Was muss ein U12-Spieler können? Meinungen gefragt!

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  • Hallo zusammen,


    habe seit diesem Jahr eine U12 unter meinen Fittichen die gelinde gesagt nichts kann. An allen Ecken und Enden muss gearbeitet werden, aber wo fängt man da an?


    Kürzlich ergab sich ein Gespräch zwischen mir und dem (deutlich erfahrenerem) U14-Trainer des Vereins:
    "Wie war das Training?"
    -"Scheiße, die treten immer noch auf der Stelle und stolpern gefühlt über die eigenen Füße"
    "Mannomann, irgendwas müssen die doch können?"
    -"Nee, echt gar nichts"
    "Boah, jemand der nicht gut passen kann bräuchte gar nicht ankommen. Solche Mannschaften übernehm' ich erst gar nicht"
    -"Quatsch, ein D-Jugend Spieler der am Ende keine Zweikampftechnik kann wird nix. Ist viel wichtiger als passen"


    Über dieses Gespräch denke ich jetzt schon eine Zeit lang nach, und ich frage mich was ich unbedingt mit der Mannschaft üben muss und was man auch hinten anstellen kann. Was würdet ihr sagen muss ein D Jugendlicher in den 2 Jahren lernen?


    PS: Ich weiß dass jetzt kein Satanarchälügenialkohöllischer Wunschpunsch gebraut wird, aber es würde mich freuen wenn einige U12/U13 Trainer mal ihre Trainingskonzepte/strukturen vorstellen würden


    LG 16er

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Scheinbar wurde im Grundlagenbereich nicht intensiv gearbeitet.
    Die Frage was sie am Ende der D Jugend können müssen, ist eigentlich irrelevant.
    Die Basics müssen stimmen. Daher Koordination mit Ballschulung und viele Übungen und Spielformen nach H. Wein. Ein Bsp. aus dem Matheunterricht. Es macht keinen Sinn Brüche und Gleichungen, parallel zu den Grundrechenarten zu vermitteln.
    Ein Schritt zurück ist hier sicherlich sinnvoller.
    Sich und die Kinder unter den Zeitdruck zu setzen, alle möglichen Ausbildungsziele erreichen zu müssen wird nicht funktionieren.

  • Ich halte Ballan- und mitnahme in diesem Alter für elementar wichtig. Dabei alle möglichen Varianten berücksichtigen und trainieren, möglichst nicht im Stand, sondern spielnah aus einer Bewegung des Spielers. Dabei gibt es drei Richtungen, die zu beachten sind (Richtung des Balles, Laufweg des Spielers (in welchem Winkel zueinander), Mitnahme in welche Richtung). Dazu kommt dann noch die Technik, also welchen Fuß und welche Seite des Fußes nehme ich. Sowas würde ich in dem Alter möglichst oft und abwechslungsreich ins Aufwärmen integrieren, z.B. so:

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    Passen wir dann nebenbei geschult.


    Der Großteil des Trainings (mindestens 2/3, besser 3/4) sollte aber spielnah (also mit Gegnerdruck und Entscheidungsoptionen) trainiert werden, selbst mit Spielern, die technisch noch nicht so stark sind. Begründung hier: http://viktorias05er.jimdo.com/fussball-durch-fussball/


    Inhalte:


    1 gegen 1 und 2 gegen 1-Situationen mit Schnelligkeitsaspekten, sowas z.B. http://www.scstaaken-jugend.de…nach-wettlauf-hallo-wach/


    oder sowas:

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    Dann Spielformen, die auf dem 1 gegen 1 aufbauen und gruppentaktische Aspekte beinhalten: Umschalten, Handlungsschnelligkeit, Zweikampf, Überzahl, Torschuss


    Und natürlich die Klassiker, die auf Funino aufbauen, in allen möglichen Facetten, z.B. so: Spielform 3 gegen 3 plus 2 auf vier Tore


    Und mit technisch starken U12 würde ich so Dinge wie Ballzirkulation und (Gegen-)Pressing in Spielformen trainieren, z.B. so: Ballzirkulation vs. Pressing und schnelles Umschalten



    Gruß, Christoph


    P.S. Die Übungen sind nur Beispiele. Im Internet findet man unzählige Varianten.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Übungen sind absolut ähnlich vom Aufbau her jeweils, denke ich.
    Bei Korrekturen aber unterschiedlich.
    Auch würde ich beim 1-1 defensiv so aufbauen, dass der Angreifer nur eine Option hat (Bsp: Innenbahn zustellen bei 1-1 am Flügel, sodass Angreifer auf Außen durchbrechen müsste) am Anfang, um das mal zu zeigen. Danach die Vorgaben immer weiter reduzieren.
    Bei 1-1 offensiv dann erstmal gegen teilaktivie Gegner und den Druck immer weiter erhöhen.

  • Ich habe sowohl im ersten als auch jetzt im zweiten D-Jugendjahr das defensive 1 gegen 1 nur in der Saisonvorbereitung geschult. Dann aber intensiv und nachhaltig während des Trainingslager ohne den Zeitdruck des gewöhnlichen Trainings. Ich habe den Jungs gesagt, ich mache das so lange bis ihr das kapiert habt (also seitlich-lenkend anlaufen, eine Seite zumachen und dann mitgehen und idealerweise ablaufen und erobern). Ich habe mir einen ganzen Tag Zeit genommen und bin Schritt für Schritt vorgegangen (also erst Taktiktafel, Video vom FVN, Fangspiele ohne Ball, und dann abschließend mit Ball bis zum Erbrechen, immer wieder korrigierend und coachend). Ich habe den Jungs gesagt, dass ich sie danach die ganze Saison damit in Ruhe lasse. Daran habe ich mich gehalten. Das hat letzte Saison prima geklappt. Natürlich habe ich sie während des Spiels oder des Trainings immer mal wieder daran erinnert, wenn sie falsch angelaufen sind, aber explizit trainiert habe ich es nicht mehr. Somit stand während der Saison bei den Übungen zum 1 gegen 1 immer der offensive Aspekt an erster Stelle.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Hallo Schimanski,


    erstmal ein Lob für die tollen Ideen.
    Kannst Du mir noch ein paar Fragen zu den 3 Beispielen beantworten.


    - Bzgl. des spielnahen Trainings, müssen doch erstmal in einfachen Übungen (wie z. B. A spielt auf B, B leitet weiter auf C....) die Grundlagen trainiert werden, um diese dann in spielnahe Übungen mit Zeit- u. Gegendruck trainiert zu werden. Das 1. Von Deinen Videos (Ballan- u. mitnahme), finde ich echt klasse, gehört aber doch auch zu den Grundlagen, oder?
    - Die Begründung von Viktoria05 ist mit Sicherheit richtig und da gehe ich auch voll mit, nur finde ich es z. T. schwierig, wenn ich etwas vermitteln möchte, dafür eine spielnahe Übung / Situation zu konstruieren (liegt wohl an meiner geringen Erfahrung).
    - Zu der Hallo wach Übung, noch ein paar Verständnisfragen.
    Der Signalgeber ist der Spieler mit Ball und läuft dieser dann ohne Ball zurück um sich frei im Raum anzubieten?


    Hoffe Du kannst mir helfen


    Danke schon mal.

  • - Zu der Hallo wach Übung, noch ein paar Verständnisfragen.
    Der Signalgeber ist der Spieler mit Ball und läuft dieser dann ohne Ball zurück um sich frei im Raum anzubieten?


    Hoffe Du kannst mir helfen


    Danke schon mal.

    Hallo,


    ich hab´s so verstanden.
    Der Signalgeber ist der Spieler am Ball, sobald er ein Signal gibt starten die beiden Spieler an den Torpfosten Richtung Ball.
    Der Signalgeber löst sich währenddessen vom Ball in den "Rückraum" und bietet sich für ein Anspiel an. Der Pfostenspieler :) der
    als erstes den Ball erreicht spielt sofort zum Signalgeber um sich dann selbst wieder rasch freizustellen; seitlich in offener Spielstellung. Pfosten1 und SG spielen dann gegen Pfosten2. Der Wartende Spieler wird dann der nächste SG usw.
    Mann könnte vielleicht auch Pfosten2 zum neuen SG machen dann spielt der Verlierer auch sicher in Überzahl jedoch hat er dann keine Pause zwischen zwei Durchgängen.
    So glaub ich ist es gemeint und ich probiere es heute beim Training gleich aus, bin immer dankbar für neue Ideen.
    lg

  • Bzgl. des spielnahen Trainings, müssen doch erstmal in einfachen Übungen (wie z. B. A spielt auf B, B leitet weiter auf C....) die Grundlagen trainiert werden, um diese dann in spielnahe Übungen mit Zeit- u. Gegendruck trainiert zu werden. Das 1. Von Deinen Videos (Ballan- u. mitnahme), finde ich echt klasse, gehört aber doch auch zu den Grundlagen, oder?

    Ja, ich finde man kann Grundlagen und viele Ballkontakte immer gut ins Aufwärmen integrieren.
    Der methodische Aufbau vom Einfachen zum Schweren hat sicher seine Berechtigung. Trotzdem sollte man sich immer vor Augen halten, dass viele herausragende und kreative Fussballer auf der Straße groß geworden sind. Da gab es auch kein Grundlagentraining bevor gespielt wurde.



    Zitat von bob-rooney

    Die Begründung von Viktoria05 ist mit Sicherheit richtig und da gehe ich auch voll mit, nur finde ich es z. T. schwierig, wenn ich etwas vermitteln möchte, dafür eine spielnahe Übung / Situation zu konstruieren (liegt wohl an meiner geringen Erfahrung).

    Einige Dinge kann man in isolierten Übungsformen sicher am besten erklären und veranschaulichen. Aber am besten lernen die Jungs immer noch beim "Spielen". Man muss den Übungsaufbau halt entsprechend auslegen. Dafür braucht es natürlich Erfahrung, aber auch die Fähigkeit das eigene Training zu reflektieren. "Spielen" heisst für mich immer, die Spieler haben a) Entscheidungsoptionen und b) Gegnerdruck. Daraus ergibt sich dann zwangsläufig c) Spaß und Motivation (was "A spielt auf B, B leitet weiter auf C" nur bedingt liefert).



    Zitat von bob-rooney

    - Zu der Hallo wach Übung, noch ein paar Verständnisfragen.
    Der Signalgeber ist der Spieler mit Ball und läuft dieser dann ohne Ball zurück um sich frei im Raum anzubieten?

    Stone hat es passend erklärt. Ich finde die Übung übrigens ziemlich spielnah. Solche Situationen gibt es bei hektischen Spielen oft im Mittelfeld. Zwei Spieler kämpfen um den Ball und ein - zuerst unbeteiligter - Spieler muss eine Distanz schaffen, um die Überzahl zu nutzen. Direkt nach dem Kampf um den Ball muss dann von den zwei duelllierenden Spielern auf Offensive bzw. Defensive umgeschaltet werden.
    Ich mache es übrigens so, dass ich direkt nachdem das Duell entschieden wurde, von "10" oder "5" runterzähle. Wenn der Abschluss bis "0" nicht erfolgt ist, endet das Duell. Damit bekommt man einen guten Zug zum Tor und eine spielnahe Risikobereitschaft in die Aktion, die idealweise viel Durchschlagskraft erzeugt.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Ich denke jeder Trainer hat da auch eine etwas andere Meinung was besonders wichtig ist.


    Was ein (älterer) D-Jugentlicher (meiner Meinung nach) können MUSS:



    1) Im Spiel eigenständig Entscheidungen treffen! Also: Ich geh ins 1 gegen 1/passe/schieße/laufe mich frei etc. weil ich es für die beste Aktion halte, nicht weil ich keine andere Optionen wahrnehme oder mich nichts anderes traue.


    2) Adequate Basis-Techniken um 1) je nach Leistungsstand zu ermöglichen.


    3) Am Spiel (über den vollen Zeitraum) aktiv teilnehmen, auch wenn der Ball grad ganz weit weg ist. Zugucken ist verboten! :)