Der schwache Fuß

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  • Seit einigen Jahren bin ich in F- und E-Jugend unterwegs.
    Die Benutzung beider Füße ist für mich im unteren Jugendbereich ein zentrales Thema ("Was Hänschen nicht lernt,...").
    Das heißt z.B., dass Übungsformen immer für beide Füße aufgebaut und demonstriert werden.
    Für die eigenständige Benutzung des schwachen Fußes gibt es immer ein Lob. Auch wenn die Aktion nicht gelingt. Der Wille allein verdient schon ein Lob. Nach drei Wochen dürfte jedem Spieler klar sein, dass die Benutzung des schwachen Fußes die einfachste Variante ist, sich ein Sonderlob abzuholen.
    Wenn ich dann am Ende der Saison zurückblicke, fällt das Fazit sehr unterschiedlich aus. Normalerweise haben sich Kinder innerhalb eines Jahres in allen Bereichen weiterentwickelt. Sei es, weil sie so unglaublich gutes Training bekommen :D oder sei es, weil sie einfach ein Jahr älter sind.
    Bei der Benutzung des schwachen Fußes sehe ich aber immer wieder, dass Spieler innerhalb des einen Jahres keinen Schritt voran gekommen sind. Andere wiederum haben bei identischem Training einen Riesenschritt mit ihrem schwachen Fuß gemacht.


    Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig, zumal ich das auch nicht an bestimmten Spielertypen festmachen kann. In meiner letzten Mannschaft war es beispielsweise der mit Abstand talentierteste Spieler, der den schwachen Fuß meidet wie der Teufel das Weihwasser. Ein anderer war nach der Saison mit beiden Füßen fast gleich gut.


    Ich vermute bei diesem Thema oft eine Kopfsache... Die einen meinen sie sind mit dem starken Fuß so stark, dass sie den schwachen nicht benutzen müssen. Anderen fehlt die geistige Beweglichkeit, um in Sekundenbruchteilen, auf den schwachen Fuß umzuschalten. Bei wieder anderen ist es gut, dass sie nicht so schnell nachdenken können... Und noch andere vertrauen ihrem schwachen Fuß einfach nicht.
    Wie geht Ihr das Kopfthema "schwacher Fuß" an?
    Und wie geht Ihr damit um, wenn die Spieler stattdessen die Außenseite ihres starken Fußes nehmen und das evtl. sogar gut machen? Findet Ihr Euch damit ab?
    Beispiel dafür: Die Vorbereitung des 2:0 am Sonntag. Draxler kommt über die linke Seite, dribbelt aber mit dem rechten Fuß und bringt den Ball mit der rechten Außenseite vor's Tor.

  • Nach drei Wochen dürfte jedem Spieler klar sein, dass die Benutzung des schwachen Fußes die einfachste Variante ist, sich ein Sonderlob abzuholen.

    Es geht dabei nicht um das Sonderlob. Die Belohnung soll ja die geglückte Aktion mit dem schwachen Fuß sein. Bei mir gibt es da kein Lob in dem Sinne. Bei mir gibt es eher so eine Art Bestätigung dafür, dass man auch mit dem schwachen Fuß (fast) genauso gut werden kann wie mit dem starken Fuß. Im letzten Spiel hat einer meiner Spieler mit dem schwachen Fuß ein Tor erzielt. Er hat gleich gerufen: Der war mit Links! Dann sage ich sinngemäß: Super. Siehst du, man kann auch mit dem schwachen Fuß Tore schießen. Darum trainieren wir das.

    Bei der Benutzung des schwachen Fußes sehe ich aber immer wieder, dass Spieler innerhalb des einen Jahres keinen Schritt voran gekommen sind. Andere wiederum haben bei identischem Training einen Riesenschritt mit ihrem schwachen Fuß gemacht.


    Ich vermute bei diesem Thema oft eine Kopfsache...

    Hey, nicht die Antwort vorwegnehmen... :D
    Hatte darüber gerade letztens eine Unterhaltung mit meiner Frau (arbeitet im Kita). Thema: Wann kapieren die das endlich? Bei einigen macht es früher, bei anderen erst später Klick. Bei manchen vielleicht gar nie, keine Ahnung. Ihre Erfahrung dennoch: Geduld haben! Manche nehmen extra nicht ihren schwachen Fuß her (Dickköpfe) oder andere bekommen das vom Elternhaus her gesagt (bloß nicht den schwachen Fuß). Beharrlichkeit ist da glaube ich wichtig. Wenn man da hartnäckig bleibt und bei den Dickköpfen Überzeugungsarbeit leistet - und dann auch noch Erfolgserlebnisse kommen - dann klappt das schon.


    Braucht bloß Zeit. Egal bei welchem Spielertyp.


    Wie geht Ihr das Kopfthema "schwacher Fuß" an?

    1. Übungen immer beide Seiten aufbauen. (sollte eh lar sein)
    2. Auf richtige Ausführung achten. (wenn man sich umdreht, nehmen sie doch den starken Fuß - also penibel drauf achten)
    3. (kurze) statische Übungen mit schwachem Fuß (damit sie Bewegungserfahrung haben)
    4. in Spielformen (3:3 oder 4:4) Regeln einsetzen (nur Tore mit links/rechts zählen - sie bekommen Erfolgserlebnisse)
    5. Wettbewerbe durchführen (steigert den Ehrgeiz / ich mache gerne Fußball-Golf erst mit dem starken Fuß, dann mit dem schwachen Fuß)
    6. den Kindern die Vorteile aufzeigen (Frage-Antwort-Spiel - z.B. mit welchem Fuß könnte/müsste ich aus diesem Winkel aufs Tor schießen)
    7. Zielvorgabe: Ihr sollt dadurch lernen situationsbedingt den richtigen Fuß zu benutzen. Da kann der Gegner machen was er will. Ihr könnt es mit Links oder Rechts.
    8. Nicht nur loben, sondern auch mal "Siehste, sag ich doch das klappt." sagen.


    Gruß,
    sb

  • Es geht dabei nicht um das Sonderlob. Die Belohnung soll ja die geglückte Aktion mit dem schwachen Fuß sein.

    Nun ja, das handhabe ich schon unterschiedlich. Manchmal lobe ich die Aktion, auch wenn es nicht klappte, weil ich einfach den Mut es zu versuchen "belohnen" möchte. Manchmal lobe ich auch nicht, obwohl die Aktion geglückt ist (z.B. wenn die Aktion "sinnlos" war).

    Bei der Benutzung des schwachen Fußes sehe ich aber immer wieder, dass Spieler innerhalb des einen Jahres keinen Schritt voran gekommen sind. Andere wiederum haben bei identischem Training einen Riesenschritt mit ihrem schwachen Fuß gemacht.

    Das sehe ich aber nicht nur beim Thema schwacher Fuß, sondern bei fast allen anderen Schwerpunkten auch. Bei manchen geht es eben schneller, bei anderen dauert es länger.
    Ich habe auch schon versucht zu analysieren, ob es durch Spielformen einen besseren "gemeinsamen" Fortschritt gibt oder eher durch Übungsformen. Allerdings kam ich dabei zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.


    Aktuell sehe ich komischerweise gerade bei meinen beiden stärksten Spielern die größte Bereitschaft auch den schwachen Fuß einzusetzen.


    Im Spiel selber vermeiden die meisten Spieler den schwachen Fuß, auch wenn sie mittlerweile fast alle dazu in der Lage wären in "vernünftig" zu benutzen. Daraus schließe ich, dass sie ihn im Training verwenden, weil sie wissen, dass ich es gern möchte, nicht aber weil es "klick" gemacht hat und sie die Vorteile für sich erkannt haben.


    Deshalb:


    Beharrlichkeit ist da glaube ich wichtig. Wenn man da hartnäckig bleibt und bei den Dickköpfen Überzeugungsarbeit leistet - und dann auch noch Erfolgserlebnisse kommen - dann klappt das schon.



    Braucht bloß Zeit. Egal bei welchem Spielertyp.

    schließe ich mich voll an.



    Ich bekomme zur neuen Saison ein paar neue Spieler dazu. Diese Spieler wurden bislang nicht beidfüßig ausgebildet. Allerdings verfügen sie mit ihrem starken Fuß über eine deutlich höhere Schusskraft, als meine bisherigen Spieler. Könnte da ein Zusammenhang bestehen?

  • @Follkao


    Ich sehe es wie soccerbook. Am wichtigsten ist Beharrlichkeit. Immer wieder anbieten und in Übungen die Bewegungserfahrung ermöglichen, gerne auch immer mal wieder einfordern (ohne Zwang).


    Zusätzliche habe ich die Erfahrung gemacht das es oft einfach dieses eine klick Erlebnis braucht. So wollte mein bester Spieler welcher eigentlich eine "schlechte" Klebe hat wie viele keine gute diese lange einfach nicht Einsetzen. Obwohl er selbstständig immer wieder über den Flügel zog auf welchem ihm fast keine andere Wahl blieb. Er entschied sich für das fast! Als ich Ihm in einem Spiel dann mal gedroht habe das ich ihn auswechsle wenn er jetzt nicht zumindest einmal den anderen Fuß probiert ist ihm im ersten Angriff ein Traumtor ins lange Kreuzeck gelungen. Die Drohung war zwar nur im Spaß ausgesprochen hat ihn aber scheinbar trotzdem ermutigt. Seither nimmt er beide Füße wie es gerade kommt.


    Auch ein zweiter Spieler zieht im Angriff beinahe immer auf seine "schlechte" Seite. Könnte auch mit beiden abschließen, bisher konnte ich ihn aber nicht ausreichend ermutigen. Ich denke man darf auch nicht vergessen das ein "aufs Tor rennen" möglichst noch mit Gegner eine enorme Stresssituation für die Kinder ist. Gerade die kleinsten vergessen hierbei ja generell gerne aufs Schießen. Und nun können Sie es mit einem gut und wir fordern eine bewusste Entscheidung für den schlechten! Das ist schon enorm.


    Sollte der Spieler die Situation mit Außenriss lösen ist das doch auch in Ordnung. Es gibt viele Optionen. Dennoch profitiert er später vielleicht vom beidseitigen Training wenn er "schlecht" angespielt wird und ohne lange Bedenkzeit den falschen verwenden muss. Ich denke das kann man nicht nur an Abschlüssen bemessen. Viel mehr geht es darum Bewegungsmuster im Kopf zu verankern. Ob der Spieler diese dann Abruft bleibt seine Sache.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Im Spiel selber vermeiden die meisten Spieler den schwachen Fuß, auch wenn sie mittlerweile fast alle dazu in der Lage wären in "vernünftig" zu benutzen. Daraus schließe ich, dass sie ihn im Training verwenden, weil sie wissen, dass ich es gern möchte, nicht aber weil es "klick" gemacht hat und sie die Vorteile für sich erkannt haben.

    Wäre auch meine Antwort:

    Als ich Ihm in einem Spiel dann mal gedroht habe das ich ihn auswechsle wenn er jetzt nicht zumindest einmal den anderen Fuß probiert ist ihm im ersten Angriff ein Traumtor ins lange Kreuzeck gelungen. Die Drohung war zwar nur im Spaß ausgesprochen hat ihn aber scheinbar trotzdem ermutigt. Seither nimmt er beide Füße wie es gerade kommt.

    Genau. Das hätten wir fast vergessen: Auch vor dem Spiel nochmal ansprechen, dass man das als Trainer sehen möchte. Die fragen dann auch nach dem Spiel ob man das gesehen hat. Mache ich mit Sohlenzieher und Schussfinte (waren Trainingsschwerpunkte) auch. Ich fordere sie dazu auf, dass im Spiel - in der richtigen Situation - anzuwenden. Das gibt ihnen Sicherheit und ermutigt sie.


    Bei den Dickköpfen hilft auch die scherzhafte Drohung, genau! :D


    Ich denke man darf auch nicht vergessen das ein "aufs Tor rennen" möglichst noch mit Gegner eine enorme Stresssituation für die Kinder ist.

    Richtig. Das sollte man auch mal den Eltern gegenüber erwähnen. Auch so ein Ding der Überzeugungsarbeit. Ich habe den Eltern gesagt, dass ich nicht mit den Jungs und Mädels tauschen möchte.


    Nur wer selbst mal gespielt hat, weiß was das für ein Stress ist. Übrigens kann ich dem Zusammenhang mal ein Spiel Mütter vs. Kinder als Saisonabschluss empfehlen. Gerne auch die Väter vs. Kinder. Und dann mal simulieren wie es bei einem Spiel zugeht. Die Erfahrung hat einigen Eltern die Augen geöffnet. Die wissen jetzt warum ich das sage. Super ist auch ein Training mit den Eltern.


    Sollte der Spieler die Situation mit Außenriss lösen ist das doch auch in Ordnung. Es gibt viele Optionen. Dennoch profitiert er später vielleicht vom beidseitigen Training wenn er "schlecht" angespielt wird und ohne lange Bedenkzeit den falschen verwenden muss.

    Das ist genau das Ziel. Den Spielern die Optionen an die Hand geben, d.h. alle Techniken + Beidfüßigkeit. Was sie auf dem Feld dann draus machen, liegt an ihnen. Im letzten Training ist mir im 4:4-Spiel doch tatsächlich mal "Schieß mit links" rausgerutscht. Der Spieler hat aber mit rechts geschossen und getroffen. Oder eines meiner Mädels: Spieleröffnung von hinten. Ich rief "Spiel nach vorn". In dem Moment drehte sich sich zurück und spielte einen blitzsauberen Pass zum TW. Und ich dachte so: "Ja, oder so. :whistling: " Es gibt viele Optionen...


    Gruß,
    sb

  • Genau. Das hätten wir fast vergessen: Auch vor dem Spiel nochmal ansprechen, dass man das als Trainer sehen möchte. Die fragen dann auch nach dem Spiel ob man das gesehen hat. Mache ich mit Sohlenzieher und Schussfinte (waren Trainingsschwerpunkte) auch. Ich fordere sie dazu auf, dass im Spiel - in der richtigen Situation - anzuwenden. Das gibt ihnen Sicherheit und ermutigt sie.


    Bei den Dickköpfen hilft auch die scherzhafte Drohung, genau!

    Ich spreche so etwas eigentlich nicht extra an. Wir erarbeiten uns im Training häufiger solche Dinge! z.B. das wenn der Ball von rechts nach links kommt ist der Linke Fuß immer eine Option. Im Spiel spreche ich so etwas dann gar nicht an. Sollen Sie selbst entscheiden!


    In diesem Fall war es halt so das mir der Junge in der Halbzeit selbst geschildert hat das es ihn heute ärgert weil der Gegner immer den Fuß vor den Ball bekommt und er selbst weiß das der linke eigentlich die bessere Option wäre. Nur halt immer erst danach dran denkt und sich nochmal ärgert. - Da half ich ihm dann mit der Gedanke stütze "Beim nächsten Angriff nochmal den rechten und ich wechsle dich aus!" - Die Idee an sich kam aber vom Spieler.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • In meiner letzten Mannschaft war es beispielsweise der mit Abstand talentierteste Spieler, der den schwachen Fuß meidet wie der Teufel das Weihwasser. Ein anderer war nach der Saison mit beiden Füßen fast gleich gut.

    Man sagt: ein schlaues Pferd springt immer nur so hoch, wie es muß! Dein größtes Talent hat vermutlich immer Zeit genug gehabt, um in jeder Situation seinen starken Fuß benutzen zu können? Genau deshalb wäre es günstig, wenn dieses Talent zusätzlich im Auswahlbereich trainiert. Denn dort muß es sich weiterhin anstrengen und beide Füße benutzen, wenn es nicht den Anderen beim Fussballspielen nur zuschauen will!


    Aber natürlich kann es auch andere Gründe geben, warum eine Entwicklung stockt? Häufig sind es Veränderungen im sozialen Umfeld (Familie, Freunde, Schule, usw.), die zum Stillstand führen können. Aber es gibt auch den umgekehrten Fall, dass Kinder aufgrund von Problemen im sozialen Umfeld den Fussball als Ersatzfamilie entdecken.


    Was ich damit sagen möchte ist, das es nicht immer schon hilft die Hintergründe zu kennen, weil man sie nicht immer auch als Trainer korrigieren kann. Man sollte die Kinder so nehmen, wie sie sind und nicht den Anspruch erheben, alle gleich machen zu wollen.

  • Dein größtes Talent hat vermutlich immer Zeit genug gehabt, um in jeder Situation seinen starken Fuß benutzen zu können?

    Nein. Er ist oft auf seinem starken Fuß den Weg gegangen, der eigentlich versperrt war. Manchmal hat er diese Situation trotzdem gelöst; manchmal auch nicht. Er bekommt bei uns durchaus "hochwertige" Gegner.


    Genau deshalb wäre es günstig, wenn dieses Talent zusätzlich im Auswahlbereich trainiert.

    Selbstverständlich habe ich ihn zur Kreisauswahl geschickt und selbstverständlich hat er es zur neuen Saison auch in den Stützpunkt geschafft. Er hatte aber auch in der eigenen Mannschaft gute Gegner im Training. Sowohl in bisheriger Kreisauswahl als auch im künftigen Stützpunkt sind wir mit diesem Jahrgang stark vertreten.


    Aber natürlich kann es auch andere Gründe geben, warum eine Entwicklung stockt?

    Ist mir selbstverständlich alles bekannt; Beispiele habe ich schon reichlich erlebt. In solchen Fällen stockt die Entwicklung aber dann in allen fußballerischen Bereichen. Die Entwicklung des schwachen Fußes ist nach meiner Erfahrung aber isoliert zu betrachten.

  • Ich glaube, dass das menschliche Gehirn viel zu komplex und zudem individuell verschiedenartig ist, um es mit einfachen Kniffen zu überlisten.
    Warum sollte ein Tor nicht mit dem rechten Außenriss geschossen werden, wenn das für den Einzelnen sicherer und mit weniger Aufwand zum Erfolg führt als mit der linken Innenseite z.B..
    Nichtsdestotrotz sollte mit dem "schwächeren Fuß" gearbeitet werden, allerdings sollte den Kids der Vorteil in den jeweiligen Situationen klar gemacht werden! (z.B. Ball "verstecken" auf der gegnerfernen Seite o.ä.).
    Sie müßen überzeugt sein, dass sich der Mehraufwand in absehbarer Zeit auszahlen könnte, ja dann sogar "Energieeinsparung" möglich ist.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Wer von euch kann mit der linken und rechten Hand (natürlich nicht mit beiden gleichzeitig ;-)) sich die Zähne putzen oder schreiben? Da höre ich schon, so ein Unsinn wann brauche ich das? Meine Antwort: z.B. wenn du die Schreibhand gebrochen hast.
    Wie sieht es beim Handball, Volleyball oder Tennis aus? Werden da auch beide Hände trainiert? Handball und Volleyball wahrscheinlich ja, aber beim Wurf oder Schmetterball wird nur im Notfall die schlechte Hand eingesetzt. Beim Tennis weicht man auf eine Rückhand aus – wobei bei den meisten die Vorhand besser ist. Wenn ich so überlege, kenne ich keine Sportart mit Ball und Schläger, die gleichmäßig ausgeführt wird. Und auch beim Schwimmen (Wende, Startsprung), Laufen (Start) und Turnen (Drehungen) haben die Sportler wahrscheinlich eine „Schokoladenseite“.
    Ich bin ein großer Fan von Beidfüßigkeit (ich war übrigens auch ein Fan von Wolfram Wuttke’s Außenspann J oder Hansi Müller’s linkem Fuß – für die Jüngeren sei hier A. Robben erwähnt), weil aus meiner Sicht beim Fußball manches physiologisch und/oder aus Zeitdruck nicht möglich ist und der schwächere Fuß teilweise eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit hat. In diesen Fällen tritt aus meiner Sicht der „Notfall“ ein, den ich im Training provozieren kann.
    Wie? (für Kinder ist eine Anpassung der Beispiele notwendig, aber zum Beschreiben war es so für mich einfacher ;-))
    Physiologisch: z.B. Ball auf Höhe des 16er Kreisende nach außen spielen (<45 Grad zur 16er Linie nach vorne; 3-5m) -> Sprint und direkter Torschuß (geht aus meiner Sicht physiologisch und physikalisch nur, wenn ich dann den Ball hinter dem Standbein herum schlage).
    Zeitdruck: z.B. gleiche Übung mit Gegenspieler (soll sich auf den Haken konzentrieren, weil für den Schuß ist der Torwart da)
    Erfolgswahrscheinlichkeit: z.B. Übersteiger (brauche ich beide Füße/Beine) oder Dribbling mit gegnerfernem Fuß
    Und wenn man dann Erfolgserlebnisse hat, dann geht es ganz von allein.


    Anmerkung: gestern Abend offline geschrieben - geht in die Richtung von open-minded

  • Warum sollte ein Tor nicht mit dem rechten Außenriss geschossen werden, wenn das für den Einzelnen sicherer und mit weniger Aufwand zum Erfolg führt als mit der linken Innenseite z.B..

    Weil es z.T. eben nicht möglich ist, den Aussenrist zu nehmen. Insbesondere wenn der Gegenspieler versucht das Tor abzudecken... Da ist der "starke" Fuß einfach blockiert. Und dann? Viel weniger Aufwand (weil Schuss trotzdem möglich), wenn man es mit dem "schwächeren" Fuss auch kann.


    Und da hilft nur viel Übung und Überzeugungsarbeit es auch auszuprobieren. Zur Not auch mit etwas Druck...

  • Die Entwicklung des schwachen Fußes ist nach meiner Erfahrung aber isoliert zu betrachten.

    Das gebe ich dir recht! Hab sogar schon erlebt, wie Senioren als Trainer ihren "schwachen Fuß" entdeckt haben. (Vermutlich weil ihr Feinkostgewölbe sie dazu zwang unnötige Bewegungen beim Umlaufen des Balls zum starken Fuss hin zu vermeiden :D !



    Ich glaube, dass das menschliche Gehirn viel zu komplex und zudem individuell verschiedenartig ist, um es mit einfachen Kniffen zu überlisten.

    Als sicher scheint wohl nur, dass wir ca. 90 % vom Hirn gar nicht verwenden. Leider wissen wir nicht mal, was man mit ihnen alles anfangen könnte :D ?


    Vermutet wird ja, dass Kinder beim Start in den KIndergarten sich für eine Seite entscheiden, mit der sie malen und/oder die sie zum Führen von filigranen Spielgegenständen verwenden. Auch andere, angeborene Bewegungsmöglichkeiten (z.B. einzelne Zehen unabhängig zu bewegen) verkümmern, wenn sie nicht trainiert werden.


    Durch die Bequemlichkeit mit der selben Hand nahezu alles machen zu können, macht das Verständnis alles gleichermaßen gut einzusetzen schwierig. Heutzutage können Kinder erst Lesen und Schreiben, haben jedoch Probleme beim Klettern, wo beide Hände und Füße gleichermaßen bewegt werden müssen. Deshalb soll im Bambini-Bereich die Beweungseinschränkungen durch die frühe Verschulung durch Bewegungsspiele korrigiert werden.



    Wer von euch kann mit der linken und rechten Hand (natürlich nicht mit beiden gleichzeitig ;-)) sich die Zähne putzen oder schreiben? Da höre ich schon, so ein Unsinn wann brauche ich das? Meine Antwort: z.B. wenn du die Schreibhand gebrochen hast.Wie sieht es beim Handball, Volleyball oder Tennis aus?

    Ich denke, mit dieser Erkenntnis ist man schon auf einem guten Weg! Denn wer nicht versteht, wozu es von Vorteil ist, alles was man hat, gleichermaßen zu trainieren, um es dann, wenn man braucht, benutzen zu können, der wird es trainieren. Er wird es trainieren, um nue Fähigkeiten zu erwerben und sie durch Wiederholugen zu behalten.


    Einfüssigkeit, Einhändigkeit bedeuten Sackgassen für eine perspektivische Entwicklung. Man muß nicht alles gleich gut machen, aber einfache Dinge sollte man machen können. Aber, was heißt schon Sackgasse, wenn selbst ein Messi fast den schwachen Fuß nur zum Bierholen benutzt :D ? Wer aber kein Messi ist, der hat durchaus Vorteile durch das Training der Beidfüssigkeit.


    Für eine TW ist das Trainng beider Körperhälften von enormer Bedeutung. Denn man trainiert die Nervenreize in den Hand- und Fuß-Bewegungen ja mit der gesamten Körperhälfte. Inwieweit der Keeper eine "schwache Seite" hat, bei der die Koordination, die Muskelunterstützung deutlich geringer ist, das ist ebenfalls von der "Ein- oder Beidfüssigkeit" abhängig. Ob ein TW mit dem linken oder rechten Fuß abspringt oder seinen Sprint startet, ist auch abhängig vom Grad der Ein- Beidfüssigkeit!


    Hab mal vor Jahren einen TW-Test entwickelt, mit dem man den Grad der Einfüssigkeit messen kann.


    Eines der wichtigsten Grundregeln hierfür gilt, wirklich jede Übung mit dem rechten und linken Fuß durchzuführen. Denn sonst kann sogar vorhandene Beidfüssigkeit verloren gehen.

  • Also ich schreibe mit Rechts, schieße mit Links (starker Fuß) und halte die Gabel in der rechten bzw. das Messer in der linken Hand. Ich bin als Kind einmal zu viel auf den Kopf gefallen... :D
    Stimmt. Beim TW ist die Erwartungshaltung nochmal höher. Da erwartet man ja, dass er Links und Rechts gleich gut ist. Da zieht man das beidseitige Training also kompromisslos durch.


    @totog
    Das kommt bei uns vielleicht daher, dass es meinen Spielern vorher "verboten" war, Finten und ähnliches im Spiel zu benutzen.
    Auch bei der Beidfüßigkeit, die nicht trainiert wurde, hieß es immer, dass sich die Spieler den Ball halt so hinlegen sollen, dass sie mit dem starken Fuß spielen können.
    Deshalb spreche ich das vor dem Spiel nochmal kurz an, damit sie daran denken und wissen das es nicht verboten ist. Ist auch kein großes Tam-Tam. Bei einigen funktioniert es ja schon automatisch.


    @Nottrainer, @open-minded
    ...wenn es in einer Situation zum Erfolg führt! Da kann mein Angreifer auch mal die Pieke nehmen...Hauptsache der Ball zappelt im Netz. ;)


    Gruß,
    sb

  • Wer von euch kann mit der linken und rechten Hand (natürlich nicht mit beiden gleichzeitig ;-)) sich die Zähne putzen oder schreiben? Da höre ich schon, so ein Unsinn wann brauche ich das? Meine Antwort: z.B. wenn du die Schreibhand gebrochen hast.

    Genau!
    Und kenne ich alleine zwei Beispiele welche mich Lehren im Training die Option einzubauen.


    Eine Klassenkameradin (heute Ü30) hatte sich im Kinderalter den Arm gebrochen und kann heute noch mit beiden Händen fast gleich gut fangen, schreiben und anderes. Erzeugte bzw. Erlente Bewegungsmuster können also im Kopf erhalten werden. Auch bis ins Alter!


    Wie schnell geht das Anlegen?
    Ohne eine Studie zu kennen; im Kinderalter geht es wohl noch viel schneller. Meine mittlere Tochter hatte im Alter von 6 Jahren ebenfalls den Arm in Gips. Nach genau 2 Tagen konnte Sie fast alles auch mit links.


    Wie oben schon geschrieben denke ich geht es einzig darum Bewegungsmuster aufzuzeigen und im Kopf der Kinder anzulegen. Wie gut diese nun werden hängt natürlich auch von den Voraussetzungen und Wiederholungen ab. Wer beide Füße auch auf dem Bolzplatz verwendet hat einfach mehr Übung. Für uns als Trainer bleibt es aber dabei die Option aufzuzeigen zur Umsetzung zu ermutigen.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • ist schon klar, ich meinte ja auch den anderen Teil

    Ok, nur leider tritt oft genug dieser Teil nicht ein... Dann wird der Ball umlaufen, noch mal quer gespielt oder der Ball ist einfach verloren.


    Bei koordinativ halbwegs begabten Kindern sollte es möglich sein, gewisse Automatismen anzutrainieren, dass es vor allem für das normale Passspiel nicht mehr drauf ankommt, welchen Fuß sie nehmen. Für Torschüsse oder halt längere Pässe wird es meistens nicht reichen. Zumindestens nicht für eine halbwegs identische Qualität. Was ja nicht heißt, dass man es nicht trotzdem als Trainingsziel im Auge behalten kann.

  • dass es vor allem für das normale Passspiel nicht mehr drauf ankommt, welchen Fuß sie nehmen.

    Perfekt beidfüssig werden die Wenigsten! Aber man sollte einfache Lösungen auch mit dem schwachen Fuß hinbekommen. Desweiteren gibt es Regeln, nach denen die größere Trefferfläche mit dem jeweiligen Fuß darüber entscheidet, ob man mit rechts oder links einen Ball verarbeitet.


    Beim Paßspiel sollte man generell den Fuß nehmen, mit dem der Ball mit dem gewünschten Druck, aber ohne Effet (Drall des Balles) sehr einfach vom Paßnehmer kontrolliert werden kann. Ist der Paßweg versperrt, so bietet es sich an, über den Gegenspieler hinweg zu spielen. Auch dieser Paß dürfte schneller zu kontrollieren sein, wie ein Paß mit Effet!


    But nobody is perfect! So kann es sein, dass ein Spieler in einer Situation das Gefühl hat, diesen Ball mit dem Außenrist seines starken Fußes besser plazieren zu können.


    Ob man einen Distanzschuß mit dem Außenrist des starken Fußes wagt oder mit einen gut trainierten schwachen Fuß dem Ball den gewünschten Effekt geben kann, mag im Einzelfall unterschiedlich sein.


    Recht gebe ich allerdings den Leuten, die erkannt haben, dass ein Torabschluß in 1 vs 1 Situationen bei einem guten Keeper kaum möglich ist! Denn der erkennt sofort, mit welchem Fuß der Ball geführt wird und weß deshalb, in welche Ecke geschossen werden soll bzw. an welcher Seite er vom ballführenden Gegner umkurvt werden soll. Ist die Torfläche aufgrund des spitzen Anlaufwinkels gering, dann spielt der Fuß häufig die entscheidende Rolle, ob der Keeper, der sich hierbei "groß" macht, überwunden werden kann.


    Aber man muß als Trainer auch nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn jemand sagt: " .. das kann ich nicht ...", denn dann kann er es lernen. Sagt er hingegen: "... das will ich nicht ...", dann bedarf es einiger Überredungskünste und Übungen, bei denen er seinen schwachen Fuß besonders gut gebrauchen kann.


    Dazu fällt mir der folgender Satz ein, der mal in einem Training gefallen ist: "Bei mir ist heute der schwächere Fuß der Stärkere!"

  • Ich mache das ganze ja nun noch nicht sehr lange als Trainer einer Mannschaft.
    Aber meinem Sohn konnte man im Garten relativ einfach zur "Beidfüssigkeit" bringen.


    Papa musste ins Tor und Sohnemann, damals 5 Jahre alt hat aufs Tor geschossen.


    Zunächstmal wollte ich Ihm abgewöhnen, dass er sich nach jedem Schuss fallen lässt.
    Also habe ich die Bälle immer so abprallen lassen, dass er noch einen Versuch hatte wenn er beim
    Schuss auf den Beinen geblieben ist.


    Im nächsten Step habe ich denn Ball dann häufig auf seinen linken Fuss abgewehrt.
    Sobald er versucht hat zu umlaufen war ich wieder da und hab den Schuss verhindert.


    Ziemlich schnell hat er verstanden, dass wenn er ein Tor machen will, er sofort den linken Fuss nehmen muss. Dann natürlich immer vom Torerfolg gekrönt


    Wenn ich Ihm jetzt zugucke denke ich, dass er überhaupt nicht mehr nachdenkt, welchen Fuss er nimmt.
    Er nimmt instinktiv den Richtigen. Finde es recht bemerkenswert für einen 2010ner.
    In seiner letzten Saison haben sich Tore mit links und rechts ziemlich die Waage gehalten.


    Diese Übungsform ist für eine größere Gruppe aber ziemlich langweilig.


    Man kann Sie vielleicht in einen Rundlaufeinbauen.

  • Perfekt beidfüssig werden die Wenigsten!

    Ich würde sogar behaupten, dass das praktisch niemand schafft beide Füße exat gleich stark hinzubekommen. Aber darum soll es ja auch gar nicht gehen. Solange die Ballbeherrschung und das Passspiel mit beiden Beinen ähnlich stark ist, bin ich schon glücklich.


    Es geht auch mir darum, dass die Spieler die Werkzeuge zur Verfügung haben und in der Situation anwenden können. Und zwar ohne darüber nachdenken zu müssen. Welche Variante sie dann wählen, bleibt natürlich ihnen überlassen. Auch wenn man sich freut, wenn sie das Gelernte umsetzen und man Teile aus seiner Trainingseinheit auf dem Platz wiedersieht...



    Recht gebe ich allerdings den Leuten, die erkannt haben, dass ein Torabschluß in 1 vs 1 Situationen bei einem guten Keeper kaum möglich ist! Denn der erkennt sofort, mit welchem Fuß der Ball geführt wird und weß deshalb, in welche Ecke geschossen werden soll bzw. an welcher Seite er vom ballführenden Gegner umkurvt werden soll. Ist die Torfläche aufgrund des spitzen Anlaufwinkels gering, dann spielt der Fuß häufig die entscheidende Rolle, ob der Keeper, der sich hierbei "groß" macht, überwunden werden kann.

    Da stimme ich voll und ganz zu. Entscheident ist der Automatismus den (in dieser Situation) richtigen Fuß zu nehmen...