Leistungsdruck schon in der F-Jugend?

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  • @'Skriwer
    grds bin schon bei deinen ausführungen. aber ich habe meine aussagen (Leider haben wir keine Glaskugel und können die Zukunft vorhersagen. Ergo bin ich ein Gegner von pauschal aussagen : der Spieler schafft es bei uns nicht oder es reicht nicht oder der wird nie einer .... mit solchen Aussagen disqualifiziert sich ein Trainer bei mir. ) auf einen f - junioren spieler bezogen.


    ich habe schon öfters die "talent sichtungs tage " bei nlz `s angeschaut. dort wird ja auch ständig darüber diskutiert was ein talent ist, was es ausmacht etc. was mir nicht gefällt ist immer wieder die art und weiße wie über die spieler in diesem alter geredet wird, die werden ja nur noch als "ware oder lfd nummer" und nicht mehr als mensch gesehen.


    im übrigen fallen mir gerade 3 spieler ein, denen man auch keine gute zukunft vorausgesagt hat und nicht von ihrem talent überzeugt war:
    Carlos Bacca , Dele Alli und Jamie Vardy.

    Talent kommt von Gott, sei dankbar.
    Lob kommt vom Menschen, sei demütig.
    Einbildung kommt von dir selbst, sei vorsichtig.
    (Spruch eines amerikanischen Football Trainers)

  • Wenn ein Spieler nun mal nicht mehr innerhalb der durchschnittlichen Leistung der Mannschaft liegt, sondern unterhalb, kann man schon gerechtfertigt sagen: "Der Spieler schafft es bei uns nicht." z.B. ein 15 Jähriger auf dem Niveau eines 16 Jährigen. Die Leistungskurve verspricht keine sprunghafte Entwicklung und die Sichter finden auch nichts besonderes mehr. Jedoch liegt die durchschnittliche Leistung der Mannschaft und neuen Bewerbern auf dem Niveau von 17 Jährigen Spielern (willkürlich ausgesuchte Werte).
    Der Spieler liegt Leistungstechnisch zwar immer noch weit über seinen Altersgenossen, jedoch nicht weit genug um ihn in der Mannschaft zu halten. Vielleicht überholt der Spieler ja innerhalb weniger Monate den durchschnitt meiner Mannschaft, aber woher soll ich das Wissen? Fakt ist: Innerhalb der Beobachtungszeit hat die Leistung nicht gereicht um sich einen Platz in der Mannschaft zu sichern. Alle anderen Entscheidungen wären irrational. Das klingt zwar kalt, aber wenn ich vorhabe meinen Profiverein mit vielen Jungen Talenten zu füttern und mein Job daran gebunden ist Leistung abzuliefern, kann ich es mir nicht erlauben Spieler mitzuschleifen.
    Wer solch ein Denken und Handeln jetzt aber Außerhalb des klaren Leistungsbereichs der höheren Jugenden praktiziert, wird sich auch in meinen Augen als Trainer disqualifizieren.

    der satz: der spieler schafft es bei uns nicht, ist mir zu einfach . mich würde interessieren, warum er es nicht schafft und weshalb genau dieser spieler, der für ein nlz gesichtet wurde auf einmal nicht mehr gut genug ist bzw. sich nicht weiter entwickelt hat ?? was wäre wenn dieser spieler von anfang an keine ehrliche und richtige chance bei seinem trainer im nlz bekommt bzw. bekommen hat. und wenn mit ihm nicht so intensiv trainiert wird mit den "lieblingen" des trainers ?? oftmlals werden spieler schon nach dem ersten training oder spiel in eine schublade "abgestempelt ". es wird für sie dann sehr schwer und teilweise unmöglich ihren trainer eines besseren zu belehren.


    ich kenne auch spieler, die waren in der f - jugend bei einem nlz und wurden dann zur e - jugend nicht übernommen, weil der trainer und der verein der meinungen waren, dass der spieler nicht mehr gut genug sei. jahre später hat man sie dann wieder ins gleiche nlz geholt und war von seiner / dereb entwicklung so begeistert. und über die damalige falsche einschätzung hüllt man dann still und heimlich den mantel des schweigens.....

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    (Spruch eines amerikanischen Football Trainers)

  • @Entrenador
    In meinem fiktiven Beispiel, wäre klar warum der Spieler es nicht mehr schafft im Team zu bleiben. Er liegt seit längerer Zeit deutlich unter dem Niveau der Mannschaft und es gibt keine vernünftige Prognose die einen starken Leistungsschub erwarten lässt . Nicht nur auf Einschätzung des Trainers sondern auch durch die Auswertung von statistisch erhobenen standardisierten Daten und durch die Einschätzung Dritter.


    Solche Testmethoden sind aber nicht die Realität im Jugendfußball. Es gibt niemanden der über längere Zeit eine große Bandbreite an Jugendlichen beobachtet. Außerdem muss man sich auch darüber im klaren sein, dass je jünger ein Spieler ist, desto ungenauer wird jede mögliche Prognose.
    Stattdessen kommt in den meisten Fällen lediglich die Erfahrung und Gefühle einzelner Personen zu tragen. Diese sind sehr subjektiv und fehleranfällig. Wie schon beschrieben mit dem f-ling. Ich würde den verantwortlichen im NLZ nun keinen Vorwurf machen, schließlich können sie nur, egal wie sie arbeiten, maximal die Leistung des Spielers beurteilen und diese schien nicht gereicht zu haben um (Ich nehme an nach ca. einem Jahr Beobachtung) in die E übernommen zu werden. Aus welchen Gründen auch immer. Sie können nicht ahnen wie gut der Junge in 3-4 Jahren ist. Das ich NLZ Strukturen in diesem Alter obszön finde bleibt mal außen vor.



    im übrigen fallen mir gerade 3 spieler ein, denen man auch keine gute zukunft vorausgesagt hat und nicht von ihrem talent überzeugt war:


    Carlos Bacca , Dele Alli und Jamie Vardy.

    Hinzu kommt noch der allgemeine Fehlschluss, dass da etwas sei was man Talent nennen könnte.


    Talent oder Talentiert sind heutzutage Begriffe die nach erbrachter Leistung einem Individuum zugeordnet werden. Dann werden Verwechslungen angestellt und plötzlich war der Spieler von Anfang an Talentiert. Es ist absurd. Als ob es eine intrinsische Eigenschaft gäbe die einen Menschen grundsätzlich und von Anfang an besser in etwas macht als einen Anderen. Mir sind genetische Vor- und Nachteile in Sportarten was Körperbau etc betrifft bewusst. Ja, jetzt im nachhinein kann man vielleicht sagen Usain Bolt hat Talent fürs Sprinten, da er den perfekten Körperbau dafür hat, aber konnte man das auch schon sagen als er 7, 6 oder 2 Jahre alt war? Ich glaube wohl kaum.
    Der Begriff wird also entgegen der eigentlichen Bedeutung verwendet: Talent hat der der Leistung erbracht hat.
    Dabei müsste es doch heißen: Talent hat der, der noch Leistung erbringen wird. Nun hier steckt das Problem. Wir können nicht Wissen ob ein Spieler noch Leistung erbringen wird.


    Das ganze Geschwafel von dieser und jener Spieler hat Talent verwirrt nur Eltern und setzt Spieler zusätzlich unter druck.
    Die Eltern denken: "Mein Sohn hat Talent, also wird er noch großes vollbringen ", dabei wurde ihnen nur gesagt: "Ihr Sohn hat in der E-Jugend sehr gute Leistungen erbracht. "
    Die Spieler denken: "Ich habe Talent, also werde ich sehr gute Leistungen erbringen", wenn es dann nicht auf Anhieb klappt ist Frustration vorprogrammiert.
    Anders herum ist es übrigens nicht weniger schlimm. Der Gedanke: "Ich habe kein Talent und werde nie sehr gute Leistungen erbringen" klingt ganz schön blöd oder?
    Wenn man aber statt von Talent, von momentaner Leistung reden würde, da man diese ja auch meint, ergeben sich diese Probleme nicht. Es stellt sich auch nicht mehr die Frage, warum das "Talent" von Carlos Bacca , Dele Alli und Jamie Vardy nicht erkannt wurde. Nach den angebrachten Kriterien(Egal welcher Natur) hat die Leistung zum damaligen Zeitpunkt nicht ausgereicht. Man kann dann nur noch streiten ob diese Kriterien sinnvoll gewählt wurden.

  • Ich glaube, dass man Leistungsdruck in der F-Jugend nicht verhindern kann. Das ist traurig, aber es ist so. Wo kommt der Leistungsdruck her?
    Normaler Verein:
    - Mitspieler: die Kinder vergleichen sich schon untereinander; jeder möchte mit dem Besten oder einem der Besten zusammenspielen (könnt ihr überprüfen in dem ihr Mannschaften wählen lasst)
    - Eltern: reden über die Kinder und das hören die Kinder
    - Sozialisation: die Kinder lernen Leistungsdruck spätestens in der Schule kennen (wahrscheinlich schon zur Einschulung)
    - Gesellschaft: wie wird über Leistungsschwache gesprochen?; die Plätze 4-10 in der Welt sind kaum ein Thema in Deutschland
    - Trainer: lobt einen, wenn man etwas richtig macht
    Bundesligist/NLZ:
    - Selbstschutz: können nicht alle Kinder nehmen, das würde die Organisation sprengen
    - Erfolgswahrscheinlichkeit: wie viele Spieler schaffen es von der F-Jugend in die Bundesliga eines Vereins? Wenn das 5% sind, ist es wahrscheinlich viel.

  • Sorry, hier muss ich dazwischen grätschen: Wenn Kinder miteinander spielen und selbst Mannschaften zusammenstellen, dann geht es vor allem um eins: Gerechtigkeit. Wer mit den üblichen Begriffen aus der Erwachsenensicht agiert, der verwechselt das vielleicht mit Druckausübung, aber das ist es nicht. Da gibt es doch auch ein Buch, das hier im Forum vertrieben wird, oder?


    Und zum Thema NLZ: Hier haben die Verantwortlichen Gott sei Dank erkannt, dass die Kleinsten nicht in den Sog der Leistungsspirale gehören, und die NLZ bieten (zumindest hier bei uns) keine Jugend unter D mehr an. Und ich fände auch die D-Jugend als noch zu früh. Eigentlich sollte ein NLZ erst ab Ende der Schulpflicht, mit Beginn der Ausbildungszeit, auf dem höchsten Niveau einsetzen. Davor wäre ein Wirken im Freizeitsport kindgerechter. Wie auch immer das gestaltet werden kann.


    Und der Traienr lobt einen ja hoffentlich, wenn man etwas versucht, richtig zu machen.


    Bei den ganzen Eltern- und Gesellschaftsfragen bin ich d'accord.

  • Und zum Thema NLZ: Hier haben die Verantwortlichen Gott sei Dank erkannt, dass die Kleinsten nicht in den Sog der Leistungsspirale gehören, und die NLZ bieten (zumindest hier bei uns) keine Jugend unter D mehr an.

    Dann sind es keine Leistungszentren nach DFB-Definition...
    Sie MÜSSEN dafür mindestens eine Mannschaft im Grundlagenbereich haben. Sonst gibt´s keine Lizenz für den Club...
    http://s.bundesliga.de/assets/doc/120000/117224_original.pdf
    Siehe unter Nr. 2

  • Du hast recht, ich korrigiere mich, ich habe gerade unter fussball.de nachgeschaut. Sie pflegen noch genau EINE 7'er Mannschaft in E und F, statt wie früher drei oder vier. Denke mal, das ist der genannten Regel geschuldet. Aber egal, vermutlich ist der Grund auch rein finanziell, man hat wohl erkannt, das Kosten und Nutzen in den jungen Jahrgängen nicht im Verhältnis stehen.

  • Dann sind es keine Leistungszentren nach DFB-Definition...

    Papier ist geduldig und nicht immer ist alles wortwörtlich zu nehmen. Wenn du dir den Text genauer durchliest, dann wird er lediglich für den Bereich von der U16-U23 konkret. Im Bereich von der U 8 - U 11 wünscht man sich jeweils eine Mannschaft, aber mehr nicht! Da steht nix über die Maximal-Anzahl von Spielern pro Team und aus sonst nix. Nur eine kleine Grafik und ein paar wage Andeutung.


    Wenn man es wörtlich nehmen würde, so müßte z.B. Werder Bremen sofort die Lizenz für ihr NLZ entziehen weil sie gegen die Bedingung verstößt: Jeder Trainer des NLZ muß mindestens B-Lizenz haben. Entweder haben die U 8 - U 11 Trainer gar keine Lizenz oder lediglich die unterste C-Lizenz! Eigentlich beginnt hier erst ab der B-Jugend die konzentrierte Förderung.


    Aber der DFB ist seit einiger Zeit mit allen möglichen Dingen beschäftigt, sodass man sich nicht auch noch um die Kontrolle ihres Jugendbereichs kümmern kann. Das kommt erst dran, wenn Handlungsbedarf besteht (z.B. wenn unsere Nationalmannschaft in der Vorrunde oder im Viertelfinale rausfilegt)! Ansonsten sind es Dinge, die längst nicht alles als "Hauptabweichungen" eine weitre Lizenz des NLZ gefährden. Je nach Sichtweise der Vereinsverantwortlichen wird die U 8 - U 11 unter Image-Gesichtspunkten gesehen, wobei man hierbei dem DFB lokal die Förderverantwortung überträgt und mal als "Kindergarten" des NLZ, wo eine Mischung zwischen Spaß und Leistung stattfindet!

  • Also was ich hier teilweise lesen muss, läßt mir aus pädagogischer Sicht nur noch die Haare zu Berge stehen. Es geht hier um KLEINKINDER und nicht um Hochleistungs Mastvieh auf einem Industriehof...


    Leistungsfussball und auch nur Ansätze davon haben in der F-Jugend gar keinen Sinn! Allein wer sich mit der natürlichen Entwicklung eines Kindes beschäftigt, wird sehen wie schnell Kinder hier Entwicklungsschübe bekommen, die sich positiv oder auch negativ auf die Körperliche "Leistung" auswirken können. Das einzige was viele Trainer her schaffen, ist den kindern eine Aversion gegen Vereinsfussball zu verpassen...


    Was mir hier absolut fehlt ist das Wahrnehmen von Kindern als das was Sie sind : KINDER! Hier scheint der DFB, die Vereine und sehr häufig auch die Trainer komplett zu versagen. Die pädagogische Verantwortung den Kindern in Ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung gerecht zu werden. Es scheint so, als ob die Trainer nicht für die Kinder, sondern die Kinder für das Ego der Trainer und Eltern im Verein sind.

  • Es geht hier um KLEINKINDER und nicht um Hochleistungs Mastvieh auf einem Industriehof...



    Leistungsfussball und auch nur Ansätze davon haben in der F-Jugend gar keinen Sinn!

    Genau, um Kleinkinder geht es, aber man kann sehr gut beobachten das ab der F-Jugend alles anfängt. Heutzutage wollen selbst Kinder Erfolg haben. Das heißt , das sie in einem Verein gehen / wechseln der erfolgreicher ist als evtl der aktuelle wo man spielt. Und deshalb wollen auch die Vereine erfolgreiche Jugendteams haben, denn nur so bekommt man Nachwuchs.


    Ich kann gerne mal ein Beispiel nennen.
    Mein Sohn ist 9 Jahre, wird demnächst 10, selbst er sagt zu mir, was er in einem Verein soll, wenn man nur verliert, und in der Tabelle unten steht.


    Wenn Ich ihm dann sage, das doch erstmal Spaß im Vordergrund stehen sollte, dann antwortet er: Wenn Ich Spaß haben will, spiele ich draußen mit Kumpels, im Verein will ich Erfolg haben.


    Aber das ist halt der Lauf der Zeit.


    Hier scheint der DFB, die Vereine und sehr häufig auch die Trainer komplett zu versagen.

    Nicht unbedingt der DFB, sondern vielmehr die "kleinen"Vereine und deren Trainer (meist ja Väter).

  • das Wahrnehmen von Kindern

    Genau das fehlt Vielen. Das geschieht manchmal auch gar nicht bewusst schädigend, sondern eher unterbewusst. Das ist halt ein sehr schwieriges Thema...

    Hier scheint der DFB, die Vereine und sehr häufig auch die Trainer komplett zu versagen.

    Jo. Nicht alle über einen Kamm scheren. Unser Ausbilder (Trainer einer Senioren und D-Jugend) bei der C-Lizenz hat auch gemeint: Laßt die Kinder in G und F, Kinder sein. Die Ausbildung wie sie Erwachsene kennen, sollte erst später stattfinden. Einer der Sportskameraden hat dann aber ein Motiv ans Licht gebracht: "Naja, wenn ich schon in der F-Jugend, z.B. mit Taktik anfange, bin ich den anderen Teams ja vorraus. Und habe mehr Erfolg. Das bringt den Kindern ja auch was."


    Gruß,
    sb

  • Wenn Ich ihm dann sage, das doch erstmal Spaß im Vordergrund stehen sollte

    Kurze Nachfrage: Hast du nicht ein bisschen mehr Argumente für deinen Sohn?
    Wenn der Verein/Trainer wirklich nicht mehr hergibt, sollte dein Sohn ruhig wechseln. ;)


    Gruß,
    sb

  • Wenn Ich ihm dann sage, das doch erstmal Spaß im Vordergrund stehen sollte, dann antwortet er: Wenn Ich Spaß haben will, spiele ich draußen mit Kumpels, im Verein will ich Erfolg haben.

    Kinder probieren sich gerne aus und lernen dabei mit dem Erfolg und dem Mißerfolg umzugehen. Da macht es bei 9 - 10 Jährigen kaum einen Unterschied, ob sie mit Kumpels oder in ihrem Fussballteam stattfindet.


    Aber ich gebe dir vollkommen recht, dass es auch Kinder gibt, denen die Erfolgs zuhause so leicht gemacht werden, als das sie dies auch draußen erwarten! Reines Ergebnisdenken ist deshalb in dieser Altesgruppe eher selten.


    Wenn es jedoch nicht von ganz allein darauf kommt, dass Kumpels wie auch der Fussball weitaus mehr als ein 1 : 0 ist, dann lass ihn doch seine Erfahrungen machen und lass ihn ein Probetraining beim "Spitzenreiter" machen. Natürlich besteht das Risiko, dass man ihm dort sagt, er sei nicht gut genug fürs Team, aber auch das wird eine wichtige Erfahrung für ihn sein.


    Unsere Kinder bekommen meist das mit, was gar nicht für ihre Ohren bestimmt ist. Deshalb würde ich schon mal nachfragen, woher er diese oder jene Weisheit hat, um heraus zu bekommen, ob er gerade etwas aufgeschnappt hat oder ob er zu einer für ihn wichtigen Erkenntnis gelangt ist?

  • Genau, um Kleinkinder geht es, aber man kann sehr gut beobachten das ab der F-Jugend alles anfängt. Heutzutage wollen selbst Kinder Erfolg haben. Das heißt , das sie in einem Verein gehen / wechseln der erfolgreicher ist als evtl der aktuelle wo man spielt. Und deshalb wollen auch die Vereine erfolgreiche Jugendteams haben, denn nur so bekommt man Nachwuchs.


    Ich kann gerne mal ein Beispiel nennen.
    Mein Sohn ist 9 Jahre, wird demnächst 10, selbst er sagt zu mir, was er in einem Verein soll, wenn man nur verliert, und in der Tabelle unten steht.


    Wenn Ich ihm dann sage, das doch erstmal Spaß im Vordergrund stehen sollte, dann antwortet er: Wenn Ich Spaß haben will, spiele ich draußen mit Kumpels, im Verein will ich Erfolg haben.


    Nun ist Dein Sohn mit 9 Jahren dann aber schon in der E (?)... Da würde ich nicht mehr von Kleinkindern reden. (Noch zwei Jahre und die Pubertät geht los.)


    Natürlich sind es noch Kinder, aber ein gewisser Leistungs- (bzw. Erfolgs-)Gedanke spielt da selbstverständlich schon mit. Ob der Gedanke dann Richtung Vereinswechsel oder einfach nur besserer Mitspieler geht, würde ich da mal dahingestellt sein lassen.


    Meiner Meinung nach sollte man in der E dann schon eine Mischung aus Spass und Leistungsgedanken finden. Am Anfang natürlich noch mit überwiegend Spass. Aus Zucker sind die meisten Kinder in dem Alter aber auch nicht mehr und können durchaus auch dosierte Kritik ab.


    BTT: Bei den F-Junioren sollte der Leistungsdruck aber nicht zur Debatte stehen, obwohl es genug ehrgeizige Kinder (mit passenden Eltern) gibt, denen ein Sieg und die Tabelle wichtig sind...

  • Nun ist Dein Sohn mit 9 Jahren dann aber schon in der E (?)

    Ja, im Altjahrgang ab Sommer.

    BTT: Bei den F-Junioren sollte der Leistungsdruck aber nicht zur Debatte stehen, obwohl es genug ehrgeizige Kinder (mit passenden Eltern) gibt, denen ein Sieg und die Tabelle wichtig sind...

    Nicht nur die. Habe es selbst schon erlebt, das die Vereinsführung (JL etc) zum Trainer sagt (der dann "Kindgerecht trainieren wollte"), das man Erfolg sehen will, ansonsten könne er gehen.


    Wie ich aber schon oben geschrieben hatte, ohne Erfolg kommen weniger Neuanmeldungen, besonders wenn es in einer Stadt mehrere (5-6) Vereine gibt.

  • Nicht nur die. Habe es selbst schon erlebt, das die Vereinsführung (JL etc) zum Trainer sagt (der dann "Kindgerecht trainieren wollte"), das man Erfolg sehen will, ansonsten könne er gehen.

    Vielen Dank für soviel Ehrlichkeit. Denn diesen Satz muß man sich zunächst einmal auf der Zunge zergehen lassen! Denn er deutet auf den Trend hin, dass nicht nur in der 1. Seniorenmannschaft "Dorf-Bundesliga" gespielt wird, sondern nunmehr auch der Jugendbereich und dort sogar der Kinderfussball sich Ziele steckt, die konträr zu kindlichen Erwartungen stehen.


    Zwar mit ein paar hundert Jahren Verspätung scheint nunmehr die Schulverwaltung kapiert zu haben, das man nicht allein mit Zensuren (kommt von zensieren!) in den Zeugnissen das Leistungspotenzial eines Kindes beschrieben werden kann. Deshalb gibt es bereits Gebiete, wo der Leistungsdruck und der Spaß am Lernen durch eine individuelle Beschreibung ersetzt wurde.


    Beim Fussball scheint man indes eine Kehrtwendung in Richtung MIttelalter zu machen, wo das Kind wie ein kleiner Erwachsener schon früh an harte Arbeit gewöhnt werden soll. Denn nur die Besten sollen "überleben"! Um den Schrott sollen sich die Nachbarvereine kümmern. Deshalb sollen auch Kindertrainer an ihren Leistungen (Meisterschaft und Pokale) gemessen werden.


    Dort, wo im Kinderfussball ein Leistungsdruck für Kinder und Trainer erzeugt wird, sollten sich die Vereinsverantwortlichen etwas schämen. Aber auch die Eltern sollten ihr Gewissen prüfen, ob sie ihren Kindern wirklich damit etwas Gutes antun, wenn sie keinen Spaß mehr haben dürfen, sondern nur noch überall die Besten sein sollen!


    Natürlich wollen alle Kinder in diesem Alter von den Erwachsenen geliebt werden und würden dafür auch Alles tun! Aber die Antwort darauf wird folgen. Denn so, wie ihr mit euren Kindern umgeht, so werden sie eines Tages auch mit euch umgehen! Ob ihr das dann auch so toll findet, bleibt abzuwarten! Ein Mensch definiert sich nicht nach seinen Leistungen, sondern nach seinem Charakter! Wer ein Kind als Arschloch erzielt, der darf sich nicht wundern, später ein erwachsenes Monster zu sehen, dass keine Verwandten mehr kennt!

  • Mir ist dieses Thema jetzt im Gespräch mit einer befreundeten Mutter eines F-Jugendlers begegnet. Sie hat mir erzählt, dass ihr Sohn überlege, mit dem Fußball aufzuhören. Er fühle sich – so ihre Mutmaßung – wohl "nicht gut genug". Wie kann es sein, dass sich bei einem Kind, das in einer eigtl. sehr erfolgreichen Mannschaft spielt, so ein Gefühl einstellt?


    a) Druck von Eltern? Nein, ganz bestimmt nicht. Jedenfalls nicht den eigenen! Aber natürlich gibt es so etwas, wie eine "Gesamtstimmung" und die ist schon anspruchsvoll. Das kommt daher, dass die Mannschaft sehr erfolgreich war/ist. Beim entscheidenden Meisterschaftsspiel (das am Ende sehr klar verloren wurde), wurde beispielsweise sehr auf den Schiri geschimpft, was ich unangemessen fand. Aber das zeigt ja auch, dass für die Eltern ihre Kinder in erster Linie kleine Superhelden sind. Die Schuld wird tendenziell eher woanders gesucht, und schon eher beim Trainer als bei den Kindern. Unsere Kinder sind doch für uns Eltern per se mehr als "gut genug"! Dazu kommt bei uns als Dorfverein ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl, das auch besondere Rücksichtnahme mit sich bringt.


    b) Druck von Mitspielern? Ich denke, das sollte man prinzipiell nicht unterschätzen, denn Kinder merken sehr schnell, wer etwas kann und wer nicht. Und Kinder sind da sehr viel direkter (und härter) als wir Erwachsenen. Im konkreten Fall kann ich nicht beurteilen, inwieweit dieser Faktor eine Rolle spielt. Aber ich weiß, dass der betreffende Spieler in seinem Team voll integriert ist.


    c) Druck von Trainern? Die beiden Trainer unserer F-Jugend – beide Spieler-Papas – sind bestimmt sehr ehrgeizig. Mit ihrer Mannschaft haben sie als G-Jugend alles abgeräumt, was bei uns an Pokalen abzuräumen ist. Letztes Jahr waren sie Kreismeister. Da ihr Training zeitgleich mit dem unserer Jungs stattfindet, kann ich dazu auch etwas sagen. Da ist sicher – um es mal so zu sagen – Zug drin. Aber es kann ja nicht im Interesse der Trainer sein, seine Spieler "runterzumachen" bzw. ihnen das Gefühl zu vermitteln, "nicht gut genug" zu sein.


    d) Druck durch das DFB-System? Es fanden jetzt im Saisonendspurt die Sichtungsspiele statt. Der betreffende Spieler ist auch gesichtet, aber nicht für gut genug für die Auswahlmannschaft befunden worden. Da taucht es auf jeden Fall auf, "nicht gut genug". Dieser DFB mit diesen so tollen DFB-Standards und Elite-Programm und Fairplayliga und was weiß ich, trägt durch diesen totalen Sichtungsterror – ich nenne das mal etwas provokativ so – m.E. nicht unerheblich zum Druck im Kessel für Fußballkinder bei. Ich frage mich schon, ob das Sichtungssystem nicht etwas zurückhaltender funktionieren könnte!?

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Ja, denke schon. Es geht um ein zusätzliches Trainingsangebot mit zusätzlichen Spielen/Turnieren mit der Auswahl.


    Die Spieler waren zu zwei Trainingseinheiten eingeladen worden, mussten dazu also extra "anreisen" und es hat einen "Vorspielcharakter".

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)