man sich emotional am Spiel beteiligt. Es ist sowohl für sie als auch die Kinder besser, wenn auch sie nicht direkt am Spielfeldrand stehen.
Naja, vielleicht doch ein wenig. Dadurch, dass sie den Mindestabstand einhalten müssen, sinkt ihre emotionale Involviertheit ja auch ein bisschen. Außerdem haben sie nicht den Schiedsrichter als Projektionsfigur für ihren ganzen Frust oder welche Gefühle auch immer sie zu ihren Wutausbrüchen treiben. Und außerdem ist nicht der Schiedsrichter die arme Sau, die den Störenfried da draußen in den Griff kriegen und möglicherweise unter der Gefahr, dass sich doch ein paar Vertreter seines Vereins sich mit ihm solidarisieren, des Geländes verweisen muss, sondern das ist Sache aller Erwachsener, also der gesamten Elternschaft sowie der Trainer.
Ich denke, dass die FPL durchaus kein Placebo ist, wenn man sie richtig umsetzt. Wenn keiner dahinter steht, ihre Bestimmungen nur der Pflicht halber umgesetzt oder gar unterwandert werden, dann bringt sie nichts, das ist klar. Aber das ist dann auch keine FPL.
Nochmal: Niemand behauptet, dass die FPL alle Probleme des Kinderfußballs lösen könnte, oder dass Spiele gemäß FPL-Regeln grundsätzlich und vollumfänglich supertoll und fair ablaufen. Es gibt vielmehr viele Leute, die meinen festgestellt zu haben, dass die Erwachsenen letztlich daran schuld sind, dass in den letzten Jahren bereits in den Kinderaltersklassen dramatische Vorkommnisse auftreten, von der Jugend ganz zu schweigen. Ralf Klohr hat über einige Jahre beobachtet, wie sich solche Fälle häufig abspielen und kam dann auf drei Änderungen, die dem entgegenwirken sollten.
Gäbe es überall vernünftige Trainer und Eltern und allenthalben gute Schiedsrichter, so bräuchte man die FPL nicht. Die Realität ist aber nun einmal anders, und daher ist eine solche Umgebung für die Kinder nicht mehr als ein Luftschloss. Und ich bin davon überzeugt, dass eine einigermaßen anständig durchgeführte FPL langfristig positive Effekte in einem stärkeren Maß als das bei uns noch vor gar nicht allzu langer Zeit übliche System.
Mein Mittrainer freut sich, dass es in der nächsten Saison keine FPL mehr gibt. Aber er ist halt auch eher ein Typ, der während des Spiels nicht ganz so viel mit dem anderen Trainer kommuniziert, dazu ist er noch recht harmonieliebend und er macht den Mund zu spät auf. DIe FPL fällt leichter, wenn man gut und nicht zu wenig mit dem anderen Trainer kommuniziert, wenn man sichtbar auf seine eigenen Kinder hinsichtlich Fairness einwirkt und auch rechtzeitig die Diskussion mit dem anderen Trainer sucht. Das soll jetzt nicht heißen, dass man mit ihm alles ausdiskutieren soll, nein. Aber wenn man sowieso dicht beieinander steht, wie es zwar sein sollte aber bei uns zu selten ist, dann kann man immer wieder mal überwiegend positive, aber auch mal negative Kommentare fallen lassen, einfach halt in einen angenehmen Dialog treten, und dann, wenn einen etwas wirklich stört, das dann auch ansprechen.
Denkst du nicht auch, dass es vor allem etwas mit dem in dieser starken Gruppe übertriebenen Ehrgeiz der Verantwortlichen, also insbesondere der Trainer zu tun hat? Ich würde darauf wetten..
Ich behaupte einfach mal, dass diese Kids von ihren Trainern und wahrscheinlich auch den Eltern bereits dahingehend konditioniert wurden, das Regularium so weit zu dehnen wie es ihnen möglich ist. Das ist ja genau der Punkt, den die FPL entlarven und ausschalten will: dass die Spieler und Trainer meinen, für die Interpretation und Einhaltung der Regeln sei der Schiri zuständig, und solange der nicht pfeift war da auch nichts. Das hat aber eben ja gerade überhaupt nichts mehr mit Fair Play zu tun, oder?
Warum hast du nichts gemacht? Hast dich also nicht beim gegnerischen Trainer über das Verhalten seiner Spieler beschwert?
Nochmal: die FPL ist kein Selbstläufer und es ist falsch, wenn sich die Trainer völlig raus halten. Im Gegenteil, sie bestimmen wie das Spiel läuft. Vorher hatte der Schiedsrichter einen großen Einfluss darauf, der ist weg, also müssen das jetzt Spieler und Trainer alleine geregelt bekommen.
Ein stark unterschiedliches Niveau der aufeinander treffenden Mannschaften ist meistens für niemanden so richtig gut, aber die FPL kann da genauso funktionieren. Wichtig ist, dass beide Mannschaften und ihre Trainer anständig sind.
Entschuldigung, dass ich die ganze Antwort zitiere. Habe Probleme dies zu verkürzen...
tobn: Erstmal vielen Dank für die angenehme Art zu schreiben. Fühlt sich besser an zu Antworten, wenn man nicht das Gefühl hat persönlich angegriffen zu werden. Du hast recht. Ich würde allerdings hinzufügen, dass es auch bei den Kindern diesen (übertriebenen) Ehrgeiz gibt. Ich glaube, dass sie als 8-jährige in der Lage sind selbstständig ihren Spielraum zu nutzen.
Bei uns sind die Trainer sehr passiv gewesen und dies hat die Situation nicht wirklich geholfen.
Vielleicht würde es auch besser funktionieren, wenn die Kinder in das FPL hineingewachsen worden wären.
So wie es ist wäre ein verbindlicher Spielleiter oder sehr aktive Trainer als Schiris die beste Lösung.