Alles anzeigenWas ich in dem Thread noch nicht rausgelesen habe: spielt dein Sohn denn derzeit im BAZ und wenn ja, wo ist er da leistungstechnisch teamintern einzuordnen? (Für die deutschen Trainerkollegen: in Österreich ist die Talenteschiene landesweit wie folgt aufgebaut: U9+U10 FTT (Fußballtalentetraining), U11+U12 BAZ (Bezirksauswahlzentrum), U13+U14 LAZ (Landesverbandsauswahlzentrum), Akademie dann U15, U16 und U18)
Weiters: die Spanne zwischen "kommt aus einem Dorfverein" und der Absage eines "sehr guten Verein" ist riesengroß. In beispielsweise Wien gibt es ja unzählige Vereine, die zwischen Dorfverein und NW-Teams der Bundesligisten liegen, da muss man seine Kragenweite dann schon realistisch einschätzen können. In ländlichen Gegenden ist die Auswahl natürlich nicht so groß, aber auch da gibt's Vereine, die eher in der Leistungsliga landen als andere.
zum scouting bzw. eigeninitiative: er wurde in der U9 vom LAZ für den vorstufenkader gescoutet, hat dort auch die erste auswahlrunde, in der von 60 auf 30 reduziert wurde, überstanden. in der zweiten runde haben sie ihn dann abgelehnt; er hätte im sommer das traininslager (quasi die hoffnungsrunde) mitmachen können, aber das wollte er dann nicht. die begründung habe ich im eingangspost ja schon geteilt und die ist nahezu deckungsgleich mit jener von jetzt. das aktuelle probetraining habe ich über kontakte initiiert, nachdem über die offiziellen kanäle ein halbes jahr keine antwort kam und es für diese jahrgänge keine sichtungstrainings mehr gibt.
zu unserem dorfverein: unser "dorfverein" hat sehr gut gespielt; wir haben gegen wiener vereine wie donaufeld oder sportclub gewonnen, die in der nahrungskette im wiener nachwuchs schon eher oben stehen. ein freundschaftsspiel im 6+1 konnten wir über 60min altersgleich ggn. den FAC (ihre besten 5 spieler waren allerdings nicht dabei) recht klar mit 7-3 gewinnen. selbst gegen die austria u11 konnten wir in einem hallenturnier halbwegs mithalten und haben "nur" 3-1 verloren - wer den 2014er jahrgang bei der austria kennt, weiß, wie gut die sind. und die waren quasi mit der stärksten besetzung da.
das war schon eine tolle truppe, die aber leider im winter auseinandergebrochen ist (die ursachen tun da jetzt nichts zur sache). das leistungsgefälle ist halt, v.a. im vergleich zu den wiener vereinen, enorm. wir hatten 8-9 spieler, danach ging es sehr schnell sehr steil bergab.
nachdem seine freunde jetzt weg sind und er der einzig verbliebene "stammspieler" der startformation ist, möchte er jetzt auch wechseln. der nächste logische schritt wäre wohl ein verein in der größenordnung Donau / FAC / TWL Elektra / Vienna, die allesamt eine gute nachwuchsarbeit haben und in einem der vereine hat auch das probetraining stattgefunden.
zu seinem standing in der mannschaft: er war in jeder mannschaft super integriert. er war nicht der kämpfer und beißer, aber er hat in der offensive immer gut breite und tiefe gegeben, hat dadurch den raum für die anderen geöffnet und war dadurch immer anspielbar, hat sehr schnell mit dem ball am fuß entscheidungen getroffen und so das spiel durch (doppel)pässe oder pässe in die tiefe (durch die abwehrkette) die angriffe eingeleitet. er ist oft ins 1v1 am flügel gegangen und hat mit klassischen stanglpässen (weiß jetzt nicht, wie man die pässe von der grundlinie vors tor in DE nennt) viele tore vorbereitet. er hat regelmäßig tore geschossen, aber mehr tore wirklich stark vorbereitet.
in einem beitrag weiter oben fiel der satz "das offensive 1v1 ist bei vielen gar nicht so gut, da sie oft überzahlsituationen, die andere herstellen, ausnutzen" (oder so ähnlich). bei näherer betrachtung ist da sicherlich etwas dran.
wir hatten einen spieler, der bei uns klar der beste war, dahinter gabe es 4-5 spieler auf einem niveau. in der u13 war er von den kindern angesehen und super integriert. sie haben sich gefreut, wenn er ausgeholfen hat - ich meine ein besseres zeichen gibt es ja nicht wirklich. selbst im probetraining war es so, dass er im zweiten training schon gut involviert war und die anderen kinder ganz selbstverständlich zu ihm gepasst und ihn ins spiel integriert haben. die kinder haben ein super gespür und merken sofort, ob es sinn macht, einen neuen mitspieler zu integrieren, oder eben nicht.
was ihn auszeichnet bzw. was er mMn. gut kann, ist, sich an das tempo und das schnellere spiel der höheren Us anzupassen. andere LAZ spieler bei uns in der mannschaft (selber jahrgang, gesetzte A spieler in unserem LAZ und bei allen aktivitäten dabei), eben jene, die defensiv stark sind und ihr spiel in der u11/u12 über die physis, den zweikampf oder nur über dribblings definieren, die kommen zwei jahrgäng höher eigentlich überhaupt nicht mehr zur geltung; sie spielen sich fest, halten den ball zu lange, es fehlt oft die orientierung (insbesondere im 8+1 war das auffällig). er spielt vielleicht unscheinbar, aber er kommt zur geltung und hat da wie dort seine scorerpunkte und seine szenen. es fällt, außer körperlich, nicht wirklich auf, dass er teilweise 2.5 jahre jünger ist.
und das ist halt auch der punkt, den ich - als vater, wie auch als trainer - so schwer nachvollziehen kann. wieso traut man zwar dem einen spieler zu, spielverständnis bzw. eine raumorientierung (die wohl noch eher genetische veranlagung und "talent" ist) zu gewinnen, dem anderen aber nicht zu, körperlich zuzulegen und mehr biss zu entwickeln? gerade dann, wenn ich trainer von einem leistungsverein bin, dann müsste ich doch den spieler nehmen, der bereits im jüngeren alter ein höheres spielverständnis hat bzw. in der lage ist, am ball schneller entscheidungen zu treffen. das auch in ein paar trainings ohne match überhaupt einschätzen zu wollen, ist doch gelinde gesagt sehr schwer.
ich denke, dass die mehrheit sicherlich recht hat - ich habe eben noch keine langjährige erfahrung als trainer und tu mir schwer, die aussage, dass "kampf und gier für den ball nicht erlernbar sind", nachzuvollziehen. wie gesagt, oft gehört, hier bestätigt, also irgendetwas wird schon dran sein. ich finde die diskussion aber äußerst interessant und es bringt mir auch viele neue sichtweisen, über die ich bisher noch nicht nachgedacht habe. große DANKE an dieser stelle für eure antworten.
Erstmal Respekt,dass du dir die Meinungen und Antworten ergebnisoffen durchliest und zu verarbeiten versuchst und so eine gute Diskussion ermöglichst.
Da du auch Trainer bist, wäre meine klare Empfehlung, dass du viel 1gg1 ins Training verarbeitest,
Selbst 2gg2 bis 4gg4 hilft zumindest beim Thema Einsatzwillen, weil man sich da nicht rausnehmen kann.
Dazu würde ich auch größere Spielformen auf (zu) kleinem Feld machen, da ist der Zeit- und Gegnerdruck dann per Bedingungen sehr hoch.
Das seiht dann zwar - vor allem am Anfang - nicht nach dem Fußball von Leverkusens Profis aus, aber darum sollte es eh nicht gehen. Man schult so ungemein viele elementare Dinge.
Wenn man dann nach Wochen/Monaten das Feld größer macht, dann kann man sehr gut die individuellen Verbesserungen erkennen und auch der Fußball sieht viel besser aus.