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  • Hallo zusammen,


    in Berichten über Julian Nagelsmann fällt ja immer wieder der Begriff ''Prinzipien''.
    Nagelsmann hat laut eigener Aussage genau 31 Prinzipien, die übergerodnet quasi als Rahmen für sämtliche andere (taktischen) Anpassungen stehen.
    Generell scheint Nagelsmann den Fußball ja als Art Baukastensystem darzustellen und demnach auch das Anforderungsprofil für seine Spieler und die jeweiligen Positionen zu vermitteln.


    Finde den Ansatz hoch interessant und will daher mal in die Runde fragen, welche Prinzipien es bei euch in eine solche ''Liste'' schaffen würden.


    Ich kann ja mal von mir aus ein paar nennen, die mir eigentlich unabhängig von System und Gegner wichtig sind und immer gelten.


    - hinter den Ball kommen bei Ballverlust
    - diagonale Pässe statt quer
    - Dreiecke bilden
    - nie aus dem Stand dribbeln (Fummeln)
    - Gegner im Bogen anlaufen
    - IMMER das Tempo mitnehmen
    - AV hoch stehen beim Spielaufbau
    - nie in den Gegenspieler reindrehen


    So als Gedankenansatz..aber vielleicht fällt euch auch was ein :)

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass Nagelsmann diese Prinzipien direkt aus seinem Spielmodell ( oder auch Strategie/Spielidee genannt) ableitet.
    Das Modell hängt wiederum von mehreren Faktoren ab: u.a. Spielermaterial, Spielvorstellung des Trainers, Vorgabe durch den Verein etc.
    Um ein Spielmodell zu erfinden fragt man sich erst im Großen und Ganzen nach der Spielphilosophie und schaut dann wie diese in den einzelnen Phasen (Offensive, Defensive, Umschalten auf Angriff und Umschalten auf Verteidigen) des Spiels explizit umgesetzt werden sollen. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Phasen sich gegenseitig beeinflussen. z.B. Wenn ich den Ball (in der offensiven Phase) hoch zirkulieren lassen will und durch kurzes Passen in torgefährliche Räume kombinieren möchte, bietet sich für das Umschalten auf Verteidigung ein Gegenpressing an, da ja schon viele meiner Spieler im vorderen Bereich und vermutlich in der Nähe des Ballverlustes sind.
    Aus diesen groben Prinzipien folgen nun Unterprinzipien und daraus dann Unter-Unterprinzipien usw... Das geht dann so weiter, bis man bei den grundlegenden technisch-taktischen Maßnahmen angelangt ist, die benötigt werden um die Spielidee umzusetzen. Dadurch weiß man dann, was trainiert werden muss, damit am Ende der gewünschte Spielstil entsteht.
    Die Idee ist, dass durch das Training (welches sich immer um die Prinzipien dreht) sich die gewünschten Verhaltensweisen herausbilden und am Ende das gewünschte Spiel gespielt wird. U.a. auch deshalb wird fast ausschließlich in Spielformen trainiert, diese stellen das große Spiel im kleinen dar und geben dem Spieler die Möglichkeit die nötigen Erfahrungen zu sammeln um die Strategie (hoffentlich erfolgreich) umzusetzen.
    Wenn du mehr dazu lesen willst empfehle ich dir die Einführung dazu auf Spielverlagerung.de
    hier.

  • Sehr guter Beitrag Skriwer!
    Kenne den Artikel (lese nebenbei auch das Buch über die taktische Period. im Fußball).


    Der Thread/ Die Frage war auch nicht zu 100% an Nagelsmann angelehnt (denn keiner weiß genau wie er "Prinzipien" definiert)...soll in der Auflistung hier eher um fußballtaktische Dinge gehen, die ihr - unabhhängig von System und Spielidee - IMMER predigt (weil sie oft falsch gemacht werden ;))

  • -wenn der Gegner in Ballbesitz ist, sollte man sich fragen...WARUM?
    -niemand steht
    -Spiele was dein Bauch dir sagt...wenn WIR angreifen und du das Team in des Gegners Hälfte ist
    -gehe in den freien Raum wenn du den Ball besitzt
    -spiele sehr schnell, laufe sehr schnell wenn du in der gegnerischen Hälfte bist
    -Spiele den Ball vor dem Zweikampf in unserer Spielhälfte
    -gehe nur dann in den Zweikampf, wenn du keine andere Option hast
    -Spiele den Ball für deinen Mittspieler durch die Schnittstelle in den freien Raum
    -stelle die Passwege zu wenn der Gegner den Ball führt
    -komme hinter den Ball bei Ballverlust
    -lauft den Ball- bei gegnerischem Ballbesizt -ab und geht erst an Selbigen, wenn ihr die Geschwindigkeit des Gegners aufgenommen habt...das beginnt beim Stürmer
    -Passe möglichst flach und gezielt in den Lauf

  • Ich habe mir in Anlehnung an Nagelsmann letzten Sommer auch zehn Prinzipien für meine D-Jugend Jungjahrgang ausgedacht.
    Damit die Jungs sie sich besser merken können, fangen alle mit "A" an. Grundidee war, den Jungs in jeder Phase des Spiels mögliche Verhaltensweisen aufzuzeigen, wie sie der Mannschaft helfen können.


    Sie lauten:


    Aktivität: Ich beteilige mich ständig am Spiel!!!


    Bei Ballbesitz (offensive, ballfordernde, aktive Haltung):


    - Anspielbarkeit (Lösen vom Gegenspieler)
    - Auffächern (mit Tempo in die freien Räume)
    - Anker setzen (Gegenspieler binden/wegziehen/Räume freiziehen)


    Bei Ballbesitz (defensive, passive Haltung):

    - Absicherung der dribbelnden Mitspieler (falls Ballverlust-> Zugriff)
    - Angebote in der Tiefe (Drucklöser/“hinten rum“-> Ballbesitzerhalt)


    Bei gegnerischem Ballbesitz (vorwärtsgerichtet, Ballgewinn):

    - Aggressivität (Gegenpressing direkt nach Ballverlust)
    - Arsch aufreißen (Anlaufen, Verschieben, Überzahlen bilden, doppeln)


    Bei gegnerischem Ballbesitz (rückwärtsgerichtet, Sicherung des eigenen Tores):

    - Absicherung der Teamkameraden beim Pressen,
    - Antritt (bei Konter keilförmig mit Tempo zum eigenen Tor zurück)


    In jeder Phase: Ansprache (Kommunikation untereinander)!!!



    Wir haben die Punkte intensiv im Trainingslager an der Taktiktafel durchgesprochen. Während der Saison habe ich sie aber nicht mehr aufgegriffen, obwohl ich es eigentlich geplant hatte. Einen Grund kann ich nicht nennen...

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • geht es hier um Fussball in der Jugend?
    Wie gehen die ersten beiden Punkte mit 1gg1 vor Zusammenspiel konform? (das auch du auch immer hier propagierst)


    Passwege zustellen, aber den Gegner nicht angreifen? Aktive Balleroberung nicht als primäres Ziel?


    Pässe in den offenen Fuß, nicht zwingend in den Lauf. (zB Wandspieler in Mittelstürmerposition).


    Und der letzte Punkt: Ich habe es schon mehrere Male hier versucht mit dir zu diskutieren: defensives 1gg1 ist nicht nur Ablaufen. Im Gegenteil in der Regel sind das ja nicht isolierte 1gg1 Situationen auf einem QUadratkilometer, sondern rrgendwo grenzen Mitspieler den Handlungsspielraum des Gegners ein. Außerdem ist das frontale 1gg1 nicht das häufigste oder gar einzige defensive 1gg1.
    Was ist zB, wenn der Gegner einfach schneller ist, als man selbst. Wie soll man da bei deinen Prinzipien überhaupt in den Zweikampf gelangen?



    Sonst hat vor allem Schimanksi schon ein paar wichtige genannt.
    . nie in den Gegner eindrehen.
    - erste Option sollte immer der Pass nach vorne (Raumgewinn) sein - vertikal (nicht nur diagonal)
    - aktives Spiel, defensiv, wie offensiv. dh auch die Zweikämpfe (defensiv) suchen, eben nicht nur den Passweg zustellen.
    - Mutig sein. Auch wenn es spielentscheidend schief gehen könnte.
    - Viele Aktionen haben. Besser 6 aus 10 gelungene Aktionen(zB gewonnene Defensivzweikämpfe), als 2 von 3.
    - bei eigenem Ballbesitz wird das Spielfeld groß und breit gemacht, gegen den Ball eng.
    - (sehr) viel Bewegung ohne Ball, also in hohem bist höchstem Tempo. Lieber nicht ganz so optimal laufen, als gar nicht laufen. (Stichwort Räume für Mitspieler öffnen)
    - Der erste Kontakt, die Ballan- und mitnahme ist extrem wichtig: in die Bewegung, weg vom Gegner, so dass man möglichst im zweiten kontakt alle Optionen hat.
    - Ein zu scharfer Pass ist besser, als ein zu lasch gespielter.
    - Kein (blindes, alibihaftes) Wegspielen des Balles, sondern aktives und bewusstes Abspiel (oder eben Ballsichern, Dribblng, etc.)
    - (Ober-) körperkontakt in jedem Zweikampf!
    - bissig, eklig (im positivem Sinne) und aktiv sein.
    - immer alles geben, auch wenn man mal einen gebrauchten Tag hat. (den hat auch Messi mal). Rennen und kämpfen kann man immer!!!
    -...

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • geht es hier um Fussball in der Jugend?

    Wie gehen die ersten beiden Punkte mit 1gg1 vor Zusammenspiel konform? (das auch du auch immer hier propagierst)


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    Nein es ging mir inhaltlich nicht um die Jugend unterhalb der B. Das ist das, was ich von Fußball verstanden habe und entspricht dem, was meine endliche Philosophie wäre. Ich bin hier auch nicht auf Offensive oder Defensive eingegangen, habe hier Selbiges nicht diffe Unter dem Strich hätte ich auch schreiben können...in der eigenen Hälfte bitte das abrufen, was Trainer wünscht...was du gelernt hast, ...worauf sich Spieler durch die gesammelten Erfahrungen auch verlassen kann....damit die Null steht und bei Ballbesitz ab der Mittellinie ein Spiel, wo man das machen kann, was man will. Ich spreche hier von Kreisliganiveau...Ich habe hier ja keine aktiven Erfahrungen als Trainer, aber...das würde ich mir so wünschen zu tun. Ich komme darauf, weil ich so viele B und A - Spiele im Kreisliga A Bereich sah und auch danach Spiele der Ersten und Zweiten - Mannschaft gesehen habe und oftmals nichts als beidseitiges Gedümpel sah, und nicht erkennen konnte, was die Philosophie ist, ...nicht erkennen konnte, was die jemals und überhaupt gelernt hatten und man gewann sogar den Eindruck, das sie nichts gelernt haben und da eigentlich das gleiche (vielleicht auch noch mehr) ohne jegliche "Ausbildung" herausgekommen wäre. Also für mich entsprechend eine glatte Fünf für den Ausbildungsfußball oder die Spieler, so die Ausbildung doch und entgegen meinen Eindrücken stattfand.


    So komme ich dann auf das was ich schrieb. Was die Offensive angeht...würde ich das so ab der Mittellinie favorisieren - wie gesagt...alles auf Kreisliganiveau...weil ich davon ausgehe, dass die Spieler so gefährlicher agieren würden. Ich stelle mir vor, dass Spieler (hier) ...die von einem Fachmann wie Dir taktisch instruiert wären, das nicht abrufen können. Dazu fehlt es Teilen der Mannschaft an Intelligenz, sie könnte das nicht umsetzen und man würde sie überfordern und damit hemmen. Im Fazit dezimiere ich so die mögliche Mannschaftsgesamtleistung.


    Wären es Spieler die ich selbst ausgebildet hätte, ginge ich davon aus (blanke Theorie)...dass sie VERSTECKT bei freiem Spiel ab der Mittelline ...doch das abrufen würden, was sie durch Training das die Spielintelligenz fördern sollte...zu tun in der Lage wären. Im Zeitfenster der Jugend Erfahrungen gesammelt (weil Trainer es zuließ, Stimulieren statt instruieren usw.)...um so die Spielintelligenz und die Möglichkeit auf Antizipation überhaupt auf den Weg zu bringen.


    Passwege zustellen, aber den Gegner nicht angreifen? Aktive Balleroberung nicht als primäres Ziel?
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    Zu weit gedacht, zu wenig geschrieben...also berechtigte Frage deinerseits.
    Wer das Ballablaufen detailiert kennt, der hat selbstverständlich die gesamte Situation im Kopf. Richtig und komplett ausgedrückt heisst das für mich - und ich denke hier auch an das Spiel im Raum ...das Spiel im Raum einer A...oder ab den Senioren...das der ballnaheste Spieler selbstverständlich bei Ballbesitz Gegner in den Zweikampf zur Balleroberung geht und zwar - wie beschrieben - durch Ballablaufen (taktisches 1:1 Defensive mit den verschiedenen weiteren Optionen...sprich...wo ist die Situation...nämlich...weit vorm Tor...tornahe und dabei noch, ob mittig oder aussen).

    Pässe in den offenen Fuß, nicht zwingend in den Lauf. (zB Wandspieler in Mittelstürmerposition).
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    Nein...nicht zwingend in den Lauf...was ich persönlich ...gerade in der Offensive sehr wünschen würde. Hierbei gehe ich davon aus, dass der Spieler sich - entsprechend meiner Denke - immer bewegt. Man stelle sich vor, die Antizipieren "nur"noch am Maximum (nur mal theoretisch angedacht)...dann wären sie für den Gegner fast nicht mehr lesbar. Das ganze -wie von mir vorhin beschrieben - in des Gegners Hälfte...Das würde für mich - theoretisch - bedeuten, dass es sehr große Erfolgsaussichten für Torabschlüsse gäbe...den Gegner bindet...das Team denen das eigene Spiel aufzwingt und der Gegner stark auf Defensive setzen wird, geradezu eingezwungen würde...und würde es ungut klappen, der Fehler erstmal weiter vom Tor geschieht, so das andere Elemente der Philo ...wie das hinter den Ball kommen, das Ballablaufen und konzentrierte ruhigere Verteidigen möglich wäre.An dieser Stelle denke ich auch an die Formen des Pressingspiels, die für mich hier zusätzlich einspielen würden.

    Und der letzte Punkt: Ich habe es schon mehrere Male hier versucht mit dir zu diskutieren: defensives 1gg1 ist nicht nur Ablaufen. Im Gegenteil in der Regel sind das ja nicht isolierte 1gg1 Situationen auf einem QUadratkilometer, sondern rrgendwo grenzen Mitspieler den Handlungsspielraum des Gegners ein. Außerdem ist das frontale 1gg1 nicht das häufigste oder gar einzige defensive 1gg1.
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    Naja, hier kann ich Dir nicht ganz folgen. Das liegt womöglich daran, dass ich nicht dein Wissen habe und auch nicht deine Erfahrung. Ich denke mal drüber nach, dauert aber;-))) Interessant ist der letzte Satz..."oder gar eizige defensive 1gg1"...wenn du dazu mal deinen Gedanken äussern könntest, wäre ich hinterher möglicherweise schlauer;-)))).

    Was ist zB, wenn der Gegner einfach schneller ist, als man selbst. Wie soll man da bei deinen Prinzipien überhaupt in den Zweikampf gelangen?

    Also...auch hier der Gedanke...ich bewege mich gedanklich in der Kreisliga und da findet vieles von dem nicht statt und deshalb verzeiht sie auch vieles. Entsprechend...lass ich es stattfinden, dürfte ich recht schnell großen Erfolg haben..denke ich.


    Wenn der Gegner schneller ist...ja, auf dem Niveau der Liga wo du dich wohl bewegst, ist das ein Argument, kann ich mir vorstellen. Hier käme das zutragen, wenn der Gegner -ausnahmsweise- ein schnelles Talent wo spielen hätte. Andererseits...ich bin immer nur ein durchschnittlicher Kicker der Kreisliga gewesen. Nachdem ich Trainer wurde und viel dummes Zeug dachte, geriet ich an die Taktik des defensiven 1:1 über eine Fortbildung des hiesigen Stützpunktes. Man erklärte es uns..machte es dann im Training durch Hinleiten vor und ich machte aktiv mit. Dann dachte ich so, dass das genial einfach und gut sei und versuchte das theoretisch gelernte in der Praxis umzusetzen. Das war damals in der Halle...also auf ENGEM Raum. Ich spielte gegen ein gleichaltrigen - aber auf jeden Fall besseren und minimal aber schnelleren Spieler/Kollegen als ich es war. Ich würde das nicht schreiben wenns nicht so gewesen wäre aber ...die Taktik ging so prima auf, dass ich davon überzeugt war und ab da trainierte ich das mit den Jungs. Erfolg...wäre ja auch nachzulesen...kaum über 10 Gegentore auf Kreisliganiveau...damals D 1 Jugend, statt 38 oder 54 Gegentore...wie zuvor (Zahlen aus dem hohlen Bauch benannt).


    Im engen Raum Halle...oder -und nun komme ich zur Beantwortung deiner Frage- ...oder der Aussenverteidiger bei einer Spielsituation...Gegner kommt mit Ball über die Aussenlinie, z.B. nahe vorm Tor....ich dränge den Gegner im Rahmen des schulmässigen Ballablaufens durch Ableiten/Umleiten und danach Ballablaufen im taktischen 1:1 Defensiv nach aussen zur Seitenauslinie (wäre verbleichbar eng!) oder gar auf seinen schlechten Fuß (Kreisliga...nix beidfüssig) nach innen zur Mitte hin


    und nun


    kommt der nächste Teil hinzu...das Doppeln in diesem Rahmem. Das würde -so es denn klappen würde- auch den schnellen Gegner safe machen bzw. entschärfen. Ich sehe das so. Dabei denke ich auch an das Verschieben des restlichen Teams.



    P.S. Ich hoffe ich habe mich nicht lächerlich gemacht, was ich schrieb entspricht meinem derzeitigen Ausbildungsstand als Trainer und ich lasse mich hier gern beschulen, falls nötig. Warum das Programm die Zitate so seltsam übernahm ist mir derzeit ein Rätsel, ...habe einen Unterstrich gezogen, alles was jeweils darüber steht gehört zum Gesamtzitat :)

  • Nagelsmann selber vertritt ja auch die Meinung, dass er lieber den Gegner zu einem Fehler zwingt und dadurch in Ballbesitz kommt, als dass es zu vielen direkten Zweikämpfen kommt (da deren Ausgang zu oft von Glück und anderen unberechenbaren Faktoren abhängt).

  • Mir fallen meine Prinzipien für die Kleinen immer auf, wenn ich bei einem Feriencamp mit mache (fremde Kinder):
    - stehen bleiben (Stürmer beim Schuß, Verteidiger im Zweikampf und Torhüter beim Fangen eines Balls)
    - kein Foulspiel (neben Fair play - der Gegner bekommt Freistoß (einen ruhenden Ball); und gute Fußballspieler brauchen kein Foul!)
    - ein Ball ins Seitenaus oder nur weggeschlagen, ist kein gewonnener Zweikampf - Gegner hat weiterhin den Ball -> "ich will den Ball"
    - dem Ball hinterher gehen bzw. nach der Aktion ist vor der Aktion
    - Fußball ist ein Laufspiel - alle spielen mit
    - Fußball ist ein Mannschaftssport - ich achte auf das Sozialverhalten

  • Momentan gibt es ein paar Prinzipien - wenn man sie denn so nennen will -, die ich bei meinen D-Juniorinnen bei jedem Spiel in irgendeiner Form predige:


    - bei Abstoß lieber den kurzen als den langen Ball (heißt aber keineswegs, dass der lange Ball verboten ist)

    - dazu: hintere Spielerinnen sollen sich außen kurz anbieten, wenn nötig bis knapp zur Torauslinie fallen lassen (so haben sie direkt eine offene Stellung zum Feld, wenn sie den Ball bekommen und ziehen die Gegenspielerinnen möglichst weit auseinander)

    - auch noch dazu: die Anderen müssen sich direkt für den zweiten Pass bereit machen → Außenspielerinnen sind direkt anspielbereit (eigentlich sollte im Optimalfall auch eine Spielerinnen aus dem Mittelfeld in der Mitte anspielbar sein, das habe ich bisher allerdings noch nicht forciert)

    - die Torhüterin spielt mit

    - Anspielstationen hinten anbieten und/oder auf der Außenbahn hinterlaufen

    - sich auch kommunikativ als Anspielstation anbieten

    - nach eigenem Pass direkt wieder aktiv anbieten

    - hintere Reihe muss bei Ballbesitz vorrücken (bestenfalls bis zur Mittellinie)

    - ein Einwurf kann auch zurück gehen; ist bei uns sogar meistens sinnvoller (wider dem "Immer nach vorne werfen", das ich leider in so vielen Jugendspielen verschiedenster Alterklassen höre)

    - grundlegend, aber manche Spielerinnen muss man im Spiel immer wieder dran erinnern: defensiv den Weg zum Tor zu machen / bei Ecken und Einwürfen auch zwischen Gegenspielerin und Tor stehen → und überhaupt den Zweikampf suchen

    - ebenso eigentlich Grundlagenbereich, aber es kommt bei manchen vor: Offensivzweikämpfe kann man verlieren, kein Problem, aber bitte nicht einfach ohne Richtungswechsel und/oder Finte in die Gegenspielerin hinein laufen

    - defensiv: anlaufen & ablaufen

    - defensiv: hintere Reihe verschieben - seitlich und auch nach vorne (Abseits nutzen)

    - offensiv dann wiederum das Spiel breiter machen

    - Position vor dem Tor besetzen



    Ja, da findet sich schon einiges wieder, was auch schon in ähnlicher Form hier genannt wurde. Beispiele, die ich wirklich kopfnickend in diesem Thread gelesen habe:

    - dem Ball hinterher gehen bzw. nach der Aktion ist vor der Aktion

    - Fußball ist ein Laufspiel - alle spielen mit (beiden von let1612)

    - Mutig sein. Auch wenn es spielentscheidend schief gehen könnte / Viele Aktionen haben. Besser 6 aus 10 gelungene Aktionen(zB gewonnene Defensivzweikämpfe), als 2 von 3.

    - bei eigenem Ballbesitz wird das Spielfeld groß und breit gemacht, gegen den Ball eng.

    - (sehr) viel Bewegung ohne Ball, also in hohem bist höchstem Tempo. Lieber nicht ganz so optimal laufen, als gar nicht laufen. (Stichwort Räume für Mitspieler öffnen)

    - Der erste Kontakt, die Ballan- und mitnahme ist extrem wichtig: in die Bewegung, weg vom Gegner, so dass man möglichst im zweiten kontakt alle Optionen hat.

    - Ein zu scharfer Pass ist besser, als ein zu lasch gespielter (alle von Sir Alex)

    - Aktivität: Ich beteilige mich ständig am Spiel!!!
    - Anspielbarkeit (Lösen vom Gegenspieler)

    - Ansprache (Kommunikation untereinander)!!! (alle von Schimanski)

    -Spiele den Ball für deinen Mittspieler durch die Schnittstelle in den freien Raum

    -komme hinter den Ball bei Ballverlust

    -lauft den Ball- bei gegnerischem Ballbesizt -ab und geht erst an Selbigen, wenn ihr die Geschwindigkeit des Gegners aufgenommen habt...das beginnt beim Stürmer (alle von Andre)

    - Dreiecke bilden

    - AV stehen hoch bei Spielaufbau (beide von Counterpressing91)


    Ich dachte, die kann ich nochmal extra hervorheben und lobend erwähnen :thumbup:




    Ich kenne den Begriff Prinzipien vor alle auch aus dem Lehramtsstudium ("Prinzipien guten Unterrichts", "Prinzipien des Sachunterrichts" etc.). Interessant wären also gleichsam auch Prinzipien des Trainings.

    „Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere, und alles, was wir für Andere tun, tun wir auch für uns selbst.” - Thich Nhat Hanh

  • Nachdem ich mich gerade mit Spielprinzipien beschäftige, habe ich zum Glück nochmals diesen Thread gefunden.


    Die DFB Leitlinien sind da noch nicht drin (gab es die 2017 noch nicht?):


    Offensiv:

    1. Über die Ballsicherheit konsequent Tore erzielen!

    2. Räume im Rücken des Gegners erkennen und nutzen!

    3. Mit und ohne Ball Gegner binden, ohne Ball anspielbar sein oder Zugriff auf den Gegner

    4. Raum so tief wie möglich und so breit wie nötig aufteilen!

    5. So präzise wie möglich, so scharf wie nötig passen!

    Quelle: dfb.de


    Defensiv:

    1. Konsequent aus einer kompakten Organisation verteidigen!

    2. Im Raum, aber gegnerorientiert verteidigen!

    3. Ballgewinne durch Raum-, Zeit- und Gegnerdruck provozieren!

    4. Je näher zum eigenen Tor, desto näher am Gegner sein!

    5. Vom Mut zum Ballgewinn hin zum Willen, das Tor zu verteidigen!

    Quelle: dfb.de


    Weiterhin gibt es die Spielvision:

    1. Wir wollen den Ball!

    2. Wir gestalten das Spiel jederzeit aktiv!

    3. Wir finden unter Zeit-, Raum- und Gegnerdruck die beste Lösung!

    4. Wir sind in der Lage verschiedene Systeme zu spielen!

    5. Wir suchen und gewinnen jedes persönliche Duell!

    6. Wir antizipieren, als zu spekulieren!

    7. Wir coachen uns gegenseitig!

    Quelle: dfb.de


    Julian Nagelsmann sagt dazu:

    Wichtiger als Grundordnungen seien Prinzipien in Offensive wie Defensive: „Es ist wichtig, Prinzipien zu haben, die immer gelten, egal in welcher Ordnung man spielt. Die Handlungsanweisung in den einzelnen Räumen ist immer identisch. Genauso wie das, was wir mit dem Ball machen wollen. Das gilt ebenso für die Defensive.”

    Sein eigenes Spielprinzip beschreibt Nagelsmann übrigens ganz kurz und knapp so: „Spielkontrolle durch Ballbesitz und Tempowechsel, Balleroberung ohne Zweikampf.”

    Quelle: rblive.de

    Seine übermittelten Prinzipien sind z.B.

    - offensiv das Zentrum zu suchen

    - defensiv den tiefen Passweg in der gegnerischen Hälfte blocken

    - 2 Kontakte

    - sei so nah an deinem Mitspieler dran wie nötig, aber nicht so nah wie möglich

    31 sollen es in Hoffenheim gewesen sein (27 wurde auch schon mal genannt).


    Mir gefällt v.a. die Balleroberung ohne Zweikampf - hierauf legen aus meiner Sicht viele Trainer keinen Wert bzw. sie trainieren es nicht und lassen ihre Spieler auch nicht so agieren (v.a. im Kinder- und Jugendbereich). Als Beispiel würde ich dazu das oft gehörte "decke ihn hinter dem Mann" nennen. Wenn der Passweg zugestellt ist, bekomme ich ja den Ball vor dem Mann und das oft ohne Zweikampf.


    Wenn man im Internet ein bisschen surft findet man zum Beispiel die Spielprinzipien von

    - FC Solothurn: aus meiner Sicht eine gute Übersicht auch wenn ich das eine oder andere anders sehe (z.B. „So breit und tief wie möglich!“,da gefällt mir die DFB Vorgabe besser: so breit wie nötig)

    - thefalsefullback: mit 3 Prinzipien als Beispiel (2 Kontaktspiel; Überzahl schaffen und minimale Breite) und Trainingsbeispielen

    Gibt es da noch andere Geheimtipps?


    Mir stellt sich auch die Frage, ob es bereits Konzepte mit Spielprinzipien gibt die eine Kinder- und Jugendkarriere abbilden. Oder ist das aus eurer Sicht nicht sinnvoll? Mir schwebt da so etwas vor wie z.B.: der Ball ist mein Freund - der Ball bewegt mich (G-Jugend); ich bewege den Ball (F); ich kontrolliere den Ball (E); ich spiele mit dem Ball (D); ich beherrsche den Ball (C); ich beherrsche den Ball im Spiel (B)


    Schimanski : ich hoffe du liest noch mit - hast du die A's weiterentwickelt? Nimmst du die auch für andere Jugenden?

  • Prinzipien haben unmittelbar etwas mit meiner spielidee zu tun.

    Unabhängig von gegner und spielstand sollten sie m.e. den Spielern erleichtern gewisse handlungmuster abzurufen...

    Solche sachen wie: über ballsicherheit konsequent tore erzielen, finde ich eher... naja.

    Was heisst das denn konkret??? Könnte sein, das ich als spielidee habe, aus dem positionsspiel( ballbesitzspiel) geduldig auf offene passfenster( Schnittstelle) evtl. Mit Überlagerung einer seite, geduldig die seite zu überlagern, evt. Wieder in den druck zu spielen, dann zu verlagern und das zentrum zu suchen... muss aber nicht...

    Was wäre denn der umkehrschluss?

    Je allgemeiner ich meine Prinzipien halte, umso weniger sind sie ständig abrufbar.

    Ausserdem ist es schwieriger mein Training danach auszurichten...

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Gibt es da noch andere Geheimtipps?

    Kein wirklicher Geheimtipp, da die Seite bereits genannt wurde, jedoch kann ich den kostenpflichtigen Onlinekurs von

    TheFalseFullback empfehlen. Es geht durchgängig um die Vermittlung von taktischen Verhalten anhand von Prinzipien.

    Die Inhalte sind sowohl für Thema-Neulinge als auch für diejenigen interessant, die sich schon länger damit auseinander gesetzt haben.

  • Trainer E : dein "naja" unterschreibe ich sofort. Und wenn ich bei deinem Beispiel bleibe (Über Ballsicherheit konsequent Tore erzielen!) wird es durch die Ausformulierung unter dfb-akademie.de auch nicht viel konkreter:

    "Vor dem eigenen Tor ist die Sicherung des Balles vorrangig! Vorne ist Mut und Effizienz gefragt!

    So ist beim Angriffsaufbau hohe Ballsicherheit mit dem steten Ziel zu verbinden, Raumgewinn zu erzielen. Dazu sind Anspielpunkte im Rücken des Gegners zu schaffen.

    Es gilt: Sicherheit vor Schnelligkeit! Aber auch: Zielstrebigkeit vor Ballzirkulation."

    Eine Lösungsmöglichkeit sind Anspielpunkte im Rücken des Gegners - da sind wir gleich bei der 2. Leitlinie: "Räume im Rücken des Gegners erkennen und nützen!" mit der Ausformulierung:

    "Angreifer müssen Aktionsräume im Rücken der Defensivspieler regelkonform anlaufen und bespielen!

    Passwege durch den gegnerischen Defensivverband erfordern gut getimte Laufwege in die Tiefe. Idealerweise lösen sich dabei im steten Wechsel verschiedene Spieler in den Rücken der Gegner, destabilisieren dessen Organisation und schaffen so neue Optionen."

    Könnte man das nicht zusammenfassen mit "in den Rücken des Gegners kommen" - da hätte ich auch neben dem Passspiel das Dribbling gleich mit berücksichtigt.

    Und das mit dem Training macht mir auch meine Gedanken. Ich möchte ja die Spielprinzipien im Training trainieren, dass sie dann Anwendung im Spiel finden. Leider stellt da der DFB auch noch keine Verbindungen in seinen Onlinemedien her.

    Eine Trainingseinheit mit Verbindung habe ich gefunden - bin ich jedoch auch nicht so glücklich, wenn ich mir nur mal die Spieleranzahl ansehe: 1. 16 Spieler; Variation: 13; 2. und 3. 18; 4. 20. Auch das Tor, dass ja eine zentrale Bedeutung in dem Prinzip hat, kommt mir etwas zu kurz.

  • Ich schweife mal bewußt vom Thema ab: Bevor ich von Spielprinizipien oder meiner Spielidee erzähle, muss ich sie aber auch auf das Niveau bringen, damit diese Jungs/Mädels es auch umsetzen können. Was nutzt es den Spielern von einer Spielidee zu erzählen, wenn Ich/Du im Training keine Übung durchziehen kannst, weil sich nur 4-5 Spieler konzentrieren können und der Rest der Mannschaft die Übungen nicht ernst nehmen oder vom Niveau her nicht umsetzen können.
    Ich habe jetzt erst in der C-Jugend angefangen auch schriftlich mit den Spielern das taktische Grundwissen zu erlernen.
    z.B. Andribbeln und Gegner binden, Coaching im Spiel mit Kommandos wie Dreh und Klatsch usw usw

    Bisher habe ich nur 3-4 Spielprinzipien mit ihnen erarbeitet und es ist eine harte Arbeit, da sie immer wieder in alte Muster verfallen.
    Für mich ist Nagelsmann ein Fachmann, erster Güte wie viele andere Trainer bis zur Kreisoberliga, der hat aber auch die Spieler die auf höchsten Niveau kicken können und für die Fussball ein Beruf ist.

  • Mit Prinzipien kann man schon in der G-Jugend anfangen.

    Erstes Prinzip war bei mir immer: Wir spielen nicht mit einem Kontakt.

    Wir nehmen den Ball immer erst an (oder in der G versuchen wir zumindest den Ball anzunehmen)

    Auch die kleinsten begreifen das sehr schnell.

    Das ist bereits das erste Prinzip.

    Da muss noch keiner irgendwelche fortgeschrittenen Fähigkeiten haben