Ein kleines KIFU-Experiment

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  • Gestern habe ich ein Freundschaftsspiel angesetzt, mit dem Ziel die "schwächeren" Spieler mehr- und vor allem auf "tragenden" Positionen einzusetzen. Nachdem letzte Woche in erster Linie meine "Stars" zum Einsatz kamen (Gründe sollten ja aus dem "Wie konnte das passieren"-Thread bekannt sein) sollte dieses Spiel ganz im Zeichen der Zweitbesten stehen.


    Sekundärziel war für mich herauszufinden wie sehr man seine Mannschaft durch "Rotation" während des Spiels schwächt (bzgl Ergebnis). Wir sind im mittlerweile liebgewonnen 2-3-1 angetreten. Erste Halbzeit habe ich meine zwei kreativen Aktivposten Verteidiger spielen lassen, mit der Aufgabe ihren Mitspielern zu vertrauen und den Ball nach Eroberung weiterzupassen und heute relativ wenig 1v1 Sturmläufe zu machen. Im Mittelfeld haben dann jene gespielt, die sich eher in der Verteidung wohl fühlen. Die hatten die Aufgabe 1v1 Situationen zu suchen und sich mal Haken und Finten zu trauen. Im Sturm spielte mein "Trainingsweltmeister". Ein Spieler der im Training eigentlich meistens zu den Besseren gehört, aber beim Spiel meisten komplett blass bleibt. Ihm wollte ich mal ein Erfolgserlebnis in Form eines Tores ermöglichen.


    Interessant zu beobachten war, dass durch die Anweisung von hinten keine/wenig Dribblings zu starten, tatsächlich so etwas wie "Aufbauspiel" stattgefunden hat. Die zwei Verteidiger haben den Ball mal zurück zum TW, mal quer zum anderen gespielt um auf den richtigen Moment zu warten, ins Mittelfeld zu passen. Dort wurde der Ball in Bedrängnis meist wieder zurück zu den "ballsicheren" Verteidigern gespielt. Das hatte schon ein bisschen was von "Kinder-Tiqui-Taqua". War eigentlich schön anzusehen, brachte aber kaum Raumgewinn und war auch alles andere als effektiv. So gesehen war ich aber eigentlich recht stolz auf meine Kids, die es schafften sich den Ball über 5-6 Stationen zuzuspielen.
    Ich habe dann nach ein paar Minuten korrigierend eingegriffen, in dem ich die Mittelfeldspieler daran erinnert habe 1v1-Situationen zu suchen, bzw. den Ball auch mal weiter in die Sturmspitze zu spielen. Das haben sie dann auch öfters probiert und sind dabei oft gescheitert.
    Halbzeitergebnis war 1:13 aus unserer Sicht. Entweder wurde irgendwann mal der 6. oder 7. Pass relativ Nahe am Tor abgefangen, oder wenn wir mal wirklich in der anderen Hälfte waren, fingen wir uns einen Konter ein. Das Tor, dass wir geschossen haben, fiel ironischwerweise dann, als sich einer meiner Verteidiger ein Herz nahm und zum Sololauf ansetzte.


    Zweite Halbzeit spielte dann jeder auf der Position, wo er sich am wohlsten fühlt bzw. wo ich ihn am stärksten einschätze. So wechselten meine zwei Verteidiger auf die Außenpositionen im Mittelfeld, die zwei Hünen in die Verteidigung usw...


    Ergebnis zweite Halbzeit 3:3!


    Auch wenn es meine Kinder gewohnt sind, alle Positionen zu spielen, hat es sich trotzdem derart drastisch ausgewirkt.


    Mein Fazit: Durch Rotation schwächt man seine Mannschaft (kurzfristig, für dieses eine Spiel) enorm. Überhaupt wenn man ein paar "Blümchenpflücker" dabei hat. Nich falsch verstehen: Ich bin weiterhin überzeugt, dass Spieler im Kindesalter auf allen Positionen zum Einsatz kommen sollten. Es wäre halt nur manchmal schön, wenn das der gegnerische Trainer auch so machen würde...

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Weitere Erkenntnisse hast du sicherlich auch noch aus dem Spiel gewonnen, oder ? Z. B., dass du das Eins gegen Eins noch besser schulen kannst ( Coerver ?), dass das Ergebnis der ersten Halbzeit möglicherweise positiver für Deine Mannschaft ausgefallen wäre, wenn Du schon vom Anfang der Ausbildung der Kinder an konsequent auf Rotation gesetzt hättest und dass es für Deine Arbeit völlig egal sein muss, ob auch der Trainer der gegnerischen Mannschaft rotieren lässt.

  • @Karl


    Du hast noch nicht viele meiner Beiträge gelesen oder?


    Dann wüsstest du nämlich, dass ich in (fast) jedem Spiel rotiere.


    Auch wenn es meine Kinder gewohnt sind, alle Positionen zu spielen, hat es sich trotzdem derart drastisch ausgewirkt.

    Dann wüsstest du, dass ich in erster Linie 1v1 trainiere.


    Gestern habe ich ein Freundschaftsspiel angesetzt, mit dem Ziel die "schwächeren" Spieler mehr- und vor allem auf "tragenden" Positionen einzusetzen.

    Genau das war mein Primärziel. In diesem Spiel (zumindest erste Halbzeit), sollten die kleinen, neuen, zurückhaltenden, technisch weniger guten Kinder die "Hauptrolle" übernehmen. Denn wie du bestimmt weist, gibts auch bei den Kindern sowas wie "Alpha-Tiere", die trotz Rotation das Ruder an sich reißen.
    In diesem Spiel haben sich meine Kids so schwer getan, weil in erster Linie die Schwächeren das Kommando übernehmen sollten bzw. die stärkeren dazu angehalten waren, die schwächeren mehr ins Spiel zu bringen.


    Außerdem wirst du mir bestimmt recht geben, dass sich trotz des besten Trainings (dass ich gerne anbieten würde und nach dem ich immer trachte) Kinder unterschiedlich entwickeln werden. Zwei meiner "Alleskönner" waren an diesem Tag nicht dabei, zwei habe ich bewusst "gebremst". Ob das jetzt richtig oder falsch für die Entwicklung der Spieler war sei mal dahingestellt. Allerdings ist es mir ein Rätsel wie du dadurch Rückschlüsse auf meiner Trainining (Coerver ?) ziehen kannst.


    Natürlich ist es für meine Arbeit egal, ob der andere Trainer rotieren lässt. Aber nicht für das Ergebnis, bzw. Spierverlauf. Denn dann würden sich die meisten Mannschaften so halbwegs auf Augenhöhe begegnen, was für alle ein Vorteil wäre.


    Es ist immer wieder interessant, dass das eigentliche Thema des Threads vollkommen außen vor gelassen wird und stattdessen eine Antwort kommt, die inhaltlich überhaupt nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat.

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  • Da du große Stücke auf das Fußballentwicklungsmodell von Horst Wein hälst glaube ich auch kaum das 1vs1 oder Überzahl- Unterzahlsituationen bei dir zu kurz kommen. Im Gegenteil, ich lese daher als stiller Mitleser total gerne deine Beiträge, da ich eine Truppe im gleichen Alter habe und so viel Inspiration und Denkanstöße durch die bekomme.


    Selbst habe ich 13 Kinder. Von denen fast alle auf den Spielfesten dabei sind. (Außer sie sind verhindert)


    Wir spielen 5+1 und 15 Minuten. Das war mir auch zu wenig und ich habe begonnen Fs zu organisieren wo kein Mischteam aus 08 / 09 aufläuft, sondern nach Alter getrennt.


    Jetzt wo sich die Kinder nicht mehr hinter den Überfliegern verstecken konnten war ich überrascht wie schnell die Kinder sich mit der Situation anfreundeten und deutlich selbstbewusster wurden.


    Rotation wende ich schon an, bei Spielfesten aber von Spiel zu Spiel, durch die vielen Wechsel erwarte ich da sonst ein heilloses durcheinander.


    Es ist schon ein großer Vorteil wenn man seine Kids in Fs gegen gleichstarke Kinder schicken kann und tut ihrer Entwicklung ungemein gut.


    Totz Fairplayrunde ohne Wertung sieht man bei vielen Gegnern leider oft, das Ergebnis steht eben doch vor dem Erlebnis und auf den Homepages werden Ergebnisse samt Torschützen geführt.


    Dabei würde es der Entwicklung ALLER Kinder gut tun nicht auf die Ergebnisse zu schauen, sondern auf die Ausbildung.


    Aber zum Glück rennt man mit der Einstellung hier offene Türen ein.

  • Wir spielen 5+1 und 15 Minuten. Das war mir auch zu wenig und ich habe begonnen Fs zu organisieren wo kein Mischteam aus 08 / 09 aufläuft, sondern nach Alter getrennt.

    Bei mir ist es ein wenig paradox, dass genau die Jüngeren, also die 09er die besseren sind. Würde ich bei mir nach Alter trennen, würden die 09er gegen die 08er ziemlich deutlich gewinnen.

    Jetzt wo sich die Kinder nicht mehr hinter den Überfliegern verstecken konnten war ich überrascht wie schnell die Kinder sich mit der Situation anfreundeten und deutlich selbstbewusster wurden.

    Genau das ist mein Ziel. Denn wie oben schon geschrieben, habe ich trotz Rotation immer das Gefühl, dass sich die Mitläufer auf die Überflieger verlassen. Unabhängig davon, auf welcher Position gespielt wird. Ich werde jetzt in den nächsten Wochen den Fokus bewusst darauf legen, danach zu trachten, dass auch die Mitläufer lernen Verantwortung zu übernehmen. Mein Kredo lautet: "Einen Fehler zu machen ist tausendmal besser als nichts zu machen." Allerdings spielen meine Mitläufer oft trotzdem sehr gehemmt, obwohl sie es (zum Teil) könnten. Da bin ich immer noch auf der Suche das aus ihnen herauszukitzeln.

    Rotation wende ich schon an, bei Spielfesten aber von Spiel zu Spiel, durch die vielen Wechsel erwarte ich da sonst ein heilloses durcheinander.

    Da habe ich auch schon etliche Varianten versucht. Leider sind wir momentan in einer so starken Gruppe eingeteilt, dass ich aufpassen muss, nicht vom Platz geschossen zu werden. Meine Erfahrungen bisher:


    Alle Paar Minuten eine Postion weiter wandern, so wie es bei der MFS vorgeschlagen wird, hat überhaupt nicht funktioniert. Dadurch kam ein heilloses durcheinander zustande.


    Gegen nicht so starke Gegner habe ich 3-3 spielen lassen, wobei in Blöcken getauscht wurde. Die drei Stürmer raus, Verteidiger ab in den Sturm und die drei Wechselspieler in die Verteidigung. Hat gegen schwächere Gegner (bzw. Gegner die auch rotieren) ganz gut funktioniert. Gegen stärkere Teams ging es auch nicht.


    Bei den letzten Spielen habe ich mit 2-3-1 ganz gute Erfahrungen gemacht und nur einzelne Positionen getauscht. Wobei jeder mindestens auf zwei Postionen gespielt hat.

    Es ist schon ein großer Vorteil wenn man seine Kids in Fs gegen gleichstarke Kinder schicken kann und tut ihrer Entwicklung ungemein gut.

    Bei Kindern in diesem Alter habe ich schon öfter beobachtet, dass die Mannschaft die z.B. 5 Tore vorne liegt, in einen "Killermodus" verfällt, wo auf einmal alles wie von alleine geht. Die Kinder attackieren aggressiv und spielen zielstrebig mit Tempo nach vorne. Wobei die zurückliegende Mannschaft immer weiter in ihr Schneckenhaus kriecht.

    Dabei würde es der Entwicklung ALLER Kinder gut tun nicht auf die Ergebnisse zu schauen, sondern auf die Ausbildung.

    Ich habe ähnlich wie du jetzt insgesamt 14 Kinder. Es werden von Jahr zu Jahr mehr :thumbup: . Dadurch muss mann sich aber auch wieder mit Neulingen "herumärgern", denen ganz einfach drei Jahre Ausbildung fehlen. Wenn ich alle Kinder zur Verfügung habe, habe ich auch schon zwei Spielfelder aufgebaut. Ein "reguläres" Spielfeld für 1+6 und ein kleineres Spielfeld für 1+4. Auf dem großen Spielfeld können sich die stärkeren messen und auf dem kleinen Spielfeld die "Neulinge". Ein Spielfeld beaufsichtigt ein Spielerpapa. Ich bin eine Halbzeit für das große und eine Halbzeit für das kleine Spielfeld zuständig. Damit auch die Spieler des kleinen Spielfelds das Gefühl haben wichtig zu sein.

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  • Karl: Ich schätze normalerweise deine Beiträge, der war aber tatsächlich ein wenig blind geschrieben. Man ist es ja manchmal Leid, immer wieder dieselben Dinge predigen zu müssen, aber hier war finde ich auch ohne Kenntnis der sonstigen Beiträge von Strznievski zu erkennen, dass eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet, was dann den Ton der Antwort nicht angebracht erscheinen lässt. Außerdem stimme ich dem nicht zu, dass es für die eigene Arbeit egal sein muss, was andere Trainer machen. Richtig ist sicher, dass man sich auch bei gegnerischen Erfolgstrainern für Rotation und Ausbildung aller Spieler entscheiden kann und sollte - es ist aber halt nicht egal, was andere Trainer machen, weil davon der Verlauf von Spielen abhängig ist. Idealerweise gibt es ja Spielerlebnisse sowohl offensiv wie defensiv, wenn ich aber rotiere und mich damit schwäche und der Gegner vielleicht ein ohnehin stärkeres Team hat und das nicht tut, dann kommen hinterher meine Spieler kaum noch an den Ball und das führt zu wenig Ausbildung und zu wenig Spaß am Spiel. Ich halte also den Wunsch für äußerst nachvollziehbar, andere Trainer würden es auch so machen mit der Rotation, dann wäre nämlich allen gedient. Da es nicht so ist muss man halt in den sauren Apfel beißen und es einfach weiter durchziehen, trotz der Nachteile - besser wäre es aber, wenn es alle so machen würden.


    Strznievski: F- und E-Jugend ist etwas her bei uns, aber die Beobachtungen decken sich mit meinen, es macht halt tatsächlich so einen massiven Unterschied aus, wer spielt und ob die starken Spieler auf ihren aktuell stärksten Positionen spielen oder nicht. Wir haben das in einer Saison, in der wir fast nur verloren haben, dann auch mal dahingehend genutzt, dass wir für einzelne Spiele die Spieler viel auf ihren stärksten Positionen spielen lassen haben, um dann eben auch mal mehr Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Und dann auch mal drauf verzichtet, die schwächeren hauptsächlich auf der zentralen Mittelfeldposition und vorne (auch 2-3-1) spielen zu lassen, wo sie auch als zurückhaltende und schwache Spieler nicht völlig aus dem Spiel sind, aber natürlich auch viel kaputt machen. Wie immer bei dem Thema muss ich auch hier mal wieder erwähnen, dass es sich lohnt, einen langen Atem zu haben - ein Spieler, der noch bis zur D-Jugend grottenschlecht war, der aber immer Einsatzzeiten bekam, ist mittlerweile im jüngeren Jahrgang feste Größe in unserer B-Jugendmannschaft und auch nicht in der untersten Spielklasse. Vereine, gegen die wir in der F- und E-Jugend zweistellig verloren haben, haben wir in der D-Jugend geschlagen, in der C-Jugend haben wir zwei Klassen höher gespielt und daher keine Vergleiche gehabt, in der B-Jugend stellt der Verein, an den ich gerade vor allem denke, keine Mannschaft mehr in der entsprechenden Altersklasse. In den späteren Jahrgängen wird genau so vorgegangen und während unser Verein von 130 Jugendspielern vor 10 Jahren auf jetzt 240 gewachsen ist tun sich die Vereine der Umgebung, die anders vorgehen, schwer damit noch Mannschaften zu stellen (unter unseren 240 Spielern sind durchaus ein paar aus anderen Orten, aber der Großteil rekrutiert sich aus unserem direkten Einzugsgebiet, wir wildern also da nicht massiv). Lange Rede, kurzer Sinn: weiter so, es zahlt sich aus. Das merkt man auch, wenn wie bei uns gerade in der B-Jugend jemand neu dazu kommt dem nicht, wie du es beschreibst, 3 Jahre Ausbildung fehlen, sondern fast 10. Da merkt man dann erst, was man selbst den schlechtesten doch immerhin hat beibringen können...

  • es macht halt tatsächlich so einen massiven Unterschied aus

    ... und genau diese Erkenntnis finde ich so interessant. Dein Team wird nicht nur ein wenig sonder MASSIV geschwächt. Ich glaube das man aus dieser Erkenntnis sehr viele Schlüsse ziehen kann.

    Wir haben das in einer Saison, in der wir fast nur verloren haben, dann auch mal dahingehend genutzt, dass wir für einzelne Spiele die Spieler viel auf ihren stärksten Positionen spielen lassen haben, um dann eben auch mal mehr Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.

    In dieser Lage befinde ich mich momentan leider auch.

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  • Interessanter Bericht!
    Zum einen zeigt sie die Notwendigkeit der Rotation, aber auch ihre Schwächen für den Spielablauf ( nicht das Ergebnis!!!)
    Bei uns im Kreis werden in der G und F Jugend Turniertage gespielt.
    G Jugend 4 Spiele a 12 min.
    F Jugend 5 Spiele a 12 min.
    Hier hat man die Chance die Rotation am Gegner usw. anzupassen und kann sich bereits vorher Positionswechsel überlegen.
    Nach meiner Erkenntnis gilt es auch die Rotationen an den Spielern auszurichten.
    Unerfahrener Spieler ( dier Z. Bsp. erst in der F Jugend angefangen haben) habe ich erst weniger rotieren lassen und sie zuerst stärker nach ihren Wünschen eingesetzt. Erst mit einsetzender Spielerfahrungen habe ich sie dann auch auf anderen Positionen eingesetzt.
    Bei denjenigen mit einfach mehr Spielerfahrungen war das rotieren problemloser, auch wenn sie sicherlich ihre Qualitäten auf bestimmten Positionen stärker zum tragen kamen.
    Die Urzeitrotation habe ich nicht angewendet, war mir bei unserer kurzen Spielzeiten zu stressig und auch bei längeren Spielzeiten zu aufwendig. Ziehe Positionswechsel bei Einwechselungen vor. Ob jeder wirklich die genaue Spielzeit auf jeder Position spielt ist nicht so wichtig, eher der zu gewinnende Ausbildungsgewinn beim einzelnen Spieler.

  • ... und genau diese Erkenntnis finde ich so interessant. Dein Team wird nicht nur ein wenig sonder MASSIV geschwächt. Ich glaube das man aus dieser Erkenntnis sehr viele Schlüsse ziehen kann.

    In dieser Lage befinde ich mich momentan leider auch.


    Ich denke in der Lage wird man - eben weil man sich so stark schwächt - sehr oft sein, wenn man nicht gerade eine Überfliegertruppe hat und die anderen Trainer anders handeln als man selbst. Wie gesagt - durchhalten.

  • Liebe Gemeinde,


    ich bin auch davon überzeugt, dass Positionsrotation und gleiche Spielzeiten für alle unter dem Entwicklungsaspekt richtig sind. Bei einem stark unausgewogenen Kader können daraus aber Probleme entstehen (Demotivation, Überforderung), zumal dann, wenn die Staffeln nicht leistungsdifferenziert sind, also die Mannschaften von Kreisligavereinen gegen hoch selektierte Kindermannschaften von Bundesligavereinen spielen müssen, die dann zur Not auch bis zum 30:0 durchziehen.


    Ich habe derzeit eine Mädchen-D mit einer genau richtigen Kadergröße, die sich in der oben beschriebenen Situation befindet. Es sind ein paar Spielerinnen mit dabei, die inzwischen schon an die Tür zur Verbandsauswahl klopfen, andere sind dagegen blutige Anfängerinnen; auch die dicke Paula ist natürlich mit dabei. Ich habe im Prinzip drei Möglichkeiten:


    (1) Positionsrotation von Halbzeit zu Halbzeit oder (besser) von Spiel zu Spiel (MFS-Rotation ist völlig ausgeschlossen, weil sie nur völliges Durcheinander produziert), gleiche Spielzeiten für alle. Ergebnis: Zweistellige Niederlagen in allen Spielen, denn die Vereine in der Umgebung rotieren meist kaum und lassen die Anfängerinnen zuhause (bzw. nehmen sie in diesem Alter überhaupt nicht mehr in den Verein auf - deshalb kommen sie zu uns).


    (2) Eingeschränkte Rotation, die starken Mädchen spielen vorwiegend auf den zentralen Positionen und haben auch eine etwas längere Spielzeit; die absoluten Anfängerinnen spielen nur auf den weniger kritischen offensiven Außenpositionen. Ergebnis: Die Höhe der Niederlagen hält sich in Grenzen und wir machen auch Tore.


    (3) Keine Rotation, alle spielen auf ihren stärksten Positionen, die "Stars" spielen durch, die Anfängerinnen haben deutlich verkürzte Spielzeiten. Ergebnis: Wir sind konkurrenzfähig.


    Welche Variante würdet ihr wählen?

  • Die Variante hängt auch von Spielklasse, sportliche Zielsetzung und Über- bzw. Unterbau des Vereines ab.
    Sind die talentierteren Spieler in der Zukunft überhaupt zu halten?
    Bei den Mädchen trennen sich auch durch die Einstellung zum Hobby spätestens mit dem Übergang von der D zur C Jugend die Spreu vom Weizen. Sorry harte aber zutreffende Bewertung.

  • Die Variante hängt auch von Spielklasse, sportliche Zielsetzung und Über- bzw. Unterbau des Vereines ab.
    Sind die talentierteren Spieler in der Zukunft überhaupt zu halten?
    Bei den Mädchen trennen sich auch durch die Einstellung zum Hobby spätestens mit dem Übergang von der D zur C Jugend die Spreu vom Weizen. Sorry harte aber zutreffende Bewertung.

    Spielklasse ist die höchste im Verband; die Idee ist schon, zukünftig eine Leistungs- und eine Breitensportmannschaft etablieren zu können. Da wir mit der C auch auf dem Kleinfeld spielen können, ist der Übergang zur C nicht ganz so hart...

  • Ist jetzt ein bisschen Off-Topic, aber ich habe mich irgendwie riesig gefreut. Bei der Betrachtung meines Videos vom letzten Spiel, gab es eine Situation, wo der Ball über 11 Stationen gespielt wurde. Das bekommen unsere Senioren kaum hin.


    Ich hatte ja das Glück schon einmal eine Mannschaft von klein auf zu betreuen. Ich habe damals schon alle spielen lassen. Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dass da viele Alibi-Einwechslungen dabei waren. Die zentralen Positionen waren von den stärkeren Spielern besetzt. Diese wurden auch manchmal rotiert. Wobei ich damals aber weniger Rücksicht auf die Entwicklung der Kinder gelegt habe, sondern öfters mal einen sprunghaften Leistungsanstieg beobachten konnte. So hat es manchmal Wunder gewirkt, den Stürmer, dessen Entwicklung stagnierte in die Abwehr zu geben.


    Die Außenpositionen wurden dann von den schwächeren bespielt. Die guten spielten fast immer durch. Getauscht wurde meist schwacher Spieler gegen schwacher Spieler.


    Mein Überflieger (welcher von mir gehegt und gepflegt wurde) von damals spielt jetzt bei einem Bundesligisten in der höchsten Jugendspielkasse.
    Zwei andere spielen bei anderen Senioren-Mannschaften. Mein TW ist fixe Größe unserer Senioren. Drei weitere pendeln zwischen erster und zweiter Mannschaft.
    Auf meinen damaligen Bewegungslegastheniker bin ich besonders stolz. Der hat sich gegen alle Prognosen der vermeintlichen Experten zumindest in die zweite Mannschaft gekämpft. Ich stelle mir oft die Frage wo dieser Spieler jetzt wohl wäre hätt ich ihn damals schon mehr gefördert.
    Interessanterweise sind es dann noch zwei der schwächeren die der zweiten Mannschaft erhalten blieben.


    Offen bleiben mehrere Fragen:


    - War das aus Vereinssicht optimal?
    - Hätten sich die schwächeren bei optimaler Förderung besser entwickelt und wären vielleicht auch Kandidaten für die erste Mannschaft?
    - Hätte die Entwicklung der starken darunter gelitten?
    - Ist die Entwicklung und Ausbildung der Spieler (für den Verein) so wichtig?

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  • Strznievski: das sind schöne Fragen :) - Antworten habe ich leider bzw. glücklicherweise keine :)


    Zum Experiment:
    Ich bin auch ein Fan davon, dass Kinder auf mehreren Positionen eingesetzt werden. Aber muss ich dafür immer die gesamte Mannschaft verändern? Warum lasse ich nicht einen "Verteidiger" neben einem "Mittelfeldspieler" spielen und alles andere bleibt wie gewohnt? Ich gehe da von mir selbst aus: auch ich habe es nicht gerne, wenn ich alle 2 Minuten auf einer anderen Position spiele! Wie flexibel sind wir selbst? Und unsere Kinder sollen komplett flexibel sein? Und dann dazu noch alles können - und das teilweise in einem Alter, in dem die meisten Eltern selbst noch nicht einmal (Vereins-)Fußball gespielt haben (zumindest die "älteren" Eltern ;) - ich habe im ersten Jahr F-Jugend begonnen).
    Auch wäre zu überlegen, ob man in der ersten Halbzeit "relativ normal" spielt um den Gegner nicht gleich in einen solchen "Torlauf" zu bringen und Experimente auf die zweite Halbzeit verlegt.


    Freuen sich die Kinder auch über 11 Stationen oder sind denen 5 mit Torerfolg lieber? Da schlagen 2 Herzen in meiner Brust ;)

  • Zu alter Sack. Mit einer C 7 eine Leistungsmannschaft zu etablieren, wird natürlich ein langer Weg.
    Das Norwegersystem ist für die kleineren Vereine zwar eine Chance den Jugendbereich im Mädchenfussball zu erhalten, für stärkere Spielerinnen aus der Verbandsförderung jedoch total uninteressant.
    Wünsche dir jedoch bei deinem Spagat ein glückliches Händchen.

  • Strznievski: das sind schöne Fragen - Antworten habe ich leider bzw. glücklicherweise keine

    Eine richtige Antwort wird es glaube ich nicht geben. Da spielen so viele Faktoren zusammen. Ich glaube dass die Summe der positven Erlebnisse für alle Mitglieder im Verein zählt. Da gehört dann auch irgendwann zwangsläufig das Gewinnen dazu. Die Frage ist halt nur auf welchem Level bzw. zu welchem Preis?

    Auch wäre zu überlegen, ob man in der ersten Halbzeit "relativ normal" spielt um den Gegner nicht gleich in einen solchen "Torlauf" zu bringen und Experimente auf die zweite Halbzeit verlegt.

    In meinem "Spieltagebuch" steht schon der Hinweis, dass nochmal zu probieren. Allerdings umgekehrt. Also zuerst auf "Nummer Sicher" und zweite Halbzeit "Chaos".

    Freuen sich die Kinder auch über 11 Stationen oder sind denen 5 mit Torerfolg lieber? Da schlagen 2 Herzen in meiner Brust

    Den Kindern ist das glaube ich gar nicht aufgefallen :P . Bin auch eigentlich ein Freund davon, zielstrebig Richtung Tor zu spielen. Vor allem im Kinderfußball. Wie ich schon schrieb, kam diese Situation ja eigentlich nur zu Stande, weil die Mittelfeldspieler in Bedrängnis den Ball wieder zurückgespielt haben, anstatt den Zweikampf zu suchen. Ich fand es einfach nur cool, dass sie in der Lage sind den Ball zirkulieren zu lassen, ohne dabei jetzt besondere Schlüsse zu ziehen. Weil wir das Passspiel (gemäß Ausbildungsplan) bisher nur in 2v1 bzw Kleinfeldspielen behandelt haben.

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  • Meine Sichtweise ist die, dass das aus Vereinssicht und aus Sicht des Fußballs optimal ist, was die meisten Spieler mit Spaß beim Fußball bleiben lässt. Ein Spieler, der nachher vielleicht im Leistungsfußball landet, ist schön, aber eine Ausnahme. Gute Jugendarbeit macht man, wenn die Spieler sich wohl fühlen und so sie denn am Ort bleiben dem Verein lange treu bleiben, in welcher Funktion auch immer. Und letzteres erreicht man halt, indem man alle gut behandelt und ihnen Chancen bietet. Dabei würde ich dann je nach Altersstufe abstufen - je älter, desto mehr Leistungsorientierung, wenn in der B-Jugend nach 10 Jahren Förderung nur wenig Entwicklung zu sehen ist, dann wird es irgendwann auch schwierig, gleiche Spielzeiten darzustellen. Meine Erfahrung ist aber auch, dass die Spieler dann auch eine gewisse Leistungsorientierung wollen - darüber hinaus ist es dann ja auch durch die verschiedenen Spielklassen von außen in gewissem Maße vorgegeben, dass eine Leistungsorientierung stattfindet.

  • @Strznievski:


    Deine Beiträge lese ich schon. Sicherlich nicht alle. Das wäre mittlerweile zu zeitintensiv. Trotzdem weiß ich, dass du kindgerecht trainieren lässt. Deine ersten Zeilen ( "... Gestern habe ich ein Freundschaftsspiel angesetzt, mit dem Ziel die "schwächeren" Spieler mehr- und vor allem auf "tragenden" Positionen einzusetzen....") lasen sich für mich trotzdem so als ob eben diese jetzt eingesetzte "zweite Garnitur " bisher nicht genau die selben Einsatzzeiten hatte, wie andere Kinder bzw. nicht so oft auf den entsprechenden "tragenden Positionen" eingesetzt wurden, wie vielleicht im selben Zeitraum die "Stars".
    Wenn ich schrieb, dass vielleicht bei diesen schwächeren Spielern dass 1/1 noch besser geschult werden kann, dann wollte ich dir damit nicht unterstellen, dass du dies bisher nicht oder schlecht gemacht hast.
    "....Ich habe dann nach ein paar Minuten korrigierend eingegriffen, in dem ich die Mittelfeldspieler daran erinnert habe 1v1-Situationen zu suchen, bzw. den Ball auch mal weiter in die Sturmspitze zu spielen. Das haben sie dann auch öfters probiert und sind dabei oft gescheitert.
    Halbzeitergebnis war 1:13 aus unserer Sicht." Hast Du so geschrieben. - Wenn sie also oft gescheitert sind, heißt das für mich, dass hier noch Reserven sind.
    Abgesehen davon müssen wir wohl alle damit leben, dass man auch manchmal die falschen Dinge aus einem Beitrag heraus liest und den Inhalt falsch interpretiert.

  • @Karl


    Ich habe mich ja auch nicht angegriffen gefühlt. Allerdings bin ich es echt schon leid in jedem Beitrag erwähnen zu müssen dass ich eh versuche so gut es geht alles nach Konzept und für die Kinder zu machen.


    Ich habe schon regelmäßig rotiert. Ich weiß nicht welche Kindermannschaften du trainiert/gesehen hast. Bei einer halbwegs homogenen Mannschaft würde ich dir uneingeschränkt recht geben. Ich habe allerdings vom Minimessi bis zum absoluten Neuling gefühlt jeden Spielertypen dabei, den es in diesem Alter gibt. Unter anderem sind zwei dabei bei denen jede Faser des Körpers laut "FUSSBALL" schreit. Diese Jungs reißen sofort das Ruder an sich und nehmen auch mal dem zögernden "Ich-möchte-Zeit-mit-meinen-Freunden-Spieler", welcher zwar technisch recht gut ist, aber jeglicher Siegeswille fehlt, entnervt den Ball ab. Alle anderen verlassen sich dann auch auf diese zwei und schalten einen Gang runter. Dem wollte ich gezielt entgegensteuern.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Ich bin auf jeden Fall gegen ständige Positionswechsel. Wenn dann zur HZ und dann auch nur, wenn das von vornherein klar kommuniziert wurde, v.a. welche Wechsel stattfinden sollen. Taktische Wechsel haben meiner Meinung nach nichts im Kinderfußball zu suchen. Kindertrainer sind keine Hobby-Tuchels.


    Strznievski: Warum hast du deinen Plan, die schwächeren Spieler auf zentralen Positionen spielen zu lassen nicht durchgezogen? Dass wenige Wechsel im Kifu drastische Auswirkungen haben, ist doch klar!?


    Ich persönlich bin auch überhaupt kein Freund vom 2-3-1, auch wenn das sehr heterogenen Mannschaften (wie du, @Strznievski, eine hast) sicher entgegen kommt; aber eben auch nur dann, wenn Rotation nicht konsequent durchgezogen wird! Genauso beschreibst du es ja auch.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)