Anspruchsvolle und komplexe Spielformen

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  • Hallo,


    ich habe zwei interessante Sammlungen von Spielformen gefunden.
    Beide greifen eher anspruchsvolle Aspekte wie Ballzirkulation, Positionsspiel, Gegenpressing, Umblickverhalten (@Steini), Bewegungsspiel und Verlagerungen auf und eignen sich daher wohl eher für ältere Jahrgänge, die tendenziell leistungsorientiert arbeiten. Aber für den Breitensport ist sicher auch einiges dabei.


    Einmal habe ich auf spielverlagerung.de eine Sammlung von Jens Schuster, Assistent bei der U17 Hoffenheims gefunden: https://www.dropbox.com/s/4zb3…uego_de_Posicion.pdf?dl=0


    Und auf konzepfussballberlin.de gibt es einen Adventskalender, wo sich hinter jedem Türchen eine Übung befindet: http://konzeptfussballberlin.d…fussball-adventskalender/


    Was beide Angebote besonders macht:
    - die Autoren erklären zum Teil ausführlich die Lernziele der Übungen (was keinesfalls selbstverständlich ist)
    - alle Übungen lehren spielnah/implizit mit Gegnerdruck und Entscheidungsoptionen


    Viel Spaß!


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Das Problem in Deutschland ist, das es viel zu wenig aktuelle Ressourcen für Spielformen gibt. Selbst in Büchern auf denen Spielnahes Fußballtraining steht sind sie nur in großer Unterzahl vorhanden. Der DFB ist da auch ein ganz großer Übeltäter. Es herrscht wohl ein allgemeines Misstrauen gegenüber der Spielform als Grundstein des Trainings. Bei der sie nicht ergänzend ist sondern obligatorisch. Diese Meinung wird noch verstärkt, wenn ich oft Missverständnisse zu Horst Weins Buch lese. Wenn man mal nach Spanien schaut sieht die Sache schon ganz anders aus. Es gibt Bücher die sich dem Techniktraining nur in Spielformen widmen. Hierzulande fragt man sich dann ob das überhaupt möglich ist. Ich will nicht sagen, dass es der absolut Beste weg ist, aber ich glaube solche Literatur würde sich langfristig positiv auf das Training auswirken, da meiner Meinung nach fast überall zu wenig gespielt wird.
    Den Adve

  • @open-minded & @Skriwer: In beiden Fällen teile ich eure Meinung :thumbup:


    @All: Es wäre schön, wenn ihr Feedback geben könnten, falls ihre eine von den (59+24) 83 Übungen gemacht hat. Auch wenn`s vielleicht mal nicht so klappt wie gewünscht.


    Ich fang direkt auch mal an. Ich habe heute diese Übung gemacht:




    Für zehn Pässe in Folge gab es bei mir einen Punkt. Das wurde auch mehrfach geschafft. Am Ende stand es 8:6 oder so ähnlich.


    Im Laufe des Spiels passierte es, dass die Außen den Ball zu lange hielten und die Räume dann zugepresst wurden. Deswegen habe ich bei den Außen eine Kontaktbegrenzung, erst auf zwei und dann auf einen eingeführt.
    Da wir heute ungerade waren, gab es einen Überzahlspieler, der immer bei der Ballbesitzmannschaft war.
    Ich habe die Außenspieler und mittleren Spieler relativ zügig und regelmäßig gewechselt, da ich von der verteidigenden Mannschaft eine hohe Intensität eingefordert habe. Außen kann man halt etwas entspannen.


    Ein Fehler war oft, dass die Spieler im Feld beim Anbieten frontal auf die Außen zugegangen sind und deswegen ein schlechtes Sichtfeld hatten. Da habe ich kurz angehalten und die seitliche Stellung erläutert.


    Das vom Autor oben beschriebene passweg-orientierte Pressing konnte ich jetzt nicht direkt nachvollziehen. Vielleicht fehlt mir dafür auch der Blick oder den Spielern die Erfahrung/Qualität.
    Was ich aber sehen konnte, waren viele Dreicksbildungen, Diagonalpässe und Vertikalpässe, die der Übungsaufbau natürlich provoziert.


    Deswegen ist mein Fazit auch positiv. Die Übung wird jetzt nicht meine neue Lieblingsübung, aber ich finde sie wesentlich zielführender als klassische Rondos, die oft viel statischer ablaufen und weniger spielnah sind.


    Den Übungsaufbau habe ich übrigens auch zum Aufwärmen gemacht. Eine Passschleife um die sechs Hütchen mit Spiel über den Dritten (A passt auf B, lässt klatschen auf A, dann Pass auf C, lässt klatschen auf B, dann Pass auf D, lässt klatschen auf C, dann Pass auf E, usw., Spieler laufen immer eine Position weiter). Damit lernten die Jungs schon im Aufwärmen den Boden/Ball und die notwendigen Passbewegungen kennen.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • @Schimanski: Ich nutze in dieser und ähnlichen Übungen gerne das Rückpassverbot zwischen äußeren Spielern und denen in der Mitte. Bekommt also ein äußerer Spieler den Ball aus der Mitte, darf er nicht zu demjenigen Spieler zurückpassen, von dem er gerade den Ball bekommen hat. Das gleiche gilt dann auch für den Fall, dass der äußere Spieler in die Mitte passt. Dadurch wird implizit die Dreiecksbildung fokussiert. In Verbindung mit der leicht seitlichen Stellung absolut passend.


    Eine weitere Zusatzregel, die ich gerne nutze ist, dass die äußeren Spieler sich nicht untereinander anspielen dürfen. Wenn man diese Regel nach ein paar Minuten wieder abschafft, nutzen meine Spieler ziemlich starke Verlagerungen.

  • Rückpassverbot zwischen äußeren Spielern und denen in der Mitte

    Sowas nutze ich auch, würde aber gerne darüber diskutieren, da ich etwas Zweifel bekommen habe, ob das tatsächlich sinnvoll ist. Gerade im Spiel ist es ein gerne genommenes Mittel, kurz in eine Offensivposition einzuspielen, und dieser klatscht sofort zurück. Wenn ich aber in Trainingsübungen jetzt Verbote ausspreche, dann nehme ich meinem Spieler die Entscheidung, was jetzt die bessere Wahl ist und es kommt zu einer Fehlentscheidung, die eigentlich gar nicht dem Spieler anzulasten ist, sondern der Provokationsregel. Ich könnte mir vorstellen, dass speziell in dieser Übung ein einfaches Coaching für den Passgeber und den späteren Dritten, also die Zielposition, zielführender ist. Also Anzeige vom Spieler 1, wohin Spieler 2 den Ball klatschen lassen soll.


    Oder öffnet so eine Provokation eher beide Tore als eines abzugewöhnen.

  • Danke für den Input!
    Sind beim ersten überfliegen ein paar geile Ideen dabei!


    Wird einiges in der Vorbereitung eingebaut :)


    Danke und Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • @Schimanski


    Danke für die linksfuß die Übung im hexagon , sieht sehr vielversprechend aus


    Wäre es bei der Übung im hexagon nicht besser, wenn man nicht mit stetigem ballbesitz einer Mannschaft spielt?


    Da man so ganz simpel gesagt alle 12 und nicht nur 9 Spieler in die Übung involviert.
    Desweiteren würde die Übung so das gegenpressing sehr gut fordern und fördern , da man durch gutes gegenpressing die Nutzung der aussenspieler unterbinden kann.


    Ich fände die Übung so noch spielnaher.

  • Das Problem in Deutschland ist, das es viel zu wenig aktuelle Ressourcen für Spielformen gibt. Selbst in Büchern auf denen Spielnahes Fußballtraining steht sind sie nur in großer Unterzahl vorhanden. Der DFB ist da auch ein ganz großer Übeltäter. Es herrscht wohl ein allgemeines Misstrauen gegenüber der Spielform als Grundstein des Trainings. Bei der sie nicht ergänzend ist sondern obligatorisch. Diese Meinung wird noch verstärkt, wenn ich oft Missverständnisse zu Horst Weins Buch lese. Wenn man mal nach Spanien schaut sieht die Sache schon ganz anders aus. Es gibt Bücher die sich dem Techniktraining nur in Spielformen widmen. Hierzulande fragt man sich dann ob das überhaupt möglich ist. Ich will nicht sagen, dass es der absolut Beste weg ist, aber ich glaube solche Literatur würde sich langfristig positiv auf das Training auswirken, da meiner Meinung nach fast überall zu wenig gespielt wird.
    Den Adve

    Bin ich absolut bei dir.


    Kannst du denn Literatur aus Spanien empfehlen, die sich intensiv mit Spielformen befasst?
    Welche Spielformen nützt du, um gezielt Technik zu trainieren (als Schwerpunkt Technik, auch wenn man Technik-Taktik nie trennen kann in Spielformen)?

  • Das mit den Spielformen wäre eine Idee es finden sich nur schwer ausländische Ebooks bzw Material das übersetzt ist.Ein paar Dinge in diesem Bereich wären Klasse.

  • Ja, ich Verlinke mal einen Autor, ich bin grad nicht zu hause sonnst würde ich noch etwas mehr verlinken, aber ich erinnere mich grad nicht gut.
    Das liegt vllt. auch daran das ich hauptsächlich dieses Buch benutze wenn mir mal nichts einfällt oder ich Ergänzungen brauche:


    Fútbol: 1380 Juegos Globales Para el Entrenamiento de la Técnica
    "Fußball: 1380 Spiele für das globale Techniktraining" ist wie der Name schon sagt eine Übungssammlung. Jede Spielform hat eine kurze Übersicht(Feldgröße, Spielerzahl etc.) und eine sehr kurze Ablaufbeschreibung. Meist wird noch eine Kontaktzahl vorgeschlagen. Dazu kommen noch jeweils ein Bild. Das wars. Man muss nicht wirklich Spanisch können um sich daraus zu bedienen (glaub ich zumindest). Es ist unterteilt in: Individualtaktik offensive, Gruppentaktik offensive und Defensivtechniken. Diese sind wiederum in ihre einzelnen Technischen Schwerpunkte unterteilt. Zu jedem Block werden Spiele in Überzahl, Gleichzahl und Unterzahl vorgestellt.


    Der Autor hat noch einiges an Übungssammlungen herausgebracht, vom Kindertraining bis zum Ausdauertraining in Spielform.
    Hier sieht man mal einiges: Javier Lopez Lopez
    Ich habe noch das Buch :FÚTBOL. 80 FICHAS DE ENTRENAMIENTO PARA PRE-BENJAMINES von ihm gelesen.
    Es stellt ein Konzept zur Globalen Ausbildung für Kinder vor, begründet eine (technische) Periodisierung und rundet das Ganze mit 80 Trainingseinheiten ab.
    Er schlägt zwar ein paar Dinge vor, die mir nicht gefallen (z.B. langweilige Erwärmungen) und oft kommt das Tor zu kurz. Dennoch kann man sich die Spiele klauen und für seine Zwecke verwenden. Gerade gut da die Schwierigkeit der Spiele wirklich angepasst sind an 8-9 Jährige. Obwohl hier ja eine heftige Diskussion zum Passspiel in dem alter herrscht, aber viel Passen ist wohl der spanische Weg ;)
    Ich glaube aber alles was da drin ist ist auch in dem ersten Buch drin.


    PS viele der Bücher findet man mit ein bisschen googlen

  • Super, danke für die Infos! Das erste Buch werde ich mir auf jeden Fall mal zulegen, werde das schon irgendwie entziffern können ;)

  • Das heutige Türchen bei konzeptfussballberlin.de ist gerade wegen der ausführlich beschriebenen Lerneffekte einen extra Post wert.
    Entgegen meiner Überschrift ist diese Übung nicht komplex, sondern auch für den Kinderfussball empfehlenswert.
    http://konzeptfussballberlin.de/tuerchen-11/

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • @Schimanski Ich habe diese Übung schon des öfteren gemacht. Sie ist echt gut. Am Anfang läuft es meist nicht gut und alle Bälle sind schnell raus. Wenn es für die Ballbesitzenden gut läuft sehe ich aber ein Problem, besonders für Jüngere. Die Verteidiger laufen sich tot und das ist extrem demotivierend. Deswegen würde ich, sobald es gut läuft das Feld verkleinern oder ein Zeitlimit einbauen und einen Wettkampf draus machen(welches 2er Team gewinnt die meisten Bälle in einer Minute)
    Als Vorübung (für ganz junge) empfehle ich einfach das Passen weg zu lassen und der Verteidiger der einen Ball gewinnt wird zum Angreifer und umgekehrt. Das kann man dann auf Zeit laufen lassen. Dann kann man verschiedene Dribbleziele im Feld markieren und als Wettkampf gucken welcher Spieler die meisten durchdribbled (mehr Ziele als Verteidiger oder große Ziele). Was ich beim Coaching ganz gut finde (zum Thema Übersicht) ist es kurz einzufrieren und jeder Spieler soll ohne sich umzuschauen dahin zeigen wo die Verteidiger sind. Nach ein paar mal behalten sie sie gut im Blick.

  • @Schimanski Ich habe diese Übung schon des öfteren gemacht. Sie ist echt gut. Am Anfang läuft es meist nicht gut und alle Bälle sind schnell raus. Wenn es für die Ballbesitzenden gut läuft sehe ich aber ein Problem, besonders für Jüngere. Die Verteidiger laufen sich tot und das ist extrem demotivierend. Deswegen würde ich, sobald es gut läuft das Feld verkleinern oder ein Zeitlimit einbauen und einen Wettkampf draus machen(welches 2er Team gewinnt die meisten Bälle in einer Minute)
    Als Vorübung (für ganz junge) empfehle ich einfach das Passen weg zu lassen und der Verteidiger der einen Ball gewinnt wird zum Angreifer und umgekehrt. Das kann man dann auf Zeit laufen lassen. Dann kann man verschiedene Dribbleziele im Feld markieren und als Wettkampf gucken welcher Spieler die meisten durchdribbled (mehr Ziele als Verteidiger oder große Ziele). Was ich beim Coaching ganz gut finde (zum Thema Übersicht) ist es kurz einzufrieren und jeder Spieler soll ohne sich umzuschauen dahin zeigen wo die Verteidiger sind. Nach ein paar mal behalten sie sie gut im Blick.

    Ich spiele es gerne auf 2 Feldern, z.B. Team rot gegen Team blau und jeweils ein oder zwei Spieler einer Mannschaft (je nach Kadergröße) jagen die Bälle im anderen Feld. Es ist immer ordentlich Zug drin und macht den Spielern eine Menge Spaß.