Einmischen in Erziehung

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  • Und wieder Mal wende ich mich mit einer neuen Frage an euch.


    Spieler X hat sich in iregdneiner Form nicht benommen und von den Eltern eine Fußballsperre verhängt bekommen. Da Spieler X jedoch eine spielerische Stütze meines Teams ist, die ich so einfach nicht ersetzen kann, sind wir als Team durch diese Bestrafung der Eltern essenziell geschwächt.
    Macht es Sinn, deswegen mit den Eltern zu reden, um die Strafe abzumildern, sodass der Filius spielen darf? WIe denkt ihr als Trainer bzw. Eltern darüber? Ich selbst habe nämlich nur eine Sichtweise, da ich keine Kinder habe.


    Ist es überhaupt sinnvoll, das Fußballspielen zu verbieten? Oder wäre es nicht viel sinnvoller, Videospiele/TV/Internet zu nehmen, sodass noch ein wenig Bewegung herrscht?

  • Also grundsätzlich bin ich da ganz bei dir. Finde es tatsächlich falsch, den Kids den Fussball zu verbieten, da ein Mannschaftssport auch eine Verpflichtung ist. Gegenüber dem Team, dem Trainer, dem Verein, den Freunden. Auch wenn es ein "Hobby" ist, sollte dieser immer aussen vor sein. Nur sehen das leider nicht alle Eltern so.


    Ich kläre das Thema immer am ersten Elternabend der Saison, dass wir uns nicht einmischen wollen in die Erziehung der Kinder, das wäre vermessen, den Eltern aber das als kleinen Denkanstoss mitgeben wollen, weil viele soweit gar nicht erst denken, sondern nur den "spass mit freunden" an der Sache sehen. Dabei belassen wir es aber ... die Entscheidung müssen die Eltern immer selbst treffen, es wäre tatsächlich vermessen sich einzumischen. Aber damit bin ich bisher ganz gut gefahren (ausser die schulischen Leistungen haben ganz stark gelitten...)


    An deiner Stelle würde ich das jetzt so hinnehmen und akzeptieren. Viel mehr bleibt dir nicht übrig. Wenn das Kind dann wieder zum Training kommt, würde ich das Gespräch mit den Eltern suchen und ihnen deine Sicht "diplomatisch" erklären. Aber lass Sachen wie "wichtig für den Sieg" aussen vor ... weil darum geht es in meinen Augen tatsächlich nicht. Ich würde dir da auch als Elternteil einen Vogel zeigen. Vielleicht sind sie "einrichten" und entscheiden sich beim nächsten Mal anders. Aber JETZT das Gespräch suchen und um die "Freigabe" bitten, das wäre falsch und vermessen, wie ich finde. Zumal die Eltern ihre Strafe JETZT nicht "abmildern" werden/können, da sie sich sonst auch selbst etwas untergraben. Und das steht dir nicht zu.


    Ich hoffe ich konnte helfen :)

  • Wichtig für den Sieg ist kein gutes Argument.


    Zuverlässigkeit gegenüber der Mannschaft, das ist wichtig, auch kommen, wenn man mal keinen Bock hat... das gehört zum Leben und das müssen die Kinder lernen.


    Aber eine ausgesprochene Strafe darf nicht zurückgenommen werden ohne Gegenleistung des Kindes.

  • Ich kläre das Thema immer am ersten Elternabend der Saison, dass wir uns nicht einmischen wollen in die Erziehung der Kinder, das wäre vermessen, den Eltern aber das als kleinen Denkanstoss mitgeben wollen, weil viele soweit gar nicht erst denken, sondern nur den "spass mit freunden" an der Sache sehen. Dabei belassen wir es aber ... die Entscheidung müssen die Eltern immer selbst treffen, es wäre tatsächlich vermessen sich einzumischen. Aber damit bin ich bisher ganz gut gefahren (ausser die schulischen Leistungen haben ganz stark gelitten...)

    So handhabe ich das auch. "Fehlverhalten" außerhalb des Fußballs dürfen aus meiner Sicht nicht mit Fußballentzug bestraft werden. Das haben die Eltern auch akzeptiert.

  • Grundsätzlich würde ich mich in die Erziehung der Eltern nicht einmischen…
    Wurde ihnen aber eine andere viel härte Bestrafung vorstellen. „Der Junge soll trainieren und zum Spiel kommen. Du setzt ihn aber nicht ein und lässt ihn auf der Bank sitzen“ Das hat einen besseren erzieherischen Wert meiner Ansicht.
    Dabei lässt er das Team nicht im Stich, bzw. wird das Team nicht mit bestraft.
    Und was den spielerischer Wert Einens Spielers betrifft … das Team muss in der Lage sein jeden einzelnen Spieler zu ersetzen. Was machst du wenn er verletzt ist? Werden dann die Spiele abgesagt? Sehe es als Chance an, dass andere Spieler sich beweisen dürfen und aus dessen Schatten treten können.

    Wer aufhört sich weiter zu entwickeln, hört auf besser zu werden.

  • Ein schweres Thema, aber....


    wir als Trainer wollen, das sich die Eltern nicht einmischen, wieso und warum ein Kind spielt oder eben auch nicht spielt....das ist auf dem Platz unsere Art der Eriehung. Deswegen können die Eltern auch zu recht fordernn das der Trainer sich nicht in die häusliche Erziehung einmischt. Also ist das Einmischen Deinerseits ein NOGO

  • Grundsätzlich würde ich mich in die Erziehung der Eltern nicht einmischen…
    Wurde ihnen aber eine andere viel härte Bestrafung vorstellen. „Der Junge soll trainieren und zum Spiel kommen. Du setzt ihn aber nicht ein und lässt ihn auf der Bank sitzen“ Das hat einen besseren erzieherischen Wert meiner Ansicht.

    Nimm mir das bitte nicht persönlich, finde diese strafe aber katastrophal! Was lernen die Kinder dann? Das wenn sie in der Schule scheisse bauen, kriegen sie Hausarrest, dürfen aber "hart arbeiten" beim training um dann am Wochenende auch noch vom Trainer bestraft zu werden. Sprich: Harte Arbeit lohnt sich nicht!
    Und genau das ist eine ganz, ganz schlechte Botschaft in meinen Augen!!

  • Ich habe einen ähnlichen Fall. Ein Vater rief mich an und meinte das sein Sohn zur Zeit einfach nicht "hört". Deswegen solle er nun vom Training fern bleiben.


    Ich persönlich konnte und wollte es erstmal nur abnicken. Was blieb mir auch anderes übrig?


    Für mich steht eins fest. Ohne einen gewissen Zwang (meine nicht damit Prügel oder so) geht es einfach nicht. Und wenn die Eltern da nicht mitmachen dann wird das auch nix. Da sind einem die Hände leider gebunden, als Trainer. Ich habe dann am Ende nur noch gesagt das ich es extrem schade finde das er nicht mehr dabei sein kann/darf/soll. Er ist eine Säule in meinem System und auch die Kinder werden ihn vermissen. Der Rest ist (leider) Geschichte. Seit knapp 3 Wochen. :(

  • Wurde ihnen aber eine andere viel härte Bestrafung vorstellen. „Der Junge soll trainieren und zum Spiel kommen. Du setzt ihn aber nicht ein und lässt ihn auf der Bank sitzen“ Das hat einen besseren erzieherischen Wert meiner Ansicht.

    Welchen erzieherischen Wert soll das haben?
    Fehlverhalten außerhalb des Fußballs wird mit nicht spielen dürfen beim Fußball bestraft. Und du machst dich als Trainer quasi noch zum "Komplizen" der Eltern. Ob und wie lange ein Kind spielt entscheide ich als Trainer aufgrund von Training und Verhalten beim Fußball. Nicht die Eltern. Punkt.

  • Eine pauschale Antwort gibt es aus meiner Sicht nicht, denn wir wissen nicht, was im Einzelfall passiert ist und die Eltern dazu bewogen hat, diese Entscheidung zu treffen.


    Einmischen ist für mich auch das falsche Wort. Das werden Trainer nie können, da sie nicht die Erziehungsberechtigten sind. Ich würde da eher sagen, dass der Trainer beratend / mediativ auf die Eltern einwirken kann.
    Wenn man als Trainer, die oben beschrieben Punkte sachlich erklärt, glaube ich, dass zumindest die meisten Eltern mit sich reden lassen.
    Ebenso wichtig finde ich es als Trainer aber auch anzubieten, bei Einverständnis der Eltern, mit dem Jungen darüber zu sprechen, denn ein Trainer kann bestenfalls auf das Kind nochmal anders einwirken als die Eltern.

  • @raicoon


    Vermutlich werden sich die Eltern "gebauchpinselt" fühlen, wenn du ihnen erzählst, was für ein toller Spieler ihr Junge ist? Es kann sogar sein, dass sie sich eine andere "Strafe" überlegen oder ganz darauf verzichten?


    Ein ungebetener Rat kann aber auch zum "Bumerang" werden. Da würde dein erfolgreiches Zurückholen ins Team zum Geheimtipp bei den Jungs werden, weil der (Trainer) "ja immer was machen kann"!


    Besser du probierst es, möglichst viele Spieler deines Teams so erfolgreich zu trainieren, dass ihr mal auf den ein oder anderen Leistungsträger verzichten könnt.

  • Natürlich kann ich einen Spieler in ein, zwei Spielen ersetzen. Das geht ohnehin.


    MIr ging es im Grunde genommen nur darum herauszufinden, ob man sich als Trainer in eine Fußballsperre einmischen sollte, obschon das strafwürdige Vergehen sonstwo im privaten Bereich liegt. I Mannschaftssport hat man da schließlich auch eine Verantwortung untereinander, immerhin schadet man ggf. der ganzen Mannschaft damit. Da wo ich spiele, ist das Wurst. Aber es gibt ja auch andere, höherklassigere Bereich.

    Besser du probierst es, möglichst viele Spieler deines Teams so erfolgreich zu trainieren, dass ihr mal auf den ein oder anderen Leistungsträger verzichten könnt.

    Natürlich wäre das das Optimale, aber gerade auf der TW-Position hab ich da grausige Erfahrungen. Zudem ist im untersten Breitensportbereich auch das Leistungsgefälle recht hoch. Mein Stärkster würde einen Jahrgang obendrüber nicht auffallen, der Schwächste zwei untendrunter auch nicht. Und da finde ich das Fehlen von wichtigen Leuten extrem - unabhängig vom dargestellten Problem.

    weil der (Trainer) "ja immer was machen kann"!

    Im Bezug auf Fußball: Ja! Sonst mische ich mich ja wohl mal überhaupt nicht ein.

  • Genauso wie sich die Trainer verbitten, dass Eltern über Aufstellung etc mit bestimmen, so sollten es sich die Eltern verbitten, dass die Trainer sich in die Erziehung einmischen. Ohne Diskussiuon.Gleiches Recht für alle.
    Und....jeder Spielerausfall ist kompensierbar...ich schreibe bewusst nicht ersetzbar....
    Ich weiss jetzt nicht welches Alter dien Spieler haben, U 15?....welche Klasse....ist eigentlich unerheblich...aber es kann nichts ein, dass z.N. in einer Bezirksliga ein Spieler "unersetzlich" oder sein Ausfall nicht kompensierbar ist.


    Als Vater würde ich mir eine Einmischung verbitten.


    Grüsse


    DTV

  • Natürlich wäre das das Optimale, aber gerade auf der TW-Position hab ich da grausige Erfahrungen.

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen! Denn häufig erlebe ich, dass alle Feldspieler sich auf ein abwechselungsreiches und interessantes Training freuen dürfen, aber der Torwart "in die Röhre schaut"! Da muß man sich auch nicht lange fragen, warum diese Position kaum ein Kind/Jugendlicher einnehmen möchte. Man muß sich auch nicht wundern, dass ein "Aushilfstorwart" ohne jegliche Grundkenntnisse nicht die gewünschten Anforderungen erfüllen kann. Man sieht den Ausdruck der Hilflosigkeit z.B., wenn sich ein Torwart bei einem Schuß in oder kurz über Kopfhöhe nach unten abduckt, um den Ball mit lang ausgestreckten Armen abwehren zu wollen. Soetwas ist sogar gefährlich, wenn der Ball mit hoher Geschwindigkeit auf die Finger- oder Daumenspitze kracht, weil kein Federweg die Ballgeschwindigkeit abbremst. Ohne TW-Grundausbildung ist die Gefahr relativ hoch, als Aushilfstorwart schmerzahfte Erfahrungen (z.B. Finger werden in Ballrichtung ausgestreckt, beim Hechtsprung nicht über Fußspitze, sondern seitliche Landung aus großer Höhe, angezogenes Knie wird bei der Landung in den Bauch gerammt, usw.)


    Frage: hat sich schon mein ein Trainer im oberen Jugend- und Seniorenbereich ins Trainingstor gestellt? Wenn ja, nach welchen Bällen habt ihr dann erst gar nicht gegriffen und warum? Darin solltet ihr die meisten Antworten finden, warum die Kinder/Jugendlichen sich nicht einfach beim Wettbewerb ins Tor stellen wollen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Skala zwischen Held und Depp dort besonders klein ist.


    Das Thema war jedoch "Einmischen" in die Erziehung. Ich denke mal, die überwiegende Anzahl der Trainerkollegen steht auf dem Standpunkt, dass eine Einmischung unabhängig von der fussballerischen Leistung ein Nogo ist, weil man sich in seiner Trainerarbeit ja auch keine Einmischung wünscht. Ferner könnten die unterschiedlichen Signale (beim Trainer ist das O.K., bei den Eltern ist das nicht O.K.) nicht den gewünschten Effekt in der Erziehung zu gesellschaftlichen Werten haben. Natürlich wünscht sich jeder Trainer, aus "dem Vollen" schöpfen zu können, aber man wird sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, ein "Meister der Improvisation" zu werden, weil kaum einmal alles so läuft, wie man es sich wünscht. Zum Glück läuft manches auch besser als erwartet, weshalb es sich lohnt, sich auf die, die beim Spiel da sind voll und ganz zu konzentrieren.

  • Frage ist auch, ob der geschilderte Sachverhalt überhaupt stimmt. Könnte auch sein, dass dein Spieler das vorgibt, weil er nicht zum Spiel kann und weiss wie wichtig er ist.


    Anlassbezogenes Bestrafen wäre die Erziehungsmethode, die ich verfolgen würde, wenngleich mir das nicht immer als Vater gelungen ist.


    Letztlich bliebe...so die Version des Spieler exakt ist, ...den Eltern Euren trainerischen Unmut zu äußern und alles danach habt ihr/hat man/hast du hinzunehmen.


    Man könnte auch mitmischen, in dem man den Spieler beim nächsten Spiel weniger Spielanteile in Minuten verkauft, weil er ja auch weniger Training hatte.


    Letztlich würde ich es als Herausforderung annehmen, denn die anderen müssten nun mehr investieren...manchmal wundert man sich,...jeder ist ersetzbar.

  • Solange die Eltern oder der Spieler Bescheid sagen ist es für mich ok. Schade zwar, aber ok. Damit muss man umgehen. Das kann auch das Team. Nur wenn der Trainer darüber nicht informiert wird, zählt es für mich als hängenlassen der Mannschaft - und weil ich davon ausgehe, dass Eltern nicht im Sinn haben die anderen Kinder mitzustrafen, gehe ich dann auch an die Eltern ran. Denn dadurch mischen sie sich indirekt ins Training ein und legitimieren dadurch meine Einmischung in die Erziehung.


    Grüße von der Ersatzbank.