Kurz zu meinen Bedingungen. Ich bin im dritten Jahr (also bald im vierten) Vatertrainer. Begonnen mit dem ersten Jahr Bambini, jetzt also Ende erstes Jahr F-Jugend eines (wortwörtlich) Dorfvereins. Die Trainingsbeteiligung liegt bei 12 Kindern, oft mehr, selten weniger.
Das Training halten wir meist in zwei Gruppen ab die wir nach Könnenstand einteilen. Mein Sohn wird von einem anderen Betreuer trainiert und ist daher nie in meiner Gruppe. Das ist wie schonmal an anderer Stelle geschrieben besser für ihn und auch mich. Auf die Freundschaftsspiele und Spielfeste hat das jedoch keinen Einfluss. Da spielen alle, auch nahezu gleich lang. Einschränkungen gibt es nur für Kids die ein Handicap haben. Einer zB bekommt Hustenattacken wenn man ihn nicht rausnimmt und bremst usw.
Mein "Wissen" habe ich hier aus dem Forum, von Training Wissen, aus Horst Weins Spielintelligenz Buch, aus der FT junior und diversen anderen Publikationen und DVDs.
Derzeit lese ich "Mythos Niederländischer Nachwuchsfussball (klick)" und bin dadurch schwer ins Grübeln geraten. Ich muss dazu sagen, ich bin noch nicht durch, aber zu lesen sie trainieren nur in Spielformen hat mich wie gesagt zum Nachdenken angeregt.
Bisher habe ich mein Training eigentlich immer so aufgebaut:
Zum Einstimmen irgend ein kleines Spiel. Das kann ein Fangspiel sein, ein Spiel zur Orientierung, eine Staffel, oder auch manchmal einfach nur ein loses dribbeln wo dann der Ball jongliert werden muss. Mit jonglieren meine ich: hochspielen, fangen, hochspielen, fangen usw. Die besseren versuchen auch den Ball mehrmals oben zu halten.
Eine Spielform.
Übungsform mit Varianten.
Abschlussspiel.
Wenn man die Einheiten des DFB etwas verfolgt, kommt deren Aufbau etwa auch so hin, würde sogar eher sagen es besteht dort überwiegend aus Übungsformen und Spielformen kommen recht kurz.
Jetzt zu meinem Aber: Kinder WOLLEN Spielen. Wenn ich drüber nachdenke, so würde ich sagen bei den Spielformen haben auch die jede Menge Spaß und knien sich voll rein, die bei den Übungsformen schneller aufgeben.
Ich möchte mal kurz mein letztes Training vor den Osterferien beschreiben.
Wir trainieren einmal wöchentlich für 90 Minuten, bis zum Winter war es noch zwei Mal, aber das schaffe ich zeitlich nicht mehr und meine Helfer trauen es sich nicht zu allein das Training zu schmeissen, zumindest noch nicht.
Einstimmung:
Wenn die Kinder kommen spielen sie in der Regel Mini WM (jeder gegen jeden, wer netzt ist in der nächsten Runde und spielt so lange Verteidiger, der nächste der netzt wird ebenfalls Verteidiger usw, einen Sieger gibts nie, irgendwann muss ich ja auch mal mein Programm beginnen ) oder machen 9er Shootout (finde ich auch gut, ist wie Schusstraining, nur selbstorganisiert). Finde ich beides gut und lasse ich auch gerne bis ins Training reinlaufen, da wirklich alle gern dabei sind und dort mitmischen. Also hab ich das auch im letzten Training laufen lassen.
Spielform 1:
Vier 3er Teams die in Quadraten gegeneinander "Handball" spielen. Der Ball darf nicht abgenommen werden, sondern muss im Wurf abgefangen werden, vom Boden aufgehoben werden usw. Ich denke aus der Hand fällt es leichter das Umfeld zu scannen und den Ball zu passen, als mit dem Fuß. Da ist oft noch der Bliock auf den Ball und man vergisst das drumrum etwas. Vollständige Pässe gaben einen Punkt.
Geplant war jetzt eigentlich diese Spielform 2:
6 Hütchentore in beide Quadrate, durch passen und annehmen (also irgendwie den Ball kriegen, bevor der Gegner ihn hat). Allerdings habe ich es dann umgewandelt in eine Übungsform. Habe das ganze Training dann nämlich als zu anstregengend empfunden.
Übungsform statt Spielform 2:
Immer zwei zusammen und alle wild durcheinander die sich den Ball durch die Hütchentore zupassen mussten. Hier habe ich Punkte vergeben wenn Pärchen gut reagiert haben und zB ans Ende des Feldes sind, weil dort die Tore frei waren. Oder geht das schon als Spielform durch? Eigentlich ja ohne Gegner, daher würde ich sagen: Nej.
Spielform 3:
Siehe 1, nur diesmal mit dem Fuß. Gleiche Einteilung.
Abschlussspiel.
Ende.
Ich habe selbst noch im Kopf wie wir früher alles eingeschleift bekamen, was recht dröge war manchmal, aber durch die Wiederholungen hat man es dann doch gelernt. Daher habe ich irgendwie Zweifel ob ein Training rein aus Spielformen bestehen kann und die Kinder dennoch soviel daraus mitnehmen wie aus Übungsformen. Auf der anderen Seite sind sie recht nah am Spiel und man könnte annehmen durch die "Drucksituation" sind sie besser vorbereitet als durch die komfortbale Situation der Übungsform. Zu denken gibt mir die Anzahl der Wiederholungen. Ist die dann da ausreichend?
Da habe ich auch die folgenden Jugenden im Kopf. Wenn ich als F-Trainer nur Spielformen anwende, der E-Trainer mehr Übungsformen, ist das denn nicht kontraprodktiv?
Meinen Weg stelle ich mir eigentlich so vor: Mein Sohn kommt im Sommer 18 in die E-Jugend, ich bleibe im Grundlagenbereich bei der F-Jugend.
Wie seht ihr das, mach ausschliessliches trainieren in Spielformen tatsächlich mehr Sinn bei den Kleinen. Wird das in den Niederlanden tatsächlich so gehandhabt? Bin mir auch gar nicht sicher ob ich immer genügend Spielformen zu bestimmten Themen zusammen bekomme. (Hallo liebe Autoren )
Bin auf eure Meinungen und Anregungen gespannt.