Muss ein sehr guter Spieler in eine sehr gute Mannschaft, um voranzukommen?

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  • Ich denke das Thema sollte man individuell betrachten.Wie talentiert der Spieler ist,wie die Chancen in dem hochklassigen Verein stehen,wie weit könnte er in dem jetzigen Verein sich entwickeln.
    Generell würde ich als Trainer den Spieler unterstützen, wenn er bessere Zukunftsperspektiven in einem hochklassigen Verein hätte.

  • @Steini


    Ein sehr wichtiger Hinweis, finde ich! Denn man sollte nicht den Fehler begehen, alles über einen Kamm scheren zu wollen! In der Tat gibt es eine sehr große Bandbreite auch innerhalb des Leistungsfussballs. Das gibts die bereits zur festen Tradition gereifte C-Jugend-Bezirksliga-Mannschaft, bei der ein stabiles Konzept die Basis ist und eine gute Kontinuität in der Aufgabenverteilung herrscht. Aber da gibts auch Teams mit kurzer Halbwertzeit, wo sich die Trainer die Klinke in die Hand geben.


    Am höheren Trainngsrhystmus und der Intensität können sich die Talente gewöhnen, nicht jedoch auf den Verzicht von regelmäßigen Erfolgserlebnissen. Deshalb sollte auch die Fairness und ein partnerschaftliches Verhältnis zu Spielern und deren Eltern wichtig Leitlinie sein. Wer genauso verabschiedet wird, wie er gekommen ist, der wird es als besonders schönen Abschnitt seiner Fussballkarriere empfinden. Wer jedoch nach kurzer Zeit merkt, dass er eingekauft und irgendwann wieder verkauft wird und dazwischen des Trainers Daumen nervös rauf und runter geht, dem fehlt gerade in der Zeit der innerlichen Unruhe in der Pubertät ein wichtiger Rettungsanker bei seiner großen Fussballfamilie.


    Ein Konzept, welches nicht nur die sportlichen Leistungen, sondern auch den partnerschaftlichen und respektvollen Umgang lebt, darf sich als etwas Besonderes und gar nicht Selbstverständliches fühlen. Denn hier stimmen meist Ausbildungs- und Leistungsanspruch praxisnah überein!

  • Die Eingangsfrage des Threads würde ich daher aus meiner Erfahrung heraus mit einem eindeutigen Ja beantworten. Die Intensität und damit Anforderung insbesondere im Training ist eine höhere. 80% reichen eben nicht. Gibst du nicht alles, bist du eben erstmal raus.

    Klar, wer sich im Training anstrengt und dann als Belohnung spielt wird Fortschritte machen, da bin ich sicher. Nur was machen dann die, die nicht spielen? Kommen die auch voran nur durch Trainingsleistung? Oder macht da dann auch der Druck der Mitspieler dir einen Strich durch die Rechnung.
    Ich meine, du gibst alles im Training, spielst nicht und stehst dann noch am Rande der Mannschaft, wirst wohlmöglich gemobbt...kann ich so vorankommen?

  • Äh... das passt dann aber überhaupt nicht auf mein Posting. Mal abgesehen davon, dass ich auf Dein letztes Posting hinsichtlich des Leistungsbereiches geantwortet hatte.
    Niemand, der alles gibt ist draußen oder wird gar gemobbt. Ich habe von 80% geschrieben. Also der Versuch minimaler Aufwand und ich möchte maximalen Erfolg. Hast du einigermaßen Talent und hebst dich dadurch in einer leistungsmäßig nicht so starken Mannschaf ab, kann man das dadurch kompensieren. 100% sind also gar nicht nötig überspitzt formuliert.
    Ab einem gewissen Niveau kannst du das vergessen und bist gezwungen zum Talent auch den Willen zu haben, dieses immer und jederzeit mit maximalem Einsatz einzusetzen. Und diese kontinuierliche Intensität führt dazu, dass die Spieler lernen ihre Fähigkeiten unter hohem Tempo einzusetzen und abzurufen.


    Vielleicht zur Ergänzung aus der Praxis zwei Beispiele:
    Drei Spieler aus der damaligen Stützpunktmannschaft meines Sohnes sind trotz vieler Angebote in ihrem Heimatverein geblieben. Spielen dort auf unterer Kreisebene. Habe sie vor kurzem gesehen. Nicht mehr zu vergleichen mit damals. Ist okay. Sie haben Spaß in ihrer Mannschaft. Alles gut. Aber fußballerisch haben sie sich im Vergleich zu den anderen Stützpunktspielern von damals ( die alle höher spielen ) deutlich verschlechtert. Zufall ?
    Mein Kader für die nächste Saison ist noch nicht komplett. In den letzten Wochen kam immer mal wieder der ein oder andere Spieler zum Probetraining, die teilweise zwei oder drei Klassen tiefer spielen. In ihren Mannschaften herausragend und oft mit wirklich guten Anlagen. Aber bei uns deutlich überfordert mit dem höheren Tempo. Hörst du nach dem Training im abschließenden Gespräch nahezu von allen: "Bei uns hat man mehr Zeit und da muss ich auch nicht soviel Gas geben." Müssten sie das, wären sie mMn schon wesentlich weiter. Unter anderen deswegen mein klares Ja zur Eingangsfrage.

  • In ihren Mannschaften herausragend und oft mit wirklich guten Anlagen. Aber bei uns deutlich überfordert mit dem höheren Tempo.

    Du beziehst dich auf die Altersklasse U16/U17? Das kann ich mir gut vorstellen und deckt sich auch mit meinen Beobachtungen, dass der Wechsel in eine zwei Ligen höher spielende Mannschaften in dieser Altersklasse häufig zu spät ist.

  • Äh... das passt dann aber überhaupt nicht auf mein Posting.

    Hab dir ja auch erstmal nichts unterstellt, nur Gedankengänge geäßuert. Ob da Spieler wirklich so gemobbt werden, weiß ich 10x nicht. Und der Trainer evt auch nicht. Da sind heute ja subtile Formen möglich. Also der Umgang einer Leistungsmannschaft mit denen, die nur sporadisch einegsetzt werden, über den wollte ich etwas herauskitzeln. Weil die erste 11 wird sich untereinander mögen. Aber der Neue, der als Nummer 17 kommt, wird doch Probleme haben da rein zu kommen? Das meinte ich. Weil wenn da eine gute Atmosphäre fehlt, dann...


    Das mit den Beispielen finde ich auch immer interessant, man kann es ja nie verallgemeinern, aber ich denke, dass der Zeiger in die von dir, @Steini, angegebene Richtung ausschlägt. Was ich dann auch gut finde, dass die Spieler das so anscheinend wollen und es ihnen gut geht. Muss ja nicht jeder in die Nationalmannschaft.

  • @Steini


    Oder meinst du meine Antwort?


    Natürlich macht es einen Unterschied, ob jemand mit 80 % seiner Leistung bequem in der Mannschaft mithalten kann oder im Training wie im Spiel an sein Limit gehen muß! Schon die Beurteilung, ob es sich jeweils um 80 % oder mehr handelt, ist schwierig, weil Leistungsschwankungen im Jugendbereich normal sind.


    Eigenmotivation
    Aber wie läßt sich die Frage nach dem Grad der Eigenmotivaion eines Spielers über einen Zeitraum beantworten? Denn die Eigenmotivation hervorgebrachte Leistung findet ja immer in Abhängigkeit zur unmittelbaren Umgebung (in der Mannschaft und den Gegnern) statt? Kann losgelöst davon bewertet werden? Hinzu kommt, das es unterschiedliche Trainerphilosophien gibt, denen der eine mehr, der andere weniger entspricht? Ist desalb jeder Trainer neutral in seiner Bewertung der Eigenmotivation?


    Eigenmotivation in der Leistungsentwicklung
    Desweiteren stellt sich die Frage, ob sich ein Talent besser über eine frühestmögliche, kontinuierliche Drucksituation oder in einer angstfreien Umgebung entwickeln kann? Schließlich muß man eine Antwort auf die Frage finden, ob hoher Konkurrenzdruck und stetiges Abliefern aufgrund des Mittrauens seiner Trainer der ausschließliche Weg zu einer guten Talententwicklung ist oder ob es andere Wege gibt bzw. geben sollte, die zu gleichguten oder sogar besseren Resultaten führen.


    Eigenmotivation in Abhängigkeit zur Trainerleistung
    Uunweigerlich wird man zur Frage gelangen, ab wenn von einer erfolgreichen Ausbildung gesprochen werden darf und warum sie bei der großen Masse von Bewerbern nicht gelungen ist? Wenn aber der Grad der Eigenmotivation auch von der Trainerleistung abhängig ist, dann muß man sich wohl oder übel als Teil dieses massenhaft auftretenden Problems fühlen? Leider ist es ja so, dass der Erfolg immer viele Väter kennt, während es im Falle eines Mißerfolgs niemand gewesen sein will.


    Leider kann ich wenig zur Klärung der Eigenmotivation beitragen, weil sie sich in jedem Moment anders darstellt und sich nicht für die Ewigkeit, nicht einmal für ein paar Jahre zuverlässig einfrieren läßt. Sie läßt sich kaum in ein Muster prägen, weil auch wir als Beobachter nicht in einer neutralen Position befinden. Man kann sich ihr nur im stetigen Dialog und gelegentlichem Abstand zum Alltag nähern und versuchen über festgestellte Regelmäßigkeiten einigermaßen zuverlässige Bewertungen abzuleiten. Es lohnt jedoch dennoch ergebnisoffen zu sein, um nicht bequeme Vorurteilen aufgesesenn auch Ausnahmen eine faire Chance zu gewähren.


    Es ist immer schwierig dort etwas zu beurteilen, wo nicht alle mitmachen dürfen. Dabei ist es sehr viel leichter, eine gute Entwicklung zu prognostizieren als ehrlich zu sagen, an der Stelle geht es zur Zeit nicht weiter! Man sollte jedoch den eigenen Irrtumsfaktor nicht verschweigen, denn wir sind in unseren Urteilen fehlbar!

  • Wenn ich beim Lauftraining keine Anreize setze werde ich nicht in dem Maß schneller oder ausdauernder Laufen als ich es könnte, wenn ich sinnvolle Impulse setze die den Körper dazu zwingen sich anzupassen. Da wird jetzt niemand widersprechen können.
    Wenn diese Anreize zu krass sind werde ich entweder krank oder demotiviert.
    Wenn diese Anreize zu leicht sind werde ich gelangweilt und bleibe langsam.
    Grundsätzlich sollte man schon davon ausgehen, dass wo höherklassig gespielt wird auch höherklassig trainiert wird. Die Anforderungen der höheren Klassen sind ja höher - gebietet die Logik.
    Alleine das sagt mir, dass grundsätzlich ein Spieler schneller besser wird, wenn sein Umfeld ihn richtig fordert (aber nicht überfordert), als er im Vergleich zur Unterforderung besser werden würde.
    Wenn individuelle Ausnahmen vorliegen, wie Trainerqualität etc, dann ist das im Einzelfall zu berücksichtigen, klar.
    Die Überschrift deiner Eingangsfrage enthält ein "muss" - das macht Antworten natürlich schwer, weil man außer Atmen und Sterben relativ wenig wirklich "muss".
    Letztlich kommt es darauf an was der Spieler sagt: ob er wechseln will. Aber: kann er wissen ob er wechseln will, wenn er es nicht kennt wie das ist zu wechseln und mit stärkeren zu trainieren? Kann er wissen wie Grünkohl schmeckt, wenn er noch nie welchen gegessen hat? Nö. Also muss man es ihm ermöglichen: Testspiele, Probetraining. Dann kann man entscheiden. Legst Du als Trainer Steine in den Weg, wäre das wohl falsch, nicht wahr?
    Am Ende bleibt er beim alten Verein: fein - seine Entscheidung, deine Freude! Geht er weg: auch fein - wurde gut ausbildet, kannst Dich genauso freuen! Ob er es packt kann ja niemand garantieren, da musst Du durch. Kommt er wieder zurück: Willkommen heißen - er bringt neue Erfahrungen mit. Und die Kameraden an dessen Erfahrungen teilhaben lassen, dann klappt auch die Re-Integration. Aber ein Restrisiko ist doch immer da.

    Grüße von der Ersatzbank