Konditionierung

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  • Ich habe kürzlich bei einem Hallenturnier festgestellt, dass ich meine Kinder (unbewusst) konditioniert habe.
    Mich stört bei einem Spiel mit Seiten- und Toraus wenn die Kinder lange brauchen um den Ball wieder ins Spiel zu bringen. Deshalb habe ich irgendwann im Training angefangen, wenn es mir zu lange dauert, von 5 herunter zu zählen. Schaffen sie es in der Zeit nicht den Ball ins Spiel zu bringen, bekommt der Gegner den Ball.
    Kürzlich beim Hallenturnier dauerte es mir auch zu lange und ich sagte 5-4- und der Ball wurde gespielt. Bei der nächsten Ecke vergingen bestimmt auch 10 Sekunden und ich sagte 5-4- und innerhalb der 2 Sekunden wurde der Ball gespielt.


    Meine Frage an euch, was wendet ihr an, dass der Ball wieder schnell ins Spiel gebracht wird? Auch wenn es die 4 sec. Regel im Futsal gibt (wird bei höheren Jugend-Mannschaften auch angewendet), hätte ich gerne, dass die Kinder von sich aus den Ball schnell ins Spiel zurück bringen. Welchen Tipp habt ihr?


    Hinweis: ich spreche nicht vom Ball holen. Der Ball liegt bereits beim Eckball oder auf der Linie.


    Vielleicht habt ihr auch noch andere Beispiele für ungewollte Konditionierung. Wir müssen ja nicht alle die gleichen Fehler machen.

  • Meine Erfahrung ist, dass die Kinder überhastet reagieren, wenn sie von außen angehalten werden, schnell zu spielen. Ähnlich verhält es sich beim Torwart, der lange benötigt, eine Entscheidung zu treffen, wenn seine Mitspieler zugestellt sind.
    Bei meinen Spielern war die Fehlpassquote bei 'Druck' von außen deutlich höher. Außerdem bin ich mittlerweile der Meinung, dass sie selbst entscheiden müssen, auch wenn es mal länger dauert. Wie bei allen anderen Situationen rate ich ihnen, selbst zu entscheiden was zu tun ist.
    Wo ist das Problem, wenn sie länger brauchen? Sie nehmen sich den Vorteil auf eine mglw. ungeordnete Abwehr zu treffen. Na und? Deshalb von außen einwirken? Ich nicht mehr.

  • Also ich mache das genauso :) Die Kinder flitzen wie der Blitz den Ball holen zm dann Minutenlang wie versteinert auf der Linie zu stehen...
    Die Entscheidungsfindung dauert sehr lang. Ich zähle dann auch runter. Aber ich finde es immer schade, dass ich quasi gegen meine Mannschaft agiere wenn ich das mache, denn durch den druck landet der Ball meist beim Gegner.
    Ich kenne das beim funino nicht, denn da dribbeln sie im Zweifel einfach selbst ein. Das ist für mich ein Beweis, dass im Alter U9 es eben wichtig ist altersgerechte Regeln und Spielformen zu haben. Klar, man könnte auch sagen es läge am freilaufverhalten, ich sage aber es liegt an der Spielform.

  • Hier sind Angler im Vorteil... ;)
    Das kommt einfach mit der Zeit. Je länger man ihnen am Anfang Zeit lässt, desto mehr Erfahrung sammeln sie mit dem was die da beim Rumkucken so sehen. Dann kommt der Einwurf oder was auch immer, und der Spieler erkennt, ob seine Entscheidung gut war. Mit der Zeit speichert das Gehirn immer mehr gute und schlechte Erfahrungen ab. Diese Erfahrungen werden dann völlig unbewusst über die aktuelle Situation gelegt und dann die Erfahrung mit dem besten Ergebnis hervorgekramt und ausgeführt.


    Problem in der G-Jugend: Es sind sehr wenige Erfahrungen da. Also Unsicherheit. Unsicherheit lässt Zögern. Lasst die Kinder einfach Zögern und Fehler machen, dafür sind wir G-Jugend :) Das verbessert sich schneller, wenn man sie langsamer sein lässt.



    Rick

  • Ich habe das genauso gemacht, in dem ich wie bei einer Basketball Shot-Clock runtergezählt habe. Allerdings habe ich es mit dem TW gemacht. "Erfolg" dabei war, dass der TW dann oft den Ball einfach überhastet wieder hergeschenkt hat.


    Mittlerweile bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass der TW (ev. mit ein wenig Hilfestellung) über kurz oder lang selbst feststellen soll, wann er das Spiel schnell machen sollte und wann er sich Zeit lassen sollte. Ich achte zwar nach wie vor darauf, dass der TW, sollte er einen Ball fangen, blitzschnell zumindest die Lage checkt, dränge ihn aber nicht dazu eine bestimmte Aktion zu starten. Für meinen Geschmack nimmt er jetzt ein wenig zu oft die Sicherheitsvariante (Ausschuss), anstatt den Ball schnell und flach ins Spiel zu bringen, denke aber, dass sich das mit der Zeit wieder ins Gegenteil kehren wird.


    Zum Thema Einwurf fällt mir folgendes ein:


    Um das zu beschleunigen, kann man beim Training Bälle rund um das Spielfeld verteilen um nicht immer den Ball holen zu müssen. Im Normalfall dauert es nicht lange bis ein gewiefter draufkommt, dass es einen immensen Vorteil bringt, den Ball wieder ins Spiel zu bringen, bevor der Gegner sich geordnet hat. Es dürfte nicht allzu lange dauern bis sich dies auch beim Wettberwerbsspiel bemerkbar machen.


    Beim Wettbewerbsspiel halte ich als Heimmannschaft auch immer einen zweiten Ball bereit, den ich sofort an den Eckball-Schützen und denjenigen der einwirft weitergebe (natürlich auch der Gastmannschaft).

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Mittlerweile bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass der TW (ev. mit ein wenig Hilfestellung) über kurz oder lang selbst feststellen soll, wann er das Spiel schnell machen sollte und wann er sich Zeit lassen sollte. Ich achte zwar nach wie vor darauf, dass der TW, sollte er einen Ball fangen, blitzschnell zumindest die Lage checkt, dränge ihn aber nicht dazu eine bestimmte Aktion zu starten.

    Unser Torwart ist immer Hypernervös und braucht zum Teil ewig.


    Wie gehst Du genau vor, wenn Du nur darauf achtest, dass Dein TW blitzschnell die Lage checkt...?


    Beobachtet Du nur und sprichst es später an oder greifst Du korrigierend ein?

  • Man sieht als Trainer ja ziemlich schnell ob die Kinder ihre Augen benutzen. Ich frag dann(nach der Aktion) immer nochmal nach und lob dann eine richtige Antwort. Also z.B. Wen hättest du noch Anspielen können? Hättest du den Ball auch zu Paul spielen können? - manchmal auch mit fiesen folgefragen - Von wem war Paul gedeckt? Klappt ganz gut um das Umblickverhalten im Spiel zu schulen. Natürlich bei allen Spielern nicht nur beim TW.
    ürde

  • Schon den Begriff Konditionierung finde ich als Überschrift wenig gelungen.
    Bei der Eingangsgeschichte handelt es sich um eine G Jugend.
    Hier ist das Verhalten durchaus altersbedingt.
    Die Übersicht in der G Jugendwolke zu behalten ist nicht einfach. Ich bezweifele das hier ein Zeitdruck bereits den gewünschten Lerneffekt hat, oder nur hektische Aktivität gefördert wird.
    Es gibt unzählige Übungen bei denen mit einer Anschlussaktion oder ähnlichem die Handlungsschnelligkeit gefördert wird. Bezweile jedoch ob es jetzt bereits schon sinnvoll ist den Fokus hierauf zu stellen, oder ob hierdurch nur ein Wettkampfvorteil zu Lasten anderer wichtigerer Inhalte und Grundlagen erzeugt wird.
    Wobei es natürlich auch auf die betreffende Lerngruppe ankommt, ob man gewisse Inhalte auch mal vorzieht.

  • Es gibt unzählige Übungen bei denen mit einer Anschlussaktion oder ähnlichem die Handlungsschnelligkeit gefördert wird. Bezweile jedoch ob es jetzt bereits schon sinnvoll ist den Fokus hierauf zu stellen

    Zustimmung.
    Durch Übungen zur Handlungsschnelligkeit und mehr Spielerfahrungen löst sich das "Problem" mit der Zeit (spätestens E/D- Junioren) nach meiner Erfahrung eh von selbst auf.

  • Das kommt einfach mit der Zeit.

    Dieser Aussage würde ich folgen. Allerdings trifft sie nicht immer auch für den Torwart zu.


    Denn der Keeper macht bereits dann erste "Zeitfehler", noch bevor er den Ball hat!


    1. Schuß geht neben das Tor, aber der Torwart könnte den Ball sicher halten
    Weil der Trainer dem Torwart die falsche Info gibt: wenn der Ball ins Aus geht, lass ihn laufen, handelt der Keeper im Spiel auch so. Allerdings hat diese Entscheidung den Nachteil, dass man dem Gegner durch die längere Verzögerung bei der Spieleröffnung die Zeit gibt, sich zu sortieren. Ca. 80 % aller Tore werden jedoch durch kluges, schnelles Konterspiel erzielt. Wenn der Torwart sich jedoch falsch entscheidet und/oder ihm dies vom Trainer falsch vermittelt wird, so zieht sich dies schlechte Spieleröffnung fort und der Gegner kann den Ball häufig schon ab der 3. Ballstation zurück erobern.
    - Klar kann der Versuch einen knapp neben das Tor landenden Ball schief gehen. Aber aus der folgenden Ecke können prima Konter gefahren werden, weil der Gegner mit sehr vielen Spielern im oder am Strafraum steht. -


    2. Abschlag
    Der "Drehseitstoß" ist wohl die schnellste Form der Spieleröffnung beim Ball aus der Torwarthand, weil hierfür kein Anlauf benötigt wird und dennoch eine unterschiedliche Weite mit ausreichender Präzision erreicht werden kann. Diese Technik kann bereits von 9-Jährigen erfolgreich vermittelt werden. Allerdings sollte sie der Trainer oder ein anderer Keeper gut präsentieren können, sonst ist dieser Bewegungsablauf nicht so einfach. Kann der Keeper diese Technik, dann braucht er nicht lange, um den Ball zum Mitspieler zu passen. Steht der Gegner sehr hoch, deren Keeper jedoch tief, so lohnt ein taktischer, weiter Abschlag mit dieser Technik, weil ein eigener schneller Angreifer hierbei sofort in eine finale Torabschlußsituation gelangt.


    3. Abstoß
    Es gibt eigentlich nur 4 Anspielstationen (Hinten rechts oder links oder in der Mitte rechts oder links). Denn bei den zentralen Pässen befinden sich die Mitspieler nicht in einer "offenen Position", weshalb es der Gegner leicht hat, diesen Paß zu erobern, indem er dem Ball entgegen sprintet. Aber selbst, wenn der Mitspieler den Ball erhält, findet er meist keine Anspielstation mit Raumgewinn, sodass der Gegener sofort einen Zugriff zum Ball erhält. Deshalb ist es für den Torwart von Vorteil, wenn er sich bereits während des Ballwiederholens entscheidet, zu welche der 4 Stationen er den Ball spielen will, dann lediglich den Ball kurz ablegt und sofort zum gewünschen Anspielpartner schießt. Natürlich sollte auch diese Schußtechnik trainiert werden. Denn häufig ist die Anlaufkurve zu stark, der Standfuß zu weit vom Ball weg, sodass der Schuß weder die gewünschte Höhe oder Weite erhält.


    4. Entscheidung zu falscher Technik kostet Zeit (abfangen und vorlegen, statt hinlegen und aufstehen)
    Obwohl genügend Zeit vorhanden wäre, auf den geschossenen oder geflankten Ball zuzugehen, warten Keeper häufig auf den Ball. Dabei beobachtet man die Technik, bei der ein flacher oder fast flacher Ball zunächst mit den Händen abgewehrt und dann im Nachfassen unter dem Körper begraben wird. Das mag für den Laien zwar nett aussehen, aber wenn sich ein Keeper ohne Grund in die Horizontale begibt, dann muß er zunächst erst einmal wieder aufstehen, bevor er den Ball ins Spiel bringen kann. Würde er dem Ball entgegen gehen, ihn mit den Händen abwehren und gleichzeitig vorlegen, dann könnte er das Leder in die gewünschte Richtung und Entfernung vorlegen und beim nächsten Ballkontakt an einen Mitspieler passen. Nur dann, wenn der Balldruck stark ist, Gegner in der Nähe sind, der Keeper sich nicht sicher ist, sollte er den Ball fangen und sichern.


    5. sonstige Zeitfehler
    Auch beim Rückpaß oder dem Ablaufen einer gegnerischen Flanke hat der Keeper meist verschiedene Entscheidungsoptionen. Will er das Spiel beruhigen, um seinen Mitspielern die Zeit zu gewähren, ihre Positionen einzunehmen, so wird er mit der Spieleröffnung zögern. Möchte er das Spiel hingegen schnell machen, so wird er den Ball direkt zum dem Mitspieler ohne Gegnerdruck weiterleiten, von dem aus der Ball mit 1 - 2 weiteren Pässe zu einer Torchance führt. Denn spielt er den Ball zu einem Kameraden, der ihn lediglich zum Keeper zurück passen kann, was hat dann die Mannschaft gewonnen?


    Fazit: Der Trainer steht in der Verantwortung, wenn der Torwart Entscheidungsfehler begeht, denn der moderne Fussball wird nun einmal vom Kopf in den Fuß gespielt. Kann der Trainer dem Keeper nicht vermitteln, dass ein Entscheidungsprozeß auf Basis von taktischem Wissen in gleichzeitiger Kombination einer korrekten Technik erfolgt, dann sind Zeitfehler die Folge mangelnder Trainingsinhalte. Natürlich wird die breite Maße der Trainer hier im Forum zu recht sagen: "sie hätten weder die Technik des Drehseitstoßes drauf, noch könnten sie mögliche Zeitfehler immer richtig entscheiden". Allerdings gebe ich zu bedenken, dass mit sich in Sachen "Torwartfehler" sehr viel schneller einig wird und den schwarzen Peter gern auf den im wahrsten Sinne des Wortes "Letzten Mann" schiebt!

  • @AKjfv: Was wäre eine bessere Überschrift gewesen? Mich erinnert das an einen Pawlowschen Hund, der beim Glöckchen sabert. Bei 5 bewegen sich meine Kinder.


    Mit dem Runterzählen wollte ich keine Handlungsschnelligkeit trainieren. Ich wollte auch keinen Lerneffekt erzielen. Ich möchte nur, dass der Ball ins Spiel gebracht wird - und das durchaus nach einer Wartezeit (und noch dazu bei einem ruhenden Ball - einer Spielunterbrechung). Ich bin mir auch bewusst, dass ich mich in der G-Jugend befinde und berücksichtige das auch. Die Entscheidungsqualität ist wie schon erwähnt nicht besser oder schlechter, ob ich eingreife oder nicht - der Ball ist schneller wieder im Spiel.


    Nachdem ich der G-Jugend und des "normalen Fußball" in dieser Jugend sowieso kritisch gegenüberstehe, gehe ich da mit @Ersatzbank und schiebe es auch auf die Spielform. Wenn ich mit Eindribbeln spiele, ist der Ball ganz schnell wieder im Spiel. Und ja, ich werde mir zukünftig auf die Zunge beißen, weil ich diese Beobachtung gemacht habe (Fische ;) ).