Torwart - eine Position wie jede andere?

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  • Hallo. Unser "Stammtorhüter" ist in den letzten Wochen immer mehr auf den Geschmack gekommen, draußen auf dem Feld zu spielen. Da wir auch dem Kind, das sonst meistens im Tor einspringt, aktuell gerne mehr Spielzeit auf dem Feld geben wollen, kommt es in letzter Zeit häufiger vor, dass wir für einzelne Spiele einen Torwart benötigen. Jemanden zu finden, der ins Tor geht, ist meist kein Problem. Jedoch sind es immer die gleichen 2-3 Kinder, die sich dafür melden. Einige Kinder weigern jedoch strikt dagegen, ins Tor zu gehen. Und sei es auch nur für 10 Minuten bei einem Hallenturnier. Ich frage mich an diesem Punkt immer, wieso die Torwartposition noch immer als etwas anderes angesehen wird. Ob Abwehr, Mittelfeld oder Angriff ist egal. Aber ins Tor, das geht ja gar nicht. Das ist teilweise der Tenor bei einigen Kindern in unserem Team. Wie kann man diese Ansicht möglicherweise ändern? Ich habe ihnen schon oft gesagt, dass jeder mal ins Tor gehen sollte, einfach um zu sehen, wie sich das anfühlt, hinten zu stehen und möglicherweise auch mal machtlos zu sein, wenn ein Gegentreffer fällt. Doch das ändert nichts an der Einstellung. Letztens fing einer sogar beinahe an zu weinen, weshalb ich ihn dann doch nicht ins Tor gestellt habe. Sollte ich da etwas strenger sein und darauf bestehen, dass jeder mal ins Tor geht? Ich finde es etwas egoistisch und unfair den anderen gegenüber, wenn man sich der zugewiesenen Position einfach entzieht, weil man keine Lust darauf hat.


    Wie macht ihr das in euren Teams? Rotiert ihr im Tor regelmäßig? Ist die Position Torwart genauso zu sehen wie jede andere auch? Würde mich mal interessieren, wie das bei euch aussieht.

  • bei uns wurde seit der G jedes Spiel rotiert. jeder war gleich oft drin. Auch während eines Turniers wurde in jedem Spiel rotiert.
    Seit diesem Winter (sind jetzt ältere F) geht ein Spieler bis zu 50% der Zeit ins Tor. Die restlichen min. 50% werden weiter komplett durchrotiert .
    Das klappt problemlos.
    Ich kann mir aber gut vorstellen , dass das schwierig wird , wenn es Jahre lang anders gehandhabt wurde .

  • Generell finde ich, dass jeder Spieler mal auf jeder Position gespielt haben sollte. Und das beinhaltet auch die Position des Torwarts. Allein für die Erfahrung, wie sich das denn anfühlt, wenn man da hinten drin steht und mal ein Gegentor bekommt oder einem Ball gut hält.


    In meiner Mannschaft (F-Jugend), haben sich zwei Spieler herauskristallisiert, die total gerne im Tor spielen. Ich muss an Spieltagen nicht mal etwas sagen, denn in den meisten Fällen sprechen die beiden sich selber ab wer in das Tor geht.


    Als in der G-Jugend mal so gar keiner ins Tor wollte, habe ich es schon mal so gemacht, dass ich gesagt habe, der Torwart ist heute der Kapitän. Auf einmal gingen ganz viele Hände hoch und fast jeder wollte ins Tor. Man kann also auch ruhig mal etwas tricksen, anstatt nur stumpf zu bestimmen.

  • Sollte ich da etwas strenger sein und darauf bestehen, dass jeder mal ins Tor geht? Ich finde es etwas egoistisch und unfair den anderen gegenüber, wenn man sich der zugewiesenen Position einfach entzieht, weil man keine Lust darauf hat.

    Laut deiner Signatur bist du in einer U10 unterwegs.


    Da ich mit meinen Kids bereits seit der U8 unterwegs war hatte ich dieses Thema nur am Rande und nur mit einzelnen. Frag die Kinder einfach mal "warum" Sie denn nicht ins Tor wollen. Gerade bei den kleinsten ist es meistens weniger "die Angst etwas falsches zu machen" als mehr "die Unmöglichkeit Tore zu schießen". Deshalb ist auch der Sturm die beliebteste Position.
    Ich habe hierzu meinen Kids erklärt das es einfach unfair ist wenn einzelne immer "hinten stehen müssen" während andere "die Lorbeeren für sich beanspruchen". Und da der Torwart zu einer Mannschaft gehört müssen wir hier alle durchwechseln. Zusätzlich spielen wir auch im Training bei 3gg3 plus TW immer mir vierer Teams. Der TW muss jede Minute (zweite Minute, ...) getauscht werden somit muss jeder ins Tor.


    Zu Beginn funktionierte das super und jeder konnte seine Erfahrungen sammeln. Mit der Zeit (ab E-Jgd) wollen nun einige nicht mehr ins Tor. Andere haben aber genau hier den meisten Spaß und somit beginnt langsam die Spezialisierung. Wobei wir immer noch TW Elemente in gesamte Training einstreuen da ich noch nicht daran glaube das in der E-Jugend jeder bereits seine Position gefunden hat.


    Kinder welche gar nicht ins Tor wollen würde ich aber nicht zwingen. Wahrscheinlich haben diese im Umfeld bereits entsprechende Sätze mitbekommen und eine gewisse "Angst" vor dieser Position entwickelt. Hier kannst du ab natürlich gerade diesen Kindern im Training zu entsprechenden Erfahrungen verhelfen. Hier ist die Angst meist nur halb so groß.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Ich frage mich an diesem Punkt immer, wieso die Torwartposition noch immer als etwas anderes angesehen wird. Ob Abwehr, Mittelfeld oder Angriff ist egal. Aber ins Tor, das geht ja gar nicht. Das ist teilweise der Tenor bei einigen Kindern in unserem Team. Wie kann man diese Ansicht möglicherweise ändern? I


    Du solltest hinterfragen, warum du diese Einstellung ändern willst. Ich habe selbst bis hoch zur Landesliga im Tor gespielt und gehe das Thema Torwart deshalb vielleicht etwas anders an. Bei mir spielen generell nur Kinder im Tor, die dies wollen, da das Spiel im Tor immer voraussetzt, dass Spieler den entsprechenden Mut mitbringen, sich in Bälle hineinzuwerfen und die damit verbundenen Schmerzen zu akzeptieren. Warum sollte ich das erzwingen?


    In der Praxis sieht das so aus, dass von meinen 13 Kindern 6-7 gern mal im Tor spielen, bei Punktspielen spielen wir aber seit der F1 mit 3 festen Torhütern. Wir haben einen 1. Torwart, der sehr viel Talent besitzt und zwei Ersatztorhüter, von denen einer gut ist und der andere sehr gut. Der 1. Torhüter darf immer im Tor spielen, wenn er mag. Und das macht er bei ca. 70% der Spiele.


    Wir machen seit der aktuellen E3-Saison auch gezieltes Torwarttraining, immer als Paar mit Punktevergabe bei Aufgaben (Ball fangen, 3 Bälle hintereinander abwehren, Reaktionsübungen, herauslaufen gegen freie Gegenspieler), um die Jungs anzuspornen. Nach 15 Minuten kommt ein anderes Pärchen dran. Das kommt sehr gut an.


    Die Ergebnisse geben mir bisher Recht. Ich bin insbesondere mit der Entwicklung meines 1. Torwarts sehr zufrieden und die anderen Torhüter haben auch viel Spaß. Passt alles.

  • Unser "Stammtorhüter" ist in den letzten Wochen immer mehr auf den Geschmack gekommen, draußen auf dem Feld zu spielen.

    Genau aus diesem Grund finde ich es wichtig a) keinen Stammtorwart zu haben und b) alle fußballerisch auszubilden, so dass ein "Torwart" auch als Feldspieler geeignet ist.


    Nach meiner Erfahrung wollen die Kids in diesem Alter aus drei Gründen nicht ins Tor.
    1. Sie haben tatsächlich noch Angst vor den Bällen
    2. Sie wollen nicht diejenigen sein, die an den Gegentoren Schuld sind
    3. Als Torwart können sie i.d.R. keine Tore schießen


    zu 1. regelmäßige Fangübungen ins Training für alle Kids einbauen; Torschussrundläufe oder Wettbewerbe, bei dem jeder mal ins Tor muss,
    zu 2. Loben, loben, loben und wenn ein Gegentor fällt, keine Kritik,
    zu 3. regelmäßig die "Torhüter" auch im Feld spielen lassen.


    I.d.R. spielt bei mir kein Kind die volle Spielzeit, außer der oder die Keeper. Falls zwei Kids unbedingt ins Tor wollen, spielen sie je eine Halbzeit im Tor und eine Halbzeit im Feld. Bei Turnieren habe ich auch schon pro Spiel einen anderen Keeper eingesetzt. Falls tatsächlich mal ein Kind absolut nicht will, wird es nicht gezwungen. Ich halte aber wenig davon gruppendynamischen Druck aufzubauen, alá "alle gehen ins Tor nur Paul nicht, das ist voll unfair, böser Paul". Als Trainer weiß man doch sehr genau, ob ein Kind tatsächlich Angst hat oder ob es einfach keinen Bock hat, weil es unbedingt Tore schießen will. Angst darf nicht zum Vorwurf oder Nachteil gemacht werden. Wer allerdings keinen Bock hat, der spielt halt eben etwas weniger.

  • Der Hauptgrund, warum sich Kinder weigern ins Tor zu gehen ist die Einsicht der Chancenlosigkeit auf dieser Position den gleichen Spaß zu erleben wie auf jeder anderen Position. Dafür verantwortlich ist in erster Linie der Verein, weil Torwarttraining im Nachwuchsbereich vernachlässigt wird und ein "normaler Mannschaftstrainer" weder Zeit noch die Fähigkeiten besitzt, Kindern auf dieser Position die notwendigen Fähigkeit und das Wissen zu vermitteln, die Voraussetzung dafür geben, auf dieser Position überwiegend Erfolgserlebnisse zu bekommen.


    Allein positive Erfahrungen im Spiel zu sammeln, das ist schwierig! Ist der das eigene Team überlegen, so ist der Keeper zum Nichtstun verdammt. Ist der Gegner überlegen, so hat der Keeper häufig chancenlos.


    Aber auch im Mannschaftstraining hat der Keeper häufig eine Statistenrolle. Mal dürfen die Spieler dem Torwart aus nähester Nähe den Ball per Vollspann ins Gesicht oder andere Körperteile schießen, ohne das ihr Trainer die missliche Situation der Chancenlosigkeit erkennt, mal ist er sich minutenlang Ballbatterien ausgesetzt, bei der er zunächst seine Kraft und kurz darauf auch die Konzentration verliert.


    Seien wir mal ehrlich: wer hat dazu schon große Lust?


    Hinzu kommt, dass der DFB nach wie vor dem Irrtum unterliegt, man könne ein Torwarttraining nicht so gestalten, als das der Torwart eine gleichgroße Rolle spielt wie die Feldspieler. Denn was nützt allein eine Positionsrotation, wenn auf der Torwartposition keine bzw. keine ausreichende Unterstützung erfolgt?


    Es gibt in Deutschland einige, wenige Torwartschulen, die sich die Torwartausbildung zum Ziel gemacht haben. In der Anfängergruppe (G - F-Jugend) erlernen die Kinder zunächst einmal, wie sie sich schützen können, damit nicht schon zu Beginn schmerzhafte Berührungen mit Ball und Gegner den Spaß auf dieser Position beenden. Anschließend erlernen sie einfache Techniken der Ballabwehr. Ab der E-Jugend wird in Kleingruppen TW-Technik und TW-Taktik geübt. Je nach Wunsch findet dieses TW-Training 1 x im Monat bis 1 x wöchentlich statt. Wie ich erfuhr, ist die Zahl der Keeper, die dadurch in Auswahlen und später in den Leistungs- und Profibereich wechseln deutlich höher als die, die einen anderen Weg eingeschlagen haben. Ich vermute die Anzahl wird in dem Maße steigen, als das der DFB in dieser Frage weiterhin konzeptlos die Aufgabe auf die NLZ verlagert. Doch dort können jeweils pro Jahrgang nur ein paar Keeper ausgebildet werden, weshalb diese Torwartschulen eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Leider gibt es viel zu wenige von ihnen, weshalb man hin und wieder Versuche beobachtet, dies in Fussballschulen zu integrieren. Doch hier fehlt es meist an geeignetem Personal.


    Wie sieht es mit Hilfe vor Ort aus? Man möchte meinen, dass eigene erfahrene Keeper hier eine sinnvolle Unterstützung leisten könnten. Aber durch den Einzug der TW-Taktik ist der Torwart vom Torlinienartisten früherer Tage zum mitspielenden Torraumspieler geworden. Gerade, was das Mitspielen anbelangt, können viele Ex-Keeper wenig Unterstützung leisten, weil sie keine beidfüssige Ballverarbeitung gelernt haben. Selbst beim Fangen, Fausten und Lenken gibt es große Veränderungen. Denn früher wurde dieser Bereich fast ausschließlich in Torliniennähe erlernt. Heute soll der Keeper selbst Druck auf den Ball ausüben, weshalb ein Teil dieser Techniken weiter ins Spielfeld in Form eines differenzierten Stellungsspiels verlagert wurde.


    Nun wird sich der interessierte Leser fragen: muß das ein Anfänger schon können? Nein, natürlich nicht! Aber wie soll es nach dem Start weitergehen, wenn im Verein niemand weiß, wie man einen guten Anfang macht und wie es danach weitergehen soll?


    Interssant fand ich die Äußerung der Torwartschulen gegenüber den Vereinen. Viele Vereinsverantwortliche sehen die Torwartschulen als vollkommen überflüssig an, weil die Torwartausbildung nach ihrer Meinung von ganz allein über das Sammeln von Erfahrungen stattfindet. Dabei wundern sie sich nicht einmal, dass selbst talentierte Keeper nach der D-Jugend entweder den Verein oder die Sportart wechseln, weil ihnen ein entsprechendes Ausbildungsangebot im Heimatverein fehlt. Welcher Vater und welche Mutter will sich schon immer wieder mit seinem frustrierten Kind anhören müssen: "... die haben heute im Training wieder nichts mit mir gemacht ...ich habe langsam keine Lust mehr ..."!?


    Leider gibt es viel zu wenig Torwartschulen, was sich jedoch schon allein daraus erklären läßt, als das das wenige Personal meist in den NLZ ausgebildet wird und häufig dort verbleibt.


    In den Benelux-Ländern, der Schweiz und Österreich ist man da schon ein gutes Stück weiter. Denn dort gibt es eine Torwarttrainerausbildung mit standardisierten Inhalten und Prüfung. Das hiesige 3-Stufen-Konzept zeichnet sich in erster Linie durch hohe Gebühren aus. Jeder Teilnehmer erhält eine Urkunde, die in den Vereinen jedoch nicht anerkannt wird, weshalb man sich das Geld häufig sparen kann. Denn der Interessent ohne spezielle Vorkenntnisse wird das Seminar mit mangelhaften Kenntnissen und Fähigkeiten wieder verlassen. Es kann also nur besser werden! Wer nicht warten will und in Grenznähe wohnt, der kann im nahegelegenen Ausland zu günstigeren Konditionen eine wertvolle Ausbildung erhalten, über die sich jeder Verein freuen würde.


    Ein Torwart ohne Torwarttrainer ist zur Schießbudenfigur verdammt. Denn jeder läßt die Wut über nach seiner Meinung überflüssige Gegentore an ihn aus. Jeder kennt "Torwartfehler", aber nur wenige wissen, wie man Keeper so ausbildet, als dass die Zahl seiner Fehler kontinuierlich verringert werden.


    Wer sich nur mal 10 Minuten Gedanken über seine Torleute machen will, der kann es auch gleich ganz sein lassen, denn mehr als Alibi-Argumente (wie sie derzeit auch noch beim DFB nachzulesen sind), werden dabei nicht heraus kommen.


    Sorry, ich habe wirklich länger überlegen müssen, ob ich es in sehr deutliche Worte kleide! Es geht mir nicht darum, die vielen Breitensporttrainer, die sich Woche für Woche große Mühe geben, ihre Mannschaften zu trainieren. Es geht mir darum, die Vereine, Verbände und den DFB wach zu rütteln, endlich ein vernünftiges Konzept für die breite Masse zu entwickeln, anstatt hier und dort ein paar Videoclips als Puzzleteile anzubieten.

  • @TW-Trainer:


    Verbesserungspotential gibt es immer, aber wenn die aktuelle Situation so düster wie von dir geschildert wäre, hätten wir in Deutschland nicht teilweise bis zur Kreisliga runter hervorragende Torhüter.


    Das Problem, warum viele Torhüter in der D-Jugend oder auch noch später in andere Sportarten umschwenken, hat aus meiner Sicht einen ganz einfachen Grund: Wenn eine Mannschaft einen guten Torwart hat und dieser sich nicht verletzt, ist die Position auf Jahre vergeben und selbst wenn ein 2. und 3. Torwart mit ähnlicher Qualität auf der Bank sitzt, kommt er nicht zum Zug und versauert. Das ist für die jungen Leute stark frustrierend. Selbst Neuer wäre in seiner Jugend fast aussortiert worden, weil Schalke schon 2 Torhüter in seiner Alterstufe hatte. Ich behaupte mal, dass in Deutschland ein Dutzend Torhüter in der Bezirksliga spielen, die mit etwas mehr Glück auch in der 2. Bundesliga im Kasten stehen könnten. Es gibt einfach viel mehr gute Kandidaten als Bedarf.

  • Nach meiner Erfahrung wollen die Kids in diesem Alter aus drei Gründen nicht ins Tor.


    1. Sie haben tatsächlich noch Angst vor den Bällen
    2. Sie wollen nicht diejenigen sein, die an den Gegentoren Schuld sind
    3. Als Torwart können sie i.d.R. keine Tore schießen

    zu 1) Ich würde sagen das es immer auf das Kind ankommt.


    zu 2) Dann muss man der ganzen Mannschaft erklären das ein Gegentor schon vorne bzw Mittelfeld beginnt. Man könnte ja auch sagen das der gegentreffer nur passiert ist weil das Mittelfeld versagt hat, nur sowas sagen die Trainer nicht, weil sie Angst haben das ihr Superstar wechselt, denn eigene Kritik ist nicht so toll als wenn man immer die anderen die Schuld gibt als Spieler.


    zu 3) Auch da muss man dann vernünftig erklären das ein TW genauso wichtig ist und selbst ein "Held" sein kann.

  • Mein Sohn spielt in einer U9 (leistungsorientiert). Da kristallisiert sich der Torwart, gerade in der Halle, zur absoluten Schlüsselposition heraus.Es war jetzt schon öfter so, dass nicht der Stammtorhüter im Kasten stand, sondern ein Feldspieler. Der TW hat in der Halle sehr viele Ballkontakte und ist ist die wichtigste Position im Spielaufbau. Paraden und Bälle fangen kommen da erst an zweiter Stelle.Wichtiger ist eine schnelle und saubere Spieleröffnung, ggf. das Ablaufen von Bällen.


    Wenn man die Kinder auf die Wichtigkeit des Torwarts hinweist, geht vielleicht auch mal der ein oder andere Feldspieler gerne ins Tor.

  • @Das_Huhn


    Bei Manuel Neuer hast du recht! Auch wenn manche es gern anders sehen würden, hatte er das große Glück, dass sein damaliger TW-Trainer sich durchsetzte, anstatt den eher laienhaften Einschätzungen des Mannschaftstrainers über sein Potenzial einfach nachzugeben. Allerdings entscheidet in der Masse der Mannschaftstrainer, weshalb es leider auch eine Talentverschwendung zu beklagen gibt. Denn für den ist meist die Größe und Sprungkraft, weil er es als Spieler selbst nicht anders kennengelernt hat. Wenn der Ball im Netz zappelt, dann war es ganz einfach ein Torwartfehler oder der Ball war unhaltbar. Aber von diesem Kommentar hat ein Keeper gar nichts!


    Mit deiner Einschätzung zu den TW-Qualitäten möchte ich dir gerne recht geben. Hab mir vor kurzem Mal ein Hallenturnier mit Teams von Kreisklasse bis Oberliga angeschaut. Der Unterschied war gering. Die waren einfach alle grottenschlecht, weil sie gar keine Bindung zu ihrer Mannschaft fanden, sondern meinten den Zuschauern durch wilde Sprünge etwas zeigen zu wollen!!! Für Laien mag das natürlich toll ausgesehen haben. Insofern kann schon mal der Eindruck entstehen, es gäbe dort super Keeper.


    Gern würde ich an dieser Stelle auch über die Unterschiede zwischen einem Kreisliga-Keeper und einem Profi-Keeper diskutieren. Aber das würde sicherlich zu lang werden. Deshalb in aller Kürze: die Anlagen haben sich gegenüber früher teilweise verändert, werden jedoch m.E. weiterhin überschätzt. Wichtig ist die Motivationsfähigkeit und die Lerngeschwindigkeit. Dennoch werden sie allzuleicht zu Opfern mangelhafter Kenntnisse von Mannschaftstrainern, weshalb es schwierig ist, eine rein leistungsorientierte Bewertung vorzunehmen. Theoretisch kann jeder Torwart werden. Denn egal ob er groß, klein, dick oder dünn ist, solange er schlauer ist als der Gegner, wird er seine Trainer nie enttäuschen, weil er immer schon dort ist, wo andere erst noch hinlaufen müssen.


    @Grätsche


    1. Sie haben tatsächlich noch Angst vor den Bällen
    2. Sie wollen nicht diejenigen sein, die an den Gegentoren Schuld sind
    3. Als Torwart können sie i.d.R. keine Tore schießen


    zu 1. Angst
    Auch heute gilt der 1. Punkt als Ausschlußkriterium, wenn sich ein Torwart zum Schutz vor einem schmerzhaften Ballkontakt wegdreht bzw. nicht in ein 1 vs 1 seinen Gegner anläuft. Dabei ist Angst ein wertvoller Helfer der Vernunft. Keine Angst zu haben ist deshalb törricht und hat mit reinem Mut nur wenig zu tun. Denn auch ein muter Mensch sollte eine Abwägung des Risikos als Maßstab seiner Entscheidungen wählen. Leider passieren immer wieder schlimme Verletzungen (Sehnenabrisse, Knochenbrüche), weil Torleute ohne entsprechende Grundkenntnisse, wie man sich schützt, ins Tor gestellt werden.
    Man kann einem Torwart nur dadurch die Angst nehmen, indem man ihm vermittelt, wie er sich effektiv schützt. Die Grundkenntnisse kann man in 10 - 15 Minuten seiner gesamten Mannschaft vermitteln, sodass danach jeder auf dieser Position schmerzfrei Spaß erleben darf. (Hab ich an anderer Stelle bereits beschrieben)


    zu 2. Schuld an Gegentoren
    Weil Mannschaftstrainer (die meist Laien als TW-Trainer sind) diese Einschätzungen vornehmen, kommt es häufig zu Fehleinschätzungen. Aber selbst, wenn die Einschätzung des Trainers korrekt war, fehlen ihm meist die Fähigkeiten von einem nicht korrekten zu einem korrekten Bewegungsablauf zu gelangen oder mit dem Keeper in der jeweiligen Situation andere Lösungsaternativen zu trainieren. Einen Torwartfehler als Ursache zu konsternieren ist genauso wie einem Angreifer als "Chancentod" zu titulieren. Beide würden es gern besser machen, haben jedoch keine Trainer, die es ihnen erfolgreich vermitteln können. Insofern trägt der Trainer hier die Hauptschuld an Gegentoren. Denn er besitzt keine entsprechenden Trainerkompetenzen für die Torwartausbildung.


    zu 3. TW kann i.d.R. keine Tore schießen
    Defensivspieler sind allgemein weniger an Torchancen beteiligt. Dennoch macht auch ihnen diese Aufgabe sehr viel Spaß, weshalb sie sich hierfür entschieden haben. Dennoch sollten alle Defensivspieler, also auch der Torwart während ihrer Ausbildungszeit regelmäßig auf Torjagd gehen. Denn nur dort können sie eigene Erfahrungen sammeln, wie man eine Abwehr erfolgreich überlisten kann. Diese Erfahrungen werden ihm helfen, sein Aufgabengebiet im 1 vs 1 zu erweitern. Auch wird er/sie lernen können, warum ein schnelles Umschalten nach Balleroberung sehr effektiv ist. (Das Spiel lebt von der Dynamik: In der Tendenz wurde selbst im Profibereich vor ca. 15 Jahren ein Ballkontakt ca. 2,5 Sekunden, während vor 5 Jahren bereits nach 1,1, Sekunden ein Ball gepaßt oder geschossen wurde)
    Weil jeder Spieler auf jedem Flecken des Rasens eine gute Antwort finden soll, benötigt er auch eine entsprechende Ausbildung, damit es gelingen kann.


    Der Torwart ist Teil der Mannschaft. Leider ist er häufig dann ein Spezialist, wenn er das 1. Tor kassiert hat! Diese rückwärts orientierte Denkweise zu überwinden wird wohl in Deutschland noch einige Jahre dauern!

  • Da es aber schon schwer genug ist im KiFu überhaupt einen Trainer für ein Team zu finden, geschweige denn einen ausgebildeten, halte ich es für total illusorisch für jedes team einen tw-trainer zu haben, der sich im modernen tw-spiel in der jeweiligen Altersklasse auskennt - oder gar ausgebildet ist.
    @TW-Trainer
    Wäre es denn sinnvoll als Schritt auf dem Weg dahin zumindest einen pro Verein zu haben, der 1 mal pro Woche mit allen Torspielern aller Altersklassen ein Training anbietet? Denn an allrn Trainingseinheiten mitzumachen kann man von einem Ehrenamtler ja auch nicht verlangen.

  • @Grinch: beim Hallenfussball gebe ich dir Recht. Beim Futsal sind sie leider fast nur "Schießbude". Und beim Hallenfussball werden die Feldspieler oft zu den besten Torhütern gewählt.
    "Große Freude zeigte sich beim „Torhüter des Tages“. Dumitru Canea spielt bei den Löwen eigentlich als Stürmer und ist nur ersatzweise zwischen den Pfosten gestanden...."
    Topstar-Cup wechselt den Besitzer - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemei…-Besitzer-id28007522.html


    @Das_Huhn: Ich sehe in Deutschland auch kein Torhüterproblem - meistens ist die Position auch über Jahre durch denselben Torhüter besetzt - die gibt es nur 1x. Feldspieler weichen oft auf eine andere Position aus (vorübergehend oder für immer).

  • Noch dazu kommt ja das man immer sagt vom g-e Jugend sollte es keinen reinen Torwart geben. Und da gehe ich voll mit, wann also soll das spezielle TW-Training in dieser Altersgruppe stattfinden?
    Ich habe das Glück viele Kinder zu haben die gerne ins Tor gehen, manche mit mehr Erfolg, manche mit weniger.


    Warum viele aber nicht ins Tor wollen? Weil du in dem Alter die ärmste Sau auf dem Platz bist. Kinder wollen spielen und die Action ist auf dem Feld. Da kannst du Tore schiessen, Zauberstückchen machen.


    Und als Torwart? Stehst du mit deinem im Verhältnis zum Tor winzigen Körper fast nur rum, holst die Bälle aus dem Netz und bist sonst meist Statist.
    Da kann ich schon verstehen wenn manche Kinder das ablehnen. Nicht zu vernachlässigen ist der Angstfaktor.


    Nahezu jedes Kind schliesst bei Zweikämpfen oder bei Schüssen die Augen und dreht sich weg.

  • Noch dazu kommt ja das man immer sagt vom g-e Jugend sollte es keinen reinen Torwart geben. Und da gehe ich voll mit, wann also soll das spezielle TW-Training in dieser Altersgruppe stattfinden?


    Ich denke, da muss man pragmatisch sein. Wenn man ein Torwarttalent in der Mannschaft hat, sollte man dieses Talent kindgerecht fördern. Unterhalb D-Jugend macht z.B. Muskelaufbautraining überhaupt keinen Sinn, gleiches gilt wegen der schwächeren Gelenke für Faustübungen (bin ich eh kein Freund von) oder Sprungübungen. Fangübungen, das aktive Eingreifen ins Spiel indem man den Mannschaftskameraden die Möglichkeit zu Rückpassen bietet (und diese sauber aufnimmt), kluges Rauslaufen gegen frei auf Tor laufende Gegenspieler etc. kann man ab F1 sanft anfangen zu trainieren. Mein 1. Torhüter hat schon viele Spiele für sein Team gewonnen (worauf er sehr stolz ist) und wenn er sagt, dass er draußen spielen will, geht sofort ein anderer in die Kiepe. Das klappt alles reibungslos. Und draußen ist er aufgrund seiner Athletik und Schnelligkeit auch gut einsetzbar, wenn auch ein wenig ungestüm. Und er hat einen Schuß wie ein Pferd ...

  • Warum viele aber nicht ins Tor wollen? Weil du in dem Alter die ärmste Sau auf dem Platz bist. Kinder wollen spielen und die Action ist auf dem Feld. Da kannst du Tore schiessen, Zauberstückchen machen.


    Und als Torwart? Stehst du mit deinem im Verhältnis zum Tor winzigen Körper fast nur rum, holst die Bälle aus dem Netz und bist sonst meist Statist.
    Da kann ich schon verstehen wenn manche Kinder das ablehnen. Nicht zu vernachlässigen ist der Angstfaktor.

    Vielleicht haben wir ja ne komische Truppe aber bei unseren Sechsjährigen wollen fast alle gerne ins Tor. Bei der Frage wer am Samstag beim Turnier ins Tor möchte, gingen spontan von sechs möglichen Händen vier nach oben. Nicht alle machen es gleich gut aber alle gerne.


    Hat es vielleicht auch was mit dem Selbstverständnis zu tun? Wenn wir mal Übungen mit rotierendem TW machen, dann loben wir viel. Fällt im Spiel ein Tor, dann achten wir darauf, dass die Kinder nicht auf dem TW rumhacken. Klar gibts Spiele, die eher langweilig sind. Aber da jeder nur eins von 3-4 Spielen im Tor ist, ist das auch nicht so dramatisch.


    Was ich nicht verstehe ist, warum man nicht bei den Handballern abschaut und die Tore für die Kleinen abhängt. Einfach ein Brett an zwei Haken, fertig. Und schon könnten auch Kinder an die Latte kommen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Also die Frage nach der Motivation stelle ich mir auch: Wenn ich frage wer ins Tor möchte, schnellen die Arme von 8 Kindern binnen Sekundenbruchteilen in die Höhe. Wenn das Spiel gut läuft, dann hat der Torspieler kaum zu tun. Wenn er viel zu tun hat, dann zappelt der Ball viel zu oft im Netz. Ergebnis: Nach dem ersten Spiel als Torspieler sind viele "kuriert". Komischer weise gilt das nicht im Training: Da wollen dann wieder alle. Nur bei Turnieren ist wohl die Last auf den Schultern zu groß. Und ihr könnt mir glauben: Ich gehe ohne Schimpfen, Druck und Kritik ans Werk. Im Gegenteil: Aufmunterung, Lob und easy-going. Und die Feldspieler suchen auch nicht die Schuld beim Keeper. Da sind meine Jungs toll. Und mein Fazit? Mein Fazit ist: Genau das sollen die Kids lernen: Torwart ist hartes Brot. Deswegen rotieren wir. Leider kann ich scheinbar in Spielsituation nicht allen Druck wegnehmen, ich denke das ist einfach systemgegeben - die Kinder sind ja nicht doof und haben auch Erwartungen.


  • Warum viele aber nicht ins Tor wollen? Weil du in dem Alter die ärmste Sau auf dem Platz bist. Kinder wollen spielen und die Action ist auf dem Feld. Da kannst du Tore schiessen, Zauberstückchen machen.


    Und als Torwart? Stehst du mit deinem im Verhältnis zum Tor winzigen Körper fast nur rum, holst die Bälle aus dem Netz und bist sonst meist Statist.
    Da kann ich schon verstehen wenn manche Kinder das ablehnen. Nicht zu vernachlässigen ist der Angstfaktor.

    Eigentlich witzig, dass mein TW genau aus diesem Grund im Tor spielen möchte. Auf die Frage warum er im Tor spielen möchte, hat er mir geantwortet:" Du Trainer, mit dem Laufen hab ichs nicht so."

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Eigentlich wundern mich eure Aussagen nicht! Denn sie spiegeln die Meinungen der Fussballverantwortlichen wieder.


    Ich versuche es mal zusammen zu fassen.


    Man ist davon überzeugt, dass es an der Spitze (Profis) kein Problem mit guten Torleuten gibt. Warum soll man also in der Breite Torleute fördern und ausbilden?
    Zwar ist man sich einig, dass Feldspieler schon ab der G-Jugend einen Traine benötigen, aber wer ist Tor will, der braucht keine Unterstützung.
    Für ein qualifiziertes Torwarttraining braucht man selbst keine Fähigkeiten zu erwerben.
    Einen Torwart zeichnet es aus, dass er zu faul zum laufen ist. Denn sonst würde er lieber auf dem Feld spielen.


    Was würdet ihr eurer Tochter oder eurem Sohn, die nicht dem typischen Denkmuster (faul, träge, dumm) entspricht an Trainingsunterstützung raten, wenn sie/er sich auf der Torwartposition ausprobieren möchte?


    Was würdet ihr einem Torwarttalent in eurem Team raten, der gerade für die Auswahl nominiert wurde, jedoch dort lediglich als Statist fungiert, weil es auch dort kein qualifziertes TW-Training gibt?