MFS: Ein klares Ja zur Mannschaftstaktik in der D-Jugend (?)

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  • Am Thema Mannschaftstaktik in der D-Jugend scheiden sich bekanntlich die Geister. Der DFB lehnt es offiziell ab. In NLZ ist es gang und gäbe. In höheren Spielklassen ebenfalls. Meine Philosphie ist aktuell, dass ich mit einer leistungsorientierten U13 definitiv in die Mannschaftstaktik gehen würde, mit einer U12, wie ich sie aktuell trainiere, nur ganz am Rand (wir haben ihnen gesagt, wie wir spielen wollen, verwenden daraufhin aber kaum Trainingszeit, sondern beschäftigen uns dort mehr mit 1:1, Technik, Koordination etc.).


    Nun bin ich heute über dieses Posting der Münchner Fußballschule (MFS) gestolpert (http://www.mfsfussballtraining…g/pressing-in-der-u12u13/)
    , indem für U13 und sogar U12 (!) Mannschaften ein ganzheitliches Pressingsystem (zwei Varianten) vorgeschlagen wird. Trainer "Faxe" fordert u.a.: "Das liegt daran, dass eben keine Struktur dahinter zu erkennen ist. Der oder die Stürmer jagen wie wild geworden den Ball, den ein technisch solider Gegner mit ein bis zwei Kontakten relativ locker in den eigenen Reihen hält. Die restliche Mannschaft rückt nicht geschlossen nach, spielt das Pressing ohne kompakten Verbund, stellt mögliche Passwege des Gegners nicht zu und bereitet den schnellen Angriff bei einem möglichen Ballgewinn überhaupt nicht vor"


    Das ist erfahrungsgemäß nur mit einem relativ hohen Anteil an Trainingszeit umzusetzen. Was "Faxe" dann noch bestätigt:
    "Denn wo soll denn Ball hingespielt werden, wenn er dann tatsächlich erobert wird? Nach vorne? Aber wohin und zu wem? All dies sollte meiner Meinung nach geplant sein und ich habe vor Allem die Erfahrung gemacht, dass dies funktioniert. Auch wenn es in der D-Jugend natürlich viel Arbeit macht, es den Spielern immer und immer wieder zu erklären."



    Was haltet ihr davon?


    Ich möchte nicht über die beiden Pressingvarianten als solche reden - sondern konkret um folgende Fragen:


    1) Mannschaftstaktik in der D-Jugend? ja oder nein? Wie intensiv würdet ihr das trainieren?


    2) Wie weit würdet ihr dabei gehen?


    3) Unterschied U13 zu U12?


    4) Reicht es in einer D-Jugend nicht, den Spielern rudimentär ein Pressing vorzuschlagen ("wir greifen alle an und erobern sofort den Ball zurück"), und das dann in der C-Jugend zu verfeinern?


    Ich denke momentan tatsächlich auch darüber nach, ein wenig Zeit mehr in meiner U12 in die konkreten Pressinglaufwege etc. zu investieren - das geht aber definitiv zu Lasten anderer Trainingsschwerpunkte.


    Bin gespannt auf eure Meinungen.

  • @Chris


    Bin da voll bei dir! Man muß sich auch nicht am Wort: "leistungsorientiert" aufhängen, sondern hier wird lediglich das Hobby Fussball intensiver betrieben. Solange es der Wunsch der Kinder und nicht ein von Erwachsenen auferlegter Drill ist, sollte es keine Einwendungen geben.


    Wäre auch schön, wenn der DFB sich ein wenig differenzierter dazu äußern würde. Denn nach der von damaligen Sportdirektor Matthias Sammer erordneten 9-er Mannschaften für die D-Jugend, gab es kaum richtungsweisende Kommentare. Unsere niederländischen Kollegen rümpfen sich noch heute die Nase, dass seinerzeit diese Entscheidung von oberster Spitze nach dem Rasenmäher-Prinzip gemacht wurde. Denn einer guten D-Jugend mit einem entsprechend ausgebildeten Trainer sollte auch ein 11-er Team mit entsprechender Technik- und Taktikgrundausbildung kein Problem sein.


    Der Fussball entwickelt sich weiter und wer sich heutzutage die Wettkämpfe der DFB-Stützpunkte anschaut, der wird auch dort Trainerfüchse entdecken, die ihren Jungs schon mal die ersten Schritte auf dem Weg zu weiteren Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt haben.


    Der moderne Fussball wird nun einmal vom Kopf in den Fuss gespielt. Ohne Taktik ist soetwas nicht vorstellbar. Natürlich macht das Kindern Spaß, wenn sie statt eines (nicht spielentscheidenden) Dribblings einen genialen Paß mit erfolgreichem Torabschluß in den torgefährlichen Raum spielen konnten. Selbstverständlich erkennen auch die Kinder in der U 13 bereits, dass ein gemeinsames Agieren bei der Balleroberung erfolgversprechender ist, als wenn es jeder Einzelne probiert.


    Die Frage ist jedoch immer: was ist genau die richtige Portion an Taktik für meine Mannschaft?


    Allerdings haben wir derzeit gerade hier ein großes Trainer-Problem. Zum einen versuchten Trainer ohne entsprechende Ausbildung und Erfahrungen den Kindern etwas beizubringen, was sie selbst entweder nicht hinreichend verstehen oder aber wo ihnen die didaktischen Mittel noch fehlen. Das Ergebnis dieser stümperhaften Methoden sind Brüllattacken, die dann Kinder und Eltern ertragen müssen.


    Aber soll man sich von solchen Trainer-Deppen aufhalten lassen? Nein, ganz sicher nicht! Besonders wichtig ist jedoch, dass es Ligen gibt, in denen man diese Form des modernen Fussballs spielen läßt und sich dort regelmäßig mit den Trainern und Staffelleitern austauscht, damit es in guten Bahnen läuft und man ggf. gemeinsam im Sinne der Kinder Korrekturen und Anpassungen vornimmt. Dafür braucht es nicht mal einen DFB!


    Um einen guten Weg einzuschreiten, müssen wir stets die Facetten dieser mit erhöhten Trainingsaufwand verbundenen Form des modernen Kinderfussballs im Auge halten. Das sind wir unseren Kindern schuldig!

  • Trainer Faxe gibt ja sogar für U9 und U10 Empfehlungen für Pressing raus: http://www.mfsfussballtraining.tv/blog/pressing-u9-bis-u11/ ?(


    Bei meinem Sohn in der U13 (NLZ) wird Pressing im Mannschaftsverbund trainiert. Auch Stichwörter wie "kompakte Formation" spielen eine mehr oder weniger große Rolle. Und ja, die Jungs können das lernen und es im Spiel anwenden, auch wenn es natürlich alles andere als perfekt läuft.


    Ich selbst habe eine sehr zwiespältige Meinung dazu. Einerseits beginnt sich ja irgendwann die Waage mehr hin in Richtung "Fußball im Mannschaftsverbund" zu neigen. Und den Gegner zu stellen und ggf. zu lenken ist da ein Teil. Andererseits kommt mir das in der D ein wenig zu früh. Ich bin beim Training in der Regel nicht dabei, daher weiß ich nicht, wieviel Zeit anteilig dafür drauf geht. Aber das ist sicher einiges - und das, obwohl die Jungs noch andere individuelle, fußballerische Defizite haben, die auch bearbeitet werden müssten...Nach meiner Beobachtung spielen die NLZs in der U12 /U13 allerdings fast durchgehend Angriffspressing - zumindest, solange sie es durchhalten. Wenn unsere Jungs gegen "normale" Vereine spielen, dann stellen die sich hingegen meist tief hinten rein und lauern auf Konter.


    Aber wie gesagt, ich würde das nur am Rande trainieren, erst recht in U12. Allerdings werden Euch Teams begegnen, die das spielen oder es zumindest versuchen. Wenn schon Gruppen-/Mannschaftstaktik in der D, dann würde ich eher Strategien für eigenen Ballbesitz trainieren. Denn der Übergang vom Individualspieler (der alle alleine auszudribbeln versucht) hin zum Agieren in der Gruppe (verbunden mit aktivem Spiel ohne Ball) ist ja noch in vollem Gange.


    Grüße
    Oliver

  • ich möchte hier nicht meine Meinung zu diesem Thema zum Besten geben, sondern einen Ex-Trainer meiner Tochter zitieren:


    "Für das Taktiktraining in der U13 ist mir die Zeit zu schade. Die Spieler lernen in diesem Alter noch so viel und oft leicht individuelle Fähigkeiten.
    Taktik können sie dann ab der U15 ohne Probleme lernen. Andere Fertigkeiten nicht mehr so ohne weiteres."


    Ich habe immer noch großen Respekt vor diesem Trainer, dessen Mannschaften nicht jede Meisterschaft gewannen aber zahlreiche Talente hevorbrachten, von denen einzelne auch für U-Mannschaften des DFB gesichtet wurden.

  • Es hängt doch wieder davon ab was die Kids schon können.
    Wer von klein auf (ab 4-5 Jahren) nach der Philosophie der MFS trainiert wird mit seinem Team weiter sein, vor allem im Bereich Technik, Koordination und 1vs1 (offensiv und defensiv) und kann somit diesen Schwerpunkt setzen.


    Aus dem Kontext gerissen würde ich euch recht geben - eine Mannschaft die noch erhebliche Defizite in vorgenannten Bereichen hat sollte diese abstellen bevor man zu Gruppen oder Mannschaftstaktik übergeht.
    Ich habe selbst eine U12 die technisch sehr limitiert ist - hier liegt der Trainingsschwerpunkt ähnlich dem meines "goldenen 2008er" Jahrgangs, da es dort erhebliche Defizite gibt.


    Man muss das aus meiner Sicht immer für einzelne Teams bewerten - und falls es in der Spitze Bedarf gibt, gibt er hier seine/die MFS Philosophie wieder.


    Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es durchaus funktioniert - auch außerhalb eines NLZ sofern die Grundlagen gelegt sind.


    So wie der DFB keine 100% richtige Lösung für jede Mannschaft, jede Situation und jede Frage hat - so hat dies die MFS auch nicht. Daher meiner Meinung nach situativ bewerten was für euch relevant ist und was nicht und diese Sachen dann einbauen, oder eben nicht.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • grundlegende mannschaftstaktische verhaltensweisen , wo den spielern das "wie am besten miteinander und in welchen varainten" vorgestellt wird, sind sicherlich zu begrüssen. in erster linie mal durch einen videoabend wo man die verschiedenen varianten mal vorstellt. da anschauungsmaterial dabei recht aufschlussreich ist.
    das man ihnen dann noch verschiedene beispiele gibt, wie das miteiannder aussehen kann , sollten auch kein problem sein , sogar eher als sinnvoll eingestuft werden. das einschleifen aber von einer festen variante , also wirkliches durchplanen von bestimmten verhaltensweisen ist meiner meinung nach noch zu früh, funktionieren wird es wohl sicherlich, wenn man es vorgibt und immer wieder wiederholt aber sinnvoll ist es weniger weil man die kleinen so schon zu sehr konditioniert und in ihrer entwicklung begrenzt.
    spielformen die verschiedene verhaltensweisen provozieren und dadzugehörige informationen beiläufig durch den trainer, sollten ausreichen um ein grundverständniss des verbundagierens den spielern nächer zu bringen ohne sie schon zu früh auf eine bestimmte variante zu konditionieren/ "abzurichten" .

  • Auch ich sehe hier zwei Seiten. Natürlich sollte in der D-Jugend noch die technis, koordinierte Ausbildung der Spieler im Vordergrund stehen, da sie sich in dem Alter im Normalfall noch leicht tuen. Somit bin ich der Meinung, dass die meiste Trainingszeit darin bestehen sollte.
    Allerdings denk ich auch, dass man in der D nicht mehr völlig ohne Taktik auskommt. Alleine wenn man bedenkt, dass hier das Abseits dazu kommt.Und wer sagt denn, dass in einem taktischen Training nicht auch technische Elemente dabei sind?
    Lässt man zb eine Übung zum Abseits machen, so sind einige 1 vs 1 Situationen dabei, für die Mittelfeldspieler öfter mal ein langer Ball in den Lauf der Stürmer und für diese die Ballan- und mitnahme mit folgendem Torabschluss. Meiner Meinung nach kann man so etwas durchaus auch in der D-Jugend machen und vernachlässigt damit auch nicht das Grundziel der technischen Ausbildung.

  • Lässt man zb eine Übung zum Abseits machen


    Was ist denn eine "Übung zum Abseits"? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.


    Ich habe gerade eine Mannschaft (bzw. zwei, aber eine Gruppe) von E- bis C-Jugend begleitet. Dabei habe ich aber nicht das Konzept und die Inhalte vorgegeben, das hat ein erfahrenerer Trainerkollege gemacht. Wir haben in der D-Jugend recht viel Zeit auf Mannschaftstaktik verwendet, denke ich, und waren damit ziemlich allein in unserer Region. Selbst die stärksten Vereine machen hier gar nichts, in der Regel, in die Richtung in der D-Jugend. Es gab bei uns eine Viererkette und insgesamt ein Verteidigungskonzept, wo und wie der Ball erobert werden sollte. Auch offensive Taktiken wurden schon mal besprochen und einstudiert, allerdings in geringerem Umfang. Die Grundbewegungen und das Anlaufverhalten haben in der stärkeren Mannschaft gut funktioniert, in der schwächereren mäßig. Es lassen sich also dieser Erfahrung nach taktische Inhalte in der D-Jugend erfolgreich trainieren. Allerdings würde ich das nicht mehr machen, wenn ich wieder eine D-Jugend übernehmen sollte. Der Grund ist, dass wir viel Zeit darauf verwendet haben und dass ich der Meinung bin, dass diese Zeit auf andere Inhalte besser verwendet gewesen wäre. Nämlich einerseits auf technische Fähigkeiten und andererseits auf Individualtaktik und teilweise auch Gruppentaktik. Die Mannschaftstaktik wurde da zwar gelernt, aber ich glaube, dass die in der C-Jugend mit weniger Aufwand (qua besserer Auffassungsgabe) genau so gut gelernt werden kann, insbesondere wenn etwa gruppentaktische Dinge dann schon besser sitzen.


    Wobei ich da generell etwas differenzieren würde. Wenn ich Spieler habe, die 24 Stunden am Tag kicken und mit dem Spielgerät umgehen können, dann ist der Zeitanteil, den ich auf Techniktraining verwende, nicht ganz so entscheidend, wie wenn ich Spieler im Dorfverein habe, die manchmal vielleicht nur im Sportunterricht und im Verein Fußball spielen. Bei einer älteren D-Jugend würde ich, wenn sie ziemlich gut ist, demnach möglicherweise auch wieder das ein oder andere mannschaftstaktisch machen, allerdings keinesfalls im selben Umfang, den wir mit unseren aktuellen Spielern darauf verwendet haben. Bei einer jüngeren D-Jugend würde ich die Priorität ganz klar auf anderes setzen.


    Ein Nachteil des starken Fokus' auf Mannschaftstaktik ist übrigens, zumindest ist das bei uns so, dass die Spieler sehr viel, vielleicht zu viel nachdenken um sich ans Konzept zu halten, und dann aber kein Feuer da ist und keine individuellen Lösungen, wenn das Konzept nicht funktioniert. Da stehen dann bei einer geübten Spieleröffnung alle schön auf ihren Positionen bzw. machen Laufwege und wenn der Gegner aber so steht, dass die Variante nicht geht, dann wird entweder ewig gezögert, oder das einstudierte stur durchgezogen, obwohl es offensichtlich nicht klappen kann. Wir haben super Theoretiker, aber nicht immer so gute Praktiker (so auch Rückmeldungen von Stützpunkttrainern und Stützpunktkoordinator). Das ist etwas, wo wir gerade sehr damit beschäftigt sind, nach Jahren von viel Mannschaftstaktik entgegenzusteuern. Es war nie unsere Absicht, Spieler in ein Korsett zu pressen, allerdings ist kritisch betrachtet wohl genau das in einem gewissen Maße passiert. Das gilt es aus meiner Sicht zu beachten, wenn man, gerade in jüngeren Jahrgängen, viel mit Mannschaftstaktik macht.

  • @Chris


    Wie du nun selbst nachlesen kannst, wissen die meisten Trainer zu wenig über Taktik. Es interessiert sie nur deshalb, weil sie irgendwie das Gefühl haben, dass man dadurch selbst mit technisch schwächeren und langsamen Spielern mehr Spiele gewinnen kann.


    Takitk oder was man dafür hält, ist quasi eine Ersatzzeit, die früher für das Rundenlaufen verwandt wurde. Ist also deshalb das Eine besser für die Kinder wie das Andere?


    Solange der Standard im deutschen Jugendbereich der Trainer ohne Ausbildung ist, wird sich auch kaum etwas daran ändern. Genau deshalb ist der Spaßfaktor durch nichts zu ersetzen, denn es gibt hier einen fließenden Übergang zwischen den Trainern, die es nur deshalb machen, weil sich sonst niemand findet und denen, die mit großer Leidenschaft und Lernbegeisterung am Werk sind.


    Intensive D-Jugend-Taktik kann allenfalls dort betrieben werden, wo Trainer und Mannschaft auf einem hohen Leistungslevel zusammen passen. Hier macht es Sinn, anhand der Veränderungen im Profibereich jeweils Inhalte auf den Jugendbereich neu herunter zu brechen, damit die Talente sehr gut ausgebildet in den Seniorenbereich wechseln.

  • @ fak
    Sorry ich dachte es reicht nur kurz ein Stichwort zu schreiben.
    Damit meine ich natürlich eine Übung, in der man schaut, dass die Verteidiger im richtigen Moment rausschieben, um die Stürmer ins Abseits zu stellen und eben um die Stürmer zu schulen, dass das nicht passiert.
    Also letztendlich ein normales Abwehr gegen Angriff nur halt mit dem speziellen Augenmerk auf das Thema Abseits.
    Ist jetzt nur ein Beispiel, in dem man das taktische Verhalten schult aber eben auch wie bereits von mir beschrieben technische Elemente drin hat.

  • Ich bin dagegen ...weil:


    1. Ich glaube fest daran, dass Kinder im D Alter frisch anfangen, den vom Trainer restlos unbeeinflussten Blick in die Breite vom körperlichen Entwicklungsstand nun endlich tun zu können. Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung, denn...so ab dem zweiten Jahr D...passt plötzlich selbst der "schwächste" Spieler...mehr oder minder selbständig.


    2. In dieser "Situation" sollte es meiner Meinung nach Ziel sein...genau das und nichts mehr ...zu unterstützen. Ich spreche von Gruppentaktiken...die erst ab da sinnvoll und möglich sind. Hierbei hege ich den Verdacht, dass das mit der Mannschaftstaktik des Pressings zuviel sein wird. Im Maximum könnte ich mir vorstellen, dass man es erwähnt, aber nicht abverlangt.


    3. Übe ich entsprechend Gruppentaktiken....über viele Spielformen....mit z.B. Provokationsregeln und


    ....bringe sie so dazu...selbständig aus der Logik...ihrem Bauchgefühlt...ihrer Kompetenz und vielleicht doch entstandenen Möglichkeit einen Gegenspieler im richtigen Moment ...so zu sagen..."Mannzudecken"/zu pressen....wäre das das, was ich unter fließenden Grenzen verstehe!!! In der Praxis könnte das so aussehen....das Paule aus seinem bereits entstandenen Spielverständnisses ...den Jupp vom Gegner zustellte, weil sein Stürmerkollege presste...aber sein Mannschaftskumpel das versäumte...da er/der...noch nicht so weit war. DAS...genau DAS...hätte ich als Trainer bei meiner Phylo...exakt so unkommentiert hinzunehmen.


    4. Der Unterschied im Bezug auf Punkt 3 zu vielen anderen Trainern ist die Sache mit dem Stimulieren und Instruieren. Während ich versuchen würde...es über Stimulierung -erzeugt über Spielformen mit Provokationsregeln und Einfrierung von Situationen und gezielten Fragestellungen den Spieler zur richtigen Antwort zu stimulieren...instruiert der andere Trainer seine Jungs -übertrieben gesagt- wie beim Militär durch Befehl und Gehorsam. Er berücksichtigt weder den Entwicklungsstand des Spielers noch, dass der Spieler über Erfahrungen dazu geleitet wird, positives als Gut zu erkennen und es so im Vertrauen auf das Erlernte und die Erfahrung darauf dann selbständig und situationsbedingt auch anzuwenden. Sein über Instruierung zur Taktik gezwungener Spieler begreift das abverlangte Tun so nicht und wird so gehemmt. Man stelle sich vor, man soll was tun oder in der Klassenarbeit auswendig gelerntes Niederschreiben....versteht die Sache aber eigentlich überhaupt nicht. DAS IST SCHEISSE! Scheisse...weil man dabei wohl eher dieses üble Durchfallgefühl in der Magengegend nachvollziehen kann (?); ich jedenfalls schon...da gefällt mir die Sache mit dem Stimulieren einfach besser.


    5. Auch hier nochmals benannt, ....wer Talente/"Leistungsteams" ...betreut, sollte innerhalb der Ziele bei leicht fließenden Grenzen diese weiterhin verfolgen und dabei eher über die Frequenz und/oder Schwierigkeitsstufen im selben Thema arbeiten, statt zu meinen...nun den Schulstoff der Klasse 10 in der 5 zu verabreichen. Dabei spielt für mich sogar der Gedanke eine Rolle, was Trainer so fünf Jahre später überhaupt noch verkaufen will. Fußball ist für Aussenstehende eine Sportart, die ach so schwierig ist. Nur sind wir mal ehrlich...man kocht doch auch nur mit Wasser und soviel Lernstoff ist da doch nun auch nicht zu verkaufen. Mit anderen Worten wirds für viele Spiele Jahre später doch ziemlich langweilig...(Drop Out?)...vor allem weil viele Trainer sich nach "oben" auch nicht mitbilden!!!

  • @Andre


    Vielen Dank für deinen Beitrag. Allerdings spricht fast alles dabei für eine frühere Integration von Taktik in den Jugendbereich. Es sind nur wir Trainer, die zu wenig darüber wissen. Deshalb plagen sich die Einen mit Vorurteilen: "... viel zu kompliziert ..." und die Anderen sind davon überzeugt, dass man nur die Begriffe von früher (z.B. ran gehen) gegen Heutige (z.B. Pressing) austauschen muß und schon hat man einen moderneren und besseren Fussball.


    Chris möchte mit seinen Aussagen allen Trainern Mut machen, sich ein wenig intensiver mit der Matterie von Fussballtaktik auseinander zu setzen, damit der Fussball den Kindern noch mehr Spaß macht, weil er ihnen mit taktischen Elementen von mehr erfolgversprechende Möglichkeiten aufzeigt.


    Mag auch der Wunsch der Vater dieses Gedankens sein: Was in der Talentförderung schon seit Jahren an Taktik gang und gebe ist, könnte doch hier und da auch auf fruchtbaren Boden in den mittleren Vereinen treffen? Denn gemeinsam funktioniert das doch viel besser, als wenn dem Kind jeder Trainer was Anderes erzählt.


    So wird in den Niederlanden ab der D-Jugend ein 4 : 3 : 3 trainiert. Man legt aufgrund dieser offensiven Taktikvariante sehr viel Wert auf häufig Torabschluß-Situationen, denn Tore sind gerade im Jugendbereich das "Salz in der Suppe". Über einen Matthias Sammer, der 9-er Teams in der D-Jugend befiehlt, um sich dann aus der Thematik zurück zu ziehen, rümpft man sich die Nase und meint: "Der hätte vermutlich auch im D-Jugend-Handball ein 5-er Team befohlen!" Genau deshalb, damit eben nicht jeder Trainer etwas anderes erzählt, wird dieses Taktiksystem im gesamten Jugendbereich trainiert. Erst in der A-Jugend werden auch Elemente wie die gegnerischen Stärken und Schwächen ins Taktikkalkül einbezogen, wenn es daraum geht, bestimmte Räume enger zu besetzen und dafür andere Räume frei zu lassen.


    Ich möchte hier gar keine Diskussion entfachen, welches das bessere, ballorientierte Spielsystem ist, sondern wie Chris lediglich dazu ermuntern, sich mehr mit Taktik zu beschäftigen, um die darin liegenden Chancen für die Stiumulation der Spielintelligenz bei den Kindern zu erkennen. Denn die Kinder spielen nicht für uns, sondern für sich! Aber wir können ihnen helfen, damit sie noch mehr Spaß darin entwickeln!

  • Hier werden mir zu sehr nur die beiden Extreme diskutiert.
    Also entweder gar keine Mannschaftstaktik oder der Einbau ins Training.


    Aber dazwischen gibt es ja noch das schlichte verbale Ansprechen von mannschaftstaktischen Grundlagen.
    Zum Beispiel, wie man sich bei eigenem Abstoss aufstellen und das Spiel eröffnen will - inklusive Varianten - ist genauso Mannschaftstaktik, wie das selbe defensiv, wenn der Gegner Abstoßend hat.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Also, ...ich nenne es nun mal beim Namen:


    Die Wahrheit für mich ist, dass ich im Prinzip die Einteilung zwischen Individualtaktik/Gruppentaktik/Mannschaftstaktik


    für alle die Trainer, die nur wenig bis keine Ahnung haben....korrekt bis gut finde.


    Wenns gut läuft...kommt der neue Trainer und zieht sich die Trainingseinheiten aus DFB.-Training-online. Dort ist alles nach diesem Konzept so abzurufen und Trainer merkt es nicht.


    Wenns besser läuft...macht er sich einen Kopf und liest...macht sich schlau..mäßig schlau und erkennt die Philosophie...diese Philosophie des Dfb-Ausbildungskonzeptes...welches meiner Ansicht nach auf den kleinsten Dorfverein anwendbar ist.


    Wenns top läuft...leckt der Trainer soviel Blut, dass er sich allumfassend schlau macht. Wenn er nun noch ein Händchen hat und es toll hinbekommt, mit den Spielern umzugehen, ...er geduldig ist und mit seinem Ego klar kommt und alle Trainingsthemen und ZIele drauf hat und erkennt und umzusetzen weiss....dann so meine Erkenntnis...ist es durchaus möglich, den Koten da unten versteckt über die angebotenen Übungsformen dazu zu kriegen, frühzeitig taktisch an die Sache heranzugehen. Die Geduld und das hoffentlich positive Ego eines Trainers in direkter Verbindung mit dem "Globalwissen"...wird in dann in die Lage versetzen, nicht machbares zu akzeptieren, statt hier nun zu fordern...auch wenns noch nicht möglich ist...zu brüllen...wenns nicht geht usw..


    Genau hier knackt es aber im Geäst....denn die Realität ist die, dass viel Unwissenheit viel nicht machbares abfordert, was überfordert und zu Spielerverlusten führt, zu Gebrüll am Rand führt und Spielintelligenz verhindert und Antizipation...missachtet.


    Antizipation und Spielintelligenz...der Hunger des Spielers....sind für mich die Grundlage um auch taktisches Werkzeug verstehen und wirklich nachvollziehen zu können, um so...über positive Erlebnisse und Erfahrungen dann in die Lage versetzt zu werden, das auch umsetzen zu können. Desto mehr Spieler ich im Laufe der Zeit dazu zu kriegen...desto stärker mein/das Team.


    Da ich das vielen...sehr vielen Trainers abspreche....(man sieht es in der A Jugend...was oben rauskommt ist für mich nicht viel...bis in die Herren...man sieht was unten versäumt wird und oben bemerkt man es nichtmal...ist sehr sehr armselig und für mich Beweis für meine Aussage hier!).


    Entsprechend -so leid es mir tut- gibts hier sehr unterschiedliches Niveau bei der Bewertung des Thema in sich. Das soll selbstverständlich nicht dazu führen, hier nicht drüber zu reden, ich fürchte nur, dass das "Freigeben" von Taktikthemen bei vielen ein Freifahrtsschein wird und restlos missverstanden wird. Diese Verantwortung spüre ich im Nacken, deshalb eigentlich auch immer mein Boykott!


    Vielleicht sollte "Trainer" sein Wissen nachweisen müssen, um danach in andere Themen einsteigen zu dürfen....kann man sich ja mal wünschen ;):) . Ich sehe das halt so. <X

  • Ich glaube, dass man den DFB missversteht, wenn man meint, dass vor der D jegliche taktischen Inhalte verboten sind, in der D dann ausschließlich die Individualtaktik eine Rolle spielen darf, gefolgt von der Gruppentaktik ab C und Mannschaftstaktik ab B. In einem anderen Thread habe ich kürzlich ja schon meine Meinung kundgetan, dass man schon im 6+1 als Mannschaft spielen muss, das Feldmaße und die Zahl der Spieler sind einfach zu groß als dass da einfach alle sechs Feldspieler herum rennen können, wo sie es gerade wollen. Kann man natürlich machen, aber spätestens in der E geht der süße Bienenschwarm gegen die Gegner, welche die, wie der DFB sie nennt, "Grundzüge der Raumaufteilung" (oder so ähnlich), kennen, gnadenlos unter. Und eben diese Formulierung des DFB zeigt ja schon, dass auch er sich vorstellt, dass es bereits vor der E ein mannschaftliches Zusammenspiel gibt.


    Wir @Sir Alex denke ich auch, dass man auch Kindern und einem Kinderteam schon gewisse taktische Inhalte vermitteln kann. Inwieweit die Kinder diese aufnehmen, verarbeiten und verstehen können, ist sehr unterschiedlich, das sehe ich an den 06ern, die ich gerade habe. Ich kann da aber, so meine ich, z.B. sehr wohl erkennen, dass es nicht sonderlich geschickt ist, wenn ein Kind im Versuch, dem Ballführenden den Ball abzunehmen, in einer Hundekurve diesem hinterherrennt, und ihm vermitteln, dass es doch vorausahnen kann, wo dieser Spieler mit dem Ball hin laufen möchte, nämlich typischerweise in Richtung unseres Tores, und dass es daher geschickter ist, wenn man versucht, ihm den Weg abzuschneiden, als immer nur auf seine momentane Position zuzulaufen. Sie können in der Überzahl auch verstehen, dass es für sie einfacher ist, den Ball anzunehmen und zu verarbeiten, wenn der nächste Gegenspieler weit von ihnen entfernt ist, wenn sie den Ball bekommen. Was sind diese beiden Inhalte anderes als Individualtaktik? Und wenn man noch ein, zwei Spieler hinzu nimmt, also z.B. einen weiteren Verteidiger fragt, wie er denn am besten seinem Mannschaftskameraden helfen kann, der den ballführenden Gegner gerade stellt, oder, im anderen Beispiel, den weiteren potenziellen Passempfänger fragt, wo er sich am geschicktesten positioniert, dann ist man schon in der Gruppentaktik. Und erklärt man schließlich seinem Stürmer, warum er beim eigenen Torwartanstoß am besten möglichst hoch steht, nämlich, um seinen Kollegen dadurch Platz zu schaffen, dass er einen oder sogar zwei Verteidiger bindet, geht das schon in Richtung Mannschaftstaktik. Aber auf einem Niveau, das viele Zehnjährige verstehen können.


    Man wird solche taktischen Inhalte wohl eher nicht gezielt trainieren. Aber ansprechen und sie zumindest in Ansätzen den Kindern vermitteln kann man sie schon.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Vielleicht sollte "Trainer" sein Wissen nachweisen müssen, um danach in andere Themen einsteigen zu dürfen....kann man sich ja mal wünschen . Ich sehe das halt so.

    Andre, so sieht es z.B. Ralf Klohr ebenfalls! Denn für ihn ist die fehlende Trainerausbildung ein so großer Makel für die Fussballjugend, dass er nur solche Teams am Punktspielwettbewerb teilnehmen lassen will, die eine entsprechende Trainerausbildung nachweisen können. Allen anderen Trainern empfiehlt er, lediglich Freundschaftsspiele auszutragen.


    Auch ich sehe ein großes Problem darin, dass viel zu viele Kinder und Jugendliche deshalb mit dem Vereinsfussball wieder aufhören, weil ihnen der Spaß am Fussball durch Trainer, die diesen Begriff eigentlich gar nicht verdienen, verleidet wird.


    Sir Alex meint, es gäbe nicht eine Entweder - Oder im Taktikbereich, sondern ein "Dazwischen"! Dieses Dazwischen haben wir ja leider allzu häufig, wenn Trainer mit Taktik-Halbwissen auf die Kinder losgelassen werden. Aber es geht ja auch kein Trainer auf den Platz und sagt: "Jungs, ich sag euch jetzt mal was. Aber ob das stimmt, weiß ich selbst nicht genau! Noch vor wenigen Jahren wurde nicht mal in den den unteren Trainer-Leistungslizenzen spezifisches Taktikwissen vermittelt. Wir haben da selbst im Jugendleistungsfussball einen sehr großen Nachholbedarf!


    Chris schlägt m.E. ein wichtiges Thema an - und natürlich hat auch Sir Alex recht, wenn er sagt, man muß auch mit dem "Dazwischen" anfangen dürfen!


    Wer eine gründliche Taktikausbildung genossen hat, der wird ein Fussballspiel danach mit ganz anderen Augen sehen. Leider wurde hier vom DFB in den vergangenen Jahren eine gute Chance für einen Einstieg versäumt. So wollte man auch im Breitensportbereich den Trainern "die Kette" schmackhaft machen. Hier hätte man Taktik vermitteln können, aber statt dessen gabs "schmalen Fussballeintopf" und ein biißchen Show!


    Ich fände es gut, wenn dieses Thema uns über einen längeren Zeitraum begleiten würde. Denn dann könnte man auch erkennen, inwieweit sich ein allgemeines Meinungsbild darüber verändert. Denn ich bin fast sicher, dass das was Chris heute fordert schon in 5 oder 10 Jahren in den größeren und mittleren Vereinen eine Selbstverständlichkeit.

  • Ein Nachteil des starken Fokus' auf Mannschaftstaktik ist übrigens, zumindest ist das bei uns so, dass die Spieler sehr viel, vielleicht zu viel nachdenken um sich ans Konzept zu halten, und dann aber kein Feuer da ist und keine individuellen Lösungen, wenn das Konzept nicht funktioniert. Da stehen dann bei einer geübten Spieleröffnung alle schön auf ihren Positionen bzw. machen Laufwege und wenn der Gegner aber so steht, dass die Variante nicht geht, dann wird entweder ewig gezögert, oder das einstudierte stur durchgezogen, obwohl es offensichtlich nicht klappen kann. Wir haben super Theoretiker, aber nicht immer so gute Praktiker (so auch Rückmeldungen von Stützpunkttrainern und Stützpunktkoordinator). Das ist etwas, wo wir gerade sehr damit beschäftigt sind, nach Jahren von viel Mannschaftstaktik entgegenzusteuern. Es war nie unsere Absicht, Spieler in ein Korsett zu pressen, allerdings ist kritisch betrachtet wohl genau das in einem gewissen Maße passiert. Das gilt es aus meiner Sicht zu beachten, wenn man, gerade in jüngeren Jahrgängen, viel mit Mannschaftstaktik macht.

    Das Einstudieren von offensiven Spielzügen halte ich für nicht so gut. Erstens wird einiges an Zeit geopfert, die man besser anders nutzen kann und zweitens fehlt da dann auch die Kreativität/Spielintelligenz. Genauso, wie du selbst es bewertest.
    Aber man kann ja aus einer grundsätzlichen Aufstellungsform und offensiven Spielidee heraus - sehr groß und breit machen - bestimmte grundsätzliche Dinge ansprechen, die immer noch viele verchiedene Optionen offen lassen.
    Eines ist zB, dass man gerade auf den offensiven Positionen fluide und ohne Ball verschiedene Räume in hohem Tempo anläuft, um selbst "frei" zu werden, aber auch um einen Raum für andere Mitspieler zu öffnen.



    Ich persönlich habe eigentlich nie Trainingszeit für Mannschaftstaktik geopfert.
    Aber, ich habe in einem Wettkampf durchaus Sachen angesprochen.
    Gerade beim Hallenspiel 4+1 kann man im Punkto Taktik (egal ob Individual- , Gruppen oder Mannschaftstaktik ) leicht und gut lehren und lernen. Dabei wird das Portfolie an Handlungsalternativen peu a peu größer und die SPieler können aus einem immer größer werdenen Fundus Lösungsmöglichkeiten auswählen.



    @ Chris
    bezüglich Pressing
    Ich habe in der Halle schon öfter mal gezielte Pressingideen angesprochen, die die Kinder auch überwiegend gut umsetzten können. Sogar schon in der U11.
    Zum Beispiel, dass wir den linken Verteidiger ein paar Meter frei lassen (oder den Bandenfernen zB, wenn nur eine Seite Bande), um so das Anspiel dahin zu provozieren. Dann wird dieser Spieler vom rechten Stürmer angelaufen, während der andere Stürmer den Rückweg zum Fänger anläuft, das schon beim Anspiel, nicht erst wenn der Verteidiger den Ball hat.
    Dafür braucht es kein großes Training, das kann man in 1-2 minuten Ansprachen verdeutlichen und veranschaulichen und dann in 2-3 Turnieren haben das viele SPieler gut drauf.


    Das kann man dann auch leicht aufs Feld mit erhöhter Spieleranzahl transponieren.




    Ich bin der Meinung, dass sich im Punkt Taktik die Kompetenz der Trainer weit auseinander geht, die allermeisten in diesem Bereich nicht wirklich ausreichend Ahnung haben und das somit auch nicht vermitteln können. Da hilft dann auch kein Theoriebuch, wenn ich nicht in der Lage bin, Dinge auf dem Feld zu erkennen und gezielte Fragen der Kinder zu beantworten oder die richtigen Tipss (1-2 Sätze) zu geben.
    (Ich erinnere mich zB an einen Videobeitreig hier im Forum, wo ein User unsere Meinung bezüglich bestimmter taktischer Fragen oder so wollte. War C- oder B-Jugend, keine Ahnung mehr, was genau. Da kamen zuerst einige Beiträge, die das Spiel - für mich eigenwillig interpretierten. Irgendwann kam dann @Chris und hat quasi genau das Gegenteil gesehen. KLar, dass war nur ein Viedeo, die Perspektive nicht optimal, etc. aber ich hatte auch alles eher wie Chris gesehen, und konnte vor allem quasi konträre Meinungen schwer verstehen. Und das dann unsiso alle so sahen zunächst.... )


    Bei der Technik muss man auch den Hauptfehler (er)kennen, um gut und zielgerichtet verbessern zu können. (Beim Schießen ist es zB immer das Standbein hinter dem Ball. Der Oberkörper oder ähnliches sind immer nur Folgefehler, wenn man zu hoch schießt. )
    Und auch im Thema Taktik muss ich die Dinge richtig sehen, um schnell, einfach, sinnvoll und zielgerichtet verbessern zu können.
    Und wenn - zumindest bis vor kurzem - selbst in der Bundesliga Trainer mit erheblichen Mängeln in der Taktik zu finden waren, unsere Frauennationaltrainerin in diesem Bereich gravierende Kompetenzmängel klar offenbart, dann gilt dies im Jugendbereich umso mehr.




    Eine Anekdote will ich jetzt auch noch erzählen.
    Ich habe vor einigen Jahren eine U11 übernommen, mit der ich in ein Sommer"trainingslager" gefahren bin. DEr Trainer, der die Mannschaft zuvor drei Jahre betreut hatte hat null, wirklich null Taktik vermittelt. Die Spieler hatten also selbst im Bereich Individualtaktik quasi null Vorkenntnisse. (Das wusste ich, da ich schon einmal ne Mannschaft von ihm übernommen hatte...)
    Schwerpunkt im Trainingslager war, neben dem Kennenlernen, dass die Abläufe im Training klappen, so dass man dann die Trainingszeiot gut und effektiv nutzen kann. Dazu kam quasi als einziger wirklich inhaltlicher Schwerpunkt die Individualtaktik, vor allem defensiv. Das muss Spieler können.


    Wir haben dann einige Spiele bestritten, ich bevorzuge ein System mit 3 Abwehrspielern, also entweder 3-2-1 oder 3-1-2 (E-Jugend), hauptsache 3er ABwehr, in der die AV die Breite herstellen. Mein Vorgänger ließ ausschließlich 2-3-1 spielen, mit einem überragenden Zentralen. Er hatte damit ergebnistechnisch viel erfolg, da in jungen Jahren quasi nur die Qualität des Zentralen entscheidend ist.


    Wir spielten also mit Dreierkette und sagte den Spielern, das die AV bei Abstoss extrem breit (an der Seitenlinie)stehen, die drei offensiven hoch stehen sollen. Alle fünf können sich mit läufen in die freien Räume anbieten und den Ball fordern.
    Der zentrale Abwehrmann soll nicht mittig stehen, sondern ein bißchen versetzt, damit er erstens eine offene STellung haben kann und zweitens nicht zu sehr im Passweg der Fängers steht (egal zu wem).
    AUßerdem solle er - anders als alle anderen - nicht permanent mit einem Lauf in die Räume den Ball fordern, wenn er gedeckt wird, da sonst die ganze Mitte frei wird und, wenn der Fänger irgendeinen anspielt un dder Pass missglückt, der Gegner alleine auf unser Tor zuläuft.


    Das war eigentlic alles, was ich mannschaftstaktisch angesprochen habe. Jeweils ein paar Minuten bei 2-3 Spielen, mehr war das nicht. Ich war auch nicht so naiv zu glauben, dass das perfekt klappen wird, tat es auch nicht. Gerade das "nicht-statische", nicht-alibimäßige Lösen vom Gegenspieler (in der U11 reicht ein ausfallschritt nicht mehr aus auf höherem Niveau) geht nicht von null auf gleich-


    Das die Ausgangslage:
    Am letzten Tag des Trainigslagers hatten wir noch ein Testspiel gegen ein gutes NLZ. Die Kinder waren körperlich und mental platt, der Platz sehr schmal, aber lang und der Rasen war eher Matsch. Wir kamen nicht ins Spiel und so entschied ich mich die beiden letzten Drittel im 2-3-1 zu spielen. Irgendwelche taktischen Anweisungen habe ich nicht gegeben, abgesehen von der Formation.


    Da fragt mich einer der beiden Verteidiger:
    Sollen wir jetzt breit stehen, aber dann ist ja die Mitte völlig frei. Wenn wir aber zental stehen, dann stehen wir zu dicht nebeneinander und alle anderen Passwege sind auch zu.!!!!


    Mit solch einer berechtigten und präzisen Frage hatte ich null gerechnet. Aber natürlich muss ich seine Frage beantworten, oder? Das ist klar Mannschaftstaktik, aber alleine eine Formation ist ja schon mannschaftstaktik und selbst in der U9 macht wohl jeder eine Formation.
    Ich habe dann in 2 Sätzen gesagt, dass sie ungefähr auf der STrafraumecke stehen sollten, damit sie sowohl selbst anspielbar sein können, als auch alle anderen Kriterien gut ermöglichen können.
    Dieser Junge hatte (und hat) sicherlich unglaubliche Spielintelligenz, aber davon hatte ich in der Mannschaft 4-5 (von 9 Feldspielern). Auch 1-2mal das genaue Gegenteil, ohne Frage.


    Solche Spieler erkennen schnell, wenn der Trainer keine wirkliche Taktikkompetenz hat und sich Woche für Woche quasi selbst widerspricht..



    Muss gerade abbrechen, wie ich finde interessantes Thema.
    Wie soll ich denn jetzt stehen.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • @Sir Alex


    Sicher hast du schon mitbekommen, dass ich deine letzten Beiträge gelobt habe. So wie auch diesen! Denn es ist ein gutes Beispiel für praktizierte Taktik, die bereits in groben Zügen auch im unteen Jugendbereich bei entsprechenden Trainerfähigkeiten zu einem guten Team gehört.


    Ich denke mal, die meisten Leser haben die Beschreibung und Begründung deiner Defensive (mal mit 3 und mal mit 2 Abwehrspielern) sehr gut verstehen können.


    Wenn du gestattest, möchte ich gern noch den Part aus Sicht des Torwarts ergänzen:


    Ein gutes Umschaltspiel ist bei leistungsstarken Teams häufig dann zu beobachten, wenn der Torwart entweder gar nicht eingreift oder er den Ball lediglich weiterleiten muß. Schwierig wird es manchmal dann, wenn die Spieleröffnung per Abstoß erfolgt. Wie bereits sehr schön von dir beschrieben, werden den Abwehrspielern zwar "offene" Positionen vorgegeben, die jedoch leider vom Gegner gut "zugestellt" werden. Und weil das natürlich auch der Trainer erkennt, weiß er "taktisch" nicht so recht, wie man das lösen soll? Denn steht das eigene Team bereits bei der Spieleröffnung unter Gegnerdruck, dann ist der Ball meist schon beim 2. oder 3. Pass wieder futsch. Problematisch ist es nicht, wenn der Ball an der Außenbahn verloren geht, weil dann das Zentrum noch gut steht. Aber geschieht der Ballverlust dort, so kann der Gegner leicht eine Chance daraus gewinnen. Meist wird der Ball auf die Außenbahn in den Lauf gespielt. Von der Grundlinie aus kommt der Paß ins Zentrum in den Rücken des Gegners. Dort braucht der Mittelstürmer nur noch seinen Fuß hinzuhalten und das wars!
    Man zieht dann ein Fazit für sich: "so kommen wir nicht ins Spiel"! Aber was kann man taktisch machen?


    Zunächst einmal gilt es die taktische Fehlerursache zu erkennen. Die liegt hier zunächst einmal beim Torwart. Der Keeper benötigt eine Reihe von taktischen Kenntnissen, die für den guten Spielaufbau wichtig sind, wie:


    1. Aktives Mitwirken
    Es wird häufig auch als Stellungsspiel interpretiert. Jedoch meint aktives Mitwirken die Aufmerksamkeit, gefährliche, gegnerische Pässe in den Raum rechtzeitig zu erahnen und diese Postion zu besetzen.


    1.1. Ballkontakt möglichst in vertikaler, statt in horizontaler Positon
    Ein Nachwuchskeeper im Flug bei einer Hechtparade! Wer kennt das nicht? Natürlich will der Keeper via Publikumapplaus gelobt werden. Aber ist das taktisch auch immer richtitg? Ein klares Nein! Denn der Keeper muß ja nach der Hechtparade (so schön sie auch ausgesahen haben mag) erst einmal wieder aufstehen, sich orientieren und kann erst dann den Ball wieder ins Spiel bringen. Bis dahin hat sich jedoch der Gegner schon in "na warte, dir zeigen wir es gleich" Stellung gebracht. Die Hechtparade sollte taktisch lediglich ein letztes Mittel sein, wenn man einen Stellungsfehler nicht mehr ausgleichen kann.


    2. Wie soll der TW den Ball verarbeiten?
    2.1. Zügig passen
    Hierbei ist es wichtig, den "ruhenden Ball" zu vermeiden, damit dem Gegner nicht die Zeit gegeben wird, sich zu sortieren, sondern durch einen zügigen (nicht überhastet) Pass zum Abwehrspieler oder das Mittelfeld (der zugepaßte Spieler darf selbst nicht unter Gegnerdruck stehen) eine gute Spieleröffnung zu leisten. Das Werfen sollte man erst ab der D-Jugend trainieren. Das Rollen oder passen mit dem Innenspann ist hier einfacher zu praktizieren.
    Wichtiger Hinweis hierbei ist, dass der TW bereits vor dem Ballkontakt wissen sollte, was er sofort danach machen will. Nimmt er den Ball erst an und überlegt dann, so ist stellt dies bereits die nicht gewünschte Situation eines "ruhenden Balls" da.


    3. Sollte der Keeper auch Bälle, die neben das Tor gehen, halten?
    Ja, sofern er sie sicher mit- oder aufnehmen kann! Denn so verhindert er den Abstoß und damit den schwierigeren Teil des Spielaufbaus aus "ruhendem Ball"!


    4. Spielaufbau beim Abstoß
    Weil man nicht immer einen Abstoß und damit den Spielaufbau aus ruhendem Ball vermeiden kann, bleibt dennoch die Frage, wie kann es der Torwart geschickter anstellen? Denn wir bereits geschildert, gibt die längere Ruhephase dem Gegner die zeit, um quasi im "Nachschuß" doch noch zum Torerfolg zu gelangen! Hierzu sollte der TW taktisch vermittelt werden, dass es nur 4 Anspielstationen (jeweils 2 x AV und 2 x Mittelaußen) gibt. Er soll den Ball möglichst schnell zurück holen und sich beim Umdrehen und den Blick auf die sich ihm dargestellte Situation (Position der eigenen und gegnerischen Spieler) sogleich für eine dieser 4 Anspielstationen entscheiden. Je nach Entscheidung sollte er den Ball mittig oder zu Seite positionieren. Denn je kürzer der Paßweg, je präziser kann er den Balldruck und Weg kontrollieren. Denn der angepaßte Spieler soll den Ball sofort kontrollieren können, statt den Ball zunächst mit der Brust, dem Kopf oder sonstwie annehmen zu müssen. Mit der zügigen Spieleröffnung kann der Keeper in den meisten Situationen die Zeit bis zur Spieleröffnung deutlich verkürzen und damit das Sortieren des Gegners durch Zustellen der Anspielstationen taktisch wirksam begegnen.


    Weil sich Fehler beim Spielaufbau fast immer fortsplanzen, lohnt es sich bis zum Ursprung zurück zu schauen! Früher sollte der Keeper einen gegnerischen Vorteil vermeiden, indem er den Ball möglichst weit nach vorn drosch. Heute hat man verstanden, dass der Keeper defensive, aber auch offensive Aufgaben hat. Jedoch versteht man taktsich häufig nicht, was das bedeutet. Genau deshalb hab ich mir die Taktik des vermeintlich ruhenden Balls herausgesucht. Denn hier wird es noch am Deutlichsten! Ich hoffe, ich ab es einigermaßen verständlich rübergebracht?

  • Sehr informativer Beitrag. Da ziehe ich meinen Hut, @Sir Alex!


    Durch gesammelte Erfahrungen und kritischem Hinterfragen des eigenen Handelns, bewege ich mich ebenfalls vom schwarz/weiß-Denken beim Thema Taktik weg. Hintergrund war unser letztes Spiel was wir 2:12 verloren haben. Danach sprach mich ein Vater an und fragte, wie ich mir das erklären könne das wir so hoch verloren haben. Ich habe meinen Standpunkt dargelegt und er meinte, dass die Jungs doch mehr Taktik lernen müssten, weil beim Zusammenspiel (Passpsiel) ja nichts klappt und der Gegner taktisch viel besser war. Auch Doppelpässe wären für seinen Sohn nicht möglich, da die anderen Spieler nicht auf der Höhe wären und wir taktisch schlecht stehen. Das Gespräch hat mich die letzten Wochen sehr beschäftigt, weil ich mich mit Kritik und Meinungen auseinandersetze. Um es kurz zu machen: Kurzzeitig war ich drauf und dran mehr taktische Elemente zu trainieren bzw. striktere taktische Vorgaben zu geben. Ich bin dann aber wieder abgerückt, weil ich mich erstens a bissl zu verrückt machen lassen habe und weil ich erkannt habe, dass...


    ... meine Mannschaft noch koordinative und technische Schwächen hat. (Trainingsschwerpunkt Koordination + Technik)
    ... ich meiner Mannschaft noch mehr Lösungen für Spielszenen an die Hand geben muss. (Trainingsschwerpunkt Spielintelligenz)
    ... meine Spieler wieder mehr "Selbstverantwortung" übernehmen müssen (im Training gebe ich Tipps / Situationen im Spiel müssen sie selber lösen können)


    Darüberhinaus bin ich aber dazu übergegangen ihnen mehr "taktische Tipps" mit an die Hand zu geben. D.h. wenn mir etwas beim Trainingsspiel auffällt, halte ich kurz an und erkläre ihnen was man da vielleicht besser machen könnte. Das bekannte "Wein'sche Frage-Anwort-Spiel".


    Nun aber noch zu den Fragen:

    1) JA, wenn die Mannschaft technisch und koordinativ auf einem sehr guten Level ist. NEIN, wenn es dort Nachholbedarf bzw. etwas Steigerungspotenzial gibt.


    2) Sie sollten das große Spektrum der Mannschaftstaktik entdecken und kennenlernen. Ich würde wahrscheinlich immer mal wieder eine kleine Übung dazu einbauen, um ihnen das Ziel vor Augen zu halten: "Da wollen wir mal hin. Das sollten wir irgendwann können."


    3) Kein großer Unterschied. Vielleicht kapieren sie in der U13 schon a bissl mehr von dem. Aber da setzt dann ja auch die Pubertät ein... :D


    4) Ich nenne es mal elementare Taktik. Und elementare Taktik sollte erlernt werden. Komplexe Taktik bis ins letzte Details ist mMn nicht nötig. Wie du schon sagst: Ab der C dann vielleicht verfeinern.


    Gruß,
    sb