schüchternen Spieler fördern

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  • Hallo!


    Ich lesen hier schon länger mit und möchte euch um Rat fragen.


    Ich trainiere zweimal die Woche eine Kinderfußballmannschaft (Jahrgang 2010) und habe ein Kind, dass sich im letzten Jahr fußballerisch gut entwickelt hat und spielerisch einige Jungs hinter sich gelassen hat, die Anfang des Jahres noch besser waren als er.


    Leider ist er in der Gruppe aber noch nicht wirklich angekommen und ein Aussenseiter. Grund dafür ist seine Schüchternheit (sehr still; spielt vor Trainingsbeginn mit der Mama; fährt mit Mama nach dem Training gleich nach Hause während andere Kinder weiter spielen und Freundschaften entwickeln...).
    Er ist technisch einer der Besseren, relativ schnell, hat eine hohe Spielintelligenz bezüglich Positionierung in der Verteigung.
    Leider habe ich ihn zu oft für seine tolle Defensive gelobt, was nun zur Folge hat, dass er nur noch hinten die Bälle abläuft und nach gewonnenen Zweikämpfen den Ball sofort an andere Spieler abgibt bzw. sich diese den Ball sogar von ihm "abholen" und er zur Seite geht. Der Junge traut sich offensiv überhaupt nichts mehr zu (bleibt hinten stehen), auch aufgrund seines geringen Selbstwertgefühles - umso besser/dominanter die Mitspieler, umso mehr versteckt er sich bezüglich Offensivspiel und bekommt von den anderen Kindern auch kaum einen Ball zugespielt, weil diese gar nicht merken wie gut er eigentlich ist, weil er auch kaum Tore schießt...


    Wir trainieren aufgrund großer Leistungsunterschiede meist in zwei bis drei Leistungsgruppen. Früher wollte er bei dem besten Team gar nicht mitspielen, obwohl er spielerisch eindeutig in die "erste Leistungsgruppe" gehört- Mittlerweile möchte er immer bei den Besten mitspielen, versteckt sich dort aber bezüglich Öffensivspiel wie bereits erwähnt... und das bei 3:3 Funino..


    Soll ich ihn wieder öfters in die "zweite Leistungsgruppe" stecken, damit er wieder anfängt mehr fürs Spiel zu tun?
    Kennt ihr Übungen mit denen ich ihn in der "ersten Leistungsgruppe" zu mehr Offensivspiel bringen könnte ohne ihn zu überfordern?


    Danke für Eure Hilfe!

  • Lass den Jungen doch einfach mal Kind sein :/ er wird sich nach seinem eigenen Tempo schon im Laufe der Zeit "öffnen"...oder eben auch nicht. Was du konkret machen kannst?: Nichts
    Wenn die Kinder Spaß haben und gerne zum Fußballspielen kommen, dann wird sich sowas von alleine lösen

  • Lass den Jungen doch einfach mal Kind sein :/ er wird sich nach seinem eigenen Tempo schon im Laufe der Zeit "öffnen"...oder eben auch nicht. Was du konkret machen kannst?: Nichts
    Wenn die Kinder Spaß haben und gerne zum Fußballspielen kommen, dann wird sich sowas von alleine lösen

    Es spricht doch aber nichts dagegen, dieses "Öffnen" zu fördern. Im Gegenteil, wir Trainer sind doch nebenbei auch ein Stück weit Erzieher und auch für deren persönliche Entwicklung verantwortlich. Ich arbeite beruflich mit drei- bis sechs-jährigen und kann nur dazu raten, das beschriebene Verhalten schon gezielt anzugehen und zu verbessern.


    Den ersten Schritt - das Erkennen der Schwierigkeit - bist du ja schon gegangen! Ein möglicher nächster Schritt wäre ein Elterngespräch, meinetwegen auch nur zwischen Tür und Angel während der Bring- oder Abholphase. Ist der Junge im Kindergarten (Schule?) auch so still? Was erzählt er über dein Training, über dich, die Mannschaft? Fühlt er sich wohl in der Mannschaft? Das wären recht wichtige Fragen an die Eltern, die dir schon weiterhelfen sollten.


    Auch mit Kindern dieser Altersklasse kann durchaus schon über viele Themen gesprochen werden. Kommt er gerne zum Training, zum Spiel? Was wünscht er sich von dir, von den Mitspielern? Hat er Freunde in der Mannschaft bzw. gibt es Spieler, mit denen er besonders gerne zusammenspielt? Das sind alles Dinge, die auch er selbst schon beantworten kann. Letztere Frage wäre unter Umständen sogar am wertvollsten. Wenn er mit manchen Spielern lieber zusammenspielt - und sich bei den anderen "leistungsstarken" vielleicht im Umkehrschluss gehemmt fühlt - kann auch durch die entsprechende Einteilung der Mannschaft viel bewirkt werden. Achte darauf, dass er sich wohlfühlt und die Kinder sich nicht untereinander angehen.
    Im Umkehrschluss kannst du dem Spieler unter vier Augen aber natürlich genauso sagen, was DU dir von IHM wünschen würdest (mehr Mut, häufiger wieder selbst auf das Tor schießen, ...)


    Hilf ihm, Kontakte zu knüpfen. Sei es durch entsprechende Partner- oder Kleingruppen-Wettbewerbe oder durch Aktivitäten/Ausflüge (gemeinsames Grillen z.B., im Sommer nach dem Training spontan eine Runde Wasser-Eis ausgeben!).


    Bzgl. konkreter Übungen während des Trainings würde ich mich gerne zurückhalten, weil mir fußballerisch in der Altersklasse die Erfahrung fehlt. Was mir spontan für den oberen Jugendbereich einfallen würde, wären folgende drei Geschichten:


    1. Das Feld mithilfe einer ganz üblichen Mittellinie in zwei Zonen (offensive + defensive) einteilen. Die Zonen quantitativ gleichmäßig besetzen und den besagten Spieler natürlich in die offensive Zone setzen. Die Zonen dürfen natürlich nicht gewechselt werden. Inwiefern das mit den Prinzipien des KiFus zusammenpasst (alle verteidigen, alle greifen an), lasse ich mal dahingestellt.


    2. Mindestkontakt-Anzahl (5, 6, 7) für den besagten Spieler. So ist er gezwungen, mit Ball zu laufen und sich gegen seine Gegenspieler zu behaupten. Klappt mit Älteren Jungs wunderbar. Bei 6-jährigen hätte ich aber Bedenken, ob das Ganze kognitiv hinhauen würde (zählen, dribbeln, Gegenspieler beobachten, Mitspieler beobachten)... :/


    3. Der besagte Spieler ist im Abschlussspiel neutral und wird von der jeweils ballbesitzenden Mannschaft angespielt. So sollte er sich sinnvollerweise im Mittelfeld aufhalten und das Abwarten in der Defensive sollte entschärft werden. Ließe sich vielleicht auch mit Punkt 2 kombinieren. Während des Spiels ruhig immer wieder ermutigen, den Abschluss zu suchen.



    Punkt drei - ohne Kombination mit zwei - scheint mir am sinnvollsten. Vielleicht war ja ein bisschen Input dabei, den du aufgreifen kannst. Alles Gute!

  • Moin,


    ich habe so einen ähnlichen Spieler, der erst kürzlich zu uns gestoßen ist.
    Hier verhält es sich ganz ähnlich.
    Der Bursche hat eine ganz feine Technik, strammen Schuss und Übersicht.
    Der Junge ist von Natur aus schüchtern und still, auf dem Fußballplatz war er auch zunächst etwas zu zurückhaltend.
    Nach dem Training ist er auch schnell weg, während der Rest der Jungs noch duscht.


    Mittlerweile hat er sich auf dem Fußballplatz geöffnet und gibt dort in Offensive und Defensive Vollgas.
    Hat einfach ein wenig gedauert.


    Was ich damit sagen will:
    Ich denke, man kann nichts erzwingen...letztlich muss der entscheidende Impuls von dem Kind kommen.
    Wir Trainer können ermutigen, bestärken...ggf. durch Spielformen im positiven Sinne "provozieren"...aber wir sollten nichts erzwingen...


    Wo sich keiner verstecken kann z. B.:
    Feldgröße Breite 15m x Länge 20m und auf den Stirnseiten jeweils zwei Minitore
    1 gegen 1, in dem der Verteidiger auf Kontertoren bei Ballgewinn zum Erfolg kommen kann