Im Abschlussspiel will keiner verteidigen...

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  • Hallo,


    ich sehe regelmäßig so ziemlich alle Mannschaften bei unserem Verein, von D-Aktive. Und in Abschlussspielen fällt immer auf: Die Verteidigung wird immer vernachlässigt.
    Da hat man im Abschlussspiel nur Stürmer und der TW hat einen wackeren Verteidiger vor sich stehen. Je älter die werden, desto auffälliger bei uns im Verein. Nur verkappte Stürmertalente haben wir hier.
    Wie macht man da das Verteidigen wieder attraktiv? Strike Provokationsregeln?

  • hmm ich hab meinen Sohn damals sehr zum verteidigen ermutigt, inzwischen musste ich schon gegensteuern im Sinne der Rotation. Er weiß, dass verteidigen wichtig ist, und wird von den Cotrainern sehr für gute Defensivaktionen gelobt. Ausserdem habe ich ihm gesagt, dass Mats Hummels mein Lieblingsspieler ist.


    Edit: ich denke, dass die Kinder wissen müssen, dass verteidigen mehr ist, als auf der Strafraumlinie zu stehen. Verteidiger ist im kifu ja eher ein 6er und kein kopfballstarker Manndecker. Die Wertschätzung der Verteidiger muss erhöht werden.

  • Je älter die werden, desto auffälliger bei uns im Verein.

    Ich kenne es eher andersrum, denn meistens wollen die jungen alle nach vorne und Toe machen.

    Ausserdem habe ich ihm gesagt, dass Mats Hummels mein Lieblingsspieler ist.

    Ja das sage Ich ihm auch immer, mit dem Zusatz, das auch ein Hummels oder Subotic wichtige Spieler sind. Außerdem kann man auch als Abwehrspieler zum "Held" werden....

  • Spreche es halt an, weil da treten wirklich 1 Verteidiger, 0 Mittelfeldspieler und 8764675879 Stürmer an. Und Rückwärtsbewegung gibt es auch keine. Sowieso mehr Galerie als Effizienz.
    Ich finde sowas - von außen angesehen - recht schrecklich, frage mich aber wiederum gerade, wie man da gegensteuern könnte.

  • Wie gesagt, Wertschätzung zeigen, Vorbilder zeigen, defensivaktionen loben und eine gute, vielseitige Verteidigerrolle schaffen. Ein Antreiber und tiefer Spielmacher ist einfach attraktiver als ein linienkleber. Aber erwarte keine kurzfristigen Erfolge.


    Kleines Erfolgserlebnis: Sohn kommt nach dem Abschlussspiel zu mir und erzählt, dass seine Mannschaft gewonnen hat, weil sie vier Verteidiger hatten und die Gegner nur einen. Der Trainer macht übrigens keine Aufstellung beim Abschlussspiel, das machen die Kinder selbst.

  • In meiner Truppe habe ich das eher andersrum. Da gibt's zwei die bleiben nur hinten.


    Die ködere ich damit das Tore nur zählen wenn alle über der Mittellinie sind. Die Stürmer gehen zurück, weil Tore doppelt zählen wenn nicht alle zum Verteidigen in der eigenen Hälfte sind.

  • Ist das Verteidigen allgemein zu unattraktiv, weil zumeist die Offensivaktionen und die geschossenen Tore großen Anklang finden? Oder aber der TW, der phänomenal hält. Aber die Verteidigungsszenen sind doch irgendwie wenig spektakulär, oder?


    Oder man muss zur Not den Verteidigern" dann verbieten, die Mittellinie zu überqueren. Ist zwar absolut nicht spielnah und kontraproduktiv, zwingt aber zum Verteidigen.

  • Hinten festketten schränkt die Kreativität und spielintelligenz ein, dann haben die erst recht keinen Bock drauf. Du willst doch intelligente Verteidigung.


    Ballgewinne und Schöne Pässe hinten raus müssen gelobt werden. Aufrücken und absichern auch.


    DU musst das Verteidigen durch deine gezeigte Wertschätzung attraktiv machen.

  • Wann wurde denn das letzte Mal ein Verteidiger Spieler des Jahres? Soviel zur Frage, wie sehr Verteidiger anerkannt werden...

    Die Frage ist doch, warum will niemand in die Abwehr ? Weil sie im TV nur die großen Stars sehen die ein Tor nach dem anderen schießen, und so wollen sie auch werden, das kann man halt nicht als Abwehrspieler, und genau DAS muss man den Spielern sagen.

  • @raiconn


    Was die Medien betrifft, hast du sicherlich recht! Da gibt es jede Menge Statistiken über Torjäger, aber kaum mal etwas über erfolgreiche Abwehrspieler. Und wenn, dann wird mal die Quote der Zweikampfgewinne gemessen. Also von viel Quatsch aus der Zeit des gegnerorientierten Spiels drin. Denn ob dem Zweikampfgewinner ein kluges, rechtzeitiges Zustellen des Paß- oder Laufweges voran gegangen ist, sodass der Zweikampfgewinn erleichtert wurde, enthält diese Statistik natürlich nicht!


    Aber wie kann man es als Trainer steuern, dass genauso viel Wert auf die Angriffs- und Abwehrarbeit gelegt wird? Ausser den bereits genannten Möglichkeiten, kann man es durch spezielle Spielformen:


    Beispiel: Übung
    a. Mitspieler paßt Ball zum Angreifer (Abwehrspieler ca. Armlänge Abstand noch passiv)
    b. Angreifer paßt zurück zum Mitspieler, der zum Torabschluß kommen soll
    c. Abwehrspieler greift aktiv ein, stellt "innere Linie" zu, lenkt Angreifer nach außen und attackiert zum Ball
    d. Abwehrspieler paßt Ball zum TW, läuft sich frei und dribbelt zum Kontertor
    Trainersteuerung: etwas mehr Lob für erfolgreiche Erledigung dieser Defensivaufgabe und einfaches Lob für Torerfolg


    Hinweis: fast alle Übungen enden mit dem Torabschluß! Das ist jedoch insofern nicht spielnah, als das weitaus mehr Angriffe nicht zum Torerfolg enden und es somit auf eine Fortsetzung durch eine intelligente Spieleröffnung ankommt.


    Beispiel: Spielform
    Beide Teams spielen auf ein Tor. Dadurch wird automatisch das ballführende Team zum Angreifer und die Anderen zu Abwehrspielern. Der Keeper ist neutral, versucht also alle Bälle bestmöglich zu verteidigen und eröffnet das Spiel durch einen Abschlag, den beiden Parteien erobern dürfen.


    Beispiele: Provokationsregel (alle greifen an, alle verteidigen:
    1. Tor zählt nur, wenn alle Spieler des Angreifers in gegnerische Hälfte
    2. Tor zählt Punktanzahl der Spieler, die sich beim Gegentor in gegnerischer Hälfte befanden
    3. erfolgreiche Ballverteidigung im eigenen Strafraum (1 vx 1 oder Flanke erleaufen) zählt 1 Punkt


    Fazit: alle greifen an - alle verteigigen
    Der letzte Verteidiger ist der erste Angreifer
    Der letzte Angreifer ist der erste Verteidiger

  • Wie gesagt, Wertschätzung zeigen, Vorbilder zeigen, defensivaktionen loben und eine gute, vielseitige Verteidigerrolle schaffen. Ein Antreiber und tiefer Spielmacher ist einfach attraktiver als ein linienkleber. Aber erwarte keine kurzfristigen Erfolge.

    bin da ganz bei FBPapa07 !
    Wer außer einem erfahrenen und kompetenten Trainer sollte die Verteidigerposition ins rechte Licht rücken?
    Dazu sind viele Details nötig.
    Angefangen bei scheinbaren Nebensächlichkeiten, z.B dem Namen Verteidiger.
    Klingt nicht Aufbauspieler viel aktiver und kreativer? Die meisten Jungs bauen jedenfalls gerne Sachen auf, warum nicht auch ein Fußballspiel?
    Das impliziert doch, "...aha, da muss man das Spiel scheinbar von hinten her aufbauen."
    Welchen Stellenwert gibt der Trainer der Position in seinem täglichen Trainingsbetrieb? Wie wird sie kommuniziert mit den Spielern, aber auch nach aussen (Eltern, Kollegen, Presse, Jugendleitung...) ?
    Werden im Spiel oder Training zuerst die Stürmerpositionen gewählt und besetzt, was übrigbleibt spielt halt irgendwo hinten?
    Wie hoch ist im Training der Anteil an Übungen und Spielformen für die Abteilung "Aufbau". Passt das Coaching dazu, sprich, ist das Interesse des Trainers während dieser Dinge auch wirklich bei der Defensive?
    Frei nach FBPapa07 soll den Kindern und Jugendlichen nach und nach eben die Vielseitigkeit und die spielgestalterischen Möglichkeiten nähergebracht werden. Die Kids sollten die Möglichkeit haben ein eigenes, realistischeres Bild von dieser Positionen zu entwickeln.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Die mangelnde Wertschätzung des Abwehrspielers fängt doch zumeist schon da an, wo der Trainer die vermeindlich besten Spieler stets im zentralen Mittelfeld und/oder Sturm aufstellt, welche noch dazu die meiste Spielzeit bekommen, während in der Abwehr munter getauscht wird.
    Trikotnummern und Kapitänsamt kommt noch dazu.


    Und das auch in der Halle, wo zumindest beim 4-1 die beiden defensiven Positionen ja deutlich wichtiger sind, gerade auch bei Ballbesitz, so man denn taktisch auch so spielen lässt.


    Da kann man dann 10mal sagen, dass Abwehrspieler wichtig sind, wenn die Handlungen (siehe oben) nicht die selbe Geschichte erzählen.



    Ich zB habe bei 6+1 oder 7+1 Mannschaften immer mit einer Dreierkette gespielt. Und die hintere zentrale Position wurde meist am wenigsten ausgetauscht. Egal, welches Spiel und wer da spielte.
    In der Offensive wird am meisten gewechselt.
    In der Halle habe ich auch zumeist 3 Spieler für die beiden Abwehrpositionen und 4 Spieler für die beiden Angriffspositionen je Turnier und Spiel dabei. Demensprechend hat ein Abwehrspieler da mehr Spielzeit.- Allerdings müssen meine Angreifer auch intensiver laufen, vor allem bei gegnerischen Ballbesitz, aber auch bei eigenem dann vor allem auch ohne Ball. Bin ein Freund von fluidem Offensivspiel mit viel Bewegung. Da wechsel ich in der Halle auch meist alle 2 min in der Offensive, vor allem bei Rundumbande und 4+1.
    Lieber "falsch" laufen, als gar nicht laufen. Und mit laufen meine ich schon schnelle Läufe/Sprints.
    Gerade in der Halle bei 4-1 ist ja die defensive Position diejenige, wo man wesentlich mehr Ballbesitz hat, wesentlich mehr Aktionen mit Ball hat und trotzdem auch extrem torgefährlich sein kann. Wenn man als Team dementsprechend agieren lässt. Ich hatte oft auch einen Torschützenkönig (meinetwegen muss es diesen Titel nie geben) der bei diesem Turnier vor allem defensiv zum Einsatz kam und aus dieser Position seine Tore erzielte.
    Gerade in der Halle wollen die meisten meiner Spieler wesentlich lieber hinten spielen, im Wettkampf, wie im Training.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Bei uns in der F wird eh viel rotiert, und seit die Mannschaft nach Erfahrung aufgeteilt wurde, gibts in der 1. auch keine Schwächeren mehr, da spielen alle auf ähnlichem Niveau. Dadurch dass es keinen Superstar oder Supertorjäger in der Mannschaft gibt, wird die Stürmerposition auch nicht so hoch bewertet. Ich glaube, in der letzten Saison haben eigentlich alle ein Tor geschossen. Eine Kapitänsbinde gibt es nicht. Die Kinder haben ihre Stammnummern, aber das hat nichts mit Position zu tun. Mein Sohn hat z.B. die 9 und spielt eigentlich am liebsten Verteidiger.


    In den gemischten Abschlussspielen (wie gesagt, Spieler machen die Positionen unter sich aus) kommt es aber doch mal vor, dass die Unerfahrenen nach hinten gestellt werden und mein Sohn ins Mittelfeld geht. Oder dass er seinen unerfahrenen Nebenmann herumdirigiert, dass sieht dann lustig aus. Zum Mannschaftskapitän fehlt ihm das soziale Standing in der Trainingsgruppe (andere Schule, Zweitklässler vs Dritt- und Viertklässler) und auch der Ehrgeiz, aber Abwehrchef funktioniert schon ;)


    Noch ein schönes (nicht wortwörtlich wiedergegebenes) Zitat von meinem Sohn nach einem 3-0 im Abschlussspiel: "Es war wichtig, dass ich so gut verteidigt habe, sonst hätten die anderen ein Tor geschossen, und dann hätte unsere Mannschaft den Mut verloren und die andere Mannschaft hätte sich mehr angestrengt und dann hätten wir verloren." Das ist Selbstmotivation!

  • Noch ein schönes (nicht wortwörtlich wiedergegebenes) Zitat von meinem Sohn nach einem 3-0 im Abschlussspiel: "Es war wichtig, dass ich so gut verteidigt habe, sonst hätten die anderen ein Tor geschossen, und dann hätte unsere Mannschaft den Mut verloren und die andere Mannschaft hätte sich mehr angestrengt und dann hätten wir verloren." Das ist Selbstmotivation!

    So ein Satz sagt ein F-Jugend Spieler ?