Stützpunkttraining - ein tagebuchähnlicher Erfahrungsbericht

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  • Schnelligkeit in ihren Ausprägungen ist aus meiner Sicht das Talentmerkmal, welches am schlechtesten trainierbar ist. Hinzu kommt, dass insbesondere bei dem Kriterium der Antrittsschnelligkeit die größten Unterschiede zwischen Profis und Amateuren bestehen. Bei Kraftausdauer oder auch der Laufleistung pro Spiel, sind die Unterschiede längst nicht so groß. Somit macht es durchaus Sinn, dieses Merkmal eine besondere Bedeutung zu geben.
    Wir hier reden hier über Talentförderung. Dies bedeutet, dass alle in Frage kommenden Spieler über gewissen technische Grundvoraussetzungen verfügen. Es wird kein Leichtathlet dabei sein, dem fußballerisch alles beigebracht werden muss. Von Technik "beibringen", würde ich hier nicht sprechen, sondern eher von Detailarbeit, die etwas umfangreicher ist, als bei anderen.
    In den vergangenen Jahren habe ich einige "lauffaule" Torjäger kennengelernt, die nach dem Wechsel auf das Großfeld in der Versenkung verschwunden sind. Hier hatten aber auch die Trainer eine Aktie dran. Wenn das Spiel über Jahre hinweg darauf zu geschnitten war, dass alle für den Torjäger ackern, der dann die Vorlagen nur noch einnetzen muss und dafür dann von allen als Held gefeiert wurde, dann muss sich niemand wundern, wenn die Laufbereitschaft immer weiter zurück geht. Habe das jetzt mal überspitzt formuliert, aber ich denke jeder weiß, was ich damit meine.

  • @Schimanski


    Erst mal Respekt für deine ehrliche Beschreibung, der sicherlich vielen Eltern und Trainern helfen wird, die in einer ähnlichen Situation sind.


    Zwar gibt es kaum ein Thema, was noch kontroverser diskutiert wird als das was ein Talent ist und worin die Merkmale einer positiven Erfolgsprognose liegen und es gibt auch keine strenge Vorgaben (z.B. Kader muß 15 Spieler umfassen) oder Kontrolle gleichartiger Talentmerkmale, weil das Personal für dieses Controlling gar nicht vorhanden wäre, aber man sollte den interessierten Trainern und Eltern schon sagen, nach welchen Kritierien die Selektion der Talente erfolgt!


    Habt ihr eine Information vom verantwortlichen Stützpunktleiter über die Sichtungsmerkmale bekommen?


    @GrätscheDer Top-Abwehrspieler Mats Hummels wurde seinerzeit bei Bayern München ausgebildet. Man sah jedoch damals kein ausreichendes Potenzial für die 1. Mannschaft, weil er lt. deren Sprinttests als zu langsam eingestuft wurde. Dass er sich beim BVB als einer der international besten Verteidiger entwickeln würde, konnte damals wohl noch niemand wissen. Nunmehr sieht der FC Bayern keinen Grund mehr, Hummels deswegen (für viel Geld) zu verpflichten.
    Man sollte vermutlich zwischen der Sprintschnelligkeit und der Handlungsschnelligkeit unterscheiden oder um es mal platt auszudrücken: wenn ein Hummels schon längst da ist, wo ein Anderer erst hin sprinten muß, dann nützt ihm auch seine Schnelligkeit allein nichts! Hummels aber ist bekannt für sein excellentes Stellungsspiel, weshalb ihm unnötige Rennerei, bei der er zweiter Sieger ist, erspart bleibt. Außerdem hat er mit Boateng zukünftig einen Sprinter neben sich, sodass sie sich gegenseitig ergänzen können.


    Natürlich reden wir hier über absolute Ausnahmekönner, weshalb es schwierig ist, soetwas auf den Start einer Talentförderung herunter zu brechen. Aber genauso, wie man nunmehr auf den RAE-Effekt eingeht, sollte man die Schnelligkeit vielleicht in Verbindung mit der Handlungsschnelligkeit betrachten, um dadurch zu einer besseren Einschätzung zu gelangen?

  • So! Drei meiner Jungs (1x Torwart, 2x Feldspieler) wurden für Ende Mai noch einmal eingeladen. Diese Sichtung steigt dann in der Sportschule Hennef, wo auch später das Stützpunkttraining stattfinden wird.


    Bei beiden Feldspielern bestätigt sich, was auch Schimanski schon beobachtet hat: Es wird extrem auf Aktivität geachtet. Dabei ist einer in der ersten Hälfte des Jahres, der andere in der zweiten Hälfte geboren.


    Aus fußballerischer Sicht sind beide sicherlich zurecht nochmal eingeladen worden. Zwei meiner anderen Spieler, die technisch stärker sind, dafür aber wesentlich passiver, wurden allerdings nicht berücksichtigt.


    Beim Jungen, der in der ersten Jahreshälfte geboren wurde, wundert mich die Einladung nicht. Er ist extrem lauffreudig und "jagt" aktiv den Ball. Außerdem ist er technisch gut auf engem Raum, weil er sehr lernfreudig ist, was Dribbling und Fintieren angeht. Beim zweiten Jungen bin ich positiv überrascht. Er ist für sein Alter groß und lebt davon, wenn er Platz hat. Ich hatte befürchtet, dass er beim 4-gegen-4 seine Stärken nicht ganz einsetzen kann. Offensichtlich hat er aber auch durch seine Lauffreude und Aktivität überzeugt.


    Zwei Spieler waren leider wie befürchtet sehr passiv. Beim Letzten "meiner" 5 war ich etwas überrascht, dass er nicht nochmal eingeladen wurde. Von seinen Anlagen technisch wie taktisch eigentlich der Weiteste. Allerdings habe ich sein Sichtungstraining nicht gut beobachten können, da er genau am anderen Ende der Anlage sein 4-gegen-4 hatte. Ich hoffe ich bekomme die Tage eine Einschätzung des zukünftigen Stützpunkttrainers. Schon alleine, um eine andere subjektive Meinung zu meinen Spielern zu bekommen.


    Ansonsten wurde aber angekündigt, dass alle Kinder, die zur Sichtung gemeldet wurden, im Sichtfeld der Sichter bleiben und zukünftig auch bei regulären Spielen beobachtet würden.


    Nach dem zweiten Training werde ich dann mal den nächsten Erfahrungsbericht liefern.

  • Bei der Auswertung der DFB Testbatterien, die an den Stützpunkten durchgeführt werden zeigt sich ganz klar, dass Schnelligkeit 10 und 20 Meter überproportional gewichtet. Ja, sofern die anderen kriterien nicht völlig abweichen, die bewertung der Schnelligkeit annähernd dem Gesamtgergebnis entspricht....


    Beste Grüße


    DTV

  • ein ganzes Spiel unter Strom zu stehen.

    .. das ist das Kriterium das offensichtlich immer maßgebender wird. Muss ich mir merken.
    Mich wundert, das offensichtlich jedes DFB Sichtungstraining anders aussieht. Ich dachte das wäre standardisiert.
    So lief es letztes Jahr hier im Kreis ab:
    Die Verein konnten selber Spieler auswählen und zum "Tag des Talents" schicken. 50 anwesende Spieler wurden per Zufall auf 10 Teams verteilt und es wurde 1,5 Stunden lang mit 4+TW "Jeder gegen Jeden" gespielt. Ins Tor durfte wer gerade Lust dazu hatte.
    Keine Stationen, kein Technikteil, kein Schnelligkeitstest....
    In einem Team waren z.B. zufällig die drei stärksten Spieler, die dann alles in Grund und Boden gespielt haben.
    Dominiert die körperlich starken Spieler und diejenigen die "ein ganzes Spiel unter Srom stehen"..;-)) heißt wie beschrieben sehr aktiv waren und die mit Selbstvertrauen die Inititative ergriffen haben. Zudem erfolgte nach Aussagen der Stützpunkttrainer eine Beobachtung bei den regionalen Turnieren. Hier waren die auch dann wirklich vor Ort.


    Ich bin zwar nach wie vor überrascht über diese Art der Talentauswahl. Aber am Ende filtert auch dieses Prinzip sicherlich zu 90% diejenigen aus, die auch bei anderen Auswahlkriterien vorne gewesen wären.

  • Keine Stationen, kein Technikteil, kein Schnelligkeitstest....

    Letzten Endes will der Sichter sehen, wie gut sie Fußball spielen können. Da ist es doch sinnvoll, sie sich beim Fußball spielen anzusehen.
    Alle notwendigen Kriterien sollte ein Stützpunkttrainer dabei beurteilen können.

  • @Schimanski


    Wieviel von deinen Jungs sind nach dem 3 x Sichtungstraining in die Auswahl aufgenommen worden? Gab es auch Überraschungen? Hab ihr Begründungen für/gegen eine Aufnahme bekommen? Konntet ihr bei euren Jungs bereits Fortschritte erkennen?

  • Bis jetzt nichts Neues. Das nächste Training ist am 6.Juni. Dann folgen noch zwei weitere Termine vor den Sommerferien. Der Kader ist im Moment etwa 30 Kinder groß, wovon aber einige zur neuen Saison ins NLZ wechseln und dann rausfallen. Ich weiß, dass einer nach Bochum, einer nach Schalke, zwei nach Dortmund und einer zum MSV geht. Bleiben also etwas 25 Kinder, wobei ich damit rechne, dass noch ein paar Nachzügler aus Mannschaften, die nicht gemeldet haben, in den Kader stoßen.


    Der Spieler, der zum MSV geht, ist aus meiner Mannschaft. Zwei weitere aus meiner Mannschaft haben ebenfalls eine Zusage vom MSV bekommen, haben sich aber entschieden noch ein oder zwei Jahre bei mir zu bleiben :thumbup:


    Aus meiner Mannschaft sind nach wie vor neun Kandidaten dabei, abzüglich des MSV-Spielers dann nur noch acht. Die zwei, die nicht weitergekommen sind, sollen aber weiter in Beobachtung bleiben. Der Stützpunkttrainer bat mich, ihn zu infomieren, falls die Jungs einen Leistungssprung machen. Dann würde er sie sich nochmal anschauen. Er hat mich zudem schon mehrfach nach interessanten Spielen und Turnieren gefragt, wo starke Mannschaften aus unserem Kreis aktiv sind. Unsere Spiele möchte er auch regelmäßig anschauen. Demnächst spielen wir ein Freundschaftsspiel gegen den ambitioniertesten Nicht-NLZ-Verein im Kreis (der natürlich in jedem Jahrgang die meisten Stützpunktspieler stellt). Das wird er sich anschauen kommen.


    Bis jetzt kann ich also aus meiner Sicht kaum etwas Negatives sagen. Kommunikation und Engagement sind vorbildlich.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Vielen Dank an die bisherigen Erfahrungsberichte! Lese hier sehr gerne mit.
    Möchte hier auch keineswegs eine Grundsatzdiskussion starten und die von Schimanski vorbildliche Kommunikation anzweifeln, aber sicherlich ist diese nicht in jedem Kreis derart löblich.


    Bei unserem Stützpunkt wurde beispielsweise gesagt, dass Spieler, die weiterhin in der Auswahl bleiben möchten, im zweiten D-Jugendjahr Gruppenliga spielen MÜSSEN.
    Kann man sich ja durchaus gefallen lassen, aber die Begründung fand ich etwas zweifelhaft..


    "In der Nationalmannschaft spielen auch keine Zweitligaspieler" ?(||

  • Der Spieler, der zum MSV geht, ist aus meiner Mannschaft. Zwei weitere aus meiner Mannschaft haben ebenfalls eine Zusage vom MSV bekommen, haben sich aber entschieden noch ein oder zwei Jahre bei mir zu bleiben :thumbup:
    Der Stützpunkttrainer hatte da einen gewissen Anteil, weil er den Eltern geraten hat, (noch) nicht zu wechseln.

    Das will ich mal kommentieren.


    ICh kann überhaupt nicht beurteilen, in wie weit ein Wechsel zum MSV aktuell sinnvoll ist oder nicht. ICh kenne die SPieler nicht, genauso wenig, wie deren BEdingungen (Fahrtweg, etc.). Und der MSV ist wahrscheinlich mittlerweile wohl auch nicht in der Riege der Top-NLZs.


    Aber:
    Eigentlich soll - laut DFB-Papier - der Stützpunkt den NLZs zuarbieten. Und ganz sicher nicht gegen das NLZ, indem man (grundsätzlich, also nicht in speziellen Einzelfällen) gegen Wechsel zu NLZs argumentiert. (selbst da, wo der Fahrtweg, etc. keine Rolle spielen, da kurz. Das ist zumeist ja auch nicht das "Argument", sondern "besser für die sportliche ENtwcklung, wenn er später wechselt", etc. , was mM nach zumeist diskutabel ist.
    Vereinstrainern gefällt diese Ratgebung natürlich idR,und sie finden sie gut. KLar, so behalten auch sie ihre besten SPieler im Team.



    Die PRaxis ist aber leider so, wie bei dir beschrieben.



    Denn die Stützpunkttrainer wollen auch gute KAder/Teams haben. Im Training, aber auch in STützpunktvergleichsspielen. Wechselt ein SPieler in ein NLZ, ist er raus aus dem STützpunkt.


    Das ist idR das Hauptargument, warum ein SPieler erst in der C-Jugend weschlen soll. Dann ist der STützpunkt ja vorbei, der STützpunkttrainer hatte aber "seine Topspieler" im Stützpunkt.




    Wenn man immer den NLZ-Trainer diese Motive bei der Kaderzusammenstellung unterstellt, dann ist ist mM grotesk, dieses bei den STützpunkttrainer gegenteilig zu werten.


    Stützpunkte, bzw. deren Trainer sehen sich häufig in Konkurrenz zu den NLZs. Und das ist so eigentlich nicht gedacht, laut DFB. DIe STützpunkte sind unter den NLZs angeordnet und sollen diesen zuarbeiten.


    Um sich ein möglichst wertiges Urteil bilden zu können, sollte man diesen Umstand nicht verkennen.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ganz sicher ein berechtigter Einwand.


    Meinem Eindrücke nach, müssen die NLZs dann aber auch im unteren Jugendbereich besser arbeiten. Von den gesichteten NLZ-Spielern in der U9 bis U13 kommt doch nur ein Bruchteil in der U19 an. Wieso werden die ganzen "Talente" ausgetauscht und aussortiert?


    Ich denke, die unteren Jahrgänge sind für viele NLZs ein Laster, weil dort einfach die Perspektive für die 1.Mannschaft fehlt. Dort wird wenig investiert. Konzepte werden nicht eingehalten. Jeder Trainer kocht sein eigenes Süppchen. In erster Linie zählt für diese dann der eigene Erfolg und den misst man oft an Ergebnisse (obwohl nicht um Auf- und Abstieg gespielt wird). Es regiert das kurzfristige Denken. Hohe Fluktuationen. Nicht kindgerechter Konkurrenzdruck. Als Alibi wird der große Name und der hohe Zulauf angeführt. Ausbildung ist zweitrangig. Es gibt hunderte Geschichten dazu.


    Wenn ich das als Stützpunktrainer jahrelang mitbekommen ist es doch legitim, dem Spieler, der in einer leistungsstarken Breitensportmannschaft spielt und parallel im Stützpunkt gefördert wird, nahe zu legen, erst später zu wechseln.


    Übrigens hat unser Stützpunkttrainer einem Jungen, der jetzt zum BVB wechselt, diesen Schritt empfohlen. Er scheint als nicht pauschal davon abzuraten...

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • @Schimanski


    Ich muß die leider recht geben, als das auch ich erst ab der C-Jugend bei den NLZ ein zuverlässiges Konzept wahrnehme. Darunter gibts nicht nur in der Qualität deutlich Schwankungen. Es ist sogar so, als das eine Reihe von NLZ ein paar Jahre lang ein eigenes Teams zu den Verbandssichtungsmaßnahmen anmelden, sich dann aber wieder davon verabschieden. Manchmal sind es andere Philosophien, meist aber entscheidet das NLZ-Budget darüber, was als geeignet angesehen wird.


    Natürlich sollten die besten Spieler in der Endphase der DFB-Förderung (sie heißt ja nicht umsonst Eliteförderung) sich um eine weitere Förderung in den NLZ der Vereine bemühen. Aber auch hier gibts mittlerweile einen starken Verdrängungswettbewerb von unten nach oben, sodass die Entscheidung zu einem Wechsel nicht leicht fallen wird. Denn eine Garantie für eine erfolgreiche Ausbildung kann und will niemand geben.


    Mir persönlich wäre eine neutrale Beratungsstelle für Talente und Eltern am liebsten. Manchmal kann das ein langjährig engagierter DFB-Stützpunkttrainer. Aber, dort wo sie sich "die Klinke" in die Hand geben, würde ich doch lieber eine zweite Meinung hören wollen. Die Begründung: in der Nationalmannschaft spielen ja auch keine aus der 2. Liga als Grund anzugeben, sich bereits bei einem Kind, was gerade erst am Anfang einer Talentförderung befindet, das kann man eigentlich nur mit einem Schmunzeln bewerten.


    Ich weiß nicht, ob es dazu passt, aber so eine große Differenz bei der Einschätzung von Leistungspotenzial sieht man eigentlich selten. Da wird ein Talent vom einen Sichter sogar ein Prädikat: "der kann es in die Landesauswahl schaffen" zugeschrieben, während ein anderer Sichter "der hat zwar Technik, aber kann sich noch nicht durchsetzen" das Kind nicht mal in die Stützpunkt-Mannschaft sieht! Früher ist ein Jens Lehmann ohne irgendeine Talentförderung in die Nachwuchs-Nationalmannschaft gelangt, aber sollte soetwas auch heute noch möglich sein? Wie kann es zu derart unterschiedlichen Meinungen kommen?


    Wenn man ehrlich ist, man darf hier nicht nur die Leistungsschwankungen von NLZ, sondern auch die in den DFB-Stützpunkten sehen. Deshalb empfehle ich möglichst immer mehrere Ratschläge von in vergleichbar kompetenten Ansprechpartnern suchen, um daraus für sich einen guten Mittelweg zu finden, anstatt etwas zu verdammen, weil es risikobehaftet ist oder etwas nur durch die "rosa Brille" zu sehen.


    Wünsch dir und deinen Jungs weiterhin viel Glück nach den Ferien!

  • Heute war dann bei uns die Nachsichtung.


    Die Kinder wurden in 2 Gruppen eingeladen. Beide Gruppen wurden in 9er Teams (in Gruppe 2 hatten die Mannschaften jeweils noch 2 Wechselspieler) eingeteilt und sollten 2x25 Minuten nach D9er Regeln Fußball spielen. Die Einteilung in die Gruppen, als auch in die Mannschaften erschien mir willkürlich. Also auch keine Einteilung in die beiden Jahreshälften.


    Den Kindern wurden, bis auf die Grundformation (3-2-3) alle Entscheidungen überlassen: Positionen sollten die Mannschaften im Vorfeld untereinander klären, beide Gruppen wurden vor den zweiten 25 Minuten dann nochmal aufgefordert die Aufstellung durchzumischen. Dies gelang in Gruppe 1 bei beiden Mannschaften und in Gruppe 2 bei einer auch sehr gut. Bei der Verbliebenen fanden sich partout keine 3 Jungs für die Defensive 3er Kette, sodass leider mein Offensiver erst Innenverteidigung und dann Rechtsverteidiger spielen musste. Durchsetzungsfähigkeit: ausbaufähig :D Aber egal, ich bin sicher, genau auf sowas achten die Sichter. Und schlecht hat er es nicht gelöst!


    Auch die Wechsel sollten frei und innerhalb einer kurzen Taktung vonstatten gehen. Dies gelang überhaupt nicht. Die Trainer mussten mehrmals auf die Wechsel hinweisen, den Kindern wurde dann nahegelegt Farbe und Nummer zu rufen, für die sie ins Spiel kommen wollten, bzw. die an der Reihe waren. Die wurden aber meist geflissentlich ignoriert und erst auf mehrmaligen Auffordern verließ entsprechender Spieler das Feld. Wenn überhaupt.


    Ich persönlich fand die erste Gruppe spielerisch besser. Sowohl im Zusammenspiel als auch in der individuellen Spielweise der einzelnen Kinder. Für mich war dort das Niveau - technische Richtungswechsel, Finten, Passspiel - durchaus hoch. Die Aktivität und Schnelligkeit war natürlich ebenfalls sehr hoch. Es ging rauf und runter, wenig Zeit zum Verschnaufen. Allerdings wurde bei Gruppe 1 untereinander überhaupt nicht miteinander gesprochen. Dem Spielfluss tat dies aber überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil mussten die Kinder vermehrt den Kopf heben, um sich einen Überblick zu verschaffen. Gruppe 2 war da von der ersten Minute aktiver, aber auch in der Gesamtheit für mich egoistischer. Es wurde eher das Dribbling versucht, um sich selbst in Szene zu setzen, als der freie Nebenmann.


    Aus den heute gesichteten Kindern wird, Stand jetzt, ein Kader von 16 Jungs benannt, die nach dem Sommer die Stützpunktauswahl bilden. Alle Eltern werden benachrichtigt, sei es per Zu- oder Absage. Allerdings wurde auch heute noch einmal betont, dass bei einer Absage der Weg in der Talentförderung noch nicht zu Ende ist, sondern das es durchaus wahrscheinlich ist, im Nachhinein dazuzustoßen.

  • Hallo,


    bei uns wird aktuell der Jahrgang 2006 gesichtet und im Sommer geht es dann für diesen Jahrgang mit dem Stützpunkt los (ich glaube ein Jahr früher als bei den meisten).


    Im Spielbetrieb wurden 5 meiner Spieler vor dem offiziellen Sichtungstag vorgesichtet und trainieren nächsten Montag 13.06. das erste mal am Stützpunkt.
    Ich schätze mindestens die Hälfte des endgültigen Stützpunktkaders wird sich aus den vorgesichteten Spielern zusammensetzen und bei der großen, offiziellen Sichtung Mitte Juli werden nur noch ein paar wenige Plätze zu vergeben sein.


    Mit den gesichteten Spielern meiner Mannschaft bin ich soweit einverstanden. Das erste Training in 10 Tagen werde ich mir anschauen und mal sehen, ob ich was auffallendes berichten kann.

  • Im Rahmen meiner Hospitation habe ich vor kurzem zwei Einheiten eines Stützpunkttrainings besucht. Allerdings haben sowohl die Jahrgänge 2003/04 als auch 2001/02 die gleiche Trainingseinheit (Übungs- und Spielform) absolviert, so auch die gleichen Schwerpunkte (sowohl Individual- als auch Gruppentaktik). Bei der Rücksprache mit einem Stützpunkttrainer meinte dieser, dass das auch während einer ganzen Saison verfahren wird (weniger Aufwand in Sachen Organisation). Die Schwerpunkte bzw. Auswahl von Übungen wird vom DFB vorgegeben, und zeitlich kann es von Stützpunkt zu Stützpunkt nach eigenem Ermessen variiert werden.


    Was trage ich nun in den beiden verschiedenen Hospitationsbögen ein? Die Unterforderung eines Spielers wird schon dadurch ausgeschlossen, dass ein starker Spieler des Jahrgang 2003 oder gar 2004 in die andere Gruppe hochgezogen wird (ähnliches Leistungsniveau in der Gruppe). Bei der C-Jugend geht es schon mehr um die Geschwindigkeit (da die Qualität der Ausführung schon vorhanden ist), und die Rolle eines Trainers verändert sich leicht (mehr Kumpeltyp in der C-Jugend).


    Über ein paar Meinungen würde ich mich freuen.

  • @Bomber11


    wenn du zwei gleiche Trainings gesehen hast kannst du auch zweimal das selbe beschreiben. Unterschiedliche Jahrgänge bedeuten auch unterschiedliche Voraussetzungen und Langzeitziele in der Altersstufe. Hier ergeben sich entsprechende Unterschiede in den beiden Bögen.


    Zusätzlich kann trotz der selben Trainings das Ziel der Trainer ein anderes sein. z.B. sieht einer in der selben Übung für seine Spieler eher technisches Verhalten im Vordergrund, der zweite sieht bei der selben Übung eher die Mannschaftstaktik im Vordergrund, je nach alter der Spieler. Vielleicht kann man hier auch Unterschiede herausarbeiten. Wobei der Altersunterschied wohl nicht so viel Unterschiede her gibt.


    Im schlimmsten Fall siehst du dir noch ein Training an. Ist zwar zeitaufwändig aber ich fand das Gespräch mit den Trainern und deren Herangehensweise sehr interessant. Daher habe ich es selbst so gemacht das ich mir beim Abholen der Unterschriften gleich noch ein Training gegeben habe. Auch hier konnte ich wieder vieles an interessanten Eindrücken mitnehmen. Ich kenne auch einige Trainer welche Seitens des Stützpunktleiters zwei Hospitationen (an zwei Tagen) durchführen mussten. Hintergrund kann durchaus sein das diese nach dem selben Vorgehen wie in deinem Fall verfahren. In unserem Stützpunkt fanden in Summe vier unterschiedliche Einheiten (immer zwei parallel) am selben Tag statt. Wobei auch hier der Schwerpunkt bei allen Mannschaften gleich war. Die zwei Bögen waren aber Unterschiedlich.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Es ist klar, dass jeder unterschiedlichen Sichtweisen für die selbige Übung hat. Für mich ist auch klar, dass die Voraussetzungen und die Ziele von Jahrgänge zu Jahrgänge unterschiedlicher sind oder sein sollten. Und ich erhoffe mir einfach vom Meinungsaustausch hier im Forum noch ein paar weitere Erkenntnisse.


    Ich hatte schon aus der Übungsform (hauptsächlich Ballan- und mitnahme und Passspiel) herausgeschrieben, dass in der C-Jugend schon mehr um die Geschwindigkeit geht, da die Qualität der Ausführung vorausgesetzt wird (wird in der D-Jugend erlernt).


    Und im Spielform (ich glaube, es nennt sich Funino, ein Spielform mit 3 vs. 3 auf 4 Hütchentore) wird in der D-Jugend der Fokus auf die Gruppentaktik gelegt. Lt. Ausbildungsziele sollte es dann in der C-Jugend in Richtung Mannschaftstaktik gehen. Doch lt. Stützpunkttrainer wenden sie bis zur C-Jugend Spielformen mit max. 5 vs. 5. Und es wird auch wieder vermehrt auf Individualität gelegt, da es in der Nachwuchsförderung des DFB ein leichtes Umdenken stattgefunden hat, wieder mehr Spieler mit Individualstärken auszubilden. Man sieht es auch bei der aktuellen EM, dass in der deutschen Nationalmannschaft keine oder kaum Spieler gibt, die in 1:1-Situationen gehen können, da sich alle Gegner auf "spielstarke" Mannschaften inzwischen gut eingestellt haben. Die Dynamik bei den C-Jugendspielern ist eine andere, im Vergleich zur D-Jugend, sodass ich denke, dass ich schreiben kann, dass die individuelle Taktik auch ein Schwerpunkt in dieser Trainingsform ist, obwohl dieser Schwerpunkt meiner Meinung nach eher in der E-Jugend zu finden ist.

  • Bei uns ist jetzt erstmal Sommerpause. Im Moment sind ca. 20 Kinder noch dabei (die, die ins NLZ wechseln, rausgerechnet). Sie setzten sich aus drei Vereinen zusammen, davon acht Spieler von mir. Allerdings wurden letzte Woche 27 Spieler nachgesichtet. Meine Vermutung, dass da nur drei, vier Anwärter dabei sind, bestätigte der Stützpunktrainer. Die Einheit der "Neuen" habe ich aber nicht gesehen.


    Nichtsdestotrotz wird nach den Ferien der Kreis weiter verkleinert. Aus den angenommenen 25 Spielern (20 Etablierte plus fünf Neue) sollen 15 bis maximal 16 werden. Der Stützpunkttrainer sagte mir schon, dass nicht alle acht von meiner Mannschaft dabei bleiben können. Das konnte ich mir anhand der von mir beobachteten Trainingseinheiten selbst ausrechnen. Die Konkurrenz ist in der Breite einfach zu groß. Es gibt sicher fünf, sechs Spieler, die etwas herausragen. Bei den anderen entscheidet dann halt die Präferenz des Stützpunktrainer bzw. die Auflagen des DFB. Es werden wohl speziell Spieler gesucht werden, die im 1:1 hervorstechen. So sehen die Trainingseinheiten im Moment auch aus. Erst immer der gleiche Technikparcour, dann 1:1 nach Flugball, dann Abschlussspiel im 4 gegen 4.


    Mein Sohn konnte schon etwas vom Stützpunkt mitnehmen. Anstand den Ball unter Gegnerdruck mit dem Fuß zurückzuziehen und den Ballbesitz zu erhalten, ist er in seinen Aktionen etwas zielstrebiger, tororientierter und riskanter geworden. Das ist mir vor allem beim Spiel mit Erwachsenen in einer Hobbytruppe letztens aufgefallen. Ich selbst hinterfrage mein Training in dieser Hinsicht auch, da meine Spieler grundsätzlich dazu neigen, das Risiko zu meiden und lieber abbrechen, um im Ballbesitz zu bleiben.


    Auch für meinen Sohn wird es nach meiner Einschätzung nicht reichen. Seine Stärken liegen woanders. Der Stützpunkttrainer sagte mir aber, dass die Türen niemals komplett zu sein werden und die Jungs in den nächsten vier Jahren nicht in einer festen Zusammensetzung spielen werden. Da kann es nach einigen Monaten durchaus Wechsel geben. Er will sich unsere Mannschaft auch regelmäßig ansehen und mit mir im Austausch bleiben.


    Zuletzt noch eine Sache zum RAE: Im Moment sind aus der ersten Jahreshälfte ein, zwei Spieler mehr dabei. Beim Training fallen sie auch mit etwas mehr Durchschlagskraft auf. Der Stützpunkttrainer bestätigte mir aber, dass er weiter eine 50:50-Aufteilung anstrebt und im Zweifel bei zwei ähnlich starken Spielern immer den aus der zweiten Jahrehälfte nehmen wird.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • @Schimanski


    Erst mal wieder vielen Dank für deinen Bericht! Ich drücke deinem Sohn und den anderen Teilnehmern des Fördertrainings weiterhin die Daumen. Zwar mag es so manchen vorkommen, dass die Aussage "die Türen sind niemals komplett zu" nur eine Ausrede wäre, aber jeder hat die Möglichkeit sich beim Stützpunktleiter zu melden, wenn er das Gefühl hat, dass sich ein Spieler aussergewöhnlich schnell und gut verbessert hat. Denn Ziel ist es, die Beten im Gebiet zu fördern. Weil man immer nur das Bewerten, was man auch sieht, ist eine Wiederholung der Sichtung (im Probetraining) die einzige Möglichkeit einer Korrektur seiner vorherigen Erkenntnisse.


    Zielstrebigkeit ist nicht mit der Suche nach 1 vs 1 Situationen gleichzustetzen. Sondern ihr geht eine schnelle und gute Entscheidung voraus, ob der Gewinn eines 1vs1 - Duells spielentscheidende Bedeutung hat oder der Paß zu einem Mitspieler die Wahrscheinlichkeit zum Torerfolg oder zur Torverhinderung erhöht.


    Individual-, Gruppen- oder Mannschaftstaktik, die keine konkreten Ziele für die erfolgreiche Gestaltung eines Spiels beinhalten mögen allenfalls schlechte Taktiken beinhalten. Aber natürlich stellt sich die Frage nicht dem Unterhaltungswert für Spieler und Zuschauer, wenn lediglich als taktisches Ziel der Ballbesitz ausgegeben wird und nicht erkennbar ist, wann denn überhaupt einmal zielstrebig auf das gegnerische Tor angegriffen wird?
    So hörte man z.B. vermehrt, dass die Spanier das 1 vs 1 verlernt hätten und so zu Recht aus der EM ausgeschieden wären. Andere Nationen (wie z.B. Deutschland) hätten sich zurück besinnt und wieder einen Stoßstürmer mit klarer Zielrichtung eingesetzt. Dies hat zwar zur Folge, dass der fast von allen defensiven Aufgaben entbunden ist, dies jedoch durch den raschen Wechsel von 3-er in 5-er Kette (statt der früheren 4-er Kette) taktisch gelöst werden könnte.
    Diese EM ist das Ergebnis jahrelangen Experimentierens unterschiedlicher Taktiken, die nicht immer auch "medientauglich sind"! Weil mit der Vermarktung der EM an interessierte Unternhmen weitaus mehr Geld verdient werden kann, als mit Zuschauerinteresse, droht uns langweiliger und von Taktik überfrachteter Fussball.


    Wir brauchen wieder mehr Spontan-Fussball, bei dem es Zweikämpfe gibt. Denn das Schöne beim Fussball ist ja, dass man nach einem verlorenen Zweikampf den nächsten schon wieder gewinnen kann. Der Furssball muß deshalb m.E. eine Kontaktsportart bleiben und darf nicht zu einer Art Rasenschach unter Trainern verkommen! Zu viele Überraschungsmomente würden verloren gehen!


    Deshalb auch ein großes Lob an euren Stützpunkttrainer, der es scheinbar richtig gut steuert!


    @Bomber11
    Man kann ein und die selbe Übung mit einer Gruppe von 10 Jährigen oder auch mit 20-30-Jährigen machen. Es kann hierbei sogar vorkommen, dass je nach Leistungslevel die 10-Jährigen es schneller hinbekommen als die Gruppe der 20-30-Jährigen. Denn es ist vielfach leichter etwas Neues zu lernen als bereits automatisierte Abläufe zu korrigieren. Eure Aufgabe besteht vielmehr darin, die altersgerechten Erwartungen heraus zu arbeiten, denn natürlich schaut es bei 10-Jährigen anders aus als bei Erwachsenen.

  • Apropos Stützpunkt. An diesem Wochenende spielt Niederrhein ein Turnier mit 2003 und am kommenden mit 2004. 14 Kreise spielen gegeneinander in Duisburg-Wedau.
    Vielleicht hat jemand Interesse vorbei zu kommen.
    Gruß,
    Poldi