Leistungsdruck schon in der F-Jugend?

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  • Servus,


    Ich mit dem C- Lizenz Trainerschein beobachte öfters das immer wieder Jugendlichen in der F Jugend schon Unterdruck stehen,beste Kader wird aufgestellt um zu gewinnen.Zum Turnieren mit sehr ehrgeizigen Trainer, zählt nur der Sieg.
    Ich habe mit einigen Eltern gesprochen,es geht manchmal soweit das der Junge kein Lust mehr zum Trainieren.
    Fußballverbände erzählen ganz was anderes,wo ist der Spaß in den jüngeren Jahrgängen.
    Wie ist eure Beobachtungen?

  • @Tajubtos78


    Das gehört sogar zu den Hauptthemen, weil dieses Thema sehr facettenreich ist.


    Denn eigentlich beginnt nach der Ballschule bei den Bambinies ab der F-Jugend die über ein Jahrzehnt lange Ausbildung in den 4 Bausteinen: Technik, Taktik, fussballspezifische Athletik und soetwas wie Mentalität.


    Hier gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Je nach eigenem Leistungsanspruch wird die Ausbildung im Rahmen der Eliteförderung (DFB, Verbände) oder als reiner Mitgliedsfussball für den Nachwuchsbedarf auf Vereinsebene gesehen.


    Mit der Einführung des Fairplay-Fussball sollte eine Änderung in der Denkweise stattfinden, in der der Kinder-Fussball einen größeren Freiraum bekommen soll. Weil jedoch auch die FPL-Liga bislang keine Antworten darauf fand, wie es denn danach weitergehen sollte und trotz einer bekannten hohen Trainerfluktution in der F-Jugend lediglich auf die "Selbstheilungskräfte" in den Vereinen setzte, ist die FPL-Liga in einem Gebiet noch gar nicht eingeführt, während in einem anderen Gebiet bereits soweit verändert (ignoriert) wurde, dass sie schon gar nicht mehr diesen Namen verdient hätte.


    Lediglich in einer kleinen wissenschaftlichen Untersuchung beschäftigte man sich mit den Gründen des Dropout im Kinderfussball. Hier braucht es weitere Hintergrundanalysen.


    Aber es gibt auch Positives zu vermelden. So hat der RAE-Effekt (Real Age Effect) bei der Leistungsbeurteilung nunmehr auch auf DFB-Ebene zu der Erkenntnis geführt, dass man Birnen mit Äpfeln vergleicht, wenn man die Leistung eines zu Jahresbeginn geborenen Kindes mit einem am Ende des Jahres Geborenen vergleicht. Denn die Älteren sind physisch und mental etwas weiter, was sich auch durch die 1 Jahr frühere Einschulung erklären läßt.
    In den kleineren Vereinen gibt es meist gar keine Auswahl mehr, aber in den größeren Vereinen gibt es dieses Wissen häufig noch nicht, sodass man hier weiterhin nach den Erwachsenen-Merkmalen (wer im Moment nicht zu den Besten gehört, der sitzt auf der Reservebank) entschieden wird.



    Ich mit dem C- Lizenz Trainerschein beobachte öfters das immer wieder Jugendlichen in der F Jugend schon Unterdruck stehen,beste Kader wird aufgestellt um zu gewinnen.


    Ich würde allerdings nicht so weit gehen, als das ich den "Unterdruck" in den Köpfen einiger Trainer mit Fernseh-Bundestrainerlizenz als Grund der Denkweise betrachten. Denn gerade bei den traditionellen Leistungstrainern gibt es nach wie vor viele, die das "Durchsetzen" im offensiven Zweikampf als einziges Kritierium sehen, weshalb so gut wie keine Spieler im defensiven Bereich ihrem Leistungsideal entsprechen. Selbst im 21. Jahrhundert lassen sie sich für die Talentsichtung die Position des Talents geben, wohlwissend das eine positionsspezifische Ausbildung erst ab der B-Jugend erfolgen sollte.


    Leider sitzen immer noch "altgediente" Fussball-Inquisitionen in der Denkzentrale und als Koordinatoren, sodass der Austausch von der Basis an die Spitze sehr lange braucht. Ja man hat manchmal das Gefühl, er findet gar nicht statt, weil man dort nur die 0,5 % eines Jahrgangs für die Eliteförderung, statt die 99,5 % der Mitglieder mit anderen Interessen als Kunden anzusehen.

  • @TW-Trainer


    Ich bin als Vater erst seit 3 Jahren in diesem Geschäft.


    Mein Eindruck


    1. Es kommen nicht die Besten sondern die Gewünschten weiter.
    Der Sohn vom Würstllieferanten oder der Sohn vom Trainer, wer kennt das nicht?


    2. Es gibt zu wenig Leistungsindikatoren die den Eltern mitgeteilt werden um zu erkennen ob ihr Kind für diesen Sport geeignet ist.
    Fussball wird immer athletischer und dennoch stehen Jungs in den Mannschaften die augenscheinliche Defizite haben.
    Verbände sollten hier mehr forschen.
    Z.B. welche Startzeit, Reaktionszeit ein Junge mit Jahrgang 200x und einem Sprint über 10m als Mindestmaß haben sollte.


    3. Es gibt keinen Plan B für Jungs die eine Krise haben
    Es gibt bei vielen Vereinen 2 Trainer, aber man fährt nur zu einem Turnier um die beste Mannschaft spielen zu lassen.
    Wenn man keine 2 Mannschaften zusammenbringt, dann sollte man den Jungs die Möglichkeit geben bei anderen Vereinen zu spielen, bis ihre Leistungskurve wieder steigt.


    4. Ziele der Vereine und der Trainer sind oft sehr unterschiedlich
    Zieht sich in Ö wie ein roter Faden durch.
    Egal mit welchem Elternteil du von anderen Vereinen sprichst. Selten ist den Eltern bekannt welche Ausbildungsziele die Jahrgänge eigentlich haben.

  • Ich bin der Meinung das jedem Verein einen Jugendkonzept vorhanden sein muss, das jeder auf dieser Basis trainiert werden und bei dem nächsten Übergabe auf höhere Jugend von E auf D, der Trainer genau voraussetzen kann,was der Spieler schon kann und darauf aufgebaut werden kann.
    Ich schreibe ausdrücklich das der Druck in der F Jugend nichts zu suchen hat.Der wird sowieso spätestens in der E Jugend ältere JG kommen.


  • zu 1.
    Wird der Sichter das Talent auch dann auswählen, wenn er beim Konkurrenten des Würstchenlieferanten arbeitet?
    Nimmt der Trainer vom Sohn des Würtchenlieferanten nur deshalb die anderen, talentierteren Kinder nicht mit, weil er persönliche Vorteile dadurch hat?


    Ich deke mal, du hast sicher recht, dass die Kinder des Trainers und Sponsors wohl auf kaum einer Talentsichtung fehlen. Aber dass sie deshalb danach selelektiert werden, kann ich mir nicht vorstellen!


    zu 2.
    Die Frage, inwieweit die Eltern über die Leistungsindikatoren informiert sind, liegt einerseits an ihrem Teilnahme-Interesse und andererseits in dem Maße ihrer Kenntnisse über den Fussball. Doch da ist es so, wie bei der Intelligenz. Ein Trottel würde niemals von sich behaupten, er wäre doof und so wird kaum jemand im gleichem Atmenzug bemerken, dass mit ihn über die Leistungsindikatoren nicht informiert hätte und anschließend erwähnen, das er die sowieso nicht verstanden hätte, weil er keine Ahnung vom Fussball hat.


    zu 3. und 4.
    Auch das sollte man nicht pausschal sehen. Auch Trainer sind Menschen, denen Emotionen nicht fremd sind. Ihnen generell gewissenlose Härte im "Krisenfall" zu unterstellen, wäre sicher nicht O.K.! Leider kommt es aber vor, dass Trainer gleichermaßen zu Tätern und Opfern werden, wenn sie die an sie gestellten Ansprüche kombiniert mit einem Maß an Überehrgeiz und Unerfahrenheit nicht filtern können. Hier braucht es in der Tat eine bessere Unterstützung, weil häufig nach der kurzen Phase des "Welpenschutzes" die Ansprüche der Vereine ein Maß erreichen, welches die realen Leistungen außer Acht läßt. Hier braucht es seriöse Konzepte, an denen sich individuelle Situationen ableiten lassen und dadurch mehr Transparenz und Kalkül gewährleistet ist. Jedoch liegt es auch an den Eltern selbst, inwieweit sie lediglich die Tür öffnen, eine Beschwerde hineinrufen, um sie sofort danach zu schließen, sondern auch aktiv in einen Dialog mit dem Verein treten. Zumindest sollte die Chance einer Nachfrage bestehen, wie den die Kritik gemeint ist! Wenn die Ziele von Verein und Trainer sehr stark voneinander abweichen, dann dauert es meist nicht sehr lange, bis man sich trennt. Jedoch ist leider ein häufiger Grund, warum man sich trotzdem nicht trennt, darin zu finden, als das es keine Alternative dazu gibt. Denn wer stellt schon gern seine Freizeit zur Verfügung, um vom Verein zuerst ins kalte Wasser und dann im Stich gelassen zu werden? Wie aber soll man es bewerten, wenn die Ziele des Trainers weitaus besser passen als die des Vereins?

  • Will nicht alles kommentieren, aber diese beiden Punkte dann doch: Deine Statements zielen klar auf eine Leistungsbewertung/-orientierung ab. Das kommt für mich in der F (und um die geht es hier im Thread) zu früh. Insofern sollten der Sohn des Würstchenlieferantrn und der kommende Messi beide weiter kommen, so wie alle anderen Kinder auch. Und genausoweinig geht es in der F darum, Eltern mitzuteilen, ob ihr Kind für den Sport geeignet ist. Denn geeignet ist das Kind, das Spaß am Fussball hat. Um Leistungsindikatoren geht es evtl. ab E oder D, wenn damit begonnen wird, Teams nach Leistungsgesichtspunkten zusammen zu stellen. Aber hoffentlich noch nicht in der F.


    Grüße
    Oliver

  • @TW-Trainer


    2. Es gibt zu wenig Leistungsindikatoren die den Eltern mitgeteilt werden um zu erkennen ob ihr Kind für diesen Sport geeignet ist.
    Fussball wird immer athletischer und dennoch stehen Jungs in den Mannschaften die augenscheinliche Defizite haben.
    Verbände sollten hier mehr forschen.
    Z.B. welche Startzeit, Reaktionszeit ein Junge mit Jahrgang 200x und einem Sprint über 10m als Mindestmaß haben sollte.


    Weil es diese nicht gibt. Auch Experten liegen daneben.
    Reus beim BVB in der B-Jugend.
    T.Müller wurde in den Junioren DFB-Teams nie wirklich eingesetzt.
    Jonas Hector und Miro Klose die nie in einem NLZ waren...etc.


    Wenn es nicht mal in dem Alter klappt, wie soll es dann bei Kindern klappen?

  • Wenn es nicht mal in dem Alter klappt, wie soll es dann bei Kindern klappen?

    Ist ja auch mein Reden! Aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben. Mit der Berücksichtigung des RAE-Effekts ist schon ein kleiner Schritt gemacht, damit die Suche nach Talenten nicht der Suche einer Stecknadel im Heuhaufen gleicht.
    Als ein nächsten Schritt würde ich mir die Talentförderung in einer angstfreien Umgebung wünschen. Denn was man gern macht und wofür man gelobt wird, darauf freut man sich und das macht man gern. Was erzwungen gefordert wird, das macht man nur, weil es Andere so wollen und man sie nicht enttäuschen will. Leistung könnte dadurch in einem anderen, umfangreicheren Kontext gesehen werden. Zwar wissen wir heute, dass nicht jeder, der kann auch will, aber wir haben uns überhaupt noch gar nicht mit den Ursachen (z.B. zu früher Leistungsdruck, der sich negativ für die Entwicklung von Selbstbewußtsein auswirkt) dieser Verweigerung beschäftigt!

  • Als mein jüngster Sohn damals in die F kam, dauerte ist nicht lange, da hatten wir ihn zu Trainings und Spielen und Turnieren hinten im Auto sitzen und er weinte. Er weinte auch schon vor der Abfahrt, hatte Bauchweh und es kam auch dazu, dass wir absagen mußten, weil er gekotzt hat.


    Letztlich stellte sich heraus, dass es am Trainer lag.


    Dieser schimpfte permanent am Spielfeldrand, übte Druck aus, hielt Halbzeitansprachen die man so vermutlich nicht in der Bundesliga hörte.


    Zudem forcierte er das Passtraining und damit überforderte er die Kinder dieser Altersgruppe, da sie zu einem Passkombinationsspiel und Passfacetten noch nicht in der Lage waren. Wo sie im Training noch einen Ball im Stand annahmen und zurück passten, war das im Spiel nicht möglich, denn dort liefen sie und standen nicht, dazu das nicht im Raum sehen können, das noch nicht Geschwindigkeiten einschätzen können und parallel dazu das wiederwertige dumme scheiss Gebrüll des Affen am Rand...


    Der Trainer kam mit seinen auf Siegeswillen gepolten drei Gehirnzellen nicht darauf klar. Sein fehlerhafter Anspruch auf das Ziel eines forcierten Passkombinationsspiel ("Ihr müsst den Ball laufen lassen") passte nicht zu dem, was die Kinder in der Lage waren zu leisten. Das brachte ihn auf die Palme....und deshalb wurde er laut...mit hochroter Birne vor Wut.


    ...das erzeugte bei unserem Jungen Kotzen und Bauchkneifen und Gebrüll.


    Im Wissen um die Dinge und weil ich es hautnah mitbekam...als Vater der mal das Urinal beim Hallenturnier aufsuchte...und durch drei Wände die wichtige Halbzeitansprache mithörte,...und im Nachspann weinende F- Kinder vernahm...die nichts sagten und Mütter sich wunderten, was mit denen denn los war...bis zu Spielen, wo ich Schiedsrichter war und dem Mann den Babbel aufzumachen verbot....endete das nach ellenlangen Engelszungen mit einer klaren Ansage meinerseits unter Männern.


    Diese Ansprache lief unter vier Augen und dabei -so er- habe ich ihn beleidigt und das habe sogar seine Tochter mitgehört...welche aber nie mithörte. Das war gelogen und weil er ein gutes Standing im Verein hatte, verließ ich den Verein als angehender Trainer mit meinen Sohn hin zum anderen Verein. Dort traf ich auf einen Verein mit gelebtem überwachtem Konzept. Ich/wir hatten eine wunderbare Zeit mit wenig Streit, geregelten Dingen. Das ist nun 5 Jahre her und ich habe es nie bereut.


    Und sollte ich nochmals als Trainer aggieren dann nur in einem Verein mit gelebtem überwachten Konzept und ansonsten muß man auf mich wohl verzichten.

  • Ich muss mal ausholen warum ich das mit den Punkten geschrieben habe.


    zu 1.)
    Es ist bei unserem BL Verein wirklich so, dass Jahr für Jahr Spieler in die nächst höheren Klassen mitgezogen wo man sich die Frage nach dem Warum stellt.


    Daher eben meine Frage zu 2. den Indikatoren.
    Beispielsweise haben wir in der F Jugend 3 Spieler die mit 9 Jahren mit der Fussspitze den Ball spielen, extrem langsam und reaktionsschwach sind und bei hohen Bällen ihren Körper wegdrehen.


    Es mag sein, dass darunter ein Reus steckt.
    Doch eines kann man nicht einfach so ignorieren.


    Mit jedem Platz den jemand einnimmt, dessen Leistung der Altersklasse im Moment nicht entspricht,
    verbaue ich jemand anderem dessen Leistung stimmen würde den Platz.


    Daraus folgt,
    dass die Mannschaft weniger Qualität hat als sie haben könnte und sich Spieler entwickeln könnten die über einem Reus stehen.



    Dazu eben der Gedanke mit Punkt 3 und dem Plan B
    Wenn es Jungs gibt, die eben gewisse Leistungsindikatoren nicht erfüllen, dann braucht es ein Auffangbecken.
    Das kann in einem zweiten Team oder in einem Platz bei einem Kooperationsverein sein, denn umgekehrt funktioniert der Weg ja derzeit bereits.


    und zu 4.
    sieht man alleine hier, wie unterschiedlich die Trainer denken.

  • unserem BL Verein

    Das ist eine ganz wesentliche Zusatzinfo! In einem Bundesligaverein gelten sicher andere Kriterien. Ob man in der F schon BL Vereine braucht oder nicht, ist ein sehr strittiges Thema. Die Diskussion würde ich aber nicht in diesem Thread führen, in dem es ja (wo verstehe ich die Ausgangsfrage) um "normale" Breitensportvereine geht.


    Grüße
    Oliver

  • zu 1, ich kenne einige Trainer aus nlz ' s , die grds nur die Spieler in den nächsten Jahrgang übernehmen , die sie selber gesichtet haben !


    zu 3, ich würde in schlechten Zeiten noch mehr auf den Spieler bauen und ihm aus dem Tal heraushelfen. Weil ein fussballer braucht mich in den schlechten Zeiten mehr denn je. Ich würde ihn nicht sofort fallen lassen ! Weil ein guter Lehrer versucht in der schule alles , das jeder Schüler die Note 1 bekommt !



    zu 4 nicht jeder Trainer passt zu jedem Verein !



    @RedDevil die sog. Experten haben sich schon öfters getäuscht ! Und das ist auch gut so.weil auch nicht fussballer können gute Trainer sein.


    Leider haben wir keine Glaskugel und können die Zukunft vorhersagen. Ergo bin ich ein Gegner von pauschal aussagen : der Spieler schafft es bei uns nicht oder es reicht nicht oder der wird nie einer .... mit solchen Aussagen disqualifiziert sich ein Trainer bei mir.

    Talent kommt von Gott, sei dankbar.
    Lob kommt vom Menschen, sei demütig.
    Einbildung kommt von dir selbst, sei vorsichtig.
    (Spruch eines amerikanischen Football Trainers)

  • Ein großes Problem liegt in der Realität darin das der Begriff Talent keine empirische Größe ist.
    Er ist nicht Messbar. Dem gegenüber steht jedoch das Wunschdenken vieler Trainer/Eltern das man Talent eben doch quantifizieren kann und gesicherte Prognosen über die Zukunft eines Spielers machen kann.
    Prognosen über die zu erwartende Entwicklung von Jugendspielern sind jedoch nur möglich durch den Vergleich der aktuellen Leistung mit der durchschnittlichen Leistung älterer Spieler und deren bisherige Leistungsentwicklung. In der Hoffnung, dass statistisch gesehen die meisten Spieler eine ähnliche Entwicklung durchlaufen.
    Hierzu bedarf es, aufgrund der Komplexität des Fußballsports, jedoch äußerst clevere Tests, die sich nur schwer entwickeln lassen und nur mit viel Aufwand umzusetzen sind(z.B. Spielertracking, Footbonaut, Videoanalysen etc.). Außerdem sind Leistungsfaktoren wie Spielintelligenz auch nicht wirklich Messbar. Deshalb verlassen sich viele Sichter (wohl auch zurecht) auf ihre Erfahrung und ihr Bauchgefühl und selbst wenn Tests existieren muss die Meinung des Sichters systematisch mit eingebunden werden.
    Wenn ein Spieler nun mal nicht mehr innerhalb der durchschnittlichen Leistung der Mannschaft liegt, sondern unterhalb, kann man schon gerechtfertigt sagen: "Der Spieler schafft es bei uns nicht." z.B. ein 15 Jähriger auf dem Niveau eines 16 Jährigen. Die Leistungskurve verspricht keine sprunghafte Entwicklung und die Sichter finden auch nichts besonderes mehr. Jedoch liegt die durchschnittliche Leistung der Mannschaft und neuen Bewerbern auf dem Niveau von 17 Jährigen Spielern (willkürlich ausgesuchte Werte).
    Der Spieler liegt Leistungstechnisch zwar immer noch weit über seinen Altersgenossen, jedoch nicht weit genug um ihn in der Mannschaft zu halten. Vielleicht überholt der Spieler ja innerhalb weniger Monate den durchschnitt meiner Mannschaft, aber woher soll ich das Wissen? Fakt ist: Innerhalb der Beobachtungszeit hat die Leistung nicht gereicht um sich einen Platz in der Mannschaft zu sichern. Alle anderen Entscheidungen wären irrational. Das klingt zwar kalt, aber wenn ich vorhabe meinen Profiverein mit vielen Jungen Talenten zu füttern und mein Job daran gebunden ist Leistung abzuliefern, kann ich es mir nicht erlauben Spieler mitzuschleifen.
    Wer solch ein Denken und Handeln jetzt aber Außerhalb des klaren Leistungsbereichs der höheren Jugenden praktiziert, wird sich auch in meinen Augen als Trainer disqualifizieren.

  • Ein großes Problem liegt in der Realität darin das der Begriff Talent keine empirische Größe ist.

    Natürlich hast du Recht! Deshalb wurde schon vor Jahren das Prozedere in der Weise verändert, als dass man sich zunächst einen Kader von ca. 30 Kindern über eine noch größeren Anzahl von Sichern zusammen holte, um danach über 3 Sichtungstrainingseinheiten die ca. 15 Besten heraus zu suchen.


    Das ist schon ein kleiner Schritt weg von einer Stichtagsbeurteilung (bei der unbewußt die Leistung des Heimatvereinstrainers mit beurteilt werden) hin zu einer systematischen Entwicklungsbeurteilung.


    Ein größerer Schritt wäre sicherlich nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, um über Masse zu Klasse zu gelangen. Wie wäre es, wenn:


    1. alle Spieler eines Jahrgangs werden gesichtet (d.h. über die im Verband vorliegenden Spieleradresen ergehen Einladungen an die Eltern der Spieler)
    Begründung der Sichtungspflicht:
    - Jedes Kind hat eine Chance verdient zeigen zu dürfen, wie gut es Fussballspielen kann.
    - Eine Leistungsbeurteilung sollte Fachleuten übertragen werden.
    - Vorselektion (Sohn des Trainers plus Freund/e) unterbleiben
    - Fehlende Information der Eltern (durch Fehlinteresse oder fehlende Infos über Jugendleiter) nicht mehr möglich


    2. Verringerung der Teilnehmerzahl erst nach Prüfung in den Entwicklungsphasen (1. Phase nach 3 x Traininng, 2. Phase nach 3 weiteren Training, usw.)
    Begründung:
    - Erst die Aufnahme von neuen Impulse durch gut ausgebildete, qualifizierte Trainer gibt Aufschluß darüber, inwieweit die Neugier zu überdurchschnittlichen Fähigkeiten geweckt werden kann
    - Erst durch die Beobachtung einer Entwicklung kann die Lerngeschwindigkeit ermiitelt werden (dies ist insfern wichtig, um eine vom Heimattrainer/verein unabhängige Leistungsbeurteilung zu finden.


    3. Nachsichtung von Spielern mit Leistungsschwankungen in den Entwicklungsgsphasen
    Begründung:
    - Leistungsschwankungen sind schon deshalb normal, weil die Kinder im unteren Jugendbereich teilweise große Veränderungen im privaten Umfeld erleben (z.B. führt Schulwechsel häufig zu Wechsel des Freundeskreises)


    Es wird sicherlich hierfür mehr Fachpersonal für die Talentförderung benötigt. Sie wird nicht nur gründlicher, sondern auch teurer werden. Aber das sollte uns unser Nachwuchs wert sein! Denn es gibt keine Alterative dazu. Allerdings wird es dann auch zu einem aktiveren Gedankenaustausch zu den wichtigen Ansprechpartnern in den Vereinen geben. Dieser Gedankenaustausch ist unabdingbar, um sensible Antennen für die Veränderungen an der Basis zu bekommen.


    Leider ist unser Förderkonzept noch so aufgebaut, als das in einem "Elfenbeinturm" weit ab von der Basis alle wichtigen Entscheidungen für die Basis getroffen werden! Die dafür erforderlichen Entscheidungshilfen fehlen, weshalb leider auch die statistischen Daten nur einen Teil der Realität abbilden. Denn die, die gar nicht die Chance hatten, ihr Talent zu zeigen, die kommen erst gar nicht darin vor! Ich sehe darin auch eine Möglichkeit, sehr viel mehr Wissen über unererklärbare Phänomene der vielen individuell unterschiedlichen Etnwicklungsstufen besser beschreiben zu können, um evl. hier zuverlässigere Entscheidungshilfen zu finden.