Stützpunkttraining - ein tagebuchähnlicher Erfahrungsbericht

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  • Dann hab ich noch eine Frage zum nachfolgenden Satz:

    Verstehe ich das richtig, dass die Übung mit einem absichtlichen Fehlpass vom Abwehrspieler zum gegnerischen Angreifer) startet? Frag ihn doch mal, inwieweit er mit dem geübten Fehlpass eine spielnahe Situation verbessern will?

    Provokant gefragt: Geht es ihm und generell bei E-Jugendspielern um Taktiktraining oder kognitives Techniktraining?
    Ohne die Übung im Detail gesehen zu haben, finde ich es eher erstaunlich, dass er von E-Jugendspielern einen Flugball einfordert. Ich könnte mir vorstellen, dass die Streuung da sehr groß war

  • Ohne die Übung im Detail gesehen zu haben, finde ich es eher erstaunlich, dass er von E-Jugendspielern einen Flugball einfordert. Ich könnte mir vorstellen, dass die Streuung da sehr groß war

    Das ist sogar Bestandteil des DFB-Fußballabzeichens.
    http://fussballabzeichen.dfb.de/spielfeldaufbau.html#flankengeber
    Ist für die Altersgruppe keine unüberwindbare Hürde. Bei Stützpunktkandidaten erst recht nicht...

  • Ich kenne die Übung auch. Letztlich geht es dabei ja um das 1 gg. 1. Dass der Ball dabei initial dem Gegner zugespielt werden muss, ist nur die EInleitung der Übung. Wobei pfiffige Kids durchaus erkennen, dass es für das 1:1 ein Vorteil ist, wenn der Pass vom Empfänger eher schwer zu verarbeiten ist. Ob man das als Trainer will, sei mal dahin gestellt. Aber wie gesagt, das ist nur die Einleitung der eigentlichen Übung, nämlich des 1 gegen 1. Ich mag die Übung.


    Grüße
    Oliver

  • Ich kenne die Übung auch. Letztlich geht es dabei ja um das 1 gg. 1. Dass der Ball dabei initial dem Gegner zugespielt werden muss, ist nur die EInleitung der Übung.

    Ich kenne diese Übung auch, wußte jedoch nicht, dass sie immer noch mit einem absichtlichen Fehlpass beginnt? Ich würd die Übung besser finden, wenn der Paß von einem Mitspieler (statt vom Gegner) kommt. Der Rest kann bleiben. Der Zweck der Übung (Flugball, Flugballverarbeitung und 1 vs 1) bleibt gleich, jedoch wird die Aktion nun spielnah ausgeführt.


    Sonst heißt es im Spiel: "... Trainer, den Fehlpaß hast du mir doch beigebracht ... :D !

  • Als absichtlichen Fehlpass würde ich es nicht bezeichnen. Es ist eher eine Spieleröffnung. Wenn man den Ball absichtlich schlecht spielt, um das 1:1 erfolgreicher zu gestalten, wirft das auch kein gutes Bild auf den Spieler, zumal ja noch ein Laufweg dazwischen liegt. Einen wirklichen Vorteil erreicht man dadurch nicht. Ich habe das zumindest nicht beobachten können.


    Und zu dem Thema, ob ein E-Jugendlicher das können muss: Es ist Talentförderung. Da möchte man ja bewusst die guten von den sehr guten trennen. In unserem Kreis gibt es geschätzt 500-600 2005er. Davon sollten die besten 20-30 in der Lage sein, so einen Ball zu spielen...

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Als absichtlichen Fehlpass würde ich es nicht bezeichnen. Es ist eher eine Spieleröffnung.

    Es ist ein "trainierter Fehlpaß" und für diese Übung gar nicht erforderlich.


    Selbst, wenn ich später Angriffspressingvarianten (z.B. Gegenpressing nach Ballverlust) trainiere, würde ich es so realitätsnah wie möglich gestalten. Das was im Spiel nicht erwünscht ist, sollte man auch nicht trainieren.

  • Ich kann deine Skepsis nicht nachvollziehen. In erster Linie ist es eine Sichtung und kein Training. Kandidat A spielt einen Flugball aus B (Sichter kann die Qualität des Passes beurteilen). Kandidat B kontrolliert das hohe Zuspiel (Sichter kann die Qualität der Ballan- und mitnahme beurteilen). Kandidat A läuft als Verteidiger ins Feld. Kandidat B geht ins 1:1 und versucht zum Torabschluß zu kommen (Sichter kann die defensiven und offensiven Qualitäten im 1:1 sowie den Torabschluß beurteilen). Meine Jungs fanden die Übung übrigens gut und haben gefragt, ob wir sie auch mal machen können. Und ja, ich muss Follkao zustimmen, ein kleiner, wenn auch anspruchsloser Umschaltmoment ist auch eingebaut...

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Ich kenne die Übung auch. Letztlich geht es dabei ja um das 1 gg. 1. Dass der Ball dabei initial dem Gegner zugespielt werden muss, ist nur die EInleitung der Übung. Wobei pfiffige Kids durchaus erkennen, dass es für das 1:1 ein Vorteil ist, wenn der Pass vom Empfänger eher schwer zu verarbeiten ist. Ob man das als Trainer will, sei mal dahin gestellt. Aber wie gesagt, das ist nur die Einleitung der eigentlichen Übung, nämlich des 1 gegen 1. Ich mag die Übung.

    Ich mag diese Übung auch. Sehr sogar. Die meist verwendete Übung in meinem Training.
    Für mich der Klassiker, die beste Übung für 1gg1 Schulung.
    Mache das als Teamwettbewerb; 2mal5 min je "Spiel".
    Man kann das auch mit einem flachen Pass starten, oder als 2gg2 spielen, dann verlagert sich der Schwerpunkt natürlich auch hin zum Passspiel.


    Diese Übung gehört für mich in jedes Alter und auf jedes Niveau.
    Trifft den Schwerpunkt, ist intensiv und dazu sehr motivierend für die Kinder.


    Und gerade in der Zeit der "Sichtungsspieler" ganz sicher in meinem Programm.
    Da kann man eine Menge bezüglich der individuellen Qualität eines Spielers sehen. Durch diese Übung muss jeder Kandidat.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • @Schimanski


    An der Übung selbst gibt es gar nichts auszusetzen. Selbst im Rahmen der A-Lizenz wird sie gern mal gemacht. Allerdings achtet man dort darauf, dass man sie nicht mit einem bewußten Fehlpass startet. Das und mehr nicht wollte ich dir sagen! Um es mal überspitzt zu formulieren ist man früher Runden gelaufen, um Kondition zu trainieren. Kondition ist ja auch wichtig! Heute trainiert man die Kondition fast ausschließlich mit dem Ball am Fuss. Beides führt zum gewünschten Ziel einer guten Kondtion. Nur mit dem kleinen Unterschied, als dass letzteres gleich Technik und Taktik mitschult, während beim Rundenlaufen die Kondktion in einem für den Fussball eher untypischen, weil gleichmäßigen Tempo stattfindet.


    Viele Wege führen nach Rom. Wenn es eine Abkürzung gibt, warum sollte man sie nicht nehmen? Der Fehlpass als Übungsstart ist kein Drama, aber auch nicht notwendig! Ich hoffe, es wird nun ein wenig klarer?

  • Gestern gab es in Aachen ein U13 Stützpunkt-Turnier für die U13 des FVM. 9 Mannschaften + Alemannia Aachen als Gast (nicht unter den ersten 4, vielleicht wegen Abstellung für STP AC?).
    Das Turnier war auf zwei Kunstrasenplätzen in zwei 5er Gruppen. In dem Alter sieht man die körperlichen Unterschiede in der Physiognomie recht deutlich: von Schuhgröße 34 bis 44 ist alles vertreten. Aber alle Spieler sind schnell und wendig. Die besten Kombinationen gingen mit 1-2 Kontakten über 4-5 Spielstationen auf die Außen mit Flanken vors Tor und Direktabnahme in der Mitte mit Torerfolg. Ein neuer Messi war nicht zu sehen, aber das Niveau war gut und ein paar Spieler stachen schon heraus. Die Veranstaltung war toll organisiert. Eventuell kann ich bei Bedarf von drei Spielen Videos zur Verfügung stellen.

  • Heute ist dann auch bei uns der Talenttag erfolgt. Leider musste ich etwas früher gehen, sodass das Ende eventuell unvollständig sein könnte. Ich denke allerdings nicht ;)


    Rund 90 Kinder kamen am frühen morgen zusammen, wurden von den Stützpunkttrainern begrüßt und dann auch hier nach Alter eingeteilt: Geboren im ersten und geboren im zweiten Halbjahr. Ein Stützpunkttrainer erklärte meinem Trainerkollegen im Nachhinein, dass er am Ende zu je 50% aus beiden Gruppen Kinder "nehmen müsse". Einerseits natürlich gut, da das 2. Halbjahr adäquat berücksichtigt wird, andererseits als "Muss" für mich etwas starr.


    Aufgebaut waren zahlreiche Kleinspielfelder, teils mit Minitoren, teils mit Hütchentoren. Die Kinder wurden in 5er (zwei 4er Teams) eingeteilt und spielten geschlossen in diesen 10er Gruppen. Der Ablauf pro Feld war grundsätzlich so geregelt, dass zu 2/3 gespielt wurde und zu 1/3 ein Technikteil eingestreut wurde. Letzterer auf manchen Feldern am Anfang, auf manchen in der Mitte der Zeit durchgeführt.


    Der Technikteil wurde von den Sichtern bis auf den Grundaufbau teils unterschiedlich ausgelegt: dabei standen sich in allen Feldern zwei Gruppen gegenüber. Es folgte Passpiel mit zwei Kontakten, Passspiel mit Ballmitnahme nach hinten durch ein Kind in der Mitte, Passspiel mit anschließendem Tempodribbling gerade und im Bogen oder Passspiel mit Tempodribbling und frei wählbarer Finte.


    Bei den Spielformen sollten innerhalb der Gruppe die Mannschaften immer wieder mal neu gemischt werden, sodass sich neue Konstellationen ergaben. Bei einer Gruppe war dies leider nicht der Fall. Eine Mannschaft war insgesamt technisch, taktisch und läuferisch schlechter als die andere, die mit drei Spielern eines Vereins "bestückt" war, die NLZ-ähnliche Strukturen aufweist. So wurde für mich die Qualität dieser Gruppe etwas verfälscht. Diese wurde übrigens nicht von einem Stützpunkttrainer beobachtet, sondern von einem Spieler des Vereins, der die Platzanlage zur Verfügung gestellt hat.


    In einem Gespräch gab ein Stützpunkttrainer zu, dass bei diesem System natürlich 4-5 Kinder durch das Raster fallen können. Allerdings wies er daraufhin, dass sich die Trainer immer melden könnten, wenn ein Kind auffallen würde und alle gemeldeten Kinder würden in den nächsten 4 Jahren regelmäßig beobachtet.


    Den Eltern wurde das Talentfördersystem des DFB, bzw. FVM am Anfang der Sichtung durch einen Stützpunkttrainer erläutert.


    Es werden nun eine geringere Anzahl an Kindern (die ich leider in der Vorstellung nicht verstanden habe) noch einmal eingeladen, aus diesen wird dann die 15-köpfige Stützpunktauswahl gebildet.


    Die Torhüter trainierten übrigens über die komplette Zeit gesondert auf einem Nebenplatz in meinem Rücken. Da sich mein Torwart kurzfristig verletzt melden musste, habe ich dieses nicht verfolgt.

  • @Coayeta


    Hat der Stützpunkttrainer auch erklärt, warum die Talente nach dem Geburtsdatum (1. Halbjahr, 2. Halbjahr) eingeteilt wurden? (z.B. Unterschied, weil das im 1. Halbjahr geborene Kind bereits eine Schulklasse höher eine längere körperliche und geistige Förderung bekommen hat als das im 2. Halbjahr Geborene)


    Wurde erklärt, dass es bei der Beurteilung von TW-Fähigkeiten schwierig ist, sie ausreichend während der Spiele zu erkennen? (z.B. weil sich ein Keeper einer besonders schwachen oder starken Mannschaft kaum in den Aktionen auszeichnen kann, weshalb es in gleichen Übungen und unter identischen Impulsen auf die Umsetzung geachtet wird)

  • @TW-Trainer


    Nein entsprechende Erklärung für die Einteilung gab es nicht explizit. Ich habe allerdings die Ausführungen vor den Eltern auch nicht verstanden, sie war extrem leise, bzw. ich habe mich im Hintergrund gehalten, da mir das System der Talentförderung bekannt ist. Die Trennung ist mir am Anfang aufgefallen, da ich die Geburtstage meiner Kinder kenne. Ich spreche aber meinen Trainerkollegen nochmal auf sein Gespräch an.


    Bzgl. Torhüter gab es meines Wissens auch keine Erklärung.

  • Weiter geht`s...


    Heute gab es die zweite EInheit, wobei die Gruppeneinteilung und der Aufbau identisch waren, also Dribbling-Parcour und dann Abschlusspiel auf vier und zwei Tore. Nur die Zweikampfübung entfiel. Ich persönlich hatte mit neuen Übungen gerechnet. Aber gut. Heute sichtete auch ein weiterer Trainer, wobei der Stützpunkttrainer des 2005er-Jahrgangs natürlich wieder da war. Insgesamt wurden in den zwei Einheiten also drei Meinungen eingeholt. Ich habe mit dem Stützpunktrainer danach gesprochen. Laut seiner Aussage decken sich die Eindrücke der verschiedenen Trainer zu über 90%.


    Von den knapp 50 Kinder wurden ca. 20 nach Hause geschickt und ca. 30 Kinder bekamen einen Zettel, wo sie ihre persönlichen Daten aufschreiben mussten. Diese Daten werden dann in den nächsten Tagen vom Stützpunkttrainer in die Datenbank der Talentsichtung eingegeben. Ab dann sind diese Jungs also in der Talentsichtung des DFB erfasst. Ebenfalls sollen diese 30 Kinder vor den Ferien noch dreimal wiederkommen. Ziel ist es, die Gruppe weiter zu verkleinern, um dann nach den Sommerferien in der (vorerst) finalen Zusammensetzung an den Start zu gehen. Wie groß die Gruppe wird, wurde unterschiedlich kommuniziert. Vorgabe ist wohl 15, wobei es auch ein paar mehr sein können.


    Zudem hatte der Stützpunktrainer noch elf Kandidaten auf der Liste, die nicht bei der Sichtung waren, aber über Spielbeobachtungen, Nachmeldungen und/oder als Tip an ihn heran getragen wurden. Wie diese Spieler gesichtet werden, kann ich nicht sagen.


    Von meinen elf gemeldeten Spieler sind neun genommen worden, darunter beide Torhüter. Erstaunlichweise sind nur unsere beiden besten Torschützen nicht dabei. Über die Hälfte der fast 100 Saisontore entfallen auf diese beiden Spieler, und das gegen Verteidger und Torhüter, die ein bis zwei Jahre älter sind (für die, die es nicht wissen, wir sind als E-Jugend in D-Jugend gestartet). Beide verfügen über die beste Schusstechnik in meiner Mannschaft, also zumindest auf den Vollspannstoß und die Härte bezogen. Beide sind beidfüßig, technisch sauber, können Bälle gut behaupten und verfügen auch ein breite Repertoire an Ballfertigkeiten. Beide können nicht nur hart schießen, sondern auch fein lupfen und unterschnittene Flugbälle schießen. Beide gehören in Sachen Ballgefühl zu den Stärksten im Team. Beide verfügen über ein sauberes Passspiel und nehmen Bälle gut an und mit. Aber sie sind nicht dabei. Wieso?


    Zumindest zu einem Kandidaten hat sich der Stützpunkttrainer so geäußert, dass ihm seine Bewegungen zu behäbig und langsam sind. Bei dem anderen vermute ich die gleichen Argumente. Beide sind physisch eher wuchtig, tendenziell laufschwächer und haben vielleicht auch ein paar Kilos zu viel auf den Rippen.


    Einige Spieler von mir haben seit letzter Woche auch Angebote von einem NLZ vorliegen. Auch hier wurden eher die Spieler ausgewählt, die ein hohes Tempo gehen, viel Meter machen und quirlig sind. Der Umstand, dass diese Jungs Schwächen in der Technik (linker Fuß unsauber, viel unpräziser Außenrisskram, Innenseitstoß über große Distanzen sowie Flugball mit großer Streuung, Vollspannstoß wird nicht angewendet) und im Spielverständnis (tendenziell zu ballorientiert, wild und vertikal) haben, scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen. Es zählt der Speed, die Athletik und die Bereitschaft in jeder Sekunde aktiv am Spiel teilzunehmen.


    Was das über unsere Talentsichtung aussagt, kann ich nicht beantworten. Dafür fehlen mir die Erfahrungswerte, vor allem in Bezug auf die Entwicklung in älteren Jahrgängen. Ob das alles richtig ist, wage ich ein wenig zu bezweifeln. Mich würden eure Meinung interessieren...

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Den letzten Punkt kann ich so bestätigen. Vieles ist trainierbar. Auch noch in älteren Jahrgängen. Den Willen aber während der gesamten Zeit und in nahezu jeder Spiesituation Körper und Geist auf Spannung zu halten, macht dann eben den Unterschied aus.
    Ich nenne das Konzentrationskondition. Mir ist da nie ein besserer Begriff zu eingefallen, aber beschreibt es mMn ganz gut. Auch diese Kondition kann und sollte man trainieren. Ist auch in meiner U17 noch dauerhafter Bestandteil, weil in den Spielen kleine Unkonzentriertheiten oft gnadenlos bestraft werden.
    Der Wille aber solllte bei einem Spieler, der Anwärter auf besondere Förderung ist, schon vorhanden sein. Ich hab nun schon einige Zeit Stützpunktspieler der vergangenen Jahre in dann folgenden Spielzeiten beobachten können. Viele spielen mittlerweile in unteren Klassen und nur wenige sind im Leistungsbereich angekommen. Das sind genau die, bei denen man damals schon eine gute Präsenz im Spiel festgestellt hat. Vielleicht technisch weniger talentiert als einige Andere. Aber vom Willen und der Bereitschaft her abhebend vom "Durchschnitt". Das sind ja alles keinen schlechten Kicker im Stützpunkt.


    Aber in diesem Punkt sind man schon Unterschiede und der zeigt sich dann in späteren Altersklassen umso deutlicher.

  • Kann ich so auch bestätigen. Häufige Aussage ist "Wenn er schnell ist, bringen wir ihm die Technik schon bei."
    Die Fähigkeit ein komplettes Spiel unter Strom zu stehen, ist ein oft unterschätztes Talentkriterium. Wenn ich mir ein hiesiges Toptalent ansehe, das national und international bei Topclubs auf dem Zettel steht, zeigte er dieses Verhalten schon mit 6 Jahren...
    "Konzentrationskondition"... Schöner Begriff @Steini und folgt aus der Bereitschaft und Fähigkeit, ein ganzes Spiel unter Strom zu stehen.


    Erstaunlichweise sind nur unsere beiden besten Torschützen nicht dabei. Über die Hälfte der fast 100 Saisontore entfallen auf diese beiden Spieler, und das gegen Verteidger und Torhüter, die ein bis zwei Jahre älter sind (für die, die es nicht wissen, wir sind als E-Jugend in D-Jugend gestartet). Beide verfügen über die beste Schusstechnik in meiner Mannschaft, also zumindest auf den Vollspannstoß und die Härte bezogen. Beide sind beidfüßig, technisch sauber, können Bälle gut behaupten und verfügen auch ein breite Repertoire an Ballfertigkeiten. Beide können nicht nur hart schießen, sondern auch fein lupfen und unterschnittene Flugbälle schießen. Beide gehören in Sachen Ballgefühl zu den Stärksten im Team. Beide verfügen über ein sauberes Passspiel und nehmen Bälle gut an und mit. Aber sie sind nicht dabei.

    Ich habe aus der Vergangenheit einige Spieler, die ähnliche Eigenschaften aufwiesen, vor Augen. Die mangelnde Laufbereitschaft haben sie nie abgelegt. Mit zunehmender Platzgröße wurden sie von anderen Spielern mit geringeren technischen Fähigkeiten abgehängt.

  • Wir sind bei weitem kein NLZ, aber wenn sich bei mir Spieler aus umliegenden Vereinen (Einzugsbereich ca. 30 km) vorstellen, dann schaue ich in jüngerem Alter primär auch nicht darauf, was die Spieler KÖNNEN, sondern wie beweglich sie sind (Koordination, Grundtechnik) und wie sehr sie aus eigener Initiative laufen und nachsetzen. Was mich fast gar nicht interessiert ist z.B. die Ausdauer.


    Wenn ich diese beiden Elemente (gute Koordination und Grundtechnik) sowie hohe Eigenmotivation zum Laufen und Nachsetzen sehe, bin ich mir sicher, dass sie den Rest auch beigebracht bekommen können.



    EDIT: Das was Folkao gerade beschrieben hat (Spieler mit mangelnder Laufbereitschaft werden auf größerem Feld von technisch schwächeren, die mehr laufen, verdrängt) kann ich gerade bei mir beobachten. Ich habe eine E1 übernommen, die jetzt D2 ist und zwei der Spieler, die mir bei meinen Beobachtungen im halben Jahr vor der Übernahme (Sommer 2015) sehr positiv aufgefallen sind, weil sie tolle Fußballer sind, tun sich auf dem größeren 9er-Feld (bei uns schon ca. 70x55 Meter) verdammt schwer. Ich bin dabei, sie zu mehr Laufen zu bringen, aber das geht nur sehr schleppend voran. Und tut mir in der Seele weh.

  • Das wurde auch an anderer Stelle in einem anderen thread bereits herausgearbeitet. Maßgeblich ist die herausragende und dauerhaft vorhandene Schnelligkeit in ihren verschiedenen Ausprägungen, also Antritt, Handlung, Reaktion usw.. Eine etwa fehlende Technik kann man dann wahrscheinlich immer noch "antrainieren". Aus einem ("Nur")Fußballer macht man kein Rennpferd, aber aus einem Rennpferd vielleicht einen Fußballer. Ist aber eigentlich auch klar: auch ein technisch begnadeter Abwehrspieler hat doch in der Regel dauerhaft keine Chance gegen einen (in Antritt, Reaktion, Handlung usw.) deutlich schnelleren Stürmer. Gleiches gilt für den begnadeten Stürmer, der gegen einen deutlich schnelleren Verteidiger dauerhaft ebenfalls keine Chance hat. Deshalb denke ich, dass man in jungen Jahren - wenn das überhaupt möglich ist - die "Schnelligkeitsentwicklung" (und Beweglichkeit) maximal fördern (ist ja auch mit Ball denkbar).


    Dass es in jüngeren Jahrgängen Spieler gibt, die mit ihrer körperlichen Überlegenheit und Schusskraft und -Technik zunächst gegnerische Teams zusammenschießen, passiert doch recht oft. Erst recht gilt das, wenn sie auch noch von guten, schnellen Spielern umgeben sind, die ihnen "zuarbeiten". Diese Spieler bleiben durchaus gute Fußballer, ragen aber später nicht mehr heraus, denke ich.