Was soll man Eltern/Trainer von Stützpunktkeepern raten?

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  • In einem Gespräch mit Etern und Trainern über die Förderung von Nachwuchskeepern durfte ich mich zwar einerseits darüber freuen, dass es hier und dort ein Keeper dank eines Spezial-TW-Trainings höchsten Ansprüchen genügen konnte, andererseits gab es jedoch auch in der breiten Masse Kritik an der Nachwuchsförderung in den DFB-Stützpunkten.


    Folgende Kritikpunkte wurden genannt:


    1. Selektion: es gibt keine Infos, nach welchen Faktoren TW-Talente ausgesucht werden
    2. Förderung: entweder gib es gar keine TW-Training, nur ein gelegentliches TW-Training, kein altersgerechtes TW-Training, kein modernes TW-Training


    Auf meine Frage: "Warum lasst ihr denn eure Torleute nicht einfach zuhause, gab es jedoch betretenes Schweigen! Diese Frage war durchaus ernst gemeint, denn es ist einerseits kein Kunststück, wenn man sich Torleute aussucht, die ein paar mal öfter als die Altesgenossen einen Ball erfolgreich abwehren, aber man muß sich ja auch die Frage stellen: was wird aus ihnen?


    Wenn also die DFB-Stützpunkte aufgrund fehlender TW-Trainer, eines fehlenden Budgets diese Aufgabe nicht leisten können, so kann man doch durchaus darüber nachdenken, ob sich die Vereine des jeweiligen DFB-Stützpunkts gemeinsam für eine alternative TW-Ausbildung organisieren. Denn es gibt ja eine ausreichende Zahl von engagierten TW-Trainern im Jugendleistungsfussball in den Vereinen. Einfach mal Kontakt aufnehmen und sich bei gegenseitigem Interesse die Rahmenbedingungen dafür vereinbaren.


    Denn es wird vermutlich noch Jahre dauern, bis der DFB auch auf dieser Position über das nötige Know-How und einer ausreichenden Zahl von geeigneten TW-Trainern verfügt. Momentan steht man dort auf dem Standpunkt, dass selbst ein Bundesliga-Profi-Trainer, der bereits Nationalkeeper ausgebildet hat, keinen 12 jährigen DFB-Stützpunkt-Torwart trainieren darf, wenn er keine Mannschaftstrainer-Leistungslizenz hat. Solange es hier keine Leidensdruch auf höchster Leistungsebene gibt, wird sich wohl kaum etwas daran ändern, obwohl unsere Nachbarländer, in denen es längst TW-Trainer-Lizenzen gibt, bereits ein sehr viel besser organisiertes und qualitativ hochwertiges Nachwuchs-TW-Training anbieten können. So ist es auch nicht verwunderlich, dass z.B. immer mehr Schweizer Keeper sich für höchste Aufgaben in der Bundesliga anbieten können. Denn aus der größeren Masse an Nachwuchs-Keepern kommen dann auch mehr als 1 - 2 hochtalentierte Keeper pro Jahrgang in die weiteren Fördermaßnahmen.


    Gerne würde ich in diesem Zusammenhang etwas von euren Erfahrungen in den Stützpunkten erfahren? Vielleicht gibt es ja auch schon hier und dort gute alternative Lösungen aufgrund des fehlenden oder unzureichenden DFB-Stützpunktangebots?

  • In den hiesigen Stützpunkten scheint mir die Kompetenz dahingehend äußerst mau. Und wie von dir beschrieben findet auch kein Torwarttraining in vernünftigem Maße statt. Wenn ich richtig informiert bin haben wir einen Torwarttrainer für 9 Stützpunkte. Stützpunkt empfiehlt sich hier meines Erachtens aktuell nur als Durchgangsstation zur Verbandsauswahl für Torhüter. Der Trainingseffekt ist zu vernachlässigen.

  • @fak
    Danke erst mal. Habe gestern abend noch mit einem Stützpunkt-Verantwortlichen gesprochen, um mal die andere Seite der Medaille zu prüfen. Dieser meinte, es würden über den DFB-Koordinator schon seit Jahren die Versprechungen kommen, dass man gut qualifizierte TW-Trainer bekäme. Aber nichts würde passieren. Deshalb gäbe es auch unterschiedliche Handhabungen:


    1. Kategorie A: Stützpunkttrainer mit "Ader" fürs TW-Trainng
    Es gibt unter den Stützpunkttrainern einen Trainer, der eine Ader fürs TW-Trainng hat. Aber mit modernem TW-Training hat es deshalb nichts zu tun, weil ihm dieses Wissen, was aktuell nur über das Know-How von Vereinen im Profibereich erworben werden kann.


    2. Kategorie B: TW-Trainer für mehrere Stützpunkte
    Diese Leute haben häufig die gewünschten Fähigkeiten, um talentierte Nachwuchskeeper zu fördern. Allerdings ist das nur "ein Tropfen auf den heißen Stein". Denn zum einen sind sie häufig nur so lange geduldet, wie sich niemand beschwert. Denn es darf niemand wissen, dass diese Leute meist gar keine Mannschaftstrainer-Leistungslizenz (wie sie der DFB für alle Stützpunkttrainer verlangt) besitzen.


    3. Kategorie C: Talentförderung ohne TW-Position
    Hier werden entweder gar keine Kinder auf der TW-Position gesichtet oder für die gesichteten Keeper gibt es gar kein TW-Training. Während sich alle Feldspieler weiterentwickeln, ist für die meisten dieser Torleute dann Schluß, wenn sie weder auf dem Stützpunkt, noch im Heimatverein ein spezielles TW-Trainng bekommen. Denn aufgrund der ungleichmäßigen Flächenverteilung gibt es nicht für jedes Talent die realsistische Chance, in einem NLZ die fehlende Ausbildung zu erhalten.


    Vielleicht fühlt sich ja auch der ein oder andere DFB-Stützpunkttrainer angesprochen, seine unmittelbar erlebten Erfahrungen zu beschreiben?

  • Also meine Erfahrungen mit dem Stützpunkt Torwart-Training sind alles andere als gut. Die Techniken, die den Jugendlichen dort vermittelt wurden waren uralt und inzwischen komplett wiederholt. Nachdem ich mich mal mit den Stützpunkt-Trainern unterhalten hatte, und sie auf die Fehler, die sie teilweise den torhütern antrainierten hinwies, sind wir so überein gekommen, daß die Stützpunkt TW-Trainer teilweise bei mir im Vereinstraining hospitieren kommen. Leider darf ich ja die Nachwuchs Torhüter nicht selbst trainieren, da ich ja "noch" keine Mannschaftstrainer-Lizenz vorweisen kann. Das wird sich aber hoffentlich (bei Bestehen der Prüfung im Juni nächsten Jahres) dann ändern...
    Traurig finde ich nur die Verbissenheit der DFB-Verantwortlichen gegenüber den Torwart-Trainern ohne Mannchafts-Lizenz. Anstatt eine eigene Torwart-Trainerlizenz einzuführen (wie ja beim WFV bereits geschehen), halten die Herren Funktionäre und Verantwortlichen wieder mal an den (teilweise) total überholten Strukturen fest. Die Konsequenz daraus, kann man jetzt schon ansatzweise in der Bundesliga beobachten ---> die deutschen Torhüter in der Bundesliga werden weniger, die ausländische Quote nimmt auf dieser Position zu...


    LG BMW

  • @BigMacWilli


    Das ist schon mal ein guter Weg! Jedoch hängt es sehr viel auch vom jeweiligen DFB-Koordinator ab. Kümmert er sich um die Weiterbildung seiner Trainer, dann wird es auch immer einen guten Weg geben. Stellt er sich jedoch auf den Standpunkt des DFB, nachdem selbst ein Bundesliga-TW-Trainer keine ausreichenden Fähigkeiten für ein Stützpunkt-TW-Training besitzt, dann sind es TW-Talente auf den DFB-Stützpunkten, die letzendlich die Suppe auslöffeln müssen.


    Es liegt also ein Widerspruch darin, dass für Stützpunkte nach TW-Talenten gesichtet wird, ihnen jedoch anders als den Feldspielern kein modernes Fördertraining zukommt.


    Übrigens wurde mir ein Fall von einem DFB-Stützpunkttrainer, der haarsträubend ist. Weil dessen Sohn ganz gern ins Tor geht, hat er Bilder von dessen TW-Aktionen gemacht und diese auf DFB-Folien gebracht. Im Rahmen einer Kurzschulung sollen diese Bilder, die allesamt fehlerhafte TW-Aktionen zeigen, als DFB-Folien präsentiert worden sein.
    Man möchte gerne etwas machen, sogar den TW-Trainern der Umgebung helfen. Denn das Problem ist ja, dass der Laie gerade einem DFB-Stützpunkttrainer besonders vertraut und sich dieser Blödsinn dann auch noch in die Vereine multipliziert.


    Da muß endlich auch bei uns etwas auf den DFB-Stützpunkten passieren! Das Profil: DFB-Stützpunkttrainer mit DFB-TW-Leistungsausbildung paßt gar nicht. Denn ohne spezielle Vorkenntnisse kann man das Know-How nicht seriös in 40 Lerneinheiten vermitteln.


    Ich gebe BigMacWilli uneingeschränkt recht, dass die Kopie des Mannschaftstrainersystems nicht für die TW-Trainer-Ausbildung paßt. Man gewinnt sogar den Eindruck, dass es dem DFB gar nicht um die gute Ausbildung ihrer Nachwuchstrainer geht, sondern um zusätzliche Einnahmen für Teilnahmebescheinigungen, über deren Qualität sich streiten läßt.