Hört sich vielleicht doof an aber ich bin trotzdem stolz auf die Jungs.
Auf die erste Halbzeit lässt sich aufbauen.
Danke auch an tobn für die Tipps und die Aufmunterung in der zweiten Hälfte.
Gern geschehen, ich helfe gerne, wenn ich kann. Zwar habe ich nur die zweite Halbzeit sehen können, aber auch sie fand ich nicht so schlimm wie man hätte befürchten können. Es war auf jeden Fall zu erkennen, dass die Moral Deiner Spieler stimmt, sie haben schon versucht, sich zu wehren. Aber, wie du sagst, der Gegner war ihnen halt spielerisch überlegen und es hat bei ihnen sicher dann auch an der Kraft gefehlt. Da schaltet man dann einfach eher ab, wenn der Ball nicht mehr in unmittelbarer Nähe ist, so dass es dann so wirkt, als würde der Gegner einen mit drei, vier Mann überrennen. Denn hinzu kommt ja noch die Enttäuschung und die Resignation darüber, dass man immer weiter in Rückstand gerät, da fällt es dann noch schwerer, den zusätzlichen Schritt zu machen. Und umgekehrt läuft der Gegner dann ja, auf der Erfolgswelle reitend, zu Hochform auf, da klappt dann halt auch alles. Das ist ein völlig normaler Spielverlauf, nachdem es erst einmal 0:4 oder 0:5 steht, und über den Endstand sollte man sich da keinen allzu großen Kopf machen. Stattdessen, sollte man, wie ich dir ja schon während des Spiels sagte, auch zunächst weniger darauf achten, wie die Spieler als Mannschaft agieren, sondern sich mehr auf die Aktionen der einzelnen Spieler konzentrieren. Wenn ein Spieler etwas gut macht oder eine richtige Entscheidung trifft, dann sofort loben, auch wenn sie daneben ging. Überhaupt: Mut und Aktivität loben, und bei Passivität und Zurückhaltung zu mehr Engagement und Courage ermuntern -- dabei das weniger vorwurfsvoll fordern als vielmehr positiv zu pushen.
Dann, wie ebenfalls gesagt, keine konkreten Handlungsanweisungen geben, damit wirst du zum hier im Forum verrufenen Joystick-Trainer, der seinen Spielern sämtliche Entscheidungen abnimmt. Das ist aus mehreren Gründen schädlich: erstens brauchen sie recht lange, um das Kommando umzusetzen, denn sie müssen den Ruf wahrnehmen, verarbeiten und verstehen, und dann die entsprechende Aktion ausführen. Die Reaktionszeit des Menschen liegt bei einer bis zwei Sekunden. Jetzt versetze dich noch dazu in die Lage des Spielers, der sich gerade darauf konzentriert, den Ball anzunehmen und der in diesem Alter vielleicht sogar schon dabei ist zu überlegen, was er dann gleich macht. Und da kommt dein Ruf mittenrein. Er muss unterbrechen, was er gerade gemacht hat, um nachzuvollziehen, was du von ihm willst. Möglicherweise versteht er das Kommando überhaupt nicht, weil er eben noch nicht weiß, was "spiel lang!" heißt. Es dauert also häufig länger, Kommandos umzusetzen als selbstständig eine Aktion durchzuführen.
Zweitens lernen die Spieler viel weniger, wenn ihnen alle Entscheidungen abgenommen werden. Trial and Error ist eine ganz wichtige Lernmethode, wir müssen die Kinder sie anwenden lassen. Sie haben viel weniger Erfahrung als wir, außerdem haben sie noch ein viel geringeres Lösungsrepertoire. Und Fußball ist halt auch kein ganz so einfaches Spiel, da gibt es unzählige verschiedene Situationen, je nachdem, wo man sich auf dem Platz befindet, was der Ball macht, wo und wie Gegen- und Mitspieler gerade agieren. Hinzu kommt die deutlich geringere Übersicht, die man als Spieler auf dem Platz hat, dazu noch in der geringeren Höhe der Kinder und mit ihrem noch eingeschränkten Blickfeld sowie dem altersgemäßen Tunnelblick. Berücksichtigt man all das, so versteht man viele "Fehlentscheidungen" der Akteure und ist dazu in der Lage, sie zu verzeihen und daraus abzuleiten, was man vielleicht mal (altersgerecht) trainieren sollte.
Drittens macht es einfach viel weniger Spaß, wenn man ständig nur machen soll, was der Trainer einem zuruft. Und man kann dabei als Spieler auch fast nur verlieren: macht man es nicht, so ist der Trainer sauer, weil man sich seinen Befehlen widersetzt hat, stärker noch, wenn das dann zum Ballverlust oder anderem Misserfolg der Aktion führt. Macht man es doch so, dann kann es sein, dass es doch nicht klappt, z.B. weil man das Kommando zu spät oder falsch verstanden hat, oder man mit der geforderten Aktion überfordert ist. Selbst wenn der Trainer dann nicht meckert, so wird die Aktion mental als Misserfolg verbucht. Hatte der Spieler selbst etwas anderes vor, dann evtl. sogar in doppelter Hinsicht. Denn erstens war seine Entscheidung ja offenbar falsch, da der Trainer, und diesen betrachten Spieler dieser Altersklasse ja häufig als allwissend, es ja anders sah, und zweitens hat es nicht geklappt.
Ansonsten gelten die Tipps, die ich dir am Samstag gegeben habe, weiterhin:
- Viele Übungen und Spielformen durchführen, in denen die Spieler viele Ballkontakte haben, also z.B.:
- Coerver-Ball-Mastery
- Coerver-Skill-Drills
- 1:1- und 2:2-Spielformen -- auch hier gibt es bei Coerver sehr gute Beispiele
- 1:1 und 2:2 in Ligaform, also auf mehreren Feldern mit Auf- und Abstieg
- funino/Minifußball als Standardspielform statt Spielen 4:4 bis 7:7
- Mit Ersatzbällen spielen und ein Zeitlimit bei Einwürfen, Freistößen und Torwartabschlag einführen -- dabei laut zählen. Damit man genug Ersatzbälle hat, sollte der Spieler, der den Ball zuletzt berührt hat, ihn wieder holen, während das Spiel ohne ihn bereits weiter läuft -- so beeilen sie sich und der Rest hat keinen Leerlauf.
- Spielformen und Übungen verwenden, welche sie auch geistig fordern:
- Spiel auf wechselnde Tore -- z.B. nach jedem Tor oder nach Ansage des Trainers
- Spiel auf vier Tore
- Spiel auf einem quadratischen Feld mit vier Minitoren, bei dem die jede Mannschaft auf ein gegenüberstehendes Torpaar spielt
- Spiel mit Provokationsregeln, die das gemeinsame Handeln fördern, z.B.:
- Tore zählen doppelt, wenn alle Angreifer in gegnerischer Hälfte, nochmal doppelt, wenn mindestens ein Verteidiger sich noch in der Hälfte der Angreiger befindet.
- Jeder im Team muss den Ball gehabt haben, bevor ein Tor erzielt werden darf -- dann aber den Raum groß genug machen und die Teams klein halten, denn es ist demotivierend, wenn sie nie aufs Tor schießen dürfen.
- Schnelligkeits- und Koordinationsübungen