Trainingsmoral

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  • Hallo,


    wir schreiben von Anfang an die Trainingsbeteiligung mit und stellen schon länger fest, dass die Kinder, die regelmäßig kommen, sich besser entwickeln als die, die im Schnitt nur jede dritte Woche mal kommen. Kinder werden krank, die Omas haben Geburtstag, Kindergarten- und Schulausflüge stehen an. Soweit so klar und nicht weiter verwunderlich.
    Und so sind es bei uns bis auf einen auch die Schlechten, die selten kommen während sich die Guten voll motiviert erst durch 39,5°C Fieber vom Training abhalten lassen.


    Wenn man den Anspruch hat, dass die Schere möglichst zu bleibt und man die Kinder könnenstechnisch zusammen bekommt, dann ist das aber ein echtes Dilemma.


    Bisher war zu beobachten, dass die Kinder - wenn die Trainingsbeteiligung nachlässt, häufig auf dem Absprung waren und irgendwann aufgehört haben. Jetzt ist das nicht mehr so. Betrachte ich die Trainings von Ende Hallenzeit bis Anfang Sommerferien, dann komme ich auf 20 Trainings. Die Besseren hatten 13-19 Teilnahmen, die Schlechteren 11-6.
    Der "Letzte" etwa, wird von seinen Eltern immer abgemeldet, wenn er nicht kommt. Auch sind wir so viele, dass es nicht stört, wenn 3-4 zum Training nicht kommen.


    Dennoch drängt sich mir die Frage auf, ab wann man die "Daumenschrauben" anziehen kann, was das regelmäßige Training angeht. Wie habt ihr das gehandhabt?

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • die "Daumenschrauben" anziehen

    Ehrlich gesagt, überkommt mich diese Frage manchmal auch. Das passiert immer dann, wenn Anspruch und Wirklichkeit aufeinandertreffen.
    Die Ansprüche des Trainers, der Eltern und der Kinder sind oft so unterschiedlich, dass es schwierig ist, da den richtigen Weg zu finden.
    Bei dir, bei den Bambinis kommt noch dazu, dass die Kleinen vielleicht noch gar keine Ansprüche haben bzw. die Eltern das bestimmen.


    Ich habe zu meiner G-Jugend-Trainerzeit, den Eltern in Gesprächen immer wieder aufgezeigt wie wichtig sportliche Aktivität in einer Gemeinschaft ist. Das ist das beste für das Kind und gerade Fußball, weil es draußen ist. Darüberhinaus muss man gerade zu den Kleinen einen guten persönlichen Draht aufbauen. Sie müssen wegen dem Trainer zum Training kommen. So nach dem Motto: "Beim ... macht das Training so Spaß." Also kurz gesagt: Man muss bei Eltern und Kindern Überzeugungsarbeit leisten.


    Zugegeben war es bei mir relativ einfach, da meine Frau im KiGa gearbeitet hat, in dem die meisten Kinder waren. Wenn ich meine eigenen Kids abgeholt habe, konnte ich gleich alle daran erinnern das Training ist. Damit hatten auch gleich die Eltern eine kleine (nervige) Erinnerung an der Backe. Auf KiGa-Veranstaltungen bin ich immer mit dem Vereins-Shirt gekommen, damit Fußball gleich wieder Thema war.


    Beim Anspruch würde ich als Bambini-Trainer ganz entspannt bleiben und die Zeit genießen. Da kommt die nächsten Jahre noch einiges auf dich zu...


    Gruß,
    sb

  • Es liegt meist an der Motivation der Eltern. Unser Trainer reagiert nur, wenn Kinder öfter unabgemeldet fehlen. Und er nimmt neue Kinder für die 2. Mannschaft auf um die regelmäßig fehlenden zu kompensieren

  • Beim Anspruch würde ich als Bambini-Trainer ganz entspannt bleiben und die Zeit genießen. Da kommt die nächsten Jahre noch einiges auf dich zu...

    Besser hätte ich es gar nicht formulieren können!


    Wenn man sich allgemein dem Thema Trainingsbeteiligung nähert, gibt es sehr viele Eiflussfaktoren. Fast immer ist mehr als ein Faktor an einer hohen oder auch niedrigen Trainingsbeteiligung beteiligt.
    Hier sind mal einige Beispiele:


    Spieler:
    Nicht Jeder, der will, kann auch. Nicht Jeder der kann, will auch.


    Eltern:
    Mobilität, Interesse, Verantwortung


    Trainer:
    Fachwissen, Engagement, Verantwortung, Erfahrung in der Mannschaftsführung


    Verein:
    Jugendkonzept, Sorgfalt bei der Trainerauswahl, verantwortungsbewußte Ansprechpartner


    Was Spaß macht?
    Daraus ergibt sich: wann man gern macht, weil es Spaß macht, das will man so oft es irgendwie geht machen. Allerdings schwanken die Interessen, sodass man die Signale der Kinder richtig lesen sollte, um keine falschen Schlüsse zu ziehen und "Daumenschrauben" sind beim Thema Spaß und Hobby wohl mit das Ungünstigste. Wenn eine Trainingsbeteiligung sinkt, dann sollte man mit ein wenig Distanz zunächst die Ursache/n dafür ermitteln und sich selbst als Verursacher mit einbeziehen. Beim Sammeln des Feedbacks hilft es, zwischen den Zeilen lesen zu können, denn nicht immer es der Wortlaut, sondern der dahinter liegende Sinn, der einen Aufschluß erlaubt.


    Was keinen Spaß macht?
    Die mangelnde Trainingsbeteiligung gehört m.E. zu den Hauptgründen, warum Trainer ihren Job an den Nagel hängen. Man darf zu seinem Bedürfnis nach Anerkennung in Form von Trainingsbeteiligung stehen und dies auch seinen Ansprechpartnern (in diesem Fall den Eltern) in verständliher Form mitteilen. Denn wer sich große Mühe und Zeit für die Erstellung einer Trainingseinheit auf Mannschaftsstärke macht, dann aber nur 3 - 5 Teilnehmer erscheinen, sodass man sein Werk gleich wieder in die Tonne werfen kann, weil einige Übungen und Spielformen nur mit Mannschaftsstärke funkitionieren, dann überkommt wohl jedem Trainer der Frust. Passiert soetwas häufiger und sind es nachweislich die Eltern, die das Hobby ihrer Kinder nicht ausreichend unterstützen, stellt man sich selbst die Frage nach dem Sinn dieser Aufgabe?


    Eltern mit ins Boot nehmen!
    Im modernen Fussball nimmt die Dominanz der Eltern zu, weshalb es Sinn macht auch die Elltern von Anfang an mit ins Boot zu holen und gemeinsam mit ihnen Verantwortung für die Kinder zu übernehmen. Wenn jeder weiß, was und warum er es macht, dann kann man sich von Anfang an besser aufeinander verlassen. Auf diese Weise kann man schon früh "Druck vom Kessel" nehmen, weil man so besser kennenlernt, die Grenzen der Kompetenzen bildet und sich dadurch gegenseitig anerkennt, Fahrgemeinschaften bildet, sich gern am Rand des Spielfeld zum Plaudern trifft, nette Leute kennenlernt und Freundschaften bildet. Der Fussballplatz kann so ein Ort des Austauschs von Generationen werden, bei dem es nicht immer nur um Fussball geht. Denn viele Eltern sind Laien im Fussball, aber sie verfüggen über großes Fachwissen ringsherum und sind deshalb wertvolle Ansprechpartner.

  • "Daumenschrauben" stehen ja nicht umsonst in Anführungszeichen... ^^



    Wir haben doch im FPL-Tread immer wieder diskutiert, dass auf Trainerseite alle die gleiche Spielzeit haben sollten, Rotation, Spiele als 3. Trainingseinheiten usw usf. Dass alles andere häufig dazu führt, dass ggf. in der E-Jugend die Besten abhauen und die anderen in die Röhre gucken.
    Mein "Großer" (08er) hat eine sehr homogene Truppe, die auch fast immer vollständig antreten, die Könnensunterschiede sind entsprechend nicht groß und sie können problemlos rotieren. Das ist etwas, was wir für unsere Bambinis langfristig auch anstreben.


    Nur: wie soll das gelingen, wenn die immer gleichen Strategen mal kommen und mal nicht während die eh schon Besseren IMMER da sind. ?(

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  • Bei uns sind es bei 20 Kindern 2 7er Mannschaften. Die 1. ist homogen und fast immer komplett, bei der 2. braucht man eigentlich 2-3 Spieler mehr. Zu hause bleiben muss nie jemand, und die Wechselspieler werden konsequent eingewechselt, das wird nach 3 Jahren auch nicht hinterfragt. Probleme gibt's nur wenn in der 2. 7 von 10 Kindern kommen können, deshalb sollen 2 neue dazukommen. Aber wer will in so eine Mannschaft? Totalanfänger würden die 2. noch weiter runterziehen und erfahrene Spieler hätten höhere Ansprüche.

  • Die immer gleichen Strategen werden immer ein Problem für Dich darstellen. Ich habe mir auch mal ein spezielles "Strategen-Training" überlegt. Hat nur medium funktioniert, da die Kinder nur Spaß haben wollen und nicht wirklich wegen Fußball im Training sind. Wir, F-Jugend, hatten letztes Jahr teilweise 12 Kinder pro Spiel dabei. Der Leistungsunterschied war riesig in der Mannschaft und das alle immer gleich spielen eine unlösbare Aufgabe. Aber ich habe gelernt und werde im nächsten Jahr maximal 10 Kinder pro Spiel mitnehmen. Alles andere bringt niemand etwas. Gruß Berni

  • Die Besseren hatten 13-19 Teilnahmen, die Schlechteren 11-6.
    Der "Letzte" etwa, wird von seinen Eltern immer abgemeldet, wenn er nicht kommt. Auch sind wir so viele, dass es nicht stört, wenn 3-4 zum Training nicht kommen.


    Dennoch drängt sich mir die Frage auf, ab wann man die "Daumenschrauben" anziehen kann, was das regelmäßige Training angeht. Wie habt ihr das gehandhabt?

    Die jungs kommen in der regel in eine De-/Motivationsschleife und deine Schere geht somit immer weiter auseinander. Ich denke wenn ich sonst so lese was du schreibst, was du genau was das bedeutet. Deine konkrete frage ist ja wie andere das mit Trainingspflicht handhaben.


    Als ich diese Probleme wahrgenommen habe, habe ich zuerst einfach mal mehr mit den betroffenen Eltern und Kindern geredet und das Gespräch dann entsprechend gelenkt. Was ich herausfand hat mir sehr geholfen einige Probleme zu lösen. Noch nicht alle, aber einige. Ich lernte z.b. manche hatten fussi als zweitsportart und Priorität auf was anderes. Folglich hatte ich plötzlich Kinder die ich nicht mehr berucksichtigen musste: denn wer fur eine Individualsportart das team hängen lässt ist raus. Andere hatten dicke familienprobleme und daher war auch in dem fall klar, dass die Jungs nicht noch Druck von mir benötigen, wieder andere hatten temporäre Sachen wie einen schwimmkurs, der eben eine Zeit lang störte, aber eben nicht dauerhaft - auch das kann ich mal verschmerzen. Im grossen und ganzen verringert das die Summe der Problemfälle. Damit hast du eine andere Wahrnehmung. Das macht es leichter.
    Schritt 2 war dann bei den verbleibenden trainingsschwachen, die meiner Meinung nach potential haben, bei den Eltern immer mal an den Teamgeist zu appelieren. Bis auf einen der wohl nun nicht mehr kommt haben das alle nun besser verstanden.
    Es gibt nach wie vor keine trainingspflicht, aber die Trainingsbeteiligung ist höher und das Problem wird kleiner.
    Generell halte ich wenig von Daumenschrauben oder Strafen. Extratraining ist auch nicht mein Ding: selber Aufwand bei weniger Kindern.

  • Ähnliche Fälle habe ich auch. Bei den Bambinis habe ich auf Spielbetrieb verzichtet und es gab nur wenige Freundschaftsspiele und Turniere. Da waren dann alle Kids da, auch wenn ich sie wochenlang nicht im Training hatte. Da habe ich noch jeden möglichst gleich lang spielen lassen.
    Bei der F-Jugend mit regelmäßigem Spielbetrieb (bei uns erst ca 4 Spielfeste, dann 4 FS, dann Winterpause und Hallenfreundschaftsturniere) werde ich das aber nicht mehr so handhaben. Da werde ich den Eltern auch erklären das Kinder die nur zu den Spielen kommen und fast nie ins Training weniger Spielzeit bekommen als die regelmäßigen Teilnehmer.


    Außer es liegen Ausnahmen wie Ersatzbank sie nennt vor.


    Ich fände es einfach unfair wenn die Kinder die immer ins Training kommen und die Woche mit Highlight von einem Wettstreit mit anderen Kindern krönen wollen dann zugunsten von den Blaumachern zurückstecken müssten. Ich kenne jetzt schon Fälle wo, wenigstens wird das Kind abgemeldet, das Kind "chronische Unlust" (O-Ton Mutter) hat und nicht kommt, am Spieltag aber auf der Matte steht.
    Vor der Runde werde ich auch wieder an die Eltern appellieren Kinder nicht mit "Fußballverbot" zu bestrafen. Denn damit strafen sie Team und Trainer.

  • Ja, es geht mir in der Tat um einen Erfahrungsaustausch und die Frage, wie ihr damit umgeht.


    Die temporären Effekte haben wir auch. Schwimmkurse oder ein Junge mit einem Sterbefall in der Familie. Damit kann man ja gut umgehen und stellt gar kein Problem dar, weil diese Kinder unter Umständen entstehenden Lücken auch fix wieder aufholen.


    Zitat von Fußballvadder

    Ich fände es einfach unfair wenn die Kinder die immer ins Training kommen und die Woche mit Highlight von einem Wettstreit mit anderen Kindern krönen wollen dann zugunsten von den Blaumachern zurückstecken müssten.

    Wenn man "anerkannte" Blaumacher hat, ist es in meinen Augen auch verhältnismäßig einfach.
    Davon hatte ich einen Jungen, dem hab ich im Beisein seiner Eltern gesagt, dass das Cherrypicking ab sofort ein Ende hat. Wenn er nicht zum Training kommt, braucht er auch nicht zu den Sonderaktionen erscheinen. (Stadionbesuch, Spielabzeichen u.ä.) Er soll ich überlegen ob er spielen will, dann soll er auch kommen oder ob er eigentlich keine Lust hat, dann soll er sich ruhig abmelden, es ist dann niemand sauer. Natürlich kindgerecht und freundlich. Er hat sich dann abgemeldet. Im Nachgang haben die Eltern gesagt: ach das war so schade, es ist so eine nette Truppe von den Kindern und den Eltern...


    Ich finde, die Sache hat meherer Aspekte:


    Könnensschere
    bei uns sind es vorallem die Blümchenpflücker, die mit Abwesenheit glänzen. Das ist die klassische Abwärtsspirale aber man bekommt kaum Zugriff auf diese Kinder...


    Fairness
    Ist es den Kindern gegenüber fair, die jede Woche zwei mal pünktlich kommen wenn sie die gleiche Zeit auf der Bank hocken wie die, die mal kommen, mal nicht? Achten die Kinder auf so was oder bekommen die das gar nicht mit und das ist ein "Erwachsenending"? Wenn die Kinder das mitschneiden, dann kann ich einen der schwimmt aber nicht anders behandeln als einen der einfach kaum Bock hat, oder? Denn die Gründe für das Fehlen wissen die Kinder ja nicht.


    Blockade eines Platzes
    Das ist wohl nicht überall so aber wir haben einen nicht abreißenden Zulauf von Kindern. Wir haben zwei Teams 10er und beide sind voll. D.h. wir haben Wartelisten. Sollte die so voll werden, dass sich eine weitere lohnt, wird das auch gemacht aber da es eben noch etwas Fluktuation gibt konnte wir bisher alle Anfragen unterbringen.



    Das Gejammer von außen, dass etwa ein Spiel nur verloren wurde, weil der dicke Paul auch mitmachen durfte, überhöre ich gekonnt. Der Co-Trainer ist da schon empfänglicher und wird dann von den Eltern entsprechend bearbeitet. Vollkommen skurill, weil sich letztens ausgerechnet ein Vater beschwert hat, dessen Junge in letzter Zeit totale Fortschritte gemacht hat, was besagtem Vater auch auffiel. Beknackt!
    Nach dem Motto: wie ihr das macht ist kacke aber mein Sohn wird dabei besser... *vogelzeig*

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  • Ich denke mal im unteren "Kinder"bereich , geht viel über die Eltern. Da wird das Kind kaum sagen keine Lust, keinen Bock etc. Die Elteren sagen und die Kiddies machen. Wobei mir bei den kleinen meist aufgefallen ist, die wollen. Für die ist das Spass.


    Geh ich dann weiter habe ich dann so ab Ende D-Jugend das Problem: entweder wollen die Eltern , aber das Kind hat keine Lust mehr. Oder aber das Kind hat dadurch keine Lust mehr, weil es neben Schule noch Klavier, Trompete, Schach etc. und Fussball hat (ich behaupte mal, das Kind wird sich diese Sachen nicht wirklich selbst ausgesucht haben)


    und dann in der C-Jugend das Dilemma: viele kommen garnicht zum Training, aber stehen am Spieltag auf der Matte. Die Eltern giften rum warum der dicke Paul spielen darf (er kommt ja immer zum Training) und der eigene Sohn erst einmal auf der Bank sitz (kommt nur mal nach Lust und Laune).


    Das Problem ist glaub ich vielschichtig. Ich denke mal "früher" hatten wir auch nicht immer Bock, aber sind trotzdem hingegangen, einfach weil wir für die Saison zugesagt haben - und das Wort zählt. Heutzutage ist es vielen echt "wurst" , wobei ich die Erfahrung gemacht habe in klassischen "Arbeiter"vereinen ist eine größere Beteiligung, genauso wie im "Dorf"verein. Wo hingegen beim "Villen"vorort verein, viele mal kommen und mal nicht. Deswegen heisst es bei mir, wer zum Training kommt der spielt und notfalls hole ich mir aus der Jungjahrgangmannschaft noch paar Jungs dazu.