Mannschaft kann nie aufholen

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  • Hallo, Liebe Kollegen,


    Meine B-Jugend (3/4 2000er Jahrgang, Rest 99er) kann einfach keinen Rückstand aufholen. Die letzten beiden Spiele waren wir jeweils die ersten 20 Minuten klar besser, kombinieren und spielen schönen Fussball. Doch statt unsere Chancen zu nutzen, nutzt dann der Gegner quasi eine Minichance. Und dann verliert sich das Spiel komplett. Nur noch die Hälfte kämpft und gibt alles, der Rest hat das Spiel aufgegeben. Die Mannschaft hat in der Vergangenheit nicht viele Erfolge gehabt. Auch fussballerisch war das lange Zeit nicht sonderlich ansehnlich. Aber zumindest letzteres ist mittlerweile besser. Wir kriegen immer wieder Lob, was für eine Entwicklung wir in kurzer Zeit gemacht haben. (Letzte Saison zum Beispiel: 1.Spieltag - 0:12 Niederlage; Rückspiel - 3:1 gewonnen; und das nicht irgendwie!)


    Beim vorletzten Spiel konnte ich die Mannschaft gut motivieren, die hat dann richtig gekämpft in der zweiten Hälfte. Und auch das letzte Spiel wurde nach der Ansprache besser. Aber alle kämpfen nicht, weswegen dann weitere blöde Gegentore fallen und wir dann teilweise hohe Niederlagen kassieren.


    Habt ihr Tipps für die nächsten 4 Trainingeinheiten? Folgendes habe ich geplant:


    - 1.Einheit: Sprint/Antrit (zu selten wird mal mit Tempo gearbeitet), Intensive Zweikämpfe (Kampfgeist zeigen und eben auch für das Spiel merken wie man mal nen Zweikampf gewinnt)
    - 2. Einheit: Intensive Zweikämpfe, Torschusstraining mit Passeinheit
    - 3. Einheit: Intensive Zweikämpfe, Passzirkulationen, Sprint/Antritt
    - 4. Einheit: Spielformen (Spielverlagerung, Verschieben)


    Sind das die richtigen Ansätze für die Themen oder sagt ihr: "Jung, du musst x und y trainieren?".


    Ich wäre dankbar für jeden Tipp. Ich denke am Dienstag wird auch eine kurze Ansprache kommen das jeder an seinem Ehrgeiz arbeiten sollte.


    UND: Hat vielleicht jemand eine Übung, die mir für diese Bereiche hilft? Ich habe zum Thema Passzirkulation unendliche Ideen und auch zu Sprint/Antritt mit Ball. Aber zu richtig guten Zweikampf-Übungen könnte ich was gebrauchen. Ich würde mich über Tipps freuen. :)

  • <p>Den Ansatz mit den Zweikämpfen finde ich gut, ob es jedoch ausreicht ist mMn fraglich. Wie ist die Mannschaft überhaupt im Training drauf? Dieses mentale Problem ist ja nicht plötzlich aufgetaucht, und genauso wenig wird es innerhalb von 4 Einheiten verschwunden sein. </p><p><br></p><p>Wie steht es mit dem Mannschaftsgefüge? Ist das Team eine Einheit oder Zweckgemeinschaft? Und gibt es echte Leader im Team? </p>

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Auch hier als Hinweis gemeint....


    -kennst du das Thema "taktisches 1:1 in der Defensive?


    -wenn nein ändere es. Fazit wäre, dass du nicht erkennen könntest, dass sie beispielsweise wie die allermeisten B Jugenden..wie C und A Jugenden besonders im Kreisligabereich und darunter DEFIZITE haben...die den wissenden Gegner dann immer wieder durch die Schnittstelle zum tödlichen Pass oder Konter gelangen lassen und das obwohl sie nach Vorne ganz gut sind!!!


    Siehe zu diesem Thema den anderen Thread.


    "Zweikampfhärte" kommt von Kampf oder hat mehr mit individualer Taktik zu tun???


    http://fussballtraining.com/blaetterfunktion/info7/

  • <p>Den Ansatz mit den Zweikämpfen finde ich gut, ob es jedoch ausreicht ist mMn fraglich. Wie ist die Mannschaft überhaupt im Training drauf? Dieses mentale Problem ist ja nicht plötzlich aufgetaucht, und genauso wenig wird es innerhalb von 4 Einheiten verschwunden sein. </p><p><br></p><p>Wie steht es mit dem Mannschaftsgefüge? Ist das Team eine Einheit oder Zweckgemeinschaft? Und gibt es echte Leader im Team? </p>

    Ja eben, ob es eben ausreicht. Es hat sich mittlerweile eine Mannschaft gebildet. Aber einige springen doch immer wieder raus. Aber das Gefüge stimmt soweit. Mittlerweile gibt es auch zwei Spieler, die auch versuchen die Mannschaft zu führen. Das brachte auch Besserung dadurch, es wird immer mehr positiv geredet. Aber nicht genug. Aber das Mannschaftsgefüge stimmt soweit. Aber es gibt einige Spieler, mindestens 4, die seeeeehr schüchtern sind, und das auch in Zweikämpfen.

    Ja das Thema kenne ich durchaus. Ich schaue mir deine Links mal an! Danke. :)

  • @bonyamin


    Verstehe ich dich richtig? Dein Team spielt ganz ordentlich nach vorn, aber ist nach Ballverlust nicht schnell genug hinter dem Ball?



    Mm, kann eine Reihe von Ursachen haben:
    1. Lange Pässe nach Ballgewinn. Dann kann das Mittelfeld und die Abwehr nicht schnell genug nachrücken und es entsteht ein Loch im Mittelfeld, was der Gegner bei Ballgewinn sofort nutzt
    2. Viele Quer- und einige Rückpässe beim Spielaufbau. Weil kaum Raumgewinn da, rückt die Defensive immer weiter auf und man ist offen bei gegnerischen Konter
    3. Einige Spieler übertreiben das Dribbling; die Kollgen schauen zu und schalten auf "Zuschauermodus", d.h. sie passen sich nicht mehr in ihrem Positionen der Bewegung des Balles an
    4. Unerfahrene, geistig und/oder körperlich langsame Spieler im Team


    Kämpfen allein macht es nicht, denn auch der Gegner wird seine Kraft in die Waagschale werfen. Wenn die Spieler merken, dass sie trotz größter körperlicher Anstrengung im Spielverlauf immer chancenloser werden, wird man allein durch Motivation das Spiel kaum noch umbiegen können.


    Statt hier allein in Richtung körperliche Fitness (z.B. Zweikämpfe, Dribbling und Torabschlüsse) zu trainieren, solltest du probieren, deine Mannschaft "geistige Fitness" zu verabreichen. Man nennt es auch Handlungsschnelligkeit. Denn wenn sie eine Situation schneller erkennen, als der Gegner, sind sie häufig als Erster am Ball und können sich viele Zweikämpfe mit dem Risiko des Ballverlustes schenken. Ohnehin sind nur die torentscheidenden Zweikampfgewinne von Bedeutung.


    Man spielt nur so gut, wie man trainiert. Deshalb ist deine Idee im Training etwas zu verändern genau richtig!


    Hier mal ein paar Vorschläge für Abschlußspiele mit Provokationsregeln:


    1. Rückpässe und/oder Querpässe sind verboten (hierbei trainierst du einen schnellen Spielaufbau)
    2. In der eigenen Häflte max. 2 Ballkontakte (trainiert zügigen Spielaufbau)


    3. Intensivierung des Abschlußspiels durch:
    a. auf jedem Hütchen der Spielfeldumrandung einen Ball positionieren
    b. schießt jemand den Ball ins aus, muß er ihn wieder holen
    c. der Gegner darf sich sofort einen Ball in der Nähe des ins Aus gegangenen Balls vom Hütchen nehmen und einwerfen
    d. der ins Aus gespielte Ball wird aufs nunmehr leere Hütchen positioniert.


    Es wird ein wenig Zeit dauern, bis es alle Spieler kapiert haben. Aber dann kannst du erkennen, wie deine Spieler schneller und besser in ihren Entscheidungen werden. D.h.:
    - die Pässe werden präziser, weil man sonst den Ball aus dem Aus holen muß und der Gegner während dieser Zeit einen Überzahl-Vorteil hat
    - die Torabschlüsse finden erst nach gut vorgetragenen Angriffen statt, weil der Ball sonst neben oder übers Tor geht und wiedergeholt werden muß
    - der Keeper hält mehr Bälle fest, statt sie zur Ecke ins Aus zu lenken


    Plane jedoch eine kürzere Zeit ein oder mache eine kurze Pause, denn es ist sehr viel intensiver.


    Hinweis: Genauso, wie man während der Warmmachphase Elemente des Trainingsschwerpunkts einbauen kann, darf auch das Abschlußspiel Scherpunktthemen behandeln.


    Falls das Ganze noch nicht so richtig funktionieren sollte, probier mal einige Übungen von Matthias Nowak zur Verbesserung der Handlungsschnelligkeit als Vorbereitung fürs Abschlußspiel. Wenn deine Spieler fitter im Kopf werden, werden ihnen die gruppentaktischen Übungen und Spielformen sehr viel leichter fallen.


    Würd mich freuen, wenn du uns über die Veränderungen berichtest?!

  • Nein, die Mannschaft stellt schnell genug um. Es sind fast immer alle hinter dem Ball, außer der vorderste Stürmer und maximal noch ein Spieler. Das ist nicht das Problem. Die Jungs gehen aber einfach in die Zweikämpfe und lassen sich zu leicht ausspielen.
    Wir spielen auch keine langen Bälle, nur selten wenn einer die Lücke sieht. Ansonsten wird aus der Abwehr heraus aufgebaut und der Ball auch mal bewusst quer Gespielt. Daran ist meines Erachtens auch nichts falsch. Ich trainiere bewusst auch mal die Situation den Angriff abzubrechen und neu aufzubauen, da finde ich die Übung kontraproduktiv der Mannschaft ein Abschlussspiel zu geben wo sie nicht zurückspielen dürfen.
    Das ist auch wenn ich das Spiel analysiere und mit anderen drüber spreche (die das Spiel selber sehen) auch nicht das Problem.


    Meiner Meinung nach werden die gegnerischen Spieler falsch angelaufen. Aber das ist mir auch erst aufgefallen, nachdem ich mich intensiver mit meinem Lehrbuch beschäftigt habe, wo es um das richtige Defensivverhalten im 1vs1 geht. Sprich, die Jungs laufen zu schnell an und können so überlaufen werden. Oder sie machen die Innenbahn auf und lassen den Spieler so nach Innen laufen. Statt ihm die Außenbahn anzubieten und dann gemeinsam mit der Außenlinie den Platz engzumachen. Da werde ich heute den Schwerpunkt sehen. Und eben auf Zweikampfführung. Einige der Jungs gehen wirklich nicht mit dem Körper in den Zweikampf und haben oft keine Chance dann.


    Sprich das 1vs1 defensiv ist ausbaufähig.

  • @bonyamin


    Also mit deinem Schlußteil kann ich was anfangen. Daran solltest du sicher arbeiten. Ich habe jedoch meine Zweifel, dass nur die Verhinderung gegnerischer Torchancen bereits eine erfolgreiche Wende herbeiführen kann?


    Ein 0 : 12 oder ein 1 : 9 läßt sich nicht allein durch ein ausbaufähiges 1 vs 1 im Defensiv-Verhalten erklären?


    Warum werden nach deiner Meinung deine Angreifer zum Abbrechen eines Angriffs gezwungen? Kann es sein, dass sie nicht zügig genug und präzise und mit dem richtigen Balldruck nach vorn passen und den nötigen Zug zum gegnerischen Tor haben?


    Gibt man dem Gegner genug Zeit, um sich zu sortieren, mögen die Ballstaffetten noch so schön aussehen, sie sind jedoch ineffektiv, weil sich kaum Tore dadurch erzielen lassen!


    Einfaches Spiel (z.B auf der Ballseite zu bleiben, um dort mit einfachen Pässen rasch in den Torabschluß zu gelangen) ist meist die bessere Variante. Gelingt das in ca. 10 Sekunden nach der Balleroberung vors gegnerische Tor zu gelangen, läßt sich meist eine Großchance hrausspielen. Danach hat man nur noch eine normale Torschance, wozu es dann immer ein Quäntchen Glück braucht.


    Prüfe einmal, wie häufig der Gegner eine Großchance hat und wie häufig dies deiner Mannschaft gelingt?


    Der/die Keeper kam bislang in deinen Beschreibungen noch gar nicht vor! Man kann noch so gut spielen, hat der Gegner immer den deutlich besseren Keeper zwischen den Pfosten, wird er das Spiel gewinnen. Aber beim 0 : 12 kann das nur eine von mehreren Ursachen sein.

  • Ich mag dir nicht Zustimmen. Das durch Ballstaffetten keine Tore erzielt werden, ist insofern richtig, das man per Querpass das Tor nicht trifft. Aber es ist falsch zu sagen, das sichere Ballstaffetten aus einem organisierten Angriff nicht effektiv sein. Wie gesagt, das offensiv-Spiel meiner Mannschaft passt. Wir haben genug Chancen, nutzen diese aber nicht. Es geht um das reine defensiv-verhalten. In der offensive komme wir vorallem zu Beginn des Spiels deutlich öfters zu einer Chance als der Gegner. Kein Witz. Selbst bei der letzten 0:6 Niederlage hatten wir ein Chancenplus. Das ist aber ein ganz anderer Punkt, an dem wir gerade arbeiten.


    Und auch der Torwart ist nicht das Problem. Sehr ambitioniert. Beim 0:6 aber tatsächlich 4 schwere Böcke geschossen und hat an dem Tag sein übriges zum Ergebnis getan. Er ist aber sonst ein sehr sicherer Rückhalt und auch unsere Nummer 2 ist mittlerweile eine sehr gute Alternative! Die Jungs bekommen auch mittlerweile ordentliches TW-Training. An denen liegt es nur selten mal. Schlechte Tagen sind denen auch mal vergönnt.


    Ich verstehe auch nicht ganz, warum es falsch ist (so lese ich das etwas heraus) wenn ein Spieler ein Angriff abbricht? Warum nicht. Warum einen Ballbesitz provozieren? Dann baut man neu auf und greift über den anderen Flügel an. SO funktioniert Fussball. Oder habe ich irgendwas verpasst, das man das nicht macht? Dann müsste die halbe Bundesliga ja aus schlechten Spielern bestehen, weil diese Angriffe abbrechen und neu aufbauen.
    Das Offensivspiel habe ich bei der Mannschaft gut organisiert mittlerweile. Und wenn wir alle Chancen nutzen würden (letztes Spiel 3 mal alleine aufs Tor und mehrfach gute Chancen) dann hätten wir mindestens 4 Tore machen müssen.


    Ich weiß, dass auch dort ein Schwerpunkt gesetzt werden muss. Deswegen würde ich das 1vs1 mit einem Torabschluss kombinieren. Aber primär sehe ich und auch andere und auch die Spieler selbst (!) die Schwäche klar im defensiven Zweikampfverhalten. Und daran würde ich arbeiten wollen. Dafür suche ich Tipps. Abwehrarbeiten sollte man im Angriff nciht vernachlässigen. Aber in der Offensive stehen sie gut und schalten auch schnell um. Es sind sehr sehr sehr selten Überzahlsituationen. Es sind oft meiner Meinung nach die falschen Entscheidungen. Wie oben geschrieben wird der Weg durch die Mitte aufgemacht, ohne das jemand diese Weg absichert. Statt den Spieler also wegzuhalten vom Tor wird er eingeladen näher zu kommen.

  • waren wir jeweils die ersten 20 Minuten klar besser, kombinieren und spielen schönen Fussball


    Und dann verliert sich das Spiel komplett. Nur noch die Hälfte kämpft und gibt alles, der Rest hat das Spiel aufgegeben


    Bin etwas überrascht über die Antworten.


    Es kommen viele gut und auch richtige Ratschläge.


    Aber sind sie passend?


    Bis zum Gegentor spielt sie ja anscheindend ordentlich, macht offensichtlich vieles richtig, auch das was hier empfohlen wird.


    Die Mannschaft kann es ja offensichtlich.


    Das Gegentor wirft sie um. Die Hälfte der Mannschaft schenkt das Spiel her.


    Machen das nicht mehr, was sie vor gezeigt und gekonnt haben.


    Für mich stellt sich weniger die Frage, was sie spielerisch besser und richtiger machen könnte.


    Für mich ist das eine Charakterfrage. Und hier würde ich mal ansetzten.


    Ob es nun am Selbstvertrauen (oft bei häufigen Niederlagen) oder an grundsätzlichen Einstellungen
    liegt, dafür müsste man die Mannschaft und die einzelnen Spieler kennen.


    Ratschläge sind aus diesem Grund auch schwierig. Auf jeden Fall sind intensive Gespräche eine Hilfe.


    banal, aber kurzfristig umsetzbar, jedoch oft wirkungsvoll:


    Trainingsspiel, Mannschaft A beginnt mit 2 Toren Rückstand und hat die Aufgabe, den Vorsprung wett zu machen, während Mannschaft B lediglich die Aufgabenstellung hat, den Vorsprung zu verteidigen.
    auch mit zeitlicher Begrenzung.


    Bei Halbzeitrückstand im Spiel, das Spiel als abgehakt sehen und die 2. Hälfte als Eigenständig ansehen, das man neu angeht (evtl. mit einem Anreiz).


    unbedingt realistische Ziele vorgeben.

  • Okay, kann ich ja mal ausprobieren das Trainingsspiel mit 2 Toren Rückstand.
    Gespräche werden nun auf jeden Fall gesucht.

  • Kleine Ergänzung zu @guenter:


    Verklicker deinen Spielern im Training und im Spiel das es IMMER 0:0 steht. Egal ob ihr führt oder zurückliegt.


    Wenn wir führen, möchte ich von meinen Spielern die gleiche Einstellung und Bereitschaft sehen, wie als wenn wir hintenliegen. D.h. für sie muss das Ziel sein, ein weiteres Tor zu erzielen bzw. Gegentore zu verhindern. Bis meine Jungs verstanden haben, was ich damit bezwecke hat's a bissl gedauert. Ich habe ihnen erklärt, das es doch einfacher ist, nach einer Führung auf normalem Niveau weiterzuspielen als wenn wir zwei Gänge zurückschalten, der Gegner ins Spiel kommt und wir vielleicht sogar einem Rückstand hinterherlaufen müssen. Ist viel Kopfsache dabei. Deswegen bete ich es im Training und im Spiel oft rauf und runter. Irgendwann glauben sie es bzw. verinnerlichen das. Umgekehrt ist es ähnlich. Man reißt sich den Allerwertesten auf, erspielt sich Chancen und der Gegner macht das Tor. Sowas passiert halt. Das Motto muss lauten: Sche*** auf das Gegentor! Weiter geht's!


    Da muss man mMn schon im Training an der "Leidensfähigkeit" der Spieler arbeiten. Guenters Trainingsspiel zielt genau auf das ab und ist eine gute Sache.


    Gruß,
    sb

  • Bei den letzten Beiträgen drängt sich mit eine Frage auf.


    Es wird versucht bzw. gefordert, dass die Kinder immer mit der gleichen Einstellung ins Spiel gehen. Losgelöst vom Spielstand, etc.


    Wenn man aber gegen vermeinich deutlich unterlegene Gegner dem eigenen Team "Handicaps" zu verpassen - schwacher Fuß/Unterzahl/ Kontaktbegrenzung/etc. - steht das dann nicht dazu im Widerspruch?



    Hat jetzt nicht wirklich mit dem Thema zu tun und soll auch bewusst eine offen gestellte Frage sein, hat sich mir gerade einfach aufgedrängt.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Es wird versucht bzw. gefordert, dass die Kinder immer mit der gleichen Einstellung ins Spiel gehen. Losgelöst vom Spielstand, etc.


    Wenn man aber gegen vermeinich deutlich unterlegene Gegner dem eigenen Team "Handicaps" zu verpassen - schwacher Fuß/Unterzahl/ Kontaktbegrenzung/etc. - steht das dann nicht dazu im Widerspruch?


    für mich absolut nicht.


    du beschreibst hier als Beispiel ja eine andere Aufgabenstellung. Diese gilt es aber dann auch mit der richtigen Einstellung anzugehen.


    So wie beschrieben stimmt bei einigen Spielern einfach nicht die richtige Einstellung zu einem
    Fussballspiel.


    Für mich ist da keine Frage des Könnens, sondern des Wollens, und alles was damit zusammenhängt wie
    z.B. zu schnelles Aufgeben, Mutlosigkeit, wenig Glauben und Vertrauen auf die eigene Leistungsfähigkeit usw.


    Gründe, dass dies so ist, bei dem einen au,sgeprägter, bei dem anderen nicht so stark, gibt es viele.


    für mich ist das eine fussballerische Charakterfrage, die bereits in den Anfangsjahren des Fussballspielens
    durch den Trainer stark beeinflussbar ist und gefördert werden sollte.


    Diese Förderung der einzelnen Elemente, die ich gerne unter dem Oberbegriff "richtige Einstellung" oder
    auch als "Wille"
    zusammenfasse war für mich in den ersten Jahren immer wesentlich bedeutender als z.B. die taktische Aufstellung zum Spiel.

  • @guenter


    Ich bin absolut bei dir, was die Einstellung zum Sport geht.
    Auch, dass man das eben frühzeitig anpacken muss, um hier positiv wirken zu können.


    Ich lege diesen Fokus auch längst früh darauf - vor allem, da ich mal ne Manschaft hatte, die alles richtig auseinandergenommen hat. Bzw. eben nur fast alles, denn gegen die richtig guten Gegner oder in "unangenehmen" Spielen/Spielsituationen haben sie eher "verstecken" gespielt.


    Bei allen folgenden Mannschaften habe ich daher, Mut und Selbstvertrauen ( eben gerade in schwierigen Situationen mutig den Ball zu fordern, zu agieren, auch auf die Gefahr des spielentscheidenen Fehlers) und dort war es dann so, dass die Mannschaften oft erst gegen gute Mannschaften, in schwierigen Situationen ihr volles Potential zeigte.


    Die Psyche, also Siegeswillen ( nicht nur gewinnen wollen), Mut, Risikobereitschaft macht auf ähnlichem Niveau so viel aus.
    Und mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass man hiervon Jungen Jahren ( ab d oder c Jugend kaum noch) so positiv wirken kann als Trainer.


    Für Fairplay ( also keine Unsportlichkeiten, hartes Spiel ist was anderes) gilt genau das gleiche.



    Aber zu meiner Frage zurück.
    Ich denke schon es ist schwierig den Jungs diesen Siegeswillen ( in jedem Trainingsspiel, Trainingswertkampf sein bestes zu geben) schwerer vermitteln/einfordern kann, wenn man als Trainer regelmäßig Maßnahmen in Spielen ergreift, die deutlich signalisieren, dass man sich für deutlich besser einschätzt, als den Gegner.
    Wenn, dann muss man solche Maßnahmen, also schwacherfußabschluss, Kontaktbegrenzung oä eben nichtvausschlieich gegen klar überlegene Gegner als Ziel ausgeben.
    Dann hat man in jedem Spiel einen Schwerpunkt - der eben auch den Erfolgfall beeinflussen kann - den man besonders heraushebt.


    Ich glaube, man muss als Trainer sonst aufpassen, dass man die Kongruenz verliert, wenn man "Willen" einfordert, aber selbst zwiespältig diesbezüglich rüberkommt.
    Das ist ein zweischneidiges Schwert, nicht leicht den besten Weg zu finden.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ich denke schon es ist schwierig den Jungs diesen Siegeswillen ( in jedem Trainingsspiel, Trainingswertkampf sein bestes zu geben) schwerer vermitteln/einfordern kann, wenn man als Trainer regelmäßig Maßnahmen in Spielen ergreift, die deutlich signalisieren, dass man sich für deutlich besser einschätzt, als den Gegner.
    Wenn, dann muss man solche Maßnahmen, also schwacherfußabschluss, Kontaktbegrenzung oä eben nichtvausschlieich gegen klar überlegene Gegner als Ziel ausgeben

    stimme dir zu. Leider war ich immer in einem Bereich tätig, in dem die Leistungsstärke der Gegner
    doch sehr stark differenzierte. Dadurch konnte ich aber das Anforderungsprofil immer danach ausrichten.


    Wie es nun bei immer in etwa gleich starken Gegner zu händeln ist, fehlt mir die Erfahrung.


    Aber dazu gibt es ja das Training, das doch wesentlich mehr Möglichkeiten gibt,als das Spiel, allein schon zeitlich. Die Möglichkeiten des Trainings in Bezug auf "Einstellung" werden für mich im Gegensatz zum Spiel
    doch offensichtlich stark unterschätzt.

    Ich glaube, man muss als Trainer sonst aufpassen, dass man die Kongruenz verliert, wenn man "Willen" einfordert, aber selbst zwiespältig diesbezüglich rüberkommt.


    nicht einfach, aber das darf nicht sein. Ich muss als Trainer glaubwürdig rüberkommen.

    Das ist ein zweischneidiges Schwert, nicht leicht den besten Weg zu finden


    wem sagst du das? da fängt der Trainer an.

  • @bonyamin


    Es gibt wohl viele Hobbymannschaftstrainer, die in der Bundesliga Hilfe suchen und sich dann wundern, warum es beim eigenen Team nicht funktionieren will. Auch Eltern mit "Fernseh-Bundestrainerlizenz" können dazu beitragen, dass man glaubt so spielen zu müssen wie in der Bundesliga.


    In den Anfangsminuten eines Spiels ist die Konzentration meist noch hoch genug, damit man ein paar Ballstaffetten ohne Fehlpaß hinbekommt. Aber danach werden die Ballverluste immer häufiger und die Kraft, ihn hinterher laufen zu müssen fehlt immer mehr.


    Der Bundesliga-Fussball soll eine gute Kombination zwischen Show fürs Publikum und sportlichem Erfolg für die Sponsoren sein. Der Dorffussball ist weder das Eine noch das Andere. Deshalb sind allein Ballstaffetten eine brotlose Kunst, wenn sie nicht mit Torerfolgen kombiniert werden können.


    Um es mal ein wenig provokativ zu forumulieren: Was nützt eine Zweikampferfolg im Mittelfeld, wenn man es versäumt, eine gute Torchance daraus zu erzielen, weil der Trainer schöne Ballstaffetten sehen will? Genau deshalb sollen die Kids lernen, das der Vertikalpass dem Horizontalpass vorzuziehen ist und dass der Abbruch eines Angriffs nahezu immer die Folge von zu wenig Raumgewinn ist.


    Der blose Ballbesitz (wie er derzeit gern von BuLi-Spitzenteams gespielt wird), damit der Gegner kein Tor schießt, nützt deinem Team nur solange etwas, wie es noch nicht in Rückstand geraten ist. Als vergiß am besten den Bundesligafussball, wenn du mit deinem Team weiterkommen willst. Lass sie einfach kombinieren und investiere genauso viel Zeit in die Offensive wie in die Defensive.


    Folgende Mittel funktionieren fast immer sofort:
    1. Eigener Ballbesitz
    Zügig über die Außenbahnen nach vorn passen. Dabei soll der letzte Paß so erfolgen, dass der Angreifer den Ball mit dem Gesicht zum gegnerischen Tor verarbeiten und aus zentraler Position abschließen kann.


    1.1. Was macht man mit dem "einfüßigen Angreifer"?
    Manchmal ist es nicht die Taktik, sondern das Vergeben von aussichtsreichen Torchancen. Nicht selten kann ein einfaches Mittel große Wirkung haben, wenn man die Positionen im Angriff tauscht.
    Leider verpaßt man gute Torchancen, weil der Rechtsfüßler häufig rechts am kurzen Pfosten vorbeischießt oder sich der Ball am langen Pfosten vorbei dreht. Beim Linksfüßler ist es die andere Seite. Tauscht man die Positionen, so hat der "Einflüßler" zwar im Dribbling einen kleinen Nachteil, weil der den Ball an der für ihn ungünstigeren Seite führt, aber für den Torabschluß hat er jetzt die gesamte Breite, weil er schon früh mit seinem starken Fuß nach innen zieht und dort mit mehr Gefühl im Fuß erfolgreich abschließt. Das funktioniert nicht nur bei Robben, dass funktioniert eigentlich fast immer, wenns nur am Torschuß liegt.


    2. Gegnerischer Ballbesitz
    Statt sofort nach Ballverlust zum Rückgewinn zu attackieren, erst einmal fallenlassen (und dem Gegner schöne Ballstaffetten ohne großen Raumgewinn gestatten). Erst im eigenen Drittel wird der ballführende Gegner angelaufen, um ihn über die eigene dichte Staffelung zu einem Fehlpaß zu provozieren.


    3. Umschaltprozeß
    Wird der Ball im eigenen Drittel erobert, ist der Gegner fast immer sehr weit aufgerückt. Wird nun der Ball zügig an der Außenbahn nach vorn gepaßt, so kann man mit 2 Spielzügen (1. Abwehr an Mittelfeld, 2. Mittelfeld an Angriff) vors gegnerische Tor gelangen und bekommt dabei den gewünschten Raum zum Kontern.


    Die beschilderten, deutlichen Klatschen lassen leider den Schluß nah, dass es nicht so so komplizierte, sondern einfache erfolgreiche Mittel in eurem Spiel braucht, um erst einmal wieder "Land zu sehen".

  • TW-Trainer:


    Was hat das bitte mit "Hobbyfussballtrainer der sich in der Bundesliga Hilfe sucht" zu tun, wenn ich meiner Mannschaft beibringe ordentlichen Fussball zu spielen. Sorry, aber dafür habe ich null Verständnis! Solche Leute mag es geben, aber wenn ich meiner Mannschaft ein gepflegtes Passspiel aufgebe, die Mannschaft das gut findet und selbst merkt, das dadurch Sicherheit entsteht, die Zuschauer, der Gegner und meiner Trainerkameraden die Entwicklung dahin loben, dann sehe ich mich absolut in meiner Philosophie bestätigt!


    Ich nehme gerne Tipps an! Aber man sollte auch mal als erfahrener Foren-User akzeptieren, wenn andere Trainer anderer Meinung sind. Wir haben am Freitag übrigens 2:1 gewonnen, waren klar überlegen, haben gekämpft und haben kombiniert! Und das beste daran ist, wir hatten alle Spaß - die Zuschauer, weil wir schönen Fussball gespielt haben, wo eben nicht immer Blind nach vorne gerannt wird...
    Und ganz ehrlich: Lieber verlieren wir mit gutem Fussball, als dem Ergebnisfussball zu verfallen - Meine Meinung.

  • Ich verstehe auch nicht ganz, warum es falsch ist (so lese ich das etwas heraus) wenn ein Spieler ein Angriff abbricht? Warum nicht. Warum einen Ballbesitz provozieren? Dann baut man neu auf und greift über den anderen Flügel an. SO funktioniert Fussball. Oder habe ich irgendwas verpasst, das man das nicht macht? Dann müsste die halbe Bundesliga ja aus schlechten Spielern bestehen, weil diese Angriffe abbrechen und neu aufbauen.

    @bonyamin


    Erst einmal Glückwunsch zum Erfolg.


    In der Tat wäre es ein interessantes Thema, ob "gut zu verlieren" besser ist als "schlecht zu gewinnen!


    Ich habe auf deine erste Antwort reagiert, in der du schreibst, dass die halbe Bundesligamanschaft ja aus schlechten Spielern bestehen würde, weil sie Angriffe abbrechen und neu aufbauen. Dazu habe ich gesagt, dass für die Bundesliga andere Maßstäbe gelten als für eine Dorfmannschft mit Hobbyspielern und Hobbytrainern. Dies war keineswegs abwertend gemeint. Zusätzlich habe ich einige Beispiele angeführt, die helfen könnten, wenn du das Gefühl hast, sie würden euer Spiel verbessern und erfolgreicher gestalten. Aber niemand zwingt dich, weshalb es gar keinen Grund gibt, beleidigt zu reagieren.


    Übringens gebe ich dir recht, dass es beim Nachwuchsfussball weniger umd Titel und Pokale ankommt, sondern um eine mittel- und langfristig angelegte Unterstützung für den Hobbyfussball. Die Talentförderung sehe ich als separaten Zweig. Allerdings gibt es keinen zwangsläufigen Widerspruch zwischen guter Trainingsarbeit und zeitnahen, sportlichen Erfolgen. Denn es ist m.E. ein Irrglaube auf dem Platz etwas von seiner Mannschaft zu erwarten, was man nicht vorher intensiv trainiert und "gefestigt" hat. Definiert man jedoch nicht alters- oder leistungsgerechte Ziele, dann kann es im Wettkampf schon mal in die Hose gehen.


    Aber vielleicht hat ja der kürzlich errungene Sieg dazu geführt, dass du Unterschiede zwischen dem Spiel deiner Mannschaft bei den vorherigen deutlichen Niederlagen und dem jetzigen Sieg erkannt hast? Es sei denn, die einen Gegner waren sehr viel stärker und der letzte Gegner eine "Gurkentruppe"? Vielleicht ist es ja auch ganz anders, dass dein Team in der C-Jugend-Zeit jeweils unzureichend ausgebildet in die B-Jugend wechselten, weshalb du länger brauchstest, um sie ans Niveau eurer B-Jugendliga zu gewöhnen? Dafür könnte die 0 : 12 deutliche Hinspielniederlage und der 3 : 1 Rückspielsieg sprechen. Meistens gibts eine Kombination aus mehreren Ursachen. Da müßte man schon mehr Details wissen.

  • TW-Trainer:


    In der Tat sehe auch ich starke defizite in der Fussballerischen Ausbildung in den vorherigen Jahren. Die Jungs konnten teilweise keine Ballannahme, hohe Bälle kamen _nie_ an. Keiner konnte mehr als 5mal den Ball in Folge hochhalten. Mittlerweile ist da einiges aufgeholt. Das Passspiel war katastrophal. Jeder Ball verhungerte auf dem Weg zum Mitspieler. Das wurde aufgearbeitet, und da sieht man sicherlich auch einen Unterschied letztlich.


    Das war auch keines Falls böse gemeint, ich schaue mir gerne Fussball im Fernsehen an, würde aber nie verlangen, dass meine Jungs so spielen wie die im Fernsehen, das geht einfach nicht. Ich bin zum Beispiel auch ein Feind des Fussballs von Pep Guardiola mit dem Ball-Geschiebe, das sollen meine Jungs nicht machen, die sollen aber nicht jeden Ball direkt nach vorne zum Tor bringen, sondern auch mal kontrolliert das Spiel neu aufbauen. In einigen Situationen verlange ich dann auch mal schnelle lange Bälle über die Abwehr, wir reagieren also auch auf den Gegner. Aber versuchen erstmal unser Spiel durchzudrücken.

  • die sollen aber nicht jeden Ball direkt nach vorne zum Tor bringen, sondern auch mal kontrolliert das Spiel neu aufbauen.

    Hey Bonyamin!


    Na, dann haben wir ja sämtliche Mißverständnisse ausgeräumt.


    Ich habe mal einen Teilsatz bei dir herausgegriffen, um einen Bezug zum Umschaltspiel aufzubauen. Ein schnelles Umschaltspiel kann dann Vorteile bringen, wenn nach der Balleroberung ein Vorteil entsteht, durch die man eine Großchance (Spieler kann allein aufs gegnerische Tor dribbeln) entsteht. Ist dieser Vorteil nicht gegeben, so läßt sich aus einer Balleroberung im Umschaltprozeß lediglich eine normale Torchance (Ballstaffette mit Torabschluß) gestalten.


    1. Beispiel für Umschaltprozess mit Großchance
    Die eigene Mannschaft hat sich nach dem Ballverlust in der gegnerischen Hälfte zunächst zurück gezogen, sodass die Abstände untereinander nach hin immer dichter werden. Man läßt den Gegner den Ball bewußt in dessen Hälfte spielen, sodass er immer weiter aufrückt, bis schließlich der Libero oder die 6-er bis an die Mittellinie aufgerückt sind. Statt Zugriff aufs Spiel durch Attacke des Ballführenden zu gelangen, wird der Raum im eigenen Drittel soweit kontrolliert, dass ein Fehlpaß des Gegners provoziert wird. Nach der Balleroberung im eigenen Drittel werden selbst dann, wenn kein unmittelbarer Gegenspieler Druck auf den Ball ausübt, sofort an einen ballnahen Mittelfeldspieler gepaßt. Auch der Mittelfeldspieler macht selbst ohne Druck keine "Meter", sondern paßt sofort an den Angreifer, der den Pass erahnt und in torgefährlichen Raum sprintet, von wo aus er den Paß kontrollieren und gezielt am Keeper vorbei in eine Torecke plazieren kann.


    2. Beispiel für Umschaltprozess mit normaler Chance
    Nach der Balleroberung in der eigenen Hälfte wird die Kugel via Kurzpaßspiel nach vorne getragen. Je nach dem, wie schnell der Gegner nun Druck auf den Ball ausüben kann, findet einen Seitenverlagerung per Rück- oder Querpaß statt. Geduldig wird das Leder durch die Reihen gespielt, um eine Unaufmerksamkeit des Gegners auszunutzen und einen Pass in die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr zu probieren. Hier soll der Angreifer den Ball im Laufduell gewinnen und einen Torabschluß probieren.


    Die Schwierigkeit aus "normalen Torchancen" ausreichend Tore zu erzielen besteht nicht nur aus der gegnerischen Stärke, sondern aus der Verunsicherung heraus, ob man einen Tempodribbling wieder abbricht, wenn der Gegenspieler schon parallel nebenher läuft. Nimmt man aber das Tempo aus dem Dribbling, um z.B. zu kreuzen oder zum Mitspieler zu passen, dann gibt man dem Gegner genügend Zeit, um sich zu sortieren und die Chance ist wohlmöglich dahin.


    Bei einer Großchance sollte man mit wenigen Ballkontakten möglichst innerhalb von 10 Sekunden nach der Balleroberung zum Torabschluß kommen. Denn dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein hoch aufgerückter Gegner nicht mehr rechtzeitig hinter den Ball kommt und man diese augenblickliche Unordnung in dessen Rückwärtsbewegung für sich ausnutzen kann.


    Ein Mittelfeld- oder Angriffspressing birgt stets die Gefahr, dass man nach der Balleroberung zunächst zurück spielen muß, weil sich im ballnahen Bereich kein Anspielpartner findet und sich genug Gegner in der zentralen Achse befindet, wodurch der Ball gleich wieder verloren geht.


    D.h. dort, wo ich nach Ballgewinn am besten etwas mit dem Leder anfangen kann, dort ist auch der beste Raum zur Balleroberung und zum Umschalten von Abwehr auf Angriff. Je länger der Spielaufbau dauert, je geringer ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Großchance.


    Ein Optimum im Spielaufbau wird erreicht, wenn der Gegner keine Druck auf den Ball ausüben kann und man ohne einen einzigen Zweikampf (bei dem immer ein Ballverlust droht) zum Torerfolg gelangt. Ob jetzt der Abschluß dadurch erfolgt, dass der Ball nur noch in eine Ecke geschoben oder der mitgelaufene Angreifer nur noch den Fuss hinhalten muß, das ist unerheblich.