Beiträge von Alex J

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    Hallo, ich bin neu hier im Forum und
    habe schon einige interessante Beiträge lesen können. Hier mein
    Bericht vom Eignungstest C-Lizenz Leistungsfußball, den ich am
    07.09.2011 in Barsinghausen absolvierte.


    Ich bin 29 Jahre alt
    und habe selber einige Jahre auf Kreis- und Bezirksebene gespielt
    (Jugend und Herren) bis ich 2006 einen Kreuzbandriss hatte. Ich war
    sicherlich kein schlechter Techniker und Passgeber, aber letztendlich
    hat mir immer etwas gefehlt (Grundschnelligkeit, Kopfballspiel) um in
    höheren Ligen anzugreifen. Meistens durfte ich im Zentralen
    Mittelfeld ran, als 6er mit dem Auftrag: Spielzerstörung :) und
    Spielaufbau.


    Nach dem Kreuzbandriss kam ich eigentlich nie
    wieder richtig auf die Beine, gerade weil ich Angst hatte richtig in
    die Zweikämpfe zu gehen. Man hat eben nur eine Gesundheit als
    Hobbysportler! Ich habe etwa 2 Jahre lang keinen Ball berührt und
    trainiere seit Anfang dieses Jahres wieder in einer Mannschaft in der
    1. Kreisklasse im Bereich Hannover-Land. Insgesamt bin ich nach
    eigener Einschätzung fit aber sicherlich habe ich in letzter Zeit zu
    wenig mit dem Ball trainiert.





    Meine bisherigen Trainererfahrungen
    beschränken sich auf Co-Trainertätigkeiten in der E- und D-Jugend
    (etwa 1 Jahr) und sporadische Trainertätigkeiten im Bereich der
    Bundeswehr für kleinere Turniere. Aber alleine diese Erfahrungen und
    die Liebe zum Fußball insgesamt sind es, die meinen Entschluss, die
    C-Lizenz zu erwerben, bestärkten.



    Nun der Bericht:



    In einem Schulungsraum wurden die ca.
    30 Teilnehmer freundlich begrüßt. Unter ihnen waren ehemalige
    Profis aus der 2. und 3. Liga, Niedersachsenauswahl-Spieler sowie
    Oberliga- und Verbandsligaspieler, wie ich aus einigen Gesprächen
    erfahren konnte. Auch besaßen einige Teilnehmer schon die C-Lizenz
    Breitenfußball. Es waren 3 Trainer anwesend, darunter ein
    zuständiger DFB-Koordinator. Dieser stellte unmissverständlich den
    hohen Stellenwert der C-Lizenz Leistungsfußball dar und sprach von
    einem hohen Anspruch, den er an die Teilnehmer stelle. Wir sollen
    später dem E-Jugendlichen die elementaren Grundlagen beibringen und
    auch einem erfahrenen Spieler aus der 5. Liga noch was Neues zeigen.
    (Dauer: 15 Min)



    Nach kurzer Vorstellung und
    Anwesenheitskontrolle mussten wir einen 20-minütigen Aufsatz
    schreiben. Thema: Was zeichnet einen guten Jugendtrainer aus. Nach
    dem Test kam noch die Ansage, dass der Aufsatz nicht auschlaggebend
    sei, denn: Die Wahrheit liegt aufm Platz! (25 Min)



    Danach zogen wir uns um und bekamen
    verschiedenfarbige Trikots mit Nummern, um die Teilnehmer sofort
    unterscheiden zu können. Ich bekam übrigens die 11! (10 Min)



    Danach machten wir uns auf dem A-Platz
    selbständig warm. Hier wurden schon große Unterschiede deutlich.
    Einige liefen nur zweimal auf und ab und schnappten sich dann einen
    Ball, während andere das komplette Lauf-ABC abspulten und schon
    richtig ins schwitzen kamen. Ich glaube, dass die Trainer hier schon
    erste Notizen machten. (10 Min)



    Jetzt folgten verschiedene
    Dribbelübungen in der Gruppe. Dazu gehörten mehrere Finten (z.B.
    Übersteiger rechts - links vorbei), die der Trainer einmal
    vormachte. Hierbei kam es auf die korrekte, saubere Ausführung an,
    nicht unbedingt auf Schnelligkeit. Bei dieser Übung passierten auch
    einige "Unfälle", als die Leute aufeinander zu dribbelten
    und nicht schauten, wohin sich der andere bewegt. Diese Vorfälle
    wurden auch sofort notiert. (20 min)



    Danach folgten Passübungen in der
    selben Gruppe. Hierbei musste man Dirketpässe mit rechts und links
    spielen, schön mit der Innenseite. Dabei sollte man dann diagonal zu
    anderen Gruppe laufen oder dirket hinter seinem eigenen Pass
    hinterher. Diese Übungen waren etwas laufintensiver und jetzt
    zeigten sich schon einige Schwächen und Unkonzentriertheiten. Es kam
    hier aber nicht auf Schneligkeit an, sondern auf korrekte Pässe und
    auf die Passschärfe. (15 Min)



    Dann sollten wir uns zu zweit Bälle
    zuspielen, mit vorheriger Ballführung oder mit kleinen Dribblings.
    Zuerst mussten kurze Pässe gespielt werden (bis 10 m Abstand) und
    zum Schluss Flugbälle (30 m Abstand), alles wieder mit links und
    rechts. Mir fiel auf, dass gerade bei dieser Übung genau geschaut
    wurde und viel notiert wurde seitens der Trainer. Ich hatte
    Schwierigkeiten Flugbälle mit links zu treten, mein Gegenüber mit
    rechts. (10 Min)



    Danach stellten wir uns in einer Reihe
    gegenüber voneinander auf und spielten uns die Bälle zu. Zuerst
    sollten wir hohe Bälle mit der Brust annehmen, danach folgten
    Dropkicks mit rechts und links und zum Schluss meine Paradedisziplin:
    Kopfbälle halbhoch aus dem Stand und hoch mit einbeinigem Absprung.
    Naja, hier hatte ich auf jeden Fall eindeutige Schwierigkeiten,
    wohingegen mein Gegenüber technisch sauber, sehr präzise und hart
    zurückköpfte. (15 Min)



    Nach diesem Übungskomplex, in dem
    sicherlich die Vorentscheidung gefallen ist, folgte zum Abschluss ein
    kleines Spielchen. Jede Gruppe bespielte eine Spielfeldhälfte, eine
    Gruppe auf große Tore, die andere auf kleinere (2x1 m) Tore. Hier
    wurde nur gesagt: Jetzt spielt Rot gegen Blau. Ich spielte in meiner
    Gruppe auf die kleinen Tore. Man musste sich also schnell
    zusammenfinden und ne kurze Taktik besprechen und dann wurde
    gespielt. Man konnte schon erkennen, dass es auch hier eklatante
    Unterschiede in der Spielanlage und der Fitness der Teilnehmer gab.
    Die Trainer riefen auch einige Male ins Geschehen hinein und
    verteilten auch mal Lob. Nach etwa 15 Minuten war dann auch schon
    Schluss und wir wurden alle zusammengerufen. (20 Min)



    Nun stand die Urteilsverkündung an.
    Alle standen im Halbkreis und ohne lange Umschweife kam der
    DFB-Koordinator zu den Entscheidungen, die alle anwesenden Trainer
    zusammen beschlossen. Und die waren teilweise sehr hart. Man wurde
    namentlich aufgerufen und konnte dann den Entscheidungen des Gremiums
    lauschen. Es reichte von "Das reicht nie und nimmer!" oder
    "Das wird nix, keine Chance!" über "Du bist nicht fit
    genug!" oder "Komm mal in 1 Jahr wieder!" bishin zu
    "Ok, alles klar!" oder "Das sah gut aus!". Ich
    muss sagen, dass war schon harter Tobak.



    Bei mir und 2 anderen war sich der
    DFB-Koordinator nicht sicher. Er empfahl uns aber, erstmal die
    C-Lizenz Breitenfußball zu machen. In einem persönlichen Gespräch
    sagte er mir zum Schluss, dass es vor allem an der Ballmitnahme und
    den Flugbällen haperte ("Mit links kam nicht ein Ball an!").
    Jedoch lobte er meine Fitness. Er könnte mir ne Zulassung erteilen,
    aber er wüsste wohl, dass mich die Trainer beim Lehrgang nach
    spätestens 3 Tagen ablösen würden. Nun gut, damit musste ich wohl
    leben. Der zweite Trainer vor Ort, ein ehem. bulgarischer
    Nationalspieler, sagte mir dann auch noch, das er mich zugelassen
    hätte, aber im Gremium überstimmt wurde. Es war also sehr knapp.




    FAZIT:


    Ich werde den Test wohl nochmal machen
    im Frühjahr oder Sommer 2012 und nehme jetzt einfach die Erfahrung
    mit. Da die C-Lizenz Lehrgänge ausgebucht sind, verliere ich sowieso
    keine Zeit und ich kann mein Balltraining weiter intensivieren und
    die Übungen einfach nachmachen, bis ich sie wieder draufhabe.
    Außerdem hatte ich die Gewissheit, dass selbst ehemalige
    Verbandsliga- und Oberligaspieler nicht automatisch zugelassen
    werden. Auch ein bekannter ehemaliger Zweitligaprofi, der die
    Zulassung mit Einschränkungen erhielt, durfte sich zum Schluss
    anhören, dass er auf jeden Fall fitter werden und sich technisch
    steigern müsse. Das war schon sehr interessant und hat mir nochmal
    gezeigt, wie vielseitig und herausfordernd der Trainerjob sein kann.