Spiel nicht den Helden, wenn du im Strafraum gefoult wirst

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
    • Offizieller Beitrag

    Am Wochenende habe ich im Buch "Fußball-IQ - Dinge, die clevere Spieler tun" gelesen. Es gibt im Buch auch Aussagen, da bin ich als "Fair-Play-Freak" skeptisch und hoffe, die Leser gehen damit richtig um.


    Ein Beispiel (Seite 87, Elfmeter rausholen):


    .... Spiel nicht den Helden, wenn du im Strafraum gefoult wirst - geh zu Boden, was dein Körper ohnehin will. Warum dagegen ankämpfen? Während du um dein Gleichgewicht ringst, hat sich deine Chance vielleicht erledigt. Lass dich fallen und freue dich über den Elfmeter.

    Hinweis für den Trainer:

    Ich würde meinen Spielerinnen niemals beibringen, einen Kontakt vorzutäuschen, Wenn es keinen gab und Sie sollten das auch nicht tun. Andererseits stehen Sie auch keinem Wohltätigkeitsverein vor. Ihre Mannschaft sollte jeden Elfmeter, der ihr nach Regeln zusteht, auch bekommen. Dieses Kapitel bietet den Anlass für eine lohnende Diskussion mit den Angreifern und der Tag, an dem Ihnen dieses Gespräch einen Sieg einbringt, wird kommen.


    Was haltet ihr eigentlich von dieser Aussage?
    Wenn ein Trainer dies seinen Spielern so formuliert, verpackt er die Aufforderung Elfmeter zu schinden dann nicht nur "regelgerecht" und spricht sich damit von jeder Schuld frei. Darf er das?
    Oder ... darf man das so erst ab einer bestimmten Altersklasse formulieren?





    Aus dem Buch "Fußball-IQ - Dinge, die clevere Spieler tun" - Für Spieler und Trainer

  • Für mich auch sehr zwiespältig. Am sympathischsten sind mir die Spieler, die trotz Foul auf den Beinen bleiben und weiter spielen. Aber die Schiris pfeifen dann meist nicht, zumal im Amateur/Jugendbereich. Insofern habe ich Verständnis für die, die fallen und so dem Schiri eindeutig anzeigen, dass da ein Foul war. Es ist dann halt ein schmaler Grat zur Schwalbe (Grüße an B.Hölzenbein, A.Möller und A.Robben ). Um da auf der "sicheren" Seite zu sein, würde ich meinen Spielern wohl eher nicht empfehlen zu fallen, wenn sie es vermeiden können.


    Grüße
    Oliver

  • @Uwe


    Das Thema paßt ganz gut zum gestrigen EM-Quali-Spiel! Hier gab es 3 elfmeterreife Situationen. Aber nur Einer wurde auch gepfiffen.


    Die Frage nach einem "fairen Foul" ("taktisches Foul") fordert selbstverständlich auch die Frage, ob man ein Foul vortäuschen ("Schwalbe") darf?


    Wenn man zur Erkenntnis gelangt, dass ein Foul mal von Nutzen und mal zum Schaden mit zum Fussball gehört, dann zieht schließlich auch der Schiedsrichter seine Daseinsberechtigung aus der "gewollten Unfairness"?


    Aber wie sieht es mit der Ethik eines Fouls aus? Ist nicht schließlich ein Foul (Schwalbe), bei der sich niemand verletzt besser, als wenn der Verletzte schwer verwundet vom Platz getragen werden muß? Aber wird nicht gleichzeitig sehr viel intensiver über ein Strafraumschwalbe diskutiert, weil sie spielentscheidend war, während der verletzte Spieler durch einen Anderen sofort ersetzt wurde und man es bei "gute Besserung" beläßt?


    Verdrängen wir beim Gedanken an die Grenzen der Fairness nicht ganz bewußt einen Teil der Fragen, um je nach Bedarf dem Gegner unfaires Verhalten vorzuwerfen, während das Verhalten der eignenen Mannschaft sie lediglich auf ein paar Kavaliersdelike reduziert?


    Also ich finde das Thema sehr spannend!

  • Fair geht vor... Die Jungs sehen schon genug Scheisse im TV. angefangen von Zeitspiel, Bälle weg werfen und nochn Haufen weiterer Dinge die leider übernommen werden.. Ich versuche da klar gegen zu steuern... Foul ist Foul das soll ja auch so bleiben aber durch eine Schwalbe o.ä ein Tor oder Sieg zu erschleichen kann für die Entwicklung nicht gut sein.. Und da sind wir Trainer für verantwortlich den Jungs den Unterschied zwischen Richtig und Falsch bei zu bringen da natürlich das eine oder andere Elternteil das evtl. nicht so ganz unterstüzt macht die Sache nicht einfacher für uns...

  • Es geht aber ja nicht um Schwalben (ich denke, dass da keine Diskussion notwendig ist). Sondern es geht um das Verhalten nach Fouls: Soll sich der Angreifer fallen lassen oder soll er alles tun, um auf den Beinen zu bleiben? Ich bin immer noch unentschieden, denn für beide Positionen gibt es gute Argumente...


    Was ich mir aber wünsche: Dass die Schiris den Mut haben, ein Foul zu pfeifen, auch wenn der Angreifer NICHT fällt. Es reicht ja oft schon, aus dem Tritt zu kommen, damit die Torchance zunichte gemacht wird. Dieses "Das ist zwar Foul, aber es reicht nicht für einen Elfer", darf es eigentlich gar nicht geben.


    Grüße
    Oliver

  • Ich finde die Einstellung hochgradig bedenklich, aber sie ist weit verbreitet. Wie oft hört man als Rechtfertigung für den Strafstoßpfiff die Worte: "der Kontakt war da." Ja, meine Herren, ist denn aber im Fußball jeder Kontakt verboten? Unfug. Genauso sind ja aber, zumindest soweit ich weiß, beabsichtigte, jedoch nicht vollendete Fouls auch strafwürdig. Das führt die Begründung mit dem Kontakt noch weiter ad absurdum. Versteht mich aber nicht so, dass ich finde, die Weicheier sollen sich nicht so anstellen und es sollte nie einen Strafstoß geben. Nein, da sollte genauso gepfiffen werden wie an jeder anderen Stelle des Platzes. Und die Angreifer sollten sich dort eben auch genauso verhalten wie anderswo, oder zumindest ähnlich. Sie sollen dort ebensowenig versuchen, auf Teufel komm raus auf den Beinen zu bleiben, sollten dort aber eben auch nicht schneller fallen. Ist doch komisch, dass es Leute gibt, die im Strafraum viel mehr mit ihrem Gleichgewicht zu kämpfen haben und die dort viel empfindlicher auf Impulse reagieren als außerhalb...

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • @tobn


    Ja, natürlich sollen sie zur Fairness erzogen werden! Aber wie? Erinnere mich da an einen Fall im Finale eines großen Turniers in der E-Jugend. Der Schiedsrichter pfeift einen Strafstoß. Der hingefallene Angreifer geht zum Schiri und sagt ihm, er sei ohne gegnerische Berühung aus dem Gleichgewicht gelangt. Sein Gegenspieler habe nichts unfaires gemacht. Der Schiri korrigiert darauf seine Elfmeter-Entscheidung. Das Spiel geht schließlich 0 : 1 verloren. Der Junge bekommt ein besonderes Lob vom Veranstalter. Ferner wird er im Zeitungsbericht als Beispiel besonderer Fairness namentlich gewürdigt. Nicht in die Öffentlichkeit gelangte jedoch die verbale Häme des Gegners sowie die Aussage seines Trainers, wonach der Junge durch seine Dummheit die Final-Niederlage eingeleitet hätte.


    Dieser Junge ist mitlerweile zu einem hervorragenden Trainer im Leistungsfussball herangereift und pfeift Spiele von regionaler Bedeutung. Er ist seiner Weise von Fairness treu geblieben! Leider ist er die Ausnahme!

  • Es gibt schon Momente, in denen es grenzwertig ist: Im Spiel meines Sohnes (E-Jugend) am Wochenende gab es folgende Situation. Ein Spieler seiner Mannschaft (sehr schnell) geht mit vollem Speed in Richtung gegnerischen Strafraum, als er gerade drin ist, versucht der letzte verbliebene Abwehrspieler von der Seite zu grätschen, kommt aber für den Ball zu spät, der Stürmer hätte ohne die Grätsche eine 100%-tige Torchance gehabt. Was macht er, er springt geistesgegenwärtig über das Bein des Abwehrspielers, verliert dabei an Tempo, kommt leicht aus dem Tritt, und dadurch ist der Torwart einen Tick eher am Ball und kann ihn wegschlagen. Natürlich gab es keinen Elfmeter, es gab ja nicht mal eine Berührung. Trotzdem wurde durch das Grätschen der Angreifer klar benachteiligt, und daß es in einer solchen Situation Spieler gibt, die das Foul dankend annehmen und nicht drüberspringen, kann ich nachvollziehen. Viele Spieler hätten es in der Situation gar nicht geschafft, dem Abwehrspieler noch auszuweichen, so wurde der Stürmer letztendlich dafür bestaft, daß er - vereinfacht gesagt - für sein Alter außergewöhnlich gut reagiert hat.

  • Ich halte es auch für bedenklich. Allerdings bin ich gerade mal wieder nicht so sicher, ob das durchzuhalten ist, sich im Fußball dauerhaft vernünftig zu verhalten. Ich schreie nicht von draußen rein, bei der anderen Mannschaft schreien zwei Trainer permanent ins Spiel rein und vor allem in Richtung Schiedsrichter und der gibt dann einen lachhaften Elfmeter. Meine Spieler machen kein Theater, wenn sie mal gefoult werden, Spieler anderer Mannschaften schon - meine Mannschaft sieht eher gelbe Karten oder wird verwarnt. Meine Mannschaft fällt nicht bei jeder Berührung, die mancher anderer Mannschaften schon und der Schiri pfeift, wenn der Spieler fällt, ansonsten nicht, auch wenn der Ball weg ist. Ich halte dennoch eine andere Spielweise für richtig; man muss sich aber dessen bewusst sein, dass man sich damit gegenüber Mannschaften, die anders agieren, teils massive Nachteile verschafft.

  • fak: Deine Beschreibung ist leider zu 100% korrekt und irgendwo auch logisch.
    Wenn niemand sich beschwert wird dem Schiri suggeriert, dass er alles richtig gemacht hat, durch das Beschweren wird er unsicher und hinterfragt seine Entscheidung, vllt hat er es auch gar nicht 100% sehen können und war sich sogar vorher schon unsicher, diesen gedachten Nachteil versucht er später im Spiel weder auszugleichen..


    Aber ich habe auch die folgende Erfahrung gemacht: Durch das Meckern auf den Schiri wird die meckernde Mannschaft komplett durcheinandergebracht, weil sie sich mehr auf den Schiri konzentrieren, als auf sich selbst. Meistens sieht man das ihrem Spiel deutlich an und meine Mannschaft, die komplett auf sich fokussiert bleibt hat es leichter.
    Deshalb kann ich damit leben, wenn der Schiri etwas gegen uns pfeifft, da brauch ich mich gar nicht erst zum Affen zu machen, dass würde eh niemanden helfen.


    Interessanterweise hatte ich erst vor kurzem ein Gespräch mit einer Mutter, die sich bei mir beklagt hatte, dass es doch Mist ist, wenn der gegnerische Trainer immer so laut wird, da ist doch gar keine gute Atmosphäre für die Kinder geschaffen, da konnt ich ihr natürlich komplett zustimmen :D Aber das nur am Rande


    Zum Thema noch etwas: Auf Profiniveau macht es schon einen intelligenten Spieler aus, dass e ein Foul annimmt, wenn er eh keine Chance auf den Ball hat. Da hat man dann wohl auch einen eher mit wenig Fußball-IQ ausgestatteten Gegenspieler, der im Strafraum zum gefährlichen Tackling ansetzt..

  • interessantes Thema, aber hier gibt es viele Betrachtungsmöglichkeiten und der "Pfiff" ist ja immer eine Entscheidung die in Bruchteil von Sekunden gefällt werden muss, der Schieri und wir an der Seitenlinie haben keine 10fache Wiederholung aus verschiedenen Blickwinkeln und 10facher Vergrößerung nur um zu sehen ob eventuel der Hauch einer Berührung da war.


    Letztens wurde mein Stürmer im Alleingang auf das Tor durch den "letzten Mann" energisch von hinten von den Beinen geholt- Klare Notbremse rot -großes Theater auf der anderen Trainerbank - letztendlich aber sowas von glasklar.


    Auf der anderen Seite habe ich auch oft das meine Jungs gerempelt,geschubst und getreten werden - sie aber weiterspielen und sich erst hinterher aufregen. Ja was will man da machen, der Schieri steht ja auch nicht immer daneben und teilweise würde er erst einen Kontakt sehen wenn auch wirklich jemand fällt. Ein schwierige Entscheidung, ich konnte mich bis jetzt auch noch nicht durchringen den Jungs zusagen dann lasst euch halt fallen damit der Schieri was sieht. Gerade weil es dann bis zur Schwalbe kein weiter weg mehr ist.

  • Ich finde die Einstellung hochgradig bedenklich, aber sie ist weit verbreitet. Wie oft hört man als Rechtfertigung für den Strafstoßpfiff die Worte: "der Kontakt war da."

    ärgerte er sich über Spieler, die insbesondere im Strafraum zu schnell fallen. "Wenn ich manchmal höre: Das ist ein Elfmeter, es gab einen Kontakt - da stellen sich bei mir die Nackenhaare auf", sagte Fandel.

    Ist @tobn = Fandel 8o ?!?


    Aber im Ernst: Die Grenze zur Schwalbe wird leicht überschritten, schon deshalb würde ich keinem Spieler zum bewussten Fallen raten, wenn er die Chance hat, auf den Beinen zu bleiben. Aber das von @coulibaly, @d-rose1 und @fak beschriebene Problem existiert halt: Wer meckert, bewegt den Schiri in seine Richtung. Wer fällt. kriegt eher das Foul gepfiffen als der, der nicht fällt. Das verlangt schon einiges an Rückrat, diese Nachteile einfach hinzunehmen.


    Grüße
    Oliver

  • @Don


    So ist es leider! Wer das Maul aufmacht, der bekommt eine Belohnung! Denn weil Schiedsrichter auch nur Menschen sind, möchten auch sie den Weg des geringsten Widerstands gehen. Selbst im Profibereich wird vor entscheidenden Spielen die Stimmung so angeheizt, als des der Schiedsrichter möglichst keinen Fehler machen will. Schließlich gehts um Millionen. Wer aber Angst vor Fehlern hat, der macht sie erst recht!


    Was wollen wir also: wollen wir kleine Egoisten, die wird durch Übertreibung (z.B. fallen lassen, um einen Elfmeter zu schinden), um schließlich die geschickte Lüge als Cleverness zu bezeichnen? Aber dann sollten wir uns nicht wundern, wenn wir bei dieser Art der Erziehung selbst zu Opfern der Lügen unserer Kinder werden?


    Gibt es eine Alternative zur "Ellenbogen-Gesellschaft", bei der schon der Zweibeste (Verlierer des 1 vs 1) nichts wert ist? Oder dürfen sich Kinder bei der Ausübung ihres Hobbies so fühlen, wie sie am liebsten sind. Verspielt und mit einem hohen Maß an Gerechtigkeitsempfinden ausgestattet.

  • Das Ganze ist halt ein Problem kollektiven Handelns. Wenn alle sich an die für alle wünschenswerte Vorgehensweise halten würden, wäre es für alle am besten. Tun es aber viele oder manche und einzelne halten sich nicht dran, dann haben die in der Regel einen Vorteil. Ich finde es halt schwierig, die Entscheidung diesbezüglich für andere mitzutreffen. Wir sind mit unseren Jungs enorm auf Fairplay gegangen in den unteren Jugenden. Inzwischen weichen wir stellenweise ein wenig davon ab, weil wir das Gefühl hatten, sie zu Opfern zu erziehen auf dem Fußballplatz mehr oder weniger. Mir geht zum Beispiel das Geschrei bei jeder Körperberührung auf dem Platz tierisch auf den Sack, aber wenn die Schiedsrichter nur dann pfeifen brüllen unsere Spieler halt dann jetzt je nach Gegner und Spiel wie am Spieß, wenn sie getroffen werden. Und schon wird erstens gepfiffen und werden zweitens auch mal persönliche Strafen ausgesprochen. Es geht mir total auf die Nerven, aber der Unterschied ist dabei so massiv, dass man bei einigen Schiedsrichtern und Gegnern nicht drauf verzichten sollte. Das Problem mit der Beeinflussung von Schiedsrichtern habe ich, das hatte ich glaube ich in einer anderen Diskussion auch schon mal erwähnt, für mich so gelöst, dass ich von außen durchaus ab und zu, aber in sachlichem Ton, Schiedsrichterentscheidungen kommentiere ("das ist Foul"), dass die Spieler aber von mir deutlich dazu angehalten sind, das nicht zu tun, sondern sich auf das Spiel zu konzentrieren. Damit fahre ich eigentlich in der Regel ganz gut.

  • @fak


    Genau aus den von dir geschiderten Problemen heraus ist ja die Fairplay-Liga entstanden. Weil auch auf Tabellen verzichtet wird, ist der Leistungsdruck aller Beteiligten genommen und man könnte tiefenentspannt Fussball spielen.


    In meinen Anfangsjahren hab ich auch auf Schiedsrichter geschimpft. Ich mußte viel Geduld mit mir haben, bis ich schließlich zur Erkenntnis gelang, dass es sehr viel besser ist, sein Team so gut zu trainieren, dass es dank seiner Überlegenheit gar kein unfaires Spiel (dazu zähle ich auch jegliches übertriebene Gehabe beim gegnerischen Foul) nötig habe.


    Schauspielen mag ich allenfalls auf der Bühne, aber nicht auf dem Rasen.


    OT
    Deshalb habe ich mich am Sonntag tierisch über den weltbesten Torwart aufgeregt. Denn statt den Distanzschuß sicher zu fangen, lenkte er den Ball zur Ecke. Statt den in den 5-er Raum getretenen Eckball zu fangen, klebte er auf der Linie. Den Abpraller nach dem vermeintlich geklärten Kopfball konnte er selbstverständlich nicht halten. Von mir aus hätte der Keeper beim Stand von 5 : 0 so eine Show machen können. Aber nicht, wenn man um die Teilnahme zur EM noch bangen muß! Soviel zum Thema: falsche Vorbilder!

  • @fak


    Genau aus den von dir geschiderten Problemen heraus ist ja die Fairplay-Liga entstanden. Weil auch auf Tabellen verzichtet wird, ist der Leistungsdruck aller Beteiligten genommen und man könnte tiefenentspannt Fussball spielen.

    Ich weiß nicht, inwiefern das unbedingt was mit Leistungsdruck zu tun hat. Wenn meine Mannschaft ständig gefoult wird, dann sollte das auch mal Konsequenzen haben, sonst geht's nämlich ständig so weiter. Wenn der Schiedsrichter das ohne Hinweise darauf nicht hinbekommt, dann weise ich ihn halt in einer einigermaßen zivilen Form darauf hin.


    So weit es aber um Leistungsdenken geht ist es ja schön, wenn du jede Mannschaft so trainieren kannst, dass sie selbst bei Benachteiligungen oder unfair spielenden Mannschaften fair gewinnt. Ich kann das nicht. Deswegen bleibt's ein Spagat zwischen Fairplay als Grundhaltung und gleichzeitig einem gewissen - ich würde sagen - Realismus, was dessen Umsetzung anbelangt.

  • Hm, ich sehe die Aussage des Buches eigentlich völlig unproblematisch. Es geht ja nicht darum, sich auf jeden Fall bei jeder kleinsten Berührung fallen zu lassen. Sondern darum, nicht mit aller Gewalt auf den Beinen bleiben zu wollen. Wird ein Spieler so gefoult, dass er fällt, dann fällt er eben. Dann ist es halt so, dass der Gegenspieler einen Elfmeter verursacht hat. Wo liegt der Sinn, um jeden Preis auf den Beinen zu bleiben und da herumzustolpern, nur am dann vielleicht doch zu fallen? Es ist doch nicht der Fehler des Angreifers, wenn er fällt. Sondern der des gegnerischen Spielers, der ihn zum Fallen gebracht hat.


    Im Grunde reden wir hier ja von einer ganz normalen körperlichen Reaktion, die durch Einflüsse von außen aus den Fugen gerät. Welches Kind denkt schon - außerhalb des Vereinssports - darüber nach, ob es fallen 'darf'? Entweder es passiert oder eben nicht.


    Das wird ja langsam zu einer eigenen Wissenschaft. Wenn ich auch so manche Schwalbenentscheidung sehe, denke ich mir, das kann ja wohl nicht sein. Natürlich ist nicht jede Berührung ein Elfmeter. Aber es ist ja auch menschlich aus dem Gleichgewicht zu kommen, was soll der Stürmer dann machen? Sich in aller Form entschuldigen? Ich rede jetzt natürlich von 'normalem' Fallen und nicht von theatralischem Fliegen und einer unberechtigten Forderung nach einem Elfmeter.

  • Ja, @Dornpunzel, wenn man aufgrund der Berührung fällt, dann fällt man, das sehe ich wie du -- ich würde auch nicht sagen, dass ein Spieler versuchen muss, unbedingt noch auf den Beinen zu bleiben. Und natürlich hat auch @fak damit Recht, dass ein fallender Spieler ein deutlicher Hinweis an den Schiri, der vielleicht ja auch nicht optimal steht oder dessen Sicht nicht ganz frei ist, darauf ist, dass da etwas passiert sein könnte, das nicht den Regeln entspricht. Umgekehrt hat er natürlich, wenn der Gefoulte auf den Beinen bleibt und sich auch nicht verbal meldet, keine Möglichkeit dazu, zu erkennen, dass es ein Foul gab, wenn ihm die Sicht versperrt ist. Die Anwesenheit weiterer Unparteiischer, also neutraler Linienrichter, dürfte die Situation verbessern. Aber ganz auszuschließen sind übersehene Fouls ebensowenig wie unberechtigte Pfiffe.


    Wogegen ich aber schon etwas habe ist, wenn ein Stürmer bei nahezu jeglicher Berührung im Strafraum zu Boden geht. Nicht jeder Kontakt ist ein Foul. Umgekehrt könnte und sollte man für die oben geschilderte Situation der hoffnungslosen Grätsche im Strafraum, bei der der Angreifer dem Kontakt, der ihn unweigerlich zu Fall gebracht hätte, noch ausweichen, aber dadurch den Ball nicht mehr erreichen konnte konnte, auf Strafstoß entscheiden.


    Ich finde, man sollte seinen Spielern vermitteln, dass sie zwar keine Frei- oder Strafstöße schinden sollen, sich aber, wenn man es mit einem Schiri mit eingeschränkter Wahrnehmung zu tun hat, durchaus bemerkbar machen sollte.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Dornpunzel


    Wenn du das für dich so eindeutig siehst, dann schau dir doch bitte mal ein Spiel einer Seniorenmannschaft und einer Frauenmannschaft an! Natürlich kommt es auch in der Frauenmannschaft zu Fouls, bei der die Gefoulte mal hinfällt und mal nur stolpert. Jedoch wirst du dort normalerweise keine Schwalben sehen.


    Denn die Schwalben sind nicht durch die Schiedsrichter gekommen. Die Schwalben werden aus falschem Fairness-Vorstellungen von den männlichen Spielern gemacht. Ein Trainer, der seinen Spielern sagt: wenn du einen Elfmeter willst, dann mußt du dich auch fallen lassen, will das Problem nur auf den Schiedsrichter abschieben, der nach seiner Meinung bei der Beurteilung keine Fehler machen darf.


    Wenn wir uns und unseren Teams jedoch Fehler zugestehen, warum dürfen dann nicht auch Schiedsrichter Fehler machen? Deshalb finde ich die Bemerkung: man wäre ein Held, wenn man sich nicht fallen läßt, auch nicht zielführend. Man ist weder ein Held, wenn man sich fallen läßt, noch ist man ein Held, wenn man auf den Beinen bleibt. Man ist vielleicht gefoult worden! Vielleicht hat es der Schiedsrichter richtig gesehen, vielleicht aber auch nicht? Aber auch er kann durch diese Aussage nicht zum Held werden, egal ob er das Foul pfeift oder nicht! Denkt mal drüber nach!

  • Gut, aus dem Blickwinkel habe ich es jetzt nicht gesehen. Für mich heißt:


    .... Spiel nicht den Helden, wenn du im Strafraum gefoult wirst - geh zu Boden, was dein Körper ohnehin will. Warum dagegen ankämpfen? Während du um dein Gleichgewicht ringst, hat sich deine Chance vielleicht erledigt. Lass dich fallen und freue dich über den Elfmeter.



    einfach nur, dass der Spieler nicht auf jeden Fall versuchen soll, irgendwie auf den Beinen zu bleiben. Denn wenn er so gefoult wurde, dass er fallen würde, würde er nicht alles tun, um das zu verhindern, steht der Mannschaft der Elfer doch auch zu.


    Dass es die Schiedsrichter nicht leicht haben, ist unbestritten. Ich würde den Job für Geld und gute Worte nicht machen wollen. Natürlich entstehen viele Drucksituationen erst von außen, das geht den Spielern - egal welcher Altersklasse - nicht anders. Das meinte ich ja, als ich schrieb, dass kein Kind in einer 'normalen' Spielsituation darüber nachdenkt, 'soll' ich fallen oder nicht. Wobei ich gerne zugebe, dass ich in dieser Hinsicht nicht die Objektivität in Person bin, da meine Jungs beide offensiv spielen und der Große diese Saison schon zwei gelbe Karten wegen 'Schwalbe' bekommen hat. Beide Male ist er über seine eigenen Füße gestolpert (er ist fast 1,80m und ja, ist noch ein bisschen schwierig). Er hat sofort wieder gestanden und mit keinem Wort einen Elfer gefordet, hat dem Schiedsrichter auch gesagt, dass er ohne Fremdeinwirkung gefallen ist, bekam aber gelb. Sowas kann ich halt nicht wirklich nachvollziehen.