Festlegung des Einzugsgebiets der DFB-Stützpunkte

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  • Hallo zusammen


    Weiß von Euch jemand, wie das Einzugsgebiet eines DFB-Stützpunkts festgelegt ist? Ich war bisher der Meinung, dass es pro Kreis einen Stützpunkt gibt, und dass die Talente des Kreises zu dessen Stützpunkt gehen sollten. Nun spielt die D-Juniorenmannschaft unseres Sohnes in der Gruppenliga, d.h. nicht mehr auf Kreisebene. Und da hat nun wohl bereits zum zweiten mal jemand, der behauptet hat, vom DFB-Stützpunkts eines Nachbarkreises zu sein, zugeschaut und den Spielbericht mitgenommen. Es steht die Behauptung im Raum, dass im Zusammenhang mit der Gruppenliga die Grenzen der Kreise keine Gültigkeit haben, d.h., dass Spieler aus dem Team unseres Sohnes auf den Stützpunkt im Nachbarkreis gehen könnten, gesetzt den Fall, der Stützpunkt wollte sie haben und sie wollten das auch. Ich hätte gedacht, dass sie dazu auch zu einem Verein im Nachbarkreis wechseln müssten. Wisst Ihr, ob das doch nicht notwendig ist und was die Voraussetzungen in diesem Zusammenhang sind? Ist das formell geregelt und z.B. auf www.dfb.de irgendwo nachzulesen?


    Dann besteht natürlich noch die Frage, inwieweit es moralisch vertretbar ist, wenn Spieler aus einem benachbarten Kreis den heimischen Spielern die Plätze auf dem Stützpunkt streitig machen. Dagegen kann man einwenden, es sollte nur das Talent zählen.


    Ich bin gespannt, bis später,
    tobn

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hallo tobn,


    ich hätte wie Du auch vermutet, dass die Einzugsgebiete der Stützpunkte jeweils die Fussballkreise sind. Aber definitiv weiss ich das auch nicht. Waren denn die verschiedenen Trainer wegen Eurer Kinder da oder ging es evtl. auch um Eure Gegner (die ja vielleicht aus dem Nachbarkreis waren)? Oder (etwas niederträchtig gedacht) gucken sich die vielleicht Spieler aus, die sie für kommende Saison in "ihren" Stammverein holen wollen?


    Vielleicht findest Du noch nützliche Infos in diesem Thread von einen DFB Stützpunkt zum anderen wechseln?


    Grüße
    Oliver

  • Es kann natürlich sein, dass die SP bei euch in der Region tatsächlich an die Fußballkreise gebunden sind, zumindest will ich das nicht komplett ausschließen.
    In der Regel sind die verschiedenen SP jedoch nicht an die Kreise, sondern an ein relativ simples Postleitzahlensystem gebunden, das den Stützpunktspielern eine möglichst kurze Anreise garantieren soll. Und zwar gelten in diesem Fall die Postleitzahlen der Heimatadresse des Spielers. Die Vereinszugehörigkeit hat den SP nicht zu interessieren, ein Wechsel zu einem anderen Verein hat keinerlei Einfluss auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stützpunkt, ein Umzug der Familie des Spielers dagegen möglicherweise schon. Und ein Spieler kann durchaus an einem SP in einem anderen Kreis sein, als er im Verein ist.


    Ich bin selber Trainer in einem SP-Verein und an einem SP und unsere Vereinsspieler sind auf 3 verschiedene SP's verteilt, was auch Sinn des ganzen Programms sein soll: Kleine, lokale, heterogene Trainingsgruppen. Das soll ja kein zusätzliches Vereinstraining sein, auch wenn das manche SP-Vereine sicher anders sehen.


    Zusätzlich ist es Aufgabe der SP-Trainer so viele Spiele wie möglich zu beobachten, das kann man auch in "fremden" Einzugsgebieten machen und dann z.B. auffällige Spieler an die Kollegen des betreffenden SP melden. Ich hoffe Du kannst mit der Antwort ein bisschen was anfangen :)

  • Guten Morgen und vielen Dank für die ersten Antworten.


    ich hätte wie Du auch vermutet, dass die Einzugsgebiete der Stützpunkte jeweils die Fussballkreise sind. Aber definitiv weiss ich das auch nicht.


    Ich dachte das auch. Bei uns in der Region passt auch die Zahl der Stützpunkte zu der Zahl der Kreise, die der Region angehören. Ich kenne auch den Fall eines Spielers, der bei 'unserem' Stützpunkt aussortiert wurde, und der dann bei einem Ferien-Camp einem an einem anderen Stützpunkt tätigen Trainer aufgefallen ist. Dieser ist geografisch recht nahe, befindet sich aber in einem anderen Kreis und auch einer anderen Region. Der Spieler hat ein paar Wochen dort mit trainieren dürfen, dann wurde ihm aber gesagt, dass er zu dem dortigen Verein wechseln müsse, wenn er weiterhin den dortigen Stützpunkt besuchen wolle. Ich war davon ausgegangen, dass er hätte zu jedem der vom dortigen Stützpunkt betreuten Vereine wechseln können. Vielleicht wollte der dortige Verein ihn aber auch nur anwerben... Transparenz ist ja leider nicht die Stärke des Systems Fußball..


    Ich habe übrigens per Google eine (etwas veraltete) Liste der Stützpunkte unseres Bereichs inklusive der betreuten Vereine gefunden. Es scheint also schon so zu sein, dass jeder Verein bzw. die Spieler jedes Vereins einen Stützpunkt haben, zu dem sie 'gehören'.


    Waren denn die verschiedenen Trainer wegen Eurer Kinder da oder ging es evtl. auch um Eure Gegner (die ja vielleicht aus dem Nachbarkreis waren)?


    Beim ersten der zwei Spiele war der fragliche Trainer offenbar wegen unserer Spieler da, das hat er wohl gesagt, außerdem war das gegnerische Team tatsächlich ziemlich schwach. Aber es gehört zum Einzugsgebiet des Stützpunkts, von dem er kommt, unseres nicht. Deine Vermutung, dass die Teams aus unterschiedlichen Kreisen kommen, stimmt also.


    Das gilt auch für das letzte Spiel, unsere Gäste gehörten auch zu den vom fraglichen Stützpunkt 'betreuten' Vereine. Soweit ich weiß, ist zumindest einer ihrer Spieler auch an fraglichem Stützpunkt.


    Oder (etwas niederträchtig gedacht) gucken sich die vielleicht Spieler aus, die sie für kommende Saison in "ihren" Stammverein holen wollen?


    Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich weiß aber noch nicht davon, dass einer der 'interessanten' Spieler unseres Teams kontaktiert wurde.


    Vielleicht findest Du noch nützliche Infos in diesem Thread von einen DFB Stützpunkt zum anderen wechseln?


    Danke, ich hatte den Thread mit Interesse verfolgt. Dort hatte ja aber auch der Spieler, um den es ging, den Verein gewechselt, nicht wahr? Ich lese da aber noch mal nach.


    Es kann natürlich sein, dass die SP bei euch in der Region tatsächlich an die Fußballkreise gebunden sind, zumindest will ich das nicht komplett ausschließen.


    Wenn ich o.g. Listen durchsehe, scheint es, zumindest bei uns in der Region, so zu sein.


    In der Regel sind die verschiedenen SP jedoch nicht an die Kreise, sondern an ein relativ simples Postleitzahlensystem gebunden, das den Stützpunktspielern eine möglichst kurze Anreise garantieren soll. Und zwar gelten in diesem Fall die Postleitzahlen der Heimatadresse des Spielers.


    Aha, die Heimatadresse soll die Hauptrolle spielen, interessant.


    Die Vereinszugehörigkeit hat den SP nicht zu interessieren, ein Wechsel zu einem anderen Verein hat keinerlei Einfluss auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stützpunkt, ein Umzug der Familie des Spielers dagegen möglicherweise schon. Und ein Spieler kann durchaus an einem SP in einem anderen Kreis sein, als er im Verein ist.


    Ebenfalls interessant. Gibt es diese Infos auch irgendwo zum Nachlesen?


    Zusätzlich ist es Aufgabe der SP-Trainer so viele Spiele wie möglich zu beobachten, das kann man auch in "fremden" Einzugsgebieten machen und dann z.B. auffällige Spieler an die Kollegen des betreffenden SP melden. Ich hoffe Du kannst mit der Antwort ein bisschen was anfangen :)


    Danke, ja, sie ist sehr aufschlussreich. Vielleicht gehen diese Trainer ja auch nur der von dir genannten Aufgabe nach und melden unsere Spieler dem hiesigen Stützpunkt, wer weiß?

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Danke, ich hatte den Thread mit Interesse verfolgt. Dort hatte ja aber auch der Spieler, um den es ging, den Verein gewechselt, nicht wahr? Ich lese da aber noch mal nach.

    Ich wollte damit auf Sir Alex' Posting hinweisen: von einen DFB Stützpunkt zum anderen wechseln?

    Zitat

    2) Jeder Verein ist genau einem Stützpunkt zugeordnet, das muss nicht immer der naheliegenste sein, wenn der Verein sich zwischen zwei Stützpunkten befindet....In meiner Region kommt es regelmäßig vor, dass Spieler den Stützpunkt wechseln müssen, da sie den Verein wechseln und dieser zu einem anderen Stützpunkt gehört.

    Das ist also ein Widerspruch zur oben genannten Regel, dass der WOHNort entscheidet. Mich beschleicht der Verdacht, dass das (überraschender Weise :) ) nicht einheitlich gehandhabt/geregelt wird.


    Grüße
    Oliver

  • Dieser Verdacht beschleicht mich allerdings auch.


    Ich habe meine Informationen leider nicht schriftlich und wenn ich sie hätte, dürfte ich sie nicht hier rein stellen, solange sie nicht öffentlich irgendwo beim DFB zugänglich sind.
    Bei uns (Bayerischer Fußballverband) wird das über die Regionalkoordinatoren gelöst, die uns bei Schulungen die entsprechenden Ansagen und Vorgaben machen. Ich denke in dichter besiedelten Gebieten macht die Wohnortsregelung durchaus Sinn, wenn ich als Kreis eine mittelgroße Stadt plus Umland habe, dann kommen da sonst schnell zu viele Kinder zusammen oder kippen hinten runter, was ja nicht Sinn eines SP sein sollte. Deswegen gibt es hier pro Kreis auch mehr als einen SP und die Kids werden nach Wohnort zugeteilt.


    Auch finde ich die heterogenen Gruppen super, einfach weil die Kids mal Kontakt zu Spielern anderer Vereine haben, eine Blockbildung recht gut verhindert wird und alle davon profitieren. Gleichzeitig bekommen "meine" Spieler an anderen Stützpunkten auch Input durch andere Trainer, was sicher ebenfalls nicht schadet.


    Ich wollte jedenfalls keine Verwirrung stiften :) Hätte mir schon gedacht, dass es zumindest bei den SP's eine einigermaßen einheitliche Regelung vom DFB gibt.

  • in Deiner Region gibt es doch auch einen Stützpunkt-Koordinator. Den würde ich mit der Frage konfrontieren, der muss es ja konkret für Deinen Fall wissen.


    Meinst du mich? Ja, der Gedanke kam mir auch schon, werde ich wohl mal machen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich habe die Frage an den für unser Gebiet zuständigen Stützpunktkoordinator gestellt und eine sehr freundliche und informative Antwort erhalten. Diese gebe ich gerne in meinen eigenen Worten wieder: Bei uns ist zwar jedem Stützpunkt eine Liste von Vereinen zugeordnet, hierbei geht es aber um die Organisation der Sichtung von Spielen. Bei der Sichtung spielt die Klassenzugehörigkeit keine Rolle. Nach der Sichtung ist die erste Anlaufstelle für ein Kind aber der Stützpunkt, der dem Wohnort am nächsten liegt. Der Gedanke dabei ist, dass unnötig lange Fahrten vermieden werden sollen. Dies ist allerdings ein Angebot an die gesichteten Spieler, es ist durchaus möglich, dass ein Kind auf einen anderen Stützpunkt geht, bspw. um gemeinsam mit Vereinskameraden trainieren zu können. Darum muss man zwar bitten, der Wunsch wird aber in der Regel gewährt.


    Die Spielregeln sind demnach für alle Spielklassen gleich. Und erstes Kriterium für die Wahl des Stützpunkts ist der Wohnort, auf Wunsch des Kindes kann aber der Besuch eines anderen Stützpunkts gestattet werden. Um Talente zu finden, haben aber die Stützpunkte alle Vereine unter sich aufgeteilt, so dass ein Kind, das nur innerhalb des Kreises spielt, wohl nur von den Trainern eines Stützpunkts begutachtet werden kann. Wenn diese alle Spieler aller Mannschaften mal sehen wollen, haben sie übrigens ein ganz schönes Pensum..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich habe die Frage an den für unser Gebiet zuständigen Stützpunktkoordinator gestellt...

    Danke für das Teilen der Info!


    Wenn diese alle Spieler aller Mannschaften mal sehen wollen, haben sie übrigens ein ganz schönes Pensum..

    Ich glaube nicht, dass das tatsächlich passiert, sondern die gucken sich vorrangig die Spiele der höchsten Spielklassen an.


    Grüße
    Oliver

  • Ich glaube nicht, dass das tatsächlich passiert, sondern die gucken sich vorrangig die Spiele der höchsten Spielklassen an.


    Das entspricht tatsächlich auch eher meiner Wahrnehmung. Das wäre aber für die Talente, die in unterklassigen Mannschaften spielen (und dort vermutlich hervor stechen), nachteilig, weil sie nie wahrgenommen werden.

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  • Wie sollten sie dies aber auch schaffen ? Für mich einer der größten Schwachpunkte im Fördersystem. Die Sichtung und noch weiter gefasst, die längerfristige Spielerbeobachtung. Ich habe das beste Beispiel unmittelbar miterlebt. Sichtung meiner damaligen Truppe beim Sparkassencup. Ich musste nach der Hälfte der Spiele aufgrund eines wichtigen Termins weg und habe mich daher kurz mit dem Sichter unterhalten. Der hatte drei Jungs auf dem Zettel für die Einladung zur Sichtung. So weit, so gut.


    Einer meiner Jungs stand aber nicht drauf und das war ganz klar in allen Bereichen einer meiner Spielstärksten. Was war passiert ? Der Junge ist ein Kopfmensch und hatte an diesem Tag eine absolute Blockade. Es ging ja um was. Zumindest hat er sich wohl einen solchen inneren Druck geschaffen. Er stand völlig neben sich. So hatte ich ihn noch nie gesehen !
    Insofern konnte ich dem Urteil des Sichters auch voll und ganz folgen ! Ich habe ihm gesagt, dass ich versuchen werde, dem Jungen für die letzten beiden Spiele eine Motivationsspritze zu geben und ihn gebeten, einen gesonderten zweiten Blick auf ihn zu werfen.


    Ich hab meinem Spieler dann so richtig die Denkmaschine ausgestellt. Leider musste ich dann weg, aber mein Co. hat mir berichtet das er wieder ganz der alte Spieler war und alles raus gehauen hat. Er erhielt dann auch eine Einladung zur Sichtung und ist mittlerweile dort absolut im oberen Drittel. Was wäre jetzt gewesen, wenn er an diesem Tag dem "Druck" noch nicht Stand gehalten hätte ? Hätte er weiter gemacht ? Noch ein Jahr gespielt und dann aufgehört ? Wäre er irgendwann aufgefallen ? Durch Zufall ?


    Nach meinem Geschmack zu viel Unwägbarkeiten. Personell müsste in der ersten Förderstufe das Programm so aufgestellt sein, dass zwei Trainer ( einer pro Jahrgang ) den Trainingsbetrieb machen und einer sich nur um fortwährende Spielersichtung kümmert. Meines Erachtens sollte der DFB hier mehr Gewichtung drauf legen.


    Off-Topic aus -).

  • Wie sollten sie dies aber auch schaffen ?


    Schon richtig, ich schrieb ja auch, dass die Stützpunkttrainer ein ganz schönes Pensum hätten, wenn sie jede Mannschaft im Kreis sichten wollten. Der hiesige Stützpunkt soll die Mannschaften von 47 Vereinen sichten. In der D-Jugend gibt es da 67 Teams im Spielbetrieb, von der D7-Kreisklasse bis zur Gruppenliga, mit, falls ich mich nicht verrechnet habe, insgesamt 708 Spielen in der gesamten Saison. Sicher geht niemand davon aus, dass jedes Spiel gesichtet wird, aber selbst das Ziel, jede Mannschaft mindestens einmal zu sehen, ist schon ziemlich anspruchsvoll.. Ich denke schon, dass es ginge, aber man müsste da schon Planungsaufwand und Engagement hinein stecken..


    Tatsächlich habe ich aber von unserem Stützpunkt bisher ein einziges mal einen Trainer bei einem unserer Spiele gesehen, und zwar, als die nominell zwei stärksten Teams des Kreises, d.h. die zwei bestplatzierten Gruppenligisten, aufeinander trafen. Und selbst da wurde nur der Heimtrainer angesprochen und auch nur, um den Spielbericht zu verlangen. Das wars. In der letzten Saison spielte unser Team in der Tabellenspitze der D2-Kreisklasse, das ist die einzige Spielklasse für zweite, eher jahrgangsjüngere Mannschaften. Ich habe in der gesamten Saison kein einziges mal einen Stützpunkttrainer wahrgenommen, weder mein Mit-Trainer noch ich wurden jemals von einem von ihnen angesprochen. Demgegenüber kamen in dieser Saison bereits bei zwei Spielen jeweils ein Trainer des Nachbarstützpunkts auf uns zu, stellten sich vor und hoben ein paar Spieler hervor, bevor sie um den Spielbericht baten. Es scheint mir schon Unterschiede beim Engagement bezüglich der Sichtung zwischen den Stützpunkten zu geben.


    Für mich einer der größten Schwachpunkte im Fördersystem. Die Sichtung und noch weiter gefasst, die längerfristige Spielerbeobachtung.


    Ja, dazu bräuchte man mehr Leute, keine Frage. Aber bereits im bestehenden System ist noch Luft nach oben drin, zumindest bei einigen Stützpunkten.


    Ich habe das beste Beispiel unmittelbar miterlebt. Sichtung meiner damaligen Truppe beim Sparkassencup.


    Den Sparkassen-Cup gibt es bei uns ja nicht, stattdessen läuft es so, dass es einen Sichtungstermin am Stützpunkt am Ende der E-Jugend gibt, zu dem die Vereinstrainer mit den Spielern kommen sollen, die sie für geeignet halten. Die Spieler der E-Auswahl, die Hallenkreismeister, vielleicht auch noch die E-Kreisligameister, werden explizit dorthin eingeladen. Wie der Ablauf dann genau ist, weiß ich nicht, aber es wird in mehreren Runden gesiebt. Bei dieser Aktion komplett durchs Raster fallen aber Spieler, deren Trainer den Termin nicht haben wahrnehmen können oder wollen, z.B. weil sie nicht von ihm erfahren haben. Denn er findet zwar jedes Jahr statt, aber ich weiß von einigen Fällen, in denen diese Information nicht von der Jugendleitung an die Trainer übermittelt wurde, und diese die auch ziemlich unauffällige Ankündigung auf der Webseite des Kreises übersahen oder nicht verstanden.


    Die Information über das Talentförderprogramm und die Kommunikation zwischen Stützpunkt- und Vereinstrainern ist, zumindest was unsere Gegend anbelangt, durchaus noch ausbaufähig.. Positiv finde ich allerdings, dass der Stützpunktkoordinator in seiner Antwort an mich zum Ausdruck brachte, dass es gewünscht ist, dass die Vereinstrainer aus ihrer Sicht geeinete Spieler den Stützpunkttrainern vorschlagen, sowie, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen beiden Gruppen herrschen sollte. Dieser Hinweis ist gerade bei uns im Kreis wichtig, da eine Kommunikationskultur ansonsten eher weniger besteht und auch nicht gerade gefördert wird..


    Dein Beispiel kann ich gut nachvollziehen, es zeigt das in diesem Forum auch schon öfters bemängelte Problem der Sichtung am einem bestimmten Stichtag auf. Gerade TW-Trainer hat sich dazu ja schon ausgiebig geäußert. Hat ein Spieler an einem solchen Tag einen eher schlechten erwischt, warum auch immer, so fällt er durchs Raster. Und außerdem fällt ein Spieler nicht auf, der zwar noch nicht so weit ist, wie einige andere, sich aber stark entwickelt hat. Um dem entgegen zu wirken, müsste man mehrere Sichtungstermine durchführen, das würde, so meine ich, auch den Druck etwas reduzieren.


    Nach meinem Geschmack zu viel Unwägbarkeiten. Personell müsste in der ersten Förderstufe das Programm so aufgestellt sein, dass zwei Trainer ( einer pro Jahrgang ) den Trainingsbetrieb machen und einer sich nur um fortwährende Spielersichtung kümmert. Meines Erachtens sollte der DFB hier mehr Gewichtung drauf legen.


    Ich weiß nicht, wie die Bezahlung der Stützpunttrainer aussieht, und mit wie vielen Stunden Arbeit pro Woche kalkuliert wird. Sie müssen ja ein Training pro Woche planen und durchführen, daneben würde ich ihnen nochmal soviel Zeit, wie das erfordert, für sonstige Tätigkeiten wie Fortbildung, Tagungen, Kommunikation mit anderen Stützpunkttrainern und dem Koordinator, gelegentliche Funktionsspieltage und Turniere zubilligen. Da denke ich eigentlich schon, dass es möglich sein könnte, pro Wochenende ein Spiel zu sichten. Es ist eigentlich nicht meine Art, von anderen viel zu verlangen, aber ich finde auch, dass man, wenn man eine Aufgabe übernimmt, sie ordentlich machen sollte.. Und mir scheint es diesbezüglich Licht wie Schatten zu geben..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich finde die Vorgehensweise ja mit dem Sparkassencup gar nicht schlecht. Im Gegenteil. Alle im älteren E-Jahrgang gemeldeten Mannschaften sind verpflichtet, daran teilzunehmen. So läuft man nicht Gefahr, einige Spieler nie zu Gesicht zu bekommen. Bei Euch sollen die Vereine / Trainer von sich aus aktiv werden. Das kann es doch wohl nicht sein. Möchte nicht wissen wie viele Spieler dadurch ( aus den verschiedensten Gründen ) den StP Trainern nie vor die Augen kommen und evtl. verloren gehen. Schon erstaunlich wie unterschiedlich dabei vorgegangen wird. Aber jedes System ist optimierungsfähig und hier sollte der DFB ansetzen.


    Zu Deinem letzten Punkt: Bin nun seit geraumer Zeit durch meinen großen Sohnemann in Sachen StP unterwegs und als Trainer hat man doch einen etwas anderen Blick darauf. Ich war vorher neutral bis leicht skeptisch. Diese Einstellung hat sich nicht wesentlich geändert. Da wird doch viel Hype drum gemacht. Ist ein gutes Training und in etwa gleich starke Spieler können sich untereinander messen. Auch an Selbstbewusstsein legen sie zu. Ich konnte dadurch auch den StP Trainer kennen lernen und habe festgestellt, dass man immer wieder jemand trifft von dem man sich einiges abschauen kann. Ich war ein sehr ruhiger Vertreter am Rand. Wenn ich die Möglichkeit hatte, saß ich auch während des Spiels. Aber von ihm kann ich mir noch 10 Scheiben abschneiden !! Absolut beeindruckend seine Leistung am Rand. In 1 1/2 Jahren habe ich noch nicht ein negatives Wort über einem Spieler von ihm während des Spiels gehört. Er schreibt es sich auf und bespricht es in der Kabine. Ich bin manchmal schon froh, wenn auch er bei einem Grottenpass schmerzverzerrt sein Gesicht verzieht -). Aber er sagt nichts !! Ist für mich das Optimum was er abliefert. So stelle ich mir einen Trainer in einer Fördermaßnahme vor.
    Leider habe ich aber auch bei Funktionsspieltagen zu oft das Gegenteil erlebt. Und da fehlt mir eine Kontrollfunktion und entsprechende Maßnahmen dagegen. Da stehen einige am Rand, bei denen ich selbst als Vereinsverantwortlicher einschreiten würde. Ich bin nicht sicher ob die ihrem Auftrag zu 100% gerecht werden. Es geht um individuelle Förderung und nicht um Gewinnstreben. Das hat wohl auch nicht jeder verinnerlicht. Insofern ist da auch nicht alles Gold was glänzt und sollte nicht zu hoch aufgehängt werden.
    Aber von der Zeit her würde ich ihnen nicht mehr zumuten. Die sollen sich auf ihren Trainingsbetrieb konzentrieren. In NLZ'en gibt es für Sichtungen auch zusätzliches Personal. Das macht schon Sinn. Also für diese Funktion auch in StP'en jemand nur für diesen Bereich. Das kann doch wohl nicht an ein bisschen Aufwandsentschädigung scheitern ??


    Nächste Punkt der mir negativ aufgefallen ist, ist die Torwartförderung. Auch dafür soll der Trainer zuständig sein ? Oder sollte nicht hierfür pro StP jemand gesondert zuständig sein ?


    Oder das Besorgen von Hallenzeiten. Oder.. Oder... Oder...


    Ich finde, dass den StP Trainern teilweise zu viel aufgehalst wird. Und das von einem sehr reichen Dachverband mit dem Anspruch, eine möglichst optimale und lückenlose Förderung zu betreiben. Da ist noch Luft nach oben.

  • Steini


    Prima Beitrag, dem ich im Großen und Ganzen zustimmen kann! Die Förderung von Talenten steht und fällt mit ihren Stützpunkttrainern und deren Vorgesetzten, dem DFB-Koordinator! Besonders wichtig ist die Systemdurchgängigkeit. D.h. Talente, die sich aus verschiedenen Gründen nicht für einen Platz im Fördertraining qualifizieren konnten, eine Möglichkeit zu schaffen. Das kann durch Nachsichtungen, aber auch durch Spielbeobachtungen geschehen.


    Dennoch ist es schwierig einen Leistungsverlauf vorher zu sagen, weil zu viele Unwägbarkeiten vorhanden sind. Selbst die Frage, ob sich ein bereits ausgebildeter Kandidat für ein bestimmte Position in ausreichendem Maße eignet, steht nicht in seinen Augen geschrieben!


    offtopic:
    Wenn ich mir neue talentierte Torleute auswähle, dann bilde ich mir meine Meinung nicht allein aufgrund von Wettkampfbeobachtungen. Denn dabei gibt dabei viele Unwägbarkeiten, die vom Gegner und dem eigenen Team situativ abhängig sind. Denn der eine Keeper bekommt kaum etwas zu tun. Weil seine Mannschat die Gegner dominiert, kann er sich gar nicht auszeichnen. Wenn ein anderer Keeper aufgrund der gegnerischen Dominanz kaum haltbare Bälle bekommt, kann er sich ebenfalls nicht auszeichnen. Schließlich gilt auch für einen Keeper, dass er zunächst einmal mit dieser neuen Umgebung "warm" werden muß! Es soll auch schon vorgekommen sein, dass Heimattrainer ihr größtes Torwarttalent auf einer Feldspielerposition haben spielen lassen, damit es ja nicht entdeckt wird und kein größerer Verein daher kommt, um es abzuwerben!


    Würde ich es nach dieser Methode machen, so hätte ich mindestens ein Talent nach Hause schicken müssen, welches sich später für höchste Ansprüche in der Nachwuchs-Nationalmannschaft empfehlen konnte. Das "versteckte Können" wäre im blosen Wettkampfvergleich nicht aufgefallen, weil es größere und kräftigere Konkurrenten auf dieser Positon gab, die auch das Glück hatten, in genau für sie passende Situationen "gut aussehen" zu können.


    Diese Fähigkeiten wurden erst nach Anpassung an die speziellen Anforderungen auf dieser Position sichtbar! Dafür beschäftige ich mich mit dem Keeper ca. 10 - 15 allein, um zu vermeiden, dass ein äußerlicher Einfluß durch andere Kandidaten die Leistungen hemmt. Durch das interaktive Training weiß ich erst einmal, mit wem ich es zu tun habe! Üblicherweise verrät mir seine Körpersprache auch rasch, ob er Spaß an den Aufgaben hat und sich etwas zutraut. In dieser Phase stelle ich ihn vor eine Reihe von Aufgaben und schaue, wie er sie löst! Bei den Bewegungsabläufen und Techniken, die noch nicht so gut funktionieren, frage ich ihn, ob es vielleicht noch andere Möglichkeiten gibt und gebe ihm ggf. kleine HInweise! Ein Vor- und Nachmachen findet jedoch nicht statt, denn ich suche keinen Affen, sondern ein Talent! Nun beobachte ich ihn wieder und schaue auch, wie er es nach dieser kurzen Übungseinheit im Spiel löst. Das kann aber ein "normaler Stützpunkt" heutzutage noch nicht leisten, weil es dort keine ausgebildeten Torwarttrainer gibt. Die gibts erst am Verbandsebene. Deshalb werden solche Torleute auch nach der Stützpunktphase im Verein ausgebildet und auf diversen Auswahlebenen hauptsächlich in ihrer Leistungsentwicklung beobachtet.


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    Wer Trainingsanregungen für sein Team sucht, der ist beim Stützpunkttraining richtig. Allerdings sollte er für sein Team den Schwierigkeitsgrad soweit reduzieren, bis es für seine Mannschaft paßt.