Änderung in der Lizenzstruktur?

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  • "Es gibt eine Steigerung in der Ausbildungsqualität, indem individueller auf die einzelnen Trainer*innen eingegangen wird und über einen längeren Zeitraum Einfluss auf ihre Entwicklung genommen werden kann."


    Der DFB verkennt, dass es nicht nur Kritik an der neuen Struktur gibt. Die Inhalte sind schon seit Jahren überholt und qualitativ dürftig. Da nützt auch die beste Individualisierung nichts.

    Zudem wird ignoriert, dass es bereits um die Jahrtausendwende völlig berechtigte Kritik an den verkürzten Lehrgängen für Nationalspieler gab, weswegen das irgendwann beendet wurde. Und jetzt lässt man das quasi wieder aufleben.

    Ist schon interessant, dass der DFB auch seit Jahren propagiert, wie wichtig der Amateurbereich ist, um dann mittels solcher Reformen doch nur wieder die Kluft zum Profitum zu vergrößern.

  • Problematisch finde ich, dass Co- bzw. AssistenztrainerInnen, in einem vom DFB anerkannten NLZ 2,5 Punkte pro Saison bekommen. Aber der größte Witz ist, dass Fortbildungen mit zwanzig Lerneinheiten addiert werden, nicht aber relevante Ausbildungen. Meines Erachtens finden in Ausbildungen (egal ob Studium oder Berufsfachschule) viel mehr Kompetenzaneignungen statt, als bei einer Wochenendfortbildung, bei der kaum jemand seine Perspektive, Ansichten oder Meinungen reflektiert.

  • Ist schon interessant, dass der DFB auch seit Jahren propagiert, wie wichtig der Amateurbereich ist, um dann mittels solcher Reformen doch nur wieder die Kluft zum Profitum zu vergrößern.

    Ist das so? Aus meiner Sicht benötigt man keine der Lizenzen, die an der Akademie erworben werden, um im Amateurbereich tätig zu sein. Die "Lizenzen" für die Basis sind der Kinder- und der C-Trainer. Für den gehobenen Amateurbereich kann man dann noch die B Lizenz machen, die dafür vollkommen reicht. Ich kenne einige Trainerkollegen, die sich mit ihrer Elite-"Jugend"-Lizenz schmücken und A-Liga Herren trainieren.. die gar kein Interesse an Juniorenmannschaften haben oder ins NLZ wollen. Beim richtigen Verein kannst du entspannt Kreisliga trainieren mit zweimal Training die Woche, kurzen Fahrten und trotzdem deine 500€ im Monat einsacken - nur weil der Verein dann einen "Elite-Trainer" hat.


    Es gibt viel zu viele Trainer auf heutigem B+ und A-Level, die aber gar nicht in diesem Bereich trainieren. Das ist dem einfachen Zugang der letzten Jahrzehnte geschuldet und nunmal die Kehrseite der Medaille. Hab's hier in dem Thread schon einige Male geschrieben, aber die Lizenzen wurden einfach inflationär verteilt und müssen jetzt erstmal wieder aufgewertet werden. Vor allem die Einteilung in Junioren- und Seniorenfußball finde ich sinnvoll.


    Ich selber habe die Elite-Jugend auch nur erworben, weil ich unbedingt die A machen wollte. Habe dort also vielleicht einem leidenschaftlichen Jugendtrainer "den Platz weggenommen". Und mir gefällt die Umstrukturierung auch nicht, weil ich die A nie und nimmer aus eigener Tasche finanzieren können werde/will und mich einfach nur ärgere, dass der direkte Sprung von B auf A damals noch nicht möglich war. Aber stand jetzt brauche ich die A auch einfach nicht. Ich könnte noch zweimal aufsteigen und müsste erst dann "upgraden", um offiziell weiter Cheftrainer sein zu dürfen. Bis dahin kann ich mich auf dem aktuellen Niveau fortbilden, Punkte sammeln und meine eigene Spielidee weiterentwickeln, die Vermittlungskompetenzen schärfen und einfach die Zeit mit der Mannschaft auf dem Platz genießen.


    Für mich persönlich geht es gar nicht um die vermittelten Inhalte und Kompetenzen. Es gibt Unmengen an frei zugänglichem Fußball-Input, von dem man sich inspirieren lassen kann. Der DFB gibt niemandem den Schlüssel zu unermesslichem Geheimwissen, das einen unmittelbar zu einem besseren Fußballtrainer macht. Der DFB gibt einfach nur die Schlüssel zu bestimmten Spielklassen heraus.


    Und dass es früher einfacher war als "Coach von der Basis" Fuß im Profigeschäft zu fassen, halte ich auch für weit hergeholt. Denn wie gesagt: Die A-Lizenz erwerben war kein Hexenwerk. In einer Profiliga oder NLZ sind damit aber noch längst nicht alle gelandet. So viele Mannschaften auf diesem Level wie A-Lizenzler gibt es ja auch gar nicht. Laut Statista wurden von 2017-2021 925 A-Lizenzen ausgestellt.. Wo sollen die denn überall arbeiten? Zusätzlich zu den 147 Fußball-Lehrern. Das sind über 1000 Trainer, die in den Leistungsfußball dürften, obwohl dort doch schon so gut wie alle Jobs vergeben sind, die sich auch finanziell lohnen. Dann ist es doch kein Wunder, dass die sich halt einen ambitionierten Landeslisten mit potentem Hauptsponsor suchen, wo aber eigentlich einer der 7.055 neuen B-Lizenz-Trainer unterkommen soll. Und die B-Lizenz-Trainer müssen sich dann auch wiederum 2 Klassen tiefer nach einem Job umschauen, für den sie eigentlich vielleicht sogar überqualifiziert sind... oder unterqualifiziert, weil sie als B-Trainer ohne Vorerfahrung in den Kinderfußball einsteigen - alles schon erlebt.


    DFB: Ausgestellte Trainerlizenzen nach Typ | Statista

  • Ich bin ehrlich gesagt bei diesem Thema ein wenig hin- und hergerissen.

    Ich verstehe die Kritik an den Veränderungen der Lizenzen, vor allem an den neuen Kosten, die meiner Meinung nach in keinem Verhältnis stehen.


    Auf der anderen Seite bin ich verwundert warum dem DFB vorgeworfen wird so viel Wert auf die einzelnen Lizenzstufen und damit verbundenen Kriterien zu legen, während es vielen Trainern, auch hier im Forum, nur darum geht sich mit einer bestimmten Lizenzstufe zu "schmücken".

    Wie Cruyffiola völlig richtig sagt, arbeiten die meisten Trainer ohnehin nicht auf dem Niveau das Ihre Lizenzstufe hergeben würde, aber wollen unbedingt noch die nächste und übernächste Lizenz machen. Aber warum?

  • Ich sehe das eigentlich ähnlich. Ich habe es in meiner Spielerkarriere bis in die Kreisliga B geschafft und kann mit meiner C Lizenz theoretisch Mannschaften trainieren, die weit über dem Niveau sind. Werde ich nie tun.


    Natürlich kann man als Trainer besser geeignet sein als man es als Spieler war, aber das gilt doch auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Ein Lehrer muss auch Abitur haben, also schülerische Leistungen erbracht haben, um an der Hochschule zugelassen zu werden.


    Fähigkeiten vermitteln ist etwas, was man besser kann, wenn man die Fähigkeiten erworben hat. Im Leistungsbereich auszusieben, kann ich daher nachvollziehen. Ein Punktesystem macht Sinn, an der Gewichtung kann man natürlich streiten.


    In der Fläche verbreitet das Kindertrainerzertifikat und den Basis Coach anzubieten, finde ich gut. Die Preise sind eine Hürde, auf der anderen Seite würde ich für eine Woche Bildungsurlaub zum Thema "atmen im Wald" fast genausoviel Geld ausgeben. Ist eine schwierige Grandwanderung. Mir wäre es lieber, die C-Lizenz würde leicht erschwinglich bleiben.

    Da Vereine selbst in den unteren Kreisligen bereit sind, ihren Trainern einige Hundert Euro monatlich zu bezahlen, finde ich die Gebühr für die B Lizenz dann auch ok.

    Mehr Fortbildungen ohne Lizenz würde ich gerne mitnehmen, da ist das Angebot zum Teil etwas dünn. Vielleicht aber auch nicht sonderlich nachgefragt.

  • Gegen die Inflation der Lizenznehmer könnten engere Voraussetzungen für die C-Lizenz helfen.


    Ketzerisch gefragt: braucht jemand, der eine E-Jugend den neuen Spielformen folgend betreut die C-Lizenz, Profil Kinder?


    Ich würde mir hier Voraussetzungen wie "3 Jahre Tätigkeit als Kindertrainer:in" wünschen, damit die Lehrgänge nicht von "Lizenz-Sammler:innen" verstopft werden.


    Nach oben sollte zumindest im Jugendbereich die Zugänglichkeit praxisorientiert gelöst werden.


    An meinem Beispiel:

    Aktuell trainiere ich eine U7/U8. Zur U16 würde ich gerne mit dieser Mannschaft in der Regionalliga spielen. Jedoch würde ich die aktuellen Voraussetzungen für die erforderliche B-Lizenz mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erfüllen können, weil ich in einem Breitensportverein trainiere und am Anfang meiner Amateur-Trainerlaufbahn stehe und keine Ambitionen habe, irgendwann in ein NLZ zu wechseln oder Erwachsene als Co-Trainer zu begleiten.

  • Ich mache gerade die C Lizenz und trainiere eine F Jugend. Und ja, ich brauche zwar keine C Lizenz dafür. Aber das was ich vermittelt bekommen habe und im Training anwende, von dem werden die Kinder profitieren.

    Das Training kann man auf ein höheres Niveau bringen, egal in welcher Jugend.

  • Wie ist denn so eine Ausbildung einzuordnen?
    In der Ausbildung wird die C-Lizenz erworben - aber das kann doch nicht der Stellenwert sein oder?

    Also Erfahrungen mit dem Studiengang habe ich nicht, würde aber pauschal das auf eine Stufe wie ein Sportstudium (Sportlehramt) etc einordnen. Vllt sogar eher Sportmanagement (da ja "Law& Management"). Dazu hast du wohl Kurse und Prüfungen, die dem der C-Lizenz des DFB entsprechen und so vom Fußballverband auch abgenommen werden.
    Also wohl nichts anderes, als wenn man irgendwas mit Sport studiert und privat halt die Trainerlizenz macht, nur dass du hier den Fokus nur auf Fußball legen kannst.

    Wie da bei evtl Arbeitgebern (Fußballvereinen) ankommt, keine Ahnung, du wirst aber höchstwahrscheinlich wie bei jedem NLZ als normaler Minijobber eingestellt

  • Wie ist denn so eine Ausbildung einzuordnen?
    In der Ausbildung wird die C-Lizenz erworben - aber das kann doch nicht der Stellenwert sein oder?

    Also Erfahrungen mit dem Studiengang habe ich nicht, würde aber pauschal das auf eine Stufe wie ein Sportstudium (Sportlehramt) etc einordnen. Vllt sogar eher Sportmanagement (da ja "Law& Management"). Dazu hast du wohl Kurse und Prüfungen, die dem der C-Lizenz des DFB entsprechen und so vom Fußballverband auch abgenommen werden.
    Also wohl nichts anderes, als wenn man irgendwas mit Sport studiert und privat halt die Trainerlizenz macht, nur dass du hier den Fokus nur auf Fußball legen kannst.

    Wie da bei evtl Arbeitgebern (Fußballvereinen) ankommt, keine Ahnung, du wirst aber höchstwahrscheinlich wie bei jedem NLZ als normaler Minijobber eingestellt

    Lehramt z.B. Sport ist ein fachdidaktisches und fachwissenschaftliches Studium (Lehrer*innen sind Didaktiker*innen), dieses Studium ist damit nicht ansatzweise zu vergleichen. Eine angewandte Wissenschaft ist eher auf Methoden (SpoWis sind Methodiker*innen) ausgerichtet. Hier in diesem Fall an einer privaten Hochschule. Man kann danach einen Master anhängen, wenn die Abschlussnote kleiner gleich 2,5 ist. Aber mit einem pädagogischen Studium hat das nichts zu tun.

    3 Mal editiert, zuletzt von userdx ()

  • Hallo, hier wieder ein gutes Beispiel, ein Sportmanagementstudent (an einer P2G Hochschule), welcher weder eine pädagogische, didaktische noch methodische Ausbildung/Studium hat will sofort in ein NLZ. Anstatt eine ErzieherInnenausbildung und dann Lehramt Sport/XYZ Studium zu absolvieren um nachhaltig zu agieren, tja. Eine Gruppe führen, Rollen, Entwicklungsaufgaben & -merkmale, Konflikt- & Beschwerdemanagement, ressourcenorientierte Bildungs- und Interessenthemen, Binnendifferenzierung & prof. päd. Grundhaltung, alles kein Thema bei 90% der TrainerInnen und bei fast 99% der Vereine. Werte, Normen, Leitbilder, Ziele, Konzept & Konzeption + Kontrolle/Überprüfung & Evaluation fehlen. Ein Curriculum mit Makroplanung und Basisdidaktik für alle Altersbereiche, hach, ein Traum.

    5 Mal editiert, zuletzt von userdx ()