Ein Spieler toppt die Mannschaft

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  • Liebe Forumgemeinde


    Hätte gerne mal eure Meinung zu folgendem Problem gehört.


    Ich hab nen Spieler in meiner F1 (Jahrgang 2008) der ist einfach unglaublich gut. Das hört sich natürlich nach einem Glücksfall für jeden Trainer an aber leider bringt jeder Vorteil auch einen Nachteil. Dieser Spieler ist technisch einfach gesagt den anderen komplett überlegen. Im Zweikampf auch. Wenn wir zum beispiel unser wöchentliches Turnier haben reisst er das Spiel förmlich an sich. Egal ob ich ihn in Angriff oder Verteidigung einsetze, er ist fast schon omnipräsent und das natürlich auch im Training. Im Training wollen dann natürlich auch alle mit ihm spielen. Sobald ein anderer den Ball erobert wird der Ball diesem Spieler zugespielt und ab geht die Post. Er trägt den förmlich über die Torlinie.
    Sei es im Turnier oder im Training hat dieser Spieler mindestens 50% Ballbesitz. Beim traingsspiel schiesst er dann eigentlich fast alle Tore für seine Manschaft.


    Nun zu meinem Problem:
    Mein Gefühl ist dass dadurch die anderen Spieler aufgrund der fehlenden Spielanteile nicht die Fortschritte machen wie wenn dieser Spieler nicht dabei wäre. Aber ich will um Gottes Willen auch niemanden ausbremsen. Inzwischen ist es ja auch so dass er aus seiner persönlichen Spielintelligenz heraus zumindest bei den Turnieren immer mehr auch zum Vorbereiter avetiert. Er hat irgendwie verstanden dass es einfacher ist sich bis zur gegnerischen Linie durchzuschlagen um dann nen gezielten Pass in die Mitte zu bringen. dadrurch macht er sich natürlich unglaublich beliebt bei den anderen.
    Aber trotzallem hab ich das Gefühl dass bei den anderen dadurch die Fortschritte nicht in dem Maße stattfinden wie man es durch unser Training erwarten könnte.
    Ich hoffe ihr versteht was ich durch diesen Post ausdrücken möchte.


    Also wie kann ich die anderen weiterbringen ohne ihn auszubremsen?


    Hab schon überlegt ob ich ihm eine Regel beim Trainingspiel einbringe nur 3 Ballkontakte nach Balleroberung? Aber ist das dann noch altersgerecht?


    Bin mal gespannt wie die Meinung ist

  • Gibts in deiner Gegend nen größeren Verein? Dann hat sich das "Problem" bald erledigt^^ Spaß beiseite.. Aber vielleicht ist ja die nächsthöhere Jugend bei ihm ratsam? Er behindert deine anderen Jungs und wird sicher auch nicht groß gefordert in eurem Training, da einfach die passenden Gegenspieler fehlen. Als Trainer natürlich immer schwierig seinen besten Kicker abzugeben, aber am Ende KÖNNTEN alle davon profitieren..


    Ich denke mit Ballkontaktgrenze kann man auch in der F-Jugend schon arbeiten, wenn die Jungs verstehen, warum das passiert. Auch er wird irgendwo Schwächen haben, vielleicht mal in die Abwehr stecken mit einer festgelegten Grenze? Dann sind die anderen gezwungen mehr zu tun..

  • vielleicht mal in die Abwehr stecken mit einer festgelegten Grenze? Dann sind die anderen gezwungen mehr zu tun..

    Finde ich ne gute Idee. Er spielt mit, kann aber nach vorne nicht mehr mitwirken.


    Ich kenn das Problem, bei mir war ein Mädchen jahrelang auf 7'er Kleinfeld auch omnipräsent in allen Bereichen. Ich muss sagen ich hab das 'Problem' nicht wirklich in den Griff gekriegt, es hat sich dann mit zunehmendem Alter eher von selbst erledigt, weil die anderen körperlich aufgeholt haben und die Zeiten des alleine durchmaschierens irgendwann vorbei sind. Ich hab im Training mal die Regel vorgegeben sie darf für ihre Mannschaft kein Tor mehr schießen. War ein Rohrkrepierer, die anderen haben sie einfach gar nicht mehr angegriffen.......ich denke auch bei Kontaktbegrenzungen kann das ähnlich laufen, da halte ich die Spielbeschränkung auf bestimmte Räume auf dem Feld schon für besser.

  • Ein schönes Thema :) - auch ich bin davon betroffen, allerdings nochmal 2 Jahre früher (G-Jugend)


    Was ist gut für das Talent?
    - fußballerisch gehört er 1 oder 2 Jahrgänge nach oben
    - Freundeskreis ist in der Mannschaft
    - Koordinativ und sportlicher Bewegungserfahrungsschatz (außer Fußball) ist ungefähr auf dem Niveau der anderen


    Was ist gut für die Mannschaft?
    - die anderen können sich bei ihm etwas abschauen (Vorbild)
    - die anderen feiern durch ihn auch Siege
    - die Kinder betrachten Leistungen differenzierter


    Unsere Lösung (mit den Eltern abgesprochen) ist gerade:
    - er trainiert bei mir (1x) und zusätzlich bei der F-Jugend 2 Jahrgänge höher (1-2x)
    - er macht noch eine andere Sportart


    Was ist zu beobachten?
    Das Talent entwickelt sich als Persönlichkeit sehr gut weiter (soziales Verhalten, Verantwortung, Fairness). Er beteiligt die anderen am Spiel -> Spielübersicht steigt.
    Die anderen erzählen mir, wenn sie einen Zweikampf gegen ihn gewonnen haben oder ein Tor geschossen haben - und sind stolz darauf.


    Wie fordere ich ihn und die anderen?
    - bei kleinen Spielen gibt es viele Mannschaften, die ohne ihn spielen -> andere Spieler müssen mehr Verantwortung übernehmen und entwickeln sich
    - ich spiele oftmals beim Gegner selbst mit und steuere damit sein Spiel (z.B. Dribbling gegen alle ist nicht so zielführend)


    Ob das der "Königsweg" ist? Keine Ahnung! Es ist gerade der Weg, der aus Eltern und meiner Sicht der richtige ist. Dem Talent macht das Fußball spielen überall Spaß.

  • Hatte das gleiche "Problem" mit meinem Sohn. Jahrgang 2008. Der G-Jugend Trainer hat ihn meistens 1 gegen 3 oder 1 gegen 4 spielen lassen. Das war dann aber auch nicht wirklich ausgeglichen. Er hat uns dann empfohlen ihn einen Jahrgang höher spielen zu lassen. Das hat dann gut geklappt. Er war immer noch sehr auffällig, hat aber nicht den Mannschaftsverbund gesprengt. Mittlerweile spielt er im NLZ.


    Ich denke, dass man den Jungen bei dir einen Jahrgang nach oben schieben sollte. Der Junge hat dort eine anspruchsvollere Aufgabe und seine alte Mannschaft kann sich auch besser entfalten als mit ihm.

  • Diese Situation kommt gar nicht so selten vor. In den typischen "Dorfmannschaften" hat man eher häufig einen Überflieger pro Team.
    Ist dieser Spieler körperlich und geistig dazu in der Lage, würde ich ihn hoch ziehen. Im vorliegenden Fall in eine E2 oder vielleicht sogar E1.
    Auch wenn seine Freunde in der F1 verbleiben, würde ich ihn zum Training auch nur noch zur E2 oder E1 schicken. Er findet im Training mit der F1 keine Herausforderung. Mit Beschränkungen zu arbeiten macht meiner Meinung nach wenig Sinn. Ich selbst hatte es mal versucht mit der Vorgabe, nur noch den schwachen Fuß zu benutzen. Aber dadurch fördert man die Entwicklung des "Talents" nur sehr bedingt. Es bringt höchstens für die anderen den Vorteil, dass sie nun eine Chance haben.
    Ich beobachte auch gerade einen Spieler einer F in der Nähe. Dort überlassen die übrigen Kids dem besten Spieler die Bälle, der nimmt dann die Gegner aus und hämmert den Ball in den Winkel. Wenn er nächste Saison in die E 2 wechselt, werden es die in der F verbleibenden Spieler doppelt schwer haben, weil sie es nicht gelernt haben, sich selbst etwas zuzutrauen. Leider forciert der Trainer dieses Verhalten noch, in dem er die übrigen Spieler auffordert, den Ball immer an diesen Spieler weiterzugeben.

  • Zitat von PatrickB92

    Gibts in deiner Gegend nen größeren Verein?
    ...
    Aber vielleicht ist ja die nächsthöhere Jugend bei ihm ratsam?

    Also wir sind eine Dorfmannschaft. Im Vergleich zu unseren Nachbarn und Gegnern am WOchenende die Dorfmannschaft mit dem größten Einzugsgebiet Die F1 sind inzwischen 15 Kinder. Also bis zur D wird er bestimmt uns erhalten Bleiben.
    Die nächsthöhere Jugend habe ich Ende letzter Saison bei seinen >Eltern angesprochen. Da ist das Problem das er wegen seinem Freundeskreis bei uns auf jeden Fall bleiben soll. Er geht auf eine Schule in Freiburg etwa 12 km von hier entfernt und h#lt durch den Fussbal seinen Freundeskreis aufrecht.



    Zitat von thomasg

    Ich kenn das Problem, bei mir war ein Mädchen jahrelang auf 7'er Kleinfeld auch omnipräsent in allen Bereichen. Ich muss sagen ich hab das 'Problem' nicht wirklich in den Griff gekriegt, es hat sich dann mit zunehmendem Alter eher von selbst erledigt, weil die anderen körperlich aufgeholt haben

    Ich dachte vor einem halben Jahr auch dass die anderen ihn irgendwann körperlich aufholen werden. Gerade durch das viele 1vs.1 wo wir machen. Aber in meiner Mannschaft sind es grad mal 2 Spieler wo es für ihn schon schwieriger wird. 50% der Mannschaft gtreifen ihn hingegennur noch halbherzig an.
    Beim letzten Training habe ich ihn schon mit den körperlichen Schwachen Teil in eine Mannschaft gesteckt und die körperlich starken zusammengesteckt. Es ging immernoch zu einfach für ihn.



    Zitat von let1612

    - ich spiele oftmals beim Gegner selbst mit und steuere damit sein Spiel (z.B. Dribbling gegen alle ist nicht so zielführend)

    Soweitich weiss sollte man als Trainer in der F nur in Ausnahmefällen beim Abschlussspiel mitwirken.



    Zitat von let1612

    Was ist gut für die Mannschaft?
    - die anderen können sich bei ihm etwas abschauen (Vorbild)
    - die anderen feiern durch ihn auch Siege
    - die Kinder betrachten Leistungen differenzierter

    seine technik ist so dermasen versiert dass bis jetzt noch keiner angefangen hat sich da was abzuschauen. Der macht Dinge die ich selbst in der D-Jugend nicht in dieser Perfektion konnte. Und ich selbst war technisch immer einer der besseren in der Jugend. Vielleicht sollte ich noch dazu sagen dass er seit 2 Jahren 3 x wöchentlich in einer Fussballschule trainiert.
    Das mit dem SIege feiern würde ohne ihn ja auch immer mal wieder geschehen. Aber gerade ein Spieler der früher auch echt auf Top Niveau gespielt hat lässt immer mehr nach. Wäre er von heute auf morgen einfach weg, würden sich bestimmt auch erst mal Niederlagen aneinanderreihen. Nächstes WE-Turnier hat er Spielpause. Mal schauen wie wir uns ohne ihn schlagen.

    Zitat von let1612

    - er macht noch eine andere Sportart

    Er spielt noch Schach. Und gewinnt da in seinem Jahrgang auch fast alles.

    Zitat von grätsche

    Leider forciert der Trainer dieses Verhalten noch, in dem er die übrigen Spieler auffordert, den Ball immer an diesen Spieler weiterzugeben.

    Das ist eigentlich ne Sauerei. Gerade in Dorfmannschaften wo nicht so den Einzug an Spielern wie städtische Vereine haben ist jeder Spieler wichtig. Und denen geht irgendwann mal der Spass verloren als "Wasserträger".




    Zitat von grätsche

    Er findet im Training mit der F1 keine Herausforderung.


    Als Trainer sollte ich hier wohl auch ehrlich zu mir selbst sein und sagen ja, das ist so. Tut dann trotzdem weh ihn gehen zu lassen. Werde wohl noch mal die Eltern anhauen. Das mit dem Freundeskreis die er noch durch den Kindergarten kennt war für die >Eltern schon sehr wichtig.

    Zitat von grätsche

    Ist dieser Spieler körperlich und geistig dazu in der Lage, würde ich ihn hoch ziehen. Im vorliegenden Fall in eine E2 oder vielleicht sogar E1.

    körperlich wäre E1 sicherlich eins zu hoch gegriffen. Geistig könnte er sicherlich auch E1 machen.
    Aber er ist glaub auch sehr sensibel. Und ich habe das Gefühl das er es auch sehr geniesst der "Leader" zu sein. Also weis ich nicht ob er sich in der Rolle wohl fühlen würde unter den Großen.

  • Aber er ist glaub auch sehr sensibel. Und ich habe das Gefühl das er es auch sehr geniesst der "Leader" zu sein. Also weis ich nicht ob er sich in der Rolle wohl fühlen würde unter den Großen.

    Bei dem von mir beschriebenen Spieler ist es so, dass er lieber "ohne große Anstrengung" der Star seiner F-Truppe ist, als sich in einer E "beweisen" zu müssen. Für mich wählen er und seine Eltern den "Weg des geringsten Widerstandes". Körperlich und geistig hätte er auf jeden Fall in der E mitspielen können.
    Wie die Situation bei deinem Spieler ist, kannst nur du einschätzen. Aber vielleicht wäre es auch für seine Entwicklung besser, sich durchbeißen zu müssen.
    In der letzten Saison musste ich 4 Spieler aus der F mit hochziehen in die E, damit diese Mannschaft spielfähig bleibt. Hatte das hier auch im Forum thematisiert. Die vier waren alle deutlich überdurchschnittlich in der F und körperlich sowie geistig geeignet. Sie haben ihre Grenzen aufgezeigt bekommen und mussten sich in jedem Spiel beweisen. Einer der vier ist etwas stagniert, die anderen drei haben deutliche Sprünge gemacht. Das sieht man nun im Vergleich mit ihren Altersgenossen, die erst diese Saison zur E gewechselt sind. Und für die verbliebenen Spieler war es letzte Saison auch nicht von Nachteil, dass die Besten weg waren. So kamen sie auf mehr Spielzeit und waren mehr auf sich gestellt.

  • Zitat von randmann

    Soweitich weiss sollte man als Trainer in der F nur in Ausnahmefällen beim Abschlussspiel mitwirken.


    So wie ich das sehe, ist das ein Ausnahmefall, oder?

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Ich sprach von einer G-Jugend - und ja ich spiele da öfters mit, wenn ich keine Möglichkeit sehe das Spiel anders ausgeglichener zu gestalten (und das ist bei einem "Überflieger" gar nicht so einfach - wie die Diskussion hier zeigt). Zeitweise werde ich sogar von meinen Kindern aufgefordert mit zu spielen - ob das nun Sozialisation von mir ist, weiß ich nicht genau (ich spiele meistens ab 3-5 Tore Unterschied mit).
    Ich mache das sogar bei kommerziellen Fußballcamps beim Turnier - bisher habe ich damit überwiegend positive Rückmeldung erhalten. Und wenn den Kindern etwas nicht passt, sagen sie es einem auch (z.B. Torwart: Ich bekomme keinen Ball mehr.) und dann kann man sich wieder zurück oder raus nehmen.
    Von einem Abschlussspiel kann man in meinem Training meistens nicht reden - ich finde Abschlussspiel auch ein schreckliches Wort. Es impliziert mir, dass ich im Training "blöde Übungen" machen muss, um am Ende mit einem Abschlussspiel belohnt zu werden.
    Die Vor- und Nachteile des Mitspielens wären aus meiner Sicht mal ein eigenes Thema wert :)