Wann sollte ein Spieler in eine höhere Altersklasse wechseln?

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Moin,


    ich habe in letzter Zeit vermehrt das Problem, dass einer meiner Jungs mit seinen Mitspielern unzufrieden ist.
    Die anderen Kinder laufen sich nicht so frei wie er sich das vorstellt, passen nicht so oft, laufen nicht genug etc..
    Wir sind halten ein Breitensportverein und vom Minimessi bis zum dicken Paul ist alles in der Mannschaft vertreten.
    Grundsätzlich entwickelt sich die Mannschaft toll...nur evtl. nicht schnell genug für den Spieler.


    Der Trainer der zukünftigen E1-Jugend hat schon vorgefühlt, ob der Junge nicht ggf. ab Sommer schon bei der E1 (und somit im älteren Jahrgang) mitspielen möchte, obwohl er eigentlich junger Jahrgang wäre.
    Ich stelle mir jetzt die Frage, da er im letzten Quartal Geburtstag hat, ob das so sinnvoll ist, weil er zwar fußballerisch wirklich viel mitbringt, allerdings von der Robustheit her ordentlich zulegen müsste, um gegen die "großen Jungs", die dann ja ggf. fast zwei Jahre älter sind, bestehen zu können.


    Ich glaube dem Jungen selber ist das fast egal.


    Was meint ihr?
    Welche Erfahrungen habt ihr gesammelt.

  • Das ist auch mein Thema gerade. Ich kann jetzt auch keine Antwort geben, nur ein paar persönliche Erfahrungen schildern.


    Zunächst mal eine positive Erfahrung mit diesem Thema: Bei uns habe ich die Erfahrung mit unserer jungen F-Mannschaft gemacht, wo einige 2010er mitspielen. Das habe ich immer als rund und gut empfunden. 1. Weil die Kinder sich als Team lange kennen, 2. weil die 2010er im Team leistungsmäßig nicht abfielen (eher im Gegenteil) und 3. weil sie auch in den Spielen gegen andere Teams gut mitspielen konnten. Allerdings haben die 2010er trotzdem parallel auch bei den Bambini noch mittrainiert.


    Aber sonst sind meine Erfahrungen da eher negativ: Zum Beispiel, in unserer großen F wurde ein 2009er mitgezogen. Diesem Spieler ist das nicht gut bekommen. Eigentlich gehörte er mal zu den richtig Guten. Aber weil er in den Spielen von den Trainern auch zu wenig eingesetzt wurde, im Training zu wenig den Ball bekam, insgesamt von den anderen abgehängt wurde, hat er an Motivation und Spielfreude verloren und das hat sich leider auch erheblich auf seine fußballerischen Fähigkeiten ausgewirkt.


    In einem Nachbarverein hat ein 2011er (auf Druck der Eltern!) bereits F gespielt. Auch das habe ich als keine gute Sache wahrgenommen. In den Spielen stand der kleine Kerl wie Falschgeld hinten herum. Mir tat er leid.


    Jetzt habe ich letzte Woche eine jahrgangsgemischte F beim Training beobachtet, wo auch 2010er mittrainiert haben. Während die 2009er da für mich noch gut reinpassten, wirkten die 2010er fehl am Platz.



    Also von meinen Erfahrungen her wäre ich daher da sehr vorsichtig, Kinder in älteren Jahrgängen einzustufen, als sie eigentlich sind. Die Gefahren überwiegen m.E. mögliche Vorteile. Vorstellbar wäre es:
    - bei einem Altersunterschied von höchstens einem Jahrgang;
    - als zusätzliche Trainingsmöglichkeit für besonders fußballbegeisterte Kinder – insbesondere wenn nur 1x/Woche Training angeboten wird;
    - wenn sich die Kinder untereinander gut kennen und es sonst Verbindungen gibt, sie etwa auf dem Schulhof regelmäßig miteinander kicken oder so;


    Jahrgangsübergreifende Trainingstage oder vereinsinterne, jahrgangsübergreifende Turniere könnten Raum für Erfahrungen bieten.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Jetzt schon mit den Älteren trainieren lassen und ab der neuen einfach Saison ausprobieren, wenn er im Training mithalten kann. Der Weg zurück in seinen Jahrgang steht doch jederzeit offen. Ob es für das jeweilige Kind wirklich passt, kann man doch als Außenstehender nicht beurteilen.

  • Entscheidend ist wohl neben der sportlichen Eignung, was das Kind möchte und ob es in der anderen Mannschaft vollumfänglich akzeptiert ist.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich habe damit bisher gar keine guten Erfahrungen.
    Kenne auch einige Eltern, die ihren kleinen "Ronaldo" immer schon eine Altersgruppe höher stecken wollen, in der er dann völlig untergeht, weil es körperlich einfach nicht reicht...
    Mit trainieren schadet sicher nicht, aber spielen lassen immer in der eigenen Jugend.


    Sehe es bei uns schon (wir haben eine gemischte F-Jugend), dass die 2009er gegen die 2008er im Spiel fast immer unterlegen sind...

  • Wenn ich die Ausgangssituation richtig interpretiere: Dann ist der Junge jetzt Altjahrgang F und ihr überlegt ob er nächstes Jahr statt E2 in der E1 spielt, richtig?

  • @Ersatzbank


    Genau so ist die Ausgangslage.
    Spielerisch sollte das alles kein Problem sein, da eine gute Technik und auch schon ein guter Überblick vorhanden sind...griffig ist der Junge auch.
    Wenn er mit den "Großen" trainiert fällt er nicht wirklich ab, wird manchmal halt abgedrängt und versucht dann andere Lösungen zu finden, so dass es das nächste Mal klappt...
    Wäre er zu Beginn des Jahres geboren, hätte ich gesagt, dass das völlig ok wäre, wenn er schon E1 spielt, weil dann der Abstand nicht mehr als ein Jahr wäre...so aber können es bis zu zwei Jahre sein, die die Gegner ihm voraus haben...das ist schon echt ein Brett...

  • Du gehst in deiner Betrachtung von den Geburtsdaten aus.


    Wie du ihn beschreibst, ist er in seiner Entwicklung schon recht weit. Vielleicht schon 2 Jahre weiter als andere Kinder, die in gleichen Monat geboren sind.


    Ich denke, dass Geburtsdatum ist nicht so wichtig.
    Kann er fußballerisch mithalten und passt es von der geistigen Reife?
    Wenn du die beiden Fragen mit "Ja" beantwortest, dann >>kann<< es Sinn machen, dass er in die E1 geht

  • Kann er fußballerisch mithalten und passt es von der geistigen Reife?

    Exakt das sind die Fragen, die Ihr beantworten müsst. Wir mischen die Jahrgänge innerhalb einer Altersgruppe grundsätzlich. Man darf sich da nicht unbedingt am Geburtsdatum festbeißen.
    Ich denke momentan ernsthaft darüber nach, einen 2009er in der nächsten Saison in der E1 spielen zu lassen. Fußballerisch passt das; ob seine Persönlichkeitsentwicklung das zulässt, muss ich noch entscheiden.

  • Ich glaube dem Jungen selber ist das fast egal.

    Für mich ist das der entscheidende Satz. "Fast egal" heisst doch, dass der Junge nicht ausdrücklich wechseln möchte, oder? In den Fall sollte er in "seinem" Team bleiben. Meine Erfahrung ist, dass es selten gut ausgeht, wenn der Wechsel z.B. von den Eltern oder wie hier, vom Trainer der nächsthöheren Mannschaft, aber nicht vom Spieler selbst, ausgeht.


    Gerne z.B. als "Förderkader"-Spieler einmal pro Woche bei den Älteren mittrainieren.

  • @Trainero
    Beides würde ich mit "ja" beantworten wollen, allein die körperliche Robustheit stelle ich ein Stück weit in Frage.
    In der E1 wäre er voll und ganz akzeptiert, wenn man mal von vielleicht einem älteren Spieler absieht.
    Von der Persönlichkeit her wäre das vielleicht sogar besser, weil er mehr gefordert wird.


    @Brechstange
    Ich denke, dass der Junge sich halt überlegen muss, was ihm mehr Freude bereitet.
    Entweder mit seinen Freunden weiter gehen und dafür vielleicht ein Stück weit frustriert sein im Training oder aber dem sportlichen Ehrgeiz nachgeben.

  • @Ersatzbank


    Genau so ist die Ausgangslage.
    Spielerisch sollte das alles kein Problem sein, da eine gute Technik und auch schon ein guter Überblick vorhanden sind...griffig ist der Junge auch.
    Wenn er mit den "Großen" trainiert fällt er nicht wirklich ab, wird manchmal halt abgedrängt und versucht dann andere Lösungen zu finden, so dass es das nächste Mal klappt...
    Wäre er zu Beginn des Jahres geboren, hätte ich gesagt, dass das völlig ok wäre, wenn er schon E1 spielt, weil dann der Abstand nicht mehr als ein Jahr wäre...so aber können es bis zu zwei Jahre sein, die die Gegner ihm voraus haben...das ist schon echt ein Brett...

    da er in jedem fall E spielen wird, sehe ich keine grundlegenden hemnisse. Innerhalb einer Altersklasse hat er immer den selben ausbildungsfokus. Insofern kann man schon ein "go" geben. Aber einem Wechsel mit in die D im Folgejahr halte ich für nicht empfehlenswert.

  • @Trainero
    Beides würde ich mit "ja" beantworten wollen, allein die körperliche Robustheit stelle ich ein Stück weit in Frage.
    In der E1 wäre er voll und ganz akzeptiert, wenn man mal von vielleicht einem älteren Spieler absieht.
    Von der Persönlichkeit her wäre das vielleicht sogar besser, weil er mehr gefordert wird.

    Also ich finde, wenn die körperliche Robustheit deine einzige Sorge ist, dann steht einem Wechsel eigentlich auf dieser Ebene nichts im Weg. Ich denke besonders in der E-Jugend wird die bessere Technik die Physis immer ausstechen.

  • @Constantin


    Ob die Technik in der E-Jugend noch die Physis schlägt ist eine gute Frage.
    Leider ist es ja so, dass man schon in der E-Jugend richtig was auf die Socken bekommt und dabei kaum Mal etwas abgepfiffen wird, wenn der "Goliath" den "David" abräumt und das halbwegs fair aussieht...
    Da kann sich ja auch schnell Frustration breitmachen, wenn dann noch ein gewisses Maß an Gerechtigkeitssinn hinzukommt.


    Auf der anderen Seite kann es ja eigentlich auch nicht schaden, sich solchen Herausforderungen punktuell zu stellen und ggf. zu lösen.
    Ist ja bei den Kids auch eine Art Ritterschlag, wenn sie mit den älteren Jungs spielen dürfen...


    Es ist halt nicht wirklich einfach, was man da raten soll...und wie @Karl meinte kommt es sicherlich auch den jeweiligen Einzelfall an.

  • Moin,


    ich muss noch einmal auf mein o. g. Thema zurückkommen.


    Folgende Konstellation hat sich ergeben.
    Wir trainieren z. Zt. das 1 gegen 1 in unterschiedlichen Spielformen.


    Zu der o. g. Frustration was die Mitspieler angeht hat sich beim 1 gegen 1 eine gewisse Lustlosigkeit eingeschlichen.
    In Kurzform heißt das, dass er im 1 gegen 1 so lange mit seinem Gegner Katz und Maus spielt, bis er
    a) den Ball verloren und einen Konter kassiert hat
    b) oder ich nach Herunterzählen das Spiel abbreche.


    Wenn wir dann anschließend Funino spielen läuft das Ganze wieder.
    Da werden die Gegner dann auf einmal mit Tempo ausgespielt, Pässe geschlagen, Tore mit dem schwachen Fuß geschossen usw., schlicht das Spiel beherrscht...egal ob im 3 vs. 3 oder ggf. 4 gegen 4


    Auf die Frage, warum das denn im einfachen 1 gegen 1 nicht klappt kommt dann die Aussage: Das ist zu einfach und langweilig


    Ich hatte jetzt schon überlegt, bei ihm mal die Weisung auszugeben, nur mit dem schwachen Fuß zu spielen...nur ist das wirklich praxisnah oder geht diese Provokationsregel am Ziel vorbei???


    Sollte man alle 1 gegen 1 spielen lassen und hier dann ggf. mal ein 1 gegen 2 probieren, um das Ganze zu erschweren


    Alternativ könnte man, sobald das Spiel losgeht, Druck durch Herunterzählen der Zeit erzeugen


    Was meint ihr?

  • Habe ich jetzt vielleicht überlesen....
    Besteht die Möglichkeit ihn ein Mal die Woche bei den"Großen" mittrainieren zu lassen ?


    Zum Erschweren einer Übung oder nicht, im Zusammenhang mit Deiner Beschreibung, dass er in der Spielform offensichtlich deutlich motivierter erscheint.... dazu vorab: Provoregeln bzw. Beschränkungen ( Zeitdruck / Ballkontakte begrenzen ) sind sehr wichtige Stellschrauben, sollten aber im jüngeren E-Bereich behutsam eingesetzt werden. Ist ein Thema für sich, aber ich halte für diese Altersklasse die Methodik der positiven Bestärkung für zielführender, weil die Eigenmotivation erhöht wird. Und was aus eigener Anstrengung / Motivation zum Ziel führt, ist mMn nachhaltiger. Eine Übungsform mit Begrenzung oder aber eine im Wettkampfmodus z.B. mit Punktesammeln kann völlig anders ablaufen, obwohl doch die Übung gleich ist.


    Kannst Du mal eine solche 1:1 Übung, wie Du sie trainierst und wo dieses Verhalten bei ihm auftritt, vom Ablauf her beschreiben ?

  • @Steini


    Feldgröße 15m Breit und 20m Lang
    An den Stirnseiten stehen jeweils zwei Minitore.


    Variante A:
    Der Verteidiger spielt einen Pass zum Angreifer, der den Ball an- und mitnimmt und im frontalen 1 gegen 1 versucht auf eines der Minitore zum Abschluss zu kommen.
    Erobert der Verteidiger den Ball, dann kontert er auf die anderen beiden Minitore.


    Variante B:
    Der Trainer spielt den Ball seitlich an, so dass ich eine veränderte Situation bei der Ballan- und -mitnahme habe, der Rest bleibt gleich.


    Beim letzten Training hat er in einer dieser Situationen 3x versucht, seinen Gegner zu tunneln und ist 3x hängen geblieben, wodurch er natürlich an Tempo verloren und einen Konter kassiert hat.
    In der Runde danach haben wir dann überraschend zwei Verteidiger ins Spielfeld starten lassen und ein 1 gegen 2 spielen lassen.
    Das hat dann sehr gut geklappt, weil auf einmal die Zielstrebigkeit wieder gegeben war.

  • Okay. Ich habe nur vorsichtshalber nachgefragt, weil ich schon zu oft gesehen habe wie 1:1 Übungen völlig statisch und spielfern durchgeführt wurden. Und man sich dann über fehlende Dynamik gewundert hat.
    Das bei dir hört sich aber sehr gut an.
    Vom Lesen her hört es sich nach Unterforderung an. Daher meine erste Frage: Hat er die Möglichkeit bei der E1 mal mitzutrainieren ? Man muss ja nicht sofort eine endgültige Entscheidung ala er bleibt E2 oder geht gleich zu den Älteren.


    Und das Training bzw. die Trainingseinheiten dort würde ich dann an Deiner Stelle genau beobachten.
    Schon klar, dass nur Du vor Ort das am Besten wirst beurteilen können, aber wäre so mein Tipp an Dich. Man muss das Alter des Jungen bedenken und wenn man nun gleich entscheiden würde "du spielst ab sofort bei den Älteren" und er kommt dann da nicht klar....
    Würde ich nicht riskieren.

  • @Steini


    Er hat schon des Öfteren bei den Älteren mitgespielt ja.
    Die Anforderungen dort erfüllt er zu Genüge.
    Kann da locker mithalten war so mein Eindruck.


    Er fühlt sich aber sonst in unserer Truppe pudelwohl...und 3x Training (2x bei uns und 1x bei den Älteren) in der Woche funktioniert nicht.
    Hatten wir schon ausprobiert!

  • Ich sehe es eher skeptisch, wenn Kinder vorschnell in die höhere Altersstufe mitgenommen werden.

    Da müßte es schon ein kleiner Messi sein, der sich total unterfordert fühlt, und in der oberen Altersklasse, in der er hochwechseln soll ein akuter Spielermangel herrscht, sonst beraubt der jüngere Spieler vielleicht einem älteren Spieler wieder Spielzeit, da der dann seltener oder kürzer auf dem Feld stehen könnte.

    Am besten ist es halt, wenn man homogene Gruppen hat, genügend Spieler in einer Jahrgangsstufe um z.B. E1 und E2 zu machen, aber wo hast du das schon auf dem Dorf?