Wie sollte ein Sichtungstraining aufgebaut sein?

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  • Moin, auch wenn es hypothetisch ist möchte ich euch die Frage stellen wie man ein Sichtungstraining eurer Meinung nach aufbauen sollte.
    Natürlich gibt es normalerweise einen schon bestehenden Kader der nurnoch ausgefüllt werden muss, am besten mit bereits bekannten/gescouteten Spielern.
    Aber angenommen es ist nicht so - wie baut ihr eine Sichtung auf? Auf was achtet ihr? (-Stichpunkt Scoutingbogen vom DFB)
    Welche Übungen baut ihr auf, lasst ihr eher ein 11vs11 spielen, oder doch ein 4vs4? Würdet ihr eine Sprintübung mit und ohne Ball aufbauen und die Zeit stoppen?
    Fällt euch eine Übung ein mit der ihr den Charakter eines Spielers grob einschätzen könnt (ggf orientierung am Assessment Center im Beruf?)
    Über konstruktive Anregungen bin ich erfreut.


    Gruß
    Coke

  • 1. Alles nachfolgende möchte ich in einem geschützten Konzept zur jährlichen Wiederholung stehen haben


    2. die Trainer würden die Ziele der entsprechenden zu testenden Altersgruppe kennen und mehr oder minder nur diese Bewerten


    3. Die Zielvorgaben für die Altersgruppe würden auf einem Prüfbogen als waagerechte Auflistung zu finden sein.


    4. Pro Zielvorgabe würde die obere Reihe mit 1 bis 5 Punkten zu versehen sein


    Alternativ


    senkrecht die Spielernamen und oben quer verlaufend die Punktzahlen 1 bis 5 ohne exakte aufgeschlüsselte Zielmerkmal für die Altersgruppe.


    5. Ich trage in die Liste alle in Frage kommenden Spielernamen senkrecht links ein.


    6. Ich erzeuge mehrere Kleinfelder für 3:3 Spiele...oder alternativ bis 4:4 mit Kleinsttoren zu max. fünf Minuten spielen...zwei Minuten Pause...zeitgleicher Anpfiff


    7. Ich bilde 3er oder alternativ Viererteams als Mannschaften willkürlich und lasse jedes Team gegen jeden spielen, wobei jeder der anwesenden Trainer jedes Team bewertet haben muß.


    Alternative....jeder Spieler stellt sich bei jedem Spiel im Feld des Sichtungstrainers vor, ohne ein festes Team zu haben. Hierzu könnte nützlich sein, das der Spieler eine feste Nummer erhält.


    8. An jedes erzeugte Feld stellt sich fest ohne Wechsel ein ausgesuchter Trainer. Die Mannschaften wechseln in das Feld dieses Trainers. Bei zwei Trainer an dem Feld sprechen die Trainer während der Sichtungsphase nicht miteinander über die Spieler reden!!!


    9. Am Schluss werten die Trainer die Punkte aus. Hierbei sind mindestens drei Trainer beteiligt. Je nach Spielerzahl die benötigt wird für das zu sichtende Team gibt es ein objektives Ergebnis. Trainersöhne spielen dort, wo das Ergebnis sie hin ordert. Bei Punktgleichständen wird diskutiert. Hier könnte das Alter des Spieler eine Rolle spielen und entscheiden.


    10. Ich würde das erst frühestens zur F und nicht für die Minis vorsehen.


    Ich glaube, dass -bis auf in manchen Fällen die Trainersohnsituation - das kein anderes Ergebnis erbringen würde, als es das auch auch ohne Sichtung ergeben würde.


    Für mich ist das deshalb nötig, damit nicht die jährlichen Streitsituation - meist durch Eltern verursacht ...stattfinden.
    Zudem schützt es unerfahrene Trainerkollegen, vor Fehlurteilen....egal welche.


    Es wäre ein objektives bestätigendes Ergebnis, das viele Trainer zusammen und doch getrennt voneinander erzielten. Das wäre so vom Konzept und damit vom Verein bestimmt. Niemals wäre es ein einzelner Trainer der angegriffen werden könnte...Jungtrainer würden geschützt, ...jeder könnte sich hinter dem Konzept und dem so ermittelten Ergebnis wiederfinden und fertig.


    Als Trainer würde ich da locker dran gehen und die Begründung für das alles in den Fordergrund stellen. Deshalb wäre das für mich als Trainer eher ein Trainingstag mit der Überschrift: gemischtes Spieletraining.

  • Ich rede vom Großfeld Fußball, also ggf D alt, aber auf jeden Fall C, B, A.

    Andre hat es gut beschrieben, wie es ablaufen sollte. Wieso soll Andre´s Vorschlag nicht auch für diese Altersklassen gelten? Es ist für mich keine Frage der Altersklasse!


    Im 3 gegen 3 oder auch 4 gegen 4 kann sich keiner verstecken. Im 11 gegen 11 schon eher. Überlege mal du hast 24 Spieler im Sichtungstraining mit dem Ziel, dass 3-4 Trainer in kurzer Zeit einen ersten Eindruck bestenfalls von jedem Spieler verschaffen sollen. Baust du 3-4 Felder auf und lässt alle in kleinen Gruppen spielen, hat doch jeder Spieler mehr Ballaktionen und kann sich zeigen, als im 11 gegen 11.

  • m 3 gegen 3 oder auch 4 gegen 4 kann sich keiner verstecken.

    Wer den Fussball geil findet, der versteckt sich nicht! Warum auch? Aber man kann sich aufgrund häufigerer Ballkontakte ein besseres Bild machen, wenn man sie im 4 : 4 spielen läßt und die Teams immer wieder neu mixed.


    Aber die Rahmenbedingungen für eine Sichtung sollten Spielern wie Trainern schon klar sein? D.h. es muß ein Grund vorliegen, warum eine Sichtung durchgeführt wird? Wenn es lediglich darum geht, auf Kreisebene eine Masse von Spielern auf mehrere Teams zu verteilen, dann kann man sich die Sichtung m.E. schenken, weil es hier meist darum geht, die Freunde miteinander kicken zu lassen. Die sich daraus ergebenden Stärken und Schwächen ergeben, was als 1., 2. oder 3. Mannschaft angemeldet wird.


    Ein großes Problem bei der Sichtung tritt jedoch fast immer auf, wenn die Sichter (ohne entsprechende Lizenzausbildung und Trainererfahrungen) nicht über ausreichende Fähigkeiten besitzen, um die Leistungen einzelner Spieler einigermaßen beurteilen zu können? Da kann es nicht wundern, wenn die Sichtungsergebnisse für Dritte wie ein Buch mit "sieben Siegeln" erscheinen und eigentlich mehr Schaden als Nutzen und den Spielern und interessierten Eltern angerichtet wird.


    Welche Rahmenbedingungen gibt es bei eurer Sichtung:


    1. Für welche Ligen soll gesichtet werden?
    2. Welche Trainerqualifikationen besitzen die Sichter?

  • Die Frage am Anfang war nach dem "Wie" und nicht "Wer" das Sichtungstraining macht. Die Kompetenzen die du beschreibst, sind in meinen Augen Grundvoraussetzung für ein Sichtungstraining. Dort geht es ja um Selektion und den Leistungsgedanken!


    Zum Thema "verstecken" sei gesagt, dass ein Top Innenverteidiger oder auch Torwart im 11 gegen 11 bei einer unausgewogenen Zusammenstellung der Mannschaften beispielsweise nie die Möglichkeiten bekommen sich auszuzeichnen, wenn die anderen so schwach sind, dass sie nie oder selten nach vorne kommen. Dieses Risiko wird deutlich in kleinen Spielformen reduziert, vor allem weil du immer wieder neu durchwechselst.

  • Warum sollte ich in dem betreffenden Alter ein Casting durchführen?
    Die maßgeblichen Spieler in dem für die Klasse in Frage kommenden Umfeld bzw. Radius sind doch bekannt.
    Ausnahme vielleicht in den Großstädten. Kenne keinen Verein im näheren und weiterem Umfeld der über D1 noch so eine Veranstaltung durchführt.

  • Die Kompetenzen die du beschreibst, sind in meinen Augen Grundvoraussetzung für ein Sichtungstraining.

    Das sollten sich sein, aber wenn du hier im Forum blätterst, wirst du auf genügend Fälle treffen, wo das nicht der Fall ist.


    @CokeFreak Deshalb hab ich nach Trainerausbildung und der Liga, für die gesichtet werden soll, gefragt?

  • Das sollten sich sein, aber wenn du hier im Forum blätterst, wirst du auf genügend Fälle treffen, wo das nicht der Fall ist.


    @CokeFreak Deshalb hab ich nach Trainerausbildung und der Liga, für die gesichtet werden soll, gefragt?

    Liga : SH-Liga (in SH ja über der Verbandsliga)


    Trainerausbildung - B-Lizenz 3x ,wobei ich diesbezüglich mehr wert auf "kompetenter Erfahrung" legen würde- die besteht aus 3 B-Lizenz Inhabern mit mehr als 5 Jahren Erfahrung im Jugendbereich.

  • Schnelligkeit: 10 m und 20 m ohne Ball
    Ausdauer: 800 m
    Schnelligkeit mit Ball an Slalomstangen
    Schussqualität aufs große Tor: Beidfüssig, Adidas IOS-App für Geschwindigkeit und Zeitlupe, + Trainerwertung
    Passgenauigkeit und -härte: Beidfüssig auf Mini-Tor, 15 m Abstand
    1:1 Zweikampf offensiv und defensiv kleines Feld und kleine Tore
    4:4 Kleinfeld


    Evt. Sprungkraft: Ausgestreckter Arm und Finger: Max. Höhe im Stand und Sprung mit Anlauf an Brett

  • Ich würde ähnlich vorgehen wie in einem guten Vorstellungsverfahren.
    Zuerst überlegen, welche Anforderungen habe ich an meine Spieler.
    Dann überlege ich mir Übungen anhand deren ich die einzelnen Fähigkeiten einschätzen kann.
    Dann wird jeder Spieler von den Trainern einzeln bewertet mit eine Skala von 1-5. Wobei 3 die Anforderung erfüllt, 1+2 nicht und 4+5 übertrifft die Anforderungen.
    Anschließend kann mit der Bewertung eine Rangfolge erstellt werden.

  • Nur kurz ein paar Anmerkungen:


    1) Am Ende muss der Trainer mit den SPielern arbeiten, deshalb sollte er auch maßgeblich den Kader festlegen. Es niemandem geholfen, wenn der Trainer einige SPieler nehmen muss (da sie in Summe der Bewertungen am besten abschnitten) und dann wenig eingesetzt werden, der Buhmann werden, etc.
    Mal davon abgesehen, dass ich mit den Meinungen von den meisten Trainern oft nicht konfirm gehe bei so manch einem Spieler. Ich sehe bei manchen mehr Potential, als die meisten und sehe bei einigen weit weniger Potential, als viel andere.
    Dh nicht, dass ich mir nicht auch eandere Meinungen reinhole. Gerade bei SPielern, bei denen ich schwanke. Und auch eine zweite und dritte Meinung,, zu anderen Spielrn tut gut, damit man sich zumindest hinterfragt, wenn man bei bestimmten Spielern zu vorschnell urteilt, egal in welche Richtung.
    Aber entscheiden tut der Trainer. Er muss am Ende mit den Spielern ZUSAMMENarbeiten.


    2) Die Skala 1-5 ist Mist.
    a) viel zu klein die Skala. Ich würde 1-15 oder18 nehmen, wenn es denn schon sein muss. Auch um unterschiede zwischen einem schnellen, einem sehr schnellen und einem granatenschnellen Spieler ausdrücken zu können. Geht bei 1-5 nicht. Mal als einfaches Beispiel zur Schnelligkeit.
    b) einen Mittelwert mit 3.
    Da wird es so viel Mittelmaßbewertungen geben, dass sich die Spieler kaum unterscheiden. Das ist, wie bei Umfragen, wenn es eine Mitte gibt, sind viele geneigt, diese anzukreuzen.


    3) Ich will ja nicht 18mal den selben Spielertypen, also zB den kleinen Dribbler, oder den großen schnellen. Dieses Verfahren führt dann aber eben dazu.



    4) Ich denke auch, dass die Spieler ja überwiegend bekannt sein sollten und man diese aus dem Wettkampf kennt, bzw. sich dort angucken kann. Das grenzt das Feld zumindest schonmal ein.
    Und dann wären mir wichtig, Schnelligkeit, Trainingseifer, Einstellung, Lernerfolg - dazu ist ein längerer Zeitraum nötig.


    5) In einem Sichtungstraining kann man keinen Spieler hinreichend bewerten. Man kann manch einen aussortieren, das funktioniert halbwegs verlässlich. Zu mehr ist das nicht nützlich. Da braucht es dann schon einige Einheiten, gestreckt über einen längeren Zeitraum.


    6) Dabei ist
    Schnelligkeit -10 und 20 Meter, eventuell 30m bei eine bestimmten Alter- Koordination, zB in Fangspielen und 1gg1 sind dabei die mM elementaren Dinge, bei denen man bei einfacher SPielbebachtung oft daneben liegt, bei der Einschätzung im normalen Spiel.
    Ein 4gg4 oä ist auch immer sinnvoll. Wer hier auch im dritten oder vierten Training nicht aktiv den Ball fordert, der ist von Typus dann eben auch nicht derjenige, der in schwierigen Situation vorangeht, ganz gleich, welche Fähigkeiten er hat.



    Das sind meine Erfahrungswerte, mit denen ich ziemlich gut fahre, was das Potential der Spieler betrifft, nicht nur für die kommende Saison, sondern für die kommenden Jahre.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • @Mapo
    Es ist für mich unbedingt eine Frage der Altersklasse. Ich würde für eine E oder D ganz anders sichten, als für eine C oder B. Und ja, auch mein Sichtungstraining wäre dann ein anderes. Bis D so wie von @Andre beschrieben. @CokeFreak hatte im Eingangspost 11:11 erwähnt und ich hatte schon vermutet, dass er Großfeld, also ab C meinte. Und auch die Frage von @TW-Trainer nach der Spielklasse finde ich nicht unerheblich.
    Zum Thema von "sich verstecken" können bei größeren Trainingsgruppen im Sichtungstraining. Wenn zu mir Spieler zur Sichtung kommen, mache ich ganz bewusst Spielformen mit großen Gruppen im 7:7 oder mehr. Dabei provoziere ich förmlich die Möglichkeit, sich verstecken zu können bzw. auch mal nur mit70% oder weniger spielen zu können. Und dabei achte ich dann nur und ausschließlich auf den "fussballerischen Charakter" ( mir fällt kein besserer Ausdruck ein. Ich hoffe, ihr wisst was ich meine ) des Spielers. Setzt er bei Misserfolg nach ? Geht er auch beim fünften oder sechsten Mal noch den wichtigen Weg zur Raumeröffnung für die Mitspieler, obwohl er vorher dann nicht einmal den Ball bekommen hat ? Solche Dinge eben.


    Zu Cokes Frage: Ich werde bereits Anfang März die zu sichtenden Spieler für die nächste Saison zum Training einladen. Die kommen also zu meiner jetzigen Mannschaft zur Trainingseinheit dazu. Ich halte recht wenig von einmaliger Sichtung. Schließe mich da dem Posting von @Sir Alex an. Je höher es hinsichtlich Spielklassen geht, umso überschaubarer ist der Kreis der Spieler. Die kennt man spätestens ab D und beobachtet die.


    Das Training wird dann in etwa so aussehen:
    Aufwärmübung im Wettkampfmodus. Muss gar nicht kompliziert sein, ich will aber dabei ihre Schnelligkeit ( auf den ersten 10 Metern ) bei Volllast ( schreibt man das so ?? ) sehen.
    Dann eine Technikübung, die zunächst sehr simpel abläuft. Konzentriert er sich auch bei monotonen Abläufen noch auf eine saubere Ausführung der Technik ?
    Dann ein zwei Stellschrauben der Übung abändern. Wie schnell setzt er Dinge um ? Wie reagiert er, wenn es zunächst nicht oder sogar gar nicht funktioniert ?
    Dann wie oben beschrieben eine Spielform im 7:7 oder mehr. Erst mit großem Feld. Stichwort "verstecken". Dann Feld verkleinern. Stichwort "technisch-taktischer Ist-Stand bei Zeit-, Gegner- und Raumdruck".
    Das Abschlussspiel brauche ich meistens gar nicht zur Urteilsfindung. Da schließe ich mich dann mit den Trainerkollegen kurz, die ich bitte sich das Training ( wie von @Andre beschrieben ) abgesetzt von mir zu beobachten.


    Ein ganz wichtiger Teil ist hier noch nicht erwähnt worden:
    Anschließend frage ich meine Mannschaft, was sie Menschlich von ihm halten. Würden die mir sagen: arroganter Fatzke, geht gar nicht, macht alles schlecht usw. könnte er noch so gut sein.
    Ich würde ihn nicht nehmen !

  • Nur kurz ein paar Anmerkungen:

    Hier meine Meinung:


    Zu 1. Die Teameinschätzung ist zwar wichtig, weil sich hierbei meist ein besseres Gesamtleistungsbild ergibt. Weil die Talente möglichst den gesamten Ausbildungsweg gehen sollen, ist auch die Meinung der anderen Trainer wichtig. Wenn sich daraus kein einhelliges Bild ergibt, dann sollte der aktuell verantwortliche Trainer das letzte Wort haben.


    Zu 2. Eine verfeinerte Mess-Skala hilft die Leistungen präziser zu bestimmen. Dennoch können in einer Mannschaftssportart Unsicherheiten bestehen, die von der jeweiligen Stärke des Gegners bestimmt werden. Ist der Gegenspieler sehr schnell, so wird meine Schnelligkeit vermutlich nur mittelmäßig eingeschätzt. Es braucht also auch die Erfahrung, die Messresultate gut analysieren zu können.


    Zu 3: Ich brauche für ein Team Spieler mit unterschiedlichen Fahigkeiten, die zu einer Mannschaft geformt werden. Das sehe ich genauso!


    Zu 4 und 5. Das sehe ich ähnlich. Auch ich würde einen Zeitraum zur Beobachtung einer Entwicklung einer Stichtagsmessung vorziehen. Problem bei der Spielbeobachtung in anderen Heimatvereinen kann aber sein, dass das Team evl. mehrere Ligen tiefer spielt, sodass das beobachtete Talent ohne besondere Anstrengung dominieren kann, aber im NLZ aus eine deutlich bessere Konkurrenz trifft. Um diesen Faktor zu neutralisieren, würde ich die Talente gern 1 - 2 mal mtl. für ein halbes Jahr zu Fördermaßnahmen ins NLZ holen, um ihre Entwicklung in diesem Zeitraum beobachten zu können.


    Zu 6: Sehe ich sehr ähnlich. Auch ich würde zunächst einmal 4 : 4 Spiele machen, bei denen die Teams jeweils gemixed werden. Größere Gruppen bergen nicht nur das Risiko, dass dort Spieler dabei nicht so zeigen, dass man sie ausreichend bewerten kann.


    Sonstiges: Weil man beim Spiel 4 : 4 aufgrund des begrenten Spielfelds nicht alle Situationen simulieren kann, bieten sich zusätzliche Test an, in denen Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit gemessen werden können. Ein sehr wichtiger Faktor ist die Mentalität des Spielers, die sich am besten in unterschiedlichen Situationen und Umgebungen beobachten läßt. D.h. hier sollten die Erfahrungen aus Spielbeobachtung im Heimatverein mit denen der Sichtungsmaßnahmen abgeglichen werden.


    Wenn sich Trainer und Mannschaft im Leistungsfussball bewege, dann ist eine Sichtung sinnvoll, weil man häufig nicht genug Talente im Heimatverein hat.


    Ich hoffe, du kannst nun mit diesen Informationen eure Sichtung eröffnnen oder verbessern und wünsche dir viel Erfolgdabei.

  • Wichtig ist sicherlich, dass man strukturiert vorgeht.
    Heirfür muss man sich Vorfragen stellen. Diese können z.B. sein:
    - Warum führe ich die Sichtung durch? (z.B. Einteilung von 1. -3. Mannschaft, Begutachtung neuer Einzelspieler oder Begutachtung Spieler für "neue" Mannschaft)
    - Welche Kompetenzen/Fähigkeiten sollten meine Spieler mitbringen? Alle die gleichen, benötige ich unterschiedliche Typen? Wie stark müssen die Fähigkeiten ausgeprägt sein?
    - Wie kann ich diese Fähigkeiten erkennen? Stichtagsbetrachtung, Zeitraumbeobachtung? Welche Übungen zeigen mir die geforderten Kompetenzen auf?
    - Reicht eine Einzelmeinung aus? Muss ich evtl. weitere Meinungen berücksichtigen?


    Wenn ich diese (und evtl. weitere Vorfragen) für mich beantworte, kann ich das für mich passende Sichtungstraining aufziehen.

  • @open-minded


    Vielen Dank für den Link. Wieder mal vorbildlich von den Bayern, denn die Talentsichtung soll ja kein "Buch mit sieben Siegeln sein", sondern für alle Interessierte die gewünschten Informationen liefern, damit auch sie zu dem Schluß kommen, dass hier jeder eine faire Chance bekommt. Allerdings ist das mit der Fairness so eine Sache. Zum einen wird keine Entwicklung, sondern eine mit Zufälligkeiten behaftete Stichtag-Sichtung vorgenommen. Zum anderen ist nicht sichergestellt, dass die 3 - 5 % der Talente eines Jahrgangs daran teilnehmen? Denn wenn die Mitteilung über die Vereinsleitung (statt über die Tageszeitung) läuft, so liegt es im Ermessen der Verantwortlichen, ob sie ihre Talente zur Sichtung schicken?


    Allerdings scheinen die Unterlagen wohl nicht überall mehr aktuell zu sein. Auch werfen sie ein paar Fragen auf.


    1. Förderung talentierter Mädchen
    Es gibt mittlerweile auch DFB-Stützpunkte für Mädchen. Denn die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Förderung in gemischten Gruppen während der Pubertätsphase nicht immer zu den wünschenswerten Zielen geführt hat. Eine bessere Absprache unter den Stützpunkttrainern für Jungen und Mädchen hat mitgeholfen, die Situation in der Mädchen-Talentförderung zu verbessern.


    2. Mangel an qualifizierten Talentsichtern und Neulingen
    Manchmal gibt es ein personelles Problem, wenn die Stützpunkttrainer durch Sichter ergänzt werden, die selbst nicht die nötige Kompetenz besitzen. Allerdings ist die Sichtung so organisiert, dass jeder Sichter alle Spieler sieht, sodass auch andere Sichter eine Beurteilung finden können. Das letzte Wort hat der für diesen Jahrgang verantwortliche Stützpunkttrainer. Leider gibt es eine zu hohe Fluktuation unter den Stützpunkttrainern (sind als Vereinstrainer begehrt oder sehen ihre Rolle als Zwischenlösung für ihre Karriere), weshalb Neulinge manchmal noch nicht genügend Erfahrungen in der Sichtung besitzen.


    3. Benotungssystem
    Wie auch schon @Sir Alex im Zusammenhang mit der NLZ-Talentsichtung begründet hat, ist eine sehr grobe Einteilung nicht unbedingt förderlich, um zwischen den Talenten mit ähnlichen Fähigkeiten eine Gewichtung zu erlangen. Teilweise seltsam ist allerdings die inhaltliche Beschreibung der Fähigkeiten: (Beispiel für Note 5: Mangelhafte Passqualität; kein korrektes Anspiel in den richtigen Fuß; keine flüssige Bewegung von der Ballan- bzw. - mitnahme bis hin zum Abspiel; mangelndes bis kein Tempo beim Fordern des Balls bis hin zum Abspiel; mangelhafte Dribbelqualität unter hohem Tempo; unsichere Anwendung überwiegend einbeinig) Auch die (statischen) Übungen bringen da wenig Aufschluß, denn erst bei höherem Tempo trennt sich die Spreu vom Weizen.


    4. Übungen:
    Ich denke mal, dass es zwischenzeitlich andere Übungen hierfür gibt, weil:
    - Ballmitnahme = Paßgeber aus dem Stand mit zu wenig Balldruck, weshalb der Paßnehmer dem Ball entgegen gegen soll. (Besser aus der Bewegung: Paß mit richtigem Druck in Laufrichtung)


    - 1 gegen 1 mit Wandspieler: Übung startet mit Fehlpaß zum Gegner (Rollentausch kann sinnvoll sein, wenn spielnah)


    - Torwarttraining:
    a. Hier geht nicht hervor, welche Kompetenz der TW-Trainer besitzen muß, weshalb die Wert seiner Beurteilung fraglich ist?
    b. Warum 2 Torleute (statt 3 oder 4 oder soviel, wie sich an Talenten angemeldet haben?)
    c. Warum nur ein paar Defensiv-Aktionen an der Torlinie (wie soll man dabei die Fähigkeiten im Stellungsspiel und den offensiven Aufgaben testen?)
    d. Bild deutet an, das der Keeper aus dem Stand mit wenig Körperspannung seitlich und schräg nach hinten (siehe ballferne Beinstellung und Blickrichtung) springt, anstatt sich über die Fußspitze (soll in Ballrichtung zeigen) mit hoher Körperspannung abzudrücken, um Druck auf den Ball auszuüben, in dem man ihn vor (statt über) dem Körper fängt und sichert.


    - Passen und Dribbling: Übung startet asu dem Stand mit einem Paß mit zu geringem Balldruck, der ein Spiel langsam macht (Ball sollte direkt mit richtigem Druck in gewünschte Richtung gepaßt werden)
    - zu lange Wartezeite (besser mehr Stationen aufbauen, damit anhand von Wiederholungen, damit negative oder positive Zufälligkeiten ausgeschlossen werden)


    - 1 gegen 1 nach Ballmitnahme: Hier wird bereits eine spielfremde Situation im Text aufmerksam gemacht: Sollte in der Gruppe kein Torhüter eingeteilt bzw. vorhanden sein, wechseln sich Feldspieler im Tor als Torhüter ab.(d.h. steht ein TW zur Verfügung, so wird er sich in dieser Situation den Deckungsschatten zum Vordermann bilden, um sich den Ball genau in dem Moment zu schnappen, in dem der Angreifer den Ball am Verteidiger vorbei legt. Steht nur ein Mannschaftspieler zur Verfügung, wird der sich als "Schießbudenfigur" auf der Torlinie positionieren. Der Erfolg des Angreifers (Dribbling und erfolgreicher Torabschluß) oder des Abwehrspielers (erfolgreiche Verteidigung mit Keeper) gemessen werden soll, dann sollte die Protagonisten dafür zur Verfügung stehen, um die Übung spielnah zu gestalten.


    5 Spielformen
    Genau wie bei den Übungen können die Spielformen nicht den gewünschten Aufschluß bilden, weil die Spieler aus sehr unterschiedlichen Heimatvereinsmannschaften kommen. So kennen manche Spieler die Übungen und Spielformen am Stichtag bereits, während andere sie zunächst einmal noch verstehen und ausprobieren müssen. Da braucht man sich nicht unbedingt die Frage stellen, warum es bei der Talentauswahl bestimmte Vereine häufiger, andere seltener Talente zum Stückpunkt schaffen?


    Aber man sollte auch nicht immer das Haar in der Suppe suchen, weil sich die Talentförderung auch weiterentwickelt.


    Die Hinweise erfolgten nur deshalb, damit Trainer in ihren Heimatvereinen die Übungen und Spielformen nicht einfach übernehmen, sondern sich zunächst einmal mit den jeweiligen Hintergründen vertraut machen, um daraus ein für ihre Alters- und Leistungsgruppe gutes Sichtungskonzept zu entwickeln.