Beiträge von Christianus

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    Hallo,


    ich gehe kommende Saison in mein 12 Jugend-Fußball-Trainer-Jahr. Wertschätzung zu erfahren "wäre" schön, aber wir wohl so, als selbstverständlicher Gegenstand wie oben teilweise beschrieben, bei normalen Vereinen, sprich, Breitensport-orientiert bzw. außerhalb des Bereichs einer nahen Profiabteilung, eher die Seltenheit bleiben.


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    Ich habe es damals so gelöst, dass ich dem Training eine klare Struktur bzw. einen immer gleichen Ablauf verpasst habe.


    1.) Ziel zu Trainingsbeginn in der F-Jugend: Lachen !!! Toben !!! Ankommen !!! Geht prima über Fang-Spiele, mit Ball ohne Ball. Leibchen in die Hose, Hasenjagd spielen.
    2.) Nächster Schritt: Auspowern !!! (2 Gruppen gegeneinander, Wettbewerb Stangenslalom ohne Ball, Schwierigkeit steigern, Ball mit hinzunehmen)
    3.) Trinkpause: Runterkommen !!! (Loben, Verbesserungsvorschläge, etc.)


    dann erst begann ich mit Schritt 4, dem Ball- und Übungstraining. Die Kinder konnten dann, aus der vermeintlich guten Stimmung, nicht mehr so gut raus und machten wesentlich besser mit als zuvor gedacht.


    Später habe ich zur Motivation noch einen "Spieler des Tages" eingeführt, sprich ein Kind was an diesem Tag besonders hervorstach. Das waren/sind Kleinigkeiten die aber immer darauf abzielten einzelnen Kindern ein "Erfolgserlebnis" zu Teil werden zu lassen. Bis heute, 4 Jahre danach, fragen sie zum Trainingsabschluß nach dem Spieler des Tages.


    Hoffe ich konnte hilfreiche Tipps geben,

    Hallo,


    ich kenne das Problem sehr gut aus meiner eigenen Erfahrung heraus. Ich lebe mit diesem Thema nun seit 4 Jahren. Es endet mit dem Wechsel auf das größere D-Jugendfeld. Diese Perspektive hat mich immer motiviert.


    Ich habe alle Deine Szenarien ausprobiert, bei einem F-Jugend-Kader von einst 20 Kindern. Heute noch sind es 18 in der E1 die ich betreue. Folgende Erkenntnisse kann ich an Dich weitergeben:


    - das Rotationsprinzip spielt sich nach wenigen Wochen ein. Wenn man es richtig, von der Idee her, an die Kinder und Eltern kommuniziert, sprich, das sowohl die stärkeren und die schwächeren Spieler aufgestellt bzw. nicht nominiert werden, ... dann hat man in der F2/F1 bald Normalität diesbezüglich. Auch freuen sich Eltern mal ein WE auszusetzen und "nichts" mit Fußball am Bein zu haben. Du baust zudem mit der Zeit einen Kader auf, welcher sehr flexibel eingesetzt werden kann, sowohl was die Feldpositionen betrifft, als auch die individuellen Fertigkeiten, denn....mit der Rotation wird es für Dich zunehmend schwerer dem verbreiteten Trainerreflex nachzugeben, die Kinder auf ihren jeweils idealen Positionen einzusetzen. Du musst zwangsläufig die Kinder auch auf dem Feld rotieren lassen. Dies kommt uns heute sehr zu gute. Ich bin sehr stolz darauf dass die meisten meiner Jungs sowohl defensiv, sowohl zentral, aus auch offensiv spielen können, hin und wieder sogar im Tor, alle auch links und rechts unser Spielprinzip richtig interpretieren. Das hat gedauert, denn, wir waren natürlich nie konstat so schlagkräftig und "eingespielt" wie die Gegnerteams mit 11-12 Kindern auf dem Kleinfeld. Bei uns gab/gibt es nur Huihh oder Pfui.


    Dafür allerdings, und das ist viel mehr wert als Hin- oder Rückrunden-Meistertitel, dürfen von den 20 Kindern insgesamt 17 behaupten mehrmals Tore bei Punktspielen geschossen zu haben.


    Ich und meine Mittrainer mussten das so machen, denn...wir haben ebenso wie ihr Trainermangel und hinzukommend auch Platzmangel für Trainingszeiten. Wir sind ein recht großer Verein mit relativ vielen Mannschaften über alle Jahrgänge.


    Das Prinzip, einen Teil der Spieler via leistungsgerechten Freundschaftsspielen oder Ausleihen nach unten oder oben, zu praktizieren hat mehr Organisationsaufwand gekostet (Telefon, Mail zwischen Eltern und Trainer anderer Mannschaften, Termine außerhalb DEINER Routine, Gewöhnungsprobleme, etc. pp) und hat somit den Ertrag für die einzelnen Kindern hinterher niemals gerechtfertigt. Höhepunkt war meine Idee mit 2-3 anderen Vereinen mit vergleichbaren Problemen eine virtuelle Mini-Liga für die schwächeren Spieler unserer Mannschaft über ca. 2 Monate mit FS-Spielen zu Trainingszeiten zu vereinbaren. Hat einmal geklappt, dann hatte ich die Schnauze voll. Denn, die Kinder für die wir die Spiele ausgemacht hatten kamen nicht wegen Schnupfen, Schule lernen, Gebrutstagsparty, etc. Also wieder telefonieren und absagen.


    Meine Empfehlung ... lass es.


    Noch ein Nachwort zu meinem Prosaerguß. Ich habe etliche Trainer anderer Vereine mit diesem Problem beobachtet die dann z. B. zwei Mannschaften aus diesem Kader geformt haben. Neue Trainer, neue Trainingszeiten, etc. Spätestens ab der D-Jugend brauchst Du aber um die 15 Spieler um dann, wenn die Jungs 11/12/13 sind, pro WE einen ausreichend besetzten Kader aufzuweisen. Dann wieder das Ganze zu reintegrieren, was zuvor getrennt wurde (die Jungs kennen sich ja nicht nur vom Fußballplatz, sondern auch von der Schule, oder über die Nachbarschaft), hat bei keiner meiner Beobachtungen Nachhaltigkeit im Sinne des Mannschaftsgefüges hinterlassen welches über die Jahre "wachsen" durfte/konnte. Mein großer Sohn, heute B-Jugend, wechselt in diesem Prinzip nach wie vor jede Saison durch. Bis heute, nach dieser Kadertrennung damals in seiner F1-Zeit, ist dieser damalige Riss auf dem Spielfeld nach wie vor spürbar. Warum ? Weil die Trainer damals lieber ein paar mehr Spiele mit einer kompakten Mannschaft gewinnen wollten anstatt den großen Kader so lange zu halten wie möglich und eben auch bereitwillig und konsequent einzusetzen. Der Reiz, dass die Schwachen zu den Schwachen, die Starken zu den Starken entsprechend gruppiert werden, ist dann sehr sehr groß, wird fast überall so praktiziert, bringt kurzfristige Erfolge und langfristige andere Probleme. Rein meine Meinung, und ich mache das Ganze jetzt seit insgesamt 11 Jahren.


    Kommende Saison, D-Jugend, werde ich das erste Mal froh sein 18 Kinder im Kader zu haben, die sich kennen, die sich trotz ihrer Schwächen schätzen, die ALLE gemeinsam Erfolge und Misserfolge erfahren haben und ...eingespielt sind, und das auch sicher bleiben werden.


    Größtest Problem welches dem Groß-Kader entgegespricht ist und bleibt unser Trainerego was das Aufstellen des jeweils stärksten Kaders betrifft der ja am besten gewinnen sollte. Es kostet Mut konsequent die un-koordinativen, die übergewichtigen, die introvertierten und verträumten Spieler konsequent mitzunehmen und auch aufzustellen, auch dann wenn man nur 2 zu 1 führt... ;).


    Glaub mir, ich weiß von was ich spreche. Aber es wird sich insgesamt sowie langfristig auszahlen, solltest Du vorhaben mehr als nur eine Saison den Trainer zu machen.