Trainingsgruppen bilden

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  • Hallo zusammen,


    ich lese schon einige Zeit hier aufmerksam mit und hole mir so den ein oder anderen Tipp für mein Training. Ich trainiere momentan eine B-Juniorinnen Mannschaft die aber eigentlich aber mehr eine C-Juniorinnen Mannschaft ist und habe momentan das Problem, dass ich einige in der Mannschaft habe die schon seit einigen Jahren dabei sind und manche erst seit Weihnachten. Dementsprechend sind die Leistungsunterschiede in der Mannschaft vorhanden. Momentan trenne ich im Training ab und an und bilde 2 Gruppen. Die Guten manchen fortgeschrittenes Training und die "Schlechten" machen einfache Ball- Stop- und Passübungen. Es sagen zwar alle, dass sie es gut finden und das teilen ihnen fußballerisch etwas bringt ich habe nur die Befürchtung, dass sich langfristig die "Schlechten" menschlich etwas diskreditiert fühlen und die Lust verlieren wenn sie sehen, dass andere Übungen wie Kreuzen machen oder bei den parallel trainieren Damen mitspielen und sie selber "nur" 3m Pässe etc. machen. Was denkt ihr von einzelnen Trainingsgruppen und ist meine Sorge berechtigt oder mache ich mir da nur unnötig Sorgen?

  • Hallo
    Vorab, ich habe meine Erfahrung hauptsächlich aus meiner Zeit als Spielerin. Belesen habe ich mich zwar auch aber einen Trainerschein habe ich (noch) nicht. Falls jetzt jemand aus dem Fach kommt und sagt das ich total falsch liege tut mir das sehr leid ;)
    Ich kann deine Gedanken zwar völlig verstehen, finde die Umsetzung aber alles andere als ideal und denke das du so langfristig nicht weiterkommen wirst bzw. das du von den "schlechten" so auch keine wirkliche Entwicklung sehen wirst.
    Weihnachten ist jetzt noch nicht ewig her. Manche Mädels sind erst seit gut 6 Monaten dabei und machen seitdem immer die gleichen Übungen ? Wie sieht es denn bei Spielen aus?
    Sind die Spielerinnen aus der "schlechten" Gruppe schon irgendwie weiter als bei ihrer Ankunft? Wie sieht die Motivation aus?
    Motivation ist ein wichtiger Punkt finde ich. Aus einem Ackergaul kann man zwar kein Rennpferd machen aber mit der richtigen Einstellung und ein bisschen Ballgefühl geht schon was.
    Ihr Einschätzung (" ihnen fußballerisch etwas bringt") und deine Einschätzung scheint ja ziemlich ausseinander zu gehen. Sonst sähe die Situation ja schon anders aus.
    Generell ist es aber auch völlig normal das nicht jede bei dem Sport bleibt.
    Wir hatten vor Jahren auch mal ein Mädel das zwar total flink war (kam aus der Leichtathletik) und sich für Fußball auch interessierte aber selbst ? Sie hat sich extreme Mühe gegeben konnte aber auch nach einigen Einheiten nicht mal einen Ball einigermaßen passabel zu einer Person die fast direkt vor ihr stand kicken.
    Sie hat es weiter probiert aber selbst erkannt das es nichts für sie ist. Das gehört halt auch zum Leben dazu. Ich finde es den Mädchen gegenüber ehrlich gesagt nicht wirklich fair wie ihr das macht, es hat irgendwie was von warmhalten.
    Geb diesen Mädchen die Chance zu lernen (ja, das gibt es auch. Bei manchen muss der Knoten einfach erst platzen aber wenn sich immer nach unten orientiert wird, wird das nicht passieren), als gesamte Gruppe!
    Es spricht nichts dagegen abwechselnd immer mal Übungen in Gruppen (es müssen nicht 2 große Gruppen sein, das ist schon paarweise möglich) zu machen aber nicht in "gut" und "schlecht" unterteilt.
    Gibst du den Mädchen diese Möglichkeit wirst du garantiert Fortschritte sehen und wie gesagt, es kann auch passieren das die ein oder andere merkt das es doch nichts für sie ist. Betonung auf KANN. In eurer Gruppeneinteilung ist das ja nur schwer möglich zu beeurteilen.


    LG

  • Der Fachbegriff nach dem Du dich umgucken musst ist "Binnendifferenzierung". Das Problem Heterogener Gruppen. Bei oft selben Übungen sind die talentierteren gelangweilt und die mit begrenzter Aufnahmekapazität überfordert. Da gibt es in der allgemeinen Pädagogik bestimmt Material dass Du dir ergoogeln kannst. Fang vielleicht hier bei Wikipedia an: https://de.wikipedia.org/wiki/…ik)#Binnendifferenzierung

  • Dank euch für die Rückmeldungen. Es ist nicht so, dass das komplette Training in Gruppen aufgeteilt wird sondern immer für 1-2 Übungen. Wir trainieren auch nicht mit den gleichen Übungen sondern wechseln da viel ab. Spielzeit bekommen alle, man merkt aber auch da (es wäre auch komisch wenn nicht) wer länger dabei ist und wer nicht. Was das fußballerische angeht sind die Meinungen von mir und der Mannschaft gleich. Wir denken alle, dass es fußballerisch was bringt. Ich sorge mich da mehr um das menschliche, dass sich die eine Gruppe zurückgesetzt fühlt und mittel-/langfristig mit dem Fußballspielen aufhört und diese Zeit als sehr unschön betrachtet. Wenn jemand aufhört, weil ihm Fußball kein Spaß macht hab ich kein Problem damit. Es sollte nur niemand aufhören,weil das Training schlecht ist.

  • Motivation ist ein wichtiger Punkt finde ich. Aus einem Ackergaul kann man zwar kein Rennpferd machen aber mit der richtigen Einstellung und ein bisschen Ballgefühl geht schon was.

    Ich finde, bei der Motivation liegst du schon ganz richtig! Auch sonst hat mir dein Beitrag gefallen.


    @Larius
    Man sollte nicht bei den jeweiligen Nachteilen (Teil der Mannschaft spielt erst seit kurzer Zeit Fussball) stehen bleiben, sondern schauen, worin hier genau auch Vorteile liegen könnten? Bei den Jungen, die in aller Regel bereits seit den Bambinies kicken, ist es teilweise sehr schwierig, ihnen falsch automatisierte Techniken zu korrigieren. Deine Mädels haben jedoch noch gar nicht viel gelernt, weshalb die Chance groß ist, es von Anfang an richtig zu erlernen. Weiterhin günstig ist, dass sie aufgrund ihres Alters bereits einen deutlich größeren Wortschatz besitzen, sodass der Dialog zwischen den Spielerinnen untereinander wie auch mit dem Trainer im Training sehr viel besser funktioniert.


    Klar albern Mädchen auch gern herum. Diesen Spieltrieb kann man für die Neugier nach den derzeitigen Defiziten in Technik und Taktik nutzen. Training soll in erster Linie Spaß machen, dann wird es immer auch gut im Sinne von fussballerischer Entwicklung!


    Wie kann nun soetwas in der Praxis ausschauen?


    1. Lass die Mädchen selbst ihre Partner für die Übungen aussuchen? (denn bei der Freundin ist es nicht so schlimm, wenn man zunächst noch am Ball vorbei senst. Die hilft sogar und gibt Tipps)
    2. Starte deine Übungen jeweils so, dass sie von allen Teilnehmern problemlos bewältigt werden kann (denn alle wollen schnelle Erfolgserlebnisse)
    3. Anhand deiner Beobachtungen (Übung kann immer sicher gemacht werden) entscheidest du, welches Übungspaar von dir die Hinweise für den nächst höheren Schwierigkeitsgrad erhält.
    4. Danach folgen weitere Pärchen, die sich den Schwierigkeitsgrad direkt abschauen können und zusätzlich von dir 1 - 2 Tipps bekommen, um den Start zu erleichtern.
    1. - 4. sehr viel Trainer unterstützt den Mut, sich an neue, unbekannte Übungen zu wagen.
    5. Wenn du in deiner Beobachtung feststellst, dass bei einem Pärchen der Schwierigkeitsgrad zu hoch ist, bittet du sie, zunächst einmal nich die leichtere Übung zu machen, um sich danach ein zweites Mal am höheren Schwierigkeitsgrad auszuprobieren (nur nichts erzwingen wollen, denn man muß nicht alles sofort können)
    6. Die Übungsform wird je nach Fähigkeit von der gesammten Gruppe gleichzeitig abgeschlossen.


    Vorteile:
    1. alle Spielerinnen werden ihren Fähigkeiten entsprechend trainiert und hat Erfolgserlebnisse, weil ihr Trainer sie entlang ihren Erfolgserlebnisse fordert und fördert
    2. alle Spielerinnnen konzentrieren sich dabei auf die Verbesserung ihrer persönlichen Fähigkeiten, statt durch eine Vorwegnahme durch Gruppenbildung "Gute von Schlechten" zu trennen
    3. Durch die gemeinsamen Übungen und Spielformen wird das Teamgefühl gestärkt
    4. Man bekommt ein einsgesamt homogenes Team, weil auch die Freundinnen der neuen Spieler eine Mitverantwortung bei der Ausbildung übernehmen.


    Probier es einfach mal aus!


    PS: Aber das mit dem "Stoppen" und "Kreuzen" solltest du dir noch einmal überlegen? Da gibts bessere Sachen. Kannst sicher auch hier sehr viel Übungsmaterial finden!

  • Ein kurzes Update: Ich trainier jetzt vornehmlich Übungen bei denen der Schwierigkeitsgrad leicht angepasst werden kann (momentan trainieren sie sehr gern "Minigolf"). Auch sonst hat sehr viel verbessert. Bei Spielformen (trainieren momentan intensiv ballorientiertes Verteidigen) leiten die Stärkeren die Schwächeren. Sie wissen bei solchen Spielformen fast immer selbst was falsch lief, muss da kaum Fragen beantworten oder Hinweise geben. SIe sind mittlerweile so gut, dass sie im Abschlussspiel gegen die Damenmannschaft (trainieren zusammen mit den Damen) solange mithalten können bis ihnen die Kraft ausgeht (was ja völlig normal ist zumal nur eine JG 2000 dabei ist). Durch die spielerischen Verbesserungen ist auch die Stimmung merklich besser geworden.