Mannschaftstraining auflösen

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  • Guten Abend,


    mir kam gerade eine Gedanke, den ich hier gern einmal zur Diskussion stellen möchte:
    In Individualsportarten wird oft unabhängig vom Alter in Leistungsgruppen trainiert, also bspw. in Anfänger- und Fortgeschrittenenkursen.


    Nun kam mir spontan der Gedanke, das dies doch eigentlich auch im Kinderfußball, also Bambini, F- und E-Jugend sinnvoll sein könnte, da so Spätentwickler ihre benötigte Förderung und keine Überforderung erhalten. Gleichzeitig wäre somit eine Unterforderung auch unwahrscheinlicher, da man ja immer mit den besten zusammentrainieren kann.


    Ich habe noch nie von einem solchen Ansatz gelesen, bin mir aber ziemlich sicher, das er nicht komplett neu sein wird. Hat also vielleicht irgendjemand mal von einem ähnlichen Projekt gehört/ ein solches durchgeführt?
    Und wo seht ihr denn Vor-/Nachteile darin?
    Mir fiel spontan als Nachteil nur ein, das somit eine der wichtigsten Rekrutierungen im Breitensport(Spieler bringt Freund zu Training mit) eher schwer möglich wären.

  • Guten Morgen,


    Mir fiel spontan als Nachteil nur ein, dass somit eine der wichtigsten Rekrutierungen im Breitensport (Trainer bringt Freund zum Verein mit :thumbup: ) eher schwer möglich wären.


    Eigentlich bräuchten die Anfänger einen besonders guten Trainer, aber auch die Fortgeschrittenen akzeptieren nur einen Trainer, der ihnen auch wirklich etwas beibringen kann. Also sollte man zunächst einmal schauen, ob man geeignetes Trainerpersonal in ausreichender Zahl zur Verfügung hat, bevor man die Kinder in "Klötzchengruppe" und "Perspektiv-Nationalmannschaft" einteilt.


    Im Breitensport sind zwar auch Leistungen möglich, jedoch werden sie nicht zielorientiert (wie im Leistungsfussball) verfolgt, sodass es keinerlei Einteilungen nach Leistungen bedarf. Denn auch die "Spätentwickler" können sich dort sehr gut (am besten unter Freunden) entwickeln.


    Vorteile einer Rekrutierung und anschließenden Zuordnung sehe ich selbst unter der Prämisse einer temporär unterschiedlichen Entwicklung für einen normalen Dorfverein nicht. Solche ein Kind besondere Talentanlagen für den Fussball besitzen, so stehen ihm die Fördermöglichkeiten des Verbands und des DFB (mit entsprechend ausgebildeten Trainern) durch ein zusätzlichen Training unter gleichtalentierten Kindern offen.


    Ausnahmen davon mag es in größeren Vereinen geben. Aber dort wird meist ein Breiten- und Leistungssportangebot gewährt, sodass jeweils günstige Rahmenbedingungen dafür vorhanden sind.

  • Wir überlegen gerade bei uns in Verein eine Abteilungsübergreifende Trainingsstunde für besonders ambitionierte anzubieten. In dieser sollen Spieler aller Sportarten und Altwrsklassen des Vereins in allgemeiner Athletik fit gemacht werden. Wahrscheinlich wird es jedoch scheitern, weil es aktuell in der Preisfindung keinen Konsens gibt.
    Grundsätzlich finde ich, sollte eine Mannschaft als Mannschaft trainieren. Vor allem in Breitensport.

  • @Ersatzbank
    Schade, denn das wäre mal eine gute Alternative, weil die Athletik leider häufig vernachlässigt oder traditionell als blosses Rundenlaufen, Liegestütz, Kniebeugen verstanden wird.


    Ich drück euch trotzdem die Daumen, dass ihr einen Weg findet, denn durch diese interdisziplinär für alle Sportarten zur Verfügung stehende Veranstaltung wird es eine Reihe günstiger Synergien sowohl unter den Trainer als auch den Sportern geben.


    Was ich allerdings nicht so ganz verstehe ist, dass dieses Angebot lediglich ambitionierten Sportlern eures Vereins gegeben werden soll? Wollt ihr eine vereinsinterne Eliteförderung gründen oder unter welchem Aspekt ist es zu sehen?

  • Ich sehe das Problem hier eher an in einer falschen Vorstellung der "Trainingsgruppen" in individual Sportarten verankert.


    Diese Gruppen gibt es, aber es ist keinesfalls so das in diesen Gruppen nur gemeinsam trainiert wird und dies ausschließlich Vorzüge hat. Viel mehr ist es so das innerhalb dieser Gruppen jeder seinen eigenen Plan Trainiert. Klar gibt es hierbei auch Einheiten in denen man von einander profitiert diese liegen aber vorrangig in den Randbereichen des Trainingseinheiten. So kann z.B. ein Läufer in einer Tempoeinheit von einem anderen Profitieren da ihn dieser zieht. Auch in Grundlagen-Einheiten kann man sich gegenseitig ans Tempo des anderen anlehnen und diese gemeinsam abhalten. Bei nahezu allen Einheiten dazwischen (Technik verfeinern, usw.) wird gezielt an den Stärken und Schwächen des einzelnen gearbeitet. Hier kann man sich höchstens gegenseitig Gesellschaft leisten. Profitieren ist es hier weniger.


    Und wie sollte das nun gezielt auf unseren Sport umgelegt werden?
    In Grundlagen-Themen wie z.B. Technik und Ausdauer finden sich auch im gemischten Training Gruppen oder paare welche die Übungen gemeinsam ausführen. Hier profitieren eher die schlechteren von den besseren da man sich etwas ab schauen kann. Zusätzlich spielen n unserem Sport ja auch Dinge wie Mannschaftstaktik usw. eine Rolle welche in kleinen Einzel Gruppen nicht wirklich trainiert werden können bzw. ja anschließend auf die gesamte Mannschaft zusammengeführt werden müssen. Ich sehe also solche Trainingsgruppen, wenn überhaupt, nur wenn mehrere Spieler gleiche Defizite aufweisen. Dann kann man mal ein zusätzliches Training anbieten in welchem an einzelnen Baustellen gearbeitet wird.


    Eine andere Form, welche in die selbe Richtung geht, ist die Mannschaftseinteilung nach Können oder Leistung. Vor- und Nachteile hierzu existieren beide und wurden ja schon des öfteren hier im Forum diskutiert.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • @Ersatzbank


    Die Idee finde ich gut. Ich überlege z.B. in der nun anstehenden spielfreien Zeit eine zusätzliche Trainingseinheit anzubieten die ich bewusst unter das Thema "Motorik und Spiel" stelle. Zielsetzung wäre in etwa "alles außer Fußball" und das würde ich für alle Kinder der F-, E- und vielleicht auch D-Jugend anbieten. Grund ist einfach das der Altersunterschied dann zu groß wird. Als "Eliteförderung" würde ich das aber nicht sehen, eher genau das Gegenteil.


    Aber wie schon geschrieben so etwas kann in meinen Augen nur ein zusätzliches Angebot sein und nicht das normale Mannschaftstraining ersetzen.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • @totog TW-Trainer
    Das Problem mit der Ansicht ambitionierten dieses Training anzubieten, ist mir tatsächlich selbst beim schreiben obiger Antwort aufgefallen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir da jemanden im Regen stehen lassen. Betrachtet es eher als Teil der internen Projekt Beschreibung, als Arbeitstitel. Vielleicht besser wenn man engagiert wählt - die halt bock auf ein bissel mehr haben mit Blick über den Tellerrand.
    Denn wie TW schon erkannt hat: von den Synergien würden viele profitieren. Am Montag ist Sitzung - ich glaub ich mach mal ne Notiz! :)

  • Die Mannschaftstaktik spielt ja im Bereich der F- und E-Jugend wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle, deshalb würde ich das nicht als Ausschlusskriterium sehen.
    @TW-Trainer hat allerdings auch einen sehr guten Punkt gebracht, der im Breitensport dagegen spricht: Wahrscheinlich würde kaum jemand die schwache Gruppe trainieren wollen, was somit wieder zu einem Traineranfänger führen könnte, unter dem sich die Schere zur "stärksten Gruppe" nur noch vergrößert.


    Aber wenn wir mal davon ausgehen würden, das ein Verein mehrere gute Trainer hat, die alle jede Gruppe mal trainieren, so könnte man sich für jede Gruppe gewisse Ziele definieren und wenn ein Kind diese "erfüllt", würde es in die nächste Gruppe aufrücken.
    Das das ganze blöd für das Mannschaftsgefüge ist, ist mir durchaus bewusst, aber ich glaube, dass man so eine ziemlich gute Förderung jedes Spielers gewährleisten könnte.

  • Die Mannschaftstaktik spielt ja im Bereich der F- und E-Jugend wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle, deshalb würde ich das nicht als Ausschlusskriterium sehen.

    Worauf willst du mit dieser Aussage hinaus?


    Im Bereich F- und E- macht in meinen Augen das Aufteilen generell wenig Sinn. In F-Bereich geht es ja vorrangig um Kennenlernen und Ausprobieren der Techniken. Im E-Bereich beginnt dann das gezielte Training. Hier könnte vielleicht ein Aufteilen n Gruppen bereits beginnen. Ich sehe so etwas eher ab der D.
    Anstatt gezieltem Fördern der besseren würde ich bei F- und E- , wie oben bereits geschrieben, auf Motorik und anderes für die anderen setzen. Dabei die anderen auszuschließen macht aber wenig Sinn.


    Deinen Ausdruck interpretieren ich eher so das du gerade in diesem Bereich die Trennung für Sinnvoll hältst. Interpretiere ich das falsch?


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Die Mannschaftstaktik spielt ja im Bereich der F- und E-Jugend wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle, deshalb würde ich das nicht als Ausschlusskriterium sehen.
    @TW-Trainer hat allerdings auch einen sehr guten Punkt gebracht, der im Breitensport dagegen spricht: Wahrscheinlich würde kaum jemand die schwache Gruppe trainieren wollen, was somit wieder zu einem Traineranfänger führen könnte, unter dem sich die Schere zur "stärksten Gruppe" nur noch vergrößert.


    Aber wenn wir mal davon ausgehen würden, das ein Verein mehrere gute Trainer hat, die alle jede Gruppe mal trainieren, so könnte man sich für jede Gruppe gewisse Ziele definieren und wenn ein Kind diese "erfüllt", würde es in die nächste Gruppe aufrücken.
    Das das ganze blöd für das Mannschaftsgefüge ist, ist mir durchaus bewusst, aber ich glaube, dass man so eine ziemlich gute Förderung jedes Spielers gewährleisten könnte.

    Man kann dem Ganzen entgegen wirken, indem man mit beiden/allen Mannschaften auf einem Platz trainiert und jede Mannschaft auch mal vom Trainer der anderen Mannschaft eine Einheit trainiert wird oder man stimmt sich hinsichtlich der Schwierigkeit/Intensität der Übungen ab und lässt die Gruppen rotieren. So hat jeder Trainer nicht ständig eine schwere/leichte Gruppe und die Kinder lernen, dass man sich auch hin und wieder an einen anderen Trainer gewöhnen muss.


    So machen wir es derzeit und das hat auch seine Vorteile, da man Kinder so leicht in stärkere/schwächere Gruppen verschieben kann, wenn sie eine gute/schlechte Entwicklung durchmachen. Ich finde das auch gut für die Kinder, da man sie so besser fürs Training motivieren kann, wenn eine Durchlässigkeit zwischen den Mannschaften gegeben und auch durchgeführt wird.

  • So machen wir es derzeit und das hat auch seine Vorteile, da man Kinder so leicht in stärkere/schwächere Gruppen verschieben kann, wenn sie eine gute/schlechte Entwicklung durchmachen. Ich finde das auch gut für die Kinder, da man sie so besser fürs Training motivieren kann, wenn eine Durchlässigkeit zwischen den Mannschaften gegeben und auch durchgeführt wird.

    Das hört sich zunächst einmal wirklich interessant an! Aber wie entwickelt sich dabei die Mannschaftszugehörigkeit der einzelnen Spieler? (Hab mal einem Schäfer zugeschaut, wie er morgens von den Bauern die Schafe abholte, auf eine Weide führte und abends zurück brachte. Dabei gingen die Schafe von ganz allein zum Stall des jeweiligen Bauern! Vermutich, weil sie es dort am Angenehmsten fanden.) In der Schule werden die Kinder ja auch beahndelt wie eine Schafherde. Es gibt Pflichtfächer (wo man gemeinsam hingeht) und Wahlfächer (wo man sich das Leckerste aussuchen darf), es gibt Klassenlehrer (falls mal ein Wehwehchen auftritt) und dann das Elternhaus (das ist der Schafstall).


    Braucht man in der Mannschaftssportart Fussball feste Trainer und Mannschaften oder sollte man es so mischen, wie es für die Beteiligten gerade am günstigsten erscheint? Haben nur die Trainer das Recht, die Kinder aus kurzfristigen Erwägungen in Mannschaft A, B oder C zu schicken oder gibt es einen Mitbestimmung der Kinder und ihrer Eltern? Sollte man die "Festpsielregel" wieder abschaffen, um damit die Flexibilität in den Vereinen zu erhöhen?


    Ist der Mensch ein Gewohnheitstier und läuft deshabl gern in seiner Herde und wieder zurück in seinen Schafstall oder sucht er das grenzen- und zeitlose Abenteuer durch Trainer, die ihn jedoch nicht fragen, ob sie in die eine oder andere Richtung gehen wollen?


    Wie klappt das bei euch? Welche Vor- und Nachteile hast du festgestellt?

  • Das hört sich zunächst einmal wirklich interessant an! Aber wie entwickelt sich dabei die Mannschaftszugehörigkeit der einzelnen Spieler? (Hab mal einem Schäfer zugeschaut, wie er morgens von den Bauern die Schafe abholte, auf eine Weide führte und abends zurück brachte. Dabei gingen die Schafe von ganz allein zum Stall des jeweiligen Bauern! Vermutich, weil sie es dort am Angenehmsten fanden.) In der Schule werden die Kinder ja auch beahndelt wie eine Schafherde. Es gibt Pflichtfächer (wo man gemeinsam hingeht) und Wahlfächer (wo man sich das Leckerste aussuchen darf), es gibt Klassenlehrer (falls mal ein Wehwehchen auftritt) und dann das Elternhaus (das ist der Schafstall).
    Braucht man in der Mannschaftssportart Fussball feste Trainer und Mannschaften oder sollte man es so mischen, wie es für die Beteiligten gerade am günstigsten erscheint? Haben nur die Trainer das Recht, die Kinder aus kurzfristigen Erwägungen in Mannschaft A, B oder C zu schicken oder gibt es einen Mitbestimmung der Kinder und ihrer Eltern? Sollte man die "Festpsielregel" wieder abschaffen, um damit die Flexibilität in den Vereinen zu erhöhen?


    Ist der Mensch ein Gewohnheitstier und läuft deshabl gern in seiner Herde und wieder zurück in seinen Schafstall oder sucht er das grenzen- und zeitlose Abenteuer durch Trainer, die ihn jedoch nicht fragen, ob sie in die eine oder andere Richtung gehen wollen?


    Wie klappt das bei euch? Welche Vor- und Nachteile hast du festgestellt?

    Die Kinder wissen natürlich, welcher Mannschaft sie angehören und im immer stattfindenden Trainingsspiel spielen die Mannschaften dann auch fast immer im eigenen Mannschaftsverbund, wobei ich gerne ein, zwei Kinder aus der anderen Mannschaft dazu nehme, damit diese auch sehen können, wo sie stehen. Oder die starke Offensive spielt gegen die starke Defensive im Trainingsspiel, während der andere Offensiv-/Defensivteil der schwachen Mannschaft den anderen Teil bildet. Gerade, wenn Kinder besonders gut trainiert haben, sollen sie die Möglichkeit haben, auch einmal in einen stärkeren Team zu spielen. Ebenso muss es die Möglichkeit geben, dass Kinder, die einen Hänger haben und nicht in der Startformation stehen, in der anderen Mannschaft auf schwächerer Ebene Selbstbewusstsein zu tanken, weil sie dort der Mannschaft weiterhelfen können. Es hat dann auch schon Spieler gegeben, die dauerhaft in der schwächeren Mannschaft spielen wollen, da sie dort mehr Verantwortung übernehmen können und mehr Einsatzzeiten bekommen. Die Kinder können sich im jetzigen Alter (11/12 Jahre) schon häufig gut selber einschätzen und wissen, wo sie innerhalb der Mannschaften stehen. Meiner Meinung nach erhöht das aber die Motivation sich zu verbessern, zumal die Kinder mit Beginn der D-Jugend lernen müssen, dass die Zeiten von "ich renne das ganze Spiel den Platz rauf und runter" und "drei Mann können das Spiel alleine entscheiden" vorbei sind. Sie lernen, dass sie sich auf ihre Mannschaftskameraden verlassen müssen, dass diese auf ihrer Position ihrem Job nachkommen. Das bedeutet aber auch, dass sie verstehen, dass man über die Mannschaftsleistung gewinnt und verliert. Daher versuchen wir als Trainerteam das Mannschaftsgefühl zu verbessern, was über gezieltes Lob und Anerkennung des einzelnen Spielers bei mannschaftsdienlichen Aktionen läuft.


    Aufwändiger ist natürlich die Abstimmung der Trainer untereinander, da man schauen muss, was man trainieren will und wie man die Kinder (auch in ihren Gruppen) am besten fördern kann. Da aber jeder Trainer seine Lieblingsübungen hat, lernen die Kinder auch immer etwas Neues bei einem anderen Trainer. Dann kommen die Kinder auch schon einmal und sagen "die Übung vom Trainer XY war so toll, können wir die auch noch einmal machen?". So lernen wir Trainer auch mittelbar voneinander. Finde ich als Trainer ohne Schein eine sehr positive Sache.


    Ich habe festgestellt, dass sich die Kinder nach jetzt fünf Jahren trotz der Menge an Kinder als eine Gruppe versteht, die natürlich immer in Bewegung ist, da man Zu- und Abgänge hat. Wichtig war uns Trainern, immer alle Kinder gleich zu behandeln. Mit der beginnenden Pubertät müssen leistungsstärkere Kinder mehr Kritik verkraften können, was wir ihnen damit erklären, dass sie für die Mannschaft mehr Verantwortung übernehmen. Mit der Übernahme von Führungsaufgaben auf dem Platz zeigen sie den anderen Kindern, dass sie helfen und unterstützen. Das für mich erkennbare Ergebnis für die Gruppe ist, dass wir eine insgesamt sehr soziale Truppe haben, die sich leicht tut, neue Spieler zu integrieren. So habe ich diese Woche zwei Spieler neu dazu bekommen, die zuletzt vor gut zwei Jahren das letzte mal mitgespielt haben und die jetzt wieder im Verein spielen wollen. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, wo diese beiden Kinder das erste mal bei uns waren. Da fehlte diese soziale Komponente noch bei einigen Kindern und die Neuen hatten es schwer im Training, weil sie von einigen Kindern nicht akzeptiert wurden. Während des Trainingsspiels am Mittwoch konnte ich dann sehen, dass die beiden "Neuen" jetzt Tipps und Hilfen während des Spiels bekamen, teilweise auch von Spielern, die sie vor zwei Jahren noch beim Spiel vorgeführt haben. Es gibt also diesen Willen neue Spieler zu integrieren, was der Gruppe sehr weiterhilft. Ich habe für mich wahrgenommen, dass es heute im Breitensport sehr wichtig ist, mit den Kumpels zu spielen. Diese führt dazu, dass man immer mal wieder Zuwachs bekommt, da die Kinder untereinander natürlich auch über Fußball reden und ich bekomme mit, dass man unerwartet Zugänge von anderen Vereinen bekommt, weil die eigenen Spieler ihre Freunde und Klassenkameraden ansprechen. Davon können nur alle profitieren.


    Deinen Vergleich zur Schafherde finde ich schon interessant, doch so würde ich das nicht unbedingt sehen. Die Kinder kommen deswegen zum Fußball, weil sie Spaß an der Sache haben. Ein Teil meiner Aufgabe als Trainer ist es, dieser Gruppe Rückhalt und Vertrauen zu geben und die Kinder ernst zu nehmen. Ich muss nach den wenigen Jahren als Trainer feststellen, dass dies bei einer steigenden Anzahl von Kindern zu Hause nicht mehr gegeben ist. Umso mehr arbeite ich daran, dass die Kinder uns Trainer als verlässlichen Partner sehen, egal wie schwer sie es zu Hause, in der Schule oder sonst wo haben. Ich bezeichne das gerne augenzwinkernd als "Kundenbindungsprogramm". Dadurch das die Kinder genau wissen, was sie auf dem Fußballplatz erwartet und eine klare Linie beibehalten wird, gibt es wenig unangenehme Überraschungen für sie. Insofern kann man natürlich einen Vergleich zur Schafherde ziehen. Ich weiß noch aus den Jahren, als meine Kinder klein waren, wie wichtig es für die Kinder ist, wenn sie einen klaren Tagesablauf haben. Das ändert sich mit dem Beginn des Erwachsenwerdens natürlich etwas, da dann viel ausprobiert werden möchte. Dennoch wollen Kinder Orientierung haben und da kann man als Trainer viel Einfluss nehmen, wenn man klare Vorgaben macht, sich selber daran hält und das auch nicht ständig aufweicht. Disziplin ist wichtig und die Kinder fragen sich das auch, da sie ihre Grenzen erfahren wollen. Das hat meiner Meinung auch damit zu tun, dass die Kinder jetzt langsam einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn entwickeln. Wenn man den Kindern erklärt, wieso wir Trainer wie entscheiden, kommen sie in den allermeisten Fällen gut damit zurecht.


    Einen Nachteil in der Vorgehensweise sehe ich darin, dass man die stärkeren Spieler nicht individuell maximal fördern kann. Davon profitieren mehr die schwächeren Spieler. Dennoch sehe ich es eher meine Aufgabe darin die Schwächeren stärker zu machen. Das sind die Spieler, die tendenziell am längsten in meiner Mannschaft bleiben und die dann auch später für den Seniorenspielbetrieb im Verein bleiben. Die stärkeren Spieler werden versucht über die mannschaftliche Geschlossenheit beim Team zu halten. Wir haben in unserer ländlichen Region den Vorteil, dass kein Dorf mehr einen Mannschaft stellen kann und so haben wir eine Spielgemeinschaft mit Kindern aus über zehn Dörfern. Da aber immer weniger Eltern ihre Kinder fahren können, sind viele auf Fahrgemeinschaften angewiesen oder wir Trainer fahren die Kinder. Bedeutet aber auch, dass die Kinder selten den Verein verlassen, da das automatisch mit einem höheren Fahraufwand verbunden ist, was die meisten Eltern nicht leisten können. Daher habe ich in den letzten vier Jahren nur ein Kind an einen stärkeren Verein verloren, da er dort eine bessere Ausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten bekommt, als bei uns im Verein. Immerhin entwickelt sich unsere Spielgemeinschaft auch leistungsmäßig mittlerweile so positiv, dass man Kinder, die sich in den leistungsstärkeren Vereinen nicht durchsetzen können, auch wieder gerne zu uns zurück kommen. Daher passt unsere Lösung sicherlich ganz gut in unserem ländlichen Bereich. Das sähe sicher etwas anders aus, wenn innerhalb einer Stadt die Wege zu den verschiedenen Vereinen kurz sind und die Kinder auch mit ihrem Fahrrad mal schnell zu einem anderen Verein können.

  • Ich würde nicht gleich das Mannschaftstraining auflösen - ich würde das als zusätzliche Einheit anbieten. Dazu braucht man auch nicht viele Spieler, weil man individuell arbeitet. Ob ich das allerdings bereits im F- und E-Jugendalter machen würde, ist aus meiner Sicht noch diskussionswürdig. Da sollten die Kinder aus meiner Sicht eine breite Sportausbildung genießen - und dafür sollten die Sportvereine stehen! Montags Schwimmen, Dienstags Turnen, Mittwoch Tennis, Donnerstag Fußball und am Wochenende einen Wettkampf (in einer Sportart) - gerne auch andere Sportarten unter der Woche. Das ist für mich in dem Bereich eine gute Grundlage. Was machen aber die Vereine? Abteilungen konkurrieren um die gleichen Kinder, es wird ab der F-Jugend 2x trainiert und 1x gespielt (das sind schon 3 Einheiten und 2 Sportarten weniger), unterschiedliche Beiträge (Spartenbeitrag) - warum kann man da nicht einen Vereinsbeitrag machen und basta? Mir fehlt da die Vision in den Vereinen und dann wundert man sich, wenn die Kinder im B-/A-Jugendalter keine Lust mehr auf eine Sportart und den Verein (haben ja nur den Fußball- oder Tennisverein usw. kennengelernt und spielen seit 8-10 Jahren Fußball) haben.
    Die Individualsportarten leben es vor und das leistungsorientierte Training über Altersgrenzen hinweg hat nicht nur sportliche, sondern auch gesellschaftliche sowie persönlichkeitsbildende Vorteile.

  • @scrum


    Erst einmal vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung. Wie es ausschaut, habt ihr für euren Verein die optimale Lösung gefunden. Die Kinder können bei euch vom Know-How einer größeren Anzahl an Trainern (die sich als Trainerteam verstehen) profitieren. Sie lernen das Team nicht als untrennbare Gruppe kennen, sondern können über den Tellerrand hinaus schauen, um für sich festzustellen, dass es auch dort nette Kameraden gibt, mit denen es Spaß macht Fussball zu spielen.


    Für den Breitensport ist es unerlässlich, eher die schwächeren Kinder zu fördern. Denn die Talente werden meist irgendwann in den Verein wechseln, der für sie bessere Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Ob sie eines Tages zurückkehren hängt davon ab, wie ihnen die Zeit bei euch gefallen hat und wie die Verabschiedung erfolgt ist?


    Leider gibt es Vereine, in denen das (noch) nicht so gesehen wird. Dort streiten sich die Trainer darum, wer die jweilige 1. Jugendmannschaft trainieren darf. Der Rest wird als "Schrott" gesehen, für das sich niemand verantwortlich fühlt. Wenn dann zum Schluß nicht einmal mehr eine A-Jugend-Mannschaft übrig bleibt, schiebt man die alleinige Schuld auf die verweichlichte Jugend, die keine strenge Zucht und Ordnung mehr will! Dass der Verein und deren Traienr ursächlich für die große Zahl der Vereinsaustritte im Jugendbereich verantwortlich ist, wird dort noch nicht erkannt.


    Sicher gibt es hier und da Probleme, wenn sich Kinder, aber vor allen Dingen deren Eltern nicht richtig einschätzen können. Wenn ihr euch jedoch als Team versteht und dabei gemeinsam agiert, dürfte das Konzept weiterhin aufgehen. Ich drücke euch die Damene dazu!