Frauenfußball ist wie Pferderennen mit Eseln?

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  • @TW-Trainer
    Das wir hier am A... der Welt sind und daher wohl nicht repräsentativ für ganz Deutschland sind habe ich ja auch vermutet und allem voran gestellt.


    Da ich vom Bereich Mädchenfußball nur Mittelbar betroffen bin und unsere Staffeln bisher nicht von Rückzügen betroffen waren kann ich nur weitergeben was mir von Trainerkollegen aus dem Mädchenbereich in den letzten Lehrgängen berichtet wurde.
    Häufig scheint es genau am Sprung zwischen Kleinfeldmannschaft (z.T. noch Freizeitliga) und dem Großfeld zu liegen. So ist es zum Beispiel bei uns derzeit so das es im C-Jugend Bereich nur Kleinfeld-Gruppe und Bezirksoberliga (Niederbayern) für Großfeld gibt. Unabhängig von Niveau der Klasse (Bezirksoberliga wird ebenfalls nur zwischen zwei Mannschaften gespielt) ist der zeitliche Unterschied enorm.


    Als Verein gibt es nun viele die Versuchen einen "zu großen" Kader übers Kleinfeld zusammen zu halten oder eben das "Wagnis" Bezirksoberliga zu starten. Zu Beginn sind vor allem die Spieler und deren Eltern meist begeistert von der vermeintlich hohen Spielklasse da in den Köpfen einfach der Vergleich zur Jungenstaffel drin ist. Während der Saison wird die Begeisterung meist weniger und Spielerinnen wechseln, beenden den Sport oder ähnliches. Selbiges gilt allerdings auch für die Kleinfeld Gruppe. Viele Spielerinnen sind enttäuscht über zu wenig Einsatzzeiten und wechseln als Gruppe oder suchen sich andere Sportarten.


    Ich persönlich denke auch das es hier schlicht auch an der Mangelnden Struktur in den Vereinen hakt. Viele gründen "mal so nebenbei" eine Trainingsgruppe für Frauen oder Juniorinnen und melden schnellstmöglich für die Staffel. Hier werden dann auch oft viele Jahrgänge zusammen gebastelt. Wenn sich nun die Wünsche und Vorstellungen der Mädchen nicht erfüllen ist natürlich auch gleich ein großer Teil weg. All das bestätigt sich meiner Ansicht nach darin das die Vereine welche eine ausgedehntere Jugendarbeit in diesem Bereich betreiben, und hier sprechen ich von nur 2-3 konstanten Mannschaften, meines wissen bisher nie von Abmeldungen betroffen waren.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • @totog


    Deine Schilderungen decken sich weitgehend mit der von mir verlinkten Diplomarbeit:


    "Aus der anschließenden Interviewanalyse im fünften Kapitel der Arbeit geht hervor, dass die Fußballbiographie der befragten Frauen in drei Stufen eingeteilt werden kann. Sie beginnen als Kinder in einer gemischtgeschlechtlichen Mannschaft. Im Alter von ungefähr 13 Jahren bilden sie homogene Mädchenteams und schließlich als Erwachsene verlassen sie wiederum die Jugendmannschaft, um in einem Frauenfußballteam zu spielen. Der Prozess vom Fußball zum Frauenfußball verläuft somit stufenweise.
    Die Interviews zeigen, dass der Kontakt der Mädchen mit Fußball ohne Intention entsteht. Das Mitspielen bei Jungen in der Nachbarschaft, beim Bruder oder Vater passiert selbstverständlich. Dabei werden die Mädchen von Personen motiviert, die ihnen nahestehen.
    Die Spielerinnen ergreifen nicht die Initiative, weil sie sich für Fußball interessieren und deshalb die Sportart erlernen wollen, sondern der Fußball bietet sich an. Eine Annahme zu Beginn der Studie war, dass viele Frauen Fußball spielen möchten, dies aber wegen gesellschaftlicher Vorbehalte oder fehle an der Infrastruktur nicht können. Diese These hat sich nicht bestätigt. Die Mädchen landen eher versehentlich oder zumindest zufällig beim Fußball, ohne sich stark dafür einsetzen oder gegen Vorbehalte auflehnen zu müssen. Auch die Reaktionen des Umfelds auf das fußballerische Engagement der Spielerinnen sind
    überwiegend positiv. Die Fußballerinnen werden von Familie und Freunden anerkannt und, falls nötig, auch unterstützt. Der Eintritt in den Fußballverein wird als passiver Akt dargestellt. Der Trainer der jeweiligen Jugendmannschaft kommt auf die Mädchen zu und lädt sie ein mit zu spielen. Daraufhin trainieren die Mädchen in einer Jungenmannschaft mit bis sie in ein reines Mädchenteam wechseln müssen. Interessant ist, dass dieser Übergang für die Befragten ein bedeutender Einschnitt in ihrer Fußballbiographie zu sein scheint, da alle Fußballerinnen darüber gesprochen haben, obwohl in den Interviews nicht
    danach gefragt wurde. Der Wechsel wird als eine externe Vorschrift dargestellt, der man sich unfreiwillig ergeben muss, obwohl man sie selbst für unnötig und störend hält"


    Wo Männer es als "Modeerscheinung" beim Motiv zum Start und zur vorzeitigen Beendigung der Mädchen im Vereinsfussball findet in Wahrheit eine sehr vile deutlichere Veränderung statt als sie die altersgleichen Jungen wahrnehmen.
    Den Mädchenfussball auf die Maßstäbe der Tradition aus dem Schülerfussball zu kopieren hat scheinbar zu Iritationen der Beteiligten geführt, aus denen sich die unterschiedlche Wahrnehmungen der Verhaltensweisen erklären lassen. So muß sich kein Junge mit der Frage beschäftigen, von heute auf morgen in ein Mädchenteam zu wechseln, umgekehrt aber schon! Auch ergeben sich deutliche Unterschiede zwischen dem Klein- und Großfeldfussball, weil die Mädchen weniger dynamisch spielen, wodurch es für die Beteiligten langweilig werden kann.


    Die Frage, ob Mädchen spielen wollen wie Jungen und Frauen so wie Männer läßt sich zwar nicht eindeutlig klären, weil es darüber noch zu wenig gesicherte Daten gibt. Aber es besteht der begründete Verdacht, dass es durchaus Unterschiede in den Erwartungen gibt.