Muss ein sehr guter Spieler in eine sehr gute Mannschaft, um voranzukommen?

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  • Wusste nicht genau, wo ichs einordnen sollte, deswegen ist es hier.


    Ich plaudere mal ein bisschen aus dem Nähkästchen. Ich war als Spieler immer recht gut, aber etwas dicklich. Habe mit vielen Spielern zusammengespielt, die wirklich klasse hatten.
    Einige sind dauerhaft bei uns im Dorfverein geblieben und regelmäßig deutlich rausgestochen nach oben. Und zählen heute als Aktive immer noch zu den besten Spielern.
    Andere sind gewechselt und haben höher gespielt, sind nun wieder zurück und spielen einfach Scheiße, da spiele mittlerweile ich 5 Klassen besser (nur am Rande). Aber auch (sehr) gute dabei.
    Ich frage mich: Hätte man bei den jeweilig anderen Möglichkeiten die gleiche Entwicklung durchgemacht? Inwiefern haben da Trainer, die Mannschaft Einfluss auf die Entwicklung?
    Muss man als sehr guter Spieler wirklich in eine hochklassig spielende Mannschaft? Oder kann man auch als deutlich bester einer Kreisligamannschaft sich zu einem super Spieler entwickeln, so wie es meine Kollegen gemacht haben?


    Ich glaube @Andre hatte da mal was zu seinen Söhnen geschrieben, deswege verlinke ich dich mal hier. Hoffe du nimmst es mir nicht übel ;)

  • Ich glaube, das aller wichtigste ist, dass man Spielpraxis bekommt! Ohne Spielpraxis wird man eigentlich nicht so entscheidend besser. Wenn man "schlecht" ist und nur in der Kreisligamannschaft spielen kann, dann kriegt man dort Spielpraxis, verbessert sich und kann danach in eine höhere Mannschaft wechseln.


    Wenn man jetzt automatisch schon in eine höhere Mannschaft gewechselt ist, damit man besser Teamkollegen hat und bessere Trainer etc. Dann ist dies genau ein entscheidender Fehler, wenn man dort nicht genügend Spielpraxis bekommt! Du musst ja bedenken, dass man die ganze Zeit übt und zwar eigentlich für die Herrenmannschaften. Wenn du dort in deiner "Übungsphase" nicht spielst, dann wirst du immer schlechter, bzw wirst nicht besser und die Anderen verbessern sich. Also wirst du wohlmöglich in einer Leistungsmannschaft, die dich nicht regelmäßig spielen lässt vllt sogar rausgeworfen :o


    Das sind so meine Gedanken zum Thema :)

  • Klar, man lernt das Spiel durch spielen, aber dennoch ist es schon ein Unterschied, wo man spielt.
    Schon allein im Training, aber auch im Wettspiel, wird man in den höherklassigen Mannschaften deutlich mehr gefordert, man muss schneller bessere Entscheidungen treffen.
    Deshalb bin ich der Meinung, dass man in besseren Mannschaften mehr lernt, man sollte sich aber auch eingestehen, wenn man (noch) nicht mithalten kann, und das kann wahrscheinlich fast niemand, könnte ich wahrscheinlich auch nicht..


    Wichtig ist natürlich auch der Trainer. Man meint oft, das in den höheren Klassen die besseren Trainer aktiv sind, dies ist aber bei weitem nicht immer so, wenn man dort einen nicht so guten abbekommt, wirft das natürlich auch zurück..

  • Andere sind gewechselt und haben höher gespielt, sind nun wieder zurück und spielen einfach Scheiße, da spiele mittlerweile ich 5 Klassen besser (nur am Rande).

    Für so einen Satz zahlt man normalerweise eine Lokalrunde, wenn da nicht noch der Nachsatz: "Aber auch (sehr) gute dabei" das Ganze in Relation gesetzt hätte.


    Es wurde ja bereits viel über Talent als Grund zum Wechsel in höher spielende Vereine diskutiert. Doch irgendwann ist bei fast allen Spielern der Level erreicht, indem Talent allein nicht mehr zählt, sondern eine Leistungssteigerung nur noch über ein hoches Maß an Eigenmotivation möglich ist. Über den Wechsel in andere Vereine haben meist die Eltern des Talents entschieden, die Eigenmotivation läßt sich jedoch nur dann positiv durch sie gestalten, wenn der Spaß am Fussball weiterhin vorhanden ist und die Leistungsansprüche des Vereins sich mit den Erwartungen des Talents decken.


    Obwohl "der Zug für die Meisten irgendwann abgefahren ist", weil sich Andere (nicht selten später gewechselte Spieler) besser entwickeln, verbleiben viele Spieler noch eine zeitlang im höherklassigen Verein, wo sie fast nur noch den Platz auf der Reservebank warm halten.
    Wenn dann diese Spieler irgendwann zum Heimatverein zurück kehren, dann fehlt ihnen nicht nur die Spielpraxis, sie müssen auch ein zweites mal den Spaß am Fussball finden, um wieder Spaß an den eigenen Leistungen zu entdecken. Manche schaffen es, zumindest weitgehend an frühere Leistungen anzuknüpfen, wenn sie durch ihr wiedergewonnenes soziales Umfeld neues Selbstbewußtsein finden, andere kicken nur noch 1 - 2 Jahre im Heimatverein, weil sie für sich nun keinerlei Leistungsansprüche mehr stellen wollen, sondern nur noch ein wenig aus Spaß mit Kumpels in unteren Ligen kicken wollen, bis sie durch Ausbildung, Beruf und Familiengründung wichtigere Interessen für sich entdecken.

  • Für so einen Satz zahlt man normalerweise eine Lokalrunde, wenn da nicht noch der Nachsatz: "Aber auch (sehr) gute dabei" das Ganze in Relation gesetzt hätte.

    Klar, aber der Neuankömmling sitzt auf der Bank und ich spiele. Daher der Vergleich, der natürlich hinkt und den man nicht generalisieren darf. Aber trotzdem ein FIngerzeig "Ich habe nie höherklassig gespielt (bin seit 12 Jahren in demselben Verein) und mache denen was vor, die höchste Klasse im Landesverband gespielt haben. Also es geht auch anders!


    Doch irgendwann ist bei fast allen Spielern der Level erreicht, indem Talent allein nicht mehr zählt, sondern eine Leistungssteigerung nur noch über ein hoches Maß an Eigenmotivation möglich ist.

    Wo siehst du hier die Rolle des Trainers und der Mannschaft? Wenn sich Spieler X wohlfühlt, aber regelmßig krass nach oben raussticht, dann macht doch der Wechsel nach noben wenig Sinn, wenn ich deinen Ausführungen folge. oder? Also ist Motivation und Fleiß doch wichtiger als Talent? Und ab welchem Zeitpunkt ist diese Schwelle erreicht?


    TW-Trainer: Dein letzter Absatz gefällt mir auch sehr gut, da fallen mir so sprichwörtlich die Schuppen von den Augen. Ich lese deine Beiträge generell gerne. Also ist es so, dass sich Spieler auch in schwächeren Mannschaften gut entwickeln können, wenn sie Spaß am Fußball haben. Ich habe nämlich auch einen phantastischen Spieler, der zu mir zurückgekommen ist und damit 4 Ligen runter gewechselt ist. Und wie du sagts, der hat seinen Spaß wiedergefunden. Natürlich kommen da auch immer die Anfragen von oben. Aber im Moment ist da wenig Lust von seiner Seite.

  • Diese Frage kann dir niemand vernünftig beantworten. Da sind wir beim klassischen Problem der Sozialwissenschaften, dass es so viele Einflussfaktoren gibt, dass kein Mensch sagen kann, was genau zu was führt. Man kann halt auch keine Experimentalbedingungen herstellen, dazu eignen sich menschliche Leben nicht so sehr. Was bleibt sind halt Spekulationen, idealerweise begründete und persönliche Erfahrungen.

  • Bin der Meinung von TW-Trainer...wer einmal in einem höherklassigen Verein war und dann wieder zurück muss, weil irgendwas nicht gepasst hat, hat ein Motivationsproblem...Nicht selten beenden sogar Jugendspieler ihre fussballerische "kurze Karriere" weil sie sich unterklassiger nicht mehr motivieren wollen oder können.


    Jetzt noch etwas provokantes: Objektiv betrachtet gibt es im Aktivenbereich einer Kreisliga keine "super Spieler". Das ist ein Widerspruch in sich. Bezogen auf das Niveau einer Kreisliga mag der Satz ja wieder stimmen.


    Sonnige Grüße
    DTV

  • @raicoon


    Eine positive Entwicklung ist nur dann möglich, wenn sich das Talent gleichzeitig in der neuen Umgebung wohlfühlt. Eine Eigenmotivation kann deshalb nicht von langer Dauer sein, wenn lediglich tägliches "Abliefern" von Leistungen erwartet wird, wobei die Maßstäbe so hoch gesetzt werden, als dass es jeweils nur unter äußersten körperlichen und mentalen Anstrengungen möglich ist. Je weiter die Fremdsteuerung einen festen Platz im Ich-Verständnis einnehmen, je weniger wird der Erfolg unabhängig vom Umfeld wahrgenommen. D.h. das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Talent, Mannschaft und Trainer nimmt soweit zu, was aber nur solange als gewollt empfunden wird, wie die eigenen Leistungen die Erwartungen anderer übertrifft. Bleib dieses Lob aus, sinkt im gleichen Maße die Eigenmotivation. Nur, wenn man erkennt, dass man selbst ein Teil dieses Problems ist, kann eine gute Lösung gelingen.


    Natürlich ist eine Entwicklung sehr selten linear, weshalb es durchaus "Wartepausen" geben darf. Allerdings läßt unser Ausbildungssystem dies so gar nicht zu, weil man jederzeit damit rechnen muß, ausgetauscht zu werden! Diese Angst kann eine junge Seele soweit auffressen, als das von einem Tag auf dem Anderen die Fussballschuhe an den Nagel gehängt werden, weil man die Nase gestrichen voll hat von Leuten, die stets Andere zu Leistungen treiben wollen, ohne jedoch selbst die Geduld zu haben und die Verantwortung allein den Talenten in die Schuhe schiebt.


    @Talentfreier Vater
    Weil nur selten der Zufall Pate steht, wenn ein durch irgendwelche Umstände durchs Raster gefallene Talent weiterhin seinen Spaß auf Kreisebene beim Fussball hat, ist es schwierig darüber ein Gesamturteil zu treffen. Würde man hier systematisch im Rahmen des normalen Ligabetriebs regelmäßig sichten, so könnte das Auge des Fachmanns auch hier durchaus auf "Rohdiamenten" treffen, die jedoch erst noch einige Zeit durch gutes Training zu weitaus höheren Leistungsherausforderungen geschliffen werden müssen.


    Ich weiß nicht, ob es korrekt ist, diese "Rohdiamanten" als "Spätentwickler" zu bezeichnen, nur weil sie zu bescheiden waren, schon früh auf sich aufmerksam zu machen? Wenn ich genügend Zeit hätte, dann wäre ich fast sicher, in jedem 5.ten Kreisligaverein ein Talent zu entdecken, welches eine weitere Förderung verdient hätte.


    Unser Sichtungssystem ähnelt jedoch dem Suchen einer Stecknadel im Heuhaufen, weshalb wir nur im guten Glauben sein können, uns die Richtigen und die Besten ausgesucht zu haben. Auch glauben wir stets richtig gehandelt zu haben, wenn wir einem früheren Talent zu bedeuten geben, dass er seinen Level erreicht hat, wenngleich dieser seinen Weg als noch nicht zuende gegangen bezeichnet.


    Es ist immer schwierig dort, wo nicht alle mitmachen dürfen, ein qualitativ hochwertiges Urteil zu finden. Denn meist schaffen es die Talente, die man zu Beginn noch gar nicht auf der Rechnung hatte. Weil jedoch der Erfolg immer viele Väter hat, während sich niemand für Mißerfolge verantwortlich fühlt, werden die Ursachen der Mißerfolge weitgehend im Nebel der Ungewissheit gehalten. Denn eigene Fehler werden doch eher als Kavaliersdelikte bezeichnet, weil es sich darüber sehr viel ruhiger schlafen läßt.


    Die Frage, wo die bestmögliche Entwicklung möglich ist, läßt sich also gar nicht eindeutig beantworten, weil wie bereits festgestellt, im wesentlichen Maße auch die Umfeldfaktoren eine Rolle spielen. Sind sie im Leistungsverein gut, dann ist hier sicher auch eine bessere Entwicklung zu erwarten als beim gleichguten Heimatverein im Breitensportbereich. Das Problem des Leistungsfussballs ist es jedoch, bereits früh und in sehr starkem Maße eine Konkurrenzsituation auf die Spieler zu projezieren, wobei die eigene Leistung bereits dadurch hervorgehoben werden kann, wenn man die des Mitspielers negativ beeinflussen kann.
    Wenn man jedoch eine sehr viel bessere Methode wüßte, dann würde man sie längst einsetzen. So aber hilft man sich stets den Weg des kleineren Übels zu finden, bei dem man nur mit Sicherheit im Nachhinein sagen kann, ob und wie weit die Leistungsskala gereicht hat! Da ist es schwer belastbare Erkenntnisse zu gewinnen, wenn gerade mal 0,5 % aller DFB-Stützpunktspieler später mal (und sei es auch nur für 1 Spiel) den Weg in den Profifussball finden. Genauere Messungen unterhalb der 3. Liga gibt es ohnehin kaum, weshalb gerade hier Tür und Tor von Spekulationen möglich sind.


    Mag sein, dass jeder seines Glückes Schmied ist! Aber das wichtigste ist doch, sein persönliches Glück beim Fussball (nicht das der Anderen) zu finden! Vielleicht, um sich später einmal zu sagen: Junge das hast du verdammt richtig gemacht, unabhängig vom Grad der eingegangenen Wagnis! Denn wenn weder Mut noch Angst die richtigen Ratgeber sind, dann hat die Ratio als Teil der Entscheidung immer auch einen Platz im Herzen!

  • @TW-Trainer
    Ich hatte meinen Spieler ja auch weiter beim Leistungsverein verfolgt und auch mit dessen Trainer und Eltern verstehe ich mich gut. Aber das von dir erklärte traf sowas von zu, hinzu kam noch körperliches Unwohlsein im Alltag, was wohl auch daher rührt. Zudem glaube ich nicht, dass er vom Typ in die Mannschaft gepasst hat, fußballerisch ist er nach wie vor sehr sehr stark. Jetzt spielt er wieder bei mir, wie gesagt. Und natürlich hat er dort öfter mal auf der Bank gesessen und nicht gespielt, weil sich andere besser und schneller entwickelt haben (ist auch ein spätgeborener, der meine, Stichwort: relativer Alterseffekt).
    Nur der Kerl lebt Fußball absolut, der kommt immer als erster. Aber auch einer, der sich heimisch fühlen muss. Und natürlich will ich als Trainer das beste für ihn, aber zu welchem Preis?


    @Talentfreier Vater
    Motivation ist das eine, Können das andere. Im Leistungsbereich wirst du halt schnell mal ausgetauscht, wenn es nicht läuft, da kannst du anfänglich noch so viel Motivation haben...

  • Viele mögliche Topspieler bleiben unerkannt.


    Viele mögliche Topspieler sind weder beim Fußball noch sonst wo.


    Viele erkannte Topspieler blieben im Verein, weil...sie keine Lust auf mehr hatten.


    Manche von denen hatten/haben soviel Qualität, dass sie den geförderten erkannten Topspieler auf einem Zweieurostück ausspielen


    Manche mögliche Topspieler wurden nicht angesprochen, weil sie ein vermeidliches Defizit hatten, was dem Sichtenden nicht passte, Z.B. ...zu dick, zu langsam in der Entscheidung, Spielübersicht, Intelligenz...was weiss ich.


    Manche Kreisligateams sind in der Lage, es höher spielenden Teams sehr schwer zu machen.
    Hierbei bleiben manche hinter ihren spielerischen und taktischen Möglichkeiten, weil Trainer es nicht drauf haben...

  • Zudem glaube ich nicht, dass er vom Typ in die Mannschaft gepasst hat, fußballerisch ist er nach wie vor sehr sehr stark.

    Zwischenmenschliche Beziehungen sind deshalb wichtig, weil Fussball im Kopf beginnt. Wenn sich dort eine große mentale Barriere (Freund/Feindbild) aufgebaut hat, dann läuft fast gar nichts mehr, weil man sich nicht mehr in der Mannschaft zurecht findet. Auch dort, wo sich die Trainer "die Klinke in die Hand geben" sind solche Leistungsschwankungen möglich, weil heute fast alles falsch sein kann, was gestern noch als richtig angesehen wurde.


    Mir ist ein Fall bekannt, in der ein ehemaliger DFB-Jugend-Nationalmannschaftsteilnehmer deshalb nun in der 1. Kreisklasse spielt, weil er sich mit seinem Ex-Trainer/Verein so überworfen hat, als dass alles Andere als ein bißchen unter Freunden kicken gar nicht mehr in Betracht kommt.


    Hier wurde schon sehr früh alles auf eine Karte gesetzt. Jetzt sportliche Schritt gelang zunächst mit Bravour, bis es plötzlich nicht mehr weiter ging. Denn urplötzlich kam starke Konkurrenz von außen und es veränderte sich das Leistungsgefüge von heute auf morgen. Was gestern in den Schoß viel, erschien heute nur noch mit allergrößter Mühe erreichbar. Anstatt diese Herausforderung anzunehmen, wurde auf Trotz umgeschaltet, weil ein Plan B fehlte.


    Sich mit Traner/Verein zu überwerfen, dass passiert öfter als man denkt - irgendwann will niemand mehr zurückstecken, nach einem Kompromiß zu suchen und es geht nur noch darum, wer Recht behält.


    Leider machen sich Außenstehende häufig gar kein Bild von dieser Art des Fussballalltags, in der sich Dritte über einen längeren Zeitraum um die "Freizeitgestaltung" so intensiv kümmern, als das man hier nicht mehr von einer ganz normalen Sozialisation sprechen kann. Es heißt zwar im Jaron: "Kinder stark machen", aber das darf nicht schon in der frühen Jugend wieder aufhören, indem man den Wert eines jungen Menschen nur noch auf sein Leistungsvermögen im Fussball reduziert. Für mich wäre das ein sehr wichtiger Entscheidungsfaktor, denn es gibt ein Leben vor, während und nach dem Fussball! Leider wird allzuhäufig versucht, den Moment des höchsten Glücks in eine Ewigkeit zu bannen, die es nicht gibt und auch nicht geben kann!

  • Manche von denen hatten/haben soviel Qualität, dass sie den geförderten erkannten Topspieler auf einem Zweieurostück ausspielen

    Aber dann passt es bspw. körperlich nicht und du bist raus. Da werden bei uns in der Nähe gute Spieler aus dem Leistungsverein gekickt, weil sich dem körperlichen Profil des Trainers nicht entsprechen..

    Viele erkannte Topspieler blieben im Verein, weil...sie keine Lust auf mehr hatten.

    ...oder kommen wie in meinem Fall wieder zurück, weil sie nicht auf Leistung pochen...



    Es heißt zwar im Jaron: "Kinder stark machen", aber das darf nicht schon in der frühen Jugend wieder aufhören, indem man den Wert eines jungen Menschen nur noch auf sein Leistungsvermögen im Fussball reduziert.

    Aber genau das passiert doch im Leistungsfußball, würde man deswegen evt Spielern raten, in den oberen Amateurbereich zurückzugehen um den Spaß wieder von neu auf zu bekommen? Weil auch hier kommen dann direkt Gespräche wie "Der hat das nicht gepackt, sonst wäre er ja geblieben". Die erste Bemerkung geht immer über die Leistung. Habe noch nie Außenstehende gehört "Der passt da menschlich nicht rein", dieser BEreich wird meiner Meinung nach viel zu oft ausgeblendet...

  • Weil auch hier kommen dann direkt Gespräche wie "Der hat das nicht gepackt, sonst wäre er ja geblieben". Die erste Bemerkung geht immer über die Leistung. Habe noch nie Außenstehende gehört "Der passt da menschlich nicht rein", dieser BEreich wird meiner Meinung nach viel zu oft ausgeblendet...

    Man sollte nicht zu viel Zeit damit verschwenden darüber nachzudenken, was Andere wohl darüber denken mögen, sondern stets bemüht sein, die Entscheidungen im eigenen Interesse zu treffen. Häufig haben diese Äußerungen Dritter die Halbwertzeit einer Tageszeitung, die schon morgen nur noch dazu taugt, sich den Hintern damit abzuwischen!


    Dennoch muß ich dir recht geben, dass es in unsere Gesellschaft einen starken Gruppen- und Meinungswang gibt, dem man sich nur ungern entzieht! Doch was macht man, wenn es nicht (mehr) passt? Man wartet eine Zeit ab, weil sich das Rad vielleicht da ändert. Schließlich könnten Leistungsträger in höherklassige Vereine wechseln oder ein neues Trainerteam andere Ansprüche stellen, denen man eher gerecht werden kann? Doch irgendwann ist die Geduld vorbei und es braucht Entscheidungen, deren Gründe allein die Beteiligten etwas angehen!


    Genau deshalb, weil die Gründe selten außerhalb des engsten Umfeld bekannt sind, sucht man eine Begründung auf der Leistungsschiene. Die kommt dann leider auch noch häufig von selbsternannten Fachleuten mit "Fernseh-Bundestrainer-Lizenz"!


    Allerdings gibt es noch ein weiteres Konfliktfeld. So kann es manchmal zwischen Trainer und Talent durchaus passen, jedoch kracht es regelmäßig zwischen Trainer und den Eltern des Talents. Denn schnell ist die Sonderstellung des Kinders zum Normalfall geworden, weshalb Eltern glauben, in diese oder jede Richtung nachhelfen zu müssen, um für sich oder vor Freunden regelmäßig Nachrichten zu haben, die den Stolz auf das Kind erhöhen. Doch dieser emothionale Kick kann irgendwann auch als Schuß nach hinten losgehen. Dann nämlich, wenn der Trainer sagt: "Bitte nehmen Sie ihr Kind mit, weil sie durch ihr Verhalten große Unruhe in die Mannschaft bringen." Ja, dass gibts auch! Allerdings seltener als die Eltern, die das Talent ihrer Kinder viel zu hoch einschätzen und es deshalb wie Sauer Bier überall anbieten, ohne sich im geringsten darüber Gedanken zu machen, dass bei jeder Absage die Angst des Kindes vor dem Versagen steigt!

  • Schließlich könnten Leistungsträger in höherklassige Vereine wechseln oder ein neues Trainerteam andere Ansprüche stellen, denen man eher gerecht werden kann? Doch irgendwann ist die Geduld vorbei und es braucht Entscheidungen, deren Gründe allein die Beteiligten etwas angehen!

    Ich kenne auch viele, die als Leistungsträger in unterklassigen Vereinen absolut nicht höherklassig wechseln wollten, obwohl die Angebote da waren. Und die entwickeln und entwickelten sich zum Teil auch richtig prima, auch ohne höherklassig gespielt zu haben. Sind halt dann nicht (mehr) die Teamspieler in ihren Mannschaften, sondern werden immer gesucht. Aber die haben und hatten auch wenig Lust, zu viel in den Fußball zu investieren oder beispielsweise auf Fast-Food verzichten zu müssen...Da greift der Fußball ja weit ins Privatleben rein, und meistens wird das auch noch ohne Bedenken akzeptiert...

    Allerdings seltener als die Eltern, die das Talent ihrer Kinder viel zu hoch einschätzen und es deshalb wie Sauer Bier überall anbieten, ohne sich im geringsten darüber Gedanken zu machen, dass bei jeder Absage die Angst des Kindes vor dem Versagen steigt!

    Ohje, da kenn ich auch einige Beispiele... ich muss dann immer an folgende videos denken: Erfolgsdenken

  • Um meinen Top-Spieler mache ich mir auch Sorgen. Er ist meilenweit entfernt vom Zweitstärksten Spieler. Im Team haben wir eine krasse Binnendifferenzierung mit vielen zu jungen Kindern und wir werden meist vermöbelt. Alle verlangen/erwarten von unserem Star oft, dass er die Kohlen aus dem Feuer holt und ich merke wie diese Last auf seinen Schultern drückt. Oft weint er weil er sich fragt warum seine Kollegen so schlecht spielen. Ich suche nach einem guten Platz für ihn, aber seine drei dicksten Kumpels sind mit in meinem Team. Auch sein Bruder. Er will nicht weg. Mein aktueller Ansatz ist: ich versuche mein Team zu verstärken. Leider klappt das nur bedingt - Alle Optionen wollen auch bei ihren Kumpels bleiben. Es ist zum verzweifeln.

  • raicoon;
    ich glaube du würdest gerne lesen das es anders ist als in deiner Frage formuliert, das man "unterklassig" trainieren kann und morgen ein "Star" ist.
    Diese Hoffnung habe ich irgendwie auch, was meinen Sohn betrifft (ich rede hier aber nur von max. Guter Unterklasse bis untere Mittelklasse in einem Bundesland von Österreich),da er bei mir in der Mannschaft trainiert und wir weit unterklassig spielen.
    Andere Jungs (von Gegnern) trainieren schon Jahre in diversen Leistungszentren, Auswahlen
    oder einfach in besseren Mannschaften und dennoch hoffe ich das er trotzdem irgendwann mal auf einem ähnlich hohen Niveau von diesen Jungs spielt.
    Aber wie @TW-Trainer schon sagte ist Talent nur ein Teil vom dem Ganzen.


    Ich glaube deine Frage beantwortet sich von selbst; ja er muss in einer sehr guten Mannschaft trainieren damit er sehr gut wird, denn keiner der Stars
    die wir alle kennen spielt in irgendeinem Dorfverein.
    Auch wenn es dort verkannte Talente gibt, keine Frage, kommen sie dennoch erst weiter/raus wenn sie höherklassiger werden.
    Kann nicht anders sein, ansonsten würden sich ja junge Topstars wie z.B. David Alaba nicht so toll weiterentwickeln
    Es kann ja auch ein Prozess über mehrere Etappen sein..


    lg

  • Ich möchte die Frage mal etwas umformulieren: Muss ein gute Spieler vorankommen? Trainer neigen gern dazu, Spieler "besser" machen zu wollen. Und für viele ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ihre Spieler so hoch wie möglich spielen sollen. Ich vergleiche das mit dem hergebrachten Bild der beruflichen Karriere. Meine Generation wurde zumindest noch so erzogen, beruflich das Maximum zu erreichen. Die Zeiten haben sich aber geändert, vielen Menschen ist die Karriere nicht mehr alles im Leben. Und genauso ändern sich auch Sichtweisen von Fußballern. Statt 2-3 Ligen höher zu spielen und den damit verbundenen Aufwand in Kauf zu nehmen, bleiben sie halt lieber bei ihren Kumpels. Wer kann denn beurteilen, welcher Weg der richtige ist? Doch wohl nur der Spieler selbst. Schließlich ist er es, der sich später einmal darüber ärgert, weil er es nicht versucht hat. Oder der sich darüber ärgert, Jahre seiner Jugend "geopfert" zu haben, um am Ende doch wieder mit seinen Kumpels zu kicken. Oder der sagen kann, dass es richtig war, wie er gehandelt hat.
    Wenn ein Spieler in seinem Umfeld glücklich ist und dort gute Leistungen bringt, dann sollte er nur zu einer "besseren" Mannschaft wechseln, wenn er es auch wirklich möchte und nicht nur weil Mama, Papa und irgendwelche Trainer es ihm einreden.
    Die Aussage

    Andere sind gewechselt und haben höher gespielt, sind nun wieder zurück und spielen einfach Scheiße,

    möchte ich noch kurz kommentieren. Mitunter ist es so, dass an solche Spieler Anforderungen gestellt werden, die sie nicht erfüllen können. Teilweise liegt es an ihnen selbst, teilweise am Umfeld. Es ist eine enorme Umstellung, in einem Team 2 oder 3 Klassen tiefer zu spielen. Über Jahre hinweg eingespielte taktische Abläufe funktionieren nicht mehr, weil die Mitspieler nicht auf dem Stand sind. Hinzu kommen häufig technische Mängel, die ein Spiel auf dem bisherigen Niveau nicht mehr zu lassen.

  • @Grätsche


    Sich wohlzufühlen ist ebenfalls ein ganz wichtiger Aspekt, denn "Ruhm und Ehre" (nach dem Wechsel ins höherklassige Team) nutzen sich schnell ab. Da muß auch die Erwartung "im Alltag" stimmen, sonst nimmt die phasenweise Rükkehr (Zweifel an der Entscheidung, innerliche Abkehr, Wille zur Veränderung) oder eine abrupte Beendigung der sportlichen Karriere seinen Lauf.


    Aber sind nicht die Kinder in diesem Prozeß fast immer die Getriebenen ihrer Umgebung? Wollen Trainer/Eltern auf dem Rücken des Kindes einen Ruhm nachholen, indem sie den Erfolg des Kindes mit ihrem (vermeintlichen) Erfolg gleichsetzen?


    Zu Spüren bekommt die 'Entscheidung jedoch als Erstes die Kinder! Denn die Erwachsenen (Trainer/Eltern) sagten ihm nur das, was er gerne hören wollte. Dass er sich dafür tagtäglich besonders anstrengen muß, dass er in jedem Spiel "abliefern" soll, davon war zunächst gar nicht so die Rede.


    Ein "Wohlfühlspektrum" sollte jedoch immer eine Bandbreite zur Verfügung stellen, dass es einem Kind auch dann ermöglicht, sich wohlzufühlen, wenn es mal Schwierigkeiten gibt. Mag es die Schule, mag es das Elternhaus oder der Freundeskreis sein, weshalb es sich ein offenes Ohr bei seinen Kumpels und dem Trainer wünscht?


    Gibt es nur Leistung und keine Rücksicht auf eine Veränderung, dass kann Wohlfühlen schnell zu einem Zwangserlebnis werden, aus dem man gerne ausbrechen möchte, wenn es denn so einfach möglich wäre.
    Es ist zwar schön, wenn wir uns wieder in einigen Wochen über herausragende Leistungen bei der EM freuen dürfen, aber wir sollten deshalb nicht die Schattenseiten vernachlässigen oder sie gar zu verdrängen suchen.


    Denn weil sie auch dazu gehören, sollten wir uns ihnen stellen und mit unseren Kindern gemeinsam durch Dick und Dünn gehen, statt nur ihr Bestes allein zu wollen!

  • Muss ein gute Spieler vorankommen?

    Auch ein schöner Aspekt, könnte man bestimmt auch gut diskutieren. Solange der Spieler es will, immer. Aber in welchem Ausmaß da wirklich die Interessen des Kindes gelten, sei mal dahingestellt. Vor allem, wenn wie von TW-Trainer angesprochen, die Eltern ihren verpassten Ruhm nachholen wollen. Dennoch glaube ich nicht, dass der irgendwann sagt: "Nein, jetzt bin ich gut genug, das reicht mir" Irgendwas gibt es immer zu verbessern.



    Sich wohlzufühlen ist ebenfalls ein ganz wichtiger Aspekt, denn "Ruhm und Ehre" (nach dem Wechsel ins höherklassige Team) nutzen sich schnell ab. Da muß auch die Erwartung "im Alltag" stimmen, sonst nimmt die phasenweise Rükkehr (Zweifel an der Entscheidung, innerliche Abkehr, Wille zur Veränderung) oder eine abrupte Beendigung der sportlichen Karriere seinen Lauf.

    Kinder können ja auch so fies sein. Und ob man mit Auswechselspieler Nummer 4 etwas zu tun haben will als "Stammkraft", wage ich mal zu bezweifeln. Zumal beim Vereinswechsel der "Neue" nicht so viele Leute schon vorher kennt.
    Mit der Pubertät und dem allmählichen Lösen von den Eltern könnte der Fußballtrainer eine wichtige Bezugsperson außerhalb der Familie darstellen. Aber bei höherklassigen Mannschaften - so mein Eindruck - interessiert man sich eher für Leistung als für die dahinterstehenden Individuen (Ich bin nicht aus dem Leistungsbereich, deswegen weiß ich es nicht genau...)

  • Zum letzten Satz von @raicoon möchte ich kurz was sagen. Ich möchte mich da als Trainer auch nicht aus der Verantwortung stehlen und gebe zu, dass man in dem Bereich tatsächlich sehr stark auf den jeweiligen Leistungsstand schaut. Das liegt aber in der Natur der Sache, denn in einem Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat ab C möglichst hochklassig zu spielen und entsprechend auszubilden, ist man als Trainer nur ein kleiner Teil des Ganzen und steht dennoch im Fokus, wenn es Richtung Abstieg geht. Das mag hier manchem nicht passen und ich höre schon "völlig nebensächlich, dann spielt man eben tiefer" usw. Da würde ich behaupten, dass diejenigen noch nie in diesem Bereich tätig waren. Ist nicht schlimm und man muss sich auch dieser Kritik stellen. Wenn wir aber vom Leistungsbereich sprechen wird es hier und auch in anderen Threads dieser Art mMn zu einseitig nach dem Motto " Spieler bekommen Druck von Außen von Trainern/Eltern" betrachtet und ein wesentlicher Faktor wird ausgeklammert.


    Man hat es in dem Bereich mit Spielern zu tun, die bereit sind einen im Gegensatz zu ihren Altersgenossen erhöhten Aufwand für ihr Hobby zu betreiben. Nicht nur Training sondern auch am WE, weil bei Ausfährtsfahrten der Tag verplant ist. Dieser hohe Ehrgeiz das auf sich zu nehmen führt dann zu einem entscheidenen Effekt: Egoismus was die Aufstellung in die Startelf betrifft.


    Warum spielt der und ich nicht ?


    Manchmal wird dabei die eigene Trainingsleistung überschätzt, aber die Jungs haben schon eine feine Antenne dafür und vergleichen untereinander. Die meisten haben schon Auswahlverfahren hinter sich und können es daher gut einschätzen. Die Gruppendynamik die dahinter steckt sollte man als Trainer nicht unterschätzen. Da wird sich im Training nichts geschenkt und manchmal muss man regulierend eingreifen. Die Eingangsfrage des Threads würde ich daher aus meiner Erfahrung heraus mit einem eindeutigen Ja beantworten. Die Intensität und damit Anforderung insbesondere im Training ist eine höhere. 80% reichen eben nicht. Gibst du nicht alles, bist du eben erstmal raus. Auch innerhalb der Mannschaft. Das wollte ich nur mal als Gedankenansatz hier mit rein bringen. Es sind nicht immer nur die Trainer, die für einen wie auch immer gearteten Druck sorgen.