Wieviel "Taktik" verträgt eine U8

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  • Deshalb finde ich es immer schade, wenn in Diskussionen erst die (extreme) Meinung kundgetan wird, bevor man sich den Pro- UND Contraargumenten widmet.
    Denn für eine wirklich fundierte Meinung braucht man die Kenntnis möglichst alle Argumente, die man dann erst gewichtet und sich seine Meinung bildet.
    Davon abgesehen, bringt die Zeit und der Austausch mitunter neue Erkenntnisse, neue Erfahrungen, neue Argumente, die eine Meinung verändern können, wenn man sich die Mühe macht, halbwegs offen für alle Argumente zu diskutieren.

    Wow! Schön geschrieben. Genau das war ja meine Intention als ich diesen Thread eröffnet habe. Eben weil ich mir nicht ganz sicher bin/war.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Kinder werden sich nicht schneller entwickeln, nur weil man mit die Ausbildungsziele von höheren Ausbildungsstufen vorzieht.

    Wenn man den Fachleuten indes Glauben schenken mag, so gibt es eine Verschiebung zwischen der geistigen Entwicklung und den kognitiven Fähigkeiten seine Sinne zu verfeinern. Störungen und Krankheiten sind dann Folge von Bewegungsarmut bzw. zu einseitiger körperlicher Belastung!


    Eine Veränderung in der Entwicklung wird es immer geben. Die Frage ist nur, von welcher Seite man sie betrachtet, bzw. ob man sie letzendlich für sich als positiv oder negativ betrachtet?


    Zwar mag sich das Wissen darüber, was gut oder schlecht für die Kinder wäre, weiterentwickeln, dennoch ist es nicht mehr als "Versuch und Irrum", in der stets die Neugier auf etwas Besseres als Sieger hervorgeht. Jedoch birgt es immer auch die Gefahr, dass man gestern vor dem Abgrund stand und heute schon einen Schritt weiter ist! Diese Gefahr ist immer dann besonders groß, wenn man seine Meinung in Stein meistelt. Man schaut nicht genau genug hin und nimmt die Veränderungen nicht wahr!


    Richtig ist sicher, dass eine Trainerausbildung wichtig ist! Denn man läßt auch keinen Arzt an sicher herumpfuschen, der keine Ausbildung dafür hat! Eine Garantie für gute Arbeit gibt es jedoch auch mit der besten Ausbildung nicht, wenn nicht gleichzeitig die wichtigen Elemente aus- und fortgebildet werden.


    Das Problem der Trainerausbildung liegt m.E. in der wettbewerbsfremden Ausbildung, in der die Trainer nicht auf übliche Streßsituationen ausgebildet werden. Viele Trainerneulinge (Spitze des Eisberges) schreiben hier im Forum über ihre Alltagsprobleme, weil sie sich damit allein gelassen fühlen.


    Es gibt längst einen Führerschein auf Probe, auch ein Pädagoge macht ein Referendarium und ein Arzt durchläuft ebenfalls nach Ablauf des Studiums eine Praxisfortbildung! Auch wir Trainer haben es in erster Linie mit Menschen und in zweiter Linie mit Fussballern zu tun. Doch hier sträubt sich der DFB irgendwie weiterzumachen, obwohl man vor ein paar Jahren einen Test mit sehr positiven Ergebnissen gemacht hat. Hierbei wurden die angehenden Traienrn von den Ausbildern bei den Punktspielen begleitet.


    Nicht einmal beim "E-Learning" ist man weiter gekommen. Dabei würde es weitaus mehr Trainer-Interessenten geben, wenn man den theoretischen Teil der Ausbildung von Zuhause aus in der gewünschten Geschweindigkeit absolvieren könnte.

  • Taktik wird ja vielfach sehr negativ bewertet, wenn man von Ausbildung vor allem unterhalb der C- oder gar D-Jugend spricht.


    Dabei habe ich das Gefühl, dass Taktik dabei gleichgesetzt wird mit komplexen Mannschaftstaktiken.


    Mal abgesehen davon, dass alleine schon das Spielen nach Regeln, per Definition in den Bereich Mannschaftstaktik gehört, und wohl niemand das diskutabel findet.
    Dazu ist Technik eigentlich zwingend an Taktik gekoppelt, weil jede Anwendung einer Technik, ja einem taktisches Zweck dient. Deshalb spricht man auch von technisch-taktischen Bereich, nicht von Technik.



    Aber ich möchte jetzt mal ein Szenario skizzieren und dazu ein paar Fragen aufwerfen.


    In Taktik inbegriffen ist zB auch die Individualtaktik.
    Dazu gehört auch die Ballan-und Mitnahme.
    Wenn ich jetzt Spieler dahingehend coache, dass sie bei der Ballannahme, eine offene Spielstellung einnehmen, ist das nicht in vielerlei Hinsicht sinnvoll?
    Wird nicht die Ballannahme einfacher, besonders die Spielfortsetzung (Pass/Dribbling/Schuß)? Hat dadurch nicht jedes Kind mehr Ballkontakte, vor allem kontrollierte Ballkontakte?
    Außerdem auch mehr gelungende Aktionen, was wiederum zu mehr Selbstvertrauen führt?


    Ob das jetzt in der U8 erfolgen kann/muss, keine Ahnung, aber deutlich vor der D-Jugend mM ganz sicher.
    Das ist ja auch kein kopmpliziertes Hexenwerk und man muss ja nicht von null auf hundert in einer Woche gelangen.
    Auch kann man das mit wenigen kurzen Hinweisen (SPieler rausnehmen im SPiel, im Trainingsspiel anhalten) auch gemeinsam mit den Kindern erarbeiten.


    Und diese "Kleinigkeit" ist mM elementar in der Ausbildung und hat auch riesige Auswirkungen.



    Soll man erst in der D-Jugend anfangen, die offene Spielstellung zu thematisieren, weil vorher Taktik nichts in der Ausbildung zu suchen hat?

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Dabei habe ich das Gefühl, dass Taktik dabei gleichgesetzt wird mit komplexen Mannschaftstaktiken.

    Ich auch, obwohl ich dass so ja nie behauptet habe.

    Wird nicht die Ballannahme einfacher, besonders die Spielfortsetzung (Pass/Dribbling/Schuß)? Hat dadurch nicht jedes Kind mehr Ballkontakte, vor allem kontrollierte Ballkontakte?

    Momentan durchwühle ich ja wieder Horst Weins "Spielintelligenz im Fußball", welches für viele (mM nach auch zu Recht) als die "Jugendfußballbibel" angesehen wird. Da steht auch sinngemäß, dass Technikübungen immer mit Bezug zum Spiel angeboten werden sollten. Die offene Stellung wäre für mich ein passendes Beispiel.


    Spielform angehalten, ein paar Fragen gestellt, Kinder ein wenig in die richtige Richtung gelenkt.


    Würde mit meinen Kids (natürlich nicht von heute auf morgen) bestimmt funktionieren, ohne sie dabei zu überfordern. Bestimmt würden am Anfang ein paar Bälle verloren gehen, weil sich sie Gedanken machen, ob sie jetzt auch wirklich "offen" stehen. Aber mit ein wenig Beharrlichkeit, Geduld und ein paar lobenden Worten sicher machbar.

    Soll man erst in der D-Jugend anfangen, die offene Spielstellung zu thematisieren, weil vorher Taktik nichts in der Ausbildung zu suchen hat?

    Ich würde klipp und klar NEIN sagen.

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  • Dabei habe ich das Gefühl, dass Taktik dabei gleichgesetzt wird mit komplexen Mannschaftstaktiken.

    Das ist richtig. Man muss da aber unterscheiden zwischen Handeln aus Spielintelligenz und Handeln aufgrund vorgegebener Abläufe. Und genau das ist es, was ich auf den Plätzen oft sehe.
    Ganz aktuelles Beispiel vom letzten Wochenende: E-Jugend-Spiel. Trainer des Gegners fordert defensiv tiefes Stehen und immer wieder lautstark ballorientiertes Verschieben im Verbund. Wir haben das Spiel 3:1 gewonnen. Alle unsere Tore wurden durch gewonnene 1:1-Situationen auf den Flügeln vorbereitet. War für mich ein gutes Beispiel für das, was @Andre "Themen vorgreifen" nennt.
    Ich habe kein Problem damit, wenn E-Junioren ballorientiert verschieben. Es ist aber ein Unterschied, ob man es instruiert oder ob man sich Spielintelligenz gezielt entwickeln lässt, ohne das Wort "Verschieben" jemals zu benutzen.
    Und darum ging es in diesem Thread ursprünglich auch: Klare Vorgaben bei einer U8, wie bestimmte Spielsituationen zu lösen sind.

  • @Follkao
    Ich habe fast das Gefühl, wir diskutieren hier über 2 unterschiedliche Ansätze.


    Da gibt es zum einen die (gut ausgebildeten) Trainer, die nicht nur technisch sondern auch taktisch bei jedem Ausbildungsschritt, was sie tun. Diese Trainer wagen sich in neue Regionen vor, die man Kindern vorher nicht zugetraut hat. Das sollen sie auch tun, solange die Kinder ihren Spaß dabei haben oder der Spaß daran sogar zunimmt. Wo sonst, wenn nicht bei diesen Top-Kindertrainern soll sich den sonst der Kinderfussball weiterentwickln.


    Dann gibt es da noch die von dir im Beispiel beschriebenen Kindertrainer, die ganz offensichtlich nicht so gut ausgebildet sind und deshalb nicht wissen, was sie da tun. Das diese Trainer in der Mehrheit sind, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. (Auch der DFB sieht im Jahr 2016 als Standard den Kindertrainer ohne Trainerlizenz. Leider unternimmt er zu wenig, um dies zu ändern.)


    Normalerweise gibt es keinen Widerspruch zwischen Ausbildung und sportlichem Erfolg. Dennoch gibt es genug Trainer ohne Fachkenntnis, die meinen, man könne durch diverse andere Maßnahmen (z.B. nur die Besten spielen lassen, soviel wie möglich ins Spiel hineinrufen, Gegner beschimpfen, usw.) sportliche Erfolge feiern, wobei das Ziel die Mittel heiligt.


    Ich bin mir deshalb auch nicht sicher, ob man mit der Kritik: "vorgreifen" den Mangel an Spielintelligenz präzise trifft? Denn die gut ausgebildeten Trainer behindern die Spielintelligenz nicht. Im Gegenteil, sie fordern sie, in dem sie ihnen immer dann, wenn sie es brauchen, wichtige Impulse geben!


    Natürlich widmet sich auch die Verbände und der DFB über die Nachwuchsförderung diesem Thema. Auch dort wird heftigst darüber diskutiert, wieviel Taktik in welchem Alter gut ist? Eine abschließende Antwart darauf hat und wird man wohl nicht finden?

  • Klar, auch ich habe schon Trainerkollegen erlebt, die in einer E-Jugend einen kompletten Spielzug vom Anstoß weg über zahlreiche Stationen wirklich trainiert haben.
    Und dann in Jubelstürme ausgebrochen sind, wenn das Ding dann einmal geklappt hat. - das klappt gegen gute Gegner allerhöchstens einmal.



    Das ist schon alleine deshalb unsinnig, weil es viel Trainingszeit verschwendet, die für andere Sachen fehlt, die bedeutend wichtiger sind.
    Trainingszeit ist nunmal endlich und rar.



    Aber, das Argument, dass Kinder kognitiv grundsätzlich nicht in der Lage sind einfache taktische Hilfen zu verarbeiten, das finde ich diskutabel.
    Und viele Sachen kosten auch kaum/keine Trainingszeit, die kann man durch gutes Coaching erreichen. ZB mit dem Spieler während des Spiels sofort sprechen, auch wenn das Spiel dann kurz in Unterzahl weiterläuft.




    Wenn man zB zum Zwecke der schwacher Fußachulung die Devise ausgibt Torabschlüsse mit dem schwachen Fuß auszuführen, so ist diese Anweisung ja auch Taktik.



    Ich zB Weise meine Spieler gerne an, keinen Ball direkt zum Torwart zurückzuspielen, wenn ich eine Mannschaft neu übernehme.
    Das Risiko des Ballverlustes nehme ich gerne in Kauf, weil ich dieses automatische "Wegspielen" des Balles aus einer nicht offenen Spielstellung erstmal rausbekommen will.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ich zB Weise meine Spieler gerne an, keinen Ball direkt zum Torwart zurückzuspielen, wenn ich eine Mannschaft neu übernehme.
    Das Risiko des Ballverlustes nehme ich gerne in Kauf, weil ich dieses automatische "Wegspielen" des Balles aus einer nicht offenen Spielstellung erstmal rausbekommen will.

    Da muß ich mal nachfragen!
    Dürfte er denn dann im zweiten oder dritten Kontakt zum TW zurückspielen, vorrausgesetzt er hätte vorher den Ball in spieloffener Stellung angenommen ?


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Antwort jetzt nur knapp:
    Ja, natürlich.


    Ich will das "automatische Wegspielen" raushaben.
    Das gezielte Anspiel ist ja was völlig anderes.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • @Strznievski


    Ich habe mir die Fragen gestellt?
    Und sie mir mit Hilfe auch aus diesem Forum beantwortet.
    Das aber heißt nicht, dass ich den Stein der Weisen gefunden habe.
    Jeder Trainer findet natürlich auch andere Antworten.


    Diese Fragen sollte ein Kinder- und Jugendtrainer selbst stellen und natürlich auch beantworten.
    Zum Glück finden wir sehr viele Antworten auf diese Fragen in der Fachliteratur und natürlich im Internet.


    Stellt sich ein Kinder- u. Jugendtrainer diese Fragen nicht, sollte er sich in den Seniorenbereich begeben.


    @Sir Alex
    Offene Spielstellung:
    Mein Highligth der verfehlten Ausbildung an den DFB-Stützpunkten.
    Die letzte Trainerweiterbildung hatte genau dieses zum Thema.


    Demogruppe: Junger Jahrgang D-Jugend
    Trotz ständigen Einfrierens, Erklärens, Vormachen, und wieder Einfrierens haben es die Jungs nicht verstanden.


    Darauf hin fragte ich den Stützpunktkoordinator nach dem Training:
    Wie lange er die offene Spielstellung schon trainiert?
    Antwort: Zum ersten Mal mit diesem Jahrgang. Ist doch klar, dass es noch nicht klappt.
    Und Achtung jetzt kommst.
    Mit dem Jahrgang davor habe ich fast 15 Trainingseinheiten benötigt, bis sie es so einigermaßen verstanden haben.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • 15 Trainibgseinheiten, um zu erreichen, dass ein qesencher Teil die offene Spielstellung in Grobform beherrscht? In der D-Jugend.
    Dh ja gute 4 Monate, da der Stützpunkt nur eine Einheit pro Woche hat.



    Da frage ich mich erstens, was genau da trainert wurde, bzw. kann das ja nicht der größte Schwerpunkt gewesen sein.
    Zweitens stelle ich da die (Coaching-)qualität des Übungsleiters in Frage.
    Und das auch, wenn Ich zu bedenken gebe, dass ich es auch als großes Problem sehe, dass selbst in den meisten guten, selektierten Mannschaften außerhalb der NLZs- also die Vereine, die den Stützpunkt füllen - die Trainer solch mM elementarer Dinge, wie offene Spielstellung völlig vernachlässigen.
    Das hat dann zur Folge, dass man nicht nur einfach dieses Element erlernen muss, sondern eine falsche Form, die automatisiert wurde erstmal "rausbekommen" muss.
    Und das ist wesentlich schwieriger.


    Ich sehe eigentlich überall, das bei Torabschlag, sich Spieler "lösen" (oder seitlich neben dem Fänger stehen), die dann angespielt werden und (fast) ausschließlich den Ball direkt zum Fänger zurückballern. Ein Automatismus, der dazu noch den Fänger in Probleme bringt, weil er ungenaue, hohe, zu lasche, etc. Valle bekommt und wenn der Gegner da aktiv mitdenkt, klingelt es regelmäßig hinten.
    Da fehlt meist jede Form der Handlungsalternative.
    Die "Problemlösung" wird dem Fänger auferlegt.
    Und dann heißt es, wir oder sogar der Fänger hat sich die Bälle selbst reingehauen, nur deshalb die Tore.


    Dabei ist das so dermaßen einfältig, eindimensional und vorhersehbar, dazu kontraproduktiv in Bezug auf Spielintelligenz, verschieden Lösungsoptionen, Ballkontrolle/Kontakte der Spieler.



    Deshalb meine oben genannte temporäre "Auflage", wenn ich ein Team neu übernehme.
    Gerade in der Hallensaison, wo Abschlag des Fängers eine permanente Spielsituation ist, kann man selbst ohne spezielle Trainingseibheiten, die offene Spielstellung in Grobform einfach und schnell " ercoachen".
    Und nicht nur mit dem obersten Prozent.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ich habe kein Problem damit, wenn E-Junioren ballorientiert verschieben. Es ist aber ein Unterschied, ob man es instruiert oder ob man sich Spielintelligenz gezielt entwickeln lässt, ohne das Wort "Verschieben" jemals zu benutzen.

    Und es wäre es dann falsch, dieses Verhalten, welches sich korrekt entwickelt hat und nicht instruiert wurde, den Kids bewusst zu machen und zu benennen?

    Und darum ging es in diesem Thread ursprünglich auch: Klare Vorgaben bei einer U8, wie bestimmte Spielsituationen zu lösen sind.

    Finde ich nicht. Wir haben mehrere Lösungswege "erarbeitet" und welchen Weg die Kinder einschlagen ist ihnen überlassen.

    Da gibt es zum einen die (gut ausgebildeten) Trainer, die nicht nur technisch sondern auch taktisch bei jedem Ausbildungsschritt, was sie tun. Diese Trainer wagen sich in neue Regionen vor, die man Kindern vorher nicht zugetraut hat. Das sollen sie auch tun, solange die Kinder ihren Spaß dabei haben oder der Spaß daran sogar zunimmt. Wo sonst, wenn nicht bei diesen Top-Kindertrainern soll sich den sonst der Kinderfussball weiterentwickln.

    Ich würde mich selbst keineswegs als gut ausgebildeten Trainer bezeichnen. Ich bin halt sehr engagiert und versuche mir so viel Wissen wie möglich anzueignen. Mir ist aber schon oft passiert, dass ich bemerkt habe, dass das was ich jetzt getan, gesagt, trainiert habe lediglich suboptimal war. Ich glaube das es niemanden gibt, der das "perfekte Kindertraining" anbietet. Meines Erachtens nach ist Selbstreflexion eine der wichtigsten Fähigkeiten die ein Trainer haben sollte.

    Normalerweise gibt es keinen Widerspruch zwischen Ausbildung und sportlichem Erfolg. Dennoch gibt es genug Trainer ohne Fachkenntnis, die meinen, man könne durch diverse andere Maßnahmen (z.B. nur die Besten spielen lassen, soviel wie möglich ins Spiel hineinrufen, Gegner beschimpfen, usw.) sportliche Erfolge feiern, wobei das Ziel die Mittel heiligt.

    Diesen Trainern sei verziehen, da sie es oft wirklich nicht besser wissen. Traurig wird die Sache dann, wenn ein ausgebildeter Trainer diese Maßnahmen ergreift.

    Klar, auch ich habe schon Trainerkollegen erlebt, die in einer E-Jugend einen kompletten Spielzug vom Anstoß weg über zahlreiche Stationen wirklich trainiert haben.
    Und dann in Jubelstürme ausgebrochen sind, wenn das Ding dann einmal geklappt hat. - das klappt gegen gute Gegner allerhöchstens einmal.

    Von dem war ja (zumindest von meiner Seite) nie die Rede. Ich glaube auch kaum, dass ein kompletter Spielzug überhaupt funktionieren würde (zumindest bei meiner Rasselbande). Gerade beim Kinderfußball ist ja so viel vom Zufall abhängig. Und Murphy scheint gerade bei den Jüngsten immer sehr wachsam zu sein.

    Ich habe mir die Fragen gestellt?

    Welche Fragen?

    Das aber heißt nicht, dass ich den Stein der Weisen gefunden habe.

    Ich habe ca. alle zwei Monate das Gefühl diesen Stein gefunden zu haben. Zum Glück werde ich bald darauf eines Besseren belehrt und sehe dass es da noch etwas dass zugleich intensiver und sinnvoller ist und obendrein auch noch mehr Spaß macht als das, was ich für "Stein der Weisen" gehalten habe.

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  • Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • @Sir Alex
    Kann es auch sein, dass die Trainer gar nicht so schlecht sind aber einfach nur versucht haben die Ziele einer älteren Jahrgangsstufe vorzuziehen?


    Eine offene Spielstellung einnehmen (individual Taktik) auf der ich so lange rumtrainieren muss bis Kinder sie verstehen, ist meines Erachtens nach dann kein Ziel in der D-Jugend.
    Wenn man dann noch bedenkt, dass es sich bei Stützpunktspielern um Talente handelt, die lernfähiger sein sollten als andere Spieler ihres Jahrgangs, dann ist für mich
    die Zielsetzung eindeutig verfehlt.
    Dieses Infoblatt wurde von hochrangigen DFB Ausbildern erarbeitet.


    Hier die PDF Datei dazu. http://fussballtraining.com/blaetterfunktion/info25/ (kann mann auch herunterladen=

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • @Dirk


    MM eher nein, offene Spielstellung ist einem U12 Spieler besser vermittelbar.
    Ich will keine Aussage über die Qualität eines Trainers tätigen, aber irgendwas lief da suboptimal, in Training oder Kommunikation mit dir.


    1) bei aller Diskussion, aber in der D-Jugend ist Individualtaktik ganz sicher nicht verfrüht.


    2) ich habe mit zahlreichen Teams ( U9 und aufwärts) auf unterschiedlichsten Niveaustufen, zB auch Fußball-AG in der Schule keine 15 Trainingseinheiten genötigt, um offene Spielstellung in Grundzügen der breiten Masse zu vermitteln.
    Und bei Spielern, die nicht mehr den allergrößten Streit in der Ballannahme haben - das sollte bei Stützpunktspielern meist der Fall sein - den allermeisten.


    Und ich habe eine Trainerscheinverlangerung mal bei einem 2-tägigen Lehrgang verschiedener Stützpunkte gemacht, den der Stutzpunktkoordinator und der Verbandstrainer machten.
    Da war Individualtaktik auch ein großer Schwerpunkt im Coaching, auch die offene Stellung.
    Und das klappte auch vernünftig.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Also ich kenne keinen Spieler ... egal welchen Alters der 15 Einheiten braucht um zu verstehen was die Spieloffene Stellung ist.
    Das sie nicht jeder 100% umsetzt ist klar.


    Aber selbst 2009ern sage ich welchen Fuß sie am besten für die Ballannahme nach vorne nehmen und wie sie stehen müssen - das geht ohne Unterbrechen und läuft so nebenher mit.


    Ist aus meiner Sicht kein großes Thema und wird hier extrem aufgebauscht, finde ich.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • @Sir Alex


    Ich würde nicht gleich die Kompetenz des Stützpunkttrainers infrage stellen. Aber du hast dir die Antworten, warum das solange dauert, bis die Kinder die "offene Spielstellung" verstehen, ja fast schon selbst gegeben.
    Nahezu alle Kinder erlernen den Fussball zunächst als gegnerorientierte Spielform, bei der jeweils nach einem Zweikampfgewinn eine neue Situation entsteht, über die man sich zuvor noch keine Gedanken zu machen braucht. Ein Beispiel dieses Verhaltens ist beim "ruhenden Ball" (z.B. Abstoß) zu erkennen. Meist schauen alle Spieler dem Torwart zu, weshalb die ballnahen Mitspieler nicht auf eine "offene Position" achten, sondern Körper und Blick frontal auf den "Fanger" ausgerichtet sind.


    Ähnliches Verhalten ist zu beobachten, wenn der Ball aus einer "nicht offenen Spielposition" quer nach innen gepaßt wird. Hier hat es der Gegner leicht, dazwischen zu laufen und zum Torerfolg zu gelangen.


    Das Zurückpassen zum Torwart soll nicht nur dazu dienen, den Ball unter Gegnerdruck schnell wieder loszuwerden, sondern der Torwart soll nunmehr den gepaßten Ball weiter nach vorn schießen können. Mißlingt das, dann ist der Ball entweder gleich im eigenen Tor oder bei einem zentral posiitonierten gegnerischen Spieler, der dann meist direkt ins 1vs1 ein leichtes Tor machen kann.


    Der Spielaufbau darf also nicht ein reines Zufallsprodukt sein, sondern man kann es durch Impulse steuern. Ob es nachher wirklich alle oder die meisten verstehen müssen, dass ist durchaus eine Diskussion wert. Denn man darf auch ein Stützpunkt-Team nicht überbewerten, weil sich auch dort nicht immer die Kinder so entwickeln, wie man es sich vielleicht wünscht.


    Zwar hat kein Trainer die Weisheit gepachtet, weshalb niemand behaupten kann, er hätte das perfekte Kindertraining. Aber das ist für mich kein Hinderungsgrund, um die zunächst noch falsches Verhalten im Spielaufbau nicht zu korrigieren. Selbstverständlich immer bedenkend, dass man das Kind dabei nicht überfordert.


    Offtopic: Auch Nachwuchstorleute leben von Korrekturen, mit denen sie systematisch ausgebildet werden. Je komplexer die TW-Aktionen werden, je öfter kommt es vor, dass man selbst durch das "einfrieren" und "Detail-korrigieren" noch nicht ans Ziel gelangt. Hier sollte der Trainer mit ausreichend Fingerspitzengefühl agieren, wann es genug ist, statt zu glauben, man müßte es nur lange genug wiederholen. Besser ist es dann, das fehlende Detail später in eine ähnliche Übung zu integrieren. Ähnlich ist es mit den gewünschten Fortschritten auf anderen Positionen. Was nicht sofort klappt, wird später vollendet. Was besser klappt als gedacht, kann schon früher ein wenig schieriger gemacht werden, um die Kinder zu fordern und zu fördern. Eine zu enge, harte Richtschnur kann behindern, weil sie zu häufig reißt, wenn sie nicht belastbar genug ist. Wir haben es mit Kindern zu tun, deren Stressbelastbarkeit geringer ist als die der Erwachsenen.


    Welcher Seniorentrainer freut sich nicht über technisch und taktisch gut ausgebildete Spieler, die man rasch auf diverse Positionen ins Team und seiner Spielphilosophie integrieren kann? Das sollte das Ziel sein. Wie nahe man ihm kommt, hängt auch wesentlich vom Jugendtrainer ab!

  • So wollte ich das auch sagen.
    Auch, dass das quasi nebenher gut geschult werden kann, wenn man das passabel coacht.
    Dafür braucht man sicherlich keine 15+ volle Trainingseinheiten zu dem Schwerpunkt.

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  • Für mich steht und fällt das mit der Fach- und Sozialkompetenz des Trainers und die Art wie er seine Mannschaft erreicht und fördern kann.
    Eine Truppe die Wissbegierig ist und wenig Quatsch macht wird mehr lernen und mehr wissen wollen und mehr verstehen als eine "Spaßtruppe" - egal welchen Alters.


    Grüße
    Björn

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