U17 Konzept des DFB

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  • Klar gibt es keine Patentrezepte, wie man dem RAE-Effekt wirksam begegnen kann. Es vermischen sich hier jedoch Probleme miteinander, so das die Mehrzahl der Jugendtrainer nach wie vor lieber sofort gewinnen, statt über den gesamten Jugendzeitraum ausbilden möchte. Auch werden sie in den Medien nach ihren Ergebnissen in Form von Meisterschaften gemessen. Nirgendwo findet man z.B. eine Auflistung darüber, welcher Jugendtrainer besonders erfolgreich bei der Ausbildung von Talenten war! Man interessiert sich für die wichtigsten Inhalte der Talentförderung nicht, sondern läßt es einfach via Hackordnung regeln.


    Überhaupt ist es schwierig Vergleiche anzustellen, denn dafür wandelt sich der Fussball viel zu schnell und interagiert mit ständig neuen Ideen und Philosophien. So ist es fast ausgeschlossen zu Aussagen zu gelangen, die nicht schon nach 1 - 2 Jahren wieder überholt sind. Wissenschaftliche Untersuchungen befinden sich ebenfalls in der "Halbwertzeit" ihrer Aussagen begründenden Analysen.


    Wenn es aber weder der Geburtsort noch das Geburtsdatum ist, was ein signifikantes Merkmal für besondere Talenteigenschaften ergibt, warum sind es nach wie vor bestimmte Lebensläufe, die sich eher durchsetzen, währenddessen andere schon sehr früh im Leistungsfussball enden? Warum widersprechen diese dem genormten Bild bzw. warum gewinnt man keine Erkenntnisse daraus, das man sich sehr viel häufiger irrt, als man zugibt?


    Will man den RAE-Effekt wirksam bekämpfen, so muß man schon sehr früh umdenken und dieses Konzept über den gesamten Jugendzeitraum kontrollieren. Nur so kann man zu Aussagen gelangen, die man mit früheren Methoden (in denen Kinder aus den ersten Geburtsmonaten favorisiert wurden) vergleichen.


    Das, was es besonders schwierig macht, ist die fehlende Breite in der obersten Talentstufe des Jahrgangs. Denn fehlt es an Vergleichsmöglichkeit, so fehlt es auch an den Entscheidungsvariablen.


    Wie schon gesagt: Patentlösungen gibt es nicht. Was mir besonders gut gefällt ist, dass man in Nachbarländern auf andere Konzepte trifft, in der ein Trainerteam über die Aufnahme von neuen Talenten, die über einen Zeitraum besonders gründlich getestet wurden, entscheidet. Hier interessiert man sich nicht nur für das, was das Talent bereits kann (weil es das über gute Heimattrainer gelernt hat), sondern insbesondere für das, was es wie schnell im Messzeitraum (gemeinsam mit den anderen Talenten) gelernt hat. Weil man auch dort erkannt hat, dass eine Erfolgsprognose erst später möglich ist, bildet man zunächst in der Breite (alle Positionen) und dann in der Tiefe (Positionen aufgrund von besonderer Eignung) aus.


    Eine fürsorgliche Ausbildung muß sich mit Leistungsschwankungen konfrontieren und dafür Lösungen haben. Wenn z.B. die Schule dem Kind 8 - 9 Jahre zum Abitur gibt, warum muß es denn schon nach 1 - 2 Saison wieder rausgeworfen werden, nur weil es aufgrund von Umständen, die nicht einmal etwas mit dem Fussball zu tun haben müssen, rausgeworfen wird! Schaut man sich einmal die Vita von U 19 Spielern an, so erkennt man, dass die wenigsten in diesem Verein aufgewachsen sind, sondern bereits eine Reihe von Vereinen hinter sich haben und dort teilweise Enttäuschungen verarbeiten mußten.


    Welche Nachteile Kinder aus späten Geburtsmonaten haben, dass wissen wir schon ziemlich genau.


    Je gravierender die kurzfristigen Vorteile aufgrund physischer Vorteile der in den ersten Monaten geborenen Kinder, je deutlicher schlägt es sich in der Bevorzugung durch ihre Trainer aus! Erst im Alter der A-Jugend gibt es kaum noch Vorteile aufgrund des früheren Geburtsmonats, weshalb einige Vereine sogar auf eine U 18 verzichten wollen. Aber bis dahin sind schon eine Reihe von hochveranlagten Talenten aus späteren Geburtsmonaten deshalb durch durchs Raster gefallen, weil sie schon bei ihren Vorgängern aussortiert wurden.


    Wir müssen ihnen Chancen einräumen, indem wir dies bei der Talentbeurteilung berücksichtigen, damit er sich neutral verhält. Chancengleichheit ist das oberste Prinzip des Sports, weshalb sich alle daran messen müssen.


    Wie halten wir es denn mit der Fairness? Auf den zweiten Blick schon das nächste Problem. So werden die Fairness-Sieger im Wettbewerb häufig belächelt, weil sie die unteren Ränge einnehmen, während die Teams im oberen Tabellendrittel in der Kategorie Fairness meist sehr schlecht abschneiden.


    Gerade die Trainer der obersten Elite tragen hierbei besondere Verantwortung! Ich stelle hingegen fest, dass hierbei gerne der Eine den Schwarzen Peter an den Anderen weitergibt.


    Solange über die weitere Verwendung von Trainern wie Spielern Menschen entscheiden, die zu den vorgenannten Themenkomplexen eher Lippenbekenntnisse abgeben (vermutlich weil es sie nicht ernsthaft interessiert, aus welchen Gründen es jemand bis ganz nach oben geschafft hat) und man sich mit guten Ergebnissen zufrieden gibt, man sich notfalls mit im Ausland gut ausgebildeten (und eingedeutschen) Spielern versorgt, wird sich kaum etwas ändern.

  • Ich wollte mein erstes Posting nochmal anhand der Beobachtungen erläutern, die ich bei den Spielen meines Ältesten in dieser Saison gemacht habe. Das ist eine C auf Bezirksebene. Gemischter Jahrgang, aber prozentual deutlich mehr jüngerer Jahrgang. Sie spielen mit wenigen Ausnahmen gegen Mannschaften, die im Gegenzug dazu mit hauptsächlich Jahrgangsälteren spielen. Teilweise sehen Jungs davon wie B-Jugend aus. Trotzdem sind sie im oberen Tabellendrittel. Es muss allerdings dazu gesagt werden, dass einige Spieler ehemalige bzw. aktive Stützpunktspieler sind und von anderen Vereinen geholt wurden. Es geht mir eher um die Spiel- bzw. Verhaltensweise der Jüngeren. Die Stellen sehr oft geschickt die Räume zu und so kommt es gar nicht zum Abspiel in ihren Bereich. Ob dies bei einer Sichtung tatsächlich von einem Sichter registriert und ( noch viel wichtiger ) entsprechend gewichtet wird, stelle ich mal in den Raum.


    Noch deutlicher wird es bei Ballbesitz. Wenn sie den Ball haben, spielen sie relativ schnell einen Pass. Und der kommt zu einem hohen Prozentsatz auch an. Fragt man sie nach dem Spiel warum sie nicht mal mutig ins Dribbling gehen, kommt die Antwort: Gegen die Kanten hab ich kaum eine Chance. Ich schau schon nach Anspielstationen bevor ich den Ball hab und biete mich dann wieder an. So gehe ich dem Zweikampf aus dem Weg. Blöd ist nur wenn man sich tierisch oft freiläuft und den Ball dann nicht wiederbekommt.


    Ist dies in diesem Fall "Kein Mut" "kein Durchsetzungsvermögen" oder eher selbsterlernte Spielintelligenz ? Und wird die gesehen/bewertet ? Ich würde behaupten in den meisten. Fällen nicht. Vom technischen wären sie in der Lage zu dribbeln, machen es aber ganz bewusst nicht.
    Der körperliche Nachteil wächst sich in den meisten Fällen später raus und dann habe ich einen Spieler, der über eigenständig erlernte ( und damit nachhaltige ) Spielintelligenz Situationen löst, technisch versiert ist und nun sich auch körperlich durchsetzen kann.


    Zuvor fällt er aber durchs Raster, weil die augenscheinlicheren ( und damit eher wahrgenommenen ) Aktionen in unmittelbarer Ballnähe bewertet/gesichtet werden. Und hier sind eben die körperlich präsenteren Spieler auffälliger.


    Ich denke schon das auch später geborene Soieler eines jüngeren Jahrganges in Auswahlmannschaften eher zu sehen wären / eine Chance bekämen, wenn diese ballfernen Verhaltensweisen eine entsprechende Gewichtung bekämen. Sozusagen der Grundcharakter ( mir fällt kein besseres Wort ein ) eines Spielers in allen Spielsituationen.


    Kann es nicht besser beschreiben was ich meine. Der Fokus scheint zu sehr auf Aktion ( Schuss, Pass, Zweikampf usw.) zu liegen und zu wenig auf ( beabsichtigtes ) situatives Verhalten. Und da sind die körperlich präsenteren im Vorteil. Zumindest in Jungen Jahren.

  • Ist dies in diesem Fall "Kein Mut" "kein Durchsetzungsvermögen" oder eher selbsterlernte Spielintelligenz ? Und wird die gesehen/bewertet ? Ich würde behaupten in den meisten. Fällen nicht. Vom technischen wären sie in der Lage zu dribbeln, machen es aber ganz bewusst nicht.


    Für externe Beobachter, die die Spieler nicht kennen, ist das natürlich schwer zu beurteilen. Gerade in jüngeren Jahren lernen viele (leider immer noch) eher schnell den Ball abzuspielen bzw. wegzuschlagen und somit auch die Verantwortung für das Spielgeschehen abzugeben. Sichter wollen das wohl eher nicht sehen. Wie unten geschrieben ist der Zweikampf und körperliche Präsenz deutlich wichtiger.


    Kann es nicht besser beschreiben was ich meine. Der Fokus scheint zu sehr auf Aktion ( Schuss, Pass, Zweikampf usw.) zu liegen und zu wenig auf ( beabsichtigtes ) situatives Verhalten. Und da sind die körperlich präsenteren im Vorteil. Zumindest in Jungen Jahren.


    ballfernen Verhaltensweisen eine entsprechende Gewichtung bekämen. Sozusagen der Grundcharakter ( mir fällt kein besseres Wort ein ) eines Spielers in allen Spielsituationen.

    Gute Sichter berücksichtigen das doch hoffentlich?


    Auf der anderen Seite, kann man bei den Spielern, meist mit Ball / am Ball, die Bewegungsfähigkeit / Bewegungsmuster besser erkennen als beim "stumpfen" (Frei-)Laufen. Kurze Ballannahme und -weiterleitung geben einem Sichter auch wenig Zeit zu sehen, was der Spieler für ein Körpergefühl und Bewegungsrepertoire hat. Technisch limitierte und "Bewegungslegastheniker" (mir fällt auf die Schnelle kein besserer Begriff ein, ich denke, ihr wißt was / wen ich meine) die sich körperlich durchsetzen werden wohl auch nicht selektiert. Ein gewissen Bewegungstalent sollte vorhanden sein, beim ( durchaus spielintelligenten) Laufen kann man das weniger erkennen.

  • Das Problem wäre sicherlich mit einer besseren Sichtung zu lösen, wenn derzeit die rein durchsetzungsstarken gewählt und die rein spielintelligenten nicht gewählt werden würden.


    Was kann man aber machen, wenn die gewählten nicht nur durchsetzungsstark sondern auch noch spielintelligent sind. Bringen also alles was die besten kleineren und noch was dazu mit. In einem Land wie Deutschland mit der Masse an Jugendspielern könnte dies ganz gut der Fall sein.


    Da würde eine zweite Auswahlmannschaft/Nationalmannschaft für die zweite Jahreshälfte helfen. Das gibt es auch in einigen anderen Ländern.

  • Wie ihr hier seht http://www.dfb.de/fileadmin/_d…-11_Beobachtungsbogen.pdf finden sich einige der angesprochenen Kriterien schon in dem DFB-Sichtungsbogen wieder.
    Nach meinen Erfahrungen haben die Sichter aber häufig schlichtweg zu viele Spieler zu beobachten. Bspw. bei den Stützpunktturnieren hat ein Sichter pro Spiel manchmal 4-5 Spieler zu beobachten. Wielviele Minuten pro Spieler bleiben dann rein rechnerisch für eine Einschätzung?
    Daher wäre es aus meiner Sicht schon naheliegend, wenn sich in erster Linie auf die technischen Fähigkeiten konzentriert werden würde. Anhand von einigen wenigen Ballaktionen kann man doch schon ein recht verlässliches Bild über die technischen Fähigkeiten bekommen. Hingegen erfordert bspw. das Zustellen von Räumen gewisse Spielsituationen, auf die man vielleicht mehrere Minuten warten muss. Kann mit gut vorstellen, dass nach dem Motto gesichtet wird "Technik müssen die Kinder mitbringen, Taktik bringen wir ihnen bei". Darin könnte die Annahme stecken, dass ein technisch guter Spieler zugleich auch über die Fähigkeit der Aneignung von taktischem Verhalten verfügt (was sicher nicht immer des Fall ist). Oder schlicht und einfach: ein taktisch versierter Stock, bleibt dennoch ein Stock, hingegen wenn ein Techniker taktisch geschult wird, dann kann er es zu etwas bringen.
    Ferner sehe ich schon einen Unterschied, ob ich einen konkrete Spieler sichte oder ob im Rahmen eines Turnieres eine Auswahl gebildet werden soll.
    Ich habe dazu keine Erfahrungen, aber man könnte den Regional- oder Landesauswahltrainer doch ruhig mal einladen, um ein spezielles Kind zu sichten, falls es wirklich gut ist und bislang noch niemandem aufgefallen ist.

  • Immer wieder ein interessantes Thema - besonders auch für Leute wie mich mit zwei Kindern, die in der zweiten Jahrgangshälfte geboren sind ;)


    Thema Nationalmannschaft Herren - da schlägt der Effekt (mit den an Jahresanfang geborenen) erst gerade an, da die ältesten Spieler noch aus der Zeit kommen, in der der Jahrgang in Deutschland zur Jahresmitte begann. Das wurde im Rahmen der Angleichung an FIFA / UEFA geändert.


    Bei allen jüngeren Teams ist es nun einmal so, das die weiter entwickelten Spieler vorangig gesichtet werden.
    Die Trainer wissen sehr genau, das man vom Ergebnis her im Leistungsbereich fast nur erfolgreich sein kann wenn man a) nur Spieler des Altjahrgangs und b) davon noch möglichst viele am Jahresanfang geborene Spieler einsetzt.


    Von allen Lösungsvorschlägen fand ich die bei Newcastle? praktizierte am Besten: an seinem Geburtstag wechselt das Kind das Team. Also mit 13 in die U14 oder mit 14 in die U15 usw.


    Als Eltern sollte man den RAE kennen, um seine Kinder bei Sichtungen vor Enttäuschungen zu bewahren. Meinen Ende November geborenen Sohn würde ich gar nicht zu einer Sichtung schicken. Meine Tochter von Anfang September kann einigermaßen mithalten, ist aber im leistungsorientierten Verein schon die jüngste im Jahrgang und letztes Jahr zusammen mit einem im Dezember geborenen Jungen aus dem DFB Stützpunkt ausgeschieden.


    Bei der Verbandsauswahl reicht es zum Nachrücker. Die älteren Mannschaftskolleginnen sind feste Mitglieder. Aussage der Trainer: noch zu jung.
    Das ist auch so: zumindest die im Januar geborenen sind auch weiter. Das lässt sich ja nicht wegdiskutieren.


    Kleiner Trost: die ganz, ganz starken Supertalente werden vermutlich trotzdem auffallen. Selbst wenn sie kleiner oder jünger sind.

  • Thema Nationalmannschaft Herren - da schlägt der Effekt (mit den an Jahresanfang geborenen) erst gerade an, da die ältesten Spieler noch aus der Zeit kommen, in der der Jahrgang in Deutschland zur Jahresmitte begann. Das wurde im Rahmen der Angleichung an FIFA / UEFA geändert

    @'Stefan
    Genau nach dieser Änderung hatte ich gefragt. Weißt du wann diese Änderung eintrat?
    Es war doch bis dahin so, dass (wie bei der Einschulung auch) ein fixer Termin (1.7. oder 1.8.?) im laufenden Jahr maßgeblich war?!

  • @Grätsche
    Hab es gefunden. Zitat aus der Zeit vom 15.06.2013: "Den Stichtag hat der DFB auf den 1. Januar festgelegt (bis 1997 war es der 1. August)."


    Beim Suchen habe ich noch schöne Beispiele für den RAE im Fussball gefunden:


    • Die Aufstellungen der U19-Junioren-Pokalfinalisten 2011 (Freiburg - Rostock)
      "Betrachtet man die Aufstellungen der Mannschaften, so ist zunächst die Größe der Spieler auffällig. Die Mehrzahl der eingesetzten Akteure weist eine Körpergröße über 180cm auf, bei Rostock sind sogar nur drei Spieler unter 180cm groß. Noch auffälliger jedoch ist, dass nur zwei der 27 Spieler in der zweiten Jahreshälfte (September: 2) geboren sind, dabei sind sogar fast die Hälfte aller Spieler (13 von 27) in den ersten drei Monaten ihres Geburtsjahres (Januar: 5, Februar: 3, März: 5) zur Welt gekommen."
    • DFB U15 Spiel 2013 gegen Südkorea
      "Aus dem 20er Kader gegen Südkorea sind alleine 9 Spieler im Januar geboren! 19 der 20 Spieler sind vor dem 8.7. geboren."
    • Dipl. Sportwiss. Günter Weist stellte im Rahmen der Veranstaltung einige themenrelevante Ergebnisse aus dem Projekt soccersense vor. Unter dem Titel „Entwicklungsverläufe im Nachwuchsfußball – Probleme der Talentbestimmung“ zeigte er anhand der breiten Daten-basis von Spielern der Jahrgänge U12-U19 aus sieben Nachwuchsleistungszentren auf, dass sich bei den Spielern dieser Jahrgänge, Zeiträume von sechs bis zwölf Monaten in puncto Größe, Gewicht und BMI (Body Mass Index) stark auf ihre Leistung auswirken. Zudem stellte er vor, mittels welcher Untersuchungen, die Beziehungen zwischen der Entwicklung der körperlichen Merkmale Größe, Gewicht und BMI und verschiedenen Leistungsparametern der Schnelligkeit untersucht werden. Spannend ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob die körperlichen Entwicklungsverläufe auch einen direkten Einfluss auf die Talentauswahl haben. Verschiedene wissenschaftlichen Studien belegen bereits, dass bei der Talentauswahl ältere Spieler (Geburtsdatum erste Jahreshälfte) präferiert werden. Dabei wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der hohe Stellenwert eines zeitlich begrenzten physischen Vorteils einer systematischen, perspektivisch ausgerichteten Ausbildungsphilosophie widerspricht. Es werden die momentan stärksten Spieler ausgewählt und nicht diejenigen, die perspektivisch am meisten versprechen. Auch die Ergebnisse aus den soccersense-Daten zeigten sehr deutliche Entwicklungssprünge der körperlichen Merkmale innerhalb der Jahrgänge U12-U16. So waren Spieler der Al-tersgruppe U15 durchschnittlich ca. zehn kg schwerer, als Spieler der U14. Diese körperli-chen Veränderungen wirkten sich vornehmlich auf die erfassten Parameter der Schnelligkeit und Technik/Koordination aus, die von der Physis geprägt sind. Der besonders hohe Anteil (circa 80%) älterer Spieler, mit Geburtsmonat in der ersten Jahreshälfte, in den Jahrgängen U12-U16 bestärkt die Annahme, dass die jahrgangsälteren Spieler höhere Chancen haben, in den Kader gewählt zu werden. Eine direkte Beziehung zwischen der Entwicklung körperlicher Merkmale und den erfassten Aspekten der Leistungsfähigkeit war nicht feststellbar.


    Interessant auch ein Artikel unter http://de.fifa.com/mm/Document…y_LowRes_11_de_German.PDF ab Seite 24.
    Das Zitat: "Die Auswirkungen des Relativalters­effekts enden mit 23, 24 Jahren" macht erst klar, das eine Lösung des Problems schwierig ist und sich eben nicht einfach so mit 14, 15 Jahren auswächst.

  • Von allen Lösungsvorschlägen fand ich die bei Newcastle? praktizierte am Besten: an seinem Geburtstag wechselt das Kind das Team. Also mit 13 in die U14 oder mit 14 in die U15 usw.

    Klingt auf den ersten Blick super. Man hat dann aber im Saisonverlauf schwankende Kaderstärken. Wenn's dumm läuft sind dann zu bestimmten Zeitpunkten 4 Torhüter in einem Team, während das Team drunter keinen mehr hat. Aber vielleicht kann man das irgendwie lösen.


    Grüße
    Oliver

  • Das Alter der deutschen Nationalspieler von 2014 bei der Umstellung des Stichtages 1998:
    Neuer: 11/27.03.
    Weidenfeller: 17/06.08.
    Zieler: 8/12.02
    Boateng 9/03.09.
    Durm 5/12.05.
    Großkreutz 9/19.07
    Höwedes 9/29.02
    Hummels 9/16.12.
    Lahm 14/11.11
    Mertesacker 13/29.09.
    Mustafi 5/17.04
    Draxler 4/20.09.
    Ginter 3/19.01
    Götze 5/03.06.
    Kedhira 10/04.04.
    Kramer 6/19.02
    Kroos 7/04.01
    Müller 8/13.09
    Öziul 9/15.10
    Podolski 12/04.06.
    Schürrle 7/06.11.
    Schweinsteiger 13/01.08.
    Klose 19/09.06


    Vom Rae Effekt nach altem Stichtag im Vorteil:
    Weidenfeller, Schweinsteiger, Mertesacker


    Vom Rae Effekt nach altem Stichtag (01.08.) im Nachteil
    Klose, Podolski


    alle anderen würde ich als zu jung einschätzen.


    lasse ich die "alten Säcke" aussen vor komme ich zu folgendem Ergebnis


    Q1:6 Q2:6 Q3: 5 Q4:3


    ich denke das ist sehr ausgeglichen bei der geringen Anzahl an Spielern

  • Jo - und Klose wurde bekanntlich nie gesichtet...


    Unsere U17 steht ja in Bulgarien im Finale - was natürlich absolut zu begrüßen ist.


    Nur ein Spieler im 18er Kader ist in der zweiten Jahreshälfte geboren - am 17. Juli. (Quelle: dfb.de)


    Erfolg ist wohl nur so möglich.


    Nachsatz: Wichtig ist für mich, das man offen damit umgeht die Kinder und Jugendlichen der späten zweiten Jahreshälfte darauf vorbereitet, damit sie vor falschen Hoffnungen und Enttäuschungen bewahrt bleiben.

  • @ Don Quichote:
    Ich denke, das ist bei jeder Änderung der Stichtags zunächst ein Problem. Beim "Geburtstagsprinzip" wäre es natürlich am schwersten. Bei Monats- oder Quartalssystem einfacher.


    In dem von mir weiter oben verlinkten pdf wird ja ein gewisser Altersschnitt der Mannschaft verlangt. Wobei bei unseren LZ dann wahrscheinlich jeweils ein paar Bankdrücker mit Geburtstag Dezember rekrutiert würden. X(

  • Das Zitat: "Die Auswirkungen des Relativalters­effekts enden mit 23, 24 Jahren" macht erst klar, das eine Lösung des Problems schwierig ist und sich eben nicht einfach so mit 14, 15 Jahren auswächst

    Wenn das so ist ist es ja wohl total kontraproduktiv das einige Mannschaften ihre U23 Teams auflösen.

  • Nicht nur die später geborenen Kinder, sondern auch physisch schwache, frühgeborene Kinder und auch Mädchen in Jungenteams leiden unter dem "Darwin-Prinzip", wonach sich der Stärkere immer zuerst durchsetzt. Ob sich später Andere durchsetzen könnten, weil sie sich in dieser Phase weitaus besser entwickeln, danach fragt kaum jemand. Im schlimmsten Fall gibt es eine Jahrgangs-Nachsichtung und dann hat es sich! Um den Rest kann sich der Breitensport kümmern.


    Meistens heißt es: einmal aussortiert - immer aussortiert.

  • Die Auflösung von U23-Mannschaften hat doch nichts mit dem RAE-Effekt zu tun, oder? Ich kann zwar nur für Eintracht Frankfurt sprechen, bzw. für sie nicht wirklich, da habe ich aber die Meldungen rund um die Auflösung der U23 gelesen. Und die Gründe für die Auflösung der U23 sind wohl hauptsächlich wirtschaftliche: die U23 kostet Geld, aber kaum ein Spieler kommt über die U23 in den Bundesligakader. Die Nachwuchsspieler, die es in den Bundesligakader schaffen, kommen direkt aus der U19 dort hinein. Ich vermute, dass diese Überlegungen für einige der anderen "Vereine", die ihre U23 auflösen, letztlich auch der Grund für diese Entscheidung sind. Das Wort Vereine habe ich hier übrigens bewusst in Anführungsstriche gesetzt, denn die wenigsten Bundesligamannschaften laufen ja für einen Verein auf -- ist da der HSV nicht sogar der letzte Mohikaner, was in dessen Umfeld aber auch heiß diskutiert wird. Die meisten Vereine haben die Profimannschaft doch in eine andere Gesellschaftsform ausgelagert, sei es eine GmbH oder eine AG. Da sind die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen dem e.V. und der Profiabteilung wahrscheinlich ganz unterschiedlich gestaltet.


    Zum RAE: Je stärker man sich in den Wettbewerb der U-Mannschaften begibt, desto ausgeprägter dürfte sich der RAE niederschlagen. Zunehmende Selektion bzw. ein immer kleineres Verhältnis von Spielern in der Mannschaft zum Gesamtumfang des Pools, aus dem selektiert werden kann, müsste den RAE eigentlich erhöhen. Insofern dürfte er bei Jugendnationalmannschaften am deutlichsten ausgeprägt sein, da dort ja nochmal (zum allergrößten Teil) aus den bereits selektierten Spielern der NLZ ausgewählt wird. Ich denke, solange man Uxy-Wettkämpfe austrägt und der Erfolg in Form von Siegen bei diesen Wettkämpfen die entscheidende Rolle spielt, wird es den RAE weiterhin geben.


    Ich weiß nicht, ob der RAE für die Profivereine (ich bezeichne sie der EInfachheit halber jetzt doch mal so) und den DFB tatsächlich ein drängendes Problem darstellt. Wenn ich mir ansehe, wie viele Spieler für die Bundesligakader und die Nationalmannschaft benötigt werden, so ist die Auswahl doch bereits jetzt recht üppig.


    Nachtrag: das soll jetzt übrigens nicht heißen, dass ich ddas Vorhandensein des RAE entschuldigen möchte. Von meinen Überzeugungen bin ich schon viel eher bei TW-Trainer, alleine schon aus Gründen der Chancengleichheit finde ich es erstrebenswert, dass versucht wird, dem RAE entgegen zu wirken. Aber so wie das System ist, gibt es ihn zwangsläufig, und die Auswirkungen haben vor allem die nicht berücksichtigten Spieler zu tragen. Die etwas weniger talentierten oder in der zwischenzeitlichen Entwicklung akzelerierten Spieler profitieren hingegen davon. Für die NLZ und den DFB ist das Resultat unter dem RAE vermutlich aber nicht viel schlechter als es das wäre, wenn er nicht zum tragen käme.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hallo zusammen

    Die Auflösung von U23-Mannschaften hat doch nichts mit dem RAE-Effekt zu tun, oder? Ich kann zwar nur für Eintracht Frankfurt sprechen, bzw. für sie nicht wirklich, da habe ich aber die Meldungen rund um die Auflösung der U23 gelesen. Und die Gründe für die Auflösung der U23 sind wohl hauptsächlich wirtschaftliche: die U23 kostet Geld, aber kaum ein Spieler kommt über die U23 in den Bundesligakader. Die Nachwuchsspieler, die es in den Bundesligakader schaffen, kommen direkt aus der U19 dort hinein. Ich vermute, dass diese Überlegungen für einige der anderen "Vereine", die ihre U23 auflösen, letztlich auch der Grund für diese Entscheidung sind. Das Wort Vereine habe ich hier übrigens bewusst in Anführungsstriche gesetzt, denn die wenigsten Bundesligamannschaften laufen ja für einen Verein auf -- ist da der HSV nicht sogar der letzte Mohikaner, was in dessen Umfeld aber auch heiß diskutiert wird. Die meisten Vereine haben die Profimannschaft doch in eine andere Gesellschaftsform ausgelagert, sei es eine GmbH oder eine AG. Da sind die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen dem e.V. und der Profiabteilung wahrscheinlich ganz unterschiedlich gestaltet.

    Aber genau das finde ich eine riesige Sauerei. Da wurden wegen der Bundesligisten immer mehr Profiligen dazwischengeschaltet, damit ihre U23-Teams unter ihresgleichen spielen können und jetzt ziehen die Vereine aus wirtschaftlichen Gründen zurück. Gleichzeitig wurden aber durch diese "neuen" Ligen viele Vereine in den "Halb-"Amateurbereichen kurz vor den wirtschaftlichen Ruin oder aber sportlichen Abstieg gestellt (Entscheidung Pest oder Cholera). Und inwieweit diese zwischengesschalteten Ligen den Amateurfussball insgesamt schwächen, brauche ich ja wohl nicht zu erklären. Es gibt immer weniger Spieler, aber dafür mehr Profi-Ligen. Wo das irgendwann hinführt, kann man sich an den Fingern abzählen...


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    Ich halte es in der Regel so, daß für mich die Körpergröße bei der Verpflichtung eines Nachwuchs-Torhüters an zweiter Stelle steht (auch wenn ich dafür regelmäßig Kopfschütteln ernte ^^ ). Ich schaue in erster Linie wie schnell der Torhüter Entwicklungen bzw. Korrekturen verarbeiten kann und inwieweit er bereit ist, sich weiterzuentwickeln. Natürlich sollten auch einige andere konditionelle Elemente wie Reaktion, Schnellkraft, Wahrnehmung usw zu erkennen sein.
    Bin ich mir bei einem Torhüter nicht sicher ob er direkt den Sprung zu uns leistungsmässig schaffen sollte, aber ich erkenne sein Talent, dann biete ich diesen Torhütern auch schon mal an, daß er erstmal bei seinem Heimatverein bleiben soll, aber ich ihn gerne ein Mal die Woche beim Torwart-Training bzw. Mannschafts-Training dabei haben würde. So kann ich seine weitere Entwicklung (sowohl körperlich wie auch spielerisch) wunderbar weiter beobachten und der Torhüter selber kriegt ein (hoffentlich ;) ) gutes Torwart-Training.
    Lange Rede kurzer Sinn, bei mir ist die Körpergröße nicht so sehr ausschlaggebend, sondern eher der Gesamteindruck. Leider sehe ich bei vielen DFB-Stützpunkten bzw. Landesauswahlen, daß dort genau das Gegenteil passiert. Und diese Entwicklung macht mich ehrlich gesagt traurig bzw. nachdenklich...


    LG BMW

  • Ich hatte heute das Glück, mit dem Stützpunkttrainer Mädchen zu sprechen. Der meinte auch, dass die bei der Sichtung auch auf den Geburtsmonat schauen und somit von den älteren mehr erwarten, die jüngeren also nicht ganz so stark spielen müssen.