Liebe Trainerkollegen,
wie ein Paukenschlag drang die Nachricht über den Rücktritt des DFB-Sportdirektors durch die Gazetten. Dabei war schon bei Amtsübernahme allen klar, dass dieses Amt so gar nicht mehr funktionieren kann, weshalb auch Flicks Vorgänger resigniert aufgegeben hatten.
Die "Süddeutsche" bringt das ganze Dilemma auf den Punkt, in dem sie schreibt, dass es zuviele Aufgaben für eine Person sind. Hier mal ein Ausschnitt: "Flicks Abschied weist aber auch auf jenes grundsätzliche strukturelle Problem hin, das bereits Flicks Vorgänger entnervt hat. Das Amt des Sportdirektors ist in seinem aktuellen Zuschnitt zu groß für einen einzigen Mann. Talentförderung, Trainerausbildung, Installation einer Spielidee, Begleitung von Juniorenteams und deren Trainerstäben, Strategiesitzungen mit den Verantwortlichen der A-Nationalelf, inhaltliche Planung der Akademie, Kommunikation mit den Bundesliga-Klubs und deren Leistungszentren, Vertretung des DFB in der Öffentlichkeit und in aller Welt - wer diesen Job rechtschaffen ausüben möchte, darf nicht mal 15 Nächte pro Jahrzehnt zu Hause verbringen, und er müsste zudem sicher sein, dass all jene Ressorts, um die er sich in dieser Sekunde gerade nicht kümmern kann, derweil in guten Händen sind. Das ist es, was einen DFB-Sportdirektor offenkundig zahlreiche Nerven kostet: das Gefühl, dass eine Struktur fehlt, die so eine naturgegebene Überforderung auch mal auffangen kann - was Sportdirektoren wie Flick oder Verantwortliche der A-Nationalelf wie Oliver Bierhoff gerne mal als fehlendes Bekenntnis der Verbandsspitze zum Leistungssport interpretieren. Horst Hrubesch soll den Job nun erst mal bis Herbst übernehmen, danach soll ein neuer Sportdirektor kommen. Hansi Flick hat der DFB-Spitze aber schon mal den kostenlosen Rat hinterlassen, dass man - bevor man über Personen redet - erst mal die Strukturen anpassen sollte."
Es wird klar: das dieses Amt nur dann sinnvoll sein kann, wenn die Belastung auf mehrere Schultern verteilt wird und gleichzeitig mehr Kompetenz erhält. Denn seien wir mal ehrlich: wäre die DFB-Elf und wären nicht die Top-Teams der Liga so erfolgreich gewesen, man hätte längst für bessere Strukturen gesorgt. So aber sah man keine Veranlassung nach dem Motto weiter so "sich selbst zu verwalten", weshalb zuletzt immer mehr gute Ideen einfach in den Schubladen verstaubten bzw. Kompromisse, die in der Praxis kaum etwas bewirkten, die Mühen und das Engagement einzelner Personen zunichte machten.
Selbst der Skandal um die 6,7 Mio. für eine WM in Deutschland konnte nicht dazu beitragen, nunmehr gemeinsam an einen Strang zu ziehen, die Vergangenheit aufzuarbeiten und die DFB-Zentrale für die Zukunft fit zu machen.
Nunmehr gibt es 2 Alternativen: Entweder die Installation eines weiteren Papiertigers nach dem Motto "der Nächste bitte" oder eine grundsätzliche Veränderung der Kompetenz des DFB-Sportdirektors und der Verteilung der Aufgaben von einer Person auf ein Gremien, sodass man den verschiedenen Aufgben zeitlich und inhaltlich gerecht werden kann.