Hallo Zusammmen,
ich habe nach beruflich bedingter 7-jähriger Pause als Jugendcoach wieder eine Mannschaft übernommen (E2 / U10). Ich habe im Vorfeld am Ende der letzten Saison ein Bild von den Jungs machen können, als ich sie zu einigen Turnieren als stiller Beobachter begleitet habe. Erstmals vornweg: Diese Jungs können kicken. Auf dem 4+1-Feld gab es kaum eine Mannschaft, die dieses Team schlagen konnte. Guter Torwart, technisch versierte Spieler, klasse Kombinationsspiel........
Ich habe selten eine Mannschaft in der F-Jugend gesehen, die in der breite 5-6 gleichwertige Spieler hat (plus ein Ausnahmetalent-aus meiner Sicht ;-))
Da die Jungs nur das "F-Jugend-Feld" kannten und ich "richtig" vorbereitet in die Saison gehen wollte, habe ich im Vorfeld zwei Vorbereitungsturniere gemeldet und ein zusäztliches Freundschaftsspiel, dass gestern stattgefunden hat.
Jetzt stellte sch für mich die Frage, in welchem SYSTEM ich meine Jungs auflaufen lassen werde. Natürlich weiß ich, dass man in diesem Bereich die Jungs nicht in ein Schema pressen darf, aber eine Grundordnung sollte schon sichtbar sein.
Am ersten Vorbereitungsturnier wählte ich das vom DfB vorgeschlagene 3-3. Da noch einige Spieler im Urlaub verweilten, habe ich auch noch einen Bruder eines Spielers von mir mitgenommen, der in der U9 kickt. Das Turnier war schlecht organisiert, das Wetter unerträglich warm aber die Jungs erspielten sich trotzdem den 2.Platz. Die Krux aber ist, dass es fußballerisch keine Glanzleistung war und wir aufgrund starker Einzelaktionen unsere Spiele gewonnen haben.
Ich habe den Jungs das 3-3 "vorgegeben". Der hintere 3er-Block konnte bzw. sollte mit Fußball spielen, d.h. er sollte auf keinen Fall stur hinten stehen bleiben - so wie man es immer bei anderen Jugendteams sieht. Ansonsten einfach miteinander spielen und den Abschluss suchen.
Folgendes fiel mir auf:
* Die Lücke zwischen den 3er-Blöcken war immer zu groß.
-> Dies resultierte daraus, dass einfach die Laufbereitschaft auf dem größeren Feld noch nicht vorhanden war
* Die Jungs neigen zum konsequenten Decken, gewohnt aus dem kleinerem Feld
-> Ergebnis daraus: Die Gegner haben mit einem weiten Abschlag unseren kompletten vorderen 3er-Block überspielt und standen dann unserer Defensive oftmals in einem 1 vs 1 gegenüber.
* Körperliche Nachteile gegenüber U11er-Mannschaften bzw. gemischten Mannschaften
Am zweiten Vorbereitungsturnier wählte ich das 2-3-1 um einfach einen Vergleich zu haben ( Um es gleich vornweg zu nehmen: Ich habe JEDEN auf JEDER Position spielen lassen ). Dort sind nach 5 Gruppenspielen und nach dem erreichen des Achtelfinales ausgeschieden. Hier gab schlicht und ergreifend der körperliche Unterschied den Ausschlag. Wir konnten spielerisch nicht gegenhalten. Ich weiß einfach nicht, was die Kids auf dem Lande zu essen bekommen
Folgendes fiel mir auf:
* In der Abwehr gerieten wir oftmals in Unterzahl - bedingt durch die offensive Ausrichtung. Mir widerstrebt es einfach, jetzt schon Positionen FEST einzuteilen. Wie gesagt, eine Grundformation sollte es geben, aber ich werde einem, der hinten spielt nie verbieten, mit nach vorne zu gehen.
*Wieder war das Problem mit den Abschlägen des Torhüters. Mit einem Abschlag hat er das ganze Mittelfeld ausgehebelt und es kam zu den 1gegen1-Situationen.
* Auch das Kominationsspiel klappte nicht wie gewünscht (oder aus F-Jugendzeiten gewohnt).
* Körperliche Nachteile
* Der "Stürmer" neigt zum vorne stehen bleiben, das "Mittelfeld" muss extreme Laufarbeit bringen.
Gestern ging es dann zum Freundschaftsspiel gegen ein U11er-Team aus der Nachbarschaft. Das Ergebnis war für mich wirklich zweitrangig, da ich meinen kompletten Kader dabei hatte und JEDER angemessen spielen durfte. Ich entschied mich für das 3-3, da ich das gerne die Saison durchziehen würde. Schnell gingen wir 4:0 in Führung. Aufgrund der vielen Wechsel kam der Gegner nochmals auf 4:3 und später auf 5:5, bis wir in der Schlussminute den Siegtreffer zum 6:5 erzielten.
Fazit:
* Die ersten 15 Minuten waren TOP - klasse Spielzüge, schöne Tore, jeder wurde mit ins Spiel eingebunden.
* In der 2. Hälfte es kam hinten wieder zu den 1gegen1 Situationen, weil die Wege zurück zu lange wurden.
Jetzt möchte ich echt nicht motzen. Die Jungs sind saucool und auch motiviert. Aber man spürt schon eine gewisse Erwartungshaltung im Umfeld. Man hat immer noch die Spielweise auf dem 4+1-Feld im Hinterkopf. Wenn man da einen oder zwei Spieler durch individueller Klasse ausgespielt hat oder 3-4 gute Kombinationen machte, war man direkt vor dem Tor. Jetzt ist dem nicht mehr so. Jetzt ist das Feld größer, die Gegner robuster und man hat jetzt oft mit teilweise vier Verteidigern zu kämpfen.
Deshalb habe ich mir die halbe Nacht um die Ohren geschlagen und meine langfristigen Trainingsziele überarbeitet:
* Primäre Ziel wird im ersten Jahr die Raumaufteilung und die Raumorientierung sein
* Desweiteren möchte ich etwas auf das Deckungsverhalten und auf das Zweikampfverhalten eingehen
* Und ich möchte das Spiel von "hinten heraus" forcieren ( Ich möchte nicht, dass meine Torhüter den Ball nach vorne dreschen und wir außen dem Stürmer dann die Daumen drücken, dass das was wird).
Ist das altersgerecht ? ( Viel Text für so eine simple Frage )
Desweiteren würde ich gerne die 1gegen1-Situationen in der Abwehr verhindern. Dies würde aber nur gehen, wenn ich 2 "Mannen" hinten einteile. Aber schon presse ich sie in ein Schema. Ich habe es im Freundschaftsspiel schon ansatzweise versucht, indem ich dem hinteren Block gesagt habe, dass sie miteinander reden sollen, wer mitgeht und wer absichert. Das muss aber noch geübt werden.
Nur ist das altersgerecht ?