Linkshändige Rechtsfüße, rechtshändige Linksfüße

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Vor ein paar Tagen war wieder ein neues Mädchen zum Probetraining da. Als sie mir ihren Namen und die Kontaktdaten ihrer Eltern aufschrieb, habe ich mich schon gefreut: Linkshänderin! Linksfüße sind bei den Mädchen sehr selten... Aber wie so oft war dann ihr dominantes Bein doch das rechte ;( Da diese sogenannte "gekreuzte Dominanz" nach meinem Eindruck sehr häufig vorkommt, habe ich mich auf die Suche nach entsprechender Literatur gemacht und folgendes gefunden:


    http://www.awmf.org/uploads/tx…Untersuchung_20414-12.pdf


    Besonders interessant ist Tabelle 2 im Anhang (hinten im PDF), in der prozentuale Verteilungen unterschiedlicher Dominanztypen (inkl. Auge und Ohr) dargestellt sind. Spontan könnte man daraus vielleicht ableiten, dass bei reinen RRRR- und LLLL-Typen die Beidfüßigkeit schwieriger zu erreichen ist als bei gemischten Typen - meine Erfahrung bestätigt mir das aber eher nicht. Vielleicht kann jemand mit einem sportwissenschaftlichen Hintergrund dazu etwas sagen? Ich bin übrigens RRLR....

  • Die Rechts- und Linksfüßigkeit wurde schon seit Jahrzehnten für die Mannschaftsaufstellung benutzt. Insbesondere der "Linksaußen" sollte von einem Linksfüßler eingenommen werden. Erst in jüngster Zeit finden sich Ansätze, nach denen eine "Überkreuzfähigkeit" Einzug in die Positionsbestimmung eingeht. In diesem Zusammenhang darf mit Arien Robben ein Spieler genannt werden, der besonders gern auf der Außenposition seiner schwache Seite spielt, um beim Dribbling nach Innen zu ziehen, dadurch mehr Raum gewinnt und vor allen Dingen so deutlich öfter in eine gute Torabschlußposition gelangt.


    Heute wird eine Beidfüssigkeit angestrebt,die jedoch in den allerseltensten Fällen tatsächlich vorhanden ist. Deshalb begnügt man sich, dass mit dem schwächeren Fuß kurze Pässe oder Torabschlüsse aus naher Distanz mit ausreichender Präzision und Balldruck ausgeführt werden können.


    Früher war es im männlichen Fussball häufig zu beobachten, dass es die ballführenden Spieler aufgrund der Fußdominanz die Außenbahn in Richtung Eckfahne, anstatt in Torrichtung zog. Heute ist dieses Phänomen eher im Fussballspiel älterer Mädchen und Frauen zu beobachten.


    Eine weitere Bedeutung erlangte die Füßigkeit im Zusammenhang mit der Handlungsschnelligkeit. Denn im Gegensatz zur Schnelligkeit als Maß einer Distanzüberbrückung geht es bei der Handlungsschnelligkeit auch um eine unmittelbar vor dem Sprint durchgeführte Körperdrehung in Ballrichtung. Hierbei konnte beobachtet werden, dass die Drehrichtung jeweils auch dann zur dominanten Füßigkeit iniziiert wird, wenn der Weg in die andere Richtung kürzer wäre.


    Vor einigen Jahren habe ich einen Test für Torhüter entwickelt, in der sich die unterschiedliche Handlungsschnelligkeit in Abhängigkeit mit der Füßigkeit feststellen läßt. Denn es ist für einen Torwart durchaus entscheidend, ob er als Erster oder Zweiter am Ball ist. Aufgrund festgestellter Daten können geeignete TW-Übungen das Leistungspotenzial verbessern. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Leistungsdefizite der "schwache Ecke" reduziert werden können.


    Aufgrund der zunehmenden Dynamik gerade auch im torgefährlichen Bereich hat auch die Bedeutung der lateralen Äugigkeit zugenommen. Wer es früher nur für Sportschützen wichtig, ihr dominantes Auge zu kennen, um aufgrund der geringeren Abweichung das Ziel besser treffen zu können, so hat diese für den Keeper immer dann eine Bedeutung, wenn der Ball nicht frontal, sondern im seitlichen Blickwinkel mit hohem Balldruck auf ihn zu kommt. Wer sich also wundert, warum der den Ball von der einen Seite leichter fangen oder kontrollieren kann als von der anderen Seite, der wird die Antwort nicht allein in der Füßigkeit und Händigkeit, sondern auch in der lateralen Äugigkeit finden können.


    Wer wissen möchte, welches sein dominates Auge ist, der kann das sehr einfach herausfinden. Man kann dazu einen Ball in ca. 10 Metern Entfernung ablegen. Zunächst fixiiert man den Ball mit beiden Augen. Dann schließt man zuerst das eine Auge und fixiert den Ball, danach mit dem anderen Auge. Das domanante Auge ist das, bei dem der seitliche Abstand zum Ball (gegenüber dem beidäugigen Blick) am geringsten ist.


    Wenn eine besonders starke laterale Äugigkeit vorhanden ist, kann man dies z.B. durch seitliche Standards, bei der fast 180 Grad des Raums beobachtet werden soll, ein wenig für sich korrigieren, indem man den Blickwinkel ein wenig in Schußrichtung korrigiert.


    Wie sehr der Fussball von den Sinnen und Reizen des Gehirns gesteuert wird, konnte ebenfalls in einem Test mit Christiano Ronaldo ermittelt werden. Er konnte die Aufgabe schnellstmöglich mit Händen und Füßen die aufleuchtenden Farben einer Wand nahezu 2,5 mal schneller durch Hand- oder Fußkontakt erlöschen als ein durchschnittlicher Fussballer.


    Ja, es wurde bereits versucht anhand bestimmter Hirnfähigkeiten eine bestimmte Position für einen Spieler zu ermitteln. (also der Kreative soll nach vorn und der Antizipierer nach hinten). Zum Glück wurde diese Therie schon allein dadurch verworfen, als das in der moderen Taktik auch Abwehrspieler als Angreifer auftauchen und Angreifer in der Abwehr aktiv werden können. Man hat es als Erfordernis angesehen, dass jeder Spieler auf dem gesamten Spielfeld seine Mannschaft effektiv unterstützen kann.


    Im Kinderfussball ist man deshalb schon vor Jahren von einer Positionsausbildung zu einer Positionsrotation übergegangen.

  • Im Kinderfussball ist man deshalb schon vor Jahren von einer Positionsausbildung zu einer Positionsrotation übergegangen.

    Leider ist "man" nicht jeder... Haben auch noch den einen oder anderen, der die armen Kinderchen festzunageln versucht. Im Kindesalter ging es mir selbst so, mich hat man auf Vorstopper gedrillt, als Kind lässt man sich da sehr schnell zum Abräumer abrichten...


    Wissenschaftliches kann ich nicht beitragen, aber praktisches. Denn gerade die Beidfüßigkeit, so kompliziert sie sich für einen nicht beidfüßig ausgebildeten Erwachsenen auch anfühlen mag, ist für die Bambinis fast ne Kleinigkeit.
    Aber wie aus den beiden oberen Beiträgen herauskommt, mit unterschiedlicher Qualität. Einen kleineren Teil kann man als wirklich beidfüßig bezeichnen, die setzen das auch sehr schnell um und ein, ein recht beträchtlicher Teil (knapp 50% grob geschätzt) kann den ehemals schlechteren Fuß wie @TW-Trainer beschreibt für passable Schüsse einsetzen, ein weiterer Teil kommt immerhin soweit, dass sie mit dem nach wie vor nicht so prallen, ehemals schlechteren Fuß, nicht mehr über den Ball stolpern.
    Aber nach Bambinis kommt noch viiiieeel Entwicklung, niemals würde ich eine Zukunftsprognose über einen Bambini äußern. Mit meiner persönlichen Einschätzung bin ich vor kurzem erst wieder auf die Nase gefallen, als ein bis dato wirklich unbrauchbarer Kerl einen sichtlichen Größensprung gemacht und ein paar Schüsse aufs Tor abgefeuert hat, die ich nur wenigen zugetraut habe...

  • Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten.....


    früher auf dem Bolzplatz habe ich meistens mit zwei anderen gekickt....beides Linksfüßer und Linkshänder... ich dagegen der "typische" Rechtshänder. Nun schaut man sich ja im Kindesalter dann gern was von den anderen ab..und ich hatte nur die Linken als Vorbild...daraus hat sich ergeben, das ich erstmal auch alles beim Fußball mit dem linken Fuß erledigt habe. Später im Herrenbereich habe ich dann angefangen , auch den rechten zu trainieren.... Pässe vernünftig zum Mitspieler bringen, in Notsituationen auch mal einen langen Ball nach vorn bringen vernünftig...aber behaupten, das ich beidfüßig bin, und in meinen Augen heisst das, das es mit beiden Füßen gleich stark ist.... nein.

  • Meine Tochter schreibt links , macht alles andere mit rechts. Beim Fußball dribbelt sie vorwiegend mit rechts kann aber auch links sehr gut. Schießen kann sie beidseitig links hat wesentlich mehr druck rechts mehr Präzision. Den Trainer freut es , da sie auf allen Positionen spielen kann .