Kaum eine Chance wenn das Kind in einem "kleinen" Verein spielt?

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo,


    meine Tochter war gestern bei der Sichtung eines Stützpunktes.


    Schon als ich die Meldeliste letzte Woche per E-Mail sah, fiel mir auf, dass mindestens die Hälfte der 34 gemeldeten Mädchen aus den beiden großen Vereinen hier in der Gegend kommen und ich dachte mir schon, dass dann so gut wie keine Chance besteht.


    Von den 34 Mädchen werden 8 ausgewählt, die dann einmal die Woche das Stützpunkttraining besuchen dürfen. Gestern wurden 18 Kinder gewählt, die nächsten Montag nochmal kommen dürfen, bevor endgültig entschieden wird. Von diesen 18 Kindern waren 15 von den oben genannten großen Vereinen der Umgebung.


    Da frage ich mich doch ernsthaft ob ein Kind was eben nicht in einem dieser Vereine spielt überhaupt die gleichen Chancen hat?


    Und falls die Kinder aus diesen großen Vereinen wirklich mehr Chancen haben, ist das wirklich deshalb, weil sie in der Vergangenheit dort besser gefördert wurden?


    Sollten nicht gerade Kinder aus kleineren Vereinen von so einem Stützpunkt gefördert werden, eben weil sie diese Förderung in ihrem Verein nicht unbedingt bekommen? Kann ein Kind was Talent hat, aber eben vom Verein nicht derart gefördert wird, überhaupt etwas erreichen?


    Das ist doch quasi so, dass die Kinder die in ihrem Verein sowieso schon zur Genüge gefördert werden hier noch weiter gefördert werden und alle anderen einfach Pech hatten, wenn sie sich nicht dazu entschließen zu solch einem Verein zu gehen, oder?!


    Es geht hier ja jetzt auch nicht unbedingt nur um Mädchenfußball, es geht ja grundsätzlich um solche Dinge. Wird ja bei den Jungs evtl. nicht anders sein.

  • Zuerst würde ich das 14 tägige Fördertraining nicht überbewerten, insbesondere für eine 10 jährige.
    Wenn ich das von unserem Förderprogramm abweichende System des SWFV richtig verstehe wurde sie für die U12/13 gesichtet. Auch unter sozialen Gesichtspunkten noch zu früh.
    Insbesondere bei den Mädchen, landen später mit 13-15 viele Mädchen aus kleineren Vereinen bei den höheren Vereinen. Meist diejenigen die sich lange bei den Jungs durchgesetzt haben. Und böse gesagt die besseren Vereine in eurem Bereich sind zur Zeit hinsichtlich der Ligazugehörigkeit keine Top Adressen.
    Letztes Jahr wurde aus Hessen eine U 17 Spielerin Europameister, die in keinem der bekannten Vereine gespielt hat. Beim Auswärtsspiel musste ich den betreffenden Verein erst über Google Maps suchen.
    Daher stehen deiner Tochter noch alle Wege offen.

  • Vielen Dank für deine Antwort!


    Das Fördertraining findet einmal wöchentlich statt, nicht 14tägig. ;)


    Die 34 Kinder die gestern gesichtet wurden, waren Jahrgang 2005 - 2008 (meine Tochter ist 2007 geboren). Sie gehört zu den 18 Kindern, die nochmal kommen dürfen am Montag.


    Meine Tochter spielt momentan in ihrem Stammverein in einer starken F1-Jugend mit 2009er Jungs und in einem hochklassigen Frauenfußballverein in einer E-Juniorinnenmannschaft. Das Training bei den Mädchen ist sehr gut, allerdings besteht die Mannschaft nur aus 8 Kindern wovon die Hälfte mindestens 3 Jahre jünger ist als meine Tochter und meine Tochter spielt zusammen mit noch einem zweiten Mädchen mit Abstand besser als alle anderen.


    Selbstverständlich könnte sie besser gefördert werden, sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungs. Sie selbst will im Fußball etwas erreichen und ist diesbezüglich sehr ehrgeizig (manchmal sogar etwas zu ehrgeizig meiner Meinung nach). In beiden Vereinen fühlt sie sich sehr wohl, um sie gezielt zu fördern, wäre sie allerdings wie schon erwähnt in anderen Vereinen besser aufgehoben.


    Bist du also der Meinung, dass ein wirkliches "Talent" auch dann erfolgreich werden kann, wenn es in einem kleinen unbekannten Verein bleibt und nicht ideal gefördert wird?

  • Bist du also der Meinung, dass ein wirkliches "Talent" auch dann erfolgreich werden kann, wenn es in einem kleinen unbekannten Verein bleibt und nicht ideal gefördert wird?

    Was verstehst Du denn unter idealer Förderung für ein 10-jähriges Kind?


    Ich weiß übrigens von Juniorennationalspielerinnen, die erst in der D-Jugend mit dem Fußball angefangen haben...

  • Ich bin auch der Meinung das Spieler/Spielerinnen aus kleinen Vereinen eine gute Chance haben weiter nach oben zu kommen. Besonders bei den Mädels hat sich die letzten Jahre echt was getan bei der Förderung . Was wichtig ist , die Chance als Mädel ist wesentlich größer es einmal weiter nach oben zu schaffen als bei den Jungs. Beim Förder-Training bin ich geteilter Meinung. Wenn ich meine Tochter anschaue hat die Teilnahme an dieser Maßnahme schon etwas gebracht. Die Trainer haben einfach einen anderen Blickwinkel und der Fokus liegt auf anderen Dingen als in der Heimmannschaft. Bei uns in Brandenburg ist es so, das die Stützpunkte auf lange Sicht die Talentierten Mädels der Fußball Sportschule von Turbine Potsdam zufuhren sollen.


    Ich muss aber auch sagen , das die Mädels bei uns am Stützpunkt mehr geduldet als Integriert sind . die Trainer geben sich mühe aber bei den Jungs herrscht schon die Meinung Mädchen können nicht Fußball spielen. Das führt dazu das die Jungs meist mit den Jungs spielen. Auch wenn die Trainer immer wieder dazu auffordern die Mädels anzuspielen weil sie in der besseren Position stehen , ist es schwierig.

  • Was verstehst Du denn unter idealer Förderung für ein 10-jähriges Kind?
    Ich weiß übrigens von Juniorennationalspielerinnen, die erst in der D-Jugend mit dem Fußball angefangen haben.

    Das klingt so als wärst du der Meinung, dass 10jährige noch zu jung sind um gefördert zu werden?! Wieso werden dann Mädchen ab Jahrgang 2008 gesichtet?

  • Ich muss aber auch sagen , das die Mädels bei uns am Stützpunkt mehr geduldet als Integriert sind . die Trainer geben sich mühe aber bei den Jungs herrscht schon die Meinung Mädchen können nicht Fußball spielen. Das führt dazu das die Jungs meist mit den Jungs spielen. Auch wenn die Trainer immer wieder dazu auffordern die Mädels anzuspielen weil sie in der besseren Position stehen , ist es schwierig.

    Bei uns handelt es sich um einen reinen Mädchenstützpunkt, also keine Jungs!

  • Es geht hier ja jetzt auch nicht unbedingt nur um Mädchenfußball, es geht ja grundsätzlich um solche Dinge. Wird ja bei den Jungs evtl. nicht anders sein.

    Meiner Erfahrung nach gibt es sehr wohl deutliche Unterschiede zwischen Jungen- und Mädchenfußball.
    Dies beginnt mit der sehr unterschiedlichen Spielerzahl und setzt sich bei der Förderung fort. Für talentierte Mädchen ist der Weg in eine Auswahl deutlich leichter, als für talentierte Jungs, weil die Konkurrenz einfach geringer ist. Leistungsstarke Mädchenmannschaften sind noch eine Ausnahme. Zwar entwickeln sich bei den Mädchen auch die NLZ, aber es ist längst noch nicht der Stand wie bei den Jungs erreicht. Außerdem haben Mädchen häufig die Option, heimatnah in guten Jungenmannschaften spielen zu können. Reine Mädchenstützpunkte gibt es nicht in allen Verbänden.
    Mir ist bei Sichtungen aufgefallen, dass schon bevorzugt Jungs aus größeren Vereinen nominiert werden. Sofern es nun wie hier vorliegend beschrieben auch bei Mädchen leistungsstarke Mädchenmannschaften gibt, würde es in das Bild passen, wenn nun auch bei den Mädchen so eine Art Bevorzugung erfolgen würde.

  • Mädchen: Hier habe ich weniger Überblick, stimme aber den genannten Argumenten zu. Es geht leichter und ist kein Muss, sich frühzeitig einem großen Verein anzuschließen.


    Jungs: Hier geht so ab D-/C-Jugend irgendwann rapide eine Schere auf, eben je nachdem, wie weit es gehen soll. Wir reden ja hier "nur" von der Kreisauswahl/dem DFB-Stützpunkt, der untersten Stufe der Auswahlpyramide.


    Kurz zusammengefasst: Wir sind in unserem Kreis der größte Verein und spielen höherklassig. Die meisten Spieler in den Jahrgängen am DFB-Stützpunkt kommen von uns. Oft ist es auch so, dass sie Ergänzungsspieler von uns im Stützpunkt haben, während Stammspieler da gar nicht hinwollen/nicht gesichtet wurden (nein, es ist nicht so, dass die Stammspieler groß und stark und die Ergänzungsspieler klein und technisch stark sind).


    Was wir feststellen: Ab C-Jugend wird es für Jungs von kleineren Vereinen, die zu uns wollen, immer schwieriger bei uns rein zukommen. Es fehlt oft an technischer Ausbildung, taktischem Verständnis und vor allem geistiger Schnelligkeit gegenüber den Jungs, die seit der D-Jugend gewohnt sind, alles unter höherem Gegnerdruck auszuführen, im Training oder im Spiel eben auch gegen bessere Gegner.


    Das setzt sich so fort: Spieler, die uns nicht bis zum Ende der C-Jugend in ein NLZ verlassen, schaffen kaum noch den Sprung in ein NLZ ab der B-Jugend, weil unser Niveau dann wieder zu niedrig ist im Vergleich zur Ausbildung und dem Gegnerdruck dort, usw.


    In der D- und C-Jugend haben wir ab und zu noch Hessenauswahlspieler, da kommen diese dann auch noch von vielen "kleineren" Vereinen wie uns. Ab der B-Jugend ist das dann überwiegend nur noch NLZ oder regionale "Leuchtturmvereine", die weit und breit keine Konkurrenz/kein NLZ haben.


    Es gibt immer Ausnahmen, die das trotzdem schaffen. Jungs, die in der B-Jugend zu uns kommen und trotzdem Stamm spielen. Ein Spieler von uns, der in der U16 ins NLZ ging und U19 Deutscher Meister wurde. Keine Frage. Aber deswegen weist man immer wieder auf diese Geschichten hin, weil es eben Ausnahmen sind.

  • Scheinbar ist beim SWFV eine ganze Altersklasse zulässig.
    Ist nach meiner Meinung jedoch Quatsch. Im betreffenden Alter haben Mädchen hinsichtlich der körperlichen Entwicklung keine Nachteile im Gegensatz zu den gleichaltrigen Jungs.
    Zur Entwicklungseinschätzung. Alle Mädchen aus den Auswahlen die ich kenne haben im betreffenden Alter E 1 gespielt, zumeist auch höchste Liga auf Kreisebene. Mädchenmannschaften fast keiner.
    Diese Entwicklungsdefizite sind zwar aufholbar, nicht jedoch in Konkurrenz gegen Knirpse, ob Mädels oder Jungs.
    Sorry für die klaren Worte.

  • Meine Tochter hat bis vor 2 Wochen in der E1 gespielt und spielt momentan quasi nur zur Überbrückung in dieser F-Jugend-Mannschaft bis Januar, da sie bei einem jetzigen Wechsel in einen anderen Verein eine Sperre bekommen würde. Und zwar sowohl für den Stammverein, als auch für die Mädchenmannschaft, wie ich heute erfahren musste.
    Wir sind gerade auf der Suche nach einem geeigneten Verein/Team für sie. Und bevor sie jetzt ein halbes Jahr lang nur bei den Mädchen spielt, überbrückt sie das eben bei der F-Jugend und der Trainer war mehr als froh darüber!

  • Ja eben. Sie könnte also 3 Monate lang weder bei den Jungs, noch bei den Mädchen spielen. Die Sperre bei den Jungs wäre kein Problem gewesen, aber dass sie dann auch bei den Mädchen gesperrt ist, ist ein Problem. Die Mädchenmannschaft besteht aus nur 8 Kindern und meine Tochter ist eine von 2 Leistungsträgerinnen.


    Es gab Differenzen in der E-Jugend und zwar extreme! Nach einem mehr als chaotischen Elternabend an dem nur geschrien und aufeinander losgegangen wurde, haben nun einige Kinder die Mannschaft/den Verein verlassen, unter anderem auch wir. Da geht es momentan extrem chaotisch zu und das obwohl der neue Trainer gerade mal ein paar Wochen im Amt ist!


    Es bricht mir das Herz, erstens weil meine Tochter sich seit über 2 Jahren in dieser Mannschaft pudelwohl fühlt und voll und ganz akzeptiert wird von den Jungs und zweitens weil das seit über 30 Jahren mein Heimatverein ist, wo ich schon als kleines Kind jeden Sonntag verbracht habe, wenn mein Dad gekickt hat.


    Aber es lässt sich leider nicht ändern!

  • Das klingt so als wärst du der Meinung, dass 10jährige noch zu jung sind um gefördert zu werden?! Wieso werden dann Mädchen ab Jahrgang 2008 gesichtet?

    Deine Frage war, ob ein Talent ohne (optimale) Förderung erfolgreich werden kann. Und die Antwort ist: Ja.
    Aber wie stellst Du Dir denn die optimale Förderung vor?

  • Ist es nicht normal das die meisten Auswahlspieler aus ,,größeren'' Vereinen kommen? Hat ja einen Grund warum das ,,größere'' Vereine sind. Meistens versuchen doch diese schon frühzeitig (noch vor den ersten Auswahlmaßnahmen) möglichst viele der besten Talente im jeweiligen Verein zu versammeln. Hinzu sind die größeren Vereine ja meistens auch in den größeren Orten eines Kreises/Bezirkes, da ist natürlich auch das Einzugsgebiet größer und somit die Chance höher eine höhere Anzahl an talentierten Kindern zu haben.


    Es beschwert sich ja auch keiner darüber das Bayern mehr DFB Spieler stellt wie Mainz oder Hannover. Für mich ist das völlig normal.

  • Ich denke es gibt da drei bis vier Faktoren.


    1. Größere Vereine spielen höherklassig, daher ist der Anspruch von vornherein höher. Dieser Anspruch fordert Trainer mehr, ein "besseres" Training anzubieten. Der Pool an Trainern ist größer und die Trainer-Kandidaten sind (potenziell) erfahrener.


    2. Größere Vereine haben ein größeres Einzugsgebiet. Sie haben mehr Kinder in mehreren Mannschaften, können früher selektieren. Die Kinder stehen dadurch einerseits früher schon unter größerem Druck und andererseits sind naturgemäß mehr begabte Kinder dabei.


    3. "Star-Ensembles" sind attraktiv. Praktisch überall gibt es solche Star-Ensembles und sehr häufig sind das die Mannschaften großer Vereine. Kinder und Eltern wollen dazugehören. Eltern wollen ihre Kinder siegen sehen, vor allem wenn sie vom "Talent" ihrer Sprösslinge überzeugt sind. Ohnehin sind mehr Kinder und dementsprechend mehr begabte Kinder im Pool, dann kommen eben noch solche (zumeist) begabten Kinder aus der Region dazu, deren Eltern sie in "Star-Ensembles" spielen (und siegen) sehen wollen.



    Diese drei Faktoren begünstigen eine größere Häufung von Talenten in großen Vereinen. Hinzu kommt ein Punkt, bei dem ich mir nicht sicher bin, wie wichtig der im Bereich G-F-Jugend ist. @Chris hat das bereits oben angesprochen (allerdings für ältere Jahrgänge, da ist das auch ganz sicher so). Nämlich die höhere Trainingsintensität aufgrund von mehr guten Spielern im Team. Ich habe Zweifel, ob dieser Punkt im Bereich G-F-Jugend verfängt, aber das ist für mich auch eine Frage. Ich würde sagen, dass es in diesem Alter v.a. um individuelle Technik und 1:1-Situationen geht und da die Stärke der Mannschaft für die Entwicklung noch eine untergeordnete Rolle spielt.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Ich würde sagen, dass es in diesem Alter v.a. um individuelle Technik und 1:1-Situationen geht und da die Stärke der Mannschaft für die Entwicklung noch eine untergeordnete Rolle spielt.

    Da bin ich anderer Meinung.
    Technik: Kinder in diesem Alter lernen viel mit den Augen. Haben sie starke Mitspieler gucken sie sich viel ab. Außerdem gehen sie konzentrierter an die Aufgaben, wenn dies die Mitspieler genauso machen. Oft wird gekaspert, wenn schwächere Kids eine Aufgabe nicht oder nur schwer lösen können.
    1 gegen1: starke Mitspieler fördern die saubere Ausführung z.B. von Finten. Mit schlechten Finten kommen sie schlicht nicht vorbei. Bei schwächeren Spielern genügt oft der Bauerntrick.
    Hinzu kommt das höhere Tempo bei stärkeren Teams, alles muss schneller ablaufen.