Objektivität vs Fingerspitzengefühl

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  • Tag zusammen,


    Meine Frage bezieht sich nicht auf ein aktuelles Problem, sondern ein vergangenes, was ich gestern noch mal reflektiert habe.


    Was würdet ihr tun, wenn ihr wisst, dass ein Spieler familiäre Probleme hat und er das auf den Platz trägt? Sprich, sich lustlos verhält und Mist baut, nur patzige Kommentare von sich gibt etc. Also die ganze Palette an minder schweren Problemchen die einen trotzdem ordentlich auf die Palme bringen.


    Jetzt wird der Kader fürs Wochenende festgelegt. Und jetzt ist das Problem: Nehm ich Spieler A, der beschrieben wurde mit, oder Spieler B? Nur 1 Platz ist frei.


    Möglichkeiten:


    (1) Spieler A wird mitgenommen, denn die Kleinigkeiten sind auf die familiäre Lage zurückzuführen. Damit stoße ich Spieler B vor den Kopf und riskiere ein nachhaltig gestörtes Vertrauensverhältnis. Jedoch besteht die Möglichkeit Spieler A wieder auf einen grünen Ast zu bringen.


    (2) Ich nehme Spieler B mit und beurteile damit die Situation objektiv nach Trainingsleistung. Problem ist, ich riskiere damit dass Spieler A noch frustrierter ist, sein Leben scheiße findet und monatelang nur noch Mist baut und seinen möglichen Anker verliert?


    Wie würdet ihr entscheiden? Müssen wir auf so etwas Rücksicht nehmen oder ist Fußball komplett getrennt von den häuslichen Problemen?

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • moin,moin


    ich würde beide mitnehmen, und spieler c zuhause lassen.


    wenn du die lage von spieler a so analysiert hast, soliegt es ja an deinem pädagogischen geschick den jungen aufzubauen, sofern du das gefühl hast, du kannst ihn auch nur ansatzweise erreichen.
    eine weitere möglichkeit wäre, das problem in der mannschaft anzusprechen und somit auch einen gewissen zusammenhalt unter den jungs und eine art feinfühligkeit für solche probleme, die ja alle in deinem team mal treffen können, zu erzeugen (ich weiss jetzt allerdings nicht, wie alt deine jungs sind).


    lösgelöst von den häuslichen problemen ist der fußball im grunde nie.............und je kleiner der verein, um so enger sind auch die gegebenheiten im umfeld ausschlaggebend für dein tun und handeln.


    wir können zwar nicht alle probleme im häuslichen und schulischen umfeld der kids lösen, sind aber für viele auch ein gewisses 'netz' was sie auffängt. manchmal merken wir das als trainer nicht mal und man bekommt es oft erst jahre später von den jungs, oder ihren eltern zu hören, das es wichtig war, für unsere spieler in schwierigen zeiten dagewesen zu sein.



    gruss

  • Mit dem Spieler auf jeden Fall reden, wenn es das Verhältnis zwischen Trainer und Kind zulässt. Je nach Problem, Unterstützung anbieten oder zumindest Verständnis zeigen und dem Kind so mitteilen, dass es nicht alleine ist.


    Zu dem Nominierungsproblem stelle ich mir die Frage, warum es einen dieser zwei treffen muss, wenn wirklich einer "zu viel" ist. Es gibt doch eventuell auch andere, die mal eine "Pause benötigen"!?

    "Fussball ist kein Menschenrecht, aber ein Grundnahrungsmittel." Marcel Reif

  • Familiäre Probleme hin oder her.
    Wer sich aufführt wie die Axt im Wald, wird nicht mitgenommen.


    Was soll das für ein Zeichen sein das gesetzt wird?
    Kinder ohne "Probleme" werden sich mit Sicherheit wundern wie sowas sein kann. Das SO EINER spielen darf und sie sie anständig trainieren. .. Zuhause bleiben müssen. ...gutes benehmen und Fleiß sollte belohnt werden!


    Hier müssen ganz klar Grenzen gesetzt werden.



    Ja. Ein Gespräch mit dem Spieler kann nicht schaden.

    Versuche im jeden Training 1 Spieler gezielt besser zu machen und du hast in einem Jahr/einer saison, VIEL geschafft!

  • Zitat 16er:

    Zitat

    Sprich, sich lustlos verhält und Mist baut, nur patzige Kommentare von sich gibt etc. Also die ganze Palette an minder schweren Problemchen die einen trotzdem ordentlich auf die Palme bringen.

    Wenn nur ein Platz frei wäre und bei dir das Kriterium des Trainingsverhaltens das einzige ist, was zählt, dann machst du dich in meinen Augen unglaubwürdig, wenn Du dann denjenigen mit nimmst, der ein ungenügendes Verhalten gezeigt hat und dafür einen anderen nicht dabei sein lässt.

  • na, das ist der spagat zw. kuschelpädagogik und klaren regeln.
    konsequenz versus bauchgefühl.


    prinzipiell hasse ich es, dass die lauten und auffälligen kinder stets mehr aufmerksamkeit erhalten
    als die stillen und disziplinierten. die vergisst man nämlich oft, weil sie nicht auffallen.
    dabei steht ihnen die gleiche aufmerksamkeit zu.


    aber umgekehrt neige ich ebenfalls dazu, den "auffälligen" meine aufmerksamkeit zu schenken.
    sei es aus den von dir geschilderten gründen oder der sympathie gegnüber den "wilden".


    richtig ist das konsequente handeln nach den aufgestellten regeln.
    aber es fällt tatsächlich regelmässig echt schwer...