Grenzen der Aufsichtspflicht / körperliche Bestrafung

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Guten Morgen!


    Würde hier gerne einen aktuellen Vorfall schildern und eure Meinung bzw. Handlungsvorschläge hören.


    Unsere Mannschaft (D-Jugend) war in einem Trainingslager. Ein Spieler hatte u.a. eine weitere Tasche von einem bekannten Fußballverein dabei. Lt. Trainer ginge das nicht genau von dieser Mannschaft ein "Fan" zu sein. Seine Mannschaftskameraden mussten sich in einem "Sparlier" aufstellen und der Spieler musste durchlaufen. Während dem Durchlaufen sollte dann jeder seiner Mitspieler ihm einen "Ohrenschnipser" erteilen. Dies wurde durch manche Spieler relativ leicht, durch manche recht fest und wiederum durch andere gar nicht gemacht. Diese musste es dann nach Aufforderung vom Trainer nochmal wiederholen. Der betroffenen Spieler hat am Ende geweint. Ein Mitspieler der trösten wollte, wurde vom Trainer zurückgehalten.


    Nach Trainingslager haben die Eltern des betroffenen Kindes davon erfahren und den Trainer zur Rede gestellt. Lt. seiner Aussage, sieht er das alles nur als "Spaß" an, sieht keinen Handlungsbedarf (Entschuldigung) und würde dies immer wieder so machen, denn "so was kommt im Fußball immer wieder vor". Der betroffenen Junge hat zwischenzeitlich die Mannschaft verlassen. Auf Nachfrage seiner Mitspieler nach seinem Verbleib kam nur als Antwort "er kommt nicht mehr" und nach dem warum "ach wegen Kinderkram".


    Wie gesagt, es würde mich interessieren, wie schwerwiegend ihr als Außenstehende diesen Vorfall einstuft.

  • Wenn sich diese Situation auch nur annähernd wie geschildert abgespielt hat, ist der Trainer sicherlich völlig fehl am Platze. Wer seine " Macht" mit Spießrutenlauf mit Ohrenschnipsen missbraucht, hat sicherlich keinerlei Eignung für den Umgang mit Heranwachsenden.
    Warum man im vorliegenden Fall überhaupt die Meinung Dritter Bedarf entzieht sich meinem Verständnis.
    Aber vielleicht darf man in Zeiten wo Rechtsradikale wieder in die Parlamente einziehen, auch wieder Kinder wie in der pädagogischen Steinzeit behandeln.

  • Habe mich in meinen ursprünglichen Beitrag falsch ausgedrückt. Ich habe eine klare Meinung zu dem Vorfall und habe schon entsprechende Maßnahmen eingeleitet (nein wir sind nicht die Eltern des betroffenen Kindes) und benötige keine weitere Meinungen um mich zu positionieren. Es ging mir darum, dass es vielleicht Pesonen in diesem Forum gibt, die bereits eine ähnliche Situation erlebt haben. Ggf. würde wir auch Anzeige erstatten

  • Vor einer Strafanzeige würde ich überlegen, welche Folgen es für den betroffenen Jungen und dessen soziales Standing hat.
    Welchen Nutzen erwartet ihr von einem strafrechtlichen Verfahren?
    Wen der betroffene Verein den Trainer bisher deckt, werden sich die Reihen eher weiter schließen.


    Besser ist zu versuchen den Verein durch die Gefahr anderer Sanktionen unter Druck zu setzen.
    Verband, Verlust kommunaler Zuschüsse, Verlust von Mitglieder,usw.


    Der betreffende Trainer ist ja scheinbar eh nicht einsichtig. Daran wird auch ein Strafverfahren nichts ändern. Was wahrscheinlich Monate dauert und dann maximal gegen Zahlung einer Strafe eingestellt wird.



    Bei einem Trainingslager in der D Jugend kann man von einem ambitionierten Verein ausgehen.
    Leider sind die Eltern hier nach meinen Erfahrungen bereit fast jede menschliche Unzulänglichkeiten zu akzeptieren, um ja die sportliche Zukunft ihrer Kinder nicht zu gefährden. Daher würde ich mir keine große Unterstützung erwarten. Scheinbar gilt für viele noch " nur die Harten kommen in den Garten".

  • Von einer Anzeige würde ich unbedingt Abstand nehmen. Das schlägt mit einiger Wahrscheinlichkeit auf den Jungen zurück. In meinem Umfeld gab es einen ähnlichen Fall. Trainer anderer Mannschaften haben sich danach geweigert, den Jungen in die Mannschaft aufzunehmen, weil kein Vertrauensverhältnis zu den Eltern existieren würde.


    Von eventuellem Mobbing in Schule etc. ganz zu schweigen, wenn der alte Trainer im Hintergrund Stimmung macht.


    Sprecht mit dem verantwortlichen Jugendleiter.

  • Bei einem Trainingslager in der D Jugend kann man von einem ambitionierten Verein ausgehen.
    Leider sind die Eltern hier nach meinen Erfahrungen bereit fast jede menschliche Unzulänglichkeiten zu akzeptieren, um ja die sportliche Zukunft ihrer Kinder nicht zu gefährden. Daher würde ich mir keine große Unterstützung erwarten. Scheinbar gilt für viele noch " nur die Harten kommen in den Garten".

    Du hast das Problem erkannt. Leider stellt die Situation sich genau so dar. Die meisten Eltern halten aus Angst den Mund. Solch eine Entwicklung ist sehr traurig und wirft doch ein sehr schlechtes Licht auf Jugendfußball in höherklassigen Vereinen.


    Vielen Dank für eure Ausführungen bzgl. des Strafverfahrens. Von dieser Seite aus hab ich es noch nicht gesehen. Ein Verfahren wird nichts bringen.

  • Moin,


    ich finde, dass ein derartiges Verhalten auf gar keinen Fall toleriert werden kann.
    Das öffnet dem Mobbing doch Tür und Tor.
    Sicherlich darf ich einen Spieler mal ein bisschen "auf den Arm nehmen" und ihn "foppen", aber einen einzelnen Spieler durch die komplette Mannschaft "abzustrafen" und dann den Kindern, die das nicht mitmachen wollen, auch noch den eigenen Willen aufzuzwingen geht überhaupt nicht!


    Auch ich bin der Meinung, dass eine Strafanzeige nicht zielführend ist.


  • Sicherlich darf ich einen Spieler mal ein bisschen "auf den Arm nehmen" und ihn "foppen", aber einen einzelnen Spieler durch die komplette Mannschaft "abzustrafen" und dann den Kindern, die das nicht mitmachen wollen, auch noch den eigenen Willen aufzuzwingen geht überhaupt nicht!

    Genauso ist es. Hätte der Trainervielleicht noch Einsicht gezeigt und seinen Fehler erkannt, hätte der Junge eventuell gar nicht den Verein verlassen. Aber der er zeigt keine Einsicht und konnte nicht auf das Kind/Eltern zugehen und sich entschuldigen.

  • Gewalt, ob seelisch oder körperlich darf es in Sportvereinen nicht geben!!! Ausführlicher lieber nicht. Mir gehts da ganz wie @Goodie.


    Nur noch so viel:

    Vielen Dank für eure Ausführungen bzgl. des Strafverfahrens. Von dieser Seite aus hab ich es noch nicht gesehen. Ein Verfahren wird nichts bringen.

    Mit Abwägung der Konsequenzen eines Strafverfahrens (wurden hier ja als Gegenargument genannt) relativiert man die Straftat an sich. Da gibt es mMn aber keine Skala von 0 (war ja nur Spaß) bis 10 (totgeschlagen), weil... siehe ersten Satz.


    Gruß,
    sb

  • Ist es nicht so, dass sowieso nur die Eltern des betroffenen Jungen den Strafantrag stellen dürften?


    Bei solchen Schwerwiegenden Vergehen sehe ich es als das Mindeste an, dass der Verein dem Trainer irgendeine Art von Abmahnung schriftlich zukommen lässt. Leider klappt das nur wenn vernünftige Menschen mit Hirn den Verein führen, was scheinbar bei Euch nicht der Fall ist. Wenn sich Menschen dann noch vor So einen Kinder-Missbrauch-Betreibenden stellen, dann sind diese nicht besser und akzeptieren das Verhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend jemand hier im Forum tatsächlich tolerieren würde, seine Kinder einem Haufen Typen zu überlassen, die Kinder missbrauchen!
    Entschuldigt meine extreme Haltung, aber wenn dem so ist, dann sollten sämtliche Mitglieder die einen Hauch von Würde und Anstand besitzen austreten, denn sonst sind sie nicht besser!

  • Die Überschrift lautet Grenzen der Aufsichtspflicht. In diesem Fall wäre bei mir die Grenze das "nicht wollen" der Kinder/des Kindes (höchstens das Kind war auch schon mal beim Austeilen dabei, dann muss es auch einmal Einstecken) gewesen. "Ohrenschnipser" oder "Hintern abschießen" kann man machen, wenn alle zustimmen und es einigermaßen gesittet abgeht - wo kommt das denn her? Kinder schauen beim Training eines Bundesligisten oder in der Halbzeit zu und die machen es. Also probieren sie es auch aus. Und so lange das alle wollen und ich keine Verletzungsgefahr sehe, ist es auch OK.

  • Dieses Verhalten als Trainer ein NOGO....





    Seine Mannschaftskameraden mussten sich in einem "Sparlier" aufstellen und der Spieler musste durchlaufen. Während dem Durchlaufen sollte dann jeder seiner Mitspieler ihm einen "Ohrenschnipser" erteilen. Dies wurde durch manche Spieler relativ leicht, durch manche recht fest und wiederum durch andere gar nicht gemacht. Diese musste es dann nach Aufforderung vom Trainer nochmal wiederholen. Der betroffenen Spieler hat am Ende geweint. Ein Mitspieler der trösten wollte, wurde vom Trainer zurückgehalten.

    Würde das im Arbeitsleben passieren......
    .... wären wir glaub ich schon tief drin im Mobbing...(Straftatbestand?) .... Körperverletzung ( Straftatbestand?) und Nötigung (Straftatbestand?)....
    warum lässt man es bei Kindern zu... von einer Person, der Kinder anvertraut werden...?????
    Wäre es mein Kind, mit dem der Trainer das macht...den würde ich an den Eiern am Sportplatzzaun aufhängen


    Gegen einen flotten Spruch ist nix einzuwenden..aber das überschreitet Grenzen

  • Als betroffener Vater würde ich hier ganz klar Strafanzeige und Strafantrag stellen. Ohne Diskussion!


    Wie schon gesagt: Das kann sich sehr schnell gegen deinen Sohn richten. Man sollte da die Kirche im Dorf lassen und das mit dem Verein klären.


    Der Junge, dessen Eltern die Nummer mit der Strafanzeige hier durchgezogen haben, hat von 7 Vereinen in der Umgebung Absagen erhalten. Die Vereine (und anderen Trainer) mögen es nämlich überhaupt nicht, wenn ehrenamtlich engagierte Trainer solchen Stress bekommen, auch wenn sie sich ein gewisses Fehlverhalten zuschulden kommen ließen. Das klärt man anders.

  • Wenn sogar auf einer Vereinsinternetseite über ein Fussballcamp mit den Strafen Arschfetzen und Ohrenschnipsen für die Kinder geprallt wird, hat eine Strafanzeige wenig Aussicht auf Erfolg.


    http://www.meeranersv.de/news/…fussballcamp-Fussballcamp


    Wenn Alaba und Co. dies für sinnig und witzig halten, betrifft dies doch Erwachsene.
    Diese können mehr oder weniger ihr eigenes und fremdes Handeln reflektieren.


    Bei 11-12 Jährigen sind solche Strafmaßnahmen jedoch totaler Quatsch. Nicht nur wegen der Gefahr der Eskalation. Bei Heranwachsenden in dieser Altersstufe mit einer noch nicht stabilen Persönlichkeitsstruktur, besteht zum einen die Gefahr des totalen Vertrauensverlust gegenüber dem Trainer und den Mitspielern und des Weiteren erfährt er im schlimmsten Falle Ohnmacht und Willkür.
    Sicherlich besteht in dem Alter bereits die Möglichkeit Verantwortung an die Spieler für den Trainingsablauf zu delegieren und auf eine Art Eigendisziplinierung in der Mannschaft hinzuwirken.
    Aber im keinen Fall kann ich die Strafen für Fehlverhalten von den Kindern ausführen lassen.
    Es sei denn Fußball wird als amerikanisches Bootcamp empfunden und gelebt.


    Aber scheinbar heiligt im Fußball der Erfolg der Mannschaft und damit auch der des Trainers selbst bei Kindern jedes Mittel.

  • Ich würde das Verhalten dem Verband melden. Wird der Verband nicht aktiv und entzieht dem Trainer evtl. vorhandene Lizenzen etc. würde ich die Presse einschalten. Das hat den Vorteil, dann man anonym bleiben kann und somit das Kind von Konsequenzen verschont bleibt.

  • Eines vorneweg: sollte sich das so abgespielt haben, wie beschrieben (und von mit interpretiert), geht es aus meiner Sicht überhaupt nicht. Allerdings fehlt mir die Sicht der anderen Spieler und die detaillierte Sicht des Trainers. Weiterhin habe ich Kinder, die das mit gemacht haben (D-Jugend: 11 und 12 Jährige - in anderen Foren wird diskutiert, ob 12 Jährige schon wählen können/sollten). Die Eltern der Kinder, die mit gemacht haben, wie sehen die das? Warum verlassen die nicht die Mannschaft bzw. diesen Trainer? So eindeutig wie hier im Forum, ist die Meinung in der Realität dann wohl doch nicht oder?


    Ein Fußballcamp, das mit seinen Strafen Werbung macht, geht aus meiner Sicht auch nicht.


    Gab es solche Spielchen bei euch in der Jugend nicht? Händeklatschen als Reaktionsspiel oder Karten spielen mit Strafen. Bei mir gab es sie und ich habe entweder mit gemacht oder es sein lassen. Und ich hätte es wahrscheinlich blöd gefunden, wenn sich Erwachsene zu sehr eingemischt hätten. Deshalb würde ich sie heute auch nicht generell verbieten (dann wird es da gemacht, wo ich keinen Einfluss darauf habe und die Eskalation unterbinden kann). Interessant finde ich auch, wenn es die Spielchen oft schon lange gibt, die Eltern sie hinnehmen und akzeptieren und es nach einem Trainingslager dann Probleme gibt bzw. die Eltern darauf warten, dass es der Trainer unterbindet.


    Deshalb würde ich handeln wie in Post Nr. 14 beschrieben.